Lud«ndorff:„Auf die Wirkung einer solchen Kundgebung könne nicht mehr gewartet werden. Die Lage der Front erfordere binnen 24 Stunden ein Waffen still st and sangebot. Wenn es der neue Reichskanzler nicht abgebe,'so mühte es eben die alte Re- gierung herausbringen."— Das ist, nach den Worten der Königsberger medizinischen Fakultät, der„Held, der das deutsche Volk mit den scharfen Schlägen seines u n b e- siegten(!) Schwertes geschützt hat. bis es. falschen Worten trauend, seine ungebrochene Wehr und seinen starken Führer fallen ließ". Wenn aber von falschen Worten die Red« ist, so sollte Ludendorff gerade sich an eins erinnern: Während der Ver- Handlungen von Brest-Litowsk hatte die deutsche Oberste Heeresleitung mit der russischen Armee einen Waffenstillstand auf siebentägige Kündigung vereinbart. Als diese Verhandlungen zunächst scheiterten, ließ die Oberste Heeres- leitung die deutschen Truppen nach tatsächlicher zwei- t ä g i g e r vorheriger Ankündigung marschieren, indem sie die sophistische Ausrede gebrauchte, daß mit dem Abbruch der Verhandlungen der Waffenstillstand„stillschweigend" gekündigt worden sei. Wer so handelt, hat kein Recht, sich über falsche Worte anderer zu beschweren. Doch das nur nebenbei. Das deutsche Volk ist, den fal- schen Worten der alldeutschen Mgulhelden trauend, in sein größtes Unglück hineingeraten. Das Unglück wird nicht enden, solange große Teile des Volkes weiter derartig falschen Worten vertrauen, wie sie von den Königsberger Professoren der Medizin geprägt worden sind, die außerordentlich tüch- tige Fachgelehrte sein mögen, aber neuerdings bewiesen haben, daß der deutsche Professor, der, aus seinem Labora- torium herausgeschreckt, sich plötzlich in die Politik mischt, in vielen Fällen leider das traurigste Beispiel polnischer Un- issenheit und Urteilslosigkeit darstellt.
Autorität Luüenöorff. Durch die rechtsstehende bürgerliche Presse macht jetzt eine Ge- schichte die Runde, die man als Gradmesser dafür ansehen kann, was dem nationalistisd)en Bierbankpolitiker alles geboten werden darf. Der„Tag" übernimmt sie aus der„Bayerischen Staatszeitung". Danach soll die freundliche Haltung, die England gegenwärtig gegen Deutschland einnimmt, keinem Geringeren zu danken sein— als Ludenderff. Zfor einiger Zeit habe Ludendorff den Engländern eine Denkschrift überreicht, wonach Deutschland als letzter Damm gegen den Bolschewismus nicht zerrissen werden dürfte. Diese Denkschrift habe die Engländer sofort überzeugt. Der Artikel schließt: Ludendorffs Autorität als Feldherr hat in der ganzen Welt großes Gewicht, und in diesem Falle ist es zugunsten Deutschlands in die Wagschale gefallen. Natürlich: Die Engländer sind politische Dummköpfe, denen erst Ludendorff Bescheid sagen muß. Sie haben ja auch den Burenkrieg nur gewinnen können, weil ihnen damals Wilhelm II. einen Feld- zugsplan geschickt hat. Welch tiefen Eindruck muß es auf die Eng- länder gemacht haben, daß jetzt derselbe Mann ihnen Ratschläge zur Eindämmung des Bolschewismus erteilte, der im Jahre 1917 den Russen erst den Bolschewismus künstlich eingeimpft hat, indem er den russischen Bolschewistenführer in dem berühmten plombierten Wagen aus der Schweiz nach