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Nr.340 38.Jahrgang Ausgabe B Nr. 168

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Donnerstag, den 21. Juli 1921

Frankreich bleibt halsstarrig.

Paris , 20. Jull.( Havas.) Der brifische Geschäftsträger hat das, was sich in Oberschlesien abspiele. Die Aufschiebung der Las heute nachmittag Briand die Antwort seiner Regierung auf die gung des Dberften Rates habe Vorteile, aber nur unter der ous Note vom lehten Sonnabend betr. Oberschlesien überreicht. Diese brüdlichen Boraussetzung, daß die französische Regierung nicht zögere, Antwort bestätigt die Unterredung, die der französische Botschafter das nötige, namentlich am Rhein , zu veranlassen, um die Er St. Aulaire gestern mit Cord Curzon gehabt hat. Sie weist nach- eignisse in Oberschlesien zu beherrschen. Der Korrespondent der drücklichst auf die Notwendigkeit des Zusammentritts des Obersten Chicago Tribune" erfährt aus ,, diplomatischen" Kreisen, daß die Rates am 28. Jull in Boulogne- fur- Mer hin ohne vorher Lage in Oberschlesien als gefährlich betrachtet werden müsse und gehende Prüfung des Teilungsproblems durch eine Sachver- daß schon innerhalb der nächsten 48 Stunden eine Krise ftändigentommiffion. Die Frage der Enffendung von Verstär- ausbrechen fönnte. Die Quelle tann man sich denken! fungen nach Oberschlesien soll der Entscheidung des Obersten Rates vorbehalten bleiben.

St. Aulaire wird morgen im Foreign Office die Antwort der franzöfifchen Regierung überreichen.

Und Italien ?

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Familienversicherung.

Aus dem Verband der Krantentassen Groß­Berlins wird uns geschrieben:

Einem dringenden Bedürfnis namentlich der minder­bemittelten Boltstreise ist der Ruf nach Einführung der Familienversicherung bei den Krantenfassen Groß­Berlins entsprossen. Für jeden praktischen Sozialhygienifer lag es flar zutage, daß mit dem Augenblick, wo den Kranken­kassen die finanziellen Mittel zur Ausführung dieses Projektes zur Verfügung standen, der Wunsch der Versicherten in die Tat umgesetzt werden mußte. Waren die Finanzen der Krantentassen allgemein während des Krieges und auch in der ersten Nachkriegszeit ziemlich schwankend, so hat sich mit dem beginnenden Wiederaufbau unseres Wirtschaftslebens, besonders durch Erhöhung der Versicherungsgrenze auf 15 000 Krankenkassenfinanzen eingestellt; die Kaffenvorstände glau­Mart und die Erhöhung der Beiträge eine Stabilisierung der ben, jetzt den berechtigten Wunsch der Versicherten in der von ihnen geplanten Form Wirklichkeit werden lassen zu können.

