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ein Arbeitsgericht temnnen, nicht mitentscheiden. Zur Abgabe von Gutachten werden sie herangezogen, schlichten dürfen sie, entscheiden nicht! Ob z. B. eine Mutter zu Recht oder Unrecht aus der Arbeitsstelle entlassen wird, wenn sie einen Tag zu Hause blieb, um ihr erkranktes Kind zu pflegen, oder ob der �Arbeitslohn für eine Bluse gezahlt werden muß, wenn sie so und nicht so genäht ist: ob ein junges Mädchen sich durch Be- lästigungen des Arbeitgebers in ihrer Ehre gekränkt füllen darf und so vieles andere, was den Alltag und das Leben schwer macht, kann nach dem Gesetz nur der Mann entscheiden. Ja, noch haben wir, trotz der verfassungsmäßig garantier- ten Gleichberechtigung der Geschlechter, solche Gesetze, weil wir eine reaktionäre Mehrheit bürgerlicher Abgeordneter im Deutschen Reichstag haben. Bon ihnen haben die erwerbs- tätigen Frauen nichts zu erwarten. So feindlich wie die sämtlichen bürgerlichen Parteien sich vor dem 9. November zu der politischen Gleichberechtigung der Frauen stellten, so stehen sie heute der wirtschaftlichen und rechtlichen Gleich- bereclüigung gegenüber. Der wirtschaftliche Kampf der Frauen wird immer härter. Darum müssen sie sich alle an der Wahl beteiligen und Kampf- genossen als Beisitzer in das Gewerbe- und Kaufmannsgericht wählen. Jede Frauenstimme soll am 21. und 28. August den freigewcrkschastlichcn Liften gehören.

politische Oesthränktheit. Die Königsberger Medizinalprofesioren sind in Deutsch - lgnd nicht die einzigen Gelehrten, die von Politik keine Ahnung haben. Zum Beweise dafür veröffentlicht dasBer- liner Tageblatt" Auszüge ans einem Bericht über die Wei- mcrcr Tagung des Deutschen Vereins für öffent- liche Gesundheitspflege, demzufolge der Professor Uir Hngiene der Universität Jena, Dr. Ä b e l, in einem Vor- trag überHebung der Bolkskrast durch Ernährung und Körperpflege" n. a. ausführte: Daß wir die Nnterernährung mit ihrett volksverhcerenden Folgen im wesentlichen der völkerrechtswidrigen, während des Krieges noch ständig verschärften feindlichen Blockade zu verdanken haben, ist klar. Das wollen wir nie vergehen, und im Gegensatz zu den Narren, die von Bolksversöhnung und Volksverbrüderung faseln und uns zu Wiedergutmachungen für verpflichtet halten. wollen wir den Gedanken an Rache und Vergeltung nie aus dem Herzen lassen und ihn Kindern und Kindeskindern als Erbe ver- machen!" Der Herr Professor Abel scheint zu den Fachleuten zu gehören, die wie der Edle v. Braun ihre wissenschaftlichen Kenntnisse so ausmünzen, wie ihr politisch beschränkter Ber - stand es für notwendig hält. Wie sagte doch der Vorsitzende des Reichswirtschaftsrates im Herbst 1914 zu den Sorgen, daß Deutschland durch Hunger besiegt werden könnte?:> Faßt man danach das Ergebnis dieser Betrachtung zusammen, so läßt sich ohne jede Schönfärberei feststellen, daß wir uns vor dem Schreckgespenst des Ausgehungertwerden nicht zu fürchten brauchen. Denn wenn sich auch unser bisheriger Verbrauch an Lebensmitteln etwas einichränken muß, so darf doch nicht übersehen werden, daß sich gerade aus diesem Gebiet der Mensch nach der Decke st reckt und daß unser« Decke im Laufe der Jahrzehnt« recht groß und behäbig geworden ist, so daß es uns gerade .njjchts schadet, wenn sie zeitweilig etwas beschnitten wird." Der Professor aus Jena sieht aus der durch den Krieg erzeugten Unterernährung eine Fülle volksverheerender Fol- ocn entstehen, derFachmann" aus Bauern sieht in der Unterernährung während des Krieges ein M i t t e l z u r G e- s u n d u n g des Volkes. Uns scheint, der Professor und der Fochmonn, sie sind beide einander wert. Muß man nicht bei solch sichtbarlich politischer Beschränktheit auch gegenüber der wisienschastlichen Qualität dieser Gelehrten kritisch werden?