Rußland beförderte. Und natürlich ist es auch sicher, daß die Engländer gerade jetzt besondere Angst vor der Ausbreitung des Bolschewismus haben, wo dieser in Rußland mit dem Hungertode beginnt. Wenn die Engländer wirk- lich den politischen Horizont des deutsch nationalen Bier- bankpolitikers hätten, dann wäre in der Tat Ludendorff die g e e i g n e te Autorität für sie. Wie die Weltgeschichte aber lehrt, find sie etwas besser dran. » Autorität Ludendorff übt sich auch schon wieder in anderen Dingen. Anläßlich der Tannenbergfeier in Königsberg hat er bereits den neuen Krieg angekündigt. Nach einem ausführlichen Bericht der Korrespondenz ö. 8. führte er aus:
yast Du etwas gegen Christen! Sandstrand, Badegäste, rechts und links von mir je eine Grube, die, kunstvoll geschaufelt, persönliches Eigentum zweier Familien geworden sind. Diese Familien sind recht verschieden. Zur Rechten eine Frau, seingliedrig, dunkelhaarig in schwarzem Kleide. Durch Zufall hörte ich ihren Namen und ihre Geschichte. Ihr Mann war Arzt und ist im Kriege gefallen, als er auf dem Schlachtfeld Verwundete bergen wollte.— Sie ist Jüdin. — Sie trägt immer ein schwarzes Kleid.— Sie ist immer allein. Nur ihr zarter, schwarzäugiger, etwa zehnjähriger Junge ist bei ihr. Er heißt Erich. Zur Linken eine wohlgenährte blonde Frau. Biel Schmuck. Lautes Lachen. Ihr ebenso lautstimmiger Mann sitzt neben ihr, wenn er nicht vormittags rasch im Hotel ein zweites Frühstück nimmt und dabei ein« halbe Flasche Wein hinter die Binde gießt. Dann sie�t er noch röter aus und spricht noch lauter als gewöhnlich. Im Kriege war er— er ist Leiter eines kaufmännischen Betriebes— als unabkömmlich reklamiert und hat gut verdient, ist reich geworden. Die Beiden haben auch einen zehnjährigen Sohn. Er heißt Werner. Werner ist heut allein in der Grube zur Linken. Erich sitzt still'neben der blassen Mutter in der Grube zur Rechten. Eine junge Lehrerin, die ich kenne, spricht mit Erichs Mutter. Darauf wendet sie sich zu dem Knaben. .Komm, ich will Dich zu einem Spielgefährten bringen." Dann faßt sie ihn an der Hand und führt ihn hinüber zu Werner. „Sieh einmal Werner, hier bringe ich Dir den Erich. Ihr könnt hübsch zusammen spielen." Sie läßt die Beiden allein und geht weiter. Ich höre nun folgendes Gespräch: Werner sieht Erich prüfend von oben bis unten an und fragt ihn: „Sage mal, stast Du etwas gegen Christen?" „Nein," sagt Erich ganz erstaunt.„Warum denn." „Ja, weil wir doch etwas gegen Juden haben. Wir sind christ- lich. Ich will nicht mit Dir spielen, weil Du jüdisch bist. Geh nur wieder rüber." Erich geht kleinlaut zur Mutter und fragt: „Mutter, was ist christlich sein?" Die Mutter ai:twrrt?t:„Es heißt liebevoll fein zu den andern Menschen und Böses mit Gutem vergelten." „Ist das etwas Schönes, Mutter?" „Etwas sehr Schönes, mein Junge."
Ich zwetfre nicht daran, daßi»nKam»fu»dieOstmark das Schicksal unserers Baterlandes, das Schicksal des Deutschtums nach dem Willen unserer Feinde früher oder später entschieden wird. Und wenn dann die Stunde kämmt, dann denkt daran, was uns bei Tannenberg den Sieg gebracht hat. Die Arbeiterschaft wird dafür sorgen, daß die von Ludendorff ersehnte Stunde nicht kommt.
