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Der Konflikt in Thüringen  .

Die Lage, die in Thüringen   infolge des Rücktritts der Landesregierung entstanden ist, ist noch immer nicht völlig geflärt. Unsere Genossen im Landtag stehen dem Gedanken einer Auflösung mit großer Sympathie gegenüber, während die Rechte unter Assistenz der Demofraten, wie schon furz gemeldet, für Weiterberatung und Verabschiedung des Beamtenbesoldungsgefeßes eintrat. Der Abgeordnete öfer vom Landbund forderte mit besonderem Nachdruck die Durch beratung der Besoldungsordnung; die Linke, die diesen de mogogischen Kniff ofort erkannte, deckte durch Zwischenrute die wahren Absichten der Rückschrittler auf.

Söhne des Volkes.

Von einem Angehörigen der Reichswehr   geht uns folgendes beherzigenswertes Schreiben zu:

Die Ernährungslage. Keine Gefährdung der Ernte. Berlin  , 30. Juli.  ( WTB.) Im Reichsministerium für Ernäh

Der blutige Zusammenstoß zwischen Reichswehr   und Polizei- rung und Landwirtschaft fanden unter Vorsiz des Staatssekretärs beamten in Stettin   macht es aufs neue notwendig, die noch Dr Huber Beratungen über Maßnahmen zur Bekämpfung der in­immer nicht erfreulichen Beziehungen zwischen den Vertretern der folge der Dürre entstandenen Futtermittelnot statt. Der Vorsitzende Reichswehr   und der Zivilbevölkerung zu untersuchen betonte einleitend, daß nach den aus den verschiedenen Reichsstellen bzw. eine Klärung über den latenten Kriegszustand" herbeizuführen. vorliegenden Nachrichten von einer Gefährdung der Ernte Noch immer fühlt sich ein Teil der Reichswehr  - und leider nicht im allgemeinen nicht gesprochen werden könne, nur die Offiziere- als eine Organisation, der von vornherein der daß aber in einzelnen Gebieten des Reichs die Raubfutter und zivilen Bevölkerung gegenüber eine Sonderstellung einzuräumen sei, Futterpflanzenernte unter der Dürre außerordentlich gelitten habe. während die Zivilbevölkerung ihrerseits die Reichswehr   mit einer Die Sorge für Abhilfemaßnahmen gegen örtliche Notstände der Die Krise ist nicht unerwartet gekommen, da die bisherige stillen Abneigung betrachtet. Selbstverständlich darf diese Auffassung Landwirtschaft falle zunächst in die Zuständigkeit der Länder. sozialistisch- demokratische Koalitionsregierung nur selten mit nicht verallgemeinert werden, daß sie aber für große Teile der Reichs- Immerhin bestehe aber auch für das Reich nach seinen Zuständig einer festen Majorität rechnen fonnte. Die Rechtsparteten wehr wie der Zivilbevölkerung gilt, wird von niemanden bestritten haben 22 Stimmen, denen 10 Sozialdemokraten, 11 Unab- werden.

hängige, 4 Kommunisten und 4 Demokraten gegenüberstehen. Bei der Sympathie, die die Rechts- und Linksbolschewisten fchon wiederholt für einander befundeten, war es naheliegend, daß sie sich eines Tages zum gemeinsamen Vorgehen gegen die verhaßte demokratisch- sozialistische Regierung zusammen­finden würden.

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Und doch sollte es heute ganz anders sein! Unter der wilhel minischen Aera   hatten wir zwar dem Worte nach ein Bolts­heer", in Wirklichkeit aber wurde die Truppe im Dienst ein feitig reattionärer Bestrebungen verwandt, um fie nötigenfalls gegen den inneren Feind" zu verwenden. In diesem Busammenhang wird sich jeder an das berühmt" gewordene Bort Wilhelms II. erinnern, wonach der Soldat auf Befehl auf Bater und Mutterschießen müsse. Im Krieg wie im Frieden hatte der Soldat nur Pflichten, denen jedoch keine Rechte gegen überstanden. Der Drill von oben sorgte dafür, die Mitglieder des Boltsheeres zu einer willenlofen, in den Händen ihrer Führer ge­fügigen Maffe zu machen.