Der fthwarz-rot-golöene wulle. Das Abendblatt des Herrn Wulle(jede Rümmer ein polllischss Ereignis") hat denVorwärts" zu einem Zitatenwetttampf heraus- gefordert, den es allerdings, wie wir schon festnagelten, selber mit einer Zitatens ä l s ch u n g begonnen hat. Doch auch ohne das war diese Herausforderung«ine grobe Unvorsichtigkeit. Denn sie nötigt uns, einiges von dem zu zitieren, was Herr Wulle selber in vergangenen Tagen geschrieben hat, noch ehe er al» Hauptschrift- leite? derDeutschen Zeitung" von Herrn Elaß vor die Tür gesetzt morden war. Herr Wulle, dessen Brust heute dermaßen von Helden» mut geschwellt ist, daß er in jeder Nummer finstere Drohungen gegen die Republik 'und ihre Führer ausstößt, war nicht immer von I solchem..Kampf es eiset beseelt. Als die Revolution sich noch in einem i für Herrn Wulle gefährlichen Stadium befand, da war er, wie man es in seinen Kreisen nennt,klein und häßlich". Am 10. November 1918 schrieb er in derDeutschen Zeitung": Helsen kann uns nur die befreiende schwarz-rot-goldrne Tat zur Einheit, Ordnung und Freiheit!" Und mit schlotternden Knien schrieb er am 1k. November 1018: Wenn heute das ganz» deutsche Volk zusammengefaßt werden soll, unseretwegen auch im Zeichen der Demo- k r a t i e, dann besinne man sich wiedeer aus die Iarben schwarz. roi-gold.(Iudenfahne? Red. d.Vorwärts") Sie sind die kenn- zeichen des deutschen Idealismus. Sie sind da» Sinnbild großer Gedanken, denen damals allerdings die großen Taten fehlten... Die Einheit des deutschen Volkes ist in dieseu Farben versinnbild­licht." Was meinen unsere lieben Deutschvölkischen zu dieser schwarz- rot-goldenen Begeisterung ihres hervorragenden Wortführers? Ein dreimaliges Hoch der menschlichen Vergeßlichkeit! Aus unserem Leserkreis werden wir gefragt, ob Herr Wulle auch bei einer Sani- tätshundkompagnie gewesen ist, wie sein Leidensgefährte von der Tägl. Rundschau". Wir müssen dem Neugierigen mitteilen, daß Herr Wulle es nicht einmal dazu gebracht hat, sondern Herr Reinhold Wulle (geb. 1. August 18S2) hat den ganzen Krieg an seinem Schreibtisch im Hinterland verbracht. Er ist also der berufene Mann, über dieErdolchung der Front von hinten" genauesten« zu urteilen. Der blühenöe Hochverräter. DerLokal-Anzsiger" hat sich bemüßigt gefühlt, den Hochver- räter Traugott v. Jagow durch einen Mitarbeiter ausfragen zu lassen. In echterLokal-Anzeiger"-Manier tratscht dieser long und breit, in welchem Zustand er den ehrenfesten Junker ange- troffen hat. Doch hat der HofNasichstil diesmal ein Gutes, weil er zeigt, welch idyllischen Daseins sich ein Rechts Putschist dank unserer vortrefflichen und bekanntlich völlig u n p a r t e i- i s ch« n Justiz erfreuen kann. Der Berichterstatter desLokal-An- zeiger" teilt mit, daß Herr v. Jagowfett acht Tagen auf einem der größten Herrensitze als Gast des Rittergutsbesitzer», eines ihm seit langen Jahren befreundeten und im öffentlichen Leben sehr bekannten Mannes weilt". Leider wird der Name dieses Herrn oerschwiegen. Es wäre von Interesse, diesen Kappistenfreund kennen zu lernen, falls er n o ch dem öffentlichen Leben angehört. Als der Berichterstatter Herrn v. Jagow antraf, kehrte dieser von ausgedehntem Spaziergong durch den riesigen Waldpark seines Gaststeundes" nach Hause. Herr v. Jagow, der zusammen mit Kapp dieRegierung der Arbeit" gründen wollte, scheint für sich persönlich das Spazierengehen al» ge- sünder anzusehen. Es bekommt ihm auch gut, denn der Bericht- erstatter rühmt, daß Jagowso frisch und jugendlich aussah, wie etwa bei Antritt