politische wiüerftänöe! Die durch einen grokxn Vertrauensbruch rechts gerichte- tar Kreise in der Oeffentlichkeit bekanntgewordene Denk- s ch r i f t des Reichswirtschaftsministers, unseres Genossen Schmidt, hat die Diskussion über die Stcuervorlagen der Reichsregierung erneut befruchtet. Da war wieder einmal der Geist am Werke, der das Böse will und doch das Gute schafft. Es erscheint nun aber unbedingt notwendig, daß die Denk- schrift in ihrem vollen Umfang von der Reichsregierung frei- gegeben wird. Es ist ja nicht unbekannt, daß bei verschiedenen Mitgliedern des Reichskabinetts die Ablehnung der Besteue- rung der Sachwerte nicht in der Auffassung wurzelte, daß es unmöglich fei, derlei Pläne durchzuführen. Ebensowenig war es in diesen Fällen eine grundsätzliche Ablehnung des Ge- dankens; man spricht davon, und das wurde auch offiziös an- gedeutet, daß man glaubt, mit einer Besteuerung der Sach- werte zu starke politisch-parlamentarische Widerstände zu erwecken. Es kommt ober bei solcher Einstellung zu den notwendigen Steuergesetzen doch sehr darauf an, ob man die politisch-parlamentarischen Widerstände der anderen Seite richtig eingeschätzt hat. Nicht zuletzt ist das Steuerprogramm eine auch außenpolitisch abzuwägende Angelegenheit. Die„Franks. Zeitung" sagt in diesem Zu- sammenhang ganz richtig:„Denn mit dem, was das Steuer- bukett des Reichskabinetts bisher bringt, läßt sich das Pro- gramm der Erfüllung und der damit unlöslich verknüpften inneren Ordnung unseres Etats nicht durchführen." Die »Fr. Z." bemerkt in diesem Sinne noch weiter, daß die Gesamr- kritik des Wirthschen Steuerprogramms in dem Punkte völlig einig fei. Bisher haben wir bei allen Verhandlungen über die Be- lastung des Besitzes gesehen, daß die in Frage kommenden Kreise alle Minen springen ließen, um sich von ihren Pflichten freizumachen. Erinnern wir uns. Es war Mitte Dezember 1920, da erklärte der Staatssekretär Schröder in Brüssel , daß eine weitere Erhöhung der bestehenden direkten Steuern nicht möglich sei. Die Einkommensteuer brachte ihr« Erträge nur durch Auferlegung sehr schwerer Steuersätze zu- stände. Das Reichsfinanzministerium antwortete im März 1921 auf die Denkschrift der Sachverständigen der Alliierten über den Haushalt des Deutschen Reichs: Di« Annahme, man könne den jährlichen Ertrag der Einkommensteuer auf 25 Mil- liarden Mark schätzen, sei falsch. Der Steuerertrag könne über 12 Milliarden Mark nicht hinausgehen. Man müsse für den Lohnabzug 6Y2 Milliarden pro Jahr ansetzen und das übrige Drittel aller"Steuerzahler würde nicht mehr als 5y2 Milliarden an Einkommensteuer aufbringen, selbst wenn das Durchschnittseinkommen dieser Schicht um 50 Proz. höher wäre, als das durchschnittliche Abeitseinkommen, das sich aus dem Lohnabzug berechnet. Seither hat das Einkommensteuergesetz einige mildernde Aenderungen erfahren, dennoch will man allein durch Ver- Desserung der Erhebungstechnik 8 Milliarden mehr heraus- wirtschaften. Man sollte doch etwas vorsichtiger mit der Be- hauptung umgehen, daß die Steuerkraft des Besitzes erschöpft sei. Uns scheint, als ob man der organisierten Protestbewe- gung des Besitzes mehr Bedeutung zumesse, als sie in Wirk- lichkeit hat. Es ist ein gutes Recht der Goldwertbesitzer, zu schreien, wenn sie zu ihrem Teil zahlen sollen, aber eine klar- sehende Regierung darf die jetzt im Gange befindliche omeri- konische Antisteuerreklame nicht mit dem ernsten poli- tisch-parlamentarischen Willen der breiten Massen des Volkes verwechseln, die eine ordentliche Beteiligung des Besitzes an der Wiedergutmachung verlangen. „Mutter, kann ich denn christlich sein, auch wenn wir jüdisch sind?" „Wenn Du Dir rechte Mühe gibst, mein Junge"— und die Kriegswitwe fährt ihrem Jungen liebkosend mit der Hand über das schwarze Haar. Zur Linken ist jetzt das Ehepaar in die Grube zn ffiemar ge- kommen. Die blonde Frau zeigt ihrem Sohn, wie er aus Steinen Hakenkreuze um die Grube legen soll, und der Kriegsgewinnler sieht hinüber nach der Grube zur Rechten und sagt:„Man sollte alle Juden totschlagen." „Seitdem habe ich," wie Werner sagte,„etwas gegen Christen." Lena.