Es ist auffällig, daß Italien sich in diesem englisch­französischen Duell neutral verhält. So wie die Dinge heute Paris , 21. Juli. ( WTB.) Zur englischen Tote in Sachen liegen, bildet Italien das Bünglein an der Wage. Bom Grafen eines Zusammenfriffs des Obersten Rates schreibt der Petit Sforza wußte man, daß er der polnisch- französischen Auffassung Parifien", falls Cloyd George durch die Ereigniffe persönlich ver- zuneigte. Von dem neuen italienischen Außenminister dell a hindert sein sollte, werde er sich durch Cord Curzon und Lord Loretta weiß man, daß er kurz vor seinem Amtsantritt in 1. Juli noch nicht möglich war, so liegt das bestimmt weniger Wenn die Einführung der Familienversicherung zum Balfour vertreten laffen. Da jedoch der lettere feine Ferien Paris weilte und daß sein Eintritt in das Kabinett Bonomi am Willen der Krankenkassenvorstände, als vielmehr daran, cm 1. Auguft antreten wolle, müffe eine Entscheidung inner- in Frankreich eine günstige Breffe fand. Man weiß ferner daß die Angelegenheit von der Wirtschaftlichen Abteilung des halb zweier Tage getroffen werden. von ihm, daß er außenpolitisch eine attivere Haltung einnimmt Groß- Berliner Aerztebundes wenig gefördert wird. als sein Vorgänger, und wenn in der jugoslawisch­Vorausgeschickt soll werden, daß seitens der Aerzte im italienischen Frage eine Wendung eingetreten ist, so ist allgemeinen feine ideellen Gründe gegen die Einführung der Toretta wohl nicht ganz unbeteiligt an dieser Entwicklung. In Familienversicherung vorgebracht werden. Den Einwendun­offiziell erfährt man auch, daß er der Entwicklung in Klein- gen rein materieller Natur versuchten die Kassenvorstände bis afien nicht ganz als paffiver Zuschauer gegenübersteht. In zur Höchstgrenze der Leistungsfähigkeit entgegenzufom.men. Lofer Fühlungnahme mit England soll bereits die Frage des Daß dabei nicht mit Gefühlen, sondern ausschließlich mit dem Wiedereintritts Italiens in die fleinasiatische Politik erörtert Berstande gearbeitet werden muß, ist für jeden Praktiker worden sein. Es ist möglich, daß England hierbei daran denkt, selbstverständlich. Die Vorstände der Kaffen müssen Mathe­in Italien ein gesundes Gegengewicht gegen französische Auf- matiter fein und kaufmännisch rechnen, da ihnen fassungen zu finden. Auch hier drängt die Zeit wie bei der anderenfalls die Ausschüsse der Kassen, auch ihr fachmännisches oberschlesischen Frage. Sollte die Entscheidung für Italien so Gewissen und letzten Endes die nach der RBD. übergeordneten schwer fein? Behörden in den Arm fallen würden.

Die französische Note

foll bereits geffern abend an den franzöfifchen Botschafter in London abgegangen fein. Die franzöfifche Regierung bestehe darauf, daß es eilig fei, den Effettivbestand der Truppen in Ober­fchlefien zu erhöhen. Ein gemeinsamer Schrift der drei Oberkom­miffare in Oppeln läge vor, durch den Verstärkungen verlangt werden. Frankreich nehme dieses Verlangen an und sei bereit, eine Divifion zu entfenden. Die französische Regierung verlange, daß die Sach­verständigen am tommenden Montag zusammentreten und daß ter Oberste Rat sich in Boulogne vereinigte, sobald diese die erforder­

lichen Vorarbeiten geleistet hätten.

Breß Affaciation" zufolge betonte Lord Curzon in einer Be fprechung mit dem franzöfifchen Botschafter am Dienstag, daß, wenn bie nächste Zusammenkunft des Obersten Rates, entsprechend Briands Borschlag, erst im Herbst erfolgen sollte, es äußerst schwierig sein würde, die notwendigen Vorbereitungen für die Washing toner Ronferenz zu treffen.

Paris , 21. Juli( EE.) Der New York Herald " erblickt in ber englischen Note ein energifches Abrüden Englands vom franzöfifchen Standpunkte. Man habe es vorgezogen, jagt das Blatt, die englische Note nicht zu veröffentlichen, weil sie schlechten Eindruck erwecken könnte. Zweifellos habe jedoch die Hal­tung Lloyd Georges in Paris entschieden ergernis erregt. Man ist der Ansicht, daß Lloyd George keineswegs den franzöfifchen Standpunkt annehmen werde, selbst, wenn die militärischen Sach­verständigen dafür eintreten würden, daß Frankreich vorgehe und ge­nügend Truppen nach Oberschlesien entsende, die im Berein mit der übrigen oberschlesischen Besatzung zwischen Polen und Deutschen eine Scheidemand errichten sollen.

