STc. 3�7 ♦ 38. Jahrgang
Seilage öes Vorwärts
Mittwoch, 2». August l�2?
was bedeutet den Irauen das Stadtparlament! Ein Mahnwort an die Gemeindewählerinnen«
Am IC. Oktober sollen die Frauen Groß-Berltnz wieder an die Wahlurne treten Sie sollen tre neue Stadtverordnetenversamm» fung der Stadtgcmeinde Berlin und die Bezirksverordnctenoersamm- lungen der 20 Derwaltunyebezirke wählen. Das bedeutet, daß sie die Politik, die in den nächsten vier Jahren in der Berliner Gemeinde- Verwaltung betrieben werden soll, selbst zu bestimmen haben. Die Wählerinnen tragen also eine außerordentlich große Verantwortung iur das, was in den nächsten vier Iahren auf kommunalpolitischem Gsbiet geschehen soll. 1 Die polllisch geschulten Frauen, die die Arbeiten der Stadtver- ortmetenoersammlung, die am 20. Juni 1920 unter den denkbar un. günstigsten Verhältnissen gewählt worden war, oerfolgt haben, wer- den nicht im Zweifel sein, welcher Partei sie ihr« Stimme geben, sie -uerden sozialdemokratisch wählen. Sie wissen, daß noch kein Stadt. Parlament jemals vor fo schwierige Aufgaben gestellt war wie das im vorigen Jahre gswählt«, daß auch noch keinem so große Schwie- rigkellen in seiner Tätigkeit bereitet wurden wie diesem von den rechts und ganz links stehenden Parteien. Jede praktische Arbeit wurde durch das Verhallen der Reaktionäre verhindert oder er- schwert, denn die äußerste Rechte wie die äußerste Linke machen die SPD. für Dinge verantwortlich, die sie selbst verschuldeten. Sie glauben damit die Aufmerksamkeit von sich abzulenken, wenn sie nicht die durch den verlorenen Weltkrieg verursachten Verhältnisse in Rechnung stellen, sondern ganz einfach uns die Schuld an den be- stehenden Verhältnisien zuschieben. Das ist so bequem wie es falsch ist und nur darauf berechnet, ungeschulle Wähler, wozu ja von jenen Leuten immer noch die Frauen gerechnet werden, für die Wahl ein» zufangen. Wie liegen die Dinge in Wirtlichkeit? Die Stadtgemeinde Berlin , eins der größten kommunalen Gebilde der Welt, ist nach langen kämpfen unter Mitwirkung der Sozialdemokratie zustande gekom- men. Die für dieses Gemeinwesen getätigte Wahl im Juni 1920 Halle den reaktionären Parteien bestätigt, was die Wahl im Fe- bruar 1919 schon gezeigt Halle: die bürgerliche Macht im Berliner Rathaus war gebrochen, die sozialistischen Parteien bildeten die Mehrhell in der Gemeindevertretung wie auch gegen das einheitlich« Äroß-Berlin, das sie gar zu gern wieder zersprengen möchten. Diesem �aß entsprang auch der von der Deutschen Volkspartei unternom» m?ne Schlag gegen das Stadtparlament, dessen Ungültigkeitserklärung ,i« durchsetzt«. Der chaß findet auch seine Entladung in Lügen und -chmähungen, die aus die Sozialdemokratte und ihre Arbeit losze- lassen werden, um sie im Vertrauen der Wählerschaft herabzusetzen. Sie werden in noch nie dagewesener Weise die Frauen umschwärmen, sich oolkefreundlich aufspielen und so oersuchen, sich in die Gunst der Frauen einzuschmeicheln. Wer die Arbell im Rathaus mitgemacht hat, kennt die Taktik der Leute, wer sie von draußen beobachtet hat, weiß ihre Lügen richtig einzuschätzen. Fest steht, daß unsere Fraktion mll dem festen Willen, alle» zu tun, was unter den gegebenen Verhältnissen für die arbei- tende Bevölkerung getan werden konnte, aber auch gellagen von dem hohen Verantwortlichkeitsgefühl gegenüber der Allgemeinheit, an die Arbell ging. Daß nicht alle Aufgaben erfüllt werden tonnten und daß wir auch solchen Anllägen unsere Zustimmung geben muß- ten, die die mlnderbemlttelle Bevölkerung belasten mußten, haben wir schmerzlich genug empfunden. Doch jene Parteien, die jetzt gegen die sozialdemokratisch« Mehrheit, die in Wirklichkeit keine mehr ist, ankämpfen, hätten auch nicht anders handeln können, denn wir be» finden uns in völlig unnormalen Verhältnissen. Jede Hausfrau weiß, daß man Ausgaben nur dann machen kann, wenn man die Millel hat. Deshalb hat auch unsere Fraktion nie mehr versprochen, als sie zu erfüllen für möglich hielt. Der 16. Oktober wird nun dar- über entscheiden, ob im Berliner Rathaus eine Mehrhell einziehen soll, die den Forderungen der minderbemittelten Bevölkerung, soweit es möglich ist, Rechnung trägt, oder ob Parteien ausschlaggebend sein
