P-.ins, 10. August. (WTB.) Da der Sachverständigenavsschuß die Frage der Grcnzreguüerung für Oberschlesien vor heute abend 7 Uhr nicht beendet haben wird, wird in der Nachmittagssitzung des Obeisten Rates über eine andere als die oberschlesische Frage verhandelt werden.— Briand verhandelte heute vormittag mit dem belgischen Minister des Aeußeren Iaspar und dem Vertreter der Regierung von Angora Bekir Sami Bey. In seiner heutigen Vormittagssitzung setzte der Oberste Rot die Besprechung der im Orient zu beobachtenden Neutralität fort und nahm einstimmig folgende Entschließung an: »Die Verbandsmächte beschließen, ihre hallung strengster Neulraliläi im griechisch-türkischen Krieg beizubehalten, d. h. di.e Vcrbandsregie- rungen find sich darüber einig, mit keiner Hilfeleistung irgendwelcher Art in den Kampf einzugreifen, ob es sich nun um Truppen- oder Waffensendungen handelt oder um Gewährung von Krediten." Dazu bemerkt havas: Diese Entschließungen sind selbstverständ- lich nicht so aufzufassen, daß sie irgendwie die Freiheit des pri- v a t e n Handels beeinträchtigen können, wie sie nach d.er derzeitigen Gesetzgebung besteht. Es geht vielmehr aus pem Wortlaut der Eni- schließung hervor, daß allerdings die Verbandsregierungen keinen der Kriegführenden in ihrer Eigenschaft als Regierung unter- stützen können, daß ober die Privatleute nach wie vor das Recht haben, auch fernerhin den Griechen wie den Türken Kriegs- Material zu liefern. Der Oberste Rat erörterte sodann die Frage der Freiheit der Meerengen. Man beschwerte sich von englischer Seite darüber, daß die Türken im Bosporus von den Bolschewisten mit Waffen versorgt werden. Es wurde daher verlangt, daß auch die Griechen ihrerseits- den Bosporus für ihre Operationen benutzen dürften. Im Gegensatz zu dieser Auffassung erklärte der französische Ver- tretcr, es sei sehr wichtig, daß keinerlei Kriegshandlung im Bosporus zur Ausführung komme. Es wird ein gemeinsamer Schritt der Verbandsregierungen bei den beiden Kriegführenden unternommen werden, um die Freiheit der Meerengen zu sichern. Zur Frage einer Vermittlung wurde folgende Entschließung angenommen: Die Verbandsregierungen behalten sich jede Möglichkeit vor, ihre guten Dienste als Vermittler anzubieten, sind aber der Ansicht, daß die Stunde noch nicht gekommen ist, um mit einem günsti- gen Erfolg eines derartigen Schrittes zu rechnen. Die griechische Offensive. eondon, 10. August.(TU.)„Times" vernimmt aus Smyrna , daß die zweite Phase der griechischen Offensive eingesetzt hat. Der Angriff begann fünfzehn Meilen nördlich von Bilejik . Die Türken ziehen sich zurück. Paris , 9. August, havas meldet aus Angora, daß nach einer Debatte über die militärische Lage die Militärbehörden im Einver- nehmen mit der Nationalversammlung beschlossen haben, Angora zu räumen und sich nach C ä s a r e a zurückzuziehen. National- Versammlung und Verwaltung würden nach Cäsarea verlegt. Um Sie öesatzungskoften. Paris . 10. August.