Falles Eaprice. Das klein« Theater in der Friedrichstadt bleibt auch in dieser Saisan dem Geiste oder vielmehr der Geistlosigkeit treu, die dort schon länger ein eigenartig zusammengesetztes Publi- kum entzückt. Zwar versuchen Straßburger und Strobel in einem Sketsch„F i e b e r t a u m e l" ein sozusagen literarisches Niveau zu erreichen, aber diese übliche Berkleidungegeschichte scheiterte sogar bei diesem PuRikum: man roch den Moder, der aus den uralten Phrasen von Liebe und so aufstieg, und legte eine durchaus ver- nünftigs Abneigung gegen den Pfeudo-Kubismus an den Tag, der nun auch schon hier seinen Einzug gehalten hat. Das übrige Pro- gramm— wie in guter alter Zeit von Zwischenaktsmusik(Geige, Klavier, Harmonium) verbunden— bewegte sich munter im Fahr- wasser der jüdischen und jüdelnden Posse. Georg Burghardt schien sämtliche Jahrgänge sämtlicher Witzblätter auf jüdische Witz« hin geplündert zu haben, um daraus das Mosaik eines„Kleinbahn- idylls Bentschen— Meseritz" zusammenzustellen. Auch Louis Taufstein in seiner Posse„Die geteilte Geliebte" war denselben Weg gegangen, wenn er auch dazu noch über eine funda- mentale Kenntnis aller voribsenschen Bühnentricks verfügt. Diese Erotika und Sexualia, natürlich gewürzt und gepfeffert mit Hand- signierten Eindeutigkeiten, die selbst der Begriffsstutzigste kapieren muß. Diese Eindeutigkeit entwaffnet. Man kann diesen Leutchen, die ihr Publikum kennen, nicht bofe fein. Ja vielleicht wird da an einer gewissen Sorte von Publikum eine psychoanalytische Arbeit mit Respekt gesprochen eine Katharsis vollzogen, die mit dem Ur- Phänomen Kunst noch viel näher zusammenhängt als das, was wir heute Kunst nennen, und womit dieses Theater nichts zu tun hat. Ferdinand Grünecker, der auch für die Spielleitung sorgte, gab den schnoddrigen Grundton mit Routine und Ueberlegenheit. Die übrigen folgten, wobei, wie fast auf jeder Vorstadtbühne, die männlichen Darsteller den weiblichen überlegen waren. O. E. H. Poelzigs Atelier in Poksdam. Das Meisteratelier für Architektur an der Berliner Akademie der Künste, in das H a n s P o e l z i g als Nachfolger Schmechtens berufen wurde, ist jetzt nach Potsdam übergesiedelt. Werkstättenbetrieb, wie ihn Poelzig einrichten will, war in den Räumen in der Hochschule für die bildenden Künste in der Hordenbergstroße schwer durchzuführen. Nun hat das Freiwerden der Schlösser auch hier eine günstige Lösung ermöglicht. Die großen hellen Räume des einen Flügels der so-
700000 Mark für RußlanS. Der Magistrat Berlin hat heute einstimmig beschlossen, für die Notleidenden Sowjetrußlands 100 000 M. zu bewilligen, vorbehaltlich der Zustimmung der Berliner Stadtverordnetenversammlung. Der Berliner Stadtverord- netenversammlung liegt schon ein Antrag der drei sozialisti- schen Fraktionen vor, ebenfalls 100 000 M. für die Hungernden in Rußland zu gewähren. Danach kann man annehmen, daß dieser Beschluß von beiden Gemeindebehörden einstimmig gefaßt wird._ Die �rbeitslo)igkeit in flmerika. Washington , 17. August. (EE.) Der Staatssekretär für öffent- lich« Arbeiten James Davis erklärte gestern im Senat, daß gegen- wärtig in den Vereinigten Staaten im ganzen 5 7Z5 099 Arbeitslose vorhanden seien. „Stahlhelm " klagt. Die wegen Zugehörigkeit zum„Stahlhelm " entlassenen Beamten der braunschweigischen Schutzpolizei haben nach einer Meldung der„Landeszeitung" ihren Rechtsvertreter