Einzelbild herunterladen
 

Nr. 339+ 38.Jahrgang

Groß- Berlin

Der Bücherwagen.

Beilage des Vorwärts

Donnerstag, 21. Juli 1921

zusammentreten wird, kann die Notverordnung vor Die Ablöschung gestaltete sich etwas schwierig, da nur mit fleinem Ende nächster Woche nicht veröffentlicht werden.

Löschgerät gearbeitet werden konnte. Nach etwa anderthalbstündiger Verkehrspause konnte die Straßenbahn wieder den Verkehr durch den Tunnel aufnehmen.

Die Befürchtungen der oben erwähnten Notiz sind übrigens nicht begründet. Sämtliche von der früheren Stadtverordnetenver­jammlung oder den Bezirksversammlungen gewählten Mitglieder von Die Gültigkeit der Stadtbahnfahrkarten. Zu dem Tarif zur Berwaltungsämtern der Stadt, insbesondere auch die unbesoldeten Beförderung von Personen im Berliner Stadts, Ring- und Vorort­Die Zahl der Bücherwagen, die jetzt an den Ecken der Haupt- verordnete oder Bezirksverordnete waren, sind nicht nur berechtigt, farten auch zur Fahrt nach einzelnen Vorort stationen be Stadträte und die Mitglieder der Deputationen, auch wenn sie Stadt- berkehr ist jetzt durch eine Verfügung der Eisenbahndirektion Berlin eine Ergänzung ergangen, wonach die Stadt- und Ringbahnfahr­verkehrsstraßen stehen, hat sich seit Striegsende bedeutend vermehrt. sondern verpflichtet, ihre amtliche Tätigkeit bis zum Antritt ihrer nugt werden fönnen. Will z. B. ein Reisender vom Alexanderplatz Das beruht auf einer sehr verständlichen Wechselwirkung. Der Haupt- von der neuen Gemeindevertretung zu ählenden Nachfolger fortzu- nach dem Wedding fahren, so mußte er bisher bei der Benutzung grund dieser Vermehrung ist natürlich der, daß mit dieser Art Bücher setzen. Der Oberbürgermeister fann sie hierzu anhalten, was bereits der Stadtbahn entweder über Westend oder über Stralau- Rummels verkauf vielen eine Erwerbsquelle erschlossen wurde. Eine erhöhte durch die gestern veröffentlichte Rundverfügung des Magiftrats ge- burg fahren. Jetzt fann er sich einen Teil dieses Umweges dadurch Nachfrage nach alten Büchern, der ein gleich startes Angebot gegen- fchehen ist. Die Stadtverordnetenversammlung wäre übrigens für ersparen, daß er auf dem Lehrter Stadtbahnhof umsteigt, vom übersteht, sichert eine gewisse Rentabilität des Handels. Wirtschaft die nächsten sechs Wochen ohnehin in die Ferien gegangen. Der Ma- Lehrter Bahnhof einen Vorortzug nach Nauen oder Wuſtermark bis lich Not zwingt den einen, sich von seinem Bücherschatz zu trennen, giftrat hätte auch unter normalen Berhältnissen jeßt einige Wochen zum Bahnhof Putligstraße benust und dann mit einem Ringzuge und den anderen Bücher im Altverkauf zu erwerben, weil neue zu auf eigene Berantwortung verwalten müssen. nach der Station Wedding weiterfährt. teuer sind. Das trifft für gute Literatur zu. Daneben wird nämlich Schund verschiedenster Art und Herkunft auf manchen Bücherwagen abgeladen.