(EE.) Die Konferenz der alliierten Ainanzminister beschäftigte sich heule mit der Frage der Unter- Haltungskosten für die Besahungsarmee. Visher waren die deutschen Zahlungen ungleich verteilt worden, wenn mau den wert der Saarbrrgwerke nicht(1) in diese miteinbezieht, hat Frankreich für seine Lesahungskaslen noch mehrere ZRillionen Goldmark zu beanspruchen. England hat eine Forderung von 500—700 Millionen Goldmark, dagegen scheinen die Velgien zuertcillen Summen seine Ansprüche bereits überschritten zu haben. Die Reparalions- kommifsion.hatte unlängst entschieden, daß 124 Millionen Goldmark. die sich in ihrem Vesihe befanden. England zu überweisen seien, das bisher von den deutschen Reparationszahlungen am wenigsten er- halten hatte. Aber die Forderung Englands wird weder durch diese Summe noch durch die von Velgien zu leistenden Rückzahlungen gedeckt sein, wenn jedoch di� von Deutschland abgelieferten Schisse zu einem höheren Preise als dem bei der Berechnung festgelegten verkaust würden, nämlich dem werte, den sie am Tage nach Abschluß des wassenslillftandes besaßen, so würde England nur noch sehr wenig zu fordern haben. Zn der gestrigen Finanzmivislersihung halte Robert Harnes erklärt, daß England die Rückzahlung der verauslagten Vekräge für die Vesahungskosten verlange, besonders angesichts des Umstandes, daß infolge der Währungsverluste die Auegaben Englands für die Vefatzungsarmee höher sind als diejenigen Frankreichs . Aus der Konferenz von hythe hatte Lloyd George vorgeschlagen, die Unterhaltungskosten der einzelnen Staaten gleichzusehen. Dieser Plan war jedoch von der Zustimmung Amerikas abhängig. Da diese nicht erfolgte, zog auch England seinen Antrag zurück, wenn man England die von ihm geforderten Rechte zuerkenne, so erhält es eine Priorität von V? Milliarde Goldmark. wodurch die belgische Priorität aus die deutschen Zahlungen in die zweite Reihe gedrängt würde und Frankreichs Forderungen erst in dritter Linie berücksichtig! würden. Andererseits hat Frankreich aber auch noch militärische Ausgaben, die noch nicht bezahlt sind, jedoch nur für den Fall, daß der Wert der Saarbergwerke nicht(!) in die Vesahungskosten einberechnet wird, wird dieser jedoch in Veiracht gezogen, so sind die militärischen Ausgaben Frankreich » gedeckt. Es wird sich also um die Frage handeln, wie der wert der Saarberg. werke oeranschlagt werden soll.
Sachverstänöiger �oucheur. Paris , 10. August,(havas.) Minister Loucheur nimmt an den V e r a t u n g e n des Sachverständigen-Ausschusses über die oberschlesische Frage keil. Der Sachverständigen-Ausschuß ist heute nachmittag um Z Uhr erneut zusammengetreten, wahrscheinlich werden die Sachverständigen noch heute ihre Arbeiten beenden. Paris . 10. August,(havas.) Die Sachverständigen, die die oberschlesische Frage prüfen, kountem ihre Arbeil heule abend noch nicht beendigen. Der Oberste Rat wird deshalb die oberschlesische Frage erst morgen nachmittag aufs neue behandeln. Leobfchütz. Ein Telegramin des Deusschen Ausschusses in Leobfchütz an den Obersten Ententerat weist darauf hin, daß der Kreis Leobfchütz sich bei der Abstimmung mit 99,63 Proz. der abgegebenen Stimmen für Deutschland erklärt hat. Die Bevölkerung erwartet deshalb, daß er ungeteilt bei Deutschland bleibt, da die Bersailler Vor- aussegungen gegeben sind, nämlich der Zusammenhang mit Deutschland durch die für Deutschland günstige Abstimmung der Bezirke Oberglogau , Kasel und Oppeln gewährleistet ist. Sie wider- spricht auf das entschiedenste, daß auch nur eine einzige Ortschaft tschechoslowakischen Wünschen geopfert wird, wie dies in den jüngsten Tagen im Prager Parlament angedeutet worden ist.