Auf eine feine Infonsequenz der französischen Rufer nach Während der bisher gepflogenen Verhandlungen ver­Truppenverstärkungen sei hingewiesen. Als Oberschlesien in langten die Aerzte zunächst die Regelung der Be­Flammen stand, als sich die französischen Truppen 3ahlungsfrage. Dabei schlugen fie vor, diese in der vor den Aufständischen zurüdzogen, als die Italiener ihnen genehmsten Weise, als Bezahlung für Einzel­bluteten, als die Deutschen unter dem Kriegsverbrechertum Leistungen vorzunehmen. Es tann bezweifelt werden, daß der Banden um Korfantn in hellen Scharen flüchten mußten, dieser Vorschlag von den Aerzten selbst jemals ernsthaft durch­damals hieß es von französischer Seite immer wieder: Bir dacht worden ist. Für Kassenprattifer ist er jedenfalls gänz­find start genug in Oberschlesien , um Ruhe und Ordnung auf- fich undiskutabel. Was als Einzelleistung gelten soll, darüber rechterhalten zu können. Heute, wo beträchtliche Truppen- ist man sich auf beiden Seiten noch nie recht flar geworden, verstärkungen( vor allem von englischer Seite) eingetroffen eine Kontrolle darüber kann den Kaffen auch vom Aerztebund sind, heute, wo der Friedenszustand, abgesehen von einigen nicht garantiert werden. Ein geschäftstüchtiger Aerzt kann Untaten derselben Korfanty - Gestalten, wieder hergestellt ist, wo aus einem Fall so viel Einzelleistungen konstruieren, daß bei der englische Kontrolleur Stuart nach London berichtet, in der Bezahlung den Kaffen schwül werden könnte. Logischer­Oberschlesien sei man mit der Ernte beschäftigt, heute ruft Abteilung des Aerztebundes sich auch diese Forderung nicht meise haben die Bertreter der Aerzte in der Wirtschaftlicen Frankreich plötzlich nach Truppenverstärkungen und droht da­mit, vorzugehen, ehe der Oberste Rat in dieser Frage ent- au eigen gemacht, es wurden die Verhandlungen um die Be­schieden hat. Wie lange will sich England, wie lange Italien zahlung nach einem Pauschal geführt, das sich in drei diese Hanswurstia de noch mit ansehen? Arten zur Ausführung bringen ließe: Unfruchtbare Summen.

1. in Form eines Zuschlages zum allgemeinen Bauschale für alle Versicherten, Wie Briand arbeitet. 2. als Zuschlag zum Bauschale für alle Mitglieder, die Frankreich ftüßt sich in seiner Forderung nach Truppenper. London , 21. Juft.( EP.) Der belgische Finanzminister Familienangehörige zu versorgen haben, ftärkungen für Oberschlesien auf ein Dokument der drei Kommisfare weilt gegenwärtig in London , wo er schon mehrere Aussprachen mit 3. als sogenanntes Fallpauschal. der JAK. In diesem Dokument ist zwar nach der Wiedergabe des dem Kangler Sir Robert Horne über die von Deutschland ge- Wegen der Verschiedenheit in der Zusammensetzung des Petit Parisien" davon die Rede, daß Verstärkungen notwendig feien, zahlten Summen gehabt hat. Die Verlegung der Tagung des Mitgliederbestandes der einzelnen Kaffen liegen brauchbare wenn man die Wiederkehr eines Aufstandes, sei es seitens der Deut. Obersten Rates und der Finanzminister der Entente hat zur Folge, Statistiken über die zweckmäßigste Art der drei Pauschalen schen, sei es seitens der Bolen", perhindern wolle, aber gleichzeitig daß ungeheure Summen in den Banten stilliegen, an- noch nicht vor. Zwar haben einige Kaffen in Groß- Berlin die wird verlangt, die oberschlesische Frage so schnell wie möglich zu regeln, ftatt benutzt zu werden. Diese Zahlungen üben auf den Geld. Familienversicherung bereits in den Kreis ihrer Leistungen um ein weiteres Umfichgreifen der bevorstehenden Unruhen zu martt einen Drud aus ohne Vorteile für eine Nation. Belgien einbezogen, trotzdem handelt es sich für die Rassen allgemein verhindern. Es sei bedenklich, eine derartige Frage in einem und England haben ein Prioritätsrecht auf die von Deutschland und auch für die Aerzte hier um Neuland. Demgemäß müßte Bande in der Schwebe zu laffen, wo trotz der getroffenen Maßnahmen bezahlten Summen, Belgien auf 2% Milliarden und England auf zunächst einmal mit der Einführung der Neuerung eine ge­die beiderseitigen Bevölkerungen nur unzureichend entwaffnet feien. Die Roften für die Besetzung der Rheinlande. Deshalb haben diefe wiffe Probezeit festgelegt werden, nach deren Ablauf Das Hauptgewicht wird also hier auf die schnelle Lösung der ober- beiden Länder ihre Interessen diskutieren wollen, ohne auf die Ver- an Hand geführter Statistiken eine generelle Regelung auch der Honorarfrage erfolgen fann. falesischen Frage gelegt. Diesen Teil des Berichts scheint Briand fammlung des Obersten Rates zu warten. nach den bisherigen Informationen über seine Antwort nicht in Er­wägung gezogen zu haben.

