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aber von dem erbitterten Landvol? aufgespürt wurden. Auf diese Weise sollen zehn von ihnen den Tod gefunden haben, zum Teil einen sehr grausamen Tod, wenn den Nachrichten der bürgerlichen Blätter zu glauben ist. Das Blutbad von Roccastrada   reiht sich unmittelbar an ! die Ereignisse von Sarzana   an. Roccastrada   ist ein kleines [' Rest(9300 Einwohner), das im Rufe steht, viele Kommunisten zu haben. Auf seinem Sündenregister hatten die Fascisten vermerkt, daß in Roccastrada   am 2. Juli gegen einen Zug i sascistischer Autos gefeuert worden war, der einen gefallenen j Fascisten von Grosseto   nach Siena   transportierte. Es ist i eine Lieblingsgewohnheit der Fascisten, die Toten ihres ! Bürgerkrieges auf Automobilen spazieren zu führen, was ! immer den Keim zu neuem Blutvergießen zu legen pflegt. So !' hatte man denn dem Orte eine Strafexpedition zugedacht, war aus Grosseto   mit Autos gekommen und hatte um 5 Uhr früh ; das Aushängen von Fahnen mit den Landesfarben gefordert : und durchgesetzt. Da die Fascisten dasHausdessozia» l listischen Bürgermeisters schon bei ihrem ersten J Besuch verbrannt hatten, scheinen sie dann ihre Wirk- samkeit, zu deren Entfaltung sie Handgranaten und dergleichen Propagandamittel bei sich führten, anderen Orten zugedacht ' zu haben. Den bürgerlichen Blättern zufolge stießen sie beim / Berlassen des Dorfes auf einenkommunistischen Hinterhalt", , bei dem es zwölf Tote gab. Der Hinterhalt der Kommunisten ' muh ganz besonders fein angelegt gewesen sein, denn sie' l haben 12 Tote unter den Ihren, während von den Fascisten nur einer gefallen ist. Diesen Unterschied in der Zahl der i Opfer führen die bürgerlichen Blätter aus den Mrst der . Fascisten zurück; wahrscheinlich haben dabei die Handgranaten , eine ausschlaggebende Rolle gespielt, was die Ordnungsorgane ' nicht zu ergründen suchen. Sie begnügen sich mit der Be- merkung, daß in dem Konflikt sogarHandgranaten" ver» wendet wurden. Bon wem, sagt man nicht. Wahrscheinlich ' haben sich die Kommunisten auf ihre eigenen Handgranaten gesetzt und sind dabei umgekommen. Bon den Fascisten wur» den 7 Häuser und mehrere Scheunen verbrannt! Der Ministerrat hat sofort den Präfekten von Grosseto  (Regierungspräsidenten  ) semes Amtes enthoben. Jetzt müssen - die hohen Herren daran glauben, denen man bisher dafür Dank gewußt hatte, wenn sie den Fascisten gegenüber beide ! Augen zudrückten. Aber damst wird natürlich die Sturzwelle der Gewalt nicht angehalten. Das war früher möglich, als i , die Bewegung begann, aber da schien sie der bürgerlichen; Reaktion allzu verheißend für den Wahlkampf. Jetzt ist der Fascismus der Macht der bloßen. Polizeimaßreaeln entwachsen, ' und sein Gegenpart, dieSturmsoldaten des Volkes", drohen ! denselben Entwicklungsprozeß zu durchlaufen. ' Unter diesen Umständen darf es nicht wunder nehmen, ; wenn Bonomi, nachdem feine Erklärungen am 18. d. M. eine so eisige Ausnahme in der Kammer gefunden hatten, am 23. eine so starke Mehrheit davongetragen hat. Heut drängt die - Sorge um den Fascismus die parlamentarischen Intrigen in den Hintergrund. Auf das vorige Ministerium fällt die ungeheure Verant- > wortung, die Erstartung des Fascismus geduldet und geför» j dert zu haben. Bonomi findet die Tatsache vor. Die Si» tuation verschärft sich einerseits durch die tägliche Vermehrung der Ausschreitungen; sie klärt sich aber anderersetts, weil gerade diese Exzesie den Fascisten Svtnpathien entziehen. fjaböi doch zwei Parteien, die sich durch Fascistenfreundlich» ' keit auszeichneten, die Nationalisten und die Fraktion Sa» larchra, für das Ministerium gestimmt, das versprochen hat, '>M"Fascisten eine eiserne Faust zu zeigen! So ist der Fascismus augenblicklich für Bonomi ein , Element parlamentarischer Festigkett; die Fascisten  - sorge hält die Parteien der Rechten ab, gegen das Kabinett Sturm zu laufen. Ob der Fascismus das Ministerium in seiner tatsäcklichen politischen Lebensfähigkeit, die nicht im Parlament liegt, beeinträchtigen und erschüttern kann, da» wird in letzter Linie von der Fähigkeit Bonomis abhängen, die Frage der akuten Konflikte der kommenden Wochen polizeitechnisch zu lösen.