feiten die Möglichkeit, auf bestimmten Gebieten, so durch Maß­nahmen der Ein- und Ausfuhr und die Frachttarifpolitik helfend einzugreifen. Im einzelnen ist aus dem Ergebnis der Beratung folgendes hervorzuheben: Sowohl von den Bertretern der Landes­regierungen als auch von den Vertretern der landwirtschaftlichen Organisationen wurde besonderes Gewicht darauf gelegt, daß jene Notstandsgebiete, die ganz besonders unter der Dürre zu leiden haben, bei der Belieferung mit Tauschmais zeitlich vorzugsweise die sich noch im Besitz des Reiches befinden, namentlich Kleie und berücksichtigt würden. Die geringen Bestände an Kraftfuttermitteln, Gerstenfuttermehl, sollen nach Maßgabe des Rindviehbestandes, je­doch unter Berücksichtigung der besonderen Notlage einzelner Reichs. telle, den Ländern zur Verfügung gestellt werden.

Wenn der Thüringische Landbund, der die reattio nären Gruppen unter besonderer Berücksichtigung des Groß­agrariertums in sich vereint, in einer Buschrift an die " Deutsche Zeitung" schon jetzt davon spricht, man dürfe aus der Ablehnung der Grundsteuer durch die Rechtsparteien nicht Die Bertreter der Landesregierungen und die Vertreter der Land­auf ihre Steuerscheu schließen, so spricht hieraus mit un­gewollter Deutlichkeit das böse Gewissen, da dieses allerdings Wie liegen heute die Dinge? Niemand wird behaupten, daß wirtschaft gaben einstimmig dem Wunsche Ausdruck, daß die im Juni zugelassene teilweise Ausfuhr von Deltuchen aus ausländi­nur zu berechtigte Argument bisher noch mit feinem Worte von einem Vertreter der Linksparteien ins Feld geführt wurde. Die unter Geßlers- oder sagen wir ehrlicher unter Seedtsschen Staaten im Hinblick auf die in den letzten Wochen eingetretene Der Landbund betont weiter, er habe sich wenn auch nur Leitung stehende Reichswehr   das Ideal einer Bolts miliz   bildet, Futternot baldigst gesperrt werde. Sum mindesten müsse schweren Herzens der Notwendigkeit einer Grundsteuer wie fie insbesondere der Sozialdemokratie feit jeher vorge- diese Regelung einer sofortigen Nachprüfung unterzogen werden, um nicht verschlossen, jedoch habe er sich der Auffaffung der Staats- schwebt hat. Noch immer macht sich unter dem Offiziertorps jener wie bisher den Viehhaltern zu ermöglichen, sich die Futter- und regierung auf Ansehung des gemeinen Wertes als unheilvolle Geist bemerkbar, der den eigentlichen Dolchstoß gegen Streuvorräte der öffentlichen und privaten Waldungen wie in den Beranlagungsmaßstabes bei der Grundsteuer nicht anschließen das Heer führte und den Zusammenbruch an der Front veranlaßte; Kriegsjahren zunuze zu machen. Weiter soll die Bekanntmachung über fönnen, vielmehr hätte seiner Auffassung nach der Ertrag s noch immer befinden sich unter den Soldaten der Reichswehr   Leute, Streu-, Heide- und Weidenutzung vom 13. 4. 1916 aufrecht erhalten wert zugrunde gelegt werden müssen. In Wirklichkeit ist die glauben, hier am besten ihren Hakenkreuzgeift betätigen zu bleiben, wonach die Besitzer von Forsten und anderen nicht land­diese Begründung eine nur zu durchsichtige Ausrede, um die fönnen. Und doch ist- dant der revolutionären Umwälzung- waltungsbehörde verpflichtet sind, die Bergung von Futter­Tatsache zu bemänteln, daß die Rechtsparteien eine Steuer vieles beffer geworden. Das Beschwerberecht der Soldaten wirtschaftlich genutzten Grundstücken auf Anordnung der höheren Ber­steht heute nicht mehr auf dem Papier. Jedes Regiment hat seine und Streumaterial jeder Art und das Weiden von Bieh zu gestatten. ablehnten, die den Besit in fräftiger Weise erfaßt hätte. Die bisherige thüringische sozialistisch- demokratische Koalt Bertrauensleute, die Klagen weitergeben, Mißstände abzuschaffen Als besonders wirksames Mittel zu einer baldigen besseren Futter­tionsregierung hat sich unter ihren leitenden Ministern, dem und Ausgleiche herbeizuführen haben. Wenn trotzdem die Reichswehr   versorgung der Biehhaltungen der gefährdeten Gebiete wurde Genossen Fröhlich, dem Minister v. Brandenstein- noch immer als ein Herd der Reattion gilt, so ist es deshalb von den Vertretern der Landesregierungen in voller Uebereinstim­der aus Anlaß des Falles Müller- Brandenburg um so heiligere Pflicht aller republikanischen Reichswehrangehörigen, mung mit der Landwirtschaft und dem Futtermittelhandel die Ein­führung von Not standstarifen für Futter- und Streu­feine Demission für Oktober erklärt hat und dem Demo- fich hiergegen zusammenzuschließen und eine Mehrheit zu bilden, mung mit der Landwirtschaft und dem Futtermittelhandel die Ein­fraten Dr. Paulssen, große Verdienste um die Ausgestal gegen die auch die großschnäuzigste Minderheit nichts ausrichten mittel bezeichnet. Bon der Regierung wurde die unverzügliche tung Thüringens   im Sinne eines freiheitlich republikanischen fann. Entscheidung über die einzelnen Anträge und Wünsche zugesagt. Landes erworben. Daß sie sich unter diesen Umständen den Bon entscheidender Wichtigkeit scheint uns zu sein, da nicht nur Haß der Rechtsparteien zuzog, ist nicht verwunderlich; daß die Ausfuhr von Futtermitteln, sondern jede Ausfuhr von aber auch die Kontmunisten sich dem Kesseltreiben der Steuer­Brotgetreide verhindert wird. Es machen sich schon scheuen anschloffen, fennzeichnet sie aufs neue als Schritt­wieder sehr eifrige Bestrebungen bemerkbar, deutsches Brotgetreide macher der Reaktion. nach dem Ausland gewinnbringend zu verkaufen.

