Mgeorüueter öurlage f Jim Donnerstag abend ist her zweite Vorsitzende der Zentrums- partes Reichstagsabgeordneter Lhnord B u r I a g e, nach mehrwöchiger Erkrankung im Elisabethstift in Berlm-Moabit g e st o r- den. Mit ihm oerliert die Zentrnmspartei kurz nach dem Tode Hitzes und Trimborns einen weiteren hochangesehenen Führer. Vurkaze, der am 25. November 1857 zu Huckelrieden in Olden- bürg geboren war, hatte es als Richter schon im Jahre 1907 bis zum Reichsgerichtsrat gebracht. Er hatte dcni Reichstage bereits von liJ'JS bis 1907 angehört und trat wieder in das aktive parlamentarische Leben bei den Wahlen zur Verfassungsgebenden Nationaloersammlung ein. Lls eine juristische Autorität allgemein anerkannt, beteiligte er sich für die Zentrumsfraktion in hervor- ragendem Matze an den Ausschutz- und Plenardebatten über die neue R e i ch s v e r f a s s n n g. Vurlage gehörte mit Wirch, Becker, Giesberts und anderen zum linken Flügel der Zentrumsfraktion. Sein Name wurde wiederholt, so zum Beispiel bei der letzten Neubildung des Reichs- kabinetts, für den Posten des Reichsjustizministers genannt und be- sonders die Sozialdemokratie hätte eine solche Ernennung lebhaft begrüßt. Denn Vurlage erfreute sich in allen Koolitionsparieien durch sein aufrechtes und bescheidenes Wesen einer besanderen Sympathie. Cr, der in früheren Jahren eher der konservativen Richtung des Zentrums angehörte, hatte sich in wirklich auf- richtiger Weise auf den Boden der neuen Tatsachen gestellt und scheute sich nicht, im Gegensatz zu manchem anderen bürgerlichen Politiker, für seine republikanisch« Ueberzeugung einzutreten. Bei der letzten großen Reichstagsdebatte über das Vertrauensvotum für die Regierung Wirth wurde ein außerordentlich heftiger Wortwechsel zwischen ihm und dein Grafen Westarp vielfach beachtet. Aber nach charakteristischer für die ausrechte Art des leider zu früh verstorbenen Zentrumsführers war eine Szene, die sich in diesem Frühjahr im H a u p t a u s s ch u tz des Reichstages ereignete und die lebhaftes Aufsehen unter den anwesenden Abgeordneten hervorrief: Ein führender deutschnationaler Abgeordneter hatte sich in der üblichen Weise über die Verhältnisse in der Republik „entrüstet" und die„gute, alte Zeit" verherrlicht. Da meldete sich Burlage zum Wort und in immer steigender Erregung gab er dem Lobredner der Mon- archie etwa folgende vernichtende Antwort: „Auch ich bin Monarchist gewesen, überzeugter Mon- archist, und ich hätte mir bis zum 10. Noveirlber 1918 für den monarchistischen Gedanken den Schädel einschlagen lassen. Als ich aber an diesem Tage in Leipzig sah, wie plötzlich niemand mehr den Mut halle, sich zur Monarchie zu bekennen, da packle mich ein unwiderstehlicher Ekel: dieses erbärmliche Schauspiel hat mich zum überzeugten Republikaner gemacht. Und Sie mögen jetzt sagen was Sie wollen, dos spielt alles keine Rolle mehr: in meinen Augen bleibt die Tatsache ausschlaggebend, daß ■ich im Augenblicke der Gefahr alle Monarchisten verkrochen. Im übrigen sollte mon nicht vergessen, daß vor allem die pr e u tz i s ch e Monorchie jeden Maßstab verloren hotte. Jeden Tag erfüllt es mich mit Zorn, wenn ich den Restaurationssool des üeichtstoges betrete und an der Decke das gemalte Hohenzollern - tappen sehe mit den Worten des Psalmisten als Devise: Sub urnbra . larurn tuarurn protege nos(Im Schatten deiner Flügel beschütze ms ). Diese Wort«, die der Psalmist auf Gott gedichtet, die ließ "as preutzische Königshaus mit Bezug auf sich selbst unter den cichsadlcr setzen. Jeder aufrichtige Christ mutzte sich über diese unerhörte Blasphemie auf dos Tiefste empören!" Aus den ganzen Haupta*sschutz machten diese Worte, von denen »dor� merkte, dotz sie aus innerster Ueberzeugung ge. »rochen waren, einen outzerardentlich tiefen Eindruck. Und es wagte auch kein Deutschnationaler, dem Abgeordneten Burlage zu erwidern.
