und uns angeboren doch nur der Verlauf der Geschichte selbst sein lann. Deswegen wurden im November 1918 fünf- undzwanzig Kronen und Zepter mit Recht auf den Keh- richlhaufen der Geschichte gespült. Ueberdies ist die Königsberger Krönungsrede Wilhelm I. iyl Jahre 1861 mit die intellektuelle Ursache zu ein«TV Vor- .trag geworden, den Ferdinand L a s s a l l e über V e r- fassungswesen hielt. Seine Feststellungen sind noch heute so lebendig, wie in jenen Tagen, da er sie aussprach. Lassalle fragte: Gibt es denn etwas in einem Lande, eine bestimmende tätige Kraft, welche auf alle Ge- setze, die in diesem Lande erlassen werden, derart einwirkt, dag sie in einem gewissen Umfange notwendig so und nicht an d e r s werden, wie sie eben sind? Ei freilich, meine Herren, gibt es so etwas, und dies Etwas ist nichts anderes als— die t a t s ä ch l i ch e n M a ch t- Verhältnisse, die in einer gegebenen Gesellschaft be- stehen. Die tatsächlichen Machtverhältnisse, die in einer jeden Ge- sellschaft bestehen, sind jene tätig wirkende Kraft, welche alle Gesetze und rechtlichen Einrichtungen dieser Gesellschaft so b e- st i m m t, daß sie im wesentlichen gar nicht anders sein können, als sie eben sind. Die tatsächlichen Machtverhältnisse waren es. die am 11. August 1919 in Weimar die Verfassung der deutschen Republik mr Wirklichkeit werden ließen. Darin liegt auch für uns das Mittel der Kritik, wenn wir verstehen lernen wollen, warum� die Reichsverfassung nicht alle unsere Wünsche erfüllte. Es reichte unsere Macht dazu nicht aus. Schaffen wir uns die Macht, ändern wir die MachtverhäU- nisie! Geben wir vor allem der Jugend die Möglichkeit, aus ihrer allzu leicht auf das rein Kritische eingestellten Erkenntnis die rperktätige Mitarbeit an der Zukunft der deutschen Repu- blik zu gewinnen. Unser war die Zukunft, so wird sie es auch bleiben!.Vergessen wir nie: Wenn im Zusammen- bruch und in der Nooembernot des deutschen Volkes auch nicht alle Blütenträume reiften, wir haben heute dennoch gegen die alten Gewalten, die rückwärts wollen, viel Erreichtes zu verteidigen. Und dazu gehört an erster Stelle d i e Verfassung der deutschen Republik!
D!e abgelaufene Sperrfrist. Am heutigen Tage läuft die Sperrfrist für den Artikel 18 der R e i ch s v e r f a s s u n g ab, wonach eine Abstimmung über die Neubildung und Loslösung staatlicher Gebilde inner- halb der bisherigen Gliedstaaten vor Ablauf, von zwei Jahren nach Inkrafttreten der Reichsverfassung nicht möglich ist lArtikel 167 RV.). Bei den Beratungen über die Reichsver- fassung bildeten die Bestimmungen des Artikels 18 Gegen- stand besonderer Kämpfe mit den Deutschnationalen, die ein Auseinanderfallen des Reiches befürchteten und heute beschämt zugeben müssen, die einigende Kraft der Republik unterschätzt zu haben. Am stärksten machten sich eine Zeitlang die Absplitte- rungstendenzen in der Rheinprovinz bemerkbar, wo der berüchtigte Staatsanwalt D o r t e n bekanntlich eine„rhei- nische Republik" begründen wollte. Der gesunde Sinn der rheinländischen Bevölkerung erkannte das Wahnsinnige dieses Planes, der ebenso wirtschaftlich undurchführbar wie politisch Unmöglich war und— selbst wenn die franzLsischerseits zart �angedeutete Unterstützung erfolgt wäre von vornherein zum ' Scheitern verurteilt war. Insbesondere hat sich die rhemische Arbeiterschaft durch ihr entschlossenes Festhalten am Einheitsgedanken ein unvergängliches Verdienst erworben. Kann die Absplitterungsgefahr in den Rheinlanden s?mit HZute als überwunden betrachtet werden, so verdient doch eine andere Bewegung, die eine Zeitlang wenigstens gleichen Zielen zustrebte, sorgsame Beachtung: die Welfenbewe- g u n g nämlich. Die parlamentarischen Vertreter der Welsen
Methusalems von heute. Zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, die die von den Psalmisten gesetzte Lebensgrenze von 80 Iahren überschritten, und die geschäftige Phantasie hat uns sogar von Wundern der Langlebig- keit berichtet, wie von dem biblischen Methusalem mit seinen 969 Iahren. Wenn auch solche Angaben natürlich in das Bereich der Fabel zu verweisen sind, so haben wir doch vertrauenswürdige Be> richte von Menschen, die ein Alter von 150 Iahren und sogar darüber erreicht haben. Dahin gehört der ungarisch« Bauer Peter Zvrtay mit 185 Iahren, der englische Bauer Thomas Parr mit 152 Iahren, verschiedene Neger, die bis zu 160 Iahren erreichten. So alte Menschen leben heute wohl kaum, aber„Methusalems" gibt es doch noch immer, und von ihnen erzählt Dr. Adolf chcilborn in einem Aufsatz von„Rerlams Universum". Da Frauen im allgemeinen langlebiger sind als Männer, so stehen auch Frauen an erster Stelle. Die älteste Frau Deutsch - lands ist wohl die 119 Jahre alte Iosephi Edcr aus der lim- gegend von Pasiau, die noch recht rüstig ist. Die„älteste Frau Eng» lands", Mrs. Lister, feierte letzten Winter in Lincoln ihren 105. Ge- burtstog und legte an diesem Tage bei Schneewetter eine halb« Stunde Wegs zurück, nahm auch ohne Ermüdung alle Ehrungen upd Besuche entgegen. Die älteste Berlinerin, die bereits das 101. Jahr überschritten hat, ist die am 20. Januar 1820 geborene Frau Marie stoberg: mit ihrem Manne zusammen ist sie 191 Jahr« alt: sie ver- sorgt noch vollständig den Haushalt, während ihr Mann des Lebens Notdurft du�ch Flickschneidecei verdient. Außerdem gibt es noch zwei 100 jährige Frauen in Berlin . Zweifellos spielt bei der Langlebigkeit die Bererbung eine große Rolle. Fast immer haben auch die Ellern der modernen Methusalems schon ein sehr hohes Alter erreicht. Es läßt sich aber andererseits nicht bestreiten, daß häufig genug Eheleute, die miteinander nicht blutsverwandt sind, gemeinsam zu einem hohen Alter gelangen, und das laßt auf die Wirkung gleicher äußerer Lebensbedingungen schließen. So starb z. B. Anna Barak mit 125 Iahren in Raismanitz in Mähren : ihr Mann war 118 Jahre alt ge- worden. Ein Ehepaar Gallot, das innerhalb zwei Togen starb, hatte das gleiche Alter von 105 Jahren erreicht. Merkwürdigerweise befinden sich unter den Methusalems auch kränkliche und sogar! anormale Menschen. Von einer 110 Jahre alt gewordenen Frau,' Nicoline Mare, wird berichtet, daß sie bucklig und ihr linker Arm! verkrüppelt war Auch Enthaltsamkeit scheinr die Lebens- dauer nicht besonders zu befördern, denn verhältnismäßig viele dieser uralten Leute.haben sich dem Genuß von Alkohol, Kaffee und Tabak unbedenklich hingegeben. Das Dorf Chailby in Frankreich , in dem der meist« Alkohol verbraucht wird, zählle doch unter seinen 523 Einwohnern nicht weniger als 20. die über 80 Jahre alt waren. Der Chirurg« Politimen, der ei» Alter»«n 116 Iahren erreichte, war ein gr«ßer Trinker, der Franzose Ratz, der 1836 sei»« 102. Ge
machten aus ihrer Neigung, sich zu verselbständigen, kein Hehl, und einzig die Tatsache des Verlustes von AO 000 Stimmen bei den letzten Wahlen dürfte ein wenig beruhigendes Oel aus die brausenden Wogen gegossen haben. Mit dem heutigen Tage beginnt also, wie gesagt, die theo- retische Möglichkeit zur Einigung zusammenstrebender und zur Lösung auseinanderstrebender Länder. Der Weg, der hierbei einzuschlagen ist,' ist der folgende: Ein e i n f a ch e s R e i ch s- g e s e tz genügt einmal, wenn beide beteiligten Länder ein- oerstanden sind, sodann, wenn zwar eines der beteiligten Länder seine Zustimmung versagt, die Gebietsänderung jedoch durch den Willen der Bevölkerung oder ein über- wiegendes Reichsinteresse gefordert wird. Fordert ein Drittel der zum Reichstag wahlberechtigten Einwohner des abzutrennenden Gebietes die Abstimmung, so hat die Reichs- regierung sie anzuordnen; für den Beschluß sind drei Fünftel der abgegebenen Stimmen, mindestens aber die Stimmen- Mehrheit der Wahlberechtigten erforderlich. Besteht zwischen dem abzutrennenden Gebiet und dem Gesamtbezirk kein räum- licher Zusammenhang, so kann der Wille der Bevölkerung des abzutrennenden Gebietes auf Grund eines besonderen Reichsgesetz es als ausreichend erklärt werden. Ist die Zustimmung der Bevölkerung einwandfrei festgestellt, so hat die Reichsregierung dem Reichstag ein entsprechendes Gesetz zur Beschlußfassung vorzulegen. Entstehen bei der Ver- einigung oder Abtrennung Streitigkeiten über die Vermögens- auseinanderfetzung so entscheidet hierüber auf Antrag einer Partei der S t a a t s g e r i ch t s h o f. Auf diesen nicht ganz unkomplizierten Wegen würde sich also eine künftige Umgestaltung der Territorialverhältnisse im Rahmen der deutschen Gebietshoheit abspielen. Es ist nicht angängig, den Gedanken etwa aus Furcht vor einer Gefähr- dung der Reichseinheit grundsätzlich abzulehnen; ebenso wenig angängig ist es natürlich, auf Grund der Möglichkeit, neue Territorialverhältnisse zu schaffen, nun' bemmungslos zu- einander zu streben oder von bannen zu eilen. Der oberste Gesichtspunkt bei der Anwendung der Gestaltungsmöglich- leiten des Artikels 18 muß der sein, der an der Spitze dieser Zeilen steht und eine ernste Mahnung für alle in Frage kommenden Gemeinwesen und Einzelpersonen ist:„Die Glie- derung des Reiches in Länder soll unter möglichster Berück- sichtigung des Willens der beteiligten Bevölke.» rung der wirtschaftlichen und kulturellen H ö ch st l e i st u n g des Dolkes dienen." m Die westpreußischen Heimatvereine, die sich zu einem Verbände Mit dem Sitz in Marienburg zusammengeschlossen haben, verlangen, wie der„Deutsche Schnelldienst" Meldet, in einer Eingabe an den Preußischen Landtag die Vereinigung der Kreise Marienburg, Marienwerder, Stuhm, Rosenberg und Elbing zu einem Regie- rungsbezirk„Westpreußen� ._ Lob der deutschen Verfassung. Der Warschauer„Kurier Poranny" lobte vor einiger Zeit die Borzüglichteit der neuen deutschen Verfassung. Dazu bemerkte die deutschnationale„Ostdeutsche Morgenpost':„Das sagt eine polnische Zeitung. Man erkennt an, weil man anerkennen muß. Die neue deutsche Verfasiung ist tatsächlich die vorzüglichste der Welt. Dem Deutschen Reiche fehlt es auch nicht an M ä n n e r n, um die Verfassung in die Tat umzusetzen und produktiv für das allgemeine Dolkswohl zu gestalten. Dem hohen Lied«, das der neuen deutschen Verfassung von dieser polnischen Zeitung ge- stingen wird, brauchen wir nicht», aber auch nichts hinzuzu- fügen." Im innerpolitischen Kampf kann man in den deutschnationalan Zeitungen in der Regel das Gegenteil lesen. Mrkh Natt yieber. Der württembergisch« Staatspräsident Dr. H i e b e r ist erkrankt und hat deshalb auf die Reise nach Berlin , wo er bei der V e r s a s s u n g s f e i e r im Opernhause eine Ansprache halten sollte, verzichten müssen. An seiner Stelle wird nunmehr Reichskanzler Dr. W i r t h eine Ansprache halten. burtstag feierte, ein„eingefleischter Raucher". Die Savoyerin Elisa. beth Durieux, die 115 Jahre alt wurde, lebte hauptsächlich von Kaffee, von dem sie täglich bis zu 40 Tassen trank. Spiritus und Rauch find erprobte„Konservierungsmittel", aber trotzdem möchten wir doch niemanden zu dem Versuch raten, etwa durch Rauchen und Schnapsen sein Leben verlängern zu wollen. Er könnte leicht eine schmerzliche Enttäuschung erfahren. Mißbrauch des Alkohols und des Nikotins ist ein« der häufigsten Ursachen der typischen Alterserkrankung, der Arteriosklerose, lind wenn die Frauen im allgemeinen langlebiger sind als die Männer, so mag das nicht zuletzt seinen Grund darin haben, daß sie dem Tabak und dem Trünke weniger frönen als diese.
Der Berliner Volkschor versendet seinen 17. Jahresbericht, in dem er mit Genugtuung feststellt, daß die Ziele, denen er nachstrebt, von einer großen Zahl der im Arbeiter-Sängerbund zusammen- geschlossenen Chöre als richtig empfunden werden. Der gemischte Chorgesang beginnt sich in der Arbeiterschaft durchzusetzen. Freilich stellen sich der Aufwärtsentwicklung auch verschiedene störend« Umstände in den Weg. Die Verteuerung der Säle und der O r ch e st e r, die der gemischte Chor weniger entbehren kann als der Männerchor, macht die Veranstaltung von Konzerten äußerst mühsam, wenn die Eintrittspreise für die Arbeiterschaft er- schwmglich bleibm sollen, und in Berlin wird besonders das Fehlen eines genügend großen Konzertsaales von Jahr zu Jahr schmerzlicher empfunden. Um das Niveau der einzelnen Beranstaltungen zu heben, ist die Konzerttätigkeit etwas eingeschränkt worden. Auch erwögt man den Gedanken, eine Ausnahmcklasse einzurichten und die schlechten oder schwachen Stimmen auszuscheiden. Di« fortgeschrittenen Sänger haben Gelegenheit, sick in dem �.capella-Ehar weiter zu schulen, der zurzeit 45 Mitglieder zählt. Im abgelaufenen Vercinsjahr veranstaltete der Chor, der nach wie vor unter der Leitung von Dr. E r n st Zander steht, einen Nichard-Sttauß-Abend, eine Ausführung von fjaydns„Jahreszeiten", zwei Weihnachtskonzerte und einen Peter-Cornelius-Abend. Für das kommende Jahr werden Wiederhalungen von Berlioz ' „Faust. Verdammung" sowie mehrere Aufführungen von Handels „Iephta" und Bachs„Matthäus-Passion " geplant. Von Solisten- konzerten soll ein Weber-Abend und ein Beethoven -Abend stattfinden. Heimatmuseen als Rolwohnungen. Die durch die Wohnungs- not bedingte Beschlagnahme von Wohnungen ist leider auch aus ver- schieden« Heimatmuseen ausgedehnt worden. Wie in„Niedersachsen " mitgeteilt wird, ist das.Bauernhausmuseum in Scheeßel schon seit Jahren mit Zwongsmieiern belegt: das Museum in Nienburg an der Weser wurde in wenige Räume zusammengedrängt, während die anderen Zimmer zu Wohnzwecken verwendet wurden; dem Ober- harzer Museum droht die gleiche Gefahr, und aus anderen Orten wird Aehnliches berichtet. Diese Mahnahmen der Wohnungskommissare können nicht gut- geheißen werden, da dadurch wichtige Kulturstätten der Heimat- pflege dem Untergang überliefert werden. Bei einigem guten Willen hätten sich»»ohl andere Ausweg« gur Abhilfe der Wohnungsnot find« lagen.
Ein interessanter Prozeß. Im Zusammenhang mit einem gegenwärtig laufenden Zivil- Prozeßverfahren wird in den nächsten Wochen einer der interessan, testen internatjonalen Strafprozesse wieder zur Aufrollung gelangen. Es handelt sich um den bekannten Bestechungsprozeß, der im Jahre 1913 gegen die Vertreter der deutschen Siemens- Halske-Gcfellschaft in Japan und gegen verschiedene hohe japanische Beattite und Admiräle vor japanischen Gerichten zur Durchführung kam. Er endete mit einer Reihe von Verurteilungen. In dem Prozeß war nachgewiesen worden, daß diese japanischen Würdenträger für die Vergebung von Staatslieferungen von der genannten deutschen Gesellschaft hohe Schmiergelder bezogen hatten. Der Prozeß war symptomatisch dafür, wie schon vor dem Kriege bei der Vergebung von Rüstungslieferungen skrupellos ver- dient wurde. Ein großer Teil der in Frage kommenden Aufträge bestand in der Lieferung von elekttischen Schiffsausrüstunzen für die japanische Marine. Im Kriege hat dieses deutsche Materiol vermutlich den Japanern gute Dienste gegen Deutschland geleistet. Bemerkenswert ist übrigens, daß im Zusammenhange mit die- fem Prozeß auch der damalige„Time s"-Vertreter in Japan von dem japanischen Gericht wegen Erpressung verurteilt wurde, weil er versuchte, die. kompromittierenden Briefe, die ein Angestellter der Siemens-Aktien-Gesellschaft dieser gestohlen, gegen eine sehr hohe Summe der Gesellschaft wieder zu verkaufen. Wenn schon der Bestechungsprozeß auf die Praktiken der betr. Gesellschaft kein gutes Licht wirst, so zeigt der kleinliche Anlaß, der die ganze Angelegenheit wieder zum Aufleben bringt, diesen großen deutschen Elektrizitäts» Trust von einer noch weniger guten Seite.
Notschrei der Landjäger. Aus den Kreisen der Landjäger schreibt man uns: „Was dem einen recht ist, das ist dem anderen billig!" sagt ein bekanntes Sprichwort! Die maßgebenden Stellen, welche als Träger der Staatsgewalt in Preußen in Frage kommen, wie auch die untergeordneten Bezirks-Regierungen sollten dies in erster Linie bedenken. Aber dennoch scheint es, als ob diese Worte von den maßgebenden Stellen nicht immer beachtet würden. Daß dem tatsächlich so ist, das sieht man zur Genüge zurzeit daran, wie lange man die Beamten, besonders aber die Landjäger- beamten im Ruhrkohlengebiet, mit der Auszah- lung des erhöhten Ortszuschlages hinhält. Seit dem 12. Mai 1921 sind die Orte des Ruhrkohlengebiets durch Gesetz mit rückwirkender Kraft vom 1. April 1920 in Orts- klaffe A eingereiht. Aber auch seit vielem Tage warten die Landjägerbeamten auf die Auszahlung der Ausgleichsgelder. Eine große Reihe anderer Beamten, wie die der Eisenbahn, Post u. a., wie auch die Lehrer, sind schon seit langer Zeit in den Genuß dieser Gelder gekommen. Nur die Beamten der preußischen Landjägerei, welche alle mit der Auszahlung schon lange gerechnet hatten, behandelt man in dieser Beziehung wie kleine Kinder, denen man schon zu Neujahr etwas zu Weihnachten verspricht. Sind sich die maßgebenden Stellen denn nicht bewußt, daß die Beamten hierdurch ihres schweren Dienstes überdrüssig werden müssen und denselben nicht mehr so wie stüher, und wie es die Regierung wünscht, versehen? Wer trägt die Schuld an dem Hin- schleppen der Auszahlung des Ausgleichszuschlages? Haben nicht die preußischen Landjägerbeamten, welche einen der schwersten und gefährlichsten Berufe haben, nicht dieselben Rechte wie die erwähn- ten anderen Beamtenkategorien? Wir Landjägerbeamte des Ruhrkohlenbeckens verlangen gleiches Recht für alle und ersuchen die maßgebenden Stellen, auf eine baldige Auszahlung des Ortsklassenausgleichszuschlages hinzuwirken.— Auch unsere Frauen und Kinder leiden Not unter der immer fortschreiten- den und stetig steigenden Teuerung. Da Gesuche und Beschwerden an die Regierung bisher ftuchtlrs waren, so nehmen wir die Flucht in die Oeffentlichkeit.
Ein verlorenes Eiland im Aliantischen Ozean, die F e l s i n s e l R o ck a l l, 310 Meilen westlich von den Hebriden und 260 Meilen von der Nordtüste Irlands entfernt, hat jetzt der französische Ant- arktikforscher Dr. Charcot erreichen können. Die Mitglieder seiner Expedition haben dabei intercffante geologische Forschungen an- gestellt. Die ganz kleine Insel, fast nichts mehr als ein Felsen, der sich auf gefährlich breiter Basis bis zu 75 Fuß über dem Wasserspiegel erhebt, sieht fast wie ein Schiff aus und ist wegen der Gefahren, die mit einer Landung verbunden sind, noch nicht oft besucht worden. 1862 landeten ein paar Leute, kamen aber nicht bis zu dem Felsen, denn die Gegend ist sehr stürmisch und fünf Seemeilen im Umkreise liegt alles voller Felstrümmer, die 1904 einem dänischen Dampfer auf der Fahrt von Kopenhagen nach New Park gefährlich wurden: er sank bei nebligem Wetter in wenigen Minuten und von den 800 Pasiaaieren kamen 600 um. Die geologischen Untersuchungen, die die Mitglieder der neuen Expedition anstellten, bestätigten angeblich die Vermutung, daß hier der einzige über Wasser verbliebene Teil der legendären„verlorenen Länder" des Atlantischen Ozeans vorliegt. Es wäre dann der höchste Punkt eines weiten Plateaus, das etwa 100 Seemeilen lang und 50 breit ist und das sich unter See zum Teil bis zu einer Tiefe von etwa 500 Faden herab- gesenkt hat. Sie begraben das Kriegsbeil. Während es den sogenannten Kulturvölkern noch immer nicht gelungen ist, das seit sieben Iahren wütende Kriegsbeil vollständig zu begraben, haben zwei berühmte Indianerstämme des wildesten Wildwest aar kurzem diesen Schritt, wie aus Montreal berichtet wird, für sich definitiv und wortwörtlich zur Ausführung gebracht. Nicht weniger als 271 Jahre sind die beiden uns aus unserer Kindcrzeit wohlbekannten Jndianerstämme der H u r o n e n und Irokesen gegeneinander auf dem Kriegspfade gewesen. Jetzt er- folgte der Friedensschluß. Der historische Akt vollzog sich in der herkömmlichen feierlichen Zeremonie an den Gestaden der G e o r- g i a n- B a y, wo malerische Gruppen kriegerisch angetaner Indianer sich versammelt hatten. Plötzlich erschien ein großes Kanu, das den Häuptling der Huronen ans Land brachte. Einen Augenblick später erschien der Obcrhäuptling der Irokesen, und die beiden roten Männer schritten nun würdevoll zu dem Wigwam, das für sie er- richtet worden war. Der Irokese tat zuerst einen langen Zug aus der Friedenspfeife und reichte sie dann dem Huronen. Nach- dem auch dieser geraucht hatte, sagte der Irokese:„Nun ist Frieden zwischen unfern Völkern!" und der Hurone bestätigte es mit den Worten:„Es ist Friede" Nachdem alle anwesenden Indianer ab- wechselnd einen Zug aus der Friedenspfeife getan hatten, legten die beiden Häuptlinge ihre Hände dicht nebeneinander auf einen Krieastamahawk. Dann wurde ein großer blutroter Steinblock von einem Kran herniedergelassen und senkte sich langsam auf ein Bei l, bis er es bedeckte. Nachdem so dos Kriegsbeil begraben war, wandte sich der Hurone zu seinem neuen Freund und sagte:„Nun wollen wir wieder zusammen Elchtiere jagen." Eine Intereiinnte Geschichte des Zionismus von Na&rnn Sokolow Et weben in deutscher Neberietzung im Renaissance- Verlag Wien -New-Dork erschienen. Sie schildert besonders die zsonislische Arbeit im Kriege, die Ichließlich das englische Protektorat und die Festlegung ihres Zieles in dem Verjailler Text erreicht hat.