chumsnes de Leon Serichterftatter. Paris , IS. August,(havas.) ZW. der derzeitige Präsident des Völkerbundrakes. hat Ouinones de Leon, den Vertreter Spaniens beim völkerbundrat. ersucht, das Amt des Berichkerstal- kers in der außerordentlichen Sitzung des Völkerbundrates am 29. August in Genf anzunehmen. Jeder Besprechung des Bölkerbundrotes geht eine möglichst voll- ständige und möglichst unparteiische Prüfung der Angelegenheit vor- auf. Zu diesem Zwecke beauftragt der Präsident für jede Angelegen- heit, mit der sich der Bölkerbundrat besaßt, ein Mitglied, einen Bs- richt vorzubereiten, der dazu bestimmt ist, den Mitgliedern des Rates alle Auskünfte und Aufklärungen zu liefern, die sie im Laufe der Besprechungen nötig haben könnten. Bei der Eröffnung der Sitzung verliest der unterrichtete Berichterstatter seinen Bericht, der sogleich an alle Mitglieder des Dölkerbundrats verteilt wird. Nach Beendigung des Berichts findet dem Falle entsprechend entweder sofort eine Besprechung statt, oder sie wird auf ein spteres Datum sofort eine Besprechung statt, oder sie wird auf ein späteres Datum rates die Möglichkeit zu geben, den Bericht einer gründlichen Prü- fung zu unterziehen und vom Berichterstatter gegebenensalls vervoll- ständigtc Auskünfte zu erbitten. Nach dieser eingehenden Prüfung der Angelegenheit sprechen sich dann die Mitglieder des Völkerbund - rates aus. Botschafter Ouinones de Leon Hot seine Karriere in Paris ge- macht und gilt nach„Esteuropa" als außerordentlich franzosenfrcund- lich. Seit 11. August 1318 war cr Botschafter in Paris , im Juli 1320 Präsident des Bölkerbundes. Frankreich bearbeitet ihn schon. Paris , 13. August. (EE) Der„Temps" beglückwünscht Spa- nien dazu, daß es Gelegenheit habe, eine so wichtige Roll« in einer bedeutenden historischen Frage zu spielen, die gegenwärtig Europa beschäftige. Spanien könne endgültig dazu beitragen, die englisch - französischen Meinungsverschiedenheiten zu beseitigen, und den Friedensvertrag zu festigen: es sei ein glücklicher Umstand, daß diese Frage Spanien übertragen wurde zu einer Zeit, wo die spa- nische Regierung und das spanische Volk selbst einen Beweis ihres Patriotismus ablegen. Tics- und jenseits des Kanals. Paris , 13. August. (EE.) Dem„Temps" erscheint es wünschens- wert, daß der Bölkerbundrat die Angelegenheit anders studiere. als es der O b e r st e Rat getan Hobe, indem er sie mit neuen Augen betrachte.(Was, der Oberste Rat nicht mehr die Krone der Schöpfung? Red.)— Der„Jntransigeant" schreibt: Wenn in der oberschlesischen Frage eine unbefriedigende Lösung gefunden würde. was wahrscheinlich sei, so werde Oberschlesien doch nicht Frankreichs (?) Elsah-Lothringen werden, weder vom politischen noch vom Gcfühlsstandpunkt aus, dürfe die oberschlesische Frage die Haltung Franbrcichs bestimmen. Oberschlcflcn sei nur«in Zwischen- fall in der französischen Geschichte. Warum sollt« man sich den Kopf an einer Mauer einrennen, die man nicht umstürzen könne? Wenn die Lösung der oberschlesischen Frage nicht den Wünschen Frankreichs entsprechen würde, so mühte man, um eine Drohung im Osten un- schädlich zu machen, die von Clemenceau verteidigte Auffassung wieder aufnehmen und an den Rhein zurückkehren(man ist doch da! Red.), der die wirtsamste Garantie für die Sicherheit Frankreichs bleibe. London , 13. August. (EE.) Der„Daily Telegraph " schreibt, es errege in englischen Kreisen große Ueberraschung, daß man in Frank- reich den von Lloyd George ausgesprochenen Gedanken nicht geneigt sei, daß das ganze oberschlesische