daß heute die freie Kriti! noch nicht gestattet ist. Wegenseiner Bemerkungen über den Komponisten des Sanges an Aegirmurde er verhaftet. Er soll sich einer Majestätsbeleidigung schuldig gemacht haben.Wir hatten diese Möglichkeit vorausgesehen. Was sinddas aber für Verhältnisse, wo solches möglich ist? Merktman denn nicht, daß durch derartiges aus die Spitze treibendes sogenannten Majestätsbegriffs der Glaube an dasKönigthum und die Monarchie mehr erschüttert wird, alsdurch die umstürzlerischste Thätigkeit der„Umsturzparteien"?Fuchsmühl. Unsere bayerischen Genossen haben dafürgesorgt, daß über den charakteristischen Fall von Fuchsmühldie Wahrheit über die offiziöse Verschleierung siege. Siehaben einen tüchtigen Genossen zur Erforschung der VevHältnisse nach Fuchsmühl gesandt. Das Ergebniß derUntersuchungen wird demnächst im Verlage von Ernst inMünchen unter dem Titel„Fuchsmühl, eine Skizze aus demRechtsstaate der Gegenwart von Adolf Müller" erscheinen.—Russischer als russisch. Das„Berliner Tageblatt"wird Dank seiner hohen reptilischen Veranlagung wohl denPreis davon tragen in dem journalistischen Wettkriechenvor dem �arenthum. Einer unserer Mitarbeiter hatte schonGelegenheit, die unwürdige Speichelleckerei dieses Blatteszu brandmarken. Heute treibt das Blatt, in der Personseines Petersburger Korrespondenten, die Knechtseligkeit inder vorsichtigen Form des„man sagt" so weit, daß es„vonunüberlegten Neuerungen" spricht, die Rußland„vevhängnißvoll" sein könnten, weil„das Volk noch lange nichtreif sei". Und das nennt sich„fortschrittlich". PfuiTeufel!-Die österreichische Wahlreform. Ein offiziellesCommunique des„Fremdenblattes" meldet, daß heute einMinisterrath stattfindet, welcher sich in erster Linie mit derFrage der Wahlreform beschäftigen soll. Der Ministerrathist ferner dazu bestimmt, die Ergebnisse der Konferenzenwelche die Regierung mit den Klubobmännern gehabt, noch-mals zu prüfen und über das weitere Vorgehen der Regie-rung zu entscheiden. Das Communique konstatirt außerdem.daß bisher eine Uebereinstimmung zwischen der Regierungund den Vertrauensmännern aller Parteien bezüglich einesgemeinsamen Wahlreform- Projektes nicht erzielt werdenkonnte.Wir werden in der nächsten Nummer die Situationin Oesterreich ausführlich behandeln und bemerken heute. nur, daß die Lage so ungünstig sie für die herrschendenKlassen, so günstig für unsere Partei ist.—Bekämpfung des Sozialismus. Aus Ungarnwird der„Frankfurter Zeitung" telegraphirt:Budapest. 19. November. Die Stadt Bekesesaba hatzur Bekämpfung des Sozialismus unter dem Land-voll beschlossen, 3509 Joch Grundbesitz anzukausen und anbesitzloseLeute nach dem Farmsystem inPachtzu geben.Da wäre der Stein der Weisen ja entdeckt. Jetztsollen unsere Junker nur jedem„Besitzlosen" ein hübschesStück Land„m Pacht geben",— aber genug, so daß derMann auch leben kann und die Pacht ihn nicht erdrückt'und dann hört„der Zug in die Stadt" gewiß auf.Wir kennen übrigens ein noch viel besseres und gründ-sicheres Rezept; Man mache jeden Proletarierz n ni K a p i t a l i st e n! Wir wetten, es giebt dann keine„Umsturzbewegung" mehr. Freilich, man muß den Kapi-talisten auch ihr Kapital garantiren.