seine» Berliner Postens vor einem Jahrzehnt". Iagows in der Kindheit erlittene Tuberkuloseertrankung, wegen der man ihn jetzt noch für hastunfähig erklären wollte, scheint also doch keine nachhaltigen Folgen gehabt zu haben. Wegen seine»blühen- den Aussehen«" von dem Berichterstatter befragt, erklärte Herr v. Jagow, daß er zu seiner noch größeren Kräftigung demnächst nach Oberbayern zu gehen gedenke. Herr o. Jagow wächst, blüht und gedeiht, amüsiert sich hochfeudal auf Rittergütern und in den bayerischen Alpen, ein goldenes Dasein für einen Hochverräter! Doch will es uns noch all dem scheinen, al»

ob Herr v. Jagow für seinen eigenen �Wiederaufbau" Ledeuferti» größeres Interesse hegt als für den des deutschen Volles, wie er in den Tagen des Kapp-Putsches munkelte. Nur eine Frage sei gestattet: würde die Justiz Herrn v. vjagota auch ein so idyllisches Dasein gönnen, wenn er sich zufällig an einem Linksputsch führend beteiligt hätte?

Steuergeheimmffe.

DasBerliner Tageblatt" schreibt zu der Beüicht. er stattung des Reichsfinanzmini st erium� über die neuen Steuervorlagen: Die neuen Steueroorlogen sind bisher der Oesierst» ' lichkcit, trotzdem die Entwürfe bereits ausgearbeitet sind, nur irr dürftigen Auszügen mitgeteilt worden, wodurch eine ins einzelne gehende Prüfung und Kritik dieser Dorlagen naturgemäß außer-- ordentlich erschwert wird. Sogar die Novelle zum Körper- schaftssteuergesetz, die bereits vom Reichsrat genehmigt worden ist und vom Rcichswirtschaftsrat, also einem Parlamentär?» schen Organ, beraten worden ist, ist bisher noch nicht im Wort« .laut veröffentlicht worden, ebensowenig der Entwurf de» > Rachkriegs st euergesetzes, der dem Reichswirtschaftsrat ! und dem Reichsrat vorliegt. Ueber andere noch wichtigere Dar» ' lagen der neuen Steuerreform sind gelegentlich inoffizielle Mittet» lungen durch Privatkorrespondenzen an die Oesfenllichkeit gelangt, ein Weg, der im Interesse der gleichmäßigen und gleichzeitigen In- formierung der gesamten Presse nach Möglichkeit vermieden werden sollte. Der Sache, nömlich einer rechtzeitigen eingehenden Er- örterung der Sleuervorlagen, dient dieses System jedenfoll» nicht, um so weniger, als auch Derfuche der Press«, sich in diesem Mini» sterium über wichtige, die Oeffentlichkeit interessierende Fragen selbst zu informieren, infolge der Reserviertheit der Referenten und der Unselbständigkeit sowie Einslußlosiqkeit der Pressestelle dieses Ministeriums meist erfolglos bleiben. Häufig erhält man.auf An- fragen beim Reichsfinanzministerium überhaupt keine Antwort, manchmal eine ablehnende Antwort in der Form, daß die Rcse- renten erklären lassen, keine Auskunft erteilen zu können. Die Geheimniskrämerei des Reichsfinanzmini» stermms ist in der Tat auf das schärfste zu mißbilligen. Wenn damit der Zweck erreicht werden soll, die Gegensätze der Auffassungen in den künftigen Parlamentssitzungen um sc» schärfer aufeinander platzen zu lassen, so ist dieses Ziel nahezu erreicht. Wir für unseren Teil müssen schon darauf verzichten, alle Ablagerungen berufener und unberufener Indiskretionäre unseren Lesern vorzusetzen. Daß dabei die Ausklärung der breiten Masse über die großen finanzpolitischen Problems leidet, braucht nicht erst gesagt zu werden. Die Klage des Berl. Tagebl." ist um so begründeter, als selbst die Be- rufung des früheren Ehefs seiner Handelsredaktion, eines an- erkannten Finanz- und Pressefachmannes, in das Reichssinanz- Ministerium offenbar nicht genügt hat, um dort das Verstand» nis für die Verbindung der Äemter mit