Cim§ 9 wirb die Ausliefe? U N g von„S a a r e i n- w o h n e r n"(die Bezeichnung ist, nebenbei bemerkt, sprach- sicher Unsinn) in den Fällen, in'denen die Gegenseitigkeit ver- bürgt ist und wenn er ein Staatsangehöriger der betreffenden Regiening ist, festgelegt. In einer Verordnung der Re- gicrungskommisswn vom Iusi d. I. wurde der Begriff„Saar- einwohncr" und„Nichtsaareinwohner" neu konstruiert. Man schied damit die Saargebietsbevölkerung in In- und Aus- iändcr. Der Z Ii des StGB., der die Immunität der Volksver- treter garantierte, wurde ganz gestrichen. Man wollte absichtlich jedwede Hoffnung auf eine Bolksvertretung zertreten. Die Regierung vertritt aber dessen ungeachtet den Standpunkt, daß die gewählten Stadt- und Kreisvertretungen die„Volksvertretung" fein sollen, denn sie hat diesen ja auch den vorliegenden Entwurf zur Begutachtung(!) zugehen lassen. Man muß demnach an- nehmen, daß der Saarregierung nur die Immunität dieser Vertreter ein Dorn im Auge war. Die in gleicher Weise erfolgte restlose Streichung des§ 12, der die Presse-schützte bei wahrheitsgemäßer Bericht- erstattung über Parlamentsberichte, bestärkt diesen Eindruck. Der Z 39 gibt der Obersten Polizeibehörde das Recht, „Nichtsaareinwohner" auszuweisen. Da Deutschland nach Schaffung des Begriffs„Saareinwohner" ebenfalls „außerhalb des Saargebiets" liegt, riskiert ein Deutscher aus einem Gebietsteil seines Vaterlandes ausgewiesen zu werden. In dem Z 81 des StGB, ist folgender wunderliche Satz enthalten: „Wer es unternimmt, 1. die Verfassung des Saargebiets gewaltsam zu ändern oder., 2. das Saargebiet ganz oder teilweise einem fremden Staat gewaltsam einzuverleiben oder-einen Tell desselben vom Ganzen loszureißen, wird wegen Hochoerrats mit lebens- länglichem Zuchthaus oder lebenslänglicher Festungshaft bestraft." Der in diesem Paragrah entwickelte Scharfsinn der juristi- schen Gesetzesmacher'ist einfach phänomenal.„Wer es unter- nimmt, 1. die V e r f a �s u n g des Saargebiets gewaltsam zu ändern—" Bisher exstiert nämlich eine„Verfassung des Saargebiets", die ein selbständigss Staatswesen zur Voraus- setzung hat, nur in den Köpfen einiger westlicher Annexionisten. Wegen Hochverrat wird serner mit lebenslänglichem Zucht- haus bestraft, wer das Saargebiet einem fremden Staat einverleiben, oder ein Teil von feinem Gebiet losreißen will. Wir nehmen zur Ehre der Gesetzgeber an, daß sie den Friedens- vertrag nicht wie einen beliebigen Fetzen Papier betrachten und deshalb Deutschland nicht zu den„fremden Staaten" rechnen werden.(Die Ummodelung des Begriffs„Ausland"" in„außerhalb des Saargebiets" läßt jedoch einen' anderen Schluß zu.) In,§ 195 verfchäfft sich die Regierungskommission selbst den Schutz, den sie in den 88 11 und 12, wie bereits er- wähnt, den„gewählten Vertretern" und der Presse nahm. Sie droht Zuchthaus - oder Festungsstrafen nicht unter fünf Iahren demjenigen an,„der es unternimmt, die Regierung?- kommiffion des Saargebiets auseinanderzusprengen, zur Fassung oder Unterlassung von Beschlüssen zu nötigen oder Mitglieder aus ihr gewaltsam zu. entfernen." Nach einer Auslassung des„Manchester Guardian" soll dex Präsident Rault vor dem.Völke-rburidrat in Genf erklär: haben, er brauche eine starke, zuverlässige, d. h. französische Polizeitruppe, um Str e i k s zu unterdrücken. Die englische Zeitung bemerkt, daß dieses Recht den Arbeitern heute in allen zivilisierten Staaten zuerkannt sei. Der demnach eines zivilisierten Staates unwürdige Zustand soll scheinbar ver- ewigt werdeßi. Der 8 141 lautet: „Wer im Saargebiet jemanden zum Militärdienst In einem anderen als dessen heimatlichen Heere anwirbt oder den