—Auch eine Weltanschauung. Mit dieser Unterschrift erschien 1848 eine Karrikatur, die den bekanntenHegel'schen Abgeordneten Rüge darstellte, wie er den Kop'zwischen den Beinen hindurchsteckte und von unten in dieWelt hinaus schaute. In ähnlicher Positur befindet stch einKorrespondent der„Kreuz-Zeitung", der ans Parts fol-gende Weisheit zum Besten giebt:Im Augenblick vollziehen sich innerhalb der die moderneGesellschaftsordnung mit Umsturz bedrohenden Partei in Deutsch-land so gut wie in Frankreich bedeutsame Spaltungen. Herr Bebelist nicht zufrieden und Guesde auch nicht. Goblet, der sich letzteremmit seiner Partei in den jüngsten Zeiten sehr genähert hatte,sagte ihm kürzlich seine Freundschaft aus, lebhaft Einspruch er-hebend gegen die Art, in der Casimir Perier, die höchste Autoritätder Republik und damit das Autoritätsprinzip, von den Sozia-listen bekämpft werde. Diesem Beispiel ist nun auch die Unionprogressiste gefolgt, wie Ihnen der Telegraph bereits gemeldethat. Und so sehen wir denn auf der einen Seite Uneinigkeitzwischen den lllevolutionären, auf der anderen Seite ein kräftigesSichschaaren um das Banner der staatlichen Autorität.Die„Spaltungen" in Frankreich— das brauchenwir unseren Genossen gar nicht zu sagen— sind genaudasselbe, wie die„Spaltungen" in Deutschland— niemandund nichts„spaltet" sich ab. Es sind Auseinandersetzungen,die nur zum näheren Anschluß führen. Die„Ordnungs-Parteien", die sich„um das Banner der staatlichenAutorität" schaaren, machen es freilich anders. Sie reißensich die Kleider in Fetzen vom Leib, so daß sie besagtes„Banner" zu Flicklappen sehr gut brauchen können.—I« dem Spionenkrieg, der während des bewaffnetenFriedens zwischen den„zivilisirten" Staaten ohne Unterlaßgeführt wird, scheint Deutschland jetzt vom Kriegsglück ver-lassen zu sein. Es sind, nachdem neulich ein französischerGeneralstabs-Offizier, der an den„Dreibund" militärischeGeheimnisse verkauft hatte, gefaßt worden war, Ende vorigerWoche zwei deutsche Offiziere oder Ex-Offiziere verhastetworden, die der Spionage mehr als verdächtig sind. Bei-läufig erwähnen wir die Thatsache blos deshalb, weil dieVerhaftung dieser Spione von keinem französischen Blatt zueiner chauvinistischen Hätz gegen Deutschland benutzt wird.Das ist jedenfalls ein großer Fortschritt. Uebrigens sinddie Franzosen wohl auch so vernünftig, sich zu sagen, daßdas Spiomren eine internationale I n st i t u t i o nist und von den Franzosen ebenso eifrig betrieben wird,wie von Deutschland und anderen Staaten.Tie Arbeitslose,»-Frage vor der französischenKammer. Man schreibt uns aus Paris unterm 14. No-vember:Noch nie hat sich Herr Dupuy so flach und so unwissendals in der Frage der Arbeitslosen gezeigt, mit der sich dieKammer fast zwei Tage hindurch beschäsligl hat. Er hat sich dasozusagen selber überlroffen. Das hat aber die Majorität nichtgehindert oder war gerade ein Grund mehr für sie, den Manchester-lichen Erklärungen ihres Ministerpräsidenten, die in dem Satzegipfelten:„Hilf dir selber und der Staat wird dir helfen", bei-zustimmen und zur Tagesordnung überzugehen. Angeregt warddiese Frage bekanntlich durch den sozialistischen AbgeordnetenBrudent Dervillers. In seiner Interpellation, welche Maßregelndie Regierung gegen die Arbeitslosigkeit zu ergreifen gedenke,wies er an der Hand von Daten offiziellen Charakters auf diegroße Prozentzahl der Arbeitslosen in den verschiedensten'Industriezweigen wie in der Landwirthfchaft hin undgelangte dabei nach einer längeren Ausführung überdie Ursachen dieser Arbeitslosigkeit zu dem Schlüsse, daß die Re-gierung nebst einer vorläufigen materiellen Unterstützung derArbeitslosen in erster Linie zur Inangriffnahme großer äffen t-licher Bauten, die er zum Theil namentlich bezeichnet, aufzufordern sei, sowie zur Errichtung einer Arbeitslosen-Versicherungund Einführung eines Normal-Arbeitstages, verbunden mit einemMinimallohn. Aber da kam er gut an. Die Regierung, diewohl durch Zollgesetze, Eisenbahngarantien, Ausfuhrprämien rc.die Interessen der Kapitalistenklasse zu schützen weiß, und fürihre Bureaubeamten einen Normal-Arbeitslag, verbunden miteinem