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Nr. 363 38. Jahrgang

Groß- Berlin

Kolonisten in Not.

Beilage des Vorwärts

Die lang anhaltende Dürre dieses Sommers hat viele unserer Kleingartentolonien in förmliche Straffolonien verwandelt. Am frühen Morgen schen und abends bis zur völligen Dunkelheit muß der Pumpenhebel geschwungen, von keuchenden und stöhnenden Kolonisten Wasser geschleppt werden, um das mühsam Gezogene vor dem gänzlichen Verderben zu bewahren. Es ist ein Stück Sisyphusarbeit, die da geleistet wird, denn die sengende Hitze zehrt das den Pflanzen zugeführte Wasser nur zu schnell wieder weg. Dazu der gräßliche Sandboden, der wohl riesige Mengen Wasser aufnimmt, aber nichts davon festhält. Einer nach dem andern von den Kolonisten kapituliert und sieht refigniert zu, wie sein ehedem grünendes und blühendes Stückchen Land zu einer mit verdorrten Stauden bestandenen Einöde wird. Nur die ganz Zähen halten in diefem verzweifelten Kampfe mit der Natur aus und suchen zu retten, was noch zu retien ist. Da ist ein Alter mit weißem Haupt und bereits gebeugt von der Last der Jahre, aber er trägt unermüdlich Wasser und immer wieder Wasser. Bater Görke", ruft ihm ein Nachbar zu, hören Sie doch auf mit der Schinderei, Sie schaffen es ja doch nicht!" Nein!" antwortet der Alte ingrimmig, viele Wochen habe ich mich geplagt, habe den Dung von weither mit meinen Karren herange­Schleppt, das Land umgegraben, Saatgut gekauft, soll nun die ganze Arbeit vergeblich getan, die Ausgabe umsonst gemacht sein? Wovon soll ich denn im Winter mit meiner Alten leben, wenn mir die paar Kartoffeln verdorren?" Und er pumpt in voller Wut weiter, als wollte er fagen: So lange die Bumpe noch einen Tropfen Wasser gibt und die alten Knochen aushalten, wird nicht nachgegeben. Erntefeste wird man wohl trotz alledem feiern, wenn der Herbst herankommt, denn sie gehören nun einmal zu den feststehenden Ein­richtungen in den Kolonien, aber der Ertrag des Bodens wird bei allen den Armen, die eine gute Ernte brauchen könnten, gewiß nur spärlich sein.

Gewiffer über Berlin  .

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Die Stoßseufzer der Berliner   Kolonisten um den erfehnten Regen scheinen vorübergehend bei dem unglücklichen Mann, der über das Wetter gebietet, offene Ohren gefunden zu haben. Gegen 9 Uhr schickte er gestern abend einige Ballen krachender Wolken über Berlin  hinweg. Es fam zu heftigen Gewittern und wolfenbruchartig ein fetzenden Regengüffen, die allerdings faum genügen dürften, dem ausgedörrten Boden die erforderliche Feuchtigkeit zuzuführen. Der Asphalt glich furze Zeit hindurch spiegelnden Kanälen, und wenn fich auch die Wassermassen in furzem verzogen, so mußte die Feuer­wehr doch stellenweise wieder helfend eingreifen, um einige über­schwemmte Keller auszupumpen. In später Abendstunde hatte die Temperatur aber doch eine, wenn auch nur geringe Abkühlung er­fahren.

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Wie wir in später Abendstunde erfahren, entstand in der Win­terfeldtstraße 5/6 durch Blitzschlag ein Dachstuhlbrand, der das Ein­greifen der Feuerwehr mit 5 Rohren nötig machte. Die Gefahr konnte bald beseitigt werden.

Als Hordenführer durch Deutschland  .

Betrügereien eines falschen Feldwebels.

es

Donnerstag, 4. August 1921

die übrigen Ferienfonderzüge, die noch im August Berlin verlassen, sind die Fahrkarten ausverkauft.

zu löschen.