Nationale Erziehung. Don Hans Lauer. In einem KäseblättchenVolk und Wehr", da» zwar nicht um seiner selbst, wohl aber um seiner Gesinnung wegen der Rede wert ist, die gleichzeitig diejenige einer in Deutschland   immer noch nicht unmaßgeblich gewordenen Menschenschicht ist, erläßt der verband nationalgesinnter Soldaten" einen(natürlich flammenden) Aufruf» der sich für den Boykott von Waren desFeindbunde»" erklärt. Es ist belanglos, daß man dazu so oder so Stellung nehmen kann. Nied» lich aber ist der erste Satz, der da lautet: Züchtigt Eure Kinder, wenn sie... t... unschuldige Tiere quälen?, ihre Rauflust an schwächeren Kindern auslassen?, ihren Eltern Geld stehlen? Ach nein doch! ,:.. wenn s i e gedankenlos französische Schokolade knabbern! Ich stelle mir lebhaft vor: Ein zehnjährige» Mädel etwa spielt mit ihrer Freundin Fangeball. Ein drittes kommt daher gepurzelt. Es stellt sich heraus, daß die drei zusammen im Besitz von 3,50 M. sind, die frei zu ihrer Verfügung stehen. Sie gehen in das nächst« Schokoladengeschäft und kaufen sich eine halbe Tafel Schokolad«. Jubelnd stürzen sie mit ihr auf die Straß« und beginnen zu knabbern und verziehen Mund, Augen und Ohren dabei und kriegen braune Fingerchen und eine braune Zunge. So gut schmeckt das Zeug! Plötzlich fegt ein Teut daher. Blondes Germanenhaar. Blaue« Auge. Blutprobe bestanden. Hakenkreuz, völkischer Rafseschädel. Eines der Mädel hüpft auf den Teutonen zu:Du, Datt, Batil Mal kosten! Och, ist dos was Feines!" Das Kindchen reibt die Hand über den Magen und knapst dann eine Ecke von seinem Schokoladen» stück ab, um Vätern... Wie es ein» aus der Backe sitzen hat, daß es aufs Pflaster fliegt. Denn es klebte noch da»ier" vonPremier" auf der Umhüllung der Schokolad«.Gedankenlose Knabberei!''. flucht es aus der völkischen Brust.Das will Blut von meinem Blute sein, das Feindbundschokolade knabbert?" Die Kleine weiß nicht. Sie versteht gar nicht. Schokolade ist, was gut schmeckt. Und vom Feindbund reden die Großen zu Hause manchmal, wenn der dicke, fette Onkel vom Lande kommt. Und doch... Du bist bloß noch ein rechtes dummes Kleinchen, liebes Kind. Wärest du vernünftig, erkenntest du, daß dein vom Nationalen Bund erzogener Papa seinerseits ein wertvolles Er- ziehungswerk an dir ausübt. Er lehrt dich einen Haß, den du später einmal brauchst. Zwar nicht den gegen einen Feindbund, der dir nie etwas zuleide tat, aber den gegen einenUnverstand, der in dein junges Leben mit Hilfe von Ohrfeigen Haß gegen andere Böller trägt.