Ganz was anöeres... Ter Vorkämpfer für Schwarzrotgold. Herr Wull« kann für sein gestriges Abendblatt kein anderes „politisches Ereignis" finden als das blamable Zugeständnis, daß unsere Darstellung, wie er sich im November 1918 glühend für die schwarzrotgoldene Farben eingesetzt hat, absolut zutreffend ist.(Oder sollte das„politische Ereignis" etwa die fettgedruckte Ve? kanntmachung auf der vierten Seite sein:„Der Klonte. Konzern steht da wie am ersten Tag«"?!) Natürlich fehlt es einem Mann, der sogar während vier Kriegsjahren die Feder nicht aus der Hand gelegt hat. nicht an Aucneden. Wenn Herr Wulle sich für die Farben so war das cbenSfi», etwas ganz anderes"
als ob er selbst die begangenen Verbrechen an der Existenz And Sicherheit des Staates nicht ernsthast zu verurteilen wünscht. Diese Verdächtigung der Milde macht sich besonders schön im Mund« von P a t e n i ch r i st e n. Die„Tägl. Rundschau" gehört zwar nur zu 59 Proz. der Deutschnationalen Partei an, die«ine.,Ver>- tiefung des christlichen Bewutztseins" erstrebt; aber die Deutsche Bolkspartei, der die andern 59 Proz. zugehören, hat gleichfalls in ihrem Programm unter Punkt 12 den schönen Satz::„Di« Deutsche Vvlksportei... steht im Christentum«inen Grundpfeiler deutscher Kultur und deutschen Volkslebens." Was ist denn nun eigentlich Christentum? Daß man die Milde perfide verdächtigt und die Barmherzigkeit mtt Füßen tritt??
schwarzrvtgvld begeistert, als wenn diese Farben nachher van den republikanischen Parteien—; Ärbeitek fi'ß UNÜ(BcfifttDOtett?. dem Wunsche des Herrn Wulle entsprechend- tatsächlich eingeführt U.» Uli v wurden. j Eine soeben vom preußischen JustizmlNlfter erlassene Herr Wulle gibt ferner bekannt, daß saine emsige Hintenrant-! allgemeine Bcrfüguna betreffend die Heranziehung von tätigkeit aus einen vor zurückzuführen sei. In der gleichen Nummer schreibt G r a
dem Kriege erlittenen Straßenbahnunsall> A r b e i t e r n zum Schüssen- und Eeschworenenamte, die der amt-
Re- v e n t l o w wieder einmal lang und breit, was ihm andere Leute van der Front berichtet haben, denn er, der ausgebildete Seeoffizier, hat ja auch selber niemals die Front gesehen. Nalllrlich euch wegen der mangelnden Dicnstsähigkeit... Wir haben an sich gar nichts dagegen, wenn die Deutschnationalen D. U.'s sich zur ge- meinsamen Arbeit an einem Organ zusammentun. Aber wenn diese Herren fortgesetzt behaupten, daß allein Juden während de? Krieges sich hinter der Front berumgedrückt hätten, und wenn sie sich als Spezi allsten in Frontangelegenheiten, wie in der Frage der Fronterdolchung aufspielen, sa werden wir allerdings immer wieder auf ihr Heimatheldentum hinweisen.
Der Borstand der Sozialdemokratischen Reichstags- Vaktion hat an die Zentrumsfraktion des Reichstages sal- gendes Telegramm gesandt: „Zu dem herben Verlust, den die Zentrumspartei durch den Tod des allgemein verehrten Abg. Burlage erlitten hat, spricht seine ausrichtige Teilnahme aus der Borstand der Sozialdemokratischen Reichstagssraktion. I. 21.: Wels."