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Verbotener Pazifismus.

Doch auch für die Zivilbevölkerung entstehen der Reichs. mehr gegenüber Pflichten. Sie darf sich durch den Hinweis, daß wir nur noch ein Söldnerheer haben, nicht in eine einseitige Rampf­ftellung gegen die Reichswehr   treiben lassen, sondern sie muß ihrer seits darauf hinwirken, den demokratisch republitani­schen Geist der Truppe zu stärken und verfassungsfeindliche Ele­Wie uns furz vor Redaktionsschluß aus Weimar   gebrahtet mente zu beseitigen. Dies fann fie um so leichter, da sich ja das Heer wird, kam in der heutigen Sigung, nachdem am Donnerstag die nicht mehr aus dem allgemeinen Dienstzwang rekrutiert, sondern Thüringer   Linksregierung zurüdgetreten war, der Antrag der Un- burch freiwilligen Beitritt gebildet wird. Je mehr die abhängigen auf Auflösung des Landtages zur Abffim- Reichswehr aus Leuten gebildet wird, die ehrlich entschlossen find, Bon mehreren völlig zuverlässigen Gewährsleuten wird uns der mung. Nach mehrstündigen Verhandlungen wurde der Antrag eine Wehr für das Reich zu bilden, um so schneller werden die folgende Fall, der sich soeben in einer dem Reichsministerium einstimmig angenommen. Zur allergrößten Ueber- Mißstände völkerung eine unübersteigbare Schranke zu bilden scheinen. Einer unserer Genossen hing in den Räumen der Pensionsab raschung und unter Hohngelächter der Linken stimmte die gesamte stände beseitigt werden, die noch heute zwischen Truppe und Be- des Innern unterstellten Behörde abspielte, mitgeteilt: Rechte dem Anfrage zu. Der Untersuchungsausschuß in Sachen Unabläffige, scharfe Kritik an Mißständen in der Reichswehr   ist teilung des ehemaligen Heeres ein Plakat Nie wieder Krieg" auf, maller- Brandenburg tagt ebenfalls nicht mehr. notwendig; fie darf jedoch nicht einseitig geführt werden, da das zu den pazifistischen Rundgebungen für morgen auffordert. So­Die Opfer des Weltfrieges weifen nach der Angabe des gentral- dies zu einer Berbitterung statt zu einer Klärung führt. Die Reichs- fort bildete sich um das Plakat eine Gruppe erregt diskutierender nachweisamtes Spandau   bis zum 31. Dezember 1920 folgende wehr selbst forge aber dafür, daß die Anlässe zur Kritik mehr und Offiziere, und nach wenigen Minuten wurde unseren Gewährs. Zahlen auf: mehr aus ihr verschwinden; sie sei stets der Tatsache eingedent, daß leuten mitgeteilt, daß das Plakat abgerissen sei. Er konnte fofort Tote: Preußen 1 397 326, Bayern   168 718, Sachsen 128 708, fie felbft in ihrer großen Mehrheit sich aus den breiten Massen des festgestellt werden, daß dies der Geheime Kanzleidiener Wüller Württemberg 74 227; dazu die Verluste der Marine mit 34 256 werftätigen Volkes rekrutiert, und sie helfe die allgemeine leber- getan hatte. Zur Rede gestellt, erklärte dieser, er habe auf Befehl und der Schuztruppen mit 1133, insgesamt 1799 368 Tote. zeugung stärken, daß auch die Soldaten der Reichswehr   Söhne gehandelt. Einer unserer Genossen begab sich nunmehr in die Dienst­Diese stelle, um bei Oberstleutnant v. Müllner Beschwerde einzulegen. Verwundet wurden im ganzen 4246 874 nachgewiesen. Zahlen sind noch nicht endgültig, da die Feststellung der Verluste Nach Rücksprache mit dem Geh. Kriegsgerichtsrat Grall bemerkte noch nicht abgeschlossen ist. Die Zahl der Vermißten wird Sie ändert sich augenblicklich auf ungefähr 200 000 gefchäßt. dieser, das Ankleben von Plakaten sei grundsäßlich nicht zu billigen. Demgegenüber muß darauf hingewiesen werden, daß heherische dauernd im Verlauf der Nachforschungsarbeiten und wird erst nach Plakate unreifer Hakenkreuzjünglinge von der Dienststelle deren Abschluß endgültig und genau angegeben werden lönnen.