Suöermanns„Notruf*. Theater in der Königgrätzer Straße. Es ist Hermann Sudermanns aufrichtigster Wille, nicht ein Prophet für unsere Zeit zu sein, sondern eine Unke. Er gibt sich also als Anschwärzer und Dramatiker, trotzdem strauchelt seine berechtig- keit ein wenig. Er schielt. Er sieht mit einem Auge nur die guten Menschen unserer Tage, mit dem anderen nur die bösen. Und sein zweiter, nicht unbeträchtlicher Sehsehler besteht darin, daß er überall, wo aus der alten Kriegszeit noch dreckige Uniform aufgetragen wird, nur Schufte, Großmäuler und Schieber erblickt. Wird dagegen Leut- nants- oder Oberleutnantsuniform aus der wilhelminischen Zeit hin- übergenommen, so schleppen die Träger des grauen Tuches zum min- besten einige Ueberdofen von Edelmut mit sich. Man irrt, wenn man dem Herold dieses patriotischen Notrufes Borniertheit vorwirft. Ein Mann, der so schlau auf der Bühne um die Politik spekuliert, ldie uns alle brennt, ist eher gerissen. Trotzdem wird Sudermann sagen, daß er objektiv und unparteiisch gewesen sei. Hat er nicht die Schäbigkeit der Drückeberger von 1914— 1918 entlarvt? Hat er nicht die Knabenhaftigkeit des Spartakisten mit altbiblischer Heftigkeit gestraft? Läßt er nicht die Hoffnung auf die Zuuknft der Republik aussprechen von einem Mann, der im Schauspiel die höchste Offizierscharge be- kleidet? t Es handelt sich also um ein politisches Stück. Nein, es handelt sich um etwas anderes. Gleich zu Anfang wird auf der Bühne das Wort Kolportage ausgesprochen. Es handelt sich eben um Kolportage in allen Ausmaßen. Der„Notruf" ist nichts Besseres und nichts Schlechteres als eine Kolportage-Tragödie. Sie ist bewunderungs- würdig durch die Geschicktheit des Bühnentechnikers, der drei Akte lang seine nicht gar saubere Hand auf die Brust des Zuschauers legt und ihn einschüchtert, als wenn es einzig« Pflicht des Dramatikers wäre, den Zuschauer derart zu hypnotisieren, daß er atemlos und hilflos wird wie«in schwaches Hühnchen. Dann kommen noch zwei Akte in tragischer Lösung und der sonst übergeschickte Techniker der Folterkammer versagt und langweilt schließlich. Die Leute im Parkett feierten und verlangten ohne Widerstand ihren Dichter. Sudermann . bewies, daß er kein steinernes Herz hat und er hörte nicht auf, sich zu verbeugen. Den Notruf schreien der Oberstleutnant v. Hecklingen , fem« Gattin, sein Sohn und sein Adjutant. Der Chef des ehemaligen Kaiserregi- ments kennt nur Amt und Arbeit. Er dient der Republik so leiden- schaftlich, daß er die Leidenschast zur Gattin vergißt, die schon 5 Jahre allein gelitten und an stillen Abenden auch dem zur rechten Zeit ein- treffenden Hausfreund, dem eleganten H'eimkrieger, gehört hat. Der Adjutant lebt nur im Gewesenen, und mit Begeisterung zöge er den Revolver gegen Spartakus, wenn seine Begeisterung nicht in Todes- tust verwandelt würde durch die schlimme» Erfahrungen mit seiner