den Organen der öffentlichen Meinung zu wecken. Zu derIndustrie- und Handelszeitung", einem Stinnes- Organ, muß das Ministerium Wirths greifen, um der Oeffentlichkeit von dem Charakter des Kapitalver» kebrssteuergesetzes Mitteilung zu machen. Es ist ja wohl auch nicht wesentlich, sondern heute ganz selbstverständ- lich, daß der Umsatz von Börsenpapieren und Devisen selbst noch der Steuererhöhung mst einem Fünfzehntel bzw. einem Dreißigstel desjenigen Steuersatzes bedacht wird, den der Ar» beiter beim Einkauf seines täglichen Brotes bezahlen soll. Well das so unwesentlich ist, werden jetzt an der Börse Milliarden umgesetzt, während die Frau des Proletariers und des Kleinrentners den Papierlappen mehrmals wendet, ebe sie ihn für Nahrungsmittel ausgibt. Und well es so unwichtig ist, warum sollte das Reichsfinanzministerium nicht schließlich den Mantel der christlichen Nächstenliebe dar« über breiten?_, Spanien wirbt FreiwiMae. Londoner Blättermeldun«« zufolge werden unter den Londoner Arbeitslosen für die spanische Legion zum Kampfe gegen die Mauren in Märokko Truppen angeworben.

Schäfer fift und feine Zunft. Schäfer Ast, der gewitzt« Kurpfuscher aus der Lüneburger Heide , der jetzt als Rittergutsbesitzer in hohem Alter gestorben ist, hat eine gar große und alte Familie. Wenn der Quacksalber des Mittel- alters auf öffentlichem Markt mit einem Hanswurst und einem Äffen auftrat, und wenn er seine Künste im buchstäblichen Sinn des Wortes austrompetete, so war das nur«in sinnfälligerer Aus- druck für das, was auch seine modernen Kollegen nicht anders machen. Der Sinn von ihrer aller Tun liegt in dem Geschichtchen von dem Heilmittelschwindler, der auf die Frage, ob sein Mittel denn auch helfe, geantwortet hat:Mir hat's geholfen!" Im Mittelalter mag die Sache etwas gefährlicher gewesen sein: da er- wischte den einen oder den anderen hie und da die Hand der Obrig- keit und zündete ein kleines Feuerchen unter ihm an: aber das ge- schah auch dem respektabelsten Zeitgenossen. Heutzutage sind die Zusammenstöße mit der Gerichtsbarkeit für solche Leute weniger schmerzhaft, und wenn sie ihr Geschäft verstehen, hoben sie den Un- fall gewöhnlich bald überwunden. Das verstehen allerdings die wenigsten so gut, wie der Schäfer Ast, der sich das Wort:Mir hat's geholfen" wohl auf den Grob- stein setzen lassen dürste, und der deshalb mit Recht al» Typus der ganzen Zunft gilt. Bor allem war er schlau genug, keinem seiner Patienten weh« zu tun. Er quälte sie nicht bei der Untersuchung, sondern schnitt ihnen nur«in paar Rackenhoore ab, und stellte da- nach seineDiagnose". Sie war ebenso einfach wie seineMedizin". Er hatte die Krankheiten in vier Kategorien eingeteilt, und für jede gab es ein Rezept: Medizin Nummer eins bis vier. Wenn sie nicht» nützte, so schadete sie auch nichts: denn die Astschen Heilmittel waren. wie die Analysen ergaben, von völliger Harmloflgteit. Bevor der gute Schäfer Ast die Menschen zu kurieren begann, hatte er sich mit Tierarzneikunde befaßt. Vermutlich mit demselben tiefgründigen Wissen, das ihn auch zu seinerärztlichen" Tätigkeit befähigte. Aber die Menschen in der weiten Lüneburger Heide sind harmlos und leichtgläubigen Gemüts, und so kam eines Tages das Gerücht auf, der Schäfer Ast in Nadbruch sei ein Wunderdoktor. Er war natürlich nur ein Mann mit einer besonders reichen Dosis Bauernschlauheit, und er verstand sich, wenn auch nicht auf die Medizin, so doch auf die Psychologie der Menschen. Nur so ist es zu verstehen, daß der Zulauf zu ihm gigantische Formen