werden, die dem Volk« seine mühsam erworbenen Rechte nehmen und die Anfänge zu einer Besserung wieder oerschütten werden. Berlin braucht nicht nur ein« sozialistische Mehrheit, sondern auch die Erhallung des einheitlichen Groß-Berlin. Das müssen sich die Frauen klar vor Augen hallen: zur Erfüllungder sozial. politischen Forderungen brauchen wir auch Vertreter im Stadtparlament, die diese Forderungen ihrer Erfüllung näher bringen wollen. Darum muß auch das Interesse der Frauen an den Stadt- und Bezirksverordnetenwahlen ein äußerst lebendiges fein. Sticht Gleichgültigkeit oder Verärgerung über dies und jenes, was unerfüllt blieb, darf die Aufklärungsarbeit hindern, sondern der Glaube an unsere Zukunft, das Vertrauen zu uns selbst, zu unserer Sache muh uns befähigen, diesenigen für diese für die weiter« Entwicklung Groß-Berllng so wichtige Wahl zu interessieren, die uns noch fern stehen. Den Wählerinnen muß klar gemacht werden, daß sie viel unmittelbarer als in Staat und Reich von der Politik der Gemeinde berührt werden. Deshalb ist es wichtig, daß Frauen und Männer den Haushalt der Gemeinde gemeinsam leiten, wie auch der Familienhaus- halt durch die Gemeinschaft von Mann und Frau geführt wird. Auch im Haushall der Gemeinde wie im Fa- milienhaushalt fällt der Frau die Aufgabe zu, für Behaglichkeit zu sorgen, sich um das Wohl und die Erziehung der Kinder, um die Pflege und Unterbringung der Kranken und Schwachen, um die Fürsorge der Unmündigen und Entgleisten zu kümmern. Die W o h- nungs- und Erziehungsfragen und ihre Lösung erfor- dern nicht nur das Interesse der Frauen, nein, auch ihre warmherzige, tatkräftige Mitarbeit im Rathaus und in den Verwaltungsbezirken. Das große Gebiet der Wohlfahrts- und Jugendpflege erfordert noch gründlichen Ausbau. Verhe'ßende Anfänge dazu sind vorhanden, sie zu vollenden war der 1920 gewählten Vertreterschaft der Ber - liner Bürgerschaft nicht möglich. Von der Zusammensetzung des neuen Parlaments wird es abhängen, ob auf dem betretenen Wege vorwärts geschritten wird oder ob man bei Lösung der sozialen Auf» gaben auf halbem Wege stehen bleibt. Die bürgerlichen Rechtsparteien sind Feinde jedes sozialen Fort- schritt?. Sie haben dem um seine Freihell schwer ringenden Volke Schwierigkellen übergenug bereitet, um es nicht hochkommen zu lassen, sie werden auch jetzt den Anlauf nehmen, um in Groß- Berlin wieder zur, Herrschaft zu gelangen. Das muß durch die Frauen verellell werden. Berlin mll seiner starken Arbeiterbevöl» kerung braucht zur Erfüllung der Aufgaben der Kommune eine so» zlalisttsche Mehrhell im Rathau», es braucht die Mitwirkung weller Beoölkerungstrrise an der Lerwallung, aber keine Bevormundung durch jene Volkskreise, die immer noch meinen, das Volk müsse von ihnen beherrscht werden. Das Volk steht aber nicht hinter jenen bürgerlichen Parteien,, die in S Fraktionen 100 Mandate haben, auch nicht hinter jener Gruppe kommunistischer Weltrevolutionäre mit 23 Mandaten, die Masse des werktätigen Volkes steht hinter der Sozialdemokratie, welch« keine Demonstrationspolltik betreibt, son- dern in organischem Aufbau den Interessen der gesamten werttätt- gen Bevölkerung dient. Der Wille der Mehrheit des Voltes nach einer sozialistischen Mehrheit im Rathaus und In den Verwaltungsbezirken muß am 16. Oktober klar zum Ausdruck kommen. Deshalb gill es, die Zeit bis zur Wahl zu nützen, um die politisch ungeschulten Frauen zu bewußten Wählerinnen zu machen, die Verärgerten und Gleichgültigen aufzurütteln, sie zu überzeugen. daß Abseits stehen unsere Sache nicht fördert. Jede Frau, die eine freiheitliche kommunale Vorwärtsentwicklung in Groß-Berlin will, muß am 16. Oktober sozialdemokratisch wählen! Martha Hoppe.
