schützen, indetn Vorkehrungen für den vorzugsweisen Ver- brauch der Erge im Inlands getroffen würden. Die dem Äergarbeiterverband angehörenden preußischen Landtags- »bgeordneten haben bei der Bergetatberatung die schwere Absatzkrisis im.deutschen Erzbergbau geschildert und einen Antrag zu seinem Schutze gestellt. I» unbegreiflicher Kurzsichtigkeit haben-sämtliche bürgerlichen Parteien diesen A n- trag abgelehnt!„Nur Arbeit kann uns retten." Ge- miß, aber unsere Erzbergleute wollen arbeiten, sie werden heute arbeitslos gemacht durch eine Eisenerz- Versorgung, die vorzüglich nach Privatwirtschaft- l i ch e n Gcsichtspvnkten orientiert ist. Der in der Landtags- Kommission erhobene Einwand, die schlechte Beschäftigung der Erzzechen sei aus K o h l e n- und K o k s m a n g e l zurück- zuführen, trifft längst nicht mehr zu, wofür der Reichskohlen- kommissar und der Reichskommissar für die Eisenwirtschaft Zeugnis ablegen können. Letzterer kam durch die Borstellun- gen der Bergarbeitervertreter auch zu der Ansicht, daß even- tuell an die Kontingentierung der Eisenerzeinfuhr gedacht werden müsse. Auch die Eisenerzförderung im Herrschafts- gebiet der I l s e d e r Hütte, an der bekanntlich das Reich mit 25 Proz. beteiligt ist, leidet stark unter Absatzmangel, aus der- selben Ursache wie das Lahn -Dillgebiet. Allerdings find die Preise für Jnlandserze gewaltig in die Höhe getrieben. Beispielsweise stand vor dem Kriege Siegerländer Spateisenstein auf 18 bis 19 M.. im Juni d. 3. auf 406,50 M.! Lahnerz wurde ähnlich verteuert, es stand bis vor kurzem auf 173 bis 238 M. Kürzlich ist das Siegener Erz um 30. das Lahnerz um 24 bis 26 M. pro Tonne ver- billigt worden in der Hoffnung, nun ausreichenden Absatz zu finden. Man merkt nichts davon. Aber auch das Roheisen ist im tollen Jagen nach dem„Wetlmarktpreis" von 70 bis 80 Mark vor dem Kriege auf über 2350 M. in 1920 hinauf- getrieben worden. Der damals erst konstituierte Eisen- wirtschaftsbund drängte auf den Preisabbau und wird deshalb als„Zwangswirtschaft" von feiten der Unternehmer immerfort bekämpft. Wir haben damals die„Annäherung der Inlandspreise an den Weltmarktpreis" entschieden be- kämpft. Wir haben wiederholt hingewiesen auf das ständige Schwanken unserer Valuta, das uns eines bösen Tages plötz- lich vor die Notwendigkeit eines starken Preisabbaues, eben mit Rücksicht auf das voraussichtlich starke Sinken der Aus- landspreife, stellen würde. Dann aber hätten sich die Preise für unsere sämtlichen Lebensbedürfnisse derart den sozusagen gewaltsam erhöhten Preisen unserer Rohstoffe und Halb- fabrikate angepaßt, daß der zweifellos von den Unternehmern nun propagierte Lohn- und Gehaltsabbau zu schweren sozialen Konflikten führen werde. Die Warnungen waren in den Wind gesprochen, die Warner wurden als„einsichtslos", ja sogar als„arbeiterfeindlich" verschrien— heute ruft das ganze Unternehmertum nach Lohn- und Gehaltsabbau, während die Lebenskosten der breiten Massen sich den Teufel um den er- heblich gesunkenen„Weltmarktpreis" kümmern, neuerdings noch zunehmen. Das ist die Folge der planlosen Wirt- s ch a f t. die nur den Augenblicksprofit im Auge hat. Dieser Planlosigkeit würden noch mehr unserer inländi- schen Rohstoffquellen geopfert werden, wenn die verantwort- liehen Behörden den Dingen ihren vernichtenden Lauf lassen. Dem Reichstagsausschuß für Volkswirtschaft wurde von der Regierung berichtet, Ende Mai d. I. hätten sich die Eisenerz- preise frei Oberhausen , berechnet auf ein Proz. Eisenachalt, gestellt: für schwedische Erze auf 5,30, lochringische Minette 4.49, luxemburgische Minette 4,21, deutsches Rot- eisenerz