Vertiefung ües christlichen Sewußtfeins. In den wüstesten Tönen hetzt die..Ostprmßische Zeitung" gegen die Hilfelei itu iz an Das hungernde Rußland . So lesen wir in Nr. 385 unter der Ueberschrist:..Keine Hilf- an die Sowjet- regierung": Jetzt soll Europa helfen, um die B a n d i t e n r e g i e r u n g aufs neue gegen das russische Pol? zu stützen! Das und nichts anderes bedeuten die„Evolutionen" der Moskauer Herren. In die Dörfer und Steppen wird kein Pfund Brot gelangen, keine Me- dikamente, feine Kleider, sondern olles wird— wie schon früher — an den Händen der Kommissare von Petersburg und Moskau kleben bleiben. Eine Hilfe an die Sowjetregierung bedeutet ein verbrechen am russischen Volk, die Unterstützung der Halunken, die Ruß- land an den 2lbgrund gebracht haben, und damit die S.'äzzunz des Bolschewismus in Deutschland . Keine Hilfe der Sowjetregierung. dies wäre ein verbrechen am deutschen und am russischen Volt. Die„Ostpreutzische Zeitung" ist ein Blatt der D e u t s ch n a t i n. nalen Bolkspartei, deren Programm unter Punkt 13 dekla- inietl: Bon der Vertiefnna des christlichen Bewußtsein« erwarten wir die sittliche Wiedergeburt unseres Volkes, die eine Grundbedinaung seines politilchen Wiederousstiegs ist. An der lebendiaen Aufnahme der chlist'.ich-religiösen Kräfte hängt... die Gesundheit des Staates. Hier erfahren wir nun, was in der Praxis unter„Vertiefung des christlichen Bewußtseins"(oder sollte es etwa„Berfierung" des christlichen Bewußtseins heißen?!) und„lebendige Aufnahme der christlich. religiösen Kräfte" verstanden wird. Was würde wohl Jesus von Nazareth zu derartigen„Befennern" seiner Lehre, der über olles gehenden Nächstenliebe, gesagt hoben?! Die„Tägl. Rundschau" tobt über den Reichspräsidenten Genossen Ebert, weil er die Z u ch t h a u S u r t« il e des Sondergerichls Naumburg in Gefängnis umgewandelt und das Strafmaß h>Jtabge» setzt hat. Wir lesen da: Die völlig ungerechtfertigten Strasnachlaffe des Reichspriidenten geaenüber gerichtsnotorischen Hochverrätern, Mordbrennern und Plünderern müssen mit Verwunderung aufgenommen werd-m. Wer hier entgegen den bisher für staals- notwendig erklärten Strasverordnnngen offenbar aus parteipolitischen Gründen Milde walten läßt, erweckt den Anschein,
liche Preußische Pressedienst mitteilt, hat für die Oessentlichteit in vielen Punkten Interesse. Es heißt hier: Durch die Verordnung vom 12. Juli 1921 ist mit Wirkung vom 1. August an das Tagegeld für Schöffen unjZ Ge- schworene auf 30 M„ die Uebernachiungszulage auf 20 M. erhöht worden. Die Erhöhung soll, wie in der Vorlage an den Reich.-- rat hervorgehoben ist, dem Zwecke dienen, allen Kreisen drt; Bevölkerung, insbesondere auch der Arbeiterschaft, mehr als bisher die Teilnahme an der Rechtsprechung zu ermöglichen. Daß Arbeiter und ihnen gleichstehende Persanentreise in weitem Umfange zu dem Amte eines Schöffen und Geschworenen herangezogen werden, ist nicht nur deshalb wichtig, damit das Ge- fühl der Zurücksetzung in dieser Beziehung verschwinde, sondern es würde dadurch auch bewirkt werden, daß den Teilen der Be» völkerung. die heute der Rechtsprechung in Strafsachen fremd, wenn nicht mißtrauisch gegenüberstehen, mehr als bisher ei» Einblick in die Strafrechtspflege gewährt und sa ein gerechteres Urteil über das Wirken der Strafgerichte ocr- mittelt, zugleich aber auch ein tieferes Interesse und Verständnis für die Aufgaben der Stralrechtspflege geweckt wird. Das Miß- trauen der Arbeiter gegenüber den Strafgerichten wird um sa eher schwinden, je mehr sie Leute aus ihren eigenen Reihen auf den Bänken der Schöffen und Geschworenen sehen. Schließlich wird es ouch der Tätigkeit der Strafgerichte selbst zu einem wesentlichen Nutzen gereichen, wenn Angehörige der Ar. beiterschaft in den Strafgerichten die Gesichtspunkte zur Geltung