Die neue polizeistunöe. Derila 1 Uhr. Der preußische Minister des Innern Dominius hat. wie den PPN. von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, nunmehr an die Regierungspräsidenten und den Polizeipräsidenten zu Berlin den folgenden Erlaß vom 19. August gerichtet: Der Reichsmrnister des Innern hat den ß Z der Bekannt- machung, betr. die Ersparnis von Brennstoffen und Beleuchtungs- mllteln vom 11. Dezember 1916— RGB.<5. 1335— mit Ablauf des 31. August d. I. außer Kraft gesetzt. Ich ersuch« nunmehr, nachdem damll die Wirtschaftsschluß- stunde in Fortfall gekommen ist, die in der Folge ollein maß- gebende Polizeistunde entsprechend dem eingangs erwähnten Erlaß neu festzusetzen und hierbei nach folgenden Grundsätzen zu ver» fahren: 1. Vergnügungsparks, sogenannte Rummel- plätze, sind mll Embruch der Dunkelheit zu schließen. Es bleibt den Ortspolizeibehörden jedoch überlassen, eine Verlängerung bis lOMt Uhr eintreten zu lassen. 2. Für Theatervorstellungen und oll« Darbietun- gen, welche bei gewerbsmäßiger Veranstaltung einer Erlaubnis aus§ 33 a der Reichsgewerbeordnung bedürfen, sowie für alle Lichtspielvorführungen ist die Polizeistunde spätestens auf �12 Uhr festzusetzen. 3. Kaffees, Gast-, Speise- und Schankwirtschaften sind spätestens um 12 Uhr, Sonnabends um 1 Uhr zu schließen. Die Ortspolizeibehörden in größeren Städten und Bode- orten sind berechtigt, bei nachgewiesenem dringlichen Bedürfnis die Polizeistunde auch für die übrigen Tage bis 1 Uhr auszudehnen. In diesem Nahmen sind gleichartige Betriebe grundsätzlich«in» helllich zu behandeln. Erweist sich jedoch der Unternehmer oder der Wirt eines der in den Aisfern 2 und 3 bezeichneten Betrieb« in der Ausübung seines Gewerbes als unzuverlässig oder ergeben sich aus seiner Geschäftsführung Unzuträglichkeuen für di« öfferntiche Ruhe und Sicherheit sowie Ordnung, so kann die Polizeistunde für feinen Betrieb durch Vorfügung der Ortspolizeibehörde bis auf 10 Uhr abends herabaefeßt werden. In besonders georteten Einzelfällen, die einer besonderen Rege- lung dringend bedürfen, z. B.'ür Wohltilligkellsveranstattungen. können Ausnahmen, in keinem Falle aber über 8 Uhr hinaus, gestattet werden. Als Wohltätigkellsveranftaltungen in diesem Sinne sind nur diejenigen anzusehen, zu denen gemäß der Bekanntmachung über WohlfahrtZpfleg« während des Krieges vom 15. Februar 1917 (.Neichsgesetzblatt' S. 143) die Erlaubnis eingeholt ist. Der durch diesen Erlaß gezogene Rahmen darf unter keinen Um- ständen überschritten werden. Ueberhauvt ist dafür Sorg« zu tragen. daß die neuen Bestimmungen nur dem bkrecktiatsn Bedürfnis der Allgemeinheit entsprechen, nickit jedoch der Vergnügung?- und Der» schwendungssucht gewisser Kreise Vorschub leisten. Es bedarf kaum einer Betonung, daß der Ernst der Zeit zur äußersten Zurückhaltung auf dem hier zur Erörterung stehenden Gebiet zwingt. Ich ersuche, die Durchführung der Reuregelung so zu beschleu» nigen, daß st« mll dem 1. September 1921 in Kraft tritt. * Der preußische Minister des Innern hat sich außerdem in einem Rundschreiben an die Länder gewandt mll der Bitte, im Sinne der im Reichsrat ftattgefundenen Aussprache auf eine möglichst«in- heitlich« Ausgestaltung der Polizeistunde durch sämtliche Länder hinwirken zu wollen.— Im übrigen werden allo nunmehr die Ortspolizeibehörden und der Polizeipräsident von Berlin nicht mehr wie bisher in Einzelfällen, gegen die sich die Kritik gewandt hat, weitgehende Erlaubnisse zum Abweichen von der Polizeistunde geben können, sondern werden sich Im Rahmen der neuaegebcnen Richtlinien halten. Die einzig möglichen.Ausnahmen, die für Wohltätigkeitsoor- anftoltungen, sind dadurch auf den richtigen Umfang reduziert, daß von Fall zu Fall, wie oben erwähnt, die Berständiguna mit den für die Beaufsichtigung der Wohlsahrtseinrichtungen zuständigen In» ston-en herbeigeführt sein muß. ehe die Erlaubnis zur Verlängerung der Polizeistunde erteilt werden kann. Staat und Wettkonzerne. Zu der Meldung,' daß eine allgemeine Schließung der Wellkonzerne bevorstehe, wird van zuständiger Stelle erktärt, daß in Preußen keine gesetzliche Handhabe vorhanden sei, um allgemein gegen die Wellkonzerne vorgehen, sie aufläsen und verbieten zu können.