aus dem Dillgebiet auf 5,67, aus dem Lahngebiet auf 5,75 M.! Danach stand der deutsche Erzpreis am höchsten. Außerdem enthalten die Lahn -Dillerze sdie übrigens 40 bis 50 Proz. Eisengehalt besitzen, also keines- wegs„minderwertig" sind) die VerhüttSng erschwerende Be- standteile svorzüglich Kieselsäure), während die lothringisch- luxemburgischen, auch die schwedischen Erze großenteils phos- phorhaltig sind, worauf sich die lukrative Gewinnung von Thomasphosphatmehl als Nebenprodukt aufbaut. Zweifellos wird die Verhüttung jener Auslandserze privat-
Iungsozialismus. Von Richard Weimann. Jungsozialismus— liegt darin nicht ein Gegensatz zum Sozia- tismus? Keineswegs, beides ist im Grunde das gleiche. Dos Wort Sozialismus erhält dadurch einen besonderen Klang, daß wir Jung- sozialisten haben. Sie oertreten keine Richtung, sie stellen sich auch nicht in Gegensatz zu den Alten. Sie wollen nur, daß die hohen Gefühls- werte lebendig werden, die der Sozialiemus in sich trägt, daß er sich voll auswirkt nach der ethischen Seite hin, daß er den gan- zen Menschen packt. Ihnen ist der Sozialismus nicht nur eine politische Ueberzeuguktg, ein Wirtschaftsziel, sondern eine seelisch- sittliche Erneuerung, eine neue Lebensgestaltung. Sie streben danach, wirklich revolutionär zu sein, nicht mit Worten, sondern durch Taten. Es ist leicht, sich im Wortradikalismus zu er- gehen, aber unendlich schwer, sich loszureißen vom Alten, Her- gebrachten, das uns in seiner Bequemlichkeit so sehr gefällt. Aber darauf kommt es an, die tausend Gewohnheiten des Alltags, die sich auf uns vererbt haben wie eine ew'ge Krankheit, abzuschütteln und neue Wege zu gehen. Auch in der Gesinnung, in seinen privaten Lebensäußerungen muß man beweisen, daß man Sozialist ist. Gerade hier läßt sich am besten beurteilen, wer Spießbürger und wer Revolutionär ist. Die Iungsozialisten wollen das sein oder werden, was man feit dem sozialdemokratischen Kulturtag in Dresden schlagwortartig den „sozialistischen Menschen" nennt. Sie mühen sich um den Beweis, daß der„sozialistische Mensch" nicht ein Schlagwort ist, son- dern lebendige Wirklichkeit wird. Unser heutiges Partrileben allein befriedigt sie nicht. Es ist— bei aller Anerkennung unserer sozlalistischen Kulturarbeit— immer »och zu einseitig rational, d. h. verstandesmäßig eingestellt, das Irrational«, d. h. seelisch-gefühlsmähige kommt zu wenig zur Gel» tung. Zwar vollzieht sich auch in der Partei unverkennar eine inner« geistige Umstellung, aber sie geht naturgemäß nur langsam vor sich und kann auch nicht ausschließlich den Iungsozialisten Rechnung tragen. Die letzteren wollen sich aber nicht in der Masse verlieren, sondern im Kreise Gleichgesinnter mit der ihnen eigenen geistig. seelischen Einstellung ihr Eigenleben im Rahmen des Ganzen ent- wickeln. Sie haben daher in der Partei eigene Gemein- i ch a f t e n gebildet, in denen der Sinn für die Gemeinschaft und die Kameradschaftlichkeit gepflegt werden. Das dient der Entfaltung aller jugendlichen Kräfte zum Nutzen des Parteiganzen. In Bielefeld treten die Jungsozialisten des Reiches dieser Tage das erstemal zusammen. Sie wollen vor aller Welt ein Be- kenntnis zum Sozialismus oblegen und ihre Ideale verkünden. Dabei wird es sich erweisen, daß der Jungsozialismus keine Richtung, ja nicht einmal etwas Neues ist. Er ist nichts andere» als der Sozialismus im umfassendsten Sinne, der unser ganzes
