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viel, wie die Kuh vom Seiltanzen. Er war der Meinung, daß jeder Lommunift und gar der Vorsitzende der Partei eine Art veroiel- fältigtcr Verbrecher ist. Als er merkte, daß ich ihn bei der ersten Aernehmung, wo ich jede Aussage verweigerte, nicht auffraß, war seine Auffcefsung von den Kommunisten erschütteret. Wir hatten dann noch stundenlang politisiert. Ich konnte mich ihm gegenüber nur verständlich machen, wenn ich ihn vc-n der nalionalbolschewisti- schen Seile bearbeitete. Das gelang mir. Ich erfuhr, daß «nein Gericht von zwei Leitgedanken getragen wird: Kommu- nistenoerfolgung und die»schlappe Regierung" ärgern. Wenn die Möglichkeit bestand, denOrgeschrichternzusuggerieren, daß es die Regierung ärgern würde, wenn sie mich zu Festung oerurteilten, war Ausficht, Festungs- strafe zu erzielen. Das waren die Voraussetzungen» die er- füllt werden mußten bei der Art meiner Verteidigung. Brandler redet sich dann weiter darauf hinaus, daß feine Verurteilung nur zu Festung für die anderen Verurteilten günstig sei. Man werde dann sagen, wenn der Anstifter nur Festung habe, dann könne man die Verführten nicht im Zuchthaus sitzen lassen. In Wirklichkeit macht der Brief klar, daß es Brandler nur darauf ankam, koste es was es wolle, seine eigene edle Haut so weit wie möglich in Sicherheit zu bringen. Zu diesem Zweck bediente er sich einer äußerst verschlagenen, mehr alsopportu- nistifchen" Taktik, zu der er zunächst auch den Segen der Zentrale bekam. Erst nachträglich stiegen einigen gewisse Bedenken auf. Der Staatsanwalt wird nationalbolschewistisch geködert, die reaktionären Richter werden in den Glauben ver- setzt, sie könnten die Regierung ärgern, wenn sie ihn nur zur Festung verurteilen aber was Brandler den Rich- tern einredet, glaubt er selber nicht, nimmt er doch an. die Regierung habe ihm Urlaub erteilt, um ihn entwischen zu lassen. Man bekommt seltsame Einblicke in das Ineinander- arbeiten vonKommunismusundJustiz, und Brand- lers Richter haben alle Ursachen, sich zu den Beschuldigungen, die der von ihnen gnädig Verurteilte gegen sie erhebt, zu äußern. Bleibt ihr Bild aber noch einigermaßen im Dunkeln, so ist jenes Drandlers klar und vollständig. Worte der mensch- lichen Wertschätzung, die wir für ihn früher an dieser Stelle geäußert haben, muffen wir nach dieser Entlarvung mit De- dauern zurücknehmen. Man könnte sagen, wenn Brandker sich wie e i n Schwindler benommen habe, so seien es doch eben nur die Richter gewesen» die er, der Angeklagte, beschwindelt habe. Daß aber der Mann bereit ist, die Arbeiter mit der gleichen Eleganz hineinzulegen, zeigt eine «eitere Stelle seines Briefes, in der er sein Programm ent- wickelt. Da heißt es: I»ir dürfen keine Angst haben, zu wenig radi­kal z n fein. Wir müssen konkrete Vorschläge für das wieder- gukmachungsprogramm machen, die von der Regierung nalür- lich nicht durchgeführt werden können, von denen aber die nichlsoziallslischen Arbeilerm ästen den Eindruck haben müssen, daß sie bei gutem Willen und bei ihrem Glauben an die bürgerliche Demokratie im Rahmen dieser Demokratie durch- zuführen wären. Also, den Arbeitern soll eingeredet werden, daß Forde- rungen durchführbar wären, von denen man weiß, daß sie u n durchführbar sind! Die Politik des Massenbetrugs, die von der KPD. -Zentrale täglich praktiziert wird, wird von dem Ehrenvorsitzenden desMoskauer Weltkongresses" zur Höh« eines kommunistischen Prinzips erhoben. Der Mut, nicht radikal zu sein, will sich doch hinter dem Vorhang eines glitzernden Schein radikalismus verbergen, den hungernden Mosten sollen leere Schaugerichte aufgetragen werden. Uner- fiillbare Forderungen sollen gestellt werden, um dann, wenn sie naturgemäß unerfüllt bleiben, mit der Miene der Ent- rüstirng kreischen zu können:Die Regierung hat Schuld! Die Sozialdemokraten haben schuld, die Unabhängi- gen haben schuld!"