-

-

Die Leutchen vom Altbücherverkauf haben sich die ergötzlichsten Fahrzeuge zurechtgezimmert: von dem mit Brettern überdeckten Drei­rad bis zum vierrädigen Plattenwagen mit Hundegespann. Einige Händler verkaufen ausschließlich neue oder nur gute Bücher. Und hier taucht eine Frage auf: wo find die Bücherwagen der Jugendorganisationen, welche gute Bücher zu billigen Preisen im Straßenhandel vertreiben wollen? Die Preise, die der Bücherwagen fordert, sind ganz verschieden. Für 50 Pf. fann man fleine Romanbändchen oder Broschüren erwerben, und für 400 m. Berfe, die vor 1000 Jahren geschrieben worden sind und in altem gelben Schweinsleder prangen. Man findet unter den Berkäufern auch Fachleute. Aber auch oft verständnislose, die sich bei der Preis­berechnung nach dem Einband und Titel des Buches, richten. So ist es möglich, daß man Wertwolles für billiges Geld erhält. Solch ein Bücherwagen ist ein fleiner Zeitspiegel. Bor allem fündet er gegen wärtig die jüngste Bergangenheit an: den Krieg und die Revolution. Kriegsliteratur Marte Ullstein und Scherl in Menge. Die neue Seit offenbart sich in Schriften über Staatsbürgerfunde und die neuesten Zeitereignisse; auch die Schriften der 3. Internationale fehlen nicht. Daneben ruhen die Klaffiter; Goethe und Schiller trifft man häufig, dann Gottfried Keller , Emile Zola , Lenau ufw. Und dann? Marlitt und Hedwig- Courths Mahler ( Armes Dorle"). Aber auch anderes wird angefündigt: Bon der Che"( mit Illustrationen), Wie foche ich"( mit Arzneirezepten) und wie werde ich reich". Die Leser des Buches sind arm geblieben, nur der Verfasser. Der Profeffor blättert gerade in einem mathematischen Wert. Ernst und würdig, wie wir es bei einem Gelehrten der alten Welt gewöhnt sind. Wir kaufen inzwischen einige billige Reclam- Bändchen und hoffen, daß der letzte Besitzer teine Seiten herausgeschnitten hat. Ein schlechter Vers oder eine gut gemeinte Widmung an Lina Müller laffen sich eher ertragen. Ein bißchen schmierig sind manchmal diese Bücher. Und darum sagt der Berliner zum Bücherwagen auch Schwartenschaufel. Der Bücherwagen war uns schon vor dem Kriege ein guter Bekannter, er ist vielen heute ein lieber Freund geworden, und mancher sucht auf ihm nach verborgenen Schäßen. Die meisten Berliner werden aber nicht wissen, daß viele von diesen fahrenden Buchhändlern gar nicht selbständig sind, sondern im Auf­trage großer Antiquariate arbeiten.

"

-

Die Straßenbahn ohne Gleise.

Neue Berliner Berkehrsprojekte.

Das Schicksal der AEG.- Schnellbahn ist, wie wir hören, mit Urteil des Landgerichts I noch nicht entschieden. Gegen das Urteil, welches bekanntlich die Gesellschaft von der Verpflichtung entbindet, den Bau weiterzuführen, hat die Stadt Berlin Berufung eingelegt, Die Erschließung neuer Verkehrsmöglichkeiten ist besonders für da der Magiftrat auf dem Standpunkt steht, daß das Bauwerk auch die Groß- Berliner Außenbezirke eine der wichtigsten Lebensfragen. bollendet werden muß. Da jedoch ein endgültiges Urteil in diefem Das Verkehrsamt der Stadt Berlin hat die Frage der Verkehrsver- Rechtsstreit möglicherweise erft in Jahren zu erwarten sein dürfte, befferung nach den Vororten eingehend geprüft, ob und auf welchem fo find neuerdings auf gütlichem Wege Verhandlungen angebahnt ege schon jetzt bei Billigkeit der Anlage und Wirtschaftlichkeit des worden, die im Bergleichswege zu einer Einigung führen lönnen; Betriebes ein Anschlußverkehr auch von bisher an das Straßenbahn- in der Hauptsache handelt es sich um die Wiederherstellung der nez noch nicht angeschlossenen Vororten sich eine Berkehrsverbesse- Straßenoberflächen. rung schaffen läßt. Die letzt geprüfte Möglichkeit ist die Ein- Buffer, Margarine und andere leicht schmelzende Feffe laufen richtung gleislofer Straßenbahnen", wie fie früher in der Hige leicht aus. Die Post nimmt Sendungen damit des bereits zwischen einzelnen Vororten von Berlin verkehrten. halb jetzt in der beigen Jahreszeit nur an, wenn die Fette in Diese Straßenbahnen haben in der letzten Zeit wesentliche Ber - festen Risten oder Stübeln verpadt sind. besserungen in den technischen Einrichtungen erfahren, so daß sie besonders in Amerika in den letzten Jahren mit gutem Erfolge ver­wendet werden konnten. Die wesentlichsten Unterschiede sind das Fehlen der Schienen, doppelte Oberleitung, gegen die von unten her ein Stromabnehmer gepreßt wird. Durch eine besondere Ein­richtung soll es ermöglicht werden, daß die Wagen auch in den Straßenzügen mit Straßenbahnschienen verkehren können, wodurch der Bau besonderer Schuppen in der Nähe der Endpunkte der Fahrstreden überflüssig wird, da die Straßenbahnhöfe auch für die Unterbringung der gleislofen Wagen benutzt werden können. Der Betrieb mit gleislofen Wagen stellt sich etwa um 50 Proz. billiger als bei Straßenbahnen, so daß auch bei einer etwas geringeren Benutzung der Wagen wirtschaftlich gearbeitet werden kann. Zum Beispiel fosten die Gleisanlagen für 1 Kilometer Straßenbahn in allereinfachster Ausführung heute rund 1,5 Millionen Mart, so daß ohne erhebliche Zuschüsse an die Erbauung neuer Streden ange­fichts der Lage der Stadt Berlin und auch der Straßenbahn nicht gedacht werden tann.