Werbern eines solchen zuführt, wird mit Gefängnis von 3 Mo» naten bis zu 3 Jahren bestraft. Der Versuch ist strafbar." Da laut 8 39 der Anlage zum Friedensvertrag im Saar - gebiet kein Militärdienst stattfindet und für die deutsche 100 000 Mann starke Armee wahrhaftig kein Werbefeldzug im Saargebiet veranstaltet werden braucht, ist diese Bestimmung wahrscheinlich nur geschaffen worden, um den Werbern für die französische Fremdenlegion das Handwerk zu legen. Noch eine„Reform" sei erwähnt: „Laut 8 485 bedürfen Todesurteile zu ihrer Voll- streckung keiner Bestätigung. Die Vollstreckung ist vielmehr zulässig, wenn die Regierungskommission von ihrem Begnadigungsrecht keinen Gebraucht macht. Diese Beispiele dürften schon Qualität und Tendenz dieser Gesetzgebungsarbeit zur Genüge kennzeichnen. Von wirklichen Reformen, wie beispielsweise die Ent- schädigung unschuldig Verurteiller und Verhafteter, das Be- rufungsrecht in allen Strafsachen, die Einschränkung der Unter- suchungshaft, der Aufbau des Strafrechts auf die Prinzipien des Schutzes und der Erziehung an Stelle des bisherigen Prinzips der Vergeltung, die Abschaffung der Todesstrafe und der lebenslänglichen Freiheitsstrafen usw. enthält diese Arbeit ebenfalls ckeine Spur. Es ist eine von Juristen, d. h. von be- ruflichen Gesetzesauslegern und Fachleuten und nicht etwa eine von nichtfachmännischen Parteileuten geschaffene„Qualitäts- arbeit". Simple Volksvertreter und Parteileute hätten wahr- scheinlich die Reform nach dem plebejischen Grundsatz„Was Recht ist, soll Recht bleiben" aufgebaut, aber solche Arbeit ist in Saarabien nicht zu gebrauchen. Und doch! Als dem Mephistopheles am Ende die Seele des Faust entschlüpft, ruft er, sich selbst anklagend, aus: „Ein großer Aufwand, schmählich! ist vertan-- -—-rr— Zeuge CS'cherich. In dem Leitartikel des gestrigen Abendblattes war auf Ausführungen einer Escherich-Broschüre über die Ursachen der Revolution Bezug genommen worden. Auf einige an uns gerichtete Anfragen geben wir diese Ausführungen nachstehend im Wortlaut, da sie gegenüber den gewohnten all- deutschen Agitationslügen nicht ohne Bedeutung sind. Sie sind enthalten in Nr. 1 der„Escherich-Heste"(Herausgegeben vom Forstrat Dr. Escherich). Das erste Heft, das die Borge- schichte der Münchener Revolution darstellen will, beginnt gleich mit folgenden Sätzen: Die Länge des Krieges mit seinen großen Opfern an Gut und Blut, mit seinen ungeheuren Entbehrungen infolge der englischen Hungerblockade, mit den riesigen Kriegsgewinnen, der mit diesen verbundenen Genußsuchi, dem abnehmenden Ehr- und Pflichtgefühl, trugen dazu bei, die im Volte aufgespeicherte Unzufriedenheit noch weiter zu steigern. ZNammonismus und rücksichtslose Gewinnsucht, Bestechlichkeit und wüstes Genußlebeu machten sich in der Heimat um so breiter, je mehr die Entbehrungen an der Front und bei den Massen m der Heimat zunahmen. Auch im Rückengebiete des Heeres wurzelten sich die erwähnten krankhaften Erscheinungen ein. Nach der alldeutschen Theorie sollen Schiebertum, Genuß- sucht, Mammonismus, nicht zuletzt Bestechlichkeit sowie abneh- mendes Ehr- und Pflichtgefühl, alles Folgeerscheinungen der Revolution sein. Herr Escherich— sicher kein Freund der Revolution— erkennt an, daß diese Untugenden d u r ch d e n Krieg emporgeschossen sind. Er muß es freilich wissen, denn auch er„wurzelte" ja„im Rückengebiet des Heeres", führte ein beschauliches Dasein als Verwalter der riesigen Wälder von Bialowicze und erfreute sich des steten Besuches der Fürstlichkeiten, Generäle, Hoffchranzen usw., die den Hauptzweck der Okkupation dieses Urwaldforstes darin sahen, daß sie der Jagd auf seltenes Wild, namentlich auf den Wisent, frönen konnten. Ja, wir glauben gern, daß Herr Escherich über die„krankhaften Erscheinungen" in