Verherrlichung öes öürgerkrieges. In Borkum   hat die Brigade Ehrhardt für ihre Gefallenen auf dem Kasernenhofe der Küftenwehrabtellung VI, also aus staatlichem Boden der deutschen Republik, gestern ein Denkmal enthüllt. Wir leiden zwar durchaus nicht Mangel in diesem Artikel, aber wenn sich Leute finden, die glauben, daß derlei Sachen zum Leben heute notwendig sind, und wenn sie sonst die Allgemeinheit nicht stören, dann mögen sie ruhig sich Denk» mäler setzen. Das Ehrhardt-Denkmal bedeutet aber etwas ganz anderes, es ist die bewußte Verhöhnung der deutfchenRepublik, die nur mühsam unter dem Man- tel der Erinfterung für die Gefallenen der 2. Marinebrigade verhüllt wird. Es muß schon auffällig wirken, daß auf Reichs» boden ein Denkmal aufgestellt wird, desien eines Relief einen kräftigen Arbeiterarm zeigt, der auf offener Hand eine Krone trägt. Wenn aber zur Geschmacklosigkeit die Ver- herrlichung des Bürgerkrieges kommt, dann geht das über jede noch so weit gezogene Grenze, und die des Herrn Reichs- wehrministers ist bekanntlich kaum erkennbar weit, hinaus. Das Denkmal trägt die InschriftenBerlin  , München  , O b e r s ch l e s i e n". Das sollen Höhepunkte seinfür den unsterblichen Ruhm, den die aus dem schmählichen Zusammen- bruch der Marine kraftvoll entstandene Ehrhardt-Truppe sich erworben hat w heiligem Kampf um den inneren Frieden". So lesen wir es in derDeutschen Zeitung", lieber die son­stigen Embleme, Erinnerungszeichen und Bilder des Denk- mals regen wir uns nicht weiter auf; sie sind auf demselben Boden gewachsen wie die Dutzende von Blechscherzen, die bei patriotischen" Soldaten heute üblich sind. Es gibt eben Men- schen, die glauben, sich nur dann aus der Masse herauszuheben, wenn sie irgendeinen bunten oder glitzernden Mumpitz an sich herumschleppen dürfen. Das ist immer ein Charakteristikum für Mangel an Glauben an den Wert der eigenen Persön- lichkeit. Bei der Einweihung wurde das schöne Erhardt-Lied ge- stmgen: Hakenkreuz am Stahlhelm, schwarz-weiß-rote» Band, die Brigade   Ehrhardt werden wir genannt Ehrhardts Geist im Herzen, kann nicht untergehen; die Brigade Ehrhardt  wird einst auferstehen. Nach diesem wahrhast erhebenden Liede trat der Kam- mandeur der Küstenwehrabteilung IV, also wohl em Mann. der den Eid auf die deutsche Repubsik geschworen hat, der Kor- vettenkapitän v. Abendroth, vor das Denkmal und hiett eine sicher prachtvolle Rede mit dem üblichenbegeistert aufge­nommenen" Hoch. Das ist alles geschehen nicht unter Wilhelm TL, sondern im dritten Jahre der Republik  . Der Flaggenskanda! auf Borkum  , Wie wir kürzlich mitteilten, wurde auf dem fett Jahren als anttsemittsch verseucht bekannten Nordseebad Borkum   unter großem Jubel der deutsch  -völkischen Badegäste von aktiven Küstentruppen die schwarz-rot-goldene Fahne heruntergeholt. Wie uns mitgeteilt wird, wurde dieser Tatbestand dem Reichspräsidenten Genossen Ebert gedrahtet, außerdem sandte der Reich»tagsabs«ordnete Ge- noss» Hünlich folgende» Telegramm au den Reichswehrminister Seßler: Auf Borkum  , unter hervorragender Beteiligung aktiver Kllstenwehrangehöriger, schwarz-rot-goldene Fahne beschimpft» beschmutzt und niedergeholt. Daneben Beteiligung an anderen Ungehörigkeiten gegen nicht all- deutsche Badegäste. Ueber das Nähere schriftliche Mitteilung erfolgt. Protestier« als Reichstags Mitglied gegen skandalöse« Benehmen im Dienst der Republik   stehender und von ihr bezahlter Soldat««. Ersuch« dringend um so- forttge» Eingreifen. Wie wir weiter höre« war der Essend chhnsetretär, dem die ener» gische Behandlung der Angelegenheit zu danken ist, beim Oberpräst-
Diesen Haß brauchst du, damit deine Kinder einmal reichllcher Schokolade knabbern können, al» du e» iu deinem Leben tonntest. Den» da wurde sie durch die Schuld solcher Teutonen, wie dem Vater es ist, durch Dörrgemüse ersetzt.