Der Poffscheckverfehr erftredt sich jetzt, Anfang Juli, auf 707 617 Stunden, 10 696 mehr als einen Monat vorber; er weist einen Umsatz von 32 920 000 Buchungen über 87 495 000 000 m. auf.

Vorwärts"-Lefer Beelitz Heilstätte tönnen den" Borwärts* jett

von Artur Klaunig am Bahnhof beziehen.

Bezirksbildungsausschuß Groß- Berlin.

Bom 22. bis 24. 8igeunerliebe" im Wallner- Theater. Eintrittskarten 7,50 M. Nachmittagsopern im Theater der Freien Boltsbühne am Bureau des Bezirksbildungsausschusses, Lindenstr. 3, 2. Hof, 4 Treppen, Bülowplay.( Spielplan an ben Anschlagfäulen.) Starten a 5 M. im Bimmer 12, geöffnet von 9-5 und Donnerstags sis 7 1hr, und bei den Bildungsausschusmitgliedern der Abteilungen.

Die Ausgabe der Abonnementsfarten und Marfen für die Feftfonzerte hat bereits begonnen. Wir bitten, dieselben abzuholen.

Die Dbleute der Kreisbildungsausschüsse werden gebeten, fofort die tarten für die Nachmittagsvorstellung am Sonntag, den 28. Auguft, im Deutschen Opernhaus abzuholen, da sonst anderweitig darüber verfügt wird. Als erstes Projekt ist die Verbindung von Weißensee mit Hohen- Am Donnerstag, den 15. September, nachmittags 5%, Uhr, in der Neuen Belt, Hasenbeide 108/114, Ausführung der Oper Die Walküre von schönhausen beabsichtigt, wo die Verhältnisse zurzeit fo liegen, daß Nichard Wagner, 1. Teil aus der Trilogie Der Ring der Nibelungen ", in man, um von dem einen nach dem anderen Ort zu gelangen, bei der erster Besetzung des Deutschen Opernhauses unter fünstlerischer Leitung des Benutzung der Straßenbahn über den Alexanderplatz fahren muß. Direttors Herrn Hartmann. Die Nachfrage ist sehr start; wir bitten die Als zweites Projekt soll dann die Anschlußmöglichkeit von Lichten Starten abzuholen. rade an den in Mariendorf liegenden Endpunkt der Straßenbahn ge­prüft werden. Bei der Verwendung der gleislofen Straßenbahnen muß die Frage der Stromversorgung eine Hauptrolle spielen, die sich leider nicht überall einwandfrei wird lösen lassen.