Man kann den Rechtskommunisten den Triumph nach- fühlen, den sie empfinden, da sie den kanonisierten Heiligen des kommunistischen.Radikalismus in solcher Art und Weise enthüllen können. DieRote Fahne " aber tobt: Eine neue Nummere desSowjet", jetztUnser Weg", d. h. Levis Weg genannt, erscheint. Die früheren Mitarbeiter Geyer, Düwell, Marcu ufro, sind zu feige, ihre Produkte mit Namen zu zeichnen.... Im übrigen scheuen sich die Herren nicht, einen gestoh- lenen Brief zu veröffentlichen, und dazu nach außen hin den Anschein zu erwecken, als ob Heinrich B r a n d l e r sich zum Mit- arbeiter desUnser Weg" erniedrigt habe. Der gemeine Lump, der die Gelegenheit seines Aufenthaltes in den Räumen der Zentrale benutzt, um zu stehlen, muß auf dem schnellsten Wege mit Schimpf und Schande aus der Partei gestoßen werden. Es wird hoch st e Zeit. In Frankreich sagt man, alles endet mit einem Liedchen, einem Chanson. Vei den Kommunisten ist es ebenso, nur ist das Liedchen recht eintönig. Zuletzt heißt es immer: Schmeißt ihn hinaus!"_ Die gestrige Kabinettositzung. Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, beendete das Reichskabinett auch in seiner gestrigen Sitzung noch nicht die Beratung der Steuervorlagen. Die Besprechungen werden durch eine Reise des Reichskanzlers W i r t h nach Bremen eine Unterbrechung erfahren: die Beratungen werden am Mittwoch fortgesetzt werden. Wie wir weiter hören, ist das Kabinett zu der Ueberzeu- gung gekommen, daß die Vorschläge des R e i ch s w i r t- schaftsmini st ers bezüglich der Erfassung der Goldwerte einen Weg in der Erfüllung unserer Leistungsverbindlichkeiten der Entente gegenüber bedeuten. Tendenzmeldungen einiger Berliner Blätter, die von einer Zwiespältigkeit im Ka- binett und einer Gegnerschaft zwischen Finanzminister und Wirtschaftsminister wissen wollten, beruhen auf freier Erfin- dung._

Stresemann erklärt. DerVorwärts" brachte am 20. Juli eine Veröffent­lichung aus demNew Dork Herald", die aktenmäßig die Verhandlungen Strefemanns mit der englischen Regierung schilderte, die er während der letzten Tage vor dem Ablauf des Ultimatums geführt hat. Die Dokumente gaben ein einwandfreies, klares Bild von dem Willen Stresemanns und damit der Deutschen Volkspartei , unter bestimmten Vor- aussegungen, deren nian sich durch die englische Regierung inoffiziell zu versichern bemüht war, für die Annahme des Ultimatums zu stimmen. Es kam nicht dazu, wenigstens nicht bei der Mehrheit der Deutschen Volksparteiler, weil die Zusicherungen der englischen Regierung einen Tag zu spät eintrafen. Zum anderen schwenkte die Deutsche Volkspartei aus parteipolitischen Gründen in die Opposition ab, weil sie inzwischen gesehen hatte, daß nicht nur das Zentrum für die Annahme stixnmen wollte, sondern auch die Sozialdemokraten bereit waren, in der Stunde der Not in die Bresche zu springen. Die Veröffentlichung desNew Dork Herald" bedeutete bei der Spannung zwischen Frankreich und England für die englische Regierung die Notwendigkeit, sich zu dementieren. Sie tat das in so unklarer Form, daß jeder daraus lesen mochte, was er Lust hatte. Jetzt meldet sich nun der Hauptbeteiligte. Stresemann , M derDeutschen Allgemeinen Zeitung". Die Länge seiner Er- klärungen steht im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Klarheit. Parteipolitisch geschickt beginnt Stresemann seine Verteidigung damit, daß er einen Hieb gegen das Zentrum führt, von dem er betont, daß es am 8. Mai geschlossen und bedingungslos für die Annahme gewesen sei. Er, der große Stresemann, habe versucht, dos Zentrum dafür zu gewinnen, nur dann