Die«usstellung-frage für die Berliner   Kunstvereini- g u n g e n wird augenblicklich in den beteiligten Kreisen lebhast be- sprochen. Während sich eine neue Gruppe unter dem rätselhaften NamenS a l o a t i o n" auftut, die ohne Künfllerjury neue Wege oersuchen will, sind die älteren Gruppen im Um- bzw. Abbau. Die Novembergruppe, die im Winter 191S/1S hoffnungsvoll be­gann, hat sich soeben gespalten, und eine Anzahl Mitglieder sind ausgeschieden, zuerst da» Künstterpaar Garbe-Roeder und Oswald Herzog  , dann George Grosz  , Dix, Raoul Hausmann  . Thomas Ring, Rudolf Schlichter   u. a. Sie wollen damit demopportunistischen Flügelder Vereinigung, der sie trotz revolutionärer Versicherungen zu einem bloßen Ausstellungsverein werden lasse, ein«Gemeinschaft der Werttätigen" entgegenstellen. In den Sezesiionsgruvpen, in der Freien Sezession  , deren Ehrenpräsident Max Lievermcmn sst, und in der Berliner Sezession  , der von Corinth   geführten Grupe, ist man dagegen gerade von der Erwägung der Ausstellungs- Möglichkeiten her dazu gekommen, über eine Veranstaltung von Aus- stellungen an gemeinsamem Orte, in dem jetzigen Haus« der Berliner Sezession  , zu verhandeln. Die Freie Sezession   hat bekannt» lich ihr altes Haus am Kurfürstendamm   verloren. Die Berliner Sezession   aber wird sich möglicherweise in ihrem bisherigen Haufe, dessen alle Räume einem anderen Zwecke zugedacht find, neue Aus- stellungsräume schaffen können. Es wäre wohl im Interesse sowohl der Künstler wie des Publikums, wenn sich hier für beide Sezessions- gruppen, wenn auch vorläufig in verschiedenen Monaten des Jahres, Unterkunst für ihr« Ausstellungen finden ließe. Sin ZNenzelfund. Einen unbekannten Steindruck de» stmgen Menzel hat jetzt Walter von zur Westen, der bekannt« Berliner  Sammler, aufgefunden. E» ist ein mit einer interessanten Bild- oignette geschmückte« Titelblatt, zu dem von Salleneur« komponier- ten Schauergedicht des bekannten und berüchttaten M. G. Saphir zum Tode des Herzogs von Reichstadt, des Sohnes Napoleons   und der Marie Luise  . Menzel hat darauf Napoleons   Geist mit dem toten Sohne im Arm dargestellt, wie er über dem offenen Grabe schwebt. Das Blatt, das der Finder in den Mitteilungen ber Berliner Bibliophilen Gesellschaft veröffentlicht, war der bisherigen Menzel-Forschung ent» gangen. Uns der Geschichie der Hanse. Mit Deginn derNordischen Woche" wird das Lübeckische Staatsarchiv eine Aus- stellung eröffnen, deren Hauptteil in einem reichen Urkundenschatz mit erläuterndem Text einen Ueberblick über die Geschichte der deutschen Hanse geben wird. In der Hanse, deren Haupt Lübeck   jahrhundertelang gewesen ist, vollzogen sich die Bcrkehrsverbindungen mit jenen Ländern, die in diesem Jahr zum Besuch der Nordischen Woche aeladen find. Wie wertvoll diesen Staate« der Verkehr mtt den deutschen   Städten war,