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Die Rächer. Roman von Hermann Wagner.
�Fch tonnte Ihnen helfen, ich allein. Aber ich tue es nicht. Dah ich es nicht tue, ist meine Rache." „Lieber stürbe ich, als daß ich Ihre Hilfe annähme!" sagte Reisner. „Falsch! Sie gäben sogar die Frau an mich zurück, die Sie mir gestohlen haben, wenn ich mich entschlösse, Ihnen zu helfen!" Reisner gab es einen Ruck. Hatte er recht gehört? Eine eiserne Hand griff nach seinem Herzen und preßte es zu- sammen. Seltsam, daß er in diesen Stunden noch gar nicht an seine Frau gedacht hatte, die er, wie er mll einem Male mit herber Süße fühlte, unermeßlich liebte. Und dieser Mensch--- „Wie?!" würgte er. „Ja." sagte Behrens.„Sie träten mir sogar gern Ihre Frau ab, wenn ich es verlangte." Reisner sprang auf und" machte eine hilflose Bewegung mit den Armen.„Sie Schuft!" schrie er, von der Ahnung eines Furchtbaren gepackt, erstickt aus. Behrens aber fragte ihn kalt:„Wer ist ein größerer Schurke? Der, der einem Wehrlosen eine Frau nimmt, oder der. der das einem antut, der sich wehren kann?" „Sie ist mir freiwillig gefolgt," sagte Reisner schatten- hast. „Sie wird auch mir freiwillig folgen." „Nie, nie.. »Noch mehr: Sie selbst werden sie auffordern, mir zu folgen!" „Gehen Sic." ächzte Reisner,„gehen Sie..." Jedoch der andere war ohne Mitleid. Spöttisch malte er die Sstuation aus, in der sich Reisner befand. Reisner schauderte. Dieser Mestsch kannte alle Einzel- Helten, nur der letzte Wurf, den Reisner zu machen gedachte. war ihm unbekannt. „Sie find arm." sagte Behrens trocken,„bettelarm. Don alledem, was Sie umgibt, wird in einigen Tagen nichts mehr Ihnen gehören. Was wollen Sie tun? Kommis werden? Ihre Gefängnisstrafe wird Ihnen sehr hinderlich sein. Wollen Sie Lebensversicherungen abschließen oder Vertreter von Wein- und Zigarrenbausern werden? Sie sind schon recht £ ei*, olt und verbraucht. Biel Elend erwartet Sie. Und nicht nur Sie. Auch Ihr Kind, auch Ihre Fratt. Haben Sie nicht- auch deren Vermögen gestohlen, wie das so vieler anderer?