Das Surgenlanö. Bis zum 27. August hat Ungarn das Burgenlaud, das Land der Heidebauern und der Heinzen, Deutschösterreich zu über- geben, und wenn dieses Stück Deutschland auch durch ein Machtgebot von uns noch getrennt ist, so dürfen wir uns doch freuen, daß wenigstens diese» deutsche Land heimkehrt zum Dolksganzen, dem soviel andere» abgerissen ward. Reicht Deutschösterreich wieder bis über den Neusiedlersee und ist Oedenburg seine Grenzstadt, so bleibt von den früheren iX Millionen Deutscher nur noch eine halbe Mil- Non unter ungarischer Herrschaft, nachdem der Rest von der Tschecho- flowakei und Südslawien und Rumänien ekngemeindet" worden ist. Al» Karl der Trohe dem Frankenreiche die Ostmark gegen die Riiubervölker der Donau -Theiß -Ebene schuf, reichte sie schon bis an die Raab, und bereit» die Denkschrift von ,872 überdes Erzbistum» Salzburg Siedlung», und Berchristllchungsarbeit' erwähnt zahlreiche Orte und Romen aus dem Heinzenlande. Erst die Bedrängnis des Z« jährige» Kriege» und die Hilfsbedürftigkeit des Kaisers gegen Schweden und Böhm«, ließ ihn» n d g ü l t i g das Land den Ungarn überweisen. Da im«urgenland bte krifiallstetnigen Kämme der steirischen Zentralalpen unter die Niederungsebene sinken, trifft man dort oll die Mineralien wie in den Alpen selbst: neben einem aufgelasienen Eisenerzbau wird Stein- und Braunkohle, besonders jedoch das wertvolle Antimon neben Kalken und Formsand gefunden, und wo Basaltbrüche auf alte Dulkantätigkeit hinweisen, fließen heute noch Sauerbrunnen und Badequellen. Wie Nieder- österreich ist auch das Burgenland ein Weinbaugechiet. Nach der langen ungarischen Gewaltherrschaft werden Deutsch- österreich besonders im Schul« und Bildungswesen größere Aufgaben erwachsen: an Lehrern wird es ihm nicht fehlen, da ihrer genug aus den Nachfolgestaaten vertrieben worden sind. Vom Geistesleben der Heinzen ist neben einer Reihe nicht allzu beträchtlicher Dichter aus älterer und neuerer Zeit der lebende Hut- macher Josef Reich! wegen seiner Dialektpoesi« zu nennen. IasephHaydns langjähriger Aufenthalt, Schloß Eisenstadt , liegt im Burgenland , Franz L i s z t aber ist in Oedenburg selbst geboren und auch der große Schauspieler Josef Kainz entstammte dem westungarischen Wieselburg : der Bayreuther MeisterdirigentvH ans Richter war au» Raab und der Anatom I o f« f H i r t l au» Esten- ftadt. Bezöge man erst noch da»tschechoslowakische Bratislava " ein. jenes Preßburg . wo niemals Tschechen und nur wenige Slowaken gelebt haben, so könnte man die Liste deutschwestungarijcher Künstler und Gelehrten noch bedeutend erweitern. Die uralte Tätigkeit der katholischen Kirche in dem Lande läßt erraten, daß zahlreiche gotische Gotteshäuser mit vielem künstlerischen Inhall neben den Schlöffer» »md Burgen des Lande» stehen. Richard Lernstein.

