sehr von der eigenen Hände Arbeit, als hauptsächlich von der Einwirkung atmosphärischer Ereignisse zu erwarten. Das Re- gierungssystem, das dem Bauern den Gebrauch des eisernen Pfluges nicht beibringen tonnt«, sorgte stets peinlichst dafür, daß es einen Popen gab. damit er, unter Vorantragung des Kreuzes, an der Spitze einer Prozession, durch die Felder wan- derte und Gott um Regen anflehte. Es ist eine furchtbare, nicht zu widerlegende Tatsache: auf dem Lande hat sich seitdem nichts zum Besseren geändert. Im Gegenteil: die Verwahr- losung der Landwirtschaft ist ungeheuerlich. Die Anbaufläche ist bis auf die Hälfte zusammengeschrumpft, der Viehbestand dezimiert, also keine Arbeitshilfe, kein natürlicher Dünger, keine einigermaßen rationelle Bewirtschaftung, kein(Saatgut, keine Maschinen, nichts! Willkür, Unsicherheit und öffentliche Lasten tun das übrige, um jeden Anreiz zur Besserung zu nehmen. Und dann das Fehlen der Anweisung, des Anspornes! Wäre das gegenwärtige Regime, wie es vorgibt, eine Herrschaft „d e r A r b e i t e r u n d B a u e r n", so würde es— trotz der durch den Bürgerkrieg bedingten Erschwernisse— die schlummernden Kräfte des Volkes derart entfesselt haben, daß unge- ahnte Erfolge eintraten. Daß aber alles so gekommen ist, wie wir es heute sehen, darin liegt das historische Urteil über das bolschewistische Regime genau so, wie die Hungerkatastrophen in der Zarenzeit, von denen, nebenbei bemerkt, keine an die gegenwärtige heranreicht, die innere Fäulnis und Hohlheit des Systems offenbarten. Und doch gibt es jetzt nur eine Losung: Helfen!
NuPsche yilfsgesanAte. Riga , 4. August. (OE.) Das Moskauer Hilfskomitee hat be» schloffen, folgende Delegierte Ins Ausland zu entsenden: den früheren Reichsdumapräsidenten Solowin, den früheren Minister der Kerenski -Regierung Prokopowitsch und dessen Frau, die be. kannte Journalistin Kuskoa-a, die Tochter Tolstois Alexandra Tolst'oi, den Bakteriologen Prof. Tara ssewitsch und den ehemaligen Vorsitzenden der Moskauer Genossenschaftsbank A w- fartifsow. Maxim Gorki reist in besonderem Auftrage in» Ausland. Der Genossenschafter und Kommunist Ch i n t s chu k wird von der Zentralhilfskommission des Allrussischen Zentralexetutiv- komitees ins Aueland entsandt. Varl». 4. August.(OG.) B r i a n d hat in Sachen der Hilfsattion K e r« n s k i empfangen.
ftrbeitersthost und Rechtspflege. Wie wir gestern mitteilten, hat der Reichsjustizminister an die Länder ein Rundschreiben gerichtet des Inhalts, daß künftighin in weit größerem Umfange als bisher Arbeiter in die L a i e n j u st i z(Schöffen- und Geschworenengerichte) entsandt werden sollen. Wir begrüßten diesen Erlaß als einen Schritt auf dem Wege zur Demokratisierung der Rechtspflege und äußerten die Ueberzeugung, daß die Arbeiterschaft selbst der gleichen Ansicht sein werde. Anderer Meinung ist natürlich die„Rote Fahne". Wie sie konsequent alles ablehnt, was zum Ausbau der demokratisch-sozialen Re- publik dient und damit die kapitalistische Gesellschaftsform überwinden hilft, so auch die Entsendung von Arbeitern in _ die Rechtspflege. Sie ist der Meinung, daß nach wie vor revolutionäre Arbeiter ins Zuchthaus wandern werden, auch wenn die Arbeiter als Geschworene fungieren. Im Gegensatz zu diesem merkwürdigen„Arbeiterblatt" sind wir der Ansicht, daß das Rechtsoerständnis der Arbeiter- fchaft nicht so gering anzuschlagen ist. wie es von der„Roten Fahne' geschieht. Wir sind vielmehr der festen Ueberzeugung, daß durch die Hineintragung des sozialen Gedankens in die Rechtspflege dieser nach und nach ein Teil ihres Klassencharakters genommen werden wird, den sie heute in erschreckendem Maße zeigt. Richtig ist. daß durch die I