be- auftragt, Klage gegen den braunschweigischen Landesfiskus zu er- heben, weil kein Grund zur Entlassung vorliege. Die Klage wird beim Landgericht eingereicht werden. Da das Beamtenoerhältnis ein öffentlich-rechtliches ist, so dürfte eine Zivilklage auf Wiedereinstellung oder Weiterbeschästigung von vornherein unzulässig sein. Das neue Rennweltgeseß sieht eine Konzefsionierung der Bück)- macher und die Besteuerung ihrer Umsätze mit 1l> Proz. des Weit- einfatzes vor, um die Weitleidenschast steuerlich nutzbar zu machen, da es unmöglich erscheint, Buchmacherwetten einzuschränken. Das Reichstabinett hat geglaubt, jede Möglichkeit, neue Steuern zu«r- langen, auszunutzen und betrachtet die Rennwettensteuer als keine Belastung des kleinen Mannes. Ein Zurückgehen der Totalisator- Umsätze und im Zusammenhang damit ein« Verringerung der Mittet zur Hebung der Pferdezucht wird in Kauf genommen werden müssen. Man wird«uch»on den Buchmacherwetten ein Fünftel für Zwecke der Pferdezucht on die Länder abführen. Um die Steuern noch mebr zu erhöhen, sollen Totalisator- und Buchmacherwetten auch für Rad- rennen und andere öffentliche Wettkämpf« zugelassen werden können. Die Erhöhung der Steuersätze(16% Proz. Totalisator, 10 Proz. Buchnmcher) auf 1« bis 20 und 12 bis.14 Proz. wäre ebenfalls noch im Reichsrate zu erwägen. Arbeitsgemeinschaft zwischen SPD. und ASPD. in Braun- schweig. Auch im Lande Braunschweig beginnt sich bei der USPD . allmählich das Bewußtsein einzustellen, daß es nicht darauf an- kommt, den„starken Mann" zu spielen, sondern vielmehr auf po- sitive Arbeit. S» ist nunmehr in der Stadt Schöningen gelegent- lich eines Stadtverordnetenkonflikts, eine Arbeitsgemeinschaft zwischen den sozialistischen Fraktionen, und zwar die erste innerhalb des Frei- staates Braunschweig, gebildet worden. Angesichts der eigenartigen Verhältnisse im Freistaat Braunschweig dürft» dies den Auftakt zu einer durchgreifenden Aenderung der unabhängig sozialistischen Taktik bedeuten. Sonderbare Einmischung. In der„Freiheit" ergreist der russische Menschewistenführer M a r t o w ausgerechnet in der Frage der Bewilligung der Kriegskredite für die deutschen Unab- hängigen und gegen den„Vorwärts" Partei. Da wir nicht über so viel freie Zeit wie Marlow verfügen, werden wir auf diese Taktlosigkeit nicht weiter reagieren. Mag fein, daß sich Marlow berufen fühlt, sich als Schiedsrichter über die internationale Arbeiterschaft«ufzuspielen, wir erkennen ihm dieses Recht um so weniger an, als wir wissen, welchen Schuldanteil er als Führer der Linksmenfchewisten durch fein Theoretisteren gegen rechts und sein Lavieren nach links am tragischen Schicksal des russischen Prole- tariats persönlich trägt. Was in diesen Zeiten reaktionärer Gefahren der deutschen Arbeiterschaft nottut. das ist die Zusammenfassung all« Kräfte, die willens sind, positive Arbeit zu leisten. Die deutschen Arbeit« wissen aber,«vvhin die rheoretischen Haarspaltereien d« Führ« beim Zigarettenrauchen und Teetrinken das russische Proletariat geführt haben und sie verzichten daher aus deren Ratschläge, Lehren und Schiedssprüche. Schweizer Einreiseverbole haben den französtichen Kommunisten Vaillant-Couturier, Loriot, Boris Suwarin u. a. versagt, schweizeri» scheS Gebiet zu betreten. Die Wien « Polizei hat alle für den heutigen Geburtstag des Exkaisers Karl geplanten monarchistischen Kundgebungen verboten.