Der neue Rektor der Berliner llnioersiläl für das Amtsjahr 1921/22 wurde gestern abend gewählt. Die Wahl fiel auf den Chemiker Prof. Dr. Walter N e r n st. Rernst, der vor wenigen Tagen fein S7. Lebensjahr vollendete, ist in weiten Kreisen besonders als Erfinder derNernst-Lampe", einer elektrischen Glühlampe und durch andere praktische Berwer- tungen seiner Forschungen für Beleuchtungszwecke bekanntgeworden. Deutsche TNeeresunlersuchungea in nordischen Gewässern. Der deutsche Forschung-dampfer Poseidon hat mit Genehmigung des Ministeriums im Hoegs- und Lysesjord Untersuchungen über Be­schaffenheit, Temperatur und Salzgehalt des Mccreswaffers anqe- stellt. Die Poseidon-Expedition wird vier Wochen in den Ge- wässern bleiben. Dwartige- Untersuchungen sind für die Fischerei von großem praktischen Wert, da die Ausbreitung und Man- derung der Nutzfische im hohen Grade von der Beschaffen- heit de. Waffer» abhängig ist. Lehmbau od« Ziegelbau? Dieser Taqe fand in Sarau, der Hochburg des Lehmbaue», unter großer Beteiligung der Beoölte- rung eine öffentliche Versammlung statt, in der die FrageLehm- bau oder Ziegelbau" behandelt wurde. Trotzdem der Lehmbau von Stadtüaurat Faul verteidigt wurde, sprach sich die allgemeine Stimmung gegen ihn aus. Die Anhänger und auch Stadtbaurat Faut geben zu, daß der Lehmbau dem Ziegel- bau in keiner Weife ebenbürtig ist. Ob kleine Ersparnisse gegenüber dem Ziegelbau erzielt werden, konnte mit Bestimmtheit nicht festgestellt werden, es schien aber erwiesen, daß etwaige Er- sparnisse durch Kosten für Sicherungsarbeiten wieder wettgemacht werden. Gegenüber der Behauptung, daß der Lehmbau der Ar- beitslosigkeit abhelfe, wies ein Vertreter der.Arbeitnehmer darauf hin, daß etwa drei- bis viermal soviel Arbeiter beschäftigt werden könnten, wenn man den Rohstoff zu Ziegeln brenne. Man werde dann auch Dauerbauten erhallen und der Wohnungsnot durch- greifend abhelfen. Am Schluß der Versammlung wurde ein Schiedsgericht von vier unparteiischen Fachleuten gewählt, das die Frage Lehm- oder Ziegelbau eingehend untersuchen s»ll. flunslgewerbeschau in Palästina. Seit Jahrhunderten und Jahr- taufenden ist zum erstenmal wieder in Palästina ein Aufschwung der Kunstübung zu spüren, und ein Zeichen dieser Bewegung ist die Kun st ge werbeschau in Jerusalem , die von derPro Ierusalem-vereinigung" veranstaltet und durch den englischen Ober- kommiffar Sir Herbert Samuel feierlich eröffnet wurde. Das Gebäude, in dem sie stattfindet, liegt inmitten der Ruiqcn der Zitadell« und der alten Davidstore, stammt wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert und setzt sich aus einer Gruppe von Türmen zusammen, deren Gemächer von Grund aus wiederhergestellt wur- den und dauernd zu Ausstellungszwecken dienen sollen. Samuel wie» in seiner Eröffnungsrede darauf hin, daß die Kunst in Palästina neben Landwirtschaft und Industrie eine Zukunft haben müsse, unv zwar solle sie nicht nur für den Bedarf des Inlandes, sondern auch für den Außenhandel arbeiten. Die Ausstellung besteht aus drei Abteilungen:Kirnst und Handwerk der Bereinigung jüdischer Künstler".Mohammedanische Kunst" und der Abteilung des Stadtbauwesen». Di« oielselligst«