wirtschaftlich profitabler sein, zumal wenn zwischen Erz- lieferanten und Bcrhüttungswerken gewisse Jnteressengemein- schaften verabredet sind. Aber kann man es Volkswirt- schaftlich gutheißen, daß unsere einheimische Erzindustrie mit vielen taufenden Arbeitern in Verfall gerät, weil die privatwirtschaftliche Kalkulation der großen Hüttenwerkskon- zerne es so will? Man betrachte auch die kolossalen Vetriebsüberschüsse der Hüttenwerke und be- antworte sich dann selbst die Frage, ob die verhältnismäßig kleine Zahl der Erzverbraucher nicht in der Lage ist, auf einen Teil ihrer enormen Gewinne zugunsten des Verbrauchs in- ländischer Eisenerze zu verzichten. In Betracht kommen nur wenige Dutzend Großwerke, die zu den überschußreichsten An- lagen in Deutschland gehören. Die taufende bereits arbeitslosen oder von Arbeitslosig- keit bedrohten deutschen Erzbergleute und ihre Familien werden den Gemeinden, den Ländern, dem Reiche zur Last fallen. Man muß ihnen Arbeitslosenunterstützung zahlen, die Gemeinden werden auch schwer getroffen durch die Betriebs- ftillegungen. Alles Beschönigungsgerede inter - efsierter Kreise schafft die Tatsache nicht aus der Welt, daß ein großer Teil unferes-Erz- bergbaues ruiniert wird, wenn die Vorbeu- ungsmaßregeln ausbleiben! Der vorzugsweise erbrauch unserer inländischen Rohstoffe ist durchzuführen, wenn nicht anders, dann durch gesetzeskräftige Vor- schriften. Man kann auch, wie es schon vor dem Kriege für die Ueberleitung der Sieg-Lahn-Dillerze in den oberschlesischen Verbrauch geschah, durch besondere Frachttarife die Ver- brauchsmöglichkeit begünstigen. Das ist jedenfalls volks- wirtschaftlich nützlicher als die Zahlung von Erwerbs- losenunterstützung an die Opfer einer planlosen Wirtschaft. Wahrscheinlich wird sich der übliche„Sturm der Ent- rüstung" erheben über vorstehende Vorschläge zur Einschrän- kung der planlosen„freien" Wirtschaft. Was es damit auf sich hat, lehrt dieser Vorgang: Der deutsche Roheisenver- band hat soeben einer Reihe von Gießereien die Rabattgewährung versagt bzw. die Entziehung der- selben angedroht, weil sie billigere Einkaufs- Möglichkeiten für Luxemburger Gießerei- roheisen wahrnehmen konnten! Ist das nicht be- zeichnend für die sogenannte„freie Wirtschaft"? Das privat- kapitalistische Syndikat schützt sich vor billigen Roheisenimport, indem es seinen„straffälligen" Abnehmern die Rabattver- gütungen entzieht. Das Syndikat kontingentiert auf diese Weise auch den Import von Roheisen. Also k o n t i n g e n- t i e r e das Reich die Eisenerzeinfuhr zugunsten un- serer arbeitslosen Erzbergwerksarbeiter!
versagt üie Sozialdemokratie) Die„Kreuz-Zeitung " macht den Arbeitern und ihrer politi- schen Führung den Vorwurf, daß sie bei der— Erfüllung des Ultimatums versage. Gerade die.Arbeiterschaft habe bisher nicht den Weg betreten, der zur Durchführung der eingegange- nen Verpflichtungen führen könnte, falls dies überhaupt mög- lich sei. Das Versagen sieht die„Krcuzzeitung" darin, daß die Sozialdemokratie keine erhöhte Arbeitszeit auf sich genommen und in keine Einschränkung des Reallohnes gewilligt habe. Als besonders schlagender Beweis für den sozialdemokratischen Wider- stand wird angeführt, daß im Programmentwurs der Achtstundentag und sogar dessen Herabsetzung dort verlangt wird. wo mit erhöht«? Gefahr für Leben und Gesundheit des Beschäftigten zu rechnen ist. Man hat noch weitere Beweise für unser Versagen. Das Ver- langen des sozialdemokratischen Vertreters im Ausschuß des Reichstages: erst Gesamtprogramm an Steuern, dann Einzel- beratung, gilt den Herren von Rechts ebenfalls als ein Ver- brechen. Die Stellungnahme des„Vorwärts" gegen die Brotpreiserhöhungen schlage aber dem Faß den Boden aus, denn gerade die Arbeiterschaft sei zu einer Einschränkung der Lebenshaltung eher im Stande als andere Bevölkerungskreise.