Eine Schädigung unseres Kunftbefltzes. Aon Dr. L. Thormaehlen, wissenschaftlichem Hilfsarbeiter an der Nationalgalerie. Im obersten Stockwerk der Nationalgalerie befindet sich die Sammlung Wasmannscher Gemälde,«in« Leihgab« des in Le»l!n lebenden Norwegers Bernt Grönvold. Was- manns KuKst war seit Jahrzehnten vergessen, b!» dieser Auslänber, der zufällig in einem Tiroler Bürgerhaus« vor wundervollen Bild- nisten in Entzücken geriet, den Meister wieder entdeckt«, seinen Epu- ren nachging und da» Gesammelt« hochherzig der größten modernen < Galerie des Landes, au» dem der Künstler stammte, al» Leihgabi zur Verfügung stellte. Diese Bilder Friedrich Wasmanne(es befinden sich in der Sammlung Grönvold noch ander« ältere Meister: namentlich Land- fchaften de« Malers Martin Rohden und»in paar Stück« von der Hand Leibi ») sind so ziemlich das deutscheste, wo» man sich denken kann. Tief, schwerblütig, ergründend und von einer un- gemeinen Zartheit, Schlichtheit, Anspruchslosigkeit und Gefülltheit in der Malweise. Ss handelt sich fast.ausschließlich um Dildniste, aber diese Bildniste sind mehr al» nur Komerfeie, sie sind welthaltig und in ihrer Typit umfassend wie die Bilder Holdeins. Wer die Dar- gestellten sind, wissen wir kaum mehr, aber das ganz« Zeitalter Goethescher und romantischer Welt von dem Reoolutionebürger über den Hinterweltler bis zu dem modernen Kaufmann»- und Neuzeit» lichen Frauentyp. Die Kunst entstand an der Wende de» Nazarener- tum» zum bürgerlichen Genre in den lOZOer Iahren, aber in welcher Berantwortung der Prägung, bei welch scheinbarer Bedeutungslosig- keit des Gegenstande»! Und diese Sammlung soll nun wieder zurückgenommen werden, und der Oeffentlichteit, jedenfalls der Berliner, verloren gehen! Der Grund ist„Abfällige Kritik in Kunstzeitschrlften" oder, sagen wir es deutlicher: oeralbernde und abschätzige Bemerkun- gen des Professors C u r t Glaser in einem bereit» einige Jahre zurückliegenden Artikel wurden die Ursache de» tiefen Grolls und der Verstimmung de» Besitzers, denen letzterer nicht sogleich nachgab. Nach«cht deutscher Art kam, nachdem mit Dank und Freude die Sammlung von maßgebender Stelle angenommen war, von nicht- maßgebender, aber doch nicht ganz unverantwortlicher Seit«(denn Herr Professor Glaser gehört als Beamter der Berwaltung der Berliner Museen an) eine Taktlosig- keit und ein» Kritik, die weniger sachlich als witzelnd ist und jeden- falls unwürdig in der Gest«, denn sie nimmt, abgesehen von dem Versuch, Waemanns Kunst in» Komische zu ziehen, ein Objekt, an dem die Oeffentlichteit da» sorgsamste Interesse hoben sollte, zum Gegenstand, um«ine Parteimeinung daran au»zufechten. Da» gleiche geschah von Karl Schefsler Ansang 1914, nachdem
Hinzuziehung von Arbeitern zu Schöffen- und Geschworenen- gerichten eine Aenderung der bestehenden Gesetze, in diesem Falle des Strafrechts und des Sirafprozesies, nicht erfolgt: es unterliegt jedoch keinem Zweifel, daß die Bestrebungen aus eine Reform der Justiz an Haupt und Gliedern, die sich schon heute allerorten bemerkbar machen, durch die praktische Mit- Wirkung der Arbeiterschaft eme wesentliche Unter st ützung finden werden. Manchem„gelehrten" Richter wird es nicht angenehm fein, sich von einem rechtsunkundigen Arbeiter hineinreden zu lassen: doch gerade von diesem Gesichtspunkte aus muß es lebhaft begrüßt werden, wenn der gesunde Menschenverstand die fachmäßige Schulung ergänzt und unterstützt. Der Ar- beiterschaft, der durch den Erlaß des Reichsjustizministers ein an sich selbstverständliches Recht ausdrücklich verbrieft wird, erwächst die Pflicht, ihrerseits alles Erforderliche zu tun, um sich in die nicht immer einfache Materie hineinzuarbeiten und durch ständige Mitarbeit schließlich den Willen des Vol- k« s zum Ausdruck zu bringen. Man darf ohne übertriebenen Optimismus annehmen, daß die Arbeiterrichter die große Aus- gäbe, die ihnen zugefallen, in ihrer vollen Bedeutung erkennen und hierdurch die Gefahr vermeiden werden, durch gewandte Fachrichter irregeführt oder in die Dahnen der Klassen- j u st i z gelenkt zu werden._ der Schrei nach dem Fachmann". Aus Beamtenkreisen wird un« geschrieben: Jedesmal, wenn eine nicht aus der Beamtenloufbahn hervor- gegangene Persönlichkeit in ein« leitende Staatsstellung berufen wird, pflegt die„Dtsch. Tztg." und mit ihr der ganze reaktionäre Blätter- wald den bekannten Schrei nach dem Fachmann auszustoßen. Den letzten Anlaß hierzu bot bekanntlich die Ernennung des USP- Reichstagsobgeordneien Ryssel zum Amtshauptmcmn von Leipzig . Daß dieses Treiben eitel Lüg« inch Heuchelei ist, weiß jeder, der die deutschnationalen und oolksparleiüchen Ideengäng« kennt. Nicht den „Leuten vom F a ch", sondern den„Leuten von der Farbe" gilt der Ruf. Dabei ist es vollständig gleichgültig, ob dies«„Fachleute" etwas� wissen und können. Hauptsache ist und bleibt, daß sie reaktionär gesinnt und bereit sind, als Eidbrecher im Wirkungskreis Ihrer amtlichen Stellen an dem Sturz der verhaßten Republik mltzu- arbeiten. Als Beweis hierfür diene folgende Notiz aus Nr. 174 der „Deutschen Tageszeitung": Demokratische Liebeshärigkeil. Bezeichnend für die unbedingte Unterordnung, die die bürgerlich« Demokratie freiwillig unter vi« Sozialdemokratie vornimmt, ist ein Borgang, der sich kürzlich in Insterburg abgespielt hat. Dort stand die Wahl de» Landratz cm. Für den Posten waren zwei Kandidaten vor- banden: der bisherige tommistarische Landrat, Regierungsostestor Grimpe, der von der S o z i a l d e m o k r a t i« auf den Schild erhoben war(G. ist selbst nicht Sozialdemokrat. Red. des„V.") und ein demokraüfcher Anwärter Jansen(also kein Beruf»- beamter oder„Fachmann". Red. des„D."), für den auch die übrigen bürgerlichen Kreistagsabgeordneten eintraten. Die demokratischen Kreietagsmitglieder wählten bezeichnenderweis« nicht ihren eigenen Parteifreund, sondern den Kandidaten der Sozialdemokratie und führten diesen damit zum Siege. Sie taten das auf Grund eines Abkommens zwischen der demokratischen und sozialdemokratischen Parteileitung, zum Teil gegen ihre eigene Auffassung. Soweit also geht bereits das traulich« Liebes» spiel zwischen Demokraten und Sozialdemokraten, daß die ersteren sich fede» eigenen Willen» begeben, nur um die„höheren Jnter- essen", die in dem Wohlwollen der Sozialdemokratie bestehen, nicht zu schädigen. Aus Selbstbewußisein und Selbst- achtung scheint die Demokratisch« Parte! keinen Anspruch mehr zu erheben." Was hier der Demotratischen Partei gesagt wird, interessiert uns nicht. Ausschlaggebend ist für un», was ein aufmerksamer Leser au» der Notiz entnehmen muß. Mit der ganzen Unvorsichtigkeit eine» Menschen, der den Zusammenhang und die Tragweite seiner nach allen Windrichtungen ausgestreuten eigenen Lügen nicht mehr zu übersehen vermag und dadurch der Wahrheit ungewollt zum Siege verhilfi, wird in der Notiz, daß es der Reaktion nicht auf die Tüchtigkeit im Fach, sondern nur aus die Tüchtigkeit der G e-
s! n n u n g ankommt, einwandfrei bewiesen. Der„Fachmann" ist da. Doch was heißt hier„Fachmann"? Er wird von dem reaktionären Klüngel bekämpft, weil er„von der Sozialdemokratie auf den Schild erhoben", also der Sympathie mit sozialistischen Ge. danken verdächtig erscheint. Ungefährlicher als ein derart „Verseuchter" erscheint schon der rechtsgerichtet« Demokrat. auch wenn er kein Fachmann ist. Folglich wird seine Kandi» dotur gestützt. Und anstatt der Demokratischen Partei Anerkennung dafür zu zollen, daß sie den angeblichen Prinzipien der Rechts- Parteien gemäß in selbstlosester Weis« ihre Stimm« nicht ihrem „Parteimann", sondern dem„Fachmann" gab. pöbelt man sie aus Wut über den Sieg des„Verdächtigen" an und übersieht dabei, daß man sich selbst stark kompromittiert. Kann das wahre Gesicht deutschnotio- naler Verlogenheit noch bester enthüllt werden? Sie hat sich durch die Notiz ein Verdienst erworben, das hoffentlich feine Früchte tragen wird.__ Die kommuniflifchen �Treuhänders Der Verteidiger von Eckert u. Gen.. Rechtsanwalt Dr. H e r z f e l d. schreibt uns zur Erwiderung auf die Ausführun- gen Emil Barths folgendes: Nach dem mir vorliegenden Kontoauszug der Dresdner Bant vom 3. August 1921 für die Herren Emil Barth , Karl Hagen und Paul Eckert, Unterstützungskomitee der Berliner Arbeiter» schaft, sind von dem Konto am 18., 19. und 20. November 1920 ins- gesamt 373 000 M.— i. W. Drelhunderlsünsundsiebzigtausend Mark — abgehoben worden. Nach dem mir ebenfalls vorliegenden Konto- auszug einer anderen hiesigen Großbank vom 3. August 1921 für die Herren Eckert, Walter und Hagen , Unterstützungsfonds der Groß-Berliner Arbeiterschaft, sind dort am 30. November 1920 375 000 M.— in Buchstaben dreihundertfünfundsiebzigtausend Mark — eingezahlt worden. Den Namen der Großbank verschweige Ich der Oeffentlichteit aus Gründen, die auch Herrn Emil Barth verständlich sein sollten. Dieser Kontoauszug ergibt ferner einen Kreditsaldo von 247 675 M am 3. August 1921. Für Unterstützungen sind also vom 30. November 1920 bis 3. August 1921 127 323 M. von der Bynk erhoben worden, zuzüglich der seitdem für die Unterstützungskom» Mission eingegangenen, bei der Bank eingezahlten und wieder ab- gehobenen Beträge. Es ist unwahr, daß auch nur ein Pfennig der Gelder des Unter- stützungsfonds der Berliner Arbeiterschaft an die„Rote Hilfe" überwiesen worden ist. Aus die Beschimpfungen und entehrenden Unterstellungen de» Herrn Barth zu antworten, ist unter meiner Würde. Die Würde Dr. H e r z f e l d s berührt uns ebensowenig wie das Temperament Emil Barths. Wir sind lediglich an der Aufklärung des Sachverhalts interessiert. Und da steht auch nach den Erklärungen Dr. Herzfelds fest, daß zwei Treu- händer hinter dem Rücken des dritten Treuhänders Gelder beiseite gebracht haben. Dr. Herzfeld kommt es natur- gemäß darauf an. feine Klienten vor juristischen Unannehm- lichkeiten zu bewahren: das darf man ihm nicht verübeln, das ist fein Geschäft. Aber außerdem hat die Sache doch für Leute, denen Treu und Glauben noch etwas bedeuten, auch eine moralische Seite, und in dieser Beziehung bleiben alle Wiederbelebungsversuche, die Dr. Herzfeld an seinen Schutz- befohlenen unternimmt, erfolglos.
Säuberung auf Sorkum. Wegen der kürzlich gemeldeten Vorgänge auf Borkum hat der Retchswehrminister«ine Untersuchung einleiten lasten, die in der Hauptsache abgeschlossen ist. Auf Grund des Ergebnistes hat der Reichspräsident die sofortige Entlassung des Komman- d e u r s der Küstenwehrabteilung. Korvettenkapitän Abendroth, verfügt. An die Stell« des entlassenen Kommandeurs ist bereit, «in anderer Seeoffizier getreten. Es werden außerdem zwei weiter« Offiziere und der Oberwachtmeister Triebet verabschiedet. Gegen den Heizer Gridke schwebt das Derfahrzn noch.__
noch zwei Jahre zuvor ihm kein Name(Ingres , Clouet, Leibi , Hol« dein) hoch genug war, um den Wert Wasmannscher Kunst darzutun. Die genanten Herren sind die, auf die«in Teil der Berliner in Kunstdingen am meisten hört. Ein Mann wie Grönvold muß an» gewidert«erden von dem Mangel an Haltung und dem völligen vergessen der Würde in unserem offiziellen Berliner Kunstschrifttum. Denn daß diese Herren Wasmonnsch« Kunst für entbehrlich hielten in einer Schaustellung deutscher Kunst, glaubt ihnen kein Mensch, glauben sie selbst am wenigsten oder sie würden sich lächer- lich machen. Um so bedauerlicher, daß sie, um andere Absichten zu verfolgen, diese billige Art von Mitteln angewandt haben. Denn t, ist bekannt, daß die Kunst Wasmann » einem von jenen Herren vertretenen Ideal von„gepflegter" Malerei— was die Franzosen „peinrures" nennen— aufs äußerste widerspricht. Wosmanns Kunst ist aber mehr als nur gute Malereil Der Verlust— wenn Kunst durch Zahlen überhaupt ausgedrückt werben darf— eine» Millionenobjektes durch die gedruckten Wortwitz» zweier Herren, kommt der veffentlichkeit sehr teuer zu stehen. • Diesen Aueführungen eine» Mitarbeiter» der Galeriedirektion möchten wir im Namen der Berliner Kunstfreund» folgende» hinzufügen: Bieleicht ist es möglich, Herrn Grönvold durch die Der- I sicherung, daß da» kunstliebend« Deutschland und da» tunsUiebend« Berlin sich die Auslastungen der Herren Glaser und Schefsler keineswegs zu«igen gemacht hat, noch in letzter Stund« zur Aufgab« seiner Absichten zu bewegen. Dies« Ber- sicherung kann mit gutem Gewisten jeder geben, der Gelegenheit hat, das ständig wachsende Interest« der Galeriebesucher an den Schätzen der Sammlung Grönvold zu beobachten— ein Interest«, das jetzt besonders lebhaft zutage tritt, wo die Nachricht von dem drohenden Verlust in der Oeffenilichkeit bekannt geworden Ist.
Da« Schicksal de« Niederländischen Palais. Dem Wolff-Dureau wird„von beteiligter Seite" mitgeteilt: Die Meldungen über das Schicksal des Niederländischen Palais sind dahin richtigzustellen, daß das Hausministerium nur einen Vorschlag der Disccrntogesellschast auf zeitweis« Vermietung des Niederländischen Palais unter voller Erhaltung des Bauwerks entgeqenoenommen hat, daß aber über diesen Vorschlag Verhandlungen poch nicht geführt worden sind und daß es sich bei dem Vorschlag um einen verkauf oder gar um Nieder- legung des Gebäudes überhaupt nicht handeln kann. Bevor man nicht weiß, wer die„beteiligte Seite" ist, wird man dieser Nachricht etwa» steptisch geaenüberstehen dürfen. Es wäre doch wohl da« einfachste, daß da»„Hausministerium"(gibt es denn so etwas noch?) höchstselber zum Volte herabstiege und sich zu der Sache unzweideutig äußert«. Da» Theater al» Kühlraum. Selbst der opferwilligst« Kunst- freund hat in heißen Tagen eine Abneigung gegen den Tbeater- besuch. Daß diese Abneigung auf einem irrtümlichen Vorurteil beruht, versichert der verband Berliner Bühnenleiter.
Nach leiner Behauptung ist«4 ivährend der letzten Hitzeperiode i» den Zuschauerräumen der Berliner Theater um ß biä 6 Grad t ü b l e r gewesen al» in den Berliner Resiaurations- und Wohn- räumen. Verspät,«« Rettung der SittNchkeli. Di« Berliner Staatsanwalt- schaft bat den vor anderthalb Jahren erschienenen Roman .Bordell" von Curt Corrinth jeyt beschlagnahmt. Da da? Werk bereit« in vielen raufend Exemplaren verbreitet ist, so hatte eS diese obrigkeitliche Reklame eigentlich nicht mehr nötig. Otto Gärltz. der Begründer und langjährige Verwalter einer wertvollen Büchersammlung, die er au« eigölren Mitteln zusammengebracht und dann der Stadt Berlin oeschenkt batte, ist im Alter von 8« Jahren gestorben. Die Göritziche Bibliothek, die zahlreiche seltene Erstdrucke enthält und besonders für die Berliner Lokalgeschicht« von Wichtigkeit ist. war zuletzt im Mär- tischen Museum untergebracht, mutzte aber, seitdem Göritz sie wegen seine« bohen Alters nicht mehr persönlich verwalten konine, leider der öffentlichen Benutzung entzogen werden. Hoffentlich findet die Berliner Stadtverwaltung jetzt Mittel und Wege, um sie der Forschung wieder zugänglich zu machen. Die Vutzeninstlkute der Technischen Hochschulen werden am 1. Oktober ins Leben treten. Zur stärkeren Verbindung der Hochschulen mit den Aufgaben des praktischen Lebens hat der preuhische Kultusminister bestimmt, daß zunächst versuchsweise an jeder Technischen Hochschule eine freie Vereinigung gebildet wird, welche insbesondere Fortbildung s- k u r I e n für Männer der Praxis ihre Pflege widmet. Diesem „Außeninstitut" können grundsätzlich sämtlich« an einer Hochschule tätigen ordentlichen, außerordentlichen und Honorarprofestoren, so- wie die Dozenten und Privatdozenten angehören: die Beteiligung ist freiwillig. Das Außeninstitut hat da» Recht, daneben Personen, die außerhalb der Hochschule stehen, mit Einzeworträgen oder in längerer Mitarbeit zu beteiligen. Das Außeninstitut muß seine Ausgaben durch eigene Einnahmen decken. Die Staatskaste darf durch feine Tätiakeit nicht belastet werden. Die Durchführung der Aufgaben des Instituts kann, wenn es die Umstände als zweckmäßig erscheinen lasten, auch außerhalb des Ortes der Hochschule erfolgen. Wenn diese Neuerung richtig angewandt wird, so kann sie den Technischen Hochschulen Geleoenheit geben, in einer wirksameren Weis« al» bisher in die praktische Arbeit des Wirtschaftslebens ein- zugreifen. Ansbreilung und Bekämpfunq dn Tuberkulo'e. Di« zwei'« ver- sammlung der Internationalen Bere-inigung gegen Tuberkulose hat vor kurzem in W« st m! n st e r in England stattgefunden. Der englische Ge'undheiteminister gab einen Ueber- blick über die Fortschritte der Tuberkulosebekämpsung in Groß- b r i t a n n i e n.'England besitzt gegenwärtig 412 Armenapotheken, 341 Beamte zur Bekämpfung der Tuberkulose und 18 030 Betten zur Aufnahme von Kranken, die in den nächsten zwei Iahren um 3300 Betten vermehrt werden. Es waren im Jahre 1920 23 000 Tubcr- kulosekällt und 7700 Todesfälle durch Tuberkulose weniger als 1914. Nach Mitteilungen anderer Delegierter ist die Todesziffer durch Tuberkulose in Frankreich sehr groß. Allem im Kriege starben