Problem von Anfang an von einem unparteuschen Schiedsgericht oder von einer Gruppe von Schieds- richtcrn beroten werde: es verursach« in England Unruhe, daß Frankreich die Abmachungen der Flnatizmlnlslsr nicht anerkennen will(wonach Frankreichs Befatzungskosten durch die Saargruben bezahlt sind! Red.). Es berühre in London seltsam, daß man die Vollmachten Doumers in letzter Stunde als ungültig erklärte. Wollte Frankreich die Abmachungen der Konferenz der Finanz- minister tatsächlich nicht anerkennen, so könnten gefährliche Konflikte entstehen. Tie getrossenen Vereinbarungen würden erschüttert werden, ja, das ganze Abkommen könnte hinfällig werden. Die warschauer Verschwörungsaffäre. Warschau , 19. August-(OE.) Das angebliche Komplott der„De- fensivo", der politisch-militärischen Geheimpolizei, zieht weitere Krdse: die Rechte nimmt für die Zivilpolizei Partei, während die linke Presse die militärische„Defensive" verteidigt, da sie den Kreisen um Pilsudski nahesteht. Der Kernpunkt der Angelegenheit ist solgen- der: die militärische Defensiv« widerstrebt ihrer vom Ministerrat bc- schlossenen EntMilitarisierung und Unterstellung unt-er den Innen- minister, und versuchte daher durch Aufdeckung von Uebergrissen, Korruption und einer„Verschwörung" g:gen den Kriegsminister und den Staatsches, deren die Zivil„des«nsive" schuldig sein soll, diese zu lompromittieren. Daraushin«folgten die Verbastungen und die De- Mission von 70 Beamten der, Zivil„defensioe". Die Zwei verhafteten„Defensiver" sind wieder auf freien Fuß gefetzt worden. Herrn Korso nty soll von den britischen und italienischen B:- Hörden die Durchreise durch Obcrschlesi.en bei sofortiger Verhaftung und Ausweisung verboten worden sein.
Zlovd George an Sinnfein. London , 19. August. (WTB.) Im llnterhause erklärte Lloyd George bei Einbringung des Vertagungsantrages, da es wichtig sei, daß in Großbritannien , Irland und der Welt sich eine den Regie- rungsoorschlägen zur irischen Frag« günstige Meinung bilde, so seien diese ausführlich in dem an Devalera gerichteten Briefe, der am 14. August veröffentlicht wurde, dargelegt worden. Fall» die Bedingungen angenommen würden, so würden Verhandlungen folgen: die Ergebnisse würden dann in einem dem Parlament zu unterbreitenden Gesetze niedergelegt werden. Sollten die Bedin- gungen wider Erwarten abgelehnt werden, so werde die Regierung genötigt sein, nach Beftagung des Parlaments Schritte zu ergreifen. Lloyd George schloß mit der Ausforderung an die Sinnfeiner, lieber die Bedingungen anzunehmen, als neuen Streit zu entfachen. Im Oberhau je erklärt« Lord E u r z o n, die Regierung habe Irland alles angeboten, was gegeben werden konnte, ohne die Sicherheit des Reiches, die Souveränität der Krone und die Einheit des britischen Reiches zu gefährden. Das Land stehe felsenfest gegen «ine vollständige Abtrennung Irlands . Kein« Regierung könne dies gewähren, sie würde Bürgerkrieg in Irland und den wirtschaftlichen Ruin Irlands bedeuten. Der Lordkanzler erklärte: Wenn die D«'- Handlungen zusammenbrechen sollten, so würde man zu Feindselig- leiten gezwungen werden, in einem Maße, wie dies bisher niemals Irland gegenüber geschehen sei. Die Regierung werde vor keinnlei Maßnahmen zurückschreaen, die etwa notwendig werden könnten, um zu verhindern, daß ein wesentlicher Teil der britischen Inseln sich von der britischen Derfasiung lossage. Die Regierung st ehe oder falle mit dem. was sie angeboten habe. Die Enl- fcheidung, ob es angenommen oder verworfen werden solle, liege jetzt aus der anderen Seit«.