Am Vorabend des Schandgesetzes.

des Boltes find.

Fraffatt, der italienische Botschafter in Berlin  , ist in Rom   ein­getroffen. Er hatte eine lange Unterredung mit dem Minister des Aeußern, Della Torretta.

Erinnerung eines alten Parteigen offen. Als heute vor 23 Jahren Bismard aus dem Leben schied, machten einige Zeiten darauf aufmerksam, daß sein Sterbetag gerade der sechzigste Geburtstag feines alten Gegners Eugen Richter  war, der am 30. Juli 1838 in Düsseldorf   das Licht der Welt erblickt zialistengefeges rechnete. hatte. Der 30. Juli hat abe rauch für uns hiftorische Bedeutung. Mit stürmischem Beifall nahmen wir seine Worte auf. Als die Bei Bismarcs Ableben waren gerade zwanzig Jahre verflossen, seit der Reichstagswahl, mit der Bismarck   einst die Sozialdemokratie zu vernichten trachtete, eine für uns alte Genoffen hochbedeutsame Er­

innerung.

Nach den Attentaten auf Wilhelm I.  , Im Sommer 1878, wurde der Reichstag   aufgelöst, die Neuwahl auf den 30. Juli angesetzt und eine wütende, Hetze gegen die Sozialdemokratie eröffnet, der man bekanntlich mit Unrecht die Schuld an den Verbrechen zuschrieb. Unter den Berfolgungen hatten auch wir jungen Studenten zu leiden, die wir uns mit Begeisterung der Arbeiterbewegung angeschlossen hatten. Wir hielten aber meist tapefr aus und nahmen wahr, daß die Genossen mutig in den Wahlkampf gingen, trozdem ihnen die Agitation fast völlig unterbunden war.