Auf der Brandstelle im Erdmannshof, Am Rottbufer Ufer 38/40, waren am geftrigen Tage vier Löschzüge der Berliner Feuerwehr vollauf mit Lösch- und Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Allent­halben schlugen die Flammen aufs neue empor, so daß mit mehreren Schlauchleitungen dauernd gearbeitet werden mußte. Die Feuer­wehrleute neungerling, Bartels und Pelz sind verletzt worden. Der Schaden ist ungeheuer. Nicht weniger als sechs Dach ftühle müssen erneuert werden. 46 Pferde fonnten aus dem 1. Stock troß des großen Qualms in Sicherheit gebracht werden. Die Brand­ftelle war von einer großen Menschenmenge dauernd umlagert, trotzdem von der Straße aus nichts beobachtet werden konnte.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

Heute, Donnerstag, den 21. Juli:

2. Rreis Tiergarten. 7 Uhr Kreisvertreterversammlung in der Aule der Dare­theenschule, Wilhelmshavener Straße. Ohne Legitimation tein Eintritt! Pünktliches Erscheinen der Delegierten notwendig.

Jungsozialisten. Gruppe Friedrichshagen . Uhr bei Scholz, Friedrichstr. 81, Bortrag. Friebrichshain. 7% Uhr im Ronferenzzimmer der Gemeinde­Schule, Straßmannstr. 6, Vortrag. Referent Kurt Wegener : Das Gebot ber Stunde". Das Erfurter Programm. Neukölln. Fällt aus, die Mit­glieder beteiligen fich am Abend in Treptow. Süben. Juristische Sprech­ftunde, Lindenstr. 8. 7% Uhr Diskussionsabend: Bon unserer Arbeit". Tempelhof- Marienberf. Spiele im Freien, Treffpunkt 7% Uhr Bahnhof Bahnhof Tempelhof. Treptow . Jugendheim, Elsenstr. 3, 7 Uhr Vor. trag: Architektonische Entwicklung".

-

Morgen, Freitag, den 22. Juli:

10. Kreis Behlendorf . 8 Uhr Borstandssigung in den Bureauräumen, Leffing­Straße 2, am Bahnhof Behlendorf- West.

Die Notverordnung für Groß- Berlin? Mehrere Blätter veröffentlichten eine gleichlautende Notiz, in der darüber Beschwerde geführt wird, daß die Notverordnung für Groß­Berlin noch nicht erlassen sei. Das führe zu unhaltbaren Zuständen. Schon trügen unbefoldete Stadträte Bedenken, an wichtigen Be­fchlüffen usw. teilzunehmen oder mitzuzeichnen. Sehr wichtige bringende Vorlagen fönnten nicht verabschiedet werden. Wie hierzu Ein Brand im Treptower Spreefunnel, der zu übertriebenen die PPN. hören, erfordert die Notverordnung, da gewisse Borschriften des Gesetzes vom 27. April 1920 mit abgeändert werden müssen, Gerüchten Anlaß gab, beichäftigte am gestrigen Nachmittag die Feuerwehr. In dem Tunnel war durch das achtlose Fort um das Zustandekommen unanfechtbarer Wahlen in Zukunft zu werfen einer brennenden Bigarre eines Fahrgastes fichern, eine genaue Durcharbeitung des Gegenstandes. Da fie nur der Straßenbahn die Rohrverpackung eines Abflußrohres der in vom Preußischen Staatsministerium aus in Uebereinstimmung mit dem Tunnel stationierten Bentrifugalpumpe, die das in der Unter- 86. dem ständigen Ausschuß des Landtages erlassen werden darf( Ar- führung sich aniammeinde Waffer von Zeit zu Zeit auszupumpen tikel 55 der Verfassung), dieser aber nicht vor Mitte nächster Woche hat, in Brand geraten, wodurch eine starke Berqualmung eintrat.

Die Rächer.

841

Roman von Hermann Wagner. Berachten Sie sich nicht selbst?" fragte sie, und flang weich, fast zärtlich.

das

Er ballte die Fäuste. Sie haben recht. Ich tue es. tue es in dieser Stunde.

Ich

Gie tat, als habe sie nicht gehört, was er gesagt hatte. Sie sind ein Mensch, der an sich verzweifelt," sagte sie in be­ftimmtem Ton, wissen Sie das nicht? Für Sie gibt es nur ein Mittel, das Sie retten fönnte, nur eines

Welches?" fragte er.