bringen, oon denen aus die Arbeiterschaft die Ge» schehnisse des täglichen Lebens betrachtet. Aufgabe aller bei der Auswahl der Schöffen und Geschwore- nen mitwirkenden Stellen wird es sein, diesen Erwägnugou Rech- nung zu tragen. Der preußische Minister des Innern hat auf An- regung des Justizministers hin an die B e r w a l t u n g s- beamten, die im Ausschuß an der Auswahl der Schöffen und Geschworenen teilnehmen, die Weisung ergehen lassen, im Sinne einer gleichmäßigen Verteilung der Schössen und Geschworenen auf alle Bevölkerungsschichten, insbesondere auch die Arbeiter» s ch a f t, hinzuwirken._ Wir haben zu viel Solöaten. Von der Gauleitung Brandenburg des Deutschen Landarbeiter- oerbandes wird uns mitgeteilt: Auf dem Gute Paretz b. Ketzin , Kreis Osthavelland , sind während der Ernte neun Reichswehr - s o l d a t« n aus der Garnison Potsdam beschäftigt. Der Besitzer brüstet sich bei jeder Gelegenheit damit, er bekomme so viel S o l- baten, wie er haben wolle. Die Soldaten erhalten ihre vollständige Löhnung und Verpflegung von der Gar» nison, außerdem noch einen recht angemessenen Arbeitslohn. Arbeitslose dagegen, welche um Arbeit nachfragten, erhielten den Bescheid, es werden keine Arbeiter eingestellt. In der Stadt Ketzin , die 29 Minuten von Poretz entfernt liegt, sind ge- nügend arbeitslose Landarbeiter, welche Arbeitslosen- umerstützung erhalten. Wir fragen nun: ist dem Herrn Reichswehrminister bekannt, daß Soldaten zur Ernte in Privatbetrieben oerwandt werden und Arbeitslosen die Plötze wegnehmen, oder ist dieses nur von dem Garnisonkommandanten von Potsdam genehmigt?
Schweigeabteile für Traumenöe. Im„Kunstwort" hat jüngst ein Schriftsteller, um einem drin- genden Bedürfnis abzuhelfen, den Borschlag gemacht, die Eisenbahn möge doch für alle jene, die während der Fahrt von niemandem belästigt sein wollen,„Schweigeobteile" einrichten, und die„Erschütterten, Sinnenden, Träumenden, Lesenden werden donkbor sein". Mit der Erfüllung dieses Wunsches wäre dann der 2lnsong zur Umwandlung unserer Eisenbahnzüge in rollende Trappisten- tlöfter gemacht, weil auch in diesem Orden niemand sprechen darf und ewiges Schweigen herrscht. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, die Abteile zu spezia- afteren. Zum Beispiel kann man sich sehr gut vorstellen, daß auch ..Säuglingsabteilungen" eingeführt werden, die natürlich nicht neben den Echweigeabteilen liegen dürften, weil ein Säugling wohl einen Träumenden, dieser aber nicht einen Säugling stören kann. Auch„Abteile für Stark- und Kettenraucher" wären zu emp- fehlen: sie müßten mit besonders gut funktionierenden Ventilatoren ausgestattet werden. Den Vereinen für Luft- und Sonnenbäder würden wir emp- fehlen, eine Eingabe um Einrichtung von Abteilen zu machen, in denen man, lediglich mit einem Badetrikot bekleidet, während der Fahrt sein Luftbad nehmen kann. Auch die Athletik- und Turnvereine hätten wohl ein Recht zu verlangen, daß man eigene Turnhallenwagen baut. Dasselbe können und werden natürlich alle Filmenthusiasten von der Eisenbahn verlangen, vielleick), unter dem Stichwort: Her mit den Kintop-Spezialzügen! Ein äußerst sinniger Wunsch wurde uns oon dem Mandalinen- klub Zittergras unterbreitet, den wir wiederum an die Bahnver- waltung weitergeben wollen, nämlich„Musik-Spezialnbieilungen" oder-Wagen einzurichten. Was dem„Erschütterten" oder„Trän- menden" recht, muß dem„Zitterer" oder„Klompser" billig sein. Diese Abteile gehören am besten unmittelbar hinter die Maschine, damit einmal Führer und Heizer auch etwas musikalische Freude ln ihr Leben bekommen und damit dem Träumenden, wenn er sich mit Rabindranoth Tagore» Weisheiten schweigend und erschüttert beschäftigt, nicht etwa da» schöne Lied:„Futsch i» futsch un hin is hin" dazwischensährt. Der prächtigste Vorschlag aber wird zweifellas