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innere.

die damals noch ziemlich starke Dialektführung nicht störend wirkte,| tiärzeit bildete. Jezt deckt ewiges Eis, mehrere Meter start, den eine furze, fernige Ansprache, der wir atemlos lauschten. Er tenn Boden der Höhle und reicht als der größte bekannte Unterwelts­zeichnete die Sachlage in ihrer ganzen Tiefe, hob hervor, mit wie gletscher ohne Unterbrechung bis 1000 Meter weit in das Berg­unzähligen Schwierigkeiten und Gefahren unfere Partei im Wahl­Eisfiguren, wie die Riesen der nordischen Eddafage starren aus tampf zu tun hatte, lobte ihre tapfere Haltung und ihren Opfermut dem ewigen Dunkel dem Besucher entgegen, und ganz einzigartig und sprach die Zuversicht aus, dieselbe würde sich weiter bewähren in und abwechslungsreich ist die lange Wanderung über herabflutende den schweren Tagen, denen wir jetzt offenbar entgegen gingen. Er Eiswälle. Borbei an dem rätselhaften Sturmsee mit seinen über gab dabei zu verstehen, da ßer mit dem Zustandekommen eines Sodas Eis brausenden Wellen geht es längs hohen Eismauern, die ein Eistor frönt, zum Abstieg in den Mörkdom. Dunkel gähnen hier die seitlichen Eingänge in das Eislabyrinth, wetteifernd mit der märchenhaften Schönheit des anschließenden Eispalastes, eines Eis­fees von 80 Meter Länge, der von zur Dede emporstrebenden Eis. teraffen flantiert wird. Im Scheine der Azetylenlampen und des Magnesiumlichtes glaubt man in einem Zauberreich zu wandeln. Am Ende des geschlossenen Eises fehrt der Tourist gewöhnlich um, doch führt ein ungeheures Labyrinth meist eisfreier Gänge, von denen bis jetzt 21 Kilometer Länge erforscht sind, noch viel, viel weiter.

Mufit die Marseillaise   spielte, sangen wir begeistert Audorfs Dich­tung. Bald kam die Nachricht, der LeLipziger Landkreis sei tat­fächlich verloren gegangen, und wenig fonnte es uns trösten, daß dort unsere Stimmenzahl gewachsen war. Motteler ergriff dazu das Wort, wies auf die niederträchtigen Wahlbeeinflussungen hin und erklärte, Dietzes Wahl würde unbedingt angefochten werden. Auch Berlin   VI und andere wertvolle Kreise waren verloren ge­gangen. Nur zwei Siege wurden gemeldet, nämlich Liebknecht in Stolberg  - Schneeberg   und Brace in Glauchau  - Meerane  .

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Der verleumdete Vielfraß. Man schreibt uns: Zu den sprach lichen Mißverständnissen, von denen in Nr. 30 der Heimwelt" und Als die Polizeistunde nahte, brachten wir noch ein Hoch auf die in Nr. 179 des Vorwärts" die Rede war, gehört auch die Bezeich Sozialdemokratie aus und verließen das Lokal ernst und schweigend, nung Vielfraß". Das fo benannte marderartige Raubtier mit mit dem Gefühle, daß uns viel Schweres bevorstand, aber auch mit dem schönen Pelzwerte ist im Norden heimisch und heißt in Schweden  dem Borsage, der großen Sache, der wir uns geweiht hatten, un ielfräß, d. h. Felfentier. Alte deutsche Naturforscher ver­In Leipzig, wo ich damals studierte, fand das fozialdemo- erschütterlich treu zu bleiben. Und wahrlich wir haben Wort standen dies nicht, brachten es mit Freffen" in Berbindung und gaben dem Tiere den lateinischen Namen Gulo( Schlemmer"), fratische Wahlfeft", da uns alle größeren Lokale versagt waren, im gehalten! smußten auch ungeheuerliches über seine Freß- und Mordlust, vor der Bellevue in der Kreuzstraße statt. Beitig gingen wir dorthin, er 3u Martih' Tode. Mit Ferdinand v. Martik, der dieser Tage weder Tiere noch Menschen sicher sein sollten, zu berichten. Dem ent füllten schnell den nicht sehr großen Raum und fahen bei musitali im Alter von 83 Jahren in Berlin   starb, ist der Senior der deutschen   Sprachen denn auch die grausen Abbildungen in alten Naturgeschichten. schen Vorträgen dem Eintreffen der Wahlnachrichten entgegen. Die Völkerschaftswissenschaft dahingegangen. Martig fam Noch in unseren Tagen las man in Kinderbüchern den schönen Reim: ersten las der bisherige Reichstagsabgeordnete Julius Motteler   im Jahre 1898 nach Berlin   und aalt besonders als Ratgeber der von der Tribüne aus vor. Sie lauteten ziemlich günstig, namentlich wilhelminischen Regierung. Vor 15 Jahren gab er in der Kultur die aus dem Leipziger   Landkreise, den bisher der alte Genosse Demmler vertreten hatte, und wo jezt von unserer Seite er mann Ramm gegen den Nationalliberalen Dieze kandidierte. Wir hofften mit Bestimmtheit, diese und andere Kreise zu behaupten, wäh­rend wir auf den Leipziger Stadtkrets, wo August Bebel gegen den Bürgermeister Stephani aufgestellt war, wenig Hoffnung fetten. Freude erregte es, daß bekannte Genossen von auswärts eintrafen, so Ignaz Auer   aus Berlin   und Wilhelm Blos   aus Stutt gart. Unsere Siegeszuversicht sant, als die Nachrichten ernster lau­teten, und manche Niederlage, auch in Kreisen, auf die wir start gerechnet hatten, wahrscheinlich gemacht wurde. In vorgerüdter Stunde aber ging plößlich eine freudige Bewegung durch den Saal Bebel   war gekommen!