-

Sie brauchen einen Menschen, der Sie hält, der Sie führt, einen Menschen, dem Sie glauben, weil Sie unfähig find, sich selber zu glauben Einen solchen Menschen brauchen Sie. Er wäre Ihre Rettung." " Dummheit!" wütete er. Gehe ich nicht meinen Weg? Und bin ich ihn nicht mit Erfolg gegangen?"

"

Jeder Mensch geht einen Weg, und die meisten Menschen gehen viele Wege, bald den, bald einen anderen. Es kommt aber darauf an, daß man nur einen Weg geht und daß man an diesen einen, nur an diesen einen, glaubt, denn nur dieser eine Weg ist der eigene... Wieviele Wege sind Sie schon gegangen?"

zurüd.

-

" Haben Sie sich noch nie geirrt?" gab er ihr verbissen " In dem, was ich wollte, nie im Gegensatz zu Ihnen, Und der Sie sich nur in dem nicht irren, was Sie fönnen. es ist gar nicht soviel, was Sie vermögen, denn beim ersten großen Widerstand werden Sie schwach. So zum Beispiel jetzt. Öder glauben Sie im Ernst, daß Sie mich bezwingen?" Ich werde es Ihnen beweisen," murmelte er. Sie lachte. Was können Sie tun?"

"

war. Seine Pulse flogen. Und ein roter Schein legte sich. ihm vor die Augen.

Nur mit Mühe brachte er die Worte heraus: Und... Sie wollen mich retten...?"

In ihrer Stimme zitterte ein verhaltener Triumph, und doch klang sie eher demütig als stolz und war nicht hart, viel mehr weich, von einer föniglichen und sich doch anschmiegenden Weichheit. Sie sagte: Gestehen Sie zuvor, daß Sie es nötig haben, gerettet zu werden, von mir gerettet zu werden, von mir!" Da brach es mit einem Male aus ihm hervor.

-

Er sprang auf, preßte die Hände gegen die Schläfen und fuchte vergebens eines frampfhaften Würgens in seiner Kehle Herr zu werden.

Ein grelles Licht erhellte plötzlich seine Seele. Und eine Stimme rief ihm zu: Nun weißt du, mer du bist, nun hast du dich gefunden, der du dich nie verloren hattest! Er stöhnte.

-

Gott, war all die Kraft des letzten Jahres nutzlos vertan, stand er nun wieder dort, wo er vor Jahren gestanden hatte, damals, als er sich voll Blindheit und Schwäche zu einer Tat entschlossen hatte, die auch nur ein Versuch geblieben war, ein stümperhafter, lächerlicher, tragikomischer Versuch?

-

Er suchte im Finsteren ihre Hand und bebte, als er fie gefunden hatte, so heftig, daß sie Mitleid mit ihm fühlte, ein Mitleid, das so warm war, daß seine Wärme auf ihn überging. Sie haben recht," stammelte er ,,, ich brauche jemanden,.. aber ich brauche nur einen Menschen,... nur Sie!" Nur mich?"

" Nur Sie! Denn ich liebe Sie! Und ich weiß nicht, was von meinem Leben übrig bleibt, wenn Sie mich verschmähen..." Ihre Worte streichelten ihn sanft. Wollen Sie sich mir ganz und vorbehaltlos übergeben?" Borbehaltlos und ganz, wenn Nein, ohne jede Bedingung. Vorbehaltlos und ganz!"

-

79.

125.

abt. Schöneberg . 8 Uhr Zusammenkunft sämtlicher Genoffen des Fest­

ausschuffes vom Volksfest. Erscheinen dringend notwendig, wichtige Be fprechung! Jeder Bezirk entfendet zwei Genossen.

bt. Weißenfee. 8 Uhr im Friebensgarten, Pistorius, Ede Rölkestraße,

Sigung des Bildungsausschusses mit wichtiger Tagesordnung.

Abt. Marienberf. Sonntag, den 24., gemütliches Beifammenfein im Sport.

restaurant Bittoriagarten, Eisenacher Straße 21. Rinderbeluftigungen und Zanz. Genossinnen werden gebeten, Tassen mitzubringen. Beginn 8 Uhr nachmittags.