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Waldbrände als Folge der Hitze.

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Streiche eines falschen Feldwebels beschäftigten gestern die Ferienstraffammer des Landgerichts 3. Gegen den Maler Karl Piethan führte die Anklage nicht weniger als 13 Fälle des Be= Die Higeperiode, die jetzt auf ihrem Höhepunkt angelangt zu truges, der Urkundenfälschung, des Diebstahls, der sein scheint, hat die Wälder in der Umgebung Berlins   wie Zunder Angeklagte ist mehrmals vorbestraft und mehrmals aus der Haft die neuesten Waldbrände. So brannten in der Seydelstraße Unterschlagung, der Sachbeschädigung usw. auf. Der ausgetrocknet. Der kleinste Funke genügt, um ganze Flächen in ein helloderndes Flammenmeer zu verwandeln. Das beweisen wieder ausgebrochen. Piethan stand im September 1917 als Musketier beim In- in Tegel   gegenüber dem Strafgefängnis gestern nachmittag 200 fanterie- Regiment 138 und wurde im Juli 1919 aus dem Heeres- Quadratmeter Heide ab. Einer Streife der Schutzpolizei   gelang es dienste entlassen. Er soll sich nach der Anklage in dieser Zeit die mit Hilfe von Passanten durch Aufwerfen von Sand die Flammen Uniform eines Feldwebels zugelegt und auf Grund falscher und ge- Grunewald   drei Morgen Schonung ab, um 3 Uhr im Um 1 Uhr nachmittags brannten im Jagen 76 im fälschter Papiere sich als Feldwebel bei verschiedenen Truppenteilen Jagen 102 im Grunewald   ein Morgen Waldbestand. In beiden einzuführen verstanden haben. So wurde er bei dem Garnison­kommando in Mühlhausen   in Thüringen   aufgenommen und am Fällen waren die Feuerwehren von Nikolassee   und Wilmersdorf  20. Januar 1919 mit einem Transport als Transportführer zum schnell zur Stelle und konnten eine weitere Ausdehnung der Flammen Grenzschuh Oberost nach Königsberg   befördert. Er verstand Derhindern. Um 5 Uhr nachmittags wurden die Wehren von dann, in Mühlhausen   und in verschiedenen anderen Ortschaften und Niederschöne weide und Baumschulenweg nach dem auf Bahnhöfen die verschiedensten Kassenverwaltungen unter dem Bahndamm zwischen den beiden genannten Eisenbahnstationen ge­Hinweis, daß er Feldwebel fei und einen größeren Transport führe, rufen. Hier standen 100 Quadratmeter Waldfläche in Flam. zur Hergabe von Beträgen in Höhe von je mehreren hundert men, die nach etwa einstündiger Tätigkeit gelöscht werden konnten. Mart zu veranlassen. Das Geld foll er für sich und eine Sol­daten horde, die sich ihm angeschlossen hatte, verwendet haben. Kein Ersatz für verlorene Brotkarten. Einen häßlichen Streich soll er gegen einen Landwirt Wenzel in| Von Montag, den 15. August ab, findet eine Erfaßleistung für Dedensen, Kreis Neustadt, ausgeführt haben. Er hatte sich dort mit abhanden gekommene Broffarten, Milch farten mehreren Soldaten einquartiert und das ganze Bertrauen des Lebensmittelfarten nicht mehr statt, da die mit Brot, Wenkel erworben. Um sich für die genoffene Gastfreundschaft dant- Mehl und Milch zu Versorgenden Gelegenheit haben, sich im freien bar zu erweisen, erbot er sich, da er sich auf dem Transport nach Handel Ersatz zu beschaffen. Personen, die Ersaz für abhandenge. Ostpreußen   befände, an den Sohn des Wenzel in Ostpreußen   ein fommene Brot- und Milchkarten beantragen, werden abgewiesen, großes Patet mit Wäsche mitzunehmen. Er hat das Paket auch wird ihnen eine Verlustanzeige nicht mehr ausgehändigt. Vom auch erhalten, aber weder der Vater noch der Sohn haben von ihm 15. August 1921 ab tommt daher nur noch ein Erfaz von 3uders je wieder etwas zu sehen bekommen. Im März 1919 erschien der Parten in Frage. Hierzu ist die vorgeschriebene Berlustanzeige Angeklagte mit einer Anzahl Soldaten und einer als Hilfs- auszugeben und entsprechend auszufüllen. Die Entscheidung über schwester verkleideten Frauensperson bei dem Gemeindevorsteher einen etwaigen Ersaz trifft für die Zuckerfarten, die Zuckerversor in Tessendorf bei Marienburg und quartierte sich dort mit seinen gungsstelle, Kommandantenstraße 80/81. Die Verlustträger haben Begleitern auf Grund gefälschter Papiere ein. Die Gemeinde Teffen sich mit ihren Verluftanzeigen dorthin zu wenden. Die Brotkom. dorf: hält sich dadurch für geschädiat. Neben diesen militärischen" missionen dürfen einen Ersatz nicht vornehmen. Aktionen läuft noch ein Diebstahl- und ein Schieberge= schäft. Der Angeklagte hatte es verstanden, auf Grund von ge­fälschten Papieren sich in den Besitz von 1020 Broten und 43 Risten Konserven vom Broviantamt in Jüterbog   zu brin­gen und diese an verschiedene Personen zu verkaufen.