deuten Rost«, der dt« erforderlichen«nwessvngeu vom Reichs- Präsidenten erhallen hat. Die republikanisch gesinnte Bevölkerung Borkums   ist entschlossen, sich nicht länger von dem nationalsstischen Pöbel provozieren zu lassen, und es ist dringend zu wünschen, daß die Behörden nachdrücklich durchgreifen, ehe es zwischen Em- wohnern und Gästen zu tätlichen Auseinandersetzungen kommt. Riß im Kahr-Slock. München  . 28. Zoll.(Eigener vrahtberichl desvorwärts".) Die Sprünge im bayerischen Ordnungsblock, die derVorwärts" schon längere Zeil festgestellt Hai. haben sich bei den gestrigen Land- tagsverhandlnngeu zu einem kräfiigen Riß erweitert. Der ver» fassungsstreil über den verordnungsentnmrf einer Neuordnung der Schulpflege und Schulaufficht im verfaffungsausschuß des Landtage, zelttgte in der gestrigen Plenarsitzung ein välliges Aus- einanderfallen der S oalili onsparteieu»od endigte mit einer parlameatarische« Nieder- tage der Regierung Lahr  . Mt 54 gegen 47 Sstmmen der Bayerischen Volkspartei   wurde beschlossen, daß der Entwurf, von dem der Kultusminister nur gewisse Teile dem Landtage zur veur- teilung übergeben wollte, iu allen seinen Teilen der Genehmigung des Landtages entsprechend dem Artikel 48 der verfafsungsurkunde zu unterstellen sei. Es hat sich damit ergeben, daß fich alle Fraktionen des Landtages mit Ausnahme der vayerischeu Volks- partel iu der Frage der Genehmignngsp flicht der Schulverorb- nung gegen die Regierung Kohr und den Kultusminister entschie- den haben. Die Frage wird somit endgültig vor dem Staatsgerichts- Hof ausgetragen werden. Die Angelegenheit hat aber wieder ge- zeigt, wie sehr die Ereignisse der letzten Wochen und Monate die Stellung der Regierung Sahr im Parlament und im Volk erschüttert haben. Die TR. meldet über die Vorgänge selbst: Im Berfassungsausschuß des bayerischen Landtage« war vor kurzem eine Meinungsverschiedenheit zwischen der Regierung und der Mehrhell darüber entstanden, ob die Frage der Schulpfleg« der Zu- ständigkell de« Landtages zu unterstellen fei oder nicht. Der Stand- punkt der Regierung, daß die» n i ch t zu geschehen brauche, war nur von der Bayerischen   Bolkspartei geteill worden. Gestern nachmittag kam die Angelegenhell im Plenum de» Landtages zur Sprache. Redner der Bayerischen   Bolkspartei und der Demokraten sprachen ihr Bedauern über das Vorgehen der Regierung au«. Bon demo- kratischer Seite wurde erklärt, es sei von der Regierung gegenüber dem Landtag« nicht loyal vorgegangen worden, die Regierung habe einen Konflitt hervcrgerufen, es liege eine Brüskierung der Mehr- hell de» Landtage» vor. Die Wiederholung solcher Borgänge werde unerfreuliche polllische Wirkungen haben. Die Demokraten könnten e? sich nicht gefallen lassen, wenn so gegen die übrigen Koalitions- Parteien vorgegangen werde. Dem gegenüber erklärte der Redner der Bayerischen Bolkspartei, daß diese den anderen Koalitionspir- teien in wellgchendem Maße entgegenkomme. Kultusminister Matt wies die Borwürfe«ine» nicht loyalen Vorgehen» zurück und stellte fest, daß er mit Zustimmung semer sämtlichen Ministertollegen ge­handelt habe. Da» Ergebnis der Beratungen war, daß mit allen Stimmen gegen jene der Bayerischen Bolkspartei Anträge ange­nommen wurden, wonach die Regierungsverordnung bettessend Schulpfleg«, Schulleitung und Schulaufsicht als Ganzes, asso auch be- züglich der Echulpflege, der Genehmigung de» Landtages zu unter- brellen ist.