dem Ultimatum zuzustimmen, wenn die Entente und im be- sonderen England Entgegenkommen in der Angelegenheit der Aufhebung der Sanktionen und der oberschlesischen Frage zeige. Es sei ihm dann, weil sein Vorschlag leider nicht all- meine Zustimmung, fand,nichts anderes übrig geblieben", als persönlich eine Stellungnahme der eng- tischen Regierung herbeizuführen. Da im all- gemeinen nicht üblich ist, daß Führer einer großen Partei auf eigene Faust mit fremden Regierungen verhandeln, wenn sie nicht inoffiziell als zukünftige Männer, als kommende- Ka- binettschefs oder ähnliches auftreten, so scheint uns die von ihm geschilderte Methode des Herrn Stresemann, persönlich aus Freude an der reinen Wissenschaft mit England zu ver- handeln» ganz originell. Damit wird aber seine Erklärung noch deutlicher eine Entschuldigung, eine Umdeutung des T a t b e st a n d e s, als sie es ohnedies schon gewesen wäre. Stresemann bestätigt, daß die Antwort Englands an ihn um einen Tag zu spät, 24 Stunden nach der Annahme des Ultimatums durch die heutigen Regierungsparteien, ihm zu- gegangen sei.. Das ist wieder eine Feststellung negativer Art. Was wollte denn Herr Stresemann mit der Antwort an- fangen, wenn sie zur rechten Zeit gekommen wäre? Darüber gibt er leider keine Auskunft, ob er sie dann still in seine Tasche gesteckt hätte oder ob er sie zu einer politischen Aktion als Führer der Deutschen Volkspartei auszunutzen geneigr gewesen sei. Alle Verständigen werden mit uns einer Meinung. darm bleiben, daß die Erklärungen des Herrn Stresemannn in dem, was er nicht erläutert/den Beweis dafür bringen, daß er als Führer der Deutschen Volkspartei geneigt gewesen ist, dem Ultimatum zuzustimmen. Das hätte aber in jenen Tagen logischerweise bedeutet, daß die Deutsche Bolkspartei in die Regierung eingetreten wäre, damit wurde Stresemannn mög- licherweise Reichskanzler. Jetzt die Ding« auszudeuten und die Tatbestände umzubiegen, ist ein Beweis für die Richtig» keit unserer seinerzeit geäußerten Auffassung. Es wird der Deutschen Volkspartei nicht glücken, bei den Arbeiten für die Erfüllung des Ultimatums in den nächsten Monaten das Wohlleben der reinen Opposition zu führen. Sie ist, wie die Stresemannschen Erklärungen erneut beweisen, gewillt ge- wesen, das Ultimatum anzunehmen, sie ist in die Opposition gegangen, well sie sah, daß auch ohne sie eine Mehrheit für die Annahme vorhanden war. Wir geben zu, daß diese Stellung parteipolitisch und wahltaktisch nicht ungeschickt ist, das ändert nichts an ihrer Verurteilung vor der Geschichte.

Christentum. Wir haben in Verlin auch eine Zeitung des sogenannten evangelischen Christentums. Es istDer Reichsbote". Er be- richtet in fünfzehn Zeilen über denPazifistenrummel" und meint damit die gewaltige Friedensdemonstration vom Sonn- tag. Er spricht von einer kindischen Parole.Nie wieder Krieg!", das ist dem Blatt der evangelischen Christen kindlich! Besonders entrüstet sich die Zeitung der protestantischen Pfarrer darüber, daß alle Redner betont haben, der Kriegs» gedanke müsse nicht nur im öffentlichen Leben, sondern vor allem in der Schule. Kirche und in der Familie be- kämpft werden. Der Wille der Kriegsgegner, sich auch persön- lich gegen den Revanchegeist einzusetzen, nennt diese Frömmig- keit eine Demonstration für planmäßigen Dater- landsverrat. Was würde Christus wohl sagen, wenn er diese perversen Apostel seiner Idee mit anhören müßte?