Minimalgehalt kennt; sie, die wenn es gilt, Grundbesitzernbeizuspringen, die durch die Phylloxera, durch große Brände, lieber-schwemmungen oder Hagelschäden zu leiden hatten, gleich mitSteuer-Nachlässen und direkten Unterstützungen bei der Hand ist—sie erklärtedurch den Mund Dupuy's. daß sie in dieser Frage absolut nichtsthun könne. Warum denn auch. Hat doch Herr Dupuy in dervom Arbeitsamt herausgegebenen Statistik gefunden, daß amIS. Oktober 619 Gewerkschaften mit 129 009 Mitgliedern n u11 pCt. Arbeitslose zählten. Und was sind 11 pCt.Eine so geringe Zahl kann man doch ruhig ihrem Schicksalüberlassen. Sie unterstützen? Pfui doch! Das wäre ein Almosen.antwortet Herr Dupuy, und das wollen die Arbeiter nicht. Undwozu sie überhaupt unterstützen oder gar eine Arbeitslosen- Ver-sicherung einführen? Würden die Arbeiter nicht so viel streiken.wäre ihrem ganzen Elend abgeholfen. Man bedenke auch, nachder vom Arbeitsamt herausgegebenen Streikstatistik vom Jahre 1S93— ich habe dem„Vorwärts" seinerzeit darüber berichtet— haben dieArbeiter durch die vorjährigen Streiks nicht weniger als 3174999Arbeitstage verloren, was,„um nichts zu hintertreiben" nicht etwanach Adam Riese, sondern„nach einer bei kompetenten Leuten ge-machten Enquete"— wie Herr Dupuy in seiner wlchtigthuendenDummheit ausdrücklich hervorhob— bei einer Berechnung von2 bis 4 Fr. pro täglichen Arbeitslohn einem Verlust von 6 bis12 Millionen gleichkommt. Was gäbe das nicht für eine Herr-liche Arbeitslosenkasse. Daß es die Unternehmer waren, die dieseStreiks zum großen Theil provozirt haben, während, wie dasArbeilsamt ausdrücklich hervorhebt, es fast ausschließlich die Arbeiter waren, die das die Einigungs- und Schiedsämter betreffendeGesetz angerufen harten, das hat Herr Dupuy wohlweislich an-zugeben vergessen, wie er es denn auch vergessen hatte anzugeben.in welchem Verhältniß etwa die Lyoner Sammetweber oder diePorzellanarbeiter von Limoges mit den Grubenarbeitern vonPas de Calais oder Graissessae stehen und wie jenesich nun über ihre Arbeitslosigkeit hinweghelfen könnten.wenn diese nicht wochenlang gestreikt hätten. Was nun denMinimallohn anbelangt, denke die Regierung nicht im mindestenan seine Einführung, denn die Löhne hängen von gar so ver-schiedeneu Ursachen ab, wie es denn auch kein einziges Land.keine einzige Körperschaft gebe, das bisher ein Lohnminimumfestgestellt hätte. Der Zwischenruf Guesde's, daß dies die StadtAmsterdam gethan habe, hatte Herr Dupuy ebenso überhört, wieden eines anderen Abgeordneten, daß bei allen Staatsbeamten einsolches Minimum bestehe. Was nun gar de» Normalarbeitstag.die Regelung der Arbeitszeit anbelangt, konstatirte Herr Dupuyvor allem— ohne erst bei kompetenten Leuten Nachforschungenangestellt zu haben—, daß es ein Prinzip, das der Freiheit derArbeit giebt, welches dagegen„energisch protestirt". Man könneeinem Menschen nicht sagen: dn darfst nicht mehr länger ar-beiten; dein Arbeitstag, dessen Stundenzahl das Gesetzbestimmt hat, ist zu Ende. Die Regelung der Arbeitszeit sei nicht Sache des Staates, sondern der Privatinitiative und der Vertragsfreiheit. Dabei hatte er dieUnverfrorenheil— vorausgesetzt, daß man dies nicht seiner Un-wissenheil zuschreibe» will, die noch größer als seine Unver-schämlheit ist— sich aus England zu berufen, dessen Fabrikgesetzgebung fast allen übrigen Staaten um ein halbes Jahrhundertvorausgeeilt ist, und zu behaupten, daß die Regelung bezw. Verkürzung der Arbeitszeit dort privater und nicht gesetzgeberischer Art(ä'uno manifere privee, von legislative)erfolgt sei! Nach einer solch' dreisten Behauptung erscheint esdann fast natürlich, wenn er die Arbeitslosigkeit und deren Folgennicht dem kapitalistischen Regime, sondern umgekehrt denKämpfern einer neuen Ordnung, den Sozialisten zuschreibt, dieihm zufolge durch ihre heftige Kritik des Kapitals und ihrer An-kündigung des nahen Zusammenbruchs der herrschenden Gesellschasr die Kapitalisten abschrecken,— oh, ihr armen Panamiften— langathmige Werke zu unternehmen, wie es denn auch nur zunatürlich ist, ivenn ihm die Roche und Rouvier da verständnißinnigzunickten und ihm die ganze Schaar der Profitjäger und Dividendenschlucker geräuschhaft Beifall klatschte, als er, das ganze Um undAuf seiner Regierungsweisheit zusammenfassend, seine Rede mitden eingangs erwähnten Worten schloß:„Hilf dir selber undder Staat wird dir helfen!"Was nützte es da, wenn darauf Genosse Vaillant ineiner gründlichen kenntmßreichen Rede das ganze Phrasengebälkder ministerlichen Weisheit blostegte und dabei nachwies, wieDupuy ebensowenig die sozialpolitischen Verhältnisse Englandskennt, als er eine Ahnung vonderdem engen Zusammenhangkapitalistischen Produktion mit der Arbeitslosigkeit bez. industriellenReserve-Armee und deren Druck auf die jeweiligen Arbeitslöhnehat. Er hatte gut den Nachweis zu führen, daß der Prozentsatzder Arbeitslosen im allgemeinen stets ein bedeutend höherer alsin den Gewerkschaften ist, deren Mitglieder zumeist ausgelernten mit technischen Kenntnissen ausgestatteten Arbeiternbestehen; gut aus die stetig vorwärts schreitende englischeArbeiterschutz- Gesetzgebung sowie auf die Einführung des Acht-stundentages in den Arsenal- und sonstigen der englischen Re-gierung unterstehenden Werkstätten hinzuweisen; gut von demLondoner Grasschaftsrath, von Birmingham, Manchester und denanderen zahlreichen Gemeinden mit ihren in bezug auf denMinimallohn und den Normalarbeitstag durchgeführten Reformenzu sprechen; gut das Zirkular mitzutheilen, daß der jeweiligeMinister des Innern in England seit Jahren bei Eintritt desHerbstes an alle Gemeindeverwaltungen mit bezug auf die Be-schästigung der Arbeitslosen richtet; gut endlich, die RegierungHt französischen Republik aufzufordern, wenigstens dem Beispieledes monarchischen England zu folgen— es nützte alles nichts.er fand kein Gehör bei der Partei der Satten, das„Hilf dir'elber und der Staat wird dir helfen" hatte ebenso an diesemTage wie an dem folgenden den Sieg davongetragen, wo Genosse Dejeante einen Kredit von S Millionen zu gunsten derArbeitslosen verlangte. Für Madagaskar wird aber der ver-laugte LS- Millionen- Kredit gewiß gleich flüssig gemachtwerden!...SluS dem Lande deS Schreckens. Aus Mailand schreibtman uns: Kein Tag ohne Sozialistenprozeß,— kein Tag ohneeinen neuen Crispi'schen Gewaltakt! Er wird täglich kühner,der bigamtstische Henker Italiens. Nachdem es ihm gelungen,die besten Männer Italiens kampfunfähig zu machen und sie als„Gefängnißfüllsel" zu verbrauchen, schreckt er vor nichts mehrzurück und macht nicht einmal vor der durch die Staatsverfassungverbürgten parlamentarischen Immunität Halt. Seine Helfers-Helfer ni Reggio Emilia dürfen für sich den traurigen Ruhmbeanspruchen, die ersten gewesen zu sein, die auf„edleresozialistisches Wild" Jagd machten: sie waren es, die unserenGenossen Abg. Prampolini zur Strecke brachten, und ihr Jagd-glück erregte den Eifer der Slaatsretter in Modena, die sichgleichfalls um das„geeinigte" Vaterland verdient machen wolltenund daher unseren Genossen Abg. Agnini aufs Korn nahmen.Die Anklage lautete, wie üblich,„auf Aufreizung zum Klassenhaß",und obwohl alle Zeugen, fast ausschließlich politische Gegner derAngeklagten, das Verhalten unserer Genossen als durchaus ge«etzmäßig bezeichneten, hatte der Staatsanwalt die Stirn, gegenilgnini 15 und gegen die anderen Augeklagten je K Monate Ge-ängniß zu beantragen. Der Gerichtshof war etwas„mild-herziger" und verurtheilte Agnini„nur" zu L Monaten Hast undzu 199 Lire Geldbuße; die anderen wurden z« je S Monatenverdammt. Auf der Straße wurde den Opfern der Crispi'schenJustiz eine enthusiastische Ovation dargebracht. Aber was nütztder Beifall aller rechtlich Denkenden, wenn ein boshafter Gerne-groß ungestraft ein ganzes Volk vergewaltigen darf? Wir habenes so herrlich weit gebracht, daß niemand mehr imeigenen Hause sicher ist. Es giebt heute lhatfächlich inganz Italien keinen sozialistischen Familienvater, der nichtum das Geschick seiner Lieben besorgt sein müßte; und unter denletzteren verstehen wir nicht nur die erwachsenen männlichen,sondern auch die unerwachsenen und die weiblichen Mitgliederdes Hausstandes. Klingt es nicht wie ein Märchen, wenn manhört, daß in Castelnuovo die Mutter und der schulpflichtigeBruder des Sozialisten Moriani verhaftet wurden, weil Morianiflüchtig ist und nicht gefaßt werden kann? Wird man sich danoch darüber wundern, daß in Berra sechs angeseheneBürger als„Umstürzler" verhaftet wurden, deren Ver-brechen darin bestand, daß sie einem Vergnügungsvereineangehörten, den ein Polizeispitzel, dessen Gesuch um Auf-nähme in den Verein abgelehnt worden war, aus Rache als„stark verdächtig" deuunzirte? So bringt jeder Tag eine neueUeberraschung. Geben wir nur einen kurzen Ueberblick über das„Programm" der nächsten Wochen: Reggio Emilia hat zehnSozialistenprozesse angekündigt; ebenso viele find dort bereits er-ledigt worden. In Jmola steht ein Riesenprozeß gegen die ehe-maligen Mitglieder der aufgelösten sozialistischen Vereine bevor.Rovigo lädt, nach dem Beispiele Reggio's und Modena's, eine»Abgeordneten, den Genossen Badaloni, vor Gericht; es wird ihmeinezUnzahl von politischen Verbrechen vorgeworfen, die ihmmehrere hundert Jahre Gesängniß einbringen müssen. Onegliaund Rom wollen gleichfalls mit Sozialistenprozefsen brilliren,— und so geht es ins Unendliche. Selbst der gewissenhaftesteChronist kann mit Crispi nicht mehr mitkommen; wir habentäglich weit mehr Sozialistenprozesse als sich schriftlich registrirenlassen. In Turin wurden am 14. d. M. zwei Dutzend Sofia-listen zu„Verweisung" verurtheilt, in Modena an demselbenTage acht oder neun Mann, in Bergamo, in Ravenna, inBitonto, in— wer zählt die Namen der Städte, in welchenSozialistenprozesse stattgefunden haben oder demnächst stattfindenwerden? Und wenn es nur das wäre! Aber der dunkle Ehren-mann, der die arme Jtalia zu Grunde regiert, sucht auch nochden moralischen Kredit, den die sozialistische Partei im Lande hat,zu untergraben, indem er durch die von ihm ausgehaltenen Preß-bengel, die gleich ihm aus dem Futternapfe derBanea Romana aßen, über die Führer der Sozialistendie unsinnigsten Dinge verbreiten läßt und sie vorallem der Furcht und Feigheit zeiht. Leider lassen sich dieseLügengewebe nicht immer so schnell zerreißen, wie in dem FallePrampolini. Während Genosse Prampolini hier einer Berathimgdes Liga-Ausschusses beiwohnte, ließ ihn das Crispi'sche Preß-gesindel nach der Schweiz durchbrennen; als Grund für dieFahnenflucht wurde angegeben, daß Prampolini sich der überihn in Reggio verhängten Strafe entziehen wolle. Mit soordinären Waffen kämpft der Diktator und seine Meute! Aberes ist zu hoffen, daß ihm Italien die Antwort nicht lange schuldigbleiben wird. Die„Liga zur Bertheidigung der Freiheit" zähltbereits 292 Tochtervereme mit mehr als 199 999 Mitgliedern,und das schemt uns die beste Bürgschaft dafür, daß der Schreckens-mann in Rom, der in seinen alten Tagen ein frömmelnder Bet-bruder geworden ist, bald abgewirthschaftet haben wird.—Fortsetzung des Panaminoprozesses. Nach der„Riforma" verlautet, daß heute die Vorladung an Giolittiund Rosario in der Untersuchung wegen Beiseiteschaffungvon die Banca Romana betreffenden Dokumenten ergehendürfte.-„Die Armenischen Greuel" entwickeln sich gena» inder von uns angedeuteten Weise. Die Zahl der ermordetenChristen wird von Tag zu Tag größer— jetzt sind's schon10 009— und ein großer Theil unserer Presse sängt schonan, sich über die Türken zu entrüsten. Wir dürfen nichterstaunen, wenn die Zahl der Gemordeten nächstens dasDoppelte und Dreifache beträgt. So wird von derrussischen Diplomatie Stimmung und Politik ge-macht. Die Wahrheit ist, daß es in jenen Gegenden sehrhäufig zu blutigen Reibungen zwischen den verschiedeneuStämmen kommt, wobei die Christen es genau so treiben,wie die Muhamedancr. Zum Glück befinden die Ermordetensich meistens ganz wohl dabei. Die Völker haben dort vielPhantasie und wenn es zum Blutvergießen kommt, dannmüssen immer gleich Tausende aus dem Schlachtfelde bleiben.Und die Russen, durch welche diese Räubergeschichten in diezivilisirte Welt gebracht werden, verstehen sich auf das Lügennoch besser wie die Armenier.—Vom holländischen Kolonialkriege liegt die folgendeMeldung aus dem Haag vor:Nach einer amtlichen Mittheilung wurde Tjakra-Negra mitvier Kolonnen angegriffen. Die Befestigungen wurden Schrittfür Schritt genommen, ebenso die beiden Positionen gegenüberdem befestigten Palaste; die Operationen werden heute fortgesetzt.Die Verluste des Feindes sind sehr beträchtlich, die Holländerhatten 29 Todte und 112 Verwundete.Ein Telegramm der„Nieuws von den Dag" aus Ba»tavia meldet:Das Haus des Radjah von Lombok, das gestern noch ver-theidigt wurde, ist heute von den Balinesen verlassen worden.Die Bevölkerung ist zur Unterwerfung geneigt. Durch Unvor-sichtigkeit erfolgte die Explosion eines Pulvermagazins, wobei2 Offiziere und 19 Soldaten getödtet wurden.Nach amtlicher Mittheilung wurde gestern die Umgebungvon Tjakranegra durchsucht und mit der Zerstörung begonnen.Der alte Radjah wurde nicht gefunden; derselbe ist wahrschein-lich verwundet und nach dem Norden entflohen. 239 KilogrammGold und 3819 Kilogramm Silber wurden nach Ampenan ge-bracht. Die Operationen werden fortgesetzt. Das Wetter istandauernd Hünstig.—Vom ostasiatische» Kriegsschauplätze liegen heutedie folgenden Reutermeldungen vor:Ts chisu, 29. November. Am Sonntag fand 29 Meilennördlich von Port-Arthur ein Gefecht statt. Die Japaner sollenich schließlich gegen Talienwan zurückgezogen haben. Der Ver-lust der Chinesen betrage 199 Todte und Verivundete, derjenigeder Japaner 399; die Chinesen sollen 19 Gefangene gemachthaben.Jokohama, 29. November. Die japanische Armee unterOyama verließ Kintschow am 16. d. M. in der Richtung aufPort Arthur und marschirt in zwei Divisionen auf verschiedenenWegen. Die Japaner werden vor einem Angriff aus Port Arthurauf dem Wege dorthin die Chinesen besiegen müssen.Ein Transportschiff mit 699 Mann Infanterie und 599 Kulis,welches sich auf der Fahrt nach der Talienwan-Bai befand, istverbrannt. Bis auf 4 Kulis wurden alle Personen, die sich ansdem Schiffe befanden, gerettet.—Wie die Katze nicht das Mausen, so kann d.„Kreuz-Zeitung" das Verleumden und Ehrabschneiden nichtlassen. Nachdem durch die Erklärung unseres Genossen Singerdas Orjjan„Mit Gott für König und Vaterland" v or dieAlternative gestellt wurde, entweder zu beweisen oder— willes nicht den Makel der Verleumdung und Ehrabschneiderei auf'ich sitzen lassen— zu widerrufen, da nimmt das Blaltzwar von der Erklärung unseres Genossen Notiz, schickt