Nächtlicher Kronrat ia London . London , 19. August. (WTB.) Wie die Blätter melden, hielt der König vergangene Nacht um 2 Uhr einen Kronrat ab. Für heute nachmittag ist das Kabinett zu einer Sitzung«inberufen. London . 19. August. (WTB.) In Dublin ist gestern abend be- konntgegeben worden, daß das Cinnfeiner-Parlament die Antwort auf die Vorschläge der britischen Regierung am Montag in ge- heimer Sitzung erörtern wird.
l�elgolanö im Unterhaus. Laut„Morning Post" vom 10. August 1921 fragt« Abg. Sie« wart nach Angaben über die wirkliche heutige Lag« der Insel Hel- goland und ihrer Bevölkerung: ob die Bedingungen des Vertrags, durch den die Insel Helgoland an Deutschland ausgehändigt worden sei, nicht ausgeführt worden wären und ob Deutschland jetzt die In- sulaner mit Härte behandle und nicht den bei der Besitzübergabe ge- machten Versprechungen gemäß. Unterstaatssetretär Harmsworth erwiderte, die Insel Hcl- golnad sei ein Teil des Deutschen Reichs. Obgleich der Vertrag vom 1. Juli 1830, durch den die Insel an Deutschland abgetreten wurde, nicht ausdrücklich erneuert worden sei, habe er keine Mitteilung, welche zeigte, daß die besonderen B o r r e ch t e der Insulaner z u- rückgezogen seien. Es scheine kein Grund vorzuliegen, die Aufmerksamkeit des Obersten Rats auf die Angelegenheit zu lenken.
Nlorgengabe für Saranpa. Eine ungarische Regicrungsoerordnung bestimmt, daß das standrechtliche Verfahren auch bei jenen Verbrechen angewendet werden müsse, die auf dem Gebiet, das im Sinne de» Trianoner Vertrages von der serbischen Wehrmacht geräumt werden muß. seit dem 31. Oktober 1918 behufs Usurpicrung des behördlichen Wirkungskreises, der Errichtung. Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung einer gesehwidrigen Herrschaft begangen wurden. Diese Budapester Meldung des Ungarischen Telegraphen-Korr.- Bureaus vom 17. August ist erst am 19. August nach Berlin ge- langt, und zwar nicht durch das WTB», das sonst die täppischen Bersuche der Horthy-Band« zur Beeinflusiung des Auslande» weiterverbreitet! Man hatte wohl Bedenken, die beabsichtigt« Auf- hängung aller Republikaner durch das K ö n i g l i ch ungarische Militär hinauszuposaunen. Die südslawische Regierung hat die Räumung Baranya , be- schlössen. Italiener in Westungarn. Budapest , 19. August.(TU.) Gleichzeitig mit der Generalüber- nahmekommission wurde nach Oedenburg«ine Abteilung italienischer Truppen in der Stärke von 100 Mann entsandt, die in Westungarn bis nach der Uebergabe verbleiben wird.