Nach der Morning Post" wird in der Mitteilung der allierten Kommissare an die Botschafterfonferenz ausgeführt, daß, wenn die sberschlesische Frage nicht sofort vom Obersten Rat in Angriff ge­nommen werde, die alliierten Streitkräfte in Oberschlesien von 20 000 auf 60 000 erhöht werden müßten.

Die franzöfifche Preffe.

In der französischen Presse steht die oberschlesische Frage weiter im Bordergrunde des Interesses. Während die sozialistischen Drgane zur Bernunft mahnen, hetzt ein Teil der chauvinistischen Boulevardpreffe dirett zum Krieg. So sagt Leon Daubet in der Action française":" Man wird eines Tages merken, daß der Mord des Kommandanten Montalègre in Oberschlesien durch seine Folgen mit dem Mord von Serajewo identisch

Washington, 21. Juli. ( EP.) Es wurde im Senat mitgeteilt, daß die Schuld der Alliierten den Bereinigten Staaten gegenüber sich mit 3infen auf 943 534 000 Dollar erhöht, wovon 284 Millionen Dollar von Frankreich , 407 Millionen Dollar von England, 167 Millionen Dollar von Italien und 34 Millionen Dollar von Belgien geschuldet werden.

Noch immer die Leipziger Urteile. London , 21. Juli. ( Reuter.) Ungefähr 70 Unterhausmitglieder haben eine Resolution unterzeichnet, bie in Rürze dem Unterhaus eingereicht werden soll. In diefer Resolution wird die tiefe Un 3 u- friedenheit mit den Leipziger Prozessen ausgesprochen und die Regierung ersucht, Schritte zur Durchführung der Beftim mungen des Versailler Bertrags zu unternehmen.

Gegen die Journalistenverhaffungen in Budapest. Die Wiener

Da die Kassenvorstände sich ganz entschieden gegen jedes Experimentieren verschließen müffen, bleibt für fie nur die Form übrig, die sich nach praktischer Berechnung und Er­fahrung am besten bewähren wird und das ist die Be zahlung nach einem Fallpauschal

Als Begründung für diese wohlerwogene Ansicht kann ins Feld geführt werden, daß es einmal unmöglich ist, feft­zustellen, wieviel Mitglieder der einzelnen Raffen Angehörige haben, die den Segen der Familienversicherung in Anspruch nehmen könnten und wie hoch die Zahl dieser Angehörigen fein. tann. Bei der Fluftuation auf dem Arbeitsmarkt würde fich ein statistischer Bersuch an jedem Tage verschieben. Auch die Praris bei den Kassen, die heute schon mit Familienver­ficherung arbeiten, fann nie und nimmer als Maßstab an­gelegt werden, da die Prozentziffern derart auseinandergehen, daß Schwankungen von 25 bis 93 Proz. vorkommen. Außerdem handelt es sich fast ausschließlich um Stassen,

ist.(!!)" Der Radical" versucht die französische Forderung nach Journalistenverbände Concordia" und Organisation" wollen eine die ein festes Berhältnis in ihrem Mitgliederbestand haben, Truppenverstärkungen in Oberschlesien mit dem Hinweis zu internationale Aktion zur Befreiung der in Budapest verhafteten d. h. es find Betriebstrantentassen, die auf Grund begründen, daß Rußland einen Krieg gegen Polen Journalisten veranstalten. Die Verhaftungen erfolgten wegen Mit. des Angestellten resp. Beamtenverhältnisses ihrer Mitglieder vorbereite! Bertinar schreibt im Echo de Paris", die Haltung arbeit an dem in Wien erscheinenden ungarischen Tageblatt Jövö" au dem einen Arbeitgeber die Aufnahme solcher Statistiken des französischen Wortführers entspreche genau seiner Ansicht über'( Zukunft). möglich machen können. Daß eine allgemeine oder besondere