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Im gestrigen Termin fonnte nur ein fleiner, unbedeutender Teil des Anklageregisters zur Erledigung gebracht werden, da der Angeflagte bezüglich der Hauptsachen entschieden seine Schuld leug nete und sich unter vielen, etwas romantisch klingenden Schilderun gen auf zahlreiche Entlastungszeugen berief, die erst ausfindig ge­macht werden müssen. Er konnte vorläufig nur wegen Unterschlagung zum Schaden des Lardwirts Wentzel und wegen des Diebstahls ver­urteilt werden. Das Gericht erkannte dieserhalb auf 6 Monate Gefängnis und vertagte im übrigen die Verhandlung zwecks weiterer Beweisaufnahme.

Weitere August- Ferienfonderzüge.

Auf der Spur eines Verbrechens.

und

Im Walde bei Rabenfelde wurde am 23. v. M. die Leiche eines unbekannten Mannes gefunden, deren Bes fund darauf schließen läßt, daß dort ein Verbrechen stattgefunden hat. Die gerichtsärztliche Untersuchung ergab, daß die Leiche etwa des Mannes infolge einer schweren Verlegung an der linken ein halbes Jahr dort gelegen haben muß und der Tod Schläfenseite eingetreten ist. Zur Aufklärung des Leichenfundes hat fich die zuständige Staatsanwaltschaft mit der hiesigen Kriminal polizei in Berbindung gesetzt. Die Ermittlungen werden von Kri minalkommissar Gennat  , Zimmer 105 des hiesigen Polizeipräsidiums, geleitet, an den alle zweckdienlichen Mitteilungen zu erstatten sind. Sehr wesentlich zur Aufklärung des Verbrechens werden Angaben über die Persönlichkeit des Toten beitragen können. Dieser ist etwa 30 bis 40 Jahre alt, hat ungefähr 5 Zentimeter langes, blondes Haar und einen zahnlosen Unterkiefer. Es wird vermutet, daß es sich um einen Berliner   handelt, der von dem Mörder, wie in vielen anderen Fällen dort hinausgelockt und dann unterwegs ermordet worden ist.

Weitere Freigabe von Koks.