Amerika fordert Schuldbekenntnis? Paris , 19. August.(DA.) T« Berliner Korrespondent der„Chi- cago Tribüne" erklärt, aus autoritativer Quelle unterrichtet zu sein. daß die deutsch -amerikanlschen Friedensverhandlungen in ein tri- tifches Stadium eingetreten seien, weil die amerikanisch« Regierung die Aufnahme der Erklärung in den Friedensvertrag fordere, daß Deutschland allein am Kriegsausbruch schuld sei. Würde das Kabinett Wirth diese Bedingung annehmen, so würde es sofort gestürzt werden, weil all« deutschen politischen Por- teien fordern, daß ein internationaler neutraler Gerichtshof die Archive aller kriegführenden Staaten durchforsche, um diese Frage zu klären. Die deutsche Regierung hoste, daß ein« Formel gefunden werde, die üb«r die im Versailler Frieden«nthallenen Bestimmungen üb« die Schuldsrage hinausgeht. Wenn dieses Hindernis zur Wieder- Herstellung normaler Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika beseitigt ist, dann müssen noch die unerledigten wirtschaftlichen Fragen erörtert werden. Washington , 19. August.(DA.) Vier New Porker Banken, die im Austrag der Reichsbani handelten, zahlten im Bankhause Morgan u. Cie. S Millionen Dollars auf da, Reporationskonto ein. Es ist die zweite Zahlung innerhalb zweier Wochen und dient da- zu, um einen der 20 Dreimonatswechsel, die Denstchlond der Re- parationskommisston übergab, einzulösen. Amerikas Abrüstung. Washingkon, 19. August.(EE.) Senator L o d g e, der bekannt- lich zum Delegierten auf der Abrüstungskonferenz ernannt wurde, hat am Donnerstag im Senat eine Rede gehalten, worin er erklärt, daß die Abstriche, die der Senat am Armee- und Marinebudget vor- genommen hatte, viel zu groß feien. Eine stark« Marin« sei für die Sicherheit Amerikas unbedingt notwendig. Man müßte 100 Mil- lionen Dollars ausgeben, um dos Schistsbauprogramm in angemefle- ner Zeit durchzuführen. Gegenwärtig sei jedoch«in« Sparsam- k e i t im Marinebudget gefährlich. Senator Lodge versicherte dem Senat, daß er auf de�s Abrüstungskonferenz rege Tätigkeit«nt- falten werde. Er werde für die gleichzeitige Abrüstung aller Staaten eintreten. London . 19. August. (WTB.) Aus Tokio wird gemeldet, der frühere Außenminister O k u w a erklärt«, die japanische Delegation auf der Washingtoner Konferenz müsse sich jedem Versuch wider- setzen, sich den in Versailles gefaßten Beschlüssen üb« die Insel Z)op und der Halbinsel Schantung anzupassen. Jedenfalls werde die „besondere Stellung" Japans in Sibirien , wo es 440 Millionen Pen angelegt habe, anerkannt werden müflen. vonöerlips Eindrücke. Berlin . 18. August. (WTB.) Frank. E. Banderlip. der Donnerstag von Berlin nach Prag abgereist ist, hat dem hiesigen Vertreter der„Asiociated Preß" u. o. erklärt: Deutschland arbeitet schwer. Von der Oberfläche aus gesehen, läßt vieles daraus schlie- hen, daß Deutschland sich«holt; unter der Oberfläche aber sind die nationalen Finanzen in einem heiklen Zustand. Es scheint keine Hoffnung zu bestehen, dos Budget ins Gleichgewicht zu bringen und neues Papiergeld muß andauernd hergestellt wer- den. Das wird dazu führen, die Preise weiter in die Höhe zu treiben, die Mark zu entwerten und die Stellung de? Regierung schwierig zu gestalten. Ich habe mit dem Reichskanzler Dr. Wirth und den führenden Ministern gesprochen und habe den Eindruck gewonnen, daß sie sich auf das ernstiichste bemühen, doch glaube ich, daß sie an einer Aufgab« arbeiten, die zu groß ist, vm erfolgreich gelöst werden zu können, und früh« oder später wird man ein« Aenderung oder einen Aufschub in den Reparationsforderungen eintreten lasten müssen.
Wilson kommt wieder? Nach«in« Meldung des Pariser „Eclair" dringt Senator King in Harding. Wilson zum Delegierten für die Abrüstungskonferenz zu ernennen. Der Gesund- heitszustond des früheren Präsidenten habe sich bedeutend gebessert. Schlacht in Kleinasien . Nach einer Radio-Meldung hat bei Bordium, 70 Kilometer südwestlich von Angara, eine Schlacht zwischen Türken und Griechen besonnen.