Ueber die sozlalpoli tische Gesetzgebung des Reich« feit 9. Ro- vember 1918 orientiert das im Verlag Reimar Hobbing, Berlin erschienene, 467 Seiten starke WertArbeitsrecht und Ar» beiterschutz, einschließlich der Versorgung und Fürsorge für die Kriegsopfer", das die Denkschrift des Reichsarbeitsministers Dauer für die Nationaloersammlung fortführt. Der Preis des Werkes ist 40 Mark.

und bedeutendste Gruppe ist die jüdische, In der vortreffliche Schmuck- gegenstände, Kameen, Büchereinbände, Kupfergeräte usw. auffallen. Besonders Dortresfliches bietet die Ausstellung in Handarbelten. Da sieht man wundervolle Spitzen und Gardinen, prächtige Tapeten, alles in Palästina von dort eingerichteten Schulen und Fabriken ver- fertigt. Ferner sah man eine neue Art Keramik, hie von Arabern herrührt und stark an italienische Majolika erinnert, Erzeugnisse Jerusalemer Webereien und auch alte mohammedanische Kunst- gegenstände. Ein Tier, das nicht trinkt. Die Strauße im Londoner Zoo« logischen Garten haben einen Rekord aufgestellt: sie haben seit einem Jahre nicht getrunken. Früher hatten die Strauße einen stets reich- lich gefüllten Wasserbehälter in ihrem Käfig, bis der Straußensach- verständige der südafrikanischen Negierung Prof. I. E. Duerden den Zoo besuchte. Er riet, man solle das Wasser ruhig aus dem Käfig herausnehmen, denn diese Vögel brauchten nicht zu trinken und be- fänden sich dabei sehr wohl. Nun hqben die Strauße schon ein ganzes Jahr lang keinen Tropfen Flüssigkeit zu sich genommen. Der Wasser- gehalt des grünen Gemüses, das sie erhalten, genügt ihnen äugen- scheinlich vallsiin big. Gegen den lendenflösen Geschichtsunterricht in unseren Schulen wendet sich das 2. Heft der Verhandlungen des Dresdener Kultur- tages, das unter dem TitelDer neue Geschichts unter- r i ch t" soeben in der Buchhandlung Vorwärts, Berlin SW. 63, er- schienen ist.(Preis 6 M.) Prof. Ludo Hartmann - Wien behandelt das Thema: Geschichtsauffassung und Gcschichtsdarstellung" und Nikolaus Hcnnigsen- Hamburg zieht die Folgerungen daraus für die Neugestaltung des Geschichtsunterrichts an unseren Schulen. Das Heft gehört In die Hand eines jeden sozialistischen L e h- r e r s, es sollte aber auch von allen denen gelesen werden, die ein Interesse an der Erziehung unserer Jugend im neuen Geiste, ein Interesse auch an den Problemen der sozialistischen Geschichtsauf- fassung haben. Besser als manches dickleibige Werk werden die hier zusammengefaßten Vorträge in kurzem, knappem Abriß zur Auf» klärung über diese Fragen geeignet sein. Sie zeigen, an welchen Stellen der Hebel auf diesem wichtigen Gebiete anzusetzen ist, wenn das neue Geschlecht nicht im Banne der alten, obrigkeitlichen Ge- schichtsaussassung heranwachsen soll. Sie werden den Eltern und besonders den Elternbeiräten ein Rüstzeug in die Hand geben, um den Kampf gegen den tendenziösen Geschichtsunterricht aufzunehmen, durch den unsere Jugend auch heute noch im dritten Jahre der Republik an der überwiegenden Mehrzahl aller deutschen Schulen vergiftet wird._

Professor Friedrich Czapek , der Direktor deS Leidziger Botanischen Garlcn«, der erst im vorigen Semester von Prag an dt« Universität Leipzig berufen wurde, ist im 54. Lebensjahr plötzlich einem Herzschlag erlegen. Zum Intendanten des Dresdener Ztnatstbcaters W der bis- berige Diieltor des Sladtthcatcr» in Zürich , Dr. Alsred Reucker, berufen worden. Edmond Perrier , Mitglied des Instituts und ehemaliger Letter det Museum» für Naturgeschichte, ist in Paris gestorben.