der Etappe Bescheid weiß. Auf Seite 7 der Schrift wird dann über die besonderen Ursachen der Revolution in Bayern folgendes ausgeführt: ehemaligen Krankenpflegerin, die natürlich unverhofft m die Ereignisse des Dramas eingreift. Der Leutnant will sterben,' die Gattin des Obersten, die durch ihren Hausfreund enttäuscht wird, will ebenfalls sterben, und sie beschließen, den Tod zu suchen und erinnern sich an den Doppesselbstmord, den Heinrich v. Kleist und Frau Vogel be- gingen. Nur dient anstatt der Kugel ein neues Teufelsgas. So deutet Sudermann den Geist unserer modernen Zeit. Es kommt aber so, daß der Leutnant allein den Tod«inatmet. Endlich wird die komplizierte Frau von ihrem Stiefsohn geliebt, der nattirlich aus der väterlichen Zucht ins Spartakiftenlager hineinstürzt und dort die Todeswunde empfängt. Auf der Bühne wird einen Akt lang Blut- schände gespielt. Sudermanns letztes Stück ließ die lesbische Liebe spielen. Welche Steigerung wird fein Genie noch finden? Herr Sternburg, Mathilde Brandt, Heinz S t i« d a können sich ihrer Bombenrollen mit Erfolg freuen, Herr v. Twar- d o w s k i charakterisiert ungeübt und ohne daß er mehr als ein fesselndes Aeußere oerriete. Max Hochdorf .
„Der Neandertaler ." Ein Leser schreibt uns: In dem Aussatz in Nr. 33 der„Heimwelt" wird auch über die Skelettfunde be- richtet, die der Schweizer Archäologe Dr. Otto Häuser 1908 in ße Moustier und 1909 in Combe Capelle gemacht hat. Ich möchte, unsere Leser darauf aufmerksam machen, daß beide Funde sich in Berlin befinden. Lange waren sie im Mu seum für Völ- k e r kun d e an der Ecke der Prinz-Albrecht- und Königgrätzer Straße , in der Sammlung aus der Steinzeit zu sehen, sind jetzt separiert und sollen in nächster Zeit in das benachbarte Museum für Kunstgewerbe übergeführt werden. Der Fund von Le Moustier, dem Hauser ein Aller von mehr als 100 000 Iahren zuschreibt, zeigt die Reste eines Menschen von knabenhafter Figur, dessen asfenähnlicher Schädel den echten Typus der Neandertalrasse auf- weist. Daß schon zu seiner Zeit die Kultur Fortschritte gemacht hatte, bekunden die bei ihm gefundenen Geräte aus Feuerstein , ein Schaber und«in Faustkeil, beide einfach, aber handlich ge- arbeitet. Der Kopf des weit späteren Menschen von Combe Capelle mit dem ungleich edleren Typus der Rasse von Aurignac ist mit einem Kranze von Seemuscheln umgeben und auch hier finden sich Feuersteinfabrikate. Wenn diese kostbaren Schätze wieder zur Besichtigung ausge- stellt sind, werden unsere Leser ihnen sicher die«erdiente Beachtung widmen. Englands Kampf um den amerikanischen Filmmarkl. Die eng- lisch« Filmindustrie betrachtet es zurzeit als ihr Ziel, das amerikanische Kino zu erobern. Einen Begriff von der Größe dieser Aufgab« erhält man, wenn die englischen Blätter berichten, daß den 3000 Licht- bildtheatern des Vereinigten Königreichs mehr als 22000 in der Union gegenüberstehen. Neben den geschäftlichen Gesichtspunkten wird auch der ideale Zweck dabei in den Vordergrund geschoben: die ungeheure Unwissen- heit der Amerikaner über englische Verhältnisse, die der englisch -ameri- konischen Freundschaft und dem gegenfettigen Verständnis der beiden