Dänemark Hilst Rußland. Kopenhagen , 19. August. (WTB.) Die Regierung hat be- schlössen, aus den Mitteln zur Abhilf« der Not in den vom Kriege verwüsteten Ländern für die Hilfsaktion in Rußland eine Summe zur Verfügung zu stellen. Zweck der Hilfsaktion ist, in Pek«sburg eine kw.derspeisung einzurichten, die, soweit möglich, unier der Leitung der Personen stehen soll, die seinerzeit an den gleichen dänischen Arbeiten beteiligt waren. Es wird beabsichtigt, damit in den ersten Septcmbertagen zu beginnen. Die Hilfe der Tschschoflowakei. Prag , 19. August. (EE.) Nach einer offiziellen Meldung hat der interministeriell« Ausschuß zur Hilfeleistung für Ruhland der Re- gierung vorgeschlagen, den tschechcslowakischcn Industriellen. die sich am Wiedcrausöau Rußlands beteiligen wollen, einen große- ren Betrag als G a r a n t i e vor bedeutenden Verlusten zu newähren. Es würde sich insbesondere um Interessenten an der Herstellung landwirtschaftlicher Maschinen und Eisenbahnmaterial handeln. Da- durch würde die ganze Hilfsaktion den unangenehmen Charakter einer mildtätigen Aktion verlieren, und die Tschechoslowakei würde industriell nach Rußland durchdringen. Konkrete Vorschläge werden der Regierung nach Anhören der industriellen und sinan- zielten Sachverständigen gemacht werden. » Der Vorstand der SPD. hat sich dem Vorgehen des All- gemeinen Deutschen Gcwerlsche.ftsbundes zur 5)ilfelciftung für Ruß land und Georgien angeschlostcn. Rumänische Behauptun-zeu. Pari», 19. August. (MTV.) Wie der„Temps" aus Buka rest mitteilt, gehen zahlreiche Banden halbverhungerter„Bolsche- misten" durch den Dniester, dessen Wasserstand jetzt sehr niedrig ist. Die Bande« greisen die-mmänuchen Grenzwachen an.(!) Wieder- holt ist es zu blutigen Zusammenstößen gekommen. Auf deutsch : Man schießt auf die Hungernden!
Die Stockholmer Konferenz. Stockholm , 19. August. (WTB.) In der Donncrstag-Vollver- sammlung der Interparlamentarischen Konferenz referierte über die Frage der Einschränkung der Rüstungen zunächst B r a n t i n g- Schweden (Soz.), der feststellte, daß zwischen der Interparlomen- tarischen Union und dem Völkerbunde keine Konkurrenz bestehe. Den Regierungen werde es leichter, die Zaghaftigkeit und Langsamkeit, die den Völkerbund seht kennzeichnen. zu überwinden,-wenn sie die Parlamente hinter sich hätten. Er be- antrage daher, daß die Union an der Lösung der so wichtigen Frage der Rüstungseinschränkung aktiv teilnehme. Schweden , Dänemark und China hätten sich schon verpflichtet, während der kam- Menden zwei Jahre die Rüstungsausgaben des laufenden Jahres nicht zu überschreiten. Branting lobte die Initiative der Vereinigte» Staaten in der Frage der Beschränkung der Rüstungen zur See.— T a n a k a- Japan erklärte, das japanische Volk wünsche lebhaft eine Abrüstung und hoffe, daß die Washingtoner Konferenz Erfolg haben werde. Gros Raoul Hamilton- Schweden äußerte sich zugunsten der Abschaffung der Militärdienstpflicht. Die Konferenz nahm schließlich den Antrag Branting an. Der frühere holländische Finanzminister Dr. T r e u b erstattete hierauf Bericht über die inter - nationalen Wirtschafts- und Finanzprobleme und den Völkerbund. Noch kurzen Ausführungen von Hermann Müller - Deutschland (Soz.) üb« die allgemeine Wirtschaftslage Deutschlands wurde ein« von dem Interparlamentarischen Rat vorgeschlagen« und von Dr. Treub unterstützte Resolution angenommen, detzufolge eine interparlamentarische Wirtschafts- und Finanzkommistion geschaffen werden soll, die die im Berichte Tr. Treubs erwähnten sowie ander« gleichartige Probleme studieren und bei künftigen Interparlomen- tarischen Konserenzen berichten soll. In der Frcitag-Vollversommlung wurde die Stellungnahme der Interparlamentarischen Union zu den internationalen Arbeits- konferenzen � weiter erörtert. Eine Resolution E n g b e r z- Schweden(Soz.) wurde angenommen.