annahm. daß schließlich die Kranken nicht nur aus der ganzen Lüneburger .Heide , sondern von weither kamen, und daß sogar aus Hamburg eine wahre Völkerwanderung von Heilungsuchcnden nach Radbruch strömte. Um den Andrang zu bewältigen, muhte die Eisenbahn Extrazüge einlegen: an manchen Tagen kamen mehr als 590 Be­suchet zum guten Schäfer Ast, der allen ein paar Nackenhaare ab- schnitt und dann sofort wußte, wo es ihnen wehe tat. Man mutz sich, um die beinahe magische Anziehungskraft dieses simplen Mannes zu verstehen, in das Seelenleben eines Kranken versetzen,

dem die Aerzte keine Heilung bringen konnten, und der nun von den angeblichen Wundererfolgen diese» Quacksalbers hört. Ein be- deutender Kliniker hat einmal einem Zweifler und Skeptiker ge­antwortet:Wenn die Medizin vielleicht auch keine exakte Wissen­schaft ist, so ist sie doch die Kunst, Kranke zu heilen." Aus solchen Erwägungen heraus find sicherlich Tausende und aber Taufende, die im Grunde vom Unwert allen Kurpfuschertum» überzeugt waren, zum Schäfer Ast gepilgert, indem sie sich sagen mochten:Nützt es nichts, so schadet es auch nicht»: und wer weiß, vielleicht ist der Schäfer Ast doch ein Wunderdoktor!" Quacksalber von seiner Art gibt es ungleich mehr, als man ahnt: in jeder Stadt, und ganz besonders in der Großstadt, wimmelt es von Kurpfuschern, von denen zwar nur ganz wenige wie der Schäfer Ast Millionen scheffeln, die aber durchweg besser leben, al» so mancher Arzt. Und auf dem platten Lande wird erst recht ge- quacksalbert. So hatte Ast in den verschiedensten GegendenKon- kurrenten": aber keiner von ihnen hatte den gewaltigen Zulauf wie er. Da gab es seit langen Iahren den berühmtenLehmpastor" Felke in Repelen am Niederrhein im Kresse Mörs, dessen BeHand- lungsweise schon sein Spitzname erkennen läßt: da sind die Brüder Ausmeier auf dem Eichsfekd, da ist der Schäfer von Krosigk am Petersberg bei Halle, der alle Krankheiten aus dem Urin diagnofti- ziert. Der Schäfer Ast ließ, nachdem er zu Gelds gekommen war, seinen Sohn Medizin studieren, um ihn alsAssistenten" zu be- nutzen und sich so auf olle Fälle zu decken. Er starb als Millionär und Rittergutsbesitzer: der große Paracelsus, der Ahnherr aller Quacksalber, war neben ihm ein Waisenknabe.

Der Leiberkag in INüochen. Ueber das Jubiläum des ehe- maligen Leibregiments, das in München als monarchistisch« Ein- läge gefeiert wurde, wird von dort berichtet: Stern- und ordenübersäte Prinzen, abgestaubte Generale und Offiziere sporenklirrend, söbelklappernd, hoch in der Lust ein Meer von flatternden Fahnen und Fahnchen: Kommandotöne vermengen sich mit den? Hurragcschrei der gaffenden und staunenden Menge, und dann die alte, liebe Blechmusik mit Tschingdara und Bum- dara..' Von der Menge mitgeschoben, steht man mit einemmal mitten drin in der Kirche. Die Kirche da» kräftige Bollwerk der bayerischen Rückschrittspalitik nutzt jede Gelegenheit zur reaktiv- nären Stimmungsmache gründlich aus. Kardinal v. Faulhaber vor- dämmt alles, wasvon oben" kommt, und predigt laut Dickköpfig- keit, denndie Gesetze der Weltordnung sind Gottes Anordnungen, und was Recht ist, soll Recht bleiben". Weil aber die heutige �u- sammenkunft einem seelischen lbeileibe keinem politischen) Be­dürfnis entspringt, nennt Herr Foulhabrr nur zweiBerliner ver- rücktheiten", die der Bayer nicht nochmachen soll, bei ihrem Namen: Die preißische Schulordnung und dann da» Dallbier!! Bei dieser Verrücktheit geht über die wetterbraunen Gesichter der Oberländler ein behagliches Schmunzeln. Nach dem Segen verlassen sie mit guten Borsätzen gewappnet dag Haus Gottes. Und midier setzen draußen vor dem Kirckenportal brausende Hochruf» ein. al» der ehemalig« Kronprinz sein« Wagen besteigt, vor all«» fällt da