— Das Telegramm betont weiter, daß viele tausende Arbeiter aus den landwirtschaftlichen Gegenden Oberschlesiens , die auf ver heimatlichen Scholle keinen Unterhalt finden, im Industrie- bezirk ihr Brot suchen, was auch für die U n t e i l b a r k e i t Ober- fchlesiens spricht._ Deutsch -polnisches Wirtschaftsabkommen l Paris . 10. August.(EE.) Das„Giornale d'Italia" weiß von einem Wirtschaftsabkommen zu berichten, über das angeblich zwischen Berlin und Warschau bereits Verhandlungen schweben sollen. Diese zielen daraus hin. in der oberschlesischen Frage eine für beide Staaten befriedigende Lösung zu finden. Einflußreichere Kreise, als man anzunehmen geeignet sei, sollen in Polen die Auffassung unter. stützen, daß ein schnelles Einvernehmen mit Deutschland vonnöten sei. An der Spitze dieser Bewegung sollen Marschall Pilsudski and Außenminister S k i r m u n t stehen. Legerer würde einem Wirtschaftsabkommen mit Deutschland und einer militärischen Allianz mit Frankreich zustimmen. französischer Terror. Kasel, 10. August. (WTB.) Französische Patrouillen erscheinen fortgesetzt in den Ortschaften der Kreise Kofel und Großstrehlitz und nehmen ZNassenverhaflungen von deutschen vor, die sie dann nach Gleiwitz schaffen. Ejo wurden heute nacht Groschowitz, Kleinalt. Hammer und Slawentzitz von solchen Patrouillen heimgesucht und eine Anzahl von Deutschen verschleppt. Die polnischgesinnte Bevölkerung ergeht sich in Drohungen gegen die deutschen , die vielfach flüchten. — Die TU. meldet, es fei einwandfrei beobachtet worden, daß bei diesen Patrouillen polnische Insurgenten in französischer Uniform be- teiligt waren. Gleiwih. 10. August. (WTB.) General de Brantes richtete an den Oberbürgermeister ein Schreiben, in dem er ihn aufforderte, Zwangsmaßnahmen zur Einstellung der Tätigkeit der deutschen Ausschüsse für Oberschlesien in Kleiwitz zu treffen. Der Oberbürger. Meister antwortete, es sei dazu, nicht imstande, weil das deutsche Gesetz keine solchen Zwangsmaßnahmen gegen Institutionen, die im Interesse und zum Wohle des Voltes wirken, kenne. Von ähnlichen Maßnahmen gegen die polnische Volksvertretung in Oberschlesien , den Obersten polnischen Voltsrat, Hab« die Oeffent- lichkeit bisher nichts gehört. Mr Äufstandsflüchtige zur Beachtung! Auf eine Anfrage, ob diejenigen Personen, die infolge des Auf- standes geflüchtet sind, berechtigt seien, ohne besondere Ermächtigung nach Oberschlesien zurückzukehren, hat die Interalliiert« Re- gierungskommisston entschieden, daß diejenigen Flüchtlinge, die den Wunsch haben, nach Oberschlesien zurückzukehren, zu diesem Zuzeck ein Gesuch an den Kreiskontrolleur ihres Wohnsitzes zu richten haben. Die Luftfahrtvorschristen. Paris , 10. August. (WTB.) Dex Oberste Rat hat heute nach- mittag die Luftschiffahrtsabrüstungsbedingungen von Versailles geprüft. Als militärische Sachverständige wohnen der Sitzung bei: Marschall Foch, General Weygand, der italienische General Marietti, der englische General Sackville-West , der britische und der japanische Militärattache in Paris , General Watanabe. Paris , 10. August. (EE.) Die Fragen der Lufffahrt und ob die militärischen Kontrollkommissionen weiterbestehen sollen, wurden an das interalliierte Militärkomitee von Versailles , dessen Vorsitzender Foch ist, zurückverwiesen. Darauf beschloß die Konferenz die Ein- setzung einer interalliierten Kommission, die die Möglichkeiten der Ernährung Rußlands prüfen soll. Morgen soll dieser Gegen- stand weiterbesprochen werden. Die morgige Vormittagssitzung wurde abgesagt.