Während des Krieges steigerte sich die allgemeine Unzufrieden� heit gewisser Kreise durch den weiwerbreijeten Glauben, daß Bayern zu den landwirtschaftlichen Kriegslieferungen(vor allem von Vieh) vom Reiche stärker herangezogen wurde als die übrigen Bundesstaaten. Der Bayer empfand die Verringerung der Bier- ration und die Verschlechterung der Qualität dieses Rationalgetränks besonders schwer, und den Südbayern, als ausgesprochenen Fleisch- esser und Gemüseverächter, traf die Einschränkung des Fleischoerbrauches viel härter als die Norddeutschen. Auch der Bayer empfand viel schwerer als dieser die Unmenge bureaukra- tischer Verordnungen, welche die Kriegswirtschaft notwendigerweise mit sich brachte. Der Gegensatz zwischen Süd und Rord hatte sich, je länger der Krieg dauerte, um so Wehr verschärft. War doch auch die kämpfende Front keineswegs davon ganz freigebliebem Die allgemeine Unzufriedenheit erfaßte unter diesen Verhält- nissen auch den Bauern, der bekanntlich 65 Prozent des bayerischen Volkes ausmacht. Obwohl es ihm finanziell ausgezeichnet ging, so überwog doch auch bei ihm allmählich der Unwille die Gunst der wirt- schaftlichen Lage, und das Wort„Revolutton" war feit dem Sommer 1918 ein Begriff, der selbst überall aus dem Lande immer mchr Au- klang fand. . Die deutsche Revolution des Jahres 1918 ist im wesentlichen die Folge des verloreneu Krieges, besser gesagt der erschöpften Kraft. Die Revolution F o l g e des verlorenen Krieges— damit vergleiche man die jüngst in Pommern durch den deuffchnatio- nalen Herrn Graes neu aufgelegte Geschichtslüge, daß wir im November 1918„dicht vor dem Endsieg" gestanden hätten, der nur durch die Revolution vereitelt worden sei! Und der baye- rische Partikularist, der bayerische B i e r p ht l i st e r. der bayerische Bauer als Träger des revolutionären Ge- dankens— wie reimt sich das zu der von den Sozialisten„ge- machten" Revolution?! Gewiß sind es geschichtliche Binsen- Wahrheiten, die in der Escherich-Broschüre stehen. Aber es ist bezeichnend für die Verlogenheit der reaktionären Propa- ganda, daß man diese Binsenwahrheiten gegenüber der unge- heuerlichen deutschnationalen Geschichtsfälschung immer wieder hervorheben muß. « Die„Deussche Tageszeitung" geht auf die ihr sehr unangeneh- men Feststellungen unseres Artikels„Der anständige Friede" noch einmal ein. Da sie ihren Lesern die Hauptpunkte unterschlägt, und statt einer Wiedergabe eine Entstellung unserer Gedankengänge ver- sucht, ist längere Auseinandersetzung zwecklos. Wir stellen nur kurz fest: Das agrarische Blatt äußert sich nicht dazu, warum derselbe Verständigungsfriede ohne Eroberungen jetzt in feinen Augen ein „anständiger Frieden" ist, während fein langjähriger Leit- arttkler, Graf Reventlow, von dem Verständigungsfrieden wohl hundertmal als„hungerfriedeu" gesprochen hat. Doch ohne es zu wissen, bringt die„Deussche Tageszeitung" selber die Erklärung. Sie gesteht zu, daß die alldeussche Politik g r u n d- f ä tz l i ch auf der L ü g e aufgebaut ist. Denn sse schreibt zu unserer Feststellung, daß die Alldeutschen, solange der a n st ä n d i g e Frieden möglich war, nicht diesen, sondern den Eroberungssrieden wollten, wörtlich folgendes: Es war unvermeidlich, daß der kämpfenden Front Ziele gezeigt wurden, selbst wenn diese letzten Endes nicht alle Unlösbar waren. Die Alldeutschen haben also das deutsche Volk systematisch belogen und betrogen. Sie haben ihm Ziele vorgegaukelt, deren Uner- süllbarkeit sie selber ganz genau kannten und auf der Jagd nach diesen Zielen ist die Möglichkeit des anständigen Verständigungs- friedens verpaßt worden. Das ist die Tragödie des deutschen Volkes, hervorgerufen durch alldeussche Verlogenheit.