Welche Namen soll ich Ihnen nennen? Es gibt so viele. Alle verwünschen Sie. Alle sind bereft, sich an Ihnen zu rächen. Erinnern Sie sich noch eines Mannes namens Gutzett? Er hat sich erhängt. Und feine Frau ist schwindsüchtig geworden, während seine Kinder irgendwo dem Laster zutreiben. Sehen Sie nachts nicht die Gesichter dieser Leute? Und können Sie noch schlafen? Werden Sie überhaupt je wieder ruhig schlafen können?" Reisner hörte die Anklage und schwieg. Ja. es war die Wahrhell. Und doch war es wieder nicht die Wahrheit. Alles war verkehrt, verdreht. War er der Angreifer gewesen? Nein, neinl Ihn hatte man ange- griffen, ins Gefängnis geworfen, well er irrsinnig gewesen war, und ihn hatte man, als er aus dem Gefängnis kam. verachtet. Nur daß er diese Verachtung nicht erst abgewartet. sondern sich sogleich im vorhinein gegen sie zur Wehr gesetzt hatte. Durfte er sich etwa nicht wehren? Es war sein Recht, sich zu wehren! Und er tat es, tat es, bis zur letzten Minute: „Schweigen Sie," brüllte er,„alles ist falsch!" „Beweisen Sie dos," sagte Behrens ruhig. „Ich werde es beweisen,— Ihnen, allen! Sie glauben, daß ich tot bin! Ich werde lebendig werden, lebendiger als je! Schon morgen!... Ich verachte Sie!" „Ich verlache Sie!" höhnte Behrens.„Morgen werden Sie am Boden liegen und winseln. Ich habe Zell ." „Gehen Siel" schrie Reisner ihn an. „Ja. ich gebe. Und Sie werden mich betteln, zurückzu- kommen... Denn ich habe Sie in der Hand." Reisner sprang in die Höbe, um sich auf ihn zu stürzen. Doch seine Hände griffen ins Leere. Behrens war fort. Die Tür knackte leise hinter ihm ins Schloß. Reisner wartete eine Welle, lauschte und verriegelte so- dann sein Zimmer. Er ging zum Schreibtisch und machte Licht. Die plötz- Uche Helle tat ihm weh. und er griff sich an die Augen. Tue ich es? fragte er sich mechanisch. Es bedurfte keines weiteren Kampfes, es gab für ihn nur die Möglichkell, es zu tun. Er hatte fängst gewählt. Jetzt galt es nur noch, die Sacbe gut zu machen. Er stöberte in alten Dokumenten herum, bis er eines mit der Unterschrift der Frau von Marisch fand. Er betrachtete es genau. Es war nicht schwer, die Sache war zu machen. Und es blieb ihm wirklich keine Wahl. Er verbrachte zwei volle Stunden damll. Er versuchte so lange, bis er sicher zu fein glaubte. Dann setzte er an. Es ging. Es war geschehen. �-■- Er hielt die Unterschrift eine Armlänge von sich ab und
prüfte sie. Sie war gut. Ein Verdacht konnte nicht auf- kommen. Und wenn,-- für ihn gab es jetzt kein Zurück mehr! Ob ich zu Lucie hinübergehe, dachte er, oder zu Lu? Nein, er tonnte es nicht. Cr war so entsetzlich müde. Wie. gebrochen war er. Und er schleppte sich bis zur Chaiselongue hin. Er streckte sich aus und schloß die Augen. Er schlief. Fünfter Teil. Die Stunde kommt. 24 Reisner schloß die Unterredung, die er mit dem Ebcf- Ingenieur gehabt hatte, indem er aufstand und sagte:„Die Sache ist also hoffnungslos?" „Ganz," antwortete der Ingenieur trocken und nickte. „Ich begreife nicht, daß Sie sich nicht schon früher ein sachge- mäße? Urteil über das Terrain verschafft haben." „Das ist geschehen," sagte Reisner apathisch,„es lagen Gutachten vor." „Welche?" „Ausländische. Die Gesellschaft war von Ausländern ge- gründet." Der Ingenieur pfiff durch die Zähne.„Aber, aber." sagte er. Und er sah Reisner scharf an:„Sie haben dach alles sehr, sehr billig erworben?" Reisner lächelte bitter.„Oh ja, aber trotzdem..." „Gott ." meinte der Ingenieur,„wenn alles sehr, sehr billig war, dann... Ich meine: ganz verloren ist Ihr Geld dann noch nicht... Als Baugrund kommen die Terrains natürlich nicht in Frage, das ist ausgeschlossen, völlig... Das heißt: es müßten in diesem Falle Unsummen in sie hineingesteckt werden. Millionen, und dazu liegt, solange andere billigere Gründe vorhanden sind, natürlich keine Veranlassung vor,— ja, es wäre geradezu ein Wahnsinn, eine Lerrücktbell... Aber--" „Was?" „-- aber einen bescheidenen Nutzen wirft das Terrain immerhin ab, wenn man es versucht, es, das jahrelang brach gelegen ist. zu bepflanzen...Nach Iahren würde es schon etwas bringen." „Nach Iahren... etwas.. murmelte Reisner. „Aber als Baugrund—: ein glatter Betrug!" „Ich werde sehen." sagte Reisner, indem er mit halb abe gewendetem Gesicht dem Ingenieur die Hand reichte,„jeden» fall» danke ich Ihnen.,(Forts, folgt.)