genannten Communs find dafür zugerichtet worden, und Poelzig »at sich dart die Mittel geschaffen, um das Meist«atelitt in seinem nnne zn leiten. Frankreich und dt- Men« Theatermefse. Der Präsident der Wiener Theatermesse hatte an die Regierungen d« aus- wärtigen Großmächte die Bitte gerichtet, sie möchten ihre staatlichen Kunstbehörden anweisen, der Theatermesse W«t« und Künstler zu nennen, von denen ihnen wünschenswert erscheint, daß sie aus der Theatermesse zu Worte kommen. Als erste von allen auswärtigen Regi«ung«n hat jetzt die f r a n» z ö s i s ch e dies« Bitte entsprochen, indem sie durch ihr Unterrichts» Ministerium drei Schauspiel« und drei Opern zur Auf- führung empfahl und sich bereit«klärte, einen Regisseur zur Einstudierung der französischen Werke zu entsend««. Op «ationso«sicherung. Die angesehensten Aerzte und Chirurgen Londons haben sich zur Gründung einer Gesellschaft zusammenge- schlössen, die den Zweck v«folgt, der weniger bemittelten Bevölkerung im Falle einer schweren, einen operativen Eingriff notwendig machenden Erkrankung die Behandlung durch berühmte Spezialisten zu einem kaum nennenswerten Honorar zu ermög- licheu. Es handelt sich dabei um ein« neue Form der Versicherung auf genossenschaftlicher Grundloge. Die Mitglieder der Gesellschaft zahlen jährlich einen Betrag, d« für Unoerheiratete, die ein Ein- kommcw unter 250 Lstr. beziehen, aus einen Schilling und für Ber- heiratere, die ein Einkommen unter 400 Lstr. haben, aus 30 Schil- ling bemessen ist. Die vereinnahmten Summen fallen nur zum geringsten Teil den behandelnden Aerzten zu, der Hauptteil wird an die Londoner Krankenhäuser abgeführt, die verpflichtet sind, die Patienten aufzu- nehmen. Der Plan gründet sich aus di« Voraussetzung einer Mit- gliederzahl von 5 Miillonen beitragspflichtige Personen. Aber selbst, wenn in den ersten Jahren die Mitgliederzahl eine Million nicht übersteigen sollte, würde sich die Einnahme auf 1 200 000 Lstr. belaufen. Hiervon erhalten die Krankenhäuser 780 000 Lstr., 90 000 sind für das Pflegepersonal bestimmt, 30 000 für den Unterhalt von 30 Krankenstationen und 128 090 Lstr. fließen den Speziolärzten als Honorar zu, während für Derwaltungskosten 45 000 Lstr. aus» gesetzt sind, so daß noch ein Reservefonds von 135 000 Lstr. ver- bleiben würde. Die neue Gesellschaft will,«ie die„Times" be- richten, am 1. Oktober ihre Tätigkeit aufnehmen.
JlobanneS-Fastenratb-Stiftung. Der ISO? in Köln verlioriene Schriftllcller JolinnneS Failenrath bat eine Summe»on 300 00« Mark zu einer Stistunq bestimmt. ouZ deren Zinsen-lljädrllch Schrift»ellern und Schrift st elterinnen, die fich mit Arditten in deulicher Sprache auf dem«»biete der ichöneu Literatur»u»ze,�chn« haben ohne Rücklicht aus ElaatSanzehörizleit, relißiöse, sozial«»«»r»alittsche Richtung unter. stützt und»or eile« starke literarische Talent-»esarhert»erten sollen. Die Stiftuna hat ihren Sitz in Köln a. Rh. u»h ipird»erwaltet durch einen ehrenamtiich tätigen StijiungSrat. Bewerbungen um die Slistungz. gaben sind unter Beijügung eines kurzen Lebenslaufes bis späleilenS den 1. Oktober unter der Ausschritt:.An den Oberbürgermeister. Köln a. Rh.. Raihau», betr. flastemath-Sttstung', einzureichen. Die Tntfchcidung wird Anfang Mai 1922 getrosten werden. Die Satzungen der Stiftung können vom Oberbürgermeistcramt Köln am Rhein kostenlos bezogen werde».