von dem„Tcu- toyischen Zentralklub zur Forderung arischen Bevölkerungs- p.iwochsee" gemacht. Der Zentralklub fordert nämlich zur Züchtung einer nciideutschen Rasse weitgehende staatliche Unterstützung und von der Bahn eigene Hochzeitsabteile. Die Tapeten dieser Abteile müssen Hakenkreuzmuster aufweisen. Decken, Teppiche, Handtücher und Bettzeug müssen in Schwarz-Weiß-Rot gehalten sein. Ferner hat für diese Abteile ein arischer Ingenieur bereits eine großartige Erfindung gemacht. Es ist ihm nämlich gelungen, ein kleines Grammophon zu ersinnen, das man jehr gut in ein Wasserleitungs-
rohr einbauen kann. Wenn also der junge Ehemann in dem Kabin- chen sich erfrischen will und den Hahn aufdreht, ertönt dazu in sanf- ien Klangen das schöne Lied: Heil dir im Siegerkranz! Man kann der Eisenbahnleitung die Einrichtung derartiger Abteile nicht warm genug ans Herz legen. Auf diese sinnreiche und angenehme Art kann man mit der Zeit alle Eisenbahnzüge in Spezialabteilungen einteilen, damit nur jeder Deutsche wieder sa recht hübsch allein für sich seinen Spleen pflogen kann. Jan Ewert. Die Trössnung des S6)loßmuseums. Am 1. September wird das Berliner Schlaßmuseum im alten Schloß eröffnet werden. Am 5. September wird dann im Weißen Saale die Ausstellung alter Bucheinbände eröffnet, die der Jakob-Krause -Bund veranstalM. Erfreulicherweise hat es sich, trotzdem die Auseinandersetzung- von Staat und Krone in Preußen noch nicht durchgeführt ist, ermöglichen lassen, eine große Reihe der hervorragendsten Kunstwerke aus dem Besitz der Hohenzollern allgemein zugänglich zu machen. Es handelt sich da nicht nur um Stücke, die mit der Dekoration der Repräsen- tationsräume des Schlosses in so unlöslichem Zusammenhange stehen, daß ihre Entnahme einer Zerstörung des Raumbildes gleich- käme. Z. B. in der großen Bildergalerie, die erst kurz oor dem Kriege aufgefundenen 6 Mercier-Teppiche mit Bildern aus der Ge- schichte des Großen Kurfürsten. Oder das Silberbüfett des Ritter- saales. die pompöse Leistung Eosanders von Goethe. Aus dem Kunstbesitz des früheren Kaiserhauses kommen vielmehr auch Pracht- volle Dinge zur Ausstellung, die bisher nur wenige gesehen haben, wie vor allem die herrlichen Beauvais -Teppiche van Baucher, die man im Erdgeschoß gefunden hat. Dann kostbare Tapisserien Coypels mit Don-Quixote-Szenen, eine Gobelinfalge der Petersburger Manufaktur, eine Brüsseler Renaissanceserie nach Orley , eine andere von van der Barght. Diesen unschätzbaren Bildwirkereien reiht sich wertvolles Porzellan, viel Gutes an Möbeln und besonders bedeutendes Silber an, vor allem zwei Hauptstücke deut scher Goldschmiedekunst der Renaissance, die nun hoffentlich für immer aus Hohenzollernbesitz in den des Staates übergehen: der Koiserpokal Jomnitzers und der Diana-Pokal von Hans Petzoldt. Vor allem werden viele Bilder übernommen, z. V. die Frauenbildnisse Pesnes in der Braunschweigv Galerie, in der alten Kur- sürstenwohnung, wo der herrliche Porzellanbesitz de» Museum, aus dem 19. Jahrhundert von Schnorr v. Caroldsseld aufgestellt worden ist, aber auch älteres, von Lucas Cranach eine Passion, ein Sündenfall usw. Große höfische Bildnisse oon Silvestre, Weiisch u. a. fügen sich in den Gesamtzusammenhang, ebenso Schadows berühmte Prin- zessinnengruppe u. a. Die neue Sammlung wird in zwei Schichten zugänglich sein, an einer Reihe von Tagen der Oberslack mit den Schlütersalen, vom großen Eosander-Portal an der Schloßfreiheit her, wo der Eingang ist, an den anderen Tagen die unteren Räume. Der russische hungerschrecken. Der Berichterstatter eines engli. scheu Blattes hatte kürzlich Gelegenheit, einen russischen Freund zu sprechen, der im Mai Toms» verlassen und nach einer mühseligen Wanderung durch die Hungerdistritte Rußlands in diesen Tagen glücklich die deutsche Grenze erreicht hatte.