Landesverband der bayerischen Hoflieferanten a. D. auf, der in Zylinder und blau-weißer Schärpe erschienen ist. Der Zug setzt sich in Bewegung. Schneidig sitzen die Gendarmeriewachtmeister auf ihren Gäulen, stischvolierte Käthe-Kruse�Buppen, weiße Handschuhe. Paradepinsel, gewilyste Schnurrbarte, Marsaugen kurz, schöne Männer! Riesige Bergsöhne, den Samthut mit der lustig wippenden Feder auf dem eckigen Schädel, die blau-weiße Schärpe um den Bauch, schwenken die mächtigen Fahnen unternehmungslusttg durch I die Luft. Immer neu« Militärkapellen spielen sich näher, manches ! Münchener Bierherz quillt über im rührseligen Gedenken an die alte guete Zeit... Tschingdara, bumdara... Der Abend sieht die schneidigen Leiber vom Kommandeur bi» hinunter zum Ge. meinen bei der Behcrzigung des priesterlichen Wortes von der Der» liner Verrücktheit. Manch einem fällt sein Hakenkreuz ins 12pro- zentige, al» Oberst, jetzt General, v. Epp das Wort ergreist. Sein« Ausführungen atmeten den echten alten Geist von Anno 14. Da ist mancher brave Bauernbursch. der vor Ingrimm kocht und sich immer noch eine Maß bestellt, um den luror teutönicus hinunter- zusaufen, Herrgotffakra... Srebsaufklärung. Die Wichtigkeit einer stützen und recht- zeitigen Behandlung des Krebses ist in weiten Kreisen noch nicht bekannt, und e» hat sich daher in Amerika eine Gesellschaft für Krebsaufklärung gebildet, die unter dem Publikum die nöttgen Tat- fachen über dieses furchtbare, aber in feinen Anfängen heilbare Leiden oerbreitet. Es handelt sich dabei um ein Werk von höchster Wichtigkeit, dos auch in Europa vom Roten Kreuz aufgenommen werden sollte.Krebs beginnt als eine kleine lokale Wucherung, die in den ersten Stadien von erfahrenen Chirurgen leicht und sicher entfernt oder durch Behandlung mit Radium, X-Strahlen oder andere Methoden beseitigt werden kann," so beginnt das ameri- kanisch» Merkblatt, das in Millionen von Exemplaren verbreitet ist.Der Ansang der Krankheit ist gewöhnlich schmerzlos und des« hold doppelt gefährlich. Man muß daher auf andere Gefahren zeichen ! achten. Krebs ist kein« konstitutionell« Krankheit und wird nicht i vererbt: er ist nicht ansteckend, und deshalb ist kein Grund zu einer Verheimlichung des Hebels vorhanden. Wenn auch manche Gelehrt« behaupten, daß eine Disposition für diese Krankheit vererbt werde, so ist das doch noch nicht erwiesen. Geschwüre. Risse oder Ver- letzungen der Haut, die nicht heilen, sollten beachtet und dem Arzt gezeigt werden. Langandanernde D-rdouungsüorungen im mitt- leren Alters die mit Gewichtsverlust einhergehen, können auf eme innere Erkrankung hindeuten."_ Tie«tuatStheater eröffnen die neue Spielzeit am 85.«uguff. tmk »war da» Oveinbau» mit.üohengrin", da« FchaufpielhailS mitPeer®ynf. Der Vorverkauf beginnt Donntag. et» vlech« cperetteTie«trohwittue«. die im Null in der Sta-ttSoper aufaeiüdrt wurde, wird während de« September in der Komiichca Oper unter derselben Diretlion gegeben. Ter Hildesheimer EUberichafc wird, wie der Wnliler Mr«iffe». schast usw. anfragenden Mitgliedern de« Landtage» erwidert hat. nicht an Hildcsheim zurückgegeben, I-nderu in Strlin bleiben. Mit Recht, denn et hat mit HildeSheim Wetter nicht« zu tun,-1« daß er dort gefunden wurde. und gehört in da» hauptstädtische Stttikemnul-uu». we er fich iett Jahr. I-Hnten befindet. wo er icu o«9f»