Im Wandel der Zeiten. Der Tob des Königs Peter von Serbien ruft die Erinnerung an das Verbrechen wach, dem« seinen Thron verdankte. Damals haben eie Reihe von Großmächten der neuen serbischen Regierung die An- «kennung versagt, nämlich England, Frankreich . Deutschland und Italien . Rußland sprach zwar die Anerkennung aus, oerla igte aber die unbedingt« Bestrafung der Mörder. Ganz anders die t. u. k. ö st e r r.- u n g a r. Regierung. Das„Frcmdenblatt", dos osfiztöse Organ des Ministcrimns des Aeuß-rn, schrieb am Tage nach der Mordtot: Prinz Peter Kcrageorgiewitsch soll den Thron besteigen, und bis er«intristt, ist die Macht in den Händen des Ministers Awaku- mowitsch, der schon mehrmals in Kabinetten, die au» der liberalen Partei hervorgegangen waren, gewirkt und den man als einen Mann von festem Auftreten kennen gelernt hat. Es scheint, baß er die richtige Persönlichkeit ist, um in io stürmischer Zeit die Ordnung aufrechtzuerhalten und Serbien über das fo blutig eröffnete kurze Interregnum hinüberzuführen. Daß es rasch beendet werden kann und daß sich in Peter Karageorgizmitlch ein Nachfolger findet, der dem tief erregten Volte eine Grundlage zu einem neuen politischen Dasein bietet, ist unter den gegenwärtigen Ver- bältnissen noch als einigermaßen beruhigend zu betrachten. Man hat doch wenigstens die Hoffnung vor sich, daß eine neue Aera. auf der nicht Erinnerung vleliähriqcr erbitterter Kämpf« lastet. endlich Ordnung und Ruhe brülge. blachdein durch das Bcl- grader Verbrechen dos Haus Obrenowitlch so schrecklich geendet bar, haben wir keinen Grund, gegen die nalürlich« Lösung der Frage, vor die nunmehr dos Land gestellt'st, etwa? einzuwenden. Und Ministerpräsident K ö r b c r versichene, daß der Meuchelmord eine innere Angelegenheit Serbiens sei und daß jede ser- bische Regierung der allseitigen Sympathie gewiß sein könne. Wirklich erhielt Peter-chon zwei Tage nach seiner Dayl zum König die Anerkennung der österreichisch-ungarischen Regie- rung, die voll zärtlicher Worte für seine„edle Mission" war. Als freilich elf Jahre später die österreichisch-ung irische Regie- rung einen Vorwand ,'iir den Krieg gegen Serai.'» b-.aucbte cr- wachte die so lange zurückgel,'.li-n- Entrüstung über dos Morde». geschlecht der Karageorgiewitich und die„patriotische" Presse floß von Schmähungen gegen Peter und seine Mordgesellen über.
Letzte Nackrickten. Unglück in der Filmstadt. Auf dem Vorsührungsplatz der Lubitsch-Film-Gesellichoft in der Parkstraße in Steglitz ist gestern nachmittag gegen 2 Uhr eine dort aufgerichtete 15 Meter hohe indische Tempelanlage abgetragen worden. Plötzlich stürzt« die Pa- gode zusammen und begrub einen der dabei beschäftigten Arbeiter unter den Trümmern. A's man den Verunglückten hervorzog, war er bereit» t o t. Seine Persönlichkeit tonnte noch nicht festgestellt werden. Die Film-Gesellschaft hat die Kriminalpolizei um Unter- suchung des Falles gebeten, da sie annimmt, daß verbrecherische Hand« dabei mitgeMelt ßavea.