73. Sunöesaussthußfttzung öes /ldGS. vom I«. bis 18. August 1SS1. Der Geschäftsbericht des Vorstandes(veräffent- licht im Korrespondenzblatt Nr. 28) wurde vom Vorsitzenden Leipart in längeren Ausführungen mündlich ergänzt. Nach längerer Aus- spräche wurden die Mahnahmen des Bundesvorstandes auf dem Gebiete der Arbeitslosigteits frage, insbesondere die Ein- stellung eines weiteren Sekretärs zu diesem Zweck, gutgeheißen. Die früheren Beschlüsse des Bundesausschusses, betreffs Aufbringung eines Hausbaufonds, wurden bestätigt und der Vorstand er- mächtigt, ein Mitteilungsblatt zur Information der Orts- ausschüsse herauszugeben. An zweiter Stelle berichtete S p l i e d t im besonderen über die Arbeiksloseufrage. Er hob hervor, daß der Umfang der Arbeitslosigkeit gegenwärtig im Zurückgehen begriffen sei und daß in anderen Ländern zum Teil eine noch weit größere Arbeitslosigkeit vorhanden sei. Be- sonders stark werde in Deutschland noch immer Berlin betroffen, das allein 30 Proz. aller unterstützten Arbeitslosen im Reich und 8t Proz. von Preußen beherberge. Die Arbeitsbeschaffung in Berlin sei rückständig, was sich aus der ungünstigen Finanzlage der Reichshauptstadt erkläre. Neuerdings seien für die Fortsetzung der Nord-Südbahnarbeiten 180 Millionen Mark Reichszuschuß zur Verfügung gestellt worden. Redner schildert die großen Schwierig- ketten, die die Arbeitgeberverbände den Gewerkschaftsvertretern bei der Kontrolle der sür produktive Erwerbslosenfürsorge ausgegebenen Aufträge bereiten. Auch die Arbeitsstreckung stoßt verschiedentlich auf Widerstände, selbst bei den Arbeitnehmern, vor allem in den Eisenbahnwerk- stätten. Im Baugewerbe macht sich zurzeit mancherorts ein Mