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Damit ist aber auch schon gesagt, daß die Verständigung für dieses Jahr doch wohl nicht mehr zustandekommt Bei einem Programm, das den Wiederzusammenschluß befördern und uns längere Zeit als Leitstern dienen soll, ist das wohl auch kein Schaden. Dieses Resultat hätten wir aber viel billiger und reibungsloser haben können ohne unfertige Veröffentlichung der bloßen Programmvorarbeiten, ohne Diskreditierung der Programmkommission und ihrer redlichen Bemühungen, ohne gegenseitige Verstimmung und ohne daß sich die Demagogen von links wieder einer willkommenen Beute bemächtigen und sie zur Verunreinigung der deutschen  Arbeiterklasse ausnutzen konnten.
Rußlanöhilfe unü Sozialdemokratie. Die Zentrale der KPD. hat an den Vorstand der Sozial- demokratischen Partei ein Schreiben gerichtet, in dem sie eine gemeinsame Aktion der Gewerkschaften, der Sozial- demokratie, der Unabhängigen, der Kommunisten und der Kommunistischen Arbeiterpartei zugunsten des hungernden Sowfetrußland anregt. Der Parteivorstand hat sich in seiner heutigen Sitzung mit dieser Anregung beschäftigt ist und dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß die in Vorbereitung befindliche Hilfsaktion durch jede Art politischer Einstellung nur geschädigt werden kann. Die Partei betrachtet diese Aktion als eine Sache der Menschlichkeit, sie wünscht und erwartet, daß sich an ihr auch Kreise beteiligen, die außerhalb der genannten Verbände stehen. Sie wird sich daher an de r a l l g e m e i- nen Hilfsaktion mit besten Kräften beteiligen und ist bereit, Delegierte in das zu bildende allgemeine Hilfskomitee zu entsenden. Die kommunistische Sonderaktion lehnt sie ab.
Dorfen   und$ue. Dom Genossen H u e wird uns geschrieben: Vor etlichen Monaten suchte mich ein Herr auf, der sich, wenn ich mich nicht in dem Namen irre, als der frühere katholische Ar- beitersekretar Krämer aus Wiesbaden   vorstellte. Er war mir bislang unbekannt. Der Herr frug mich, ob ich einen Herrn Worms(oder Wurms) kenne, was ich verneinen mußte. Darauf entpuppte sich Herr Krämer als einen Abgesandten desPräsidenten der rheinischen Republik", Herrn Staatsanwalt a. D. D o r t e n. und teilte mir mit: Worms   fei zu Dorten mit Schriftstücken ge- kommen, aus denen hervorgehen solle, daß bekannte Mehrheits» sozialisten im Rheinland   geneigt seien, die Bestrebungen Dortens zu unterstützen. Die Schriftstücke trügen die Unterschriften von H u e und Sollmann- Köln. Mein Ersuchen, mir diese interessanten Schriftstücke vorzulegen, konnte Herr Krämer nicht erfüllen, sie wären, wie er sagte, in Händen von Dorten. Ich erklärt« dem Herrn, sein Chef Dorten sei einem ausgekochten Schwindler auf dem Leim gegangen. Wenn Dorten auch nur einigermaßen politischen Instinkt besäße, würde er den Schwindel sofort erkannt haben. Ich sei doch genügend bekannt als Feind der Zer- schlagung Deutschlands   in wer weiß wie viele Kleinstaaten, wenn sie sich auch als Republiken aufmachten. Ich sei und bleibe Anhänge» de» deutschen   Einheitsstaates mit repu- blikanischer Verfassung und wüns-che von Dorten und seinesgleichen nicht behelligt zu werden. Für den Genossen Sollmann dürfe ich getrost dasselbe erklären, ohne mit ihm vorher darüber gesprochen zu haben. Der sehr bestürzte Herr Krämer erklätre mir nun, Worms   habe von Dorten bereits etwa 85 000 M. erhalten zur weiteren Fruftifizie- rung seinerVerbindungen". Als ich Herrn Krämer erklärte, ich würde die Worms-Dorten-Affäre sofort der Presse mitteilen, bat er mich, davon Abstand zu nehmen, bis er mir Nachricht über den wetteren Verlauf des Schwindels gäbe. Eine sofortige Veröffent- lichung würde den Worms  , der versprochen habe, recht bald Dorten nähere Mitteilungen zu machen, warnen und seine Festnahme ver- hindern. Seitdem hörte ich nichts mehr von der Geschichte, bis ich nun in der Presie lese, daß Dorten die Fälschung der erwähnten Schriftstücke festgestellt habe und so die Seifenblase geplatzt sei. Weder Worms   noch Dorten find mir persönlich bekannt geworden,
noch habe ich jemals die ominösen Schriftstücke gesehen. Gewisie Erfahrungen veranlassen mich, dies noch ausdrücklich öffentlich festzustellen. Die Sefteuerung öer Riesengewinne. DieDeutsche Allgemeine Zeitung" des Herrn Stinnes fetzt ihre fachkundigen Untersuchungen über die neuen Finanz- pläne des Reiches fort. Sie betrachtet jetzt im besonderen die Körperschastssteuer und die bei ihr in Aussicht stehenden Aen- derungen. Man muß gerade bei diesem Blatt, das sich unter der Leitung seines neuen Chefredakteurs mitunter merkwür- dige Eskapaden leistet, die Ehrlichkeit anerkennen, mit der zu- gegeben wird, daß die derzeitige Körperschaftssteuer, also die Besteuerung der Aktiengesellschaften, eine entscheidende steuerliche Bevorzugung gegenüber denjenigen be- deutet, die der Einkommensteuer unterliegen. Es werden doch jetzt noch die ausgeschütteten Gewinne der Aktiengesellschaften nur und im ungünstigsten Falle mit einem Viertel des Steuer- satzes erfaßt, den ein Privatmann aus seinem Einkommen zu leisten hat. DieDeutsche Allgemeine Zeitung" gibt offen zu, daß die Körperschaftssteuer in ihrer bisherigen Gestalt einen starken Anreiz zur Gewinnaufspeicherung, zur Bildung hoher Rücklagen und Reserven gibt. Wir wollen dieses Be- kenntnis wegen seiner Wichtigkeit hier wörtlich abdrucken. Es lautet: Diese steuerliche Vergünstigung hat es bewirkt, daß viele Werke im letzten Jahr erhebliche Rücklagen und Reserven gestellt und dazu kräftig« Abschreibungen vorgenommen haben. Es kann in der Tat fraglich sein, ob derartig umfangreiche Sicherungen für ein Unternehmen gerechtfertigt sind oder nicht. In keinem Fall« kann jedoch das Moment der Steuerersparnis natürlich im Interesse des Reiches liegen. Daher und insoweit wird es im allgemeinen zu billigen sein, daß der neue Entwurf die gekennzeichnete Vereinheit- lichung des Steuersatzes bringt." Die neue Form der Körperschaftssteuer soll den Gewinn der Aktiengesellschaften ganz allgemein erfassen. Das be- deutet eine Besteuerung an der Quelle, die nicht nur einfacher ist als die Versteuerung des Einkommens beim Empfänger, sie erfaßt auch den Gewinn, der in Form von Dividende zu aus- ländischen Aktienbesitzern abfließt. Dabei können wir die Angst des Steuersachmannes derDeutschen Allgemeinen Zeitung", daß die Aktiengesellschaften in Zukunft zu viel Steuern zahlen müßten, nicht teilen. Schon deswegen nicht. weil feine rechnerischen Beweise für die Absicht zu hoher Be- steuerung falsch sind. Abe» das bleibt nicht das Entschei» dende. Wir finden vielmehr beachtenswert, daß das Haupt- blatt des Herrn Stinnes nichts Näheres von den Vorschriften über die steuerlichen Begünstigungen derSchachtel- gesellschaften sagt. Nachdem die Gewinne der Aktien« gesellschasten einschließlich der Abschreibungen und der ähn» lichen bisher allgemein gebrauchten Drückeberger-Gelegenhei» ten versteuert werden sollen, bleibt in der steuerlichen Begün- stigung der Schachtelgesellschaften eine neue, entscheidende Lücke in der steuerlichen Erfassung dieser Unternehmergewinne. Durch dieses Loch werden die großen Konzerne und Inter- esienten den Hauptteil ihrer Verdienste verschwinden lasten, wenn nicht beizeiten der Steuerfiskus feine Hand davor hält. Außerdem hat das Körperschaftssteuergesetz noch eine ent- scheidende Lücke. Soweit der neue Entwurf bisher bekannt- geworden ist, fehlt bei ihm eine Kontrolle der aus deutschen  Industriegesellschaften nach dem Ausland abfliehenden Riesengewinne. Es fei daran erinnert, daß eben in Oester- reich ein Bankcnkonzern wegen steuerlicher Hinterziehung von 3 Milliarden Kronen erfaßt worden ist. Die vornehmsten österreichischen Großbanken hatten die Aktien von sechs der bedeutendsten Industrieunternehmungen Deutschösterreichs in Schweizer   Tochtergesellschaften, sog. Holdingunternehmen, ein- gebracht. Damit verschwanden die Ueberschüste aus dem österreichischen Geschäft in Schweizer   Aktiengesellschaften. deren Gewinne dem Zugriff der deutschösterreichischen Regie- rung entzogen waren. Wir wissen, daß z. B. Herr Stinnes nicht nur seinen Riesenposten an Aktien der Alpinen Montan- gesellschaft, sondern auch noch allerlei andere Aktien in der
Vialett-Theater öer Cjcl-Sühne. Um den starken Heimatdichter pflegen sich immer ganze Kreise von Leuten zu gruppieren, die fleißig in ihrer Heimatsprache dichten und singen, die sonst aber recht pahieren sind und nur dialektisch eingefärbte Talentchcn. Gottfried Kellers   genialer Stil hat bis zum heutigen Tag« eine Unmenge von Schweizerlein angesteckt, die aber nur Nachahmer sind, Fritz Reuters Nachfahren im Pommerfchen und Mecklenburgischen   sind gar nicht zu zählen, doch nur der Ziffer noch, nicht der erschütternden Originalität nach. Es geht im Tiroli» schen nicht anders, wenngleich das Touristenland mit Schriftstellern, die mehr als ein winziges Berglein sind, ziemlich verschwenderisch gesegnet ist. Halb Schönherr, halb Rosegger,«infechstel Anzen- gruber ist der tirolische Dramatiker Rudolf B r i x, seinem bür- gerlichen Beruf nach Polizeidirektor, von Innsbruck  . Er fetzt sich also aus lauter Ouäntchen zusammen. Er bildet eint Kuriosität für sich, weil er nicht nur Schnadahüpferl reimt, sondern sich gleich an ein Drama, also beinahe an das schwierigste heranmacht. Gibt sich der martialische Mann tragisch, so wirkt er aber wie eine Marlitt, die ins Innsbruckische übersetzt wurde. Nicht, daß die Motive seiner dramatischen Verwicklungen unecht wären. Bäuer» liches Erbrecht, Kinderlosigkeit, die den Verlust von Haus und Hof bedeutet, das Herz des Ehebrechers unter der losen Jacke, da» kommt gewiß alles aus dem Leben h«r. Nur nutzt das Leben nicht viel, und mag es der neugierig« Beobachter auch noch so merkwürdig finden, wenn es vom Künstler nicht bei seinem Ker f gefaßt wird. Der Dramatiker Brix redet Feuilletons   aus der Provinz. Daß ein Bauer, der feine Frau, die Betrügerin, enterben will, sich an den Wertpapieren ein« Fackel entzündet, die zum Selbstmörderboden heraufleuchtet das mag manchmal vorkommen. Aber dann sagt eben der Mann, der mit so etwas ein Trauerspiel explodieren läßt, daß er sich vor solchem Brimborium in acht nehinen muß. Er sagt sich das, wofern ihn einiger Geschmack belehrt. Der viel zu beherzte Theatraliker Schönherr hat in Brix einen Epigonen, der ihn noch überspitzt. So viel bengalisches Feuer und Papier zugleich, das ist dieser Heimatdramatiker,©ein Trauerspiel heißt:Der dürre Bau m". Ein Bauernschwank heißt:Das Gnadenbil d". Ist das tröstllch! Wenn der Mann fröhlich ist, oürfen feine Menschen reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, sind sie ganz lodenecht und heubodenwahr. Die Mädel kommen ohne viel Umstände in die Hoffnung, die Bauernjungcn und die Alten, der Dorfbarbier, der Pfarrer, alle sind prachtvolle Kerls. Dos Stück ist eine saftige Posse von dem Heiligenbild, das allen Mädeln einen Ehemann ein- bringt, obwohl der Praktikus schon etliche Monate vor der Trauung seine Pflicht tat, damit die Jungfernbumsti" gehen. So verträgt
man den Dialekt, so sieht man, daß sogar geistige Verwandtschaft zwischenPotosch und Perlmutter" und der Brixschen Well besteht. Di« Genies sind international, aber auch die Dialektschlager. Gott  liebt alle Schöpfer eben, nicht das Vereinzelte und Einsame. Er verstreut von jeder Spezies immer gleich über den ganzen Erdball und, stehe, es trifft gleichmäßig gut zum Mississippi   und zum Jsel» berg  . Max Hochdorf  .
Erziehung Jugendbewegung Religion. Zum Entwurf eines Parteiprogramms wird uns geschrieben: Der Ab- satz über Kulturpolitik erscheint mir in seiner jetzigen Form nicht haltbar, weder im logischen Aufbau noch in der Formulierung einzelner Aufgabenbezirte. Zum Beispiel darf die Iugendhilse nur als eine Uebergangseinrichtung bis zur vollständigen Umschaf- fung der Schule als Erziehungsstätte gefordert und aufrecht erhalten werden. Und der Absatz über Religion, Staat, Kirche und Schule verlangt eine feinfühligere und dabei doch klarere Fassung. In Ge- meinschaft mit den Genosien Hilter   und Filzhuth habe ich be- rells vor.längerer Zeit diesen Progrommabsotz formuliert wie hier folgt und wie er auch im Iuliheft derNeuen Erziehung", Seite 237, abgedruckt worden ist. Erziehung ist nicht Vollstreckung autoritativer Zielsetzungen am hilflosen Objekt, sondern Befreiung und Pflege aller im Menschen schlummernden gefunden und natürlichen Kräfte. Ihr Ziel ist da- her nicht der Anhänger eine» politischen oder religiösen Bekennt- nisies, sondern der sozialistische Mensch, d. h. die im Gemeinschafts- leben durch schaffende Arbeit heranreisende und sich auswirkende Persönlichkeit. Erziehung ist Sache der Gemeinschaft, Familienerziehung anvertraut« Gemeinschaftsaufgabe. Sie vollzieht sich in schöpf-- rischem Arbeits- und Gemeinschafteleben. Die Schule muß also eine Arbeits- und Lebensgemeinschaft sein. Jugendbewegung, d. h. das nach eigenem Gesetz sich ge- staltende Persönlichkeits- und Gemeinschaftsleben der Jugend, ist als schöpferisch« Kraft der gesellschaftlichen Entwicklung zu werten. Iugendhilse als sozialpflegerifche Einrichtung mit hauptamtlich- tigen Organen hdt die Arbeit der Schule in innigem Zusamnen- wirken mit ihr und der Elternschaft zu ergänzen, bis dieErziehung" zur selbstverständlichen Lebenshilfe in jedem Sinne gestaltet ist. Sie beginnt mit dem werdenden Kinde und endet mit dem Eintritt in die Selbständigkeit., Neben dem einheitlichen Aufbau des Bildungsmefens vom Kindergarten bis zur Hochschule dienen besondere Bildungsstätten für erwachsene Doltsgenosien der Ausbildung zu führender Arbeit im Gemeinschaftsleben und zur schöpferischen Mitarbeit an der so« zialistischen Zukunftskultur Religion als intimste seelische Einstellung des einzelnen darf weder Partei- noch Staatsfoche sein. Alle religiösen Gemein- schaften haben das gleiche Recht freier Betätigung. Daher: Tren- nung von Staat und Kirche, Trennung von Schule und Bekenntnis, weltliche Schule. Paul Oesterreich.
Schweizer Montana A.-G. eingebracht hat. Und es ist nicht unbekannt, daß neben Herrn Stinnes in Deutschland   noch eine ganze Anzahl Industriekapitäne tätig sind, die in rühren- der Uebereinstimmung bei all ihrer sonstigen persönlichen und materiellen Gegnerschaft ganz erhebliche, dem Steuerfiskus nicht gerade nützliche Verbindungen mit dem Ausland pflegen. Wie denkt dieDeutsche Allgemeine Zeitung" über derartige Schachtelungen"? Wenn hier diesmal der Steuererheber nicht durchgreift, dann wird die große Reform der Besitz- steuern im kommenden Herbst nichts weiter bedeuten als eine Umstellung der Steuerhinterziehungsabteilungen unserer großen Industrie- und Handelskonzerne. Wir nehmen an, daß wir darüber derDeutschen Allgemeinen Zeitung" nichts noch Deutlicheres zu sagen brauchen, nichtsdestoweniger hoffen wir auf eine Beantwortung unserer Frage.
Trimborn gestorben. Der Vorsitzende der Zenlrumsfrakiio« des Reichstages, Staats. fekrelär a. v. Geh. Zustizral Karl Trimborn  , ist gestern abend an den Folgen einer Operation gestorben. Trimborn, der in Köln   geboren wurde, hat ein Alter von 67 Iahren erreicht. Seit 1896 gehörte er dauernd dem Reichstag an, bis 1918 für den Wahlkreis Köln  (Stadt), feit März 1912 für den Wahlkreis Sieg-Waldbröl. Im Kabinett des Prinzen Max von Ba- den war er Staatssekretär des Innern. 1919 wurde er Mitglied der Verfassunggebenden Nationalversammlung   und wurde am 6. Juni 1980 in den ersten Deutschen   Reichstag   gewählt. Mit Trimborn ver- schwindet eine Persönlichkeit au» dem politischen Leben, die über den Rohmen ihrer Fraktion hinaus lange Zeit eine maßgebende Rolle in der deuffchen Politik spielt«. Im August 1914 ging Trim- born als Mitglied der deutschen   Zivilverwaltung für Belgien   zu- nächst nach Verviers   und später als Generalreferent für das Unter. richtswesen nach Brüssel  , wo er bis August 1917 blieb. Diese Tätig- keit gab er auf, da er als erfahrener Politiker es ablehnte, sich von untergeordneten Mlitärstellen Eingriffe in seine Berwaltungsmaß nahmen gefallen zu lassen. Diese Tatsache ist um so bemerkenswerter. als Trimborn selbst dem rechten Zentrumsslügel nahestand und be- sonders in den Kämpfen um die parlamentarische Tätigkeit Erz- b e r g e r s als dessen Gegner hervortrat. Dagegen stellte er sich in der Maikrise dieses Jahres auf dir Seite Wirths, und als Verbindungsmann zwischen der westfälisckzev und der lüddeutschen Zentrumsgruppe hat«r dann er'vl-'reich ge- wirkt. Eine neue Berufung in die Regierung lehnte e- wegen feiner Schwerhörigkeit ob. Die Zentrumsfraktion verliert mit ihm einer. erfahrenen Vorsitzenden und einen gewiegten Unterhändler. Alr Mensch hatte Trimborn alle Vorzüge eines echten Rheinländers. seine persönliche Liebenswürdigkeit schaffte ihm Freunde in allen Parteien. Im Reichstag, zu dessen markantesten Persönlichkeiten er gehörte, wird man Karl Trimborn   schmerzlich vermissen.
Ein verheißungsvoller Anfang. Bereits ln der ersten Sitzung de» französischen   Gewerkschafis- kongresses kam es zu stürmischen Zwischenfällen. Die TU. meldet darüber, daß ein Redner der Blinderheit, als er sich zur Tribüne begeben wollte, von den Anhängern der Mehrheit aufge­halten wurde. Im verlauf der darauf erfolgenden Zusammenstöße fielen zahlreiche Revolverfchüffe. Zwei anarchisti- s ch e Delegierte find schwer verwundet worden. Aoherden wurde ein Gewerkschaftssetretär am Arm verletzt. Auch andere verwundete wurden au» dem Sitzungssaal eutferul. '» Der ADGB  . war von der EGT. zum Lille  -Kongreß einge- laden worden und hatte diese Einladung selbstverständlich ange­nommen. Der Vorstand hatte beschlossen, seinen ersten Vorsitzen den, Genossen Theodor Lei pari, nach Lille   zu entsenden. Ob wohl das Paßvisum so rechtzeitig nachgesucht worden war, daß bei einigen guten Willen auf feiten der sranzöstfchen Behörden die Ein- reiseerlaubnis rechtzeitig hätte erteilt werden müsien, wird Genosse Leipart   die Reise nicht antreten können. Bis zur Stunde hat er das Visum noch nicht erhalten. Auch derVorwärts" hott« die Absicht, den Genossen Steiner- Iullien als Berichterftatier nach Lille   zu entsenden. Ihm ist die Einreiseerlaubnis glatt abgelehnt worden.
Die Schneeverhältnisse Deutschland  »" lautete das nicht gerade zeitgemäße Thema, über da» Prof. H o l l m a n n in der letzten Sitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften   sprach. Auf Grund der Zöjährigen Beobachtungen von 1881 bis 1913 wird der. Versuch gemacht, die Verbreitung der Schneefälle in Deutschland  durch Linien gleicher Zahl der Schneetage darzustellen. Diese zeigen in ihrem Verlauf große Aehnlichkeit mit den Januar-Isothermen. Die Zahl der Schneetage schwankt im Tiefland zwischen 10(Ober- rheintal) und 70(Masuren  ) und erreicht auf dem Gipfel der Zug- spitze die Zahl 101. Es bestehen gesetzmäßige Beziehungen zwischen der Anzahl der Tage mit Schneefall und mit Schneedecke, die auf die Bildung ewigen Schnees und stüherer Eiszeit«inen Schluß zulassen. VWzei in Tränen. Die Vorwürfe, die die Entente gegen Deutschland   erhob, weil es mit der Verwendung giftiger Gas« im Krieg begonnen habe, haben sie nicht oerhindert, weitere Ver- suche mit diesem Kampfmittel anzustellen, und jetzt kommt sogar aus Amerika   die Nachrcht, daß man dort erwäge, tränen- erregende Gase im Kamps gegen Zufammenrottungen und gegen Verbrecher zu verwenden. Die Versuche haben in Philadelphia   stattgefunden, und die Polizeitruppe ist dabei durch die Gase, die den von fünf Beteranen aus dem großen Krieg geschleuderten Bomben entströmten, dreimal zurückgetrieben worden, während die Zaungäste in voller Auflösung flohen. Der Erfinder erklärte den Polizeileuten, das Gas gefährde die Gesundheit nicht, sondern errege nur die Tränendrüsen und rufe Würgen und Erbrechen hervor! Die Blätter, die darüber berichten, bezweifeln indessen sowohl die Notwendigkeit der Versuche, als auch die praktische Verwendbarkeit des Gtsses in der angegebenen Rich- tung. Es sei eine Waffe, die keine Unterschiede mache. Und während die Schuluno der Polizei in Gasangriffen schon eine pein- liche Vorstellung sei sei es noch unangenehmer, zu denken, daß die Verbrecher selber sich Visses neue Kampfmittel zunutze machen würden. i Der itolienische Vogelmord. Eine belgische Zeitschrift für Jagd und Fischerei greift den italienischen Bundesgenossen wegen des Massenmordes an Vögeln an, der auf seinem Gebiet getrieben wird, und die italienischen Blätter, die darüber berichten, können sich dem Gewicht der vorgebrachten Zahlen nicht verschließen. So sind in einem Jahr« in Marseille   aus Brindisi   und Messtna 8 000000 Wachsein angekommen, und auf dem römischen Markt wurden an einem Tage 20 000 dieser Vögel vertauft, die in Cioitaoecchia gefangen waren. Auf dem Markt in Udin« verkaufte man ebenfalls im Zeit- räum eines Jahres 620 496 Vögel. Dazu kommt, daß die italieni  - schen Schuljungen, die die schlimmsten Vogeliäger sind, die ganzen Nester von den Bäumen reihen und so ein Bttlfache» von dem ver- Nichten, was ziffernmäßig ermütelt wird.
Die frauzösische Propaganda- NuSttelluug. die in Biebrich  und Wiesbaden   unter dem Patroual bei sranzösijcheii Ober- kommissariatS eingerichtet worden ist und die nicht gerade ein Erfolg sein soll, ist jetzt trotzdem einen Könnt verlängert worden und wird den ganzen September hindurch geöffnet bteibew