leisteten und ihn so direkt förderten. Mehr als kiefgrtindig« Abhandlungen sind die knappen Zeitungsberichte, die in der Broschüre zusammengefaßt wurden, geeignet, den Weg zum wahren Völker- frieden zu weisen und die nationalistische Hetze hüben und drüben zu unterhöhlen, indem sie ohne parteiliche Boreingenommenhcit die Kullurichande des dritten Polenauistandes und ihrer Hintermänner beim Namen nennen. Ein besonderes Kapitel sind die FeslsteLungen über die wirtschaftlichen Folgen des Auistandes, die Ilar und ein» deutig beweisen, wie eng das zentrale Jndustrierevier mit Deun'ch- land verknüpft ist. Sie sind eine Mahnung, die in Paris nicht nngehört bleiben darf, wenn dort eine gerechte Entscheidung über Obcrichlesieii getroffen werden soll. Man will nicht erinnert sein. Anläßlich der am 6. August be- gangenen siebenjährigen Gedenkfeier des Einmarsches der Ersten Pilsudski -Legion über die damallge russisch -österrcichische Grenze ist in Przemyfl ein Denkmal enthüllt worden. Die pilsudski- feindliche„Rzeczpospolita" beanstandet die Feier, die an die Zusammenarbeit mit der österreichisch-deuffchen Heeresleitung er-
Sowjetüisziplin.
Revol, 10. August.(OE.) Die vor einiger Zeit in Moskau an- geordnete„Mobilisation" von 500 Kommunisten, die nach der Provinz entsandt werden sollten, um dort leitende Posten zu übernehmen, konnte bisher nicht zu Ende geführt werden. Von den 566 Kommunisten, die von den lokalen Parteiorganisationen vorgeschlagen worden waren, sind, wie die„I s w e st i j a" mitteilen, nur 375 von dem zentralen Mobilisationsausschuß" angenommen worden. Von diesen sind 92 wieder entlassen worden und 50 vor dem Ausschuß überhaupt nicht erschienen, darunter 35 ohne Angabe eines Grundes. Freiwillig haben sich nur 8 zur Mobil!- fation gemeldet. Die bis zur Zahl von 500 noch fehlenden sollen mobilisiert werden, sobald die bereits begonnene Registrierung der in Moskau wirkenden leitenden kommunistischen Beamten durch- geführt sein wird. Das Moskauer Bezirkskomitee der russischen kommunistischen Partei hat beschlossen, die kommunistische Fraktion aufzulösen, die sich unter den Insassen des B u t y r k i- G e f ä n g n i s se s(das Moskauer Zentralgefängnis, wo auch die Opfer der Tschcka unter- gebracht werden) gebildet hatte: ihr war eine besondere Abteilung des Gefängnisgebäudes eingeräumt worden, wo sie Vergünstigungen der kommunistischen Gefängnisoerwaltung genoß.
Gegen öen Tannenbergrummel. Für den kommenden Sonntag ist unter Leitung der„staats- bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft" in Königsberg eine Tannenbergfeier geplant. Gegen diese Feier haben, wie eine
Berliner Korrespondenz mitteilt, die drei sozialistischen Parteien in Gemeinschaft mit der Gewerkschaft»- kommifsion Stellung genommen und wollen eine Gegen- demonstrotion ins Werk setzen. In der sozialistischen Presse der oftpreußischen Hauptstadt wird ein Aufruf zu einer Protest- demonstration gegen den imperialistischen Kriegswahn- sinn veröffentlicht, die auf demselben Platze wie die Tannenberg- feier und zu derselben Zeit stattfinden soll. Der Aufruf ruft zum Kampfe gegen den Kapitalismus, Militarismus und Imperialismus auf, zur einmütigen Demonstration gegen alle reaktionären Kriegs- gelüste, gegen monarchistische Treibereien, für die sozialistische Rcpu- blit, gegen die Klassenjustiz, für die Freiheit der politischen Ge- fangenen, für die Aufhebung des Belagerungszustandes und für den wahren Weltfrieden. Ein Engländer über Oberschlesien . Die unter diesem Titel im Verlag für Sozialwisiensckiaft erschienene Broslbüre, die von unS in anderem Zusammenhang bereits erwähnt