Er lag vor ihr auf den Knien, und sie strich leise über sein Haar hin. Sie armer Mann," sagte sie.

-

" Ja, ich bin arm," gestand er ihr, in dieser Stunde ist mir das flar geworden, in dieser einen Stunde!" ,, Und der andere,.. Ihr Freund,... Ihr Bruder im Gefängnis-?"

Er erschauerte. Zugleich aber ballte sich ein Gefühl der Berbisfenheit und But in ihm zufammen, gegen jenen Mann im Gefängnis, der, wie er mit einem Male fah, gar teine Ur­fache hatte, sich zu empören, der in Wahrheit nur die Zinsen einer Dankbarkeit abtrug, die er einem Menschen schuldete, der ihm mehr geschenkt hatte, als er, der nun Büßende, hatte verlangen fönnen.

" Ich sehe es jetzt anders," sagte er gepreßt, ganz anders.. Wie sehen Sie es?" fragte fie.

Er griff mit beiden Händen in die Luft, wie um eine Ge­stalt festzuhalten, die seiner Phantasie vorschwebte. Sie sind es wert," rief er aus," Sie find des Opfers wert, das man um Sie bringt, ja, jedes Opfers!"

-

Er suchte nach Worten, und sie wollten sich nur schwer finden lassen, er mußte um sie fämpfen. Seine Gedanken waren noch verworren, und er brauchte, um sie zu ordnen, Zeit. Doch dann brachte er allmählich Ordnung in sie. Er wandte sich nach allen Seiten, prüfte sie und setzte sie zu jenem Bild zusammen, das er jetzt brauchte.

Das Bild zeigte sie, doch es hatte jetzt andere Farben und es stand in einer anderen Beleuchtung, helles Licht fiel darauf, während es früher in gewollte Dunkelheit eingehüllt gewesen war. Bor diesem Bild fniete er nieber, um es anzubeten. Er war sein Stlave. Und in der tiefen Finsternis, die um sie beide war, wurde es ihr jetzt auch leicht, ihm von der Zeit zu erzählen, da das Gräßliche jenes Herbstnachmittags geschehen war.

,, Und der Brief?" fragte fie. Es war fein Mord gewesen, nein, nicht einmal ein Lot­,, Sie sind in meiner Hand," sagte er voll Rachsucht. Es hängt nur von mir ab, ob Sie noch länger in Freiheit bleiben." Er ließ ihre Hand fahren, wie ein Geschenkt, von dem er schlag, nur ein Zufall, ein Zufall freilich, von dem sich " Der Brief?.. Sie werden nie Gebrauch von ihm einsah, daß er es nicht verdiente, und das er zurückgab. Ich dünne Fäden nach einem Willen hinzogen, der schon vor der machen. Er hat nur solange Wert für Sie, als Sie ihn als habe gelogen," gestand er ihr, gleichsam glücklich darüber, daß Tat dagewesen war, der vielleicht, ohne es selbst mehr als Drohung gegen mich verwenden können. In dem Moment, er ihr zeigen fonnte, zu welchen Mitteln er in seiner Schwäche dumpf zu fühlen, den Zufall herbeigeführt hatte, nicht da Sie Ihre Drohung wahr machten, wären Sie verloren!" gegriffen hatte, es gibt feinen Brief, den Sie fürchten durch Taten, nur durch Gedanken, die wiederum auch nur faum halb ausgesprochen worden waren, in jener Art, wie " Ich?" müßten. Nein." Sie, oft Schlimmes in uns reift, ohne daß wir es merten, so daß ,, Sie sagen die Wahrheit?" da Sie in mir den einzigen Menschen verlieren würden, den Sie brauchen, weil er Sie retten fann.. Ich könnte Sie nicht belügen," flüsterte er, ich könnte wir, wenn wir seine Früchte sehen, überrascht und verzweifelt sind und auf das tödlichste erschrecken.( Forts. folgt.) Seine Brust arbeitete so heftig, daß sein Atem zu hören es nicht, nie, nie mehr!"

-OWING

-