Sein erfüllt. Sozialisten sein mit Herz und Hirn, in seder Lebens- äuherung, nicht nur in der Organisation, sondern auch draußen— das wollen die Jungsozialisten. Dazu mögen ihnen die Alten helfen!
Der kühle Hut. Ein kühler Hut ist in heißen Sommertagen eine Annehmlichkeit. Die Frage ist nur, was für eine Kopfbe- deckung man sich dazu wählen soll. Die Antwort darauf gibt ein englischer Hygieniker, der eingehende Versuche mit den verschieden- sten Herrenhüten angestellt hat und seine Ergebnisse in einem Londoner Blatt mitteilt. Bei diesen Versuchen wurde ein Mann auf einem Stuhl ins Freie gesetzt und dann die Lufttemperatur ge- mesien, wobei sich 9S Grad Fahrenheit ergaben. Ihm wurden dann die verschiedenartigsten Hüte aufgesetzt, von denen er einen jeden eine Viertelstunde ausbehalten mußte Innerhalb eines jeden Hutes wurde vorher ein kleines Thermometer angebracht, das die Wärme in dem Luftraum zwischen Scheitel und Hutoberfläche messen sollte. Der erste Versuch wurde mit einer Seglermütze gemacht, die man bisher wohl für eine ziemlich kühle Kopfbedeckung hielt. Nach Ablauf der Viertelstunde zeigte das im Hut befindliche Thermometer 192 Grad Frahrenheit, also 7 Grad mehr, als die Außenluft auf- wies. Es folgte dann ein englischer Polizistenhelm, bei dem sich eine Hutwärme von 199 Grad ergab. Sodann wurde ein Zylinder gewählt, den man gewöhnlich für ein recht heißes Kleidungsstück ansieht. Und siehe da, die Temperatur unter dem Zylinder belief sich nur auf 91 Grad, war also um 11 Grad geringer als bei der für luftdicht geltenden Seglermütze. Der Zylinder er- wies sich also als kühler wie der gewöhnliche steife Hut, der 94 Grad hatte. Der steife Hut jedoch, den man auch nicht gerade für recht sommerlich hält, war immer noch kühler als die viel- getragene„leichte" S o m m e r m ü tz e, unter der sich eine Wärme von 96 Grad entwickelte. Alle diese Kopfbedeckungen sind zum Tragen bei heißer Witte- rung nicht praktisch. Viel geeigneter erwiesen sich die eigentlichen sommerlichen Kopsbekleidungen. Der weiße breitkrempige Leinen- h u t schnitt schan bedeutend besser ab, indem die sich unter seiner Bedeckung entwickelnde Temperatur nur 89 Grad betrug, S Grad weniger als die Wärme der Außenluft. Der Leinenhut wieder wurde noch übertroffen von dem runden festen Strohhut, wohl der beliebtesten sommerlichen Kopfbedeckung der Männer. Dieser Strohhut mit fester Krempe hatte nur eine Temperatur von 85 Grad. Noch günstiger schnitt der weiche weiße Strohhut ab, der es auf 82 Grad brachte, und den Rekord stellte der mit Recht so viel gerühmte Panamahut auf, unter dessen leichtem luftigen Gewebe sich nur eine Wärme von 7g Grad entwickeln konnte, so daß der Träger eines solchen Hutes seinen Kopf um 16 Grad kühler hatte, als wenn er keinen Hut getragen hätte. Diese Versuche beweisen, daß der, der auf einen kühlen Kopf bei heißer Witterung sieht, alle Mützen von sich weisen und zum Strohhut greifen soll. Schwarze Schmach in?seven. Revublikonische Berliner nehmen mit Recht Anstoß an den mouarchiftifchen Geschmacklosigkeiten, mit denen ein Teil des Publikum» die Aufführungen der Potsdamer Freilichtspisl« zu würzen sucht. Aber was sich hier auf dem Brau-