der Gegenwart" eine fnapp zusammenfassende Darstellung des gegenwärtigen Völkerrechts; fein Hauptwerk ist die Internatio nale Rechtshilfe in Straffachen". Martig war der ty­pische Vertreter der fonservativen Richtung in der deutschen   Bölker­rechtswissenschaft, die durch ihre Ablehnung jeglicher pazifistischen Gedankengänge wesentlich dazu beigetragen hat, den deutschen   Mi­litarismus und seinen Expansionsorang im Ausland verhaßt zu machen. Als Vertreter auf den Haager Konferenzen arbeitete er völlig in diesem Geiste und schadete durch schroffe Ablehnung des internationalen Schiedsgedankens der deutschen   Sache außerordent lich. Eeine Schüler rühmen die große Lehrgabe des Verstorbenen und die Lebendigkeit seines Bortrages.

Bielfraß nennt man dieses Tier, Wegen seiner Freßbegier." Nun, einen gefunden Appetit pflegt der Vielfraß tatsächlich zu entwickeln, er ist aber doch viel besser als sein Ruf.

Erstaufführungen der Woche. Mittwo. Reft benz- Theater Traumulus". Donn. Freie Volsbühne: Liebelei".

Leo Stein  , der Verfasser zahlreicher Operettentegte, ist legte Nacht nach längerem, schwerem Leiden im 59. Lebensjahre gestorben.

Volkshochschule Groß- Berlin. Professor Dr. Diels, Professor für Botanit an der Universität Berlin, fritt zum Herbit als Abteilungs. vorfteber in die Leitung der Bolkshochschule ein. Er wird die wissenschaft. liche Organisation der biologischen Fachgruppe übernehmen und fich daneben auch als Dozent betätigen.

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Das Paradies der Hundstage, die größte Eishöhle der Belt, ist leider ziemlich weit vom schwitzenden Berlin   entfernt. Das Handwörterbuch der Staatswissenschaften, das von den Alle Blicke richteten sich auf den kleinen, mageren Mann, mit Sie liegt in der Nähe Salzburgs   im Tannengebirge. Erst in Brofefforen& Ister Jena, Weber München und Bieser Wien im dem blassen, ausdrucksvollen Gesichet, den lichtblauen Augen und dem in Salzburg   erforscht, ist sie bereits dem Besuche zugänglich gemacht. wieder in 8 Bände eingeteilt. Die Ausgabe erfolgt zunächst in Lieferungen jüngster Zeit von einigen Mitgliedern des Vereins für Höhlenkunde Berlage von Gustav Fischer in Jena   berausgegeben wird, erscheint jezt in vierter, gänzlich umgearbeiteter Auflage. hellbraunen Rundbarte. Tusch!" riefen viele, und so ließ die Mufit Schon der 20 Meter große Eingang der Eisriesenwelt, in 1600 Meter zum Breise von je M. 15,-. Mit etwa 100 Lieferungen wird es einschließ einen solchen ertönen. Bebel   trat an den Rand der Tribüne, ver. Seehöhe, läßt den Besucher die Mächtigkeit des einstigen unterlich Register vollständig fein. Ende des Jahres 1923 soll die 4. Auflage neigte sich und hielt mit seiner hellen, flaren Stimme, bei der auchlirdischen Flußlaufes abnen, der die Höhlengänge zur Ter- fertig vorliegen. Die 1. Lieferung ist soeben herausgekommen.

Das Wert wird