Erschießung öer Etappenschweine. Die Abendausgabe des„Deutschen Tageblattes" ist bei ihrem Bestreben„jede Nummer zu einem Ereignis" zu machen, einmal über eine vernünftige Idee gestolpert. Sie schlägt fettgedruckt an der Spitze ihres Blattes nach dem Re- zept Bonapartes und Friedrichs II. vor, die Etappenschieber —„unbetreßte, betreßte und beachselstückte"— zu er- schießen. Wir Deutschen dürften nicht davor zurückschrecken auszusprechen: „Es ist nur zu bejammern, daß es unserer Seite nicht gegeben gewesen ist, zu bestrafen, wer bestraft sein muhte, zu erschießen, wer erschossen— im Interesse der heldenmütigen Armee und des darben- den Volkes— erschossen werden mußte." Uns erscheint dieser Blutdurst, wenn auch berechtigt, so doch reichlich spät zu kommen. Man ist versucht, zu ftagen. warum Herr Reinhold Wulle und seine deutschnationalen Freunde diesen Vorschlag zur Abschreckung des Etappenbe- truges, zur Bekämpfung betrügerischer Armeelieferanten und ähnlicher Freunde des Vaterlandes nicht schon 1914 ge- macht haben. Der Grund, weshalb der Vorschlag damals nicht gemacht worden ist, liegt an der Oberfläche. Waren doch die in der Heimat sitzenden, durch betrügerische Geschäfte reich werdenden Armeelieferanten und die im Woblleben versinken- den„Etappeschweine" die Kerntruppe der Vergel- tungs-und Croberungsschreier. Gerade in jenen Kreisen konnte doch der Krieg nicht lange genug dauern, die Ausbeutung der Notlage des deutschen Voltes, des Elends der besetzten Gebiete, nicht gründlich genug sein. Wenn man in jenen Kreisen nach friderizianischem oder gar nach napoleoni- schem Rezhvt aufgeräumt hätte, das wären Lücken in der„Be- geisterungsfront der Daheimgebliebenen" geworden! Wäh- rend des Krieges forderten die Deutschnationalen, daß solche Männer wie Scheidemann , die einen Verständigungsfrieden predigten, auf den Sandhaufen gestellt würden. Und diejeni- gen, die Herr Wulle heute damals so gern erschossen gesehen hätte, haben in jener Zeit kräftig für das Erschießen der Ver- nünftigen geschrien. Wenn das„Deutsche Tageblatt" versehentlich schon einmal eine vernünftige Idee hat, dann kommt es damit sieben Jahre zu spät.
Der Kampf gegen tzSrsing. Zur Untersuchung über den mitteldeutschen Aufstand. Unter Stentaler Parteiblatt schreibt: Noch während des mitteldeutschen Aufstande» begann bekanntlich die verlogen» Preßhetze gegen den Oberpräsidenien H ö r s i n g. Die deutschnationalen Abgg. Graes und v. Dryander beteten im Landtage Zeitungsartikel herunter, mußten sich aber belehren lasten, daß sie weiter nichts als Unwahrhelten verzapft hatten. Di« ganze Deutschnationale Partei stand vor dem Schicksal, als eine Partei der Lüge gebrandmarkt zu werden. Um die Partei zu retten, wurde im Landtage der Untersuchungsausschuß eingesetzt und Herr v. Dryander hineindelegiert. Mehr als tomisch Ist nun ober die Haltung dieses Untersuchungs- «msschustez. Es sieht fast so aus, als ob er die Wahrheit nicht er- fahren will, denn sonst wäre e» doch undenkbar, daß man Leute hineindelegiert wie Dr. Liebknecht, der haupstächlich nach Spitzeln, und v. Dryander, der nur nach kommunistischen Bombenschmeißern usw. sucht, die sich aber beide mit dem Aufstand als solchen sehr wenig oder gar nicht beschäftigen. Während nun Dr. Liebknecht als anständiger Charakter außerhalb des Pa» laments und der Kommission schweigt, hat v. Dryander seinen schrift- lichen Bericht fertiggestellt und schüttet nun sein«„Weißheit" in der deutschnationalen Press« aus. Das Material beginnt mit einer Unwhrheit.„Die alten Amts- und Gcnnindeoorsteher wurden entlasten", heißt es! Niemand ist entlasten worden, nur sind di«« deutschnationalen Herren nicht miedergewählt worden, als das Dreiklassenwahlrecht zu den Gemeinde- und Kreisvertretungen oerschwand. Also die erste Unwahrheit! Weiter:„Die seinerzeit neugewählten Ehrenbeamten(Amts- und Gemeindevorsteher), die öfters wegen Diebstahls, Meineides, Körperverletzungen, Notzucht, öffentlicher Beleidigung, Hausfriedens- bruchs, Wahlsälschung, Fruchtabtreibungsversuchen und Hehlerei vor- bestraft sind, waren unerfahren«, unoorgebildet«, uneingearbeitete Persönlichkeiten." Solch wirres Zeug schreibt der„gelehrte" Dr. v. Dryander und will damit bei seinem Publikum den Eindruck erwecken, als ob unter den heutigen Amtsvorstehern der Provinz Sachsen Personen wären, die derartige ehrenrührige Strafen er- litten hättrn. Warum sagt Dryander nicht die Wahrheit, daß Ober- Präsident Hörsing all«gewählten Amtsvorsteher, die ehrenrührig be- straft waren, nicht bestätigt hat, auch nicht die deutsch - nationalen Schwarzschlächter und Getreide- s ch i e b e r? Dann läuft Dryander Sturm gegen die Meldestelle beim Ober- Präsidenten. Dies« vom Staatskommissar im Au'trage der Regie- rung geschaffene Eimichtung nennt«r eine Spitzelzentrale. Jeder, der die Einrichtung der Meldestelle kennt und weiß, daß ihr Leiter der politische Referat beim Oberpräsidenten ist, muh in der Behauptung Dryandcrs, die Meldestelle sei eine Spitzelzentrale, nur eine infame Verdächtigung sehen. Herrn v. Dryander ist die Magde- burger Meldestelle als einzige von den elf in Preußen bestehenden nur deshalb nicht.einwaudfrei", weil er entdeckt hat, daß sie nicht nur die Kommunisten, sondern auch die Rcchtsbolschewisten, die D e u t s ch n a t I o n a l e n, die die Gesetz« noch schlimmer al- die Kommunisten verletzen, scharf beobachtet und darüber Pflicht- gemäß weitermeldet. � Dl« Behauptun«-'. und Folgerungen, die Dryander im weiteren aus dieser(Spitzels.ntrale"(Meldestelle) zieht, beweisen, daß er kein« Ahnung von der Verwaltung hat. Er stellt daher olles auf den Kopf. So wie m seiner früheren Dienststelle, dem Zivil- k ab i nett Wilhelms des Letzten, Gewalt vor Recht ging, so will v. Dryander heute die Beamtenschaft einseitig beeinstussen. Er will keine unparteiischen, sondern deutschnationale Beamten, mit deren Tätigkeit wir uns nächstens einmal belasten werden. Der Zweck des Dryanderfchen Vorgehens ist der, dem Ober- Präsidenten Härsing auszuschalten und an seine Stelle die deuffch- nationalen Polizeioffizirr« beim Regierungspräsidenten zu setzen. Ist dies erst erreicht, dann ist dl«„Staatsautori tät" Im deutschnationalen Sinn« hergestellt. Bis dahin aber dürfte noch der Landtag einige Worte über die ganze Angelegenheit und insbesondere über den Fall Dryander sprechen. So wie die Dinge liegen, dürften dabei dm„Wahrheitsapostel" und„Etats rächler" Geh. Oberregle- rungsrat a. v. Dr. Dryander recht unangenehme Wahr- h e i t e n gesagt werden. Er ist in den Augen oller objektiv Den- kenden gerichtet._
TU. ver neue llandkag von Thüringen tritt am 8. Ottober zusammen. Der ZNcmeler Oberbürgermeister Altenbera ist von der Stell« eines Präsidenten des Landesdirektoriums zurückgetreten.
Aufgaben und Ziele Bielefeld , 1. August. (Eigener Drahtbericht des„Vorwärts"). �ie zweite Reichskonferenz des Verbandes der Arbeiterjugcndvereine Deutschlands wurde heute morgen 9 Uhr eröffnet. A l b r e ch t und Olle»Hauer erstatteten die Berichte des Hauptvorstandes. Sie gaben ein erfreuliches Bild von der Aufwärtsentwicklung des Der- bandes, der heute 1200 Vereine zählt. Das sind 400— övo mehr als vor dem Kriege. Der Mitgliederbestand beläuft sich auf 80—90 000. i,ie„Arbeiterjugend" wird in 75 000 Exemplaren und der„Führer" in 3000 Exemplaren vertrieben. Der Schriftenvertrieb soll zcntra- lisiert werden. Außerdem beschäftigt man sich mit der Gründung emer Jugendkorrespondenz, die die Parteipresse mi't Artikeln über die Jugendbewegung versorgen soll. Zu diesem Tages- ordnungspunkt lagen 10 Anträge vor. die in der Hauptsache Gegen- stand einer sehr kurzen Diskussion waren. Ein Antrag, daß alle Orlsvereine den Namen„Arbeiterjugendverein" führen sollen, wird angenommen. Alle anderen Antrüge gehen an den Hauptoorstand. W e st p h a l- Hamburg referierte über die wirtschaftlichen und kulturellen Aufgaben de» Borstande» und führte aus, daß es sich hier um keinen Gelegenhcitsvsrein, son- dein um eine Bewegung handle, die aus der Zeit geboren sei und von ihr ihre Aufgaben erwarte. Das Geschehen unserer Zeit be- deute eine Umwälzung in der ganzen Menschheit. Das Neue, das durch diese Umwälzung hervorgebracht wird, muß von der Ar- b e i t e r s ch a f t getragen werden. Stolz erhebt sich unser Bewußt- fem, daß wir zu dieser Arbeiterschaft gehören. Wir Arbeiterjungcn sind Angehörige einer unterdrückten Volksschicht, in der unsere Kraft ivarzelt. Unsere Eltern waren notgedrungen gezwunqen, uns zu sagen: Siehe zu, wie du mit dem Leben fertig wirst! Fast als Kind noch wurden wir ins Erwerbsleben geworfen. Was uns die Schule als Hilfswerk mit auf den Weg gab, wer recht unzulänglich. Wir mästen unsere Arbeit cinstellen auf die Er- ringung eines Lebensinhaltes, der uns fähig macht, r e v o l u- tionär zu handeln. Unser Lebensziel umschließt zugleich die Arbeit für das wohl der Allgemeinheit. Dieser soziale Gedanke in unserer Arbeit führt un» zur Politik. Wir lasten uns eine niedere Bildung und eine Einschränkung unserer Lebensführung nicht mehr gefallen und werden alle Hindernisse, die sich uns entgegenstellen, niederringen. Da» Werk der Selbst- Hilfe, die Kurse für unsere Jugend, werden wir auszubauen ver- suchen zu einer Arbeiterjugendhochschule. Wcstphal stattete dann den parteigenössischen Lehrern den Dank der Ar- beiterjugend für die Dienste ab, die sie der Bewegung zur Erreichung dieses Zieles geleistet Häven. Wir wollen keine Faulenzer erziehen, wir wollen, daß jeder Werte schafft. Aber wir wollen auch, daß für den jungen Arbeiter die Arbeit eine F r e u d e ist. Die junge Kraft, die stch freimachen will von der Ausbeutung, zu erziehen, ist unsere Aufgabe. Die Z l e l e, die wir uns mit unserer Beziehung zu Jugendschutzforderungen gestellt haben, tonnen wir mit unferem Berband allein nicht erreichen. Wir müsten immer darauf achten, daß die ganze Arbeiterschaft hinter un» steht. Der Redner zeigt dann kurz die Erfolge, die der Verband aus dem Gebiete des Lehrlingswesens erzielt hat und sagt weiter: Da» alles zeigt uns, wie eng wir an das Schicksal der Arbeiterbewegung gekettet Snd. Im Kreise der alten Streiter wollen wir heranwachsen zu ämpfern für die Umwandlung der bestehenden Gefellfchafts- Ordnung. Trotz dieses engen Verhältnistes zu den Arbeiterorgani- fationen bewahren wir uns unsere Selbständigkeit und unsere Freiheit. Wir wehren un» gegen die Begrenzung unleres Lebens- weges. Uns erfüllt der Geist der sozialistischen Arbeiterschaft, deren dritte Generation wir sind. Wer mit un» ernstlich bestrebt Ist, an der Steigerung der Erfüllung unserer Aufgaben zu arbeiten, den bitte ich, mit mir unsere Organisation und alle Kräfte zu grüßen mit einem„Frei Heil"(Lebhafter Beifall.) Ohne Diskustion nimmt der Kongreß diese Rede zur Kenntnis und beschließt, sie al» Broschüre herausgeben zu lasten. Im Anschluß daran wird eine Entschließung angenommen, die den Haupt- vorstand beauftragt, mit unverminderter Kraft für die Forderungen des Jugendschutz- und Erziehungsprogrammes zu wirken, und mit allen Mitteln die Angriffe auf den A ch t st u n d e n t a g abzuwehren. In der Nachmittagssitzung referiert R ü d i g c r-Derlin über: „Die Internationale und wir". Er schildert die Entstehung der ersten Arbeiters ugend-Jnternationale in Stuttgart und umreißt die Aufgaben derselben silgendermaßen: Kampf gegen Militaris- m u s und Imperialismus, kulturelle Aufgaben der Jugend und Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage. Diese erste Jugend- internationale von Stuttgart starb am Kriege, aber unsere deutsche Bewegung erhielt sich aufrecht und wuchs. Rüdiger schildert dann den unfern Lesern bekannten Berlaus der Verhandlungen, die zur Gründung der jetzigen Jugendinternationale führten. Ausführlich be- handelt er dann die Gegensähe zwischen der Amsterdamer und der Moskauer Zugend- internattonale. Für die Arbeiteriugend gibt es nur eins: die 2. I u g e n d» i n t e r n a t i o n° l e. die Pfingsten 1021 in A m st e r d am be- gründet wurde. An uns wird es liegen, daß das Wort zur Wahrheit wird, das wir in diesen Taaen so oft gehört haben: D l e In t e r- nationale wird die Menschheit sein. Ohne D.stusston wird die Resolution angenommen, die es als die heiligste Aufgabe des Arbciterjugendoerbandes bezeichnet: den Gedanken der Volker- Versöhnung und des Weltfriedens in die Kopfe und in die Herzen der Jugend zu pflanzen. Dann schreitet der Kongreß zur Beratung der vielen Anträge. Der größte Teil wird dem Hauptoorstand zur Beratung über- wiesen. Ein Antrag der Hamburger protestiert dagegen, daß die Rupprecht will König werüen! Wie uns aus München gedrahtet wird, wurden in einer Agi- tationsvcrsammlung der bayerische» Königspartei fol- gende Richtlinien für die Propaganda bekanntgegeben: Unsere einzige Rettung ist: Los von Preußen und An- fchluß an Frankreich ! Wir können von Frankreich alles verlangen. Kohle und Geld, wenn wir es fertig bringen, mit unserem neuen Königreich einen Keil in die preußische Politik zu treiben. Der zukünftige König. Prinz Rupprecht von Bayern , steht mit seiner Person für alles ein. Kohr, Escherich und Roth haben un, an die Preußen verraten. Unser z u k ü n s t i g e s Königreich wird kein Sklave des Kapital» sein, sondern ein Voltstönigreich. Unser Prinz Rupprecht macht sich schon auf dem Lande populär, indem er jedem Holzknecht die Hand drückt und sich mit ihm unterhält.(I!) Sobald wir einen König haben, werden die Lebensmittel um 50 Proz., die Kohlen um 30 Proz. billiger werden. Kohr erntet für seine Bestrebungen, es seinen nationa« listischen Freunden recht zu machen, bitteren Undank
Erwerbslose unö Hberschleßen. Am I. August erschien der Jäger Paul Hamann (geboren den 24. Mai 1809 zu Schöneberg ) von der 3. Brandenburgischen Jäger- abteilung(von Heydebreck) vor dem Arbeitsnachweisen der Wuster- hauscner Straße und versuchte dort Anwerbungen für Oberschlesien zu machen. Nach seinem Erscheinen wurde er von den Erwerbs- losen des Nachweises festgestelll. Die Durchsicht seiner Papiere er- gab, daß er von vier Zigaretten- und zwei Schokoladenfirmen Adresten hatte. Gleichfalls hotte er die Adreste des Verein« natlonalaefinnter Soldoten, Schilliuastr. 10, sowie von Mitgliedern d-s Deulsilmölkilch?» Schuß- und Trutzbundes und der Deutlchen Volkspartei. Bei all diesen Adresten war er berechtigt(laut Aus»
öer Mbeiterjugenö. „Arbeiterjugend" den Kommunisten wiederholt„zu scharf" entgegen- getreten ist. Nachdem ein Delegierter vom Niederrhein die Ham- burger eingeladen hat. einmal dort oder in Mitteldeutschland oder in Berlin zu arbeiten, wird dieser Hamburger Antrag gegen vier Stim- men und unter stürmischem Beifall der Versammlung abgelehnt. Werter wird beschlossen, eine Sammlung zur �Errichtung eines Ferienheimes zu veranstalten. Allen Ortsvereinen wird zur Verpflichtung gemacht, jede Zusammenarbeit mit den„Juqendringen" abzulehnen. Ein Antrag Hannover , nicht alle Jahre einen Reichkjugendtag abzuhalten, wird ebenfalls unter lebhaftem Verfall abgelehnt. Einstimmige Annahme fand eine Resolution, die die Arbeiterjugend verpflichtet, keinen bürgerlichen Trrrn- oder Sp or tv e r ein en anzuge?)ören. Die Wahl des Vorstandes atte folgendes Ergebnis: Besoldeter Vorsitzender W e st p h a I-Ham» urg, Sekretäre: Fritz B a r t h e l s-Berlin, Heinrich Schulz, Marie I u ch a c z, Johannes Sassenbach , sämtlich Berlin , Georg S p i e g e l-Stuttgart und H a f m a n n-Dortmund, Hilde Ollen- haue r-Magdeburg, Walter Rüdiger und Hans Schädel - Berlin . Nach einem kräftigen Schlußwort Heinrich Schulz', nach einem Dank W e st p h a l s an den scheidenden Vorsitzenden Schulz, sang die Versammlung stehend das Lied:„Die neue Zeit" und stimmte begeistert in ein dreimaliges„Frei Hell" ein. Damit hatte die zweite Reichskcnferenz dos Verbandes der Arbeiterjugendvereine Deutsch» lands und der zweite Reichsjugendtag sein Ende erreicht. De Broucköre über Bielefeld . Ein Redaktlonsmitglied des„Soz. Parlamentsdienstes" in Berlin hatte anläßlich der Iugendtagung in Bielefeld mit dem Führer der belgischen Sozialdemokratie, Genossen oe Brouckere, eine Unterredung. Auch über die deutsche Jugendbewegung äußerte sich Genosse de Brouckere, und es wird unsere jugendlichen Ge- nosten besonders interessieren, mit welchem Eindruck und mit wel- che» Wünschen der Führer der Sozialdemokratie Belgiens am Mon- tag von Bielefeld abgereist ist. Ueber seine Auffassung befragt, äußerte de Brouckere u. a.: „Ich war tief ergriffen bei dem Anblick dieser tapferen und frohen Jugend und hatte den Eindruck, daß diejenigen, die Ihre Arbeiterjugend organisiert haben, eine große Idee verwirklichten, voll von Hoffnungen für die Zukunft. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgte ich die Debatten der Viele. felder Tagung, wo die jungen Leute wie die jungen Mädchen leb» hast ihre Ideen verteidigten. Erwarten Sie nicht von mir— so fuhr de Brouckere fort—, daß ich im Anschluß daran über die Verdienste der Hamburger Bewegung oder derjenigen des Genossen Müller mich irgendwie äußert. Ich hatte zwar zuweilen den Ein» druck, daß man sich zu sehr um die Frage stritt, ob das erste Ei vom Huhn abstammte oder das Huhn vom ersten Ei, aber das macht nichts aus, denn schließlich stimmten sie alle in der Haupt- fache überein: in dem gemeinsamen Zweck praktisch an der mo» dernen Arbeiterbewegung sich zu beteiligen und durch Entwicklung der eigenen Persönlichkeit ein nützliches Glied im Sozialismus und der Republik z» werden, kurz gesagt, um neue Frauen und Männer zu werden, sozialistische Frauen und Männer oder wie Iauräs sagen würden, menschliche Frauen und Männer. Man braucht nur die jungen Männer und die jungen Mädchen zu sehen, um zugleich zu merken, daß dieser Gedanke bereits in einigen Punkten erfüllt ist. Sie arbeiten Tag für Tag, um die Zu- tunft für den Sozialismus und den Frieden vorzubereiten. Welch schönere» Versprechen könnten sie auch ihren Voreltern bieten? Man kann es nur bedauern, daß die eigene Jugend anders war. Unwil!» kürlich drängt sich jetzt der Vergleich dieser Jugendbewegung mit den Leuten auf, welche früher in den Kasernen des Kaisers abgcrichtel wurden. Andere Mienen, andere Bewegungen, anderes Wesen. Nicht» als dieser Gegensatz von früher und heute kann besser beweisen, daß die Moraenröte einer neuen Zukunft beginnt. Ja die Morgenröte einer neuen Zukunft! Trotz aller gegen- wärtigen Schwierigkeiten, trotz diplomatischer und militärischer Ver- Wickelungen, die uns sortqesetzt bedrohen, tonn man diese Zuversicht haben. Der alte Krieg lastet noch ans uns, wir können ihn nur lang- sam in Mühe und Ausdauer liquidieren, aber er ist zu liquidleren, und diejenigen, welche die Ereigniste aufmerksam beobachten, müsten feststellen, daß sich alimählich ein Wechsel der Dinge vollzieht. Zunächst weiß heute jedermann, daß der Krieg durch die Fort- kchrllt' dcr Wfls-n cho't gesördert, immer etwa» Schlichtes ist, scho' deshalb, weil In den wirtschaftlichen Verhältnissen verschiedener Nationen Verwirnmqen hineingetragen wurden, unter die die ganze Welt jetzt zu leiden hat. Schließlich, und das ist das Schönste, sind insofern Acnderungen eingetreten, als die Macht des Proletariats zu einer mächtigen Größe angewachsen ist, und endlich, was ganz beson- ders hervorzuheben ist, weil die Jugend nichts mehr vom Kriege wissen will., Und wer könnte gegen den Willen und den Eifer der deutschen jungen Männer und Mädchen handeln, wo ein ähnlicher Wille in der Jugend aller Länder vorhanden ist? Friedrich 11. glaube ich, war es, der gesagt hat. daß, wenn einmal die Bajonette anfangen zu den- ken, die Zeit der Generäle vorbei iei. Wie ich die wunderbaren Reihen ihrer Jugend in den Siräßen Bielefelds beobachtete, hatte ich den Eindruck.' daß die Zeit schon gekommen sei. Grüßen Sie also— so schloß de Brouckere seine Ausführunaen über die Eindrücke von der Bielefelder Tagung— die deutsche Arbeiterjugend. Möge sie immer eine starke Stütze sein für die Zukunft der deutschen Republik, da» ist der Wunsch aller belgischen Sozia. listen, und Sie sehen hierin die Gewähr für einen endgültigen Frieden.__ weis seines Vorgesetzten Leutnant Elster), Liebesgaben zu empfan- gen. Die Adressen, so wurde von ihm erklärt, habe er zum Teil von seinem Vorgesetzten Leutnant Elster sowie in einem Amts- zimmer des Schönebergsr Rathauses erhalten. Cr erklärte zu seiner Rechtfertigung, gerade deshalb unter den Arbeitslosen zu werben, damit in seiner Formaiion durch Zutritt von Proletariern ein besseres Verhältnis der Kameraden untereinander eintrete, denn bisher sei sein« Formation zum größten Teil nur aus Studenten zusammengesetzt.. Nach Feststellung seiner Person wurde er nochmals(besondere? Umstände wegen) durch einen Kriminalbeamten festgenommen und nach der Polizeiwache Holzmarktstraße gebracht, von wo aus seine Freilassung nach Feststellung seiner Personalien erfolgen sollte. Er bat aber, solange aus der Wache bleiben zu dürfen, bis er gefahrlos (eine große Anzahl Erwerbsloser war ihm bei seiner Feststellung zur Wache gefolgt) wieder die Wache verlassen könnte. Der Aus- weis, der ihm von feiten der Erwerbslosen abgenommen wurde, lautete folgendermaßen: „BefehlsempfSnger Hamann Stempel: 3. Brandenburgische Iägerobt. A. B. Frhr. v. Vietinghoff , von Heydebreck._ Lt. und Adjt. Proteststreik in DanZig. vonzlg, 1. August. (WTB.) Da die von der Sozialdemokratischen Partei für Donnerstag beabsichtigte Demonstration auf dem Heu- markt verboten wurde, rufen der Allgemeine Gewerkschaftsbund für die freie Stadt Danzig, der Allgemeine freie Angestelltcnbund, die Afa, die Sozialdemokratische Partei in Danzig , die Unabhängigen und die Kommunisten zu einem Donnerstag einsetzenden 24stün. digen Generalstreik der Arbeiter, Angestellten und Beamten auf. Es soll protestiert werden gegen die unerhörte Belastung durch direkte und indirekte Steuern, gegen die Erhöhung dcr Wohnuugs- miete, gegen die gewaltige Verteuerung der Lebensmittel und gegen die bcabfichtizte Erhöhung des Brotpreises.