wurde, ist. zugleich ein wertvolles Kulturdokument und ein vernndtendes Urteil über die Friedensvertragspolitik der Franzosen in Obcrichlesien. Ter Ver- fasser, der Berliner Korrespondent des liberalen„Manchester Guardian", ist selbst im Ausstandsgebiet gewesen und hat aus nächster Nähe da? Treiben der Besatzungstruppen beobachtet. Wie- wohl er die Rolle der zur Untätigkeit verurteilten Engländer und die Demütigung seiner Landsleute durch die polenfreundlichen Franzosen mit eigenen Aupen sah, versuchte er auch den Ansständischen gegen- über gereckt zu bleiben. Der Versuch ist ihm geglückt, wenn auch dabei iür die Deutschen manche harte Wahrheit abfällt. Vernicktnd aber sind die Berichte, wo sie die Leiden der deutschen Bevölkerung ichrldern und die Untätigkeit der Franzosen , die mit ihrer offenen Sympathie für Polen der Ausbreitung des Aufstandes Vorschub
innere. Die braunschweigischen Polizeibeamten protestierten am Diens- tag in einer Versammlung gegen die Verfügung des Slaatsministe- riums, nach der alle„Stahlhelmpolizisten" zu entlassen seien. Der Protest wurde dem Reichsntznisterium des Innern weitergesandt. Aus der Wolff-Meldung geht nicht hervor, ob diese Entschließung Willensausdruck der braunschweigischen Polizei oder, was uns wahr- scheinlicher dünkt, lediglich der Gesinnungsfreunde der Stahlhelmler war. Es wäre zu begrüßen, wenn das braunschweizische Staats- Ministerium baldigst eine Darstellung der Angelegenheit geben würde. Wirtschaft Das Preisdiktak der Sarkelle. In der Textilindustrie wird über das Preisdiktat der Konventionen und Kartelle besonders Klage geführt, weil nack dem Konjunkturumschlag um die Mitte des vorigen Jahres auch der Einzelhandel davon schwer Oetroffen wurde— solange der Verbraucher bei der steigenden Preiskurve allein die Zeche zu zahlen hatte, nahm man die Sache weniger genau. Interessante Fälle berichtet jetzt die Pressekorrespondenz des Konfektionseinzel- bandeis, die u. a. schreibt: Bei der Frage de« Preisabbaues ist die erste Notwendigkeit zur Lösung des Problems ganz zweifellos die, daß man allen künstlichen Widerständen, die einem Preisabbau ent- gegenstehen, energisch zu Leibe rückt. Eine nickt zu unlerschätzende Rolle spielen die sogenannten Preiskonventionen. Interessen- verbände der Industrie oder des Großhandels, die es ihren Mir- gliedern unter VerWirkung einer hohen Konventionalstrafe verbieten, die inLieferungsverträgen festgesetzten Preisennachzulassen, sclbstwenn die wirtschaftlichen Verhältnisie, welche für die ursprüngliche Preis« Vereinbarung bestimmend waren, sich vollständig geändert hoben. AuS der großen Menge derartiger, volkswirlfchafilich ungemein schädlicher Fälle sei hier ein besonders schwerwiegender heraus« gegriffen. Eine Herrenkleiderfabrik in Berlin nahm vor geraumer Zeit größere Aufträge zur späteren Lieferung entgegen, und zwar zu den damaligen Tagespreisen. ES gelang ihr aber insbesondere die Futterstoffe billiger als vorgesehen einzukaufen. Die Firma berücksichtigte da« auch in ihrer Kalkulation und forderte bei Lieferung der Ware naturgemäß einen niedrigeren Preis als den ursprünglich vereinbarten. Durch eine Konkurrenzfirma wurde dieser konventionswidrige Preisnachlaß dem Verband der Konseklions- industrie, welchem beide Firmen angehörlen, mitgeteilt. Dieser hatte nichts eiligere» zu tun, als die Firma, die, weil sie nickt wuchern wollte, gegen die Konventionsbcstimmungen des Verbandes verstoßen hat, vor daS VerbandSfchiedsgerichl zu laden, um zur Zahlung einer beträchtlichen Konventionalstrafe verurteilt zu werden. So fördert der Jndustrieverband den Preisabbau! Einen ähnlichen