Sozialüemokratie unü Koalition. Kolkbu», 28. Juli.  (Eigener Drahtbericht desVorwärts".) Zur Regi«rung»frage in Preußen beschloß die Generalversammlung des Sozialdemokrattschen Vereins Kottbus nach einem Referat des Ge» nossen   Bernhard Rausch folgenden Anttag an den Görlitzer  Partellag: Da da» starr« Festhallen an der ablehnenden Haltung gegenüber einer Koalition mit Einschluß der Deutschen   Bolkspartei sich während der Regierungskrise in Preußen als nachteilig erwiesen hat, möge der Parteitag tm Interesse der sozialdemokratischen Wähler- Massen den Fratttonen im Reich, iu den Ländern und Gemeinden «ine größere tottische Beweglichkeit einräumen, die auch die Möglich. keit einer Koalition mit der Deutschen   Bolkspartei unter der Bedingung von Sicherungen für den Bestand der Republik  nicht ausschließt.
beweisen die zahlreichen Privllegien, welche ihr« Herrscher den beut- schen Kaufleuten gewährten. Welche Bedeutung umgekehrt der Handel mit jenen Ländern für die Deutschen   hatte, ist au» der zäben Verteidigung dieser Dorrechte ersichtlich. Sämtliche Kriege zwischen Nordländern und Deutschen   drehten fich im Grund« um den See- Handel. Don dem allem sollen die ausgestellten Urkunde» er» zählen. Die Einladung Heinrich» de» Löwen an die Gotländer vom Jahr« 1183 eröffnet deren Reihe. Die ältesteStta" de» beut» schen Kaufhof«» zu Nowgorod   redet von der achtunggebietenden Stellung de» deutschen Kaufmanns im Osten. Privilegien der nordi- schen Könige geben den Gästen durch Schrift und Siegel ein Bild von den mittelalterlichen Kanzleigebauden ihrer Höfe. Bon beson- derer Wirkung auf den Beschauer werden Urtundenausfertigungen wie der Etettiner Friede mtt seinen 23 Siegeln sein. Die Reihe der Urkunden führt bis ins 19. Jahrhundert und weist gerade aus die» ser Zell noch einige höchst merkwürdig« Stücke au« den fernsten Ländern auf, Handelsverttäge Lübeck» mit Persten, Zansibar, Slam, Ehina, alle in dem besonderen Charakter ihrer Länder gehalten. Daneben wird eine Anzahl von Urkunden ausgestellt, die von dem inneren Leben Lübecks zeugen, wie Kaiserurkunden, päpstliche Bullen und Ablaßbriefe von Kardinälen in Prachtausstattung. Eine Fülle von Siegeln wird dem Liebhaber manch feines Kunstwerk zeigen. Es ist bekannt, daß die Seestädte im Mittelalter mtt Bor- liebe die Darstellung eines Schiffes als Siegelbild gewähll haben. Die Entwickelung der verschiedenen Schiffstypen an der Hand dieser Bilder zu verfolgen, ist besonders reizvoll. Wenn früher einmal Gelegenhett war, in die Schätze des Staatsarchivs einen Blick zu tun, war der Zudranq groß. So ver» spricht auch die Archivausstellung der Nordischen Woche einen zahl- reichen Besuch. Gottlob, dos vrok wird teuer!" Unter Keine,Erntelied" in der gesttigen Morgennummer, da» den wirtlichen, echttn oft- elbischen Agrariern vollkommen au» dem Herzen gesungen ist, hat bei den Berliner   Dielen-Agrariern der �Deutschen Tageszeitung" keinen Beifall gefunden. Ei« sind der Meinung, daß den Landwirt schwere Sorgen drücken, Sorgen für sich und für die voltsernäh- rung", und daß es die Pflicht desVorwärts" sei, das �Zerständrns für diese Lage allenthalben zu fördern." Die Gelehrten derDeutschen Tageszeitung" habe» keine Ahnung davon, wie es auf dem Lande aussieht, sonst würden sie wissen, daß die Sorg« um die.Volksernährung" noch keinem Agrarier Jemals das Leben verbittert hat, und daß heute den deutschen   Landmann keine andere Sorge so ernst und fchwer drückt wie d-i« bange Frage: wo lege ick, nach erfolgter Abzahlung aller Hypotheken meine über» schüssjgen Gelder am vorteilhaftesten und steuerstcherste» an?
Eine Pädagogisch« Herbstwoche mit dem Tbema.Theorie und Praxi« der Arbeitsschule- veranstaltet das Ze»tral- in st i tut istr Erziehung und Untere icht, verlin, vom ». dl» 10. September w Köln  . Vetter«««»lunst ertettt daS Städttjche Schulamt in Köln  , Ägrippastr. KL