Noch kein tzorthp- Einmarsch in Saranpa. Budapest , 19. August.(MTB.) Da die serbischen Militär- behörden bisher keinerlei Befehl zur Räumung der laut Friedensvertrag zurückzugebenden Gebiete ausgegeben haben, stimmte der Kommandant der ungarischen Truppen, General S o o s, auf Ersuchen des Bevollmächttgten der Ententetonttoll- kommisston, Oberst Gösset, zu, daß die mit der Uebernohme zu- sammenhängenden militärischen Operationen, die heute hätten be- Schwesternationcn so hinderlich sei, könne vor allem durch das Kino(!) behoben werden, das die Anschauungen vom englischen Leben in die breitesten Volksschichten zu tragen geeignet sei. Der erste Film, von dem man glaubt, daß er einer solchen Auf- gäbe gewachsen sei, hat jetzt das Licht der Welt erblickt. Es ist„Der Bigamist", der im letzten Winter in Nizza hergestellt worden ist. und dessen Vorbereitung 50 000 Pfund Sterling verschlungen haben soll. Die englischen Zeitungen sind voll von dem Stück, das gegen- wärtia in London abgerollt wird, und dessen Erfolg durch eine bereits auf mnerikamsche VerhälMisse zugeschnittene Reklame vorbereitet worden ist. Ein sittenstrenges Warenhaus. In den Spuren der Landes- väter der„guten alten Zeit", die ihren Untertanen unter strengen Strafandrohungen vorschrieben, wie sie sich zu kleiden hätten, man- delt die Verwaltung der amerikanischen.Marshall Field-Company", eine der größten Warenhausfirmen der Union , die schon kürzlich ihren weiblichen Angestellten,, die das Haar kurz geschnitten tragen, die sofortige Entlassung ange- kündigt hatte. Jetzt hat die Direktion einen neuen Ukas erlassen, der im In- teresse der„Erhaltung der Zucht, Sitte und Ordnung" das Folgende verfügt:„Das Tragen von Kleidern mit kurzen Aermeln, ausge- schnitten«» Blusen, kurzen Röcken und Wadenstrümpfen ist in der Arbeitszeit streng untersagt. Ebenso sind auffällige Frisuren und Kleider mit Bändern oder Spitzenbesatz zu vermeiden." Wie aus zahlreichen Zuschriften hervorgeht, nahmen die An- gestellten besonderen Anstoß an dem Verbot, kurz geschnittene Haare zu tragen. Sie weisen darauf hin, daß Frauen ihre Haare nicht in gefallsüchtiger Absicht kurz abschneiden, sondern daß dies in der Hauptsache zu dem Zwei� geschieht, den Kopf ftisch und küht zu erhalten, weil das der Gesundheit zuttäglich ist.
Dem Münzkabinett deS Kaiser-Friedrich. Museums ist ein große» Vermächtnis zugesallen, die Münzensammlung seines verstorbenen Direktors Drefsel. Es sind an 2000 zumeist antike, vorwiegend römische Münzen, Bleimarken u. dergl. Gleichzeitig tonnte da» Kabinett eine größere Anzahl antiker mittelallerlicher und neuzeitlicher Münzen lausen. Deutsche tvewerbescha« München 1DSS. DaS rege Interesse an der Deutschen Gewerbeschau und der Wille zur Mitarbeit sand einen starken Ausdruck auf der 25. Delegiertentagung des Verbandes Deutscher Kun st gewerbevereine, die kürzlich in Coburg statssand. Der Delegicrtentag embiahl„den Vereinen dringend die vollwertigste Beschickung der Gewcrbeschau München , um im Auslande den Ruf deutscher Arbeit neu zu sichern und im Inland den Antrieb zur Werlarbeit nachhaltig zu steigern'., Kürschners Sechs- Zprachen. Lexikon(Deuttch. Englisch . FranMsch- Jtali enisch« Sp anisch-Lateinisch) ist soeben in 4. vermehrter und verbesserter Auslage(Berlin . Hermann Hillger Verlags erschienen. Außer dem Wörter- buch der sechs Sprachen, enthält das Buch ein sechssprachiges Lexikon geographischer Benennungen und Personennamen, eine Sammlung geflügelter Worte, Sentenzen u. dergl. in süns Sprachen, sotvie eine Ab- Handlung über Geschichte und Eigenart der fremden Sprachen nebst Verzeichnis der gebräuchlichsten Abkürzungen.(Preis: Gebunden m Halb- uinenband bö R., in Sanzleinenband 70 R.