„Europa muß den Russen unverzüglich Hilfe bringen", erklärte der russische Flüchtling, für dessen unbedingte Glaubwürdigkeit sich sein englischer Freund verbürgen zu dürfen glaubt.„In vier oder sechs Wochen wird in Rußland die Regenzeit einsetzen; damit treten dem Lebensmitteltransport Schwierigkeiten in den Weg, die man als unüberwindlich bezeichnen muß. Schön im Mai waren wir uns in Sibirien klar darüber, daß eine Katastrophe im Anzüge begriffen sei. Dos ging aus der steigenden Zahl der Leute hervor, die aus den Wolgabezirben herbeiströmten und flehentlich um lleberlassung von Getreide baten. Jeder Tag brachte eine Mehrung der Zahl dieser ausgehungerten Unglücklichen, die erzählten, daß sich die Bevölkerung der Gouvernements Orenbura und Uta zur Auswanderung rüste. Man nannte die bettelnden Leute..MeseHnetchti", d. h. Leute mit Sacken, da ja jeder Mann und jede Frau einen Sack auf dem Rücken trug, der zur Ausnahme des eingehandelten Getreides bestimmt war. Ein typisches Beispiel für die Not dieser„Sackleute" bildet der folgende Fall. Ein junger Mann van 19 Jahren und ein Mädchen von IS Jahren kamen in meine Wohnung und baten inständig, ihnen eine Kruste Brot zu geben. Sie sagten, daß sie ihre Eltern und die jüngeren Geschwister in einem Hunderte von Meilen entfernten Dorf des Gouvernements Simbirsk zurückgelassen hätten, und gaben der Hoffnung Ausdruck, daß der kleine Vorrat von Kartoffeln, der sich bet ihrer Abreise im Hause befand, ausreichen würde, um die Familie bis zu ihrer Rückkehr am Leben zu erhalten. Das Mädchen trug in ihrem Sack ihr Sonntagskleid, den Nack mit den breiten Stteisen, der das kostbarste Besitztum eines jeden russischen Bauernmädels bildet. Sie hatte ihn mitgebrocht, um ihn gegen Getreide eirzutauschen und hottte dafür ein halbes oder, wenn sie Glück hätte«in ganzes Pud (ISlü Kilogramms Bratgetreide zu erhalten. Aus jedem Bahnhof der Eisenbahnstrecken drängten sich Haufen von Leuten, die um Nahrungsmittel bettelten. Kleine Kinder kriechen auf dem Boden der Wagenabteile herum, in der Hoffnung, ein paar Brotkrumen, die die Reisenden vielleicht fallen lassen haben, zu finden, und wenn sie eine Krume erspäht haben, stürzen sie sich mit der Gier halb verhungerter Tiere daraus." Zum Jiiteudanten beS Hannoverichen cver«- und Schaulpiel- kuinle». die au« Staats- in Sfadlbefitz iiberaeaannen find, wurde Dtrettor Krünwal», der frühere Leiter fici Berliner Deutschen Künstler- IhcaterS, gewählt. »ettflng zwiscken Vrieftoube und fllugieug. vom Flugplatz der>2tadt Portland in Oregon fand lüraliib ein Vettslug zwischen einen, Flugzeug und einer Anzahl lehr lelstUnaSsäbiger vriestouben statt. Der Flugweg, ded dem mon den Tauben zehn Minuten vorldrung ließ, ging nach San Franzi««. Während aber das Flugzeug den Weg w der kurzen ZeN non 5 Stunden?? Minuten zurücklegte, kamen die Tauben erst am nächsten Tag in San Franziska an. Jnternationnker Drugädieii. Wettbewerb. Der iranzöfische Theater. keiter Antoir-e ist von der Regierung aulgeiordert worden, einen inter - lialionaleu Wsttheirerb iiir Bühiieiidichtec zu organisieren. Das zu klönende Stück mutz eine Tragödie lein und-oll in einem eigen« erbaute» ftreiluit-
tbeater in der Räbe de« Stadions während der Olympischen iu Poris las« ausgeführt werden.
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«in oktgriechikcher Tempel wurde b« den in Silyon Wriechen. land) vorgenommenen Ausgrabungen bloßgelegt. C« war ein mußer wahrend der Römerzeit zerstörter Tempel j» dorische« Stil, ba vahrschewllchkeit»ach der«rtemi» geweiht w«.