Wir stellen fest: Die Sozialdemokratie hätte nach der Mei- nung eines führenden reaktionären Blattes nicht versagt, wenn sie für Abschaffung des Achtstundentages, für Ber-- längcrung der Arbeitszeit in ungesunden Betrieben, für Her- absetzung der Löhne, f ü r direkte Steuern ohne sich um direkte zu kümmern und f ü r hohe Bratpreise wäre. Wir können da die„Kreuzzeitung " gleich für alle Zukunft beruhigen. In der von ihr angedeuteten Richtung wird die Sozialdemokratie immer„versagen". Täuschen wir uns nicht, hinter diesen Redensarten, ver- hüllten Drohungen und Ausflüchten steckt ein Grundsatz, und das ist der, dem Reiche in seiner Rot ni ch t Helsen zu wollen! Man will sich von den Pflichten drücken und sucht Gründe dazu. Wir halten es demgegenüber mit folgenden Bemerkungen: „Ob die neue Regierung Bestand hat und leistet, was von ihr erhofft wird, wissen wir nicht. Aber niemand täusche sich darüber, daß diese Wendung trotz alle? inneren Kämpfe und trotz der Aus- einandersetzungen mit den noch lebendig bleibenden Kräften der Vergangenheit, zu denen die neue Staatsform gezwungen fein wird, un w i d e r r u f l i ch ist: zu stark ist die demokratische Welle, zu stark das revolutionäre Zittern, das über die ganze Erde geht.. Diese Sätze unterschreiben wir voll und ganz. Standen sie nur zufällig am 9. Oktober 1918 in der„Kreuz-Zeitung "? Ihre Stellung von heute oder die von damals ist unehrlich, ist feige, ist„ein Versagen" gegenüber den harten Tatsachen.
bewaffneter �ufftanü gegen wen) Nachdem der Ehrenvorsitzende der 3. Internationale, Heinrich Brandl er, vor Gericht erklärt hat, der Kommu- nismus brauche zu seinem Sieg noch Jahrzehnte, die KPD. - Zentrale sei eine Gegnerin des bewaffneten Aufstandes, und die Diktatur des Proletariats lasse sich auch verwirklichen, ohne daß der bestehenden Verfassung ein Haar gekrümmt würde— nach alledem hat es die Zentrale für nötig gehalten, ihren Lesern wieder etwas kräftigere Kost vorzusetzen. Und so er- schien dieser Tage ein von ihr herausgegebenes Büchlein„Tak- tik und Organisation der revolutionären Offensive. Die Leh- ren der Märzaktion", worin u. a. I. H e y d e r folgender- maßen orakelt: Der künftige monarchistisch-militaristische Putsch wird also kein isolierter kleiner Putsch sein, sondern ein großzügiges ernstes Unternehmen. Nicht politische Desperados wer- den die Aktion leiten, sondern die anerkannten Führer der mon- archistischen Parteien. An Stelle Kopps wird der Hohen- z o l l e r stehen und an Stelle des Kapitäns Ehrhardt der Gene- ral Ludendorff. Zur selben Zeit wird sich aber weder d i c proletarische Front einheitlich gestalten, noch wird sie sich ouf andere Schichten stützen können. Die Gewerkschafts- bureautratie und die führende Bureaukratie der Mehr- heitssozialisten wird sich nie mehr trauen, die Parole des Generalstreiks herauszugeben. Hinter dem im Interesse der Gewerk- schaftS- und Mehrheitssozialistenbureaukratie geführten Generalstreik erschien im März 1929 der gegen die sozialdemokratische Gewerk-' schaftsbureaukratie gerichtete Ausitand. Und diese Bureaukratie weiß es nur zu gut, daß jeder Generalstreik des Proletariats, auch wenn sie sich selbst an die Spitze desselben stellen würde, letzten Ende» nur in einen gegen sie sich wendenden, bewaffneten Aufsland münden kann. Also wenn„der Hohenzoller und Ludendorsf" ihren Putsch machen und Gewerkschaften und Sozialdemokratie zum Generalltreik aufrulen, dann werden d i e.Kommunisten kommen und dieien�gen, d i e den General st rcik gegen den Hohenzoller führen, ganz einfach totschießen. Heil den Hohenzollern , daß sie solche Untex- tonen haben wie diese Kommunisten! Wer ist dieser I. Heyder? Hat der Mann am Ende nur ausprobieren wollen, welcher Blödsinn, wenn er nur rrrevo- lutionär klingt, von der KPD. in eine parteioffizielle Schriften- fammlung aufgenommen wird?
hausberge abspielt, ist ein sanftes Säuseln gegenüber den natio- nalistischen Donnerschlägen, die von dem weltbedeutenden Bretter- gerüste des hannoverschen Städtchens Zeven erdröhnen. Dort pro- duziert sich eine Schauspielertruppe, an deren Spitze ein Direktor P a l m b a u m steht. Dieser Palmbaum ist ein sehr vielseitiges Ge- wachs: nicht nur Menschendarsteller, sondern auch drrrromatischer Dichter. Und in letzterer Eigenschaft hat er mit kerniger Faust ein Stück gezimmert, das den Titel trägt:„Die schwarze Schmach in deutschen Lande n." Am letzten Sonntag erlebte es feine Uraufführung, über die das Kreisblott des Kreises Zeven einen spaltenlangen Bericht bringt. Ort der Handlung: eine mittlere Stadt am Rhein . Unter dem Schutz der französischen Besatzung vergewal- tigen und ermorden schwarze Sergeanten dreizehnjährige Mädchen, während ein edler Deutscher, dem aus Versehen ein Revolver los- geht, der nicht einmal ihm gehört, standrechtlich erschossen wird usw. Ganz Zeven raste vor Wut und schäumte vor sittlichem Ekel. „Möge Herrn Palmbaums Werk dazu beitragen," sagt der Theater- reierent des Kreisblatts,„um allen Deutschen die Augen zu öffnen und auch dem Ausland verkünden, mit welcher unge- heuren Schmach die sogenannte Grand Notion Deutschland bedeckt!" Ein kühner Wunsch, zu dessen wenigstens teilweifer Erfüllung wir das unsrige beitragen wollen, indem wir das In- und Ausland, fa- weit es das„Zevener Kreisblatt" nicht liest, auf die nationalistischen Greuel aufmerksam machen, deren Schauplatz zurzeit die Zevcncr Bühne ist. Die„Reinigung" der ungarischen Wissenschaft. In den letzten Tagen sind wiederum eine Reihe namhafter Professoren auf Grund eines Disziplinarverfahrens von ihrer Lehrtätigkeit an der Budapest er Universität dispensiert worden. Die Maßregelung erfolgte wegen der Haltung, die die Betreffenden während der Revolution eingenommen hatten. Die meisten der Gemaßregelten sind bereits feit Jahrzehnten an der Universität tätig und haben auf Grund ihrer wtstenschaftlichen Arbeiten einen Weltruf. Dies gilt besonders von Prof. Heinrich Marczali, der der bedeutendste lebende Geschichtsforscher Ungarns ist. Seine Ar- betten find in alle Kultursprachen übersetzt worden. Augenblicklich befinden sich im Lehrkörper der Budopester Universität aus» schließlich Anhänger des bestehenden Kurses. Auslieferung österreichischen kunsibesihes. Die t s ch e ch o- slowakische Regierung hat ihre Forderungen auf die aus öffentlichem österreichischen Besitz auszuliefernden Werke bereits überreicht. Die Liste ist in den letzten Stunden in Wien eingetroffen. Es besteht Grund zu der Annahme, daß die tschechoslowakische Re- gierung auf die berühmten Gemälde ans der Prager Kunstkammer, daunter Hauptwerke von Dürer und C o r e g g i o sowie auf die unschätzbaren Handzeichnungen Dürers Anspruch erhebt. „Der einzige Weg." Der Roman ,.l- e« 6 r a p e a u x" von Paul Reboux , über den wir bereits vor einigen Monaten, als er in der Originalausgabe oerösfentlicht wurde, ausführlich be- richtet haben, ist jetzt in deutscher Uebersetzung unter dem Titel„Der einzige Weg" bei G r c t h l e i n u. Co. in Zürich und Leipzig erschienen(geheftet 16 M., in Halbleinen 24 M.). Das Werk, das nicht nur ein literarisches, sondern ein politisches Ereignis allerersten Ranges ist, wurde von der nationalistische«