Weg schlagen eine Reihe von Tuch» fabrtkanten ein, die dem Tuchgrossisten den BerkaufsMis fborschreiben utzd sie schriftlich verpflichten, den betreffenden ArKel nicht billiger aus den Markt zu bringen, obgleich nach deren Ansicht der erzielte Gewinn viel zu hoch ist. Hier ist es wirklich angebracht und an der Ordnung, daß die Behörden regelnd in das Wirtschaftsleben eingreifen, um derartige Auswüchse wirk- sam zu bekämpfen. Man darf daS Gebabren der Preiskonventionen nicht au« dem Auge verlieren, zumal sich diese heute stärker denn je fühlen. Sie gehen heute sogar so weit, daß sie Nicktmitglieder, die also nicht an die Konventionsbestimmungen gebunden sind, durch Materialsperre unter ihren Einfluß zu bringen tiackten, weil sie dann in der Lage sind, ohne jede Gefährdung seitens irgend- eines Außenseiters der Presie zu diktieren. Derartige Monopol- bestrebungen bedingen nur eine Steigerung der Gewinne eiiuger weniger Fabrikanten auf Kosten der Allgemeinheit. Der baldige Erlaß eines diese Auswüchse beseitigenden Kartellgesetzes ist eine dringende Notwendigkeit. Produklionsslalislik der Vereinigken Skaakcn. Heber den Stand der Produktion der Bereinigten Staaten vor und nach dem Kriege geben einige vorläufige Angaben über die Ergebniffe der letzten Betriebszählung Auslunft, die 1919 stattfand. Diese Zählung erfaßt nur solche Betriebe, bei denen der Wert der Jahresproduktion den Betrag von mindestens 500 Dollars erreicht. Einen Vergleich mit den vorherigen Zählungen ergibt nachstehendes Bild:.. ZählÄng Zahl Zahl Wert der des der der Jahresproduktion JahreS Betriebe Befchäfligien(in Mill. Doll.) 1904 268 491 6 SIS 046 20 672 1914 275 791 7 036 337 24 246 1919 288 376*) 62 589 •) Noch nicht veröffentlicht.,, Die bedeutende Steigerung des Wertes der Jahresproduktion ist zu einem Teil auf die Preissteigerung zurückzuführen, die im Jahre 1919 ihren Höhenpunkt erreichte. Ueberall da» Gleiche. Aehnlich wie in anderen Ländern find auch in Japan die Großhandelspreise bedeutend zurück- gegangen, die Kleinhandelspreise dagegen viel weniger. Nach den Erhebungen der Bant von Japan stieg die Moßziffer der Kleinhandelspreise von der Grundzahl 100 im Jabre 1000 auf 125 kurz vor dem Kriege und dann auf 425, um später auf 267 zurückzugehen. Die Meßziffer der Kleinhandelspreise stieg von T00 im Jahre 1904 auf 100 unmiitelbor vor Kriegsausbruch Ulid auf 417 zur Zeit der größten Teuerung, um seitdem nur bis auf 307 zurückzugehen. Teilweise wird der große Unterschied zwischen Groß- und Kleinhandelspreisen auf den Unistand zurnckgesührt, daß die Waren durch die Hände vieler Zwischenhändler gehen. Eine Organisation der Verbraucher fehlt vollständig. Verschiedenrlich haben pie Orisbehörden öffentliche Märkte er- richtet, doch bestehen sie noch zu kurze Zeit, um richtig organisiert zu sein. DaS zu ihrer Finanzierung verfügbare Kupiial ist lehr gering, es beträgt zum Beispiel für die Gemeinde Tokio 170000 Den. Mit Schuld an der Teuerung ist auch die große Zahl der Kleiiibändler, die hohe Preise fordern müssen, um bei der ge« ringen Anzahl ihrer Knuden ein Auskommen zu finden. In der Stadl Tokio allein gibt es 57 324 kleine VcrkanfSläden: es lnffl im Durchschnitt einer auf je acht Familien. Die Vereine der Händler, deren eS in der Hauptstadt 102 gibt, streben überdies dahin, den Verkauf der Waren zu niedrigen Preisen zu verhüten. Gute Mkkelernle in Mecklenburgs In einer Presicbesprechung zu Rostock teilte der Vorsitzende des LandeSgetreideamtes mit, daß man entgegen den schlechteren Meldungen auS dem Reich in Mecklenburg mit einer guten Mittelernte rechnen kann, namentlich in Roggen.