Neben dem noch nachträglich eingelegten Ferienfonderzug nach Stuttgart  , der, wie bereits gemeldet, am 8. August pom An­ halter Bahnhof   um 3.55 nachmittags abfahren wird, ist nach Süd­ deutschland   ein zweiter Ferienzug zum 20. Auguft in Aussicht genommen worden, der bis Basel   bzw. Konstanz   verkehren wird. Das Kohlenamt teilt mit Bom 4. August dürfen durch erneute Erledigte Bestätigungen für Bezirksamtsmitglieder. Dieser neue Ferienfonderzug wird ebenso wie der am 13. August Freigabe vom heutigen Tage cuf Kohlenbezugsschein für Zentral­Der Oberpräsident hat sämtliche noch schwebenden Bestätigungs- in der gleichen Richtung vorgesehene vom Anhalter Bahnhof   um heizungs- und Warmwasserbereitungsanlagen insgesamt abgegeben angelegenheiten der Groß- Berliner Bezirksämter für erledigt 5.39 nachmittags abfahren, er trifft um 8.14 vormittags in Karls und entnommen werden: für Geschäftsräume der Reichs, Staats­erklärt, weil die wählenden Bezirksversammlungen durch das ruhe, um 1.00 nachmittags in Baselt, um 1.21 in Donaueschingen   und Gemeinde und Kirchenbehörden usw. 80 Proz., für öffentliche und inzwischen ergangene Urteil des Oberverwaltungsgerichts aufgelöst um 3.08 nadimittags am 21. in Ronstanz ein. Der Borvertauf private Schulen, für Krankenhäufer ufm. 80 Brez., für Kirchen, für diesen Ferienfonderzug wird auf dem Anhalter Bahnhof   am Kapellen und Synagogen 50 Broz, für Privatverbraucher 80 Proz. worden sind. Von dieser Entscheidung werden betroffen die Wahlen 10. Auguft eröffnet, und zwar in der Beit von 8-12 vormittags Die genauen Angaben sind aus der am Donnerstag, den 4. Auguſt des Stadtrats Dr. Görig in Charlottenburg   zum Bezirksbürger- und 3-6 nachmittags. Gefchloffen wird der Verkauf der Fahrkarten durch Säulenanschlag erfolgenden Beröffentlichung der betreffenden meister des Bezirks Köpenick und des unbesoldeten Stadtrats Buch- am 19. August. Wenig bekannt ist es auch, daß die Eisenbahnver-| Bekanntmachung zu entnehmen. In Anbetracht dessen, daß die druckerei  - Expedienten Stimming zum stellvertretenden Bezirks- waltung auch im Auguft noch einige Sonderzüge nach der Ost Mieter die Brennstofffeften zum überwiegenden Teil selbst aufzu bürgermeister im Bezirk Lichtenberg  , sowie des Lehrers Eggert fee perfehren läßt, zu denen ebenfalls Fahrkarten zu ermäßigten bringen haben, erfolgt die Freigabe jedoch nur insoweit, als Vers in Staaten und des Buchdruckers Finkelmeyer zu besoldeten Preisen ausgegeben werden. Außer dem heute vom Stettiner Bahn- mieter und Mieter mit dem Bezuge einverstanden sind. Es erscheint Stadträten des Bezirksamts Spandau  . Aus demselben Grunde ist aber geboten, von dieser Freigabe einen möglichst umfangreichen die beim Minister des Innern eingelegte Beschwerde wegen der wie­Gebrauch zu machen, schon im Hinblick darauf, daß die bevorstehende derholten Nichtbestätigung des Werkzeugmachers Münsinger Erhöhung der Kohlensteuer eine weitere Preissteigerung befürchten und des Schlossers Leo als befoldete Stadträte des Bezirksamts läßt. Spandau   für erledigt erklärt worden. Die Neuwahlen für diese Bezirksamtsstellen sind von den am 16. Oktober neu zu wählenden Bezirksversammlungen vorzunehmen.

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Die Rächer.

Roman von Hermann Wagner. Sie zollte ihm mit einer weichen Handbewegung ihre Bewunderung. Man spricht viel von Ihnen, nur ich hatte

mit Ihnen fein Glück."

Sie werden es noch haben, haben Sie Geduld! Und behalten Sie die Papiere!"

Sollten Sie wirklich-?"

Er nickte, und die Idee nahm in ihm immer feftere Formen an. Ja. Mein Wort darauf. Und ich werde Sie Diesmal nicht täuschen."

Damit nahm ihr Gespräch eine andere Bendung, jene, die sie wünschte und auf die er bereitwillig einging. " Sie sind hübscher als je," schmeichelte er ihr. Er Sauben Sie mir, daß ich es Ihnen sage?"

" Ich bin erstaunt, daß Sie es fun!"

Er suchte ihre Hand, drückte sie lässig und ließ sie wieder fahren. Wollen wir uns wieder einmal sprechen?" fragte er. Wo?" fragte fie verblüfft.

"

n

,, Nicht bei mir," sagte er lachend, dafür bei Ihnen!" Sie erschrat und errötete vor Freude. Einverstanden!" ging fie auf seinen Ton ein. Wann?"

Morgen," fagte er schnell, morgen gegen sechs. Werden Sie mich erwarten?"

" Ja," versprach sie und überließ ihm neuerdings ihre Hand, die er füßte.

Sie sah ihm bestürzt nach. Er war in eine vorüber­fahrende Droschke gesprungen und winkte ihr noch aus der Ferne zu.

Er ist ein Räuber, dachte sie, aber er ist doch entzückend! Und fie beschloß, sogleich einen Besuch abzudepeschieren, der sich für den nächsten Tag bei ihr angesagt hatte.

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Dem Besuch, den er ihr am nächsten Tag machte, folgte ein zweiter und dem zweiten folgte ein dritter, und doch war es nicht mehr die Lust am Getändel, die ihn zu ihr hintrieb, fondern ihr Geld war es, ihr Millionenvermögen, das in irgendwelchen totsicheren Papieren bei irgendeiner Bant angelegt war und das doch, von dem bescheidenen Prozentsatz an Binjen abgesehen, nicht das brachte, was es bringen konnte.

hofe abfahrenden Ferienzuge werden noch am 15. Auguft folgende Sonderzüge verkehren: nach Warnemünde   10.57 vormittags ab Stettiner Bahnhof, an Warnemünde   3.40 nachmittags und ab Gör­lizer Bahnhof 9.08 vormittags nach Oberschreiberhau( an 4.14 nach­mittags) und Krummhübel  ( an 3.44 nachmittags). Für diese beiden Feriensonderzüge find noch Fahrkarten zu ermäßigten Preisen bis zum Tage vor Zugabgang, also bis zum 14. August, abends 6 Uhr, bei der Fahrkartenausgabe des Abgangsbahnhofs zu haben. Für

Er hatte es bald heraus, daß er sie fest in seiner Hand hielt, und er zögerte nicht länger, ihr von dem zu reden, was ihm im Kopf- spufte.

Es war ein Unternehmen, das sich in nichts von dem unterschied, die er bisher mit bestem Erfolg durchgeführt hatte, nur daß es feinem Umfang nach größer war, wie auch zu seiner Durchführung Kapitalien gehörten, die er zurzeit bei sich nicht flüssig machen konnte, weil er in seiner Fabrt, die ständig wuchs, allzusehr in Anspruch genommen war.

Es handelte sich um die Gesellschaft, von deren Aktien Frau von Marisch einen Teil in ihrem Besitz hatte, die zur fie verwertete Beit freilich bankerott war, deren Patente ein neues Verfahren, Metallfädenlampen herzustellen- aber gerade deshalb für einen Pappenstiel zu haben waren.

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Better bis Freitag mittag: Rühler, überwiegend bewölft, mit weit verbreiteten Gewittern und Regenfällen. Später im Besten wieder auftlarend bei mäßigen westlichen Winden.

Er unterbrach sie rasch. Sie müssen Dinge, die leicht ge­Kränft es Sie, wenn meint sind, auch leicht aufnehmen ich Ihnen sage, daß Sie mich reizen, während ich meine Frau liebe?"

Sie sah ihn prüfend an, als erwäge fie, ob es möglich sein würde, gegen die Frau, die er zu lieben vorgab, mit Erfolg anzufämpfen. Ich muß mich damit zufrieden geben," jagte sie sodann. Es ist mein Los, von Ihnen nicht verwöhnt zu

werden.

,, Und doch möchte ich gerade Sie verwöhnen. Oder ver­wöhnt man eine Freundin nicht gern mehr, als man das bei seiner eigenen Frau nötig hat?"

Sie," rief sie getränkt und zugleich geschmeichelt aus, 0 Sie- 1" Reisner hatte sich im Handumdrehen die nötigen Unter- Das Unternehmen kam zustande, mit einer Leichtigkeit, lagen und Belege verschafft und die Lage und die etwaigen die ihn in früheren Tagen in Staunen versezt hätte, die er Bukunftsmöglichkeiten der Gesellschaft genau studiert. Die aber jetzt gleichmütig als etwas Selbstverständliches hinnahm, Sache war, wie er meinte, gut und sie hatte sich nur deshalb weil er es inzwischen gelernt hatte, an seine Kraft und an nicht durchsetzen können, weil sie, die im großen Stil begonnen sein Glück zu glauben. worden war, doch mit zu geringen Mitteln unternommen Er hatte nun freilich es war inzwischen August ge war, so daß man schließlich auf halbem Wege hatte stehen worden seine geplante Erholungsreise aufgeben müssen und fühlte sich jetzt, nach den erneuten aufreibenden Arbeiten und Mühen, doppelt elend und ausgepumpt.

bleiben müssen.

Reisner sprach überzeugend, weil er an die Reellität und an ein Prosperieren des Unternehmens glaubte. Er gewann auch Frau von Marisch für die Sache, deren scheinbares Sich­sträuben nur ein Spiel war, das ihn nicht täuschte.

Warum geben Sie nicht Ihre Frau um das Geld an, das Sie brauchen?" fragte sie. Ihre Frau ist reich." ,, Weil ich mit meiner Frau grundfäßlich nicht in Geschäfte verwidelt werden möchte," antwortete er der Wahrheit ge­mäß. Es ist eine Marotte von mir, sonst nichts."

"

Und Ihr Glaube, daß Ihnen die Frauen bei Geschäften Unglück bringen müssen, wo bleibt der?"

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" Das ist vorbei," sagte er ernst. Die eine Frau, die ich gewonnen habe, hat mich mit allen anderen versöhnt, an die ich nun glaube."

Es ist bitter, was Sie mir da sagen, und recht wenig

galant

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Seine Frau erklärte:" Du mußt ernstlich fort,- ich be­stehe darauf!"

,, Und du? Kommst du nicht mit? Das Kind könnte sehr wohl unter gewissenhafter Pflege hier bleiben,- oder auch mitkommen, warum nicht?"

Sie verneinte entschieden. Nein, ich bleibe hier. Wir reisen im nächsten Frühjahr."

Sie erfuhr auch von seinem neuen Unternehmen und auch davon, daß eine reiche Frau Teilhaberin an ihm war. Er mußte ihr von Frau von Marisch erzählen, und sie wünschte, Daß er sie zu ihnen einlade, damit sie Gelegenheit hätte, sie fennenzulernen. Sobald ich zurüdfomme," wich er aus, nicht früher,- ich bin zu abgespannt." Keine Spur von Eifersucht war an ihr zu entdecken, es

"

Aber es ist die Wahrheit, und ich will Sie nicht belügen." schien, als fomme ihr nicht im entferntesten der Gedanke an

" Lieben Sie Ihre Frau?"

" Ja."

" Und doch-?"

die Möglichkeit, daß ihr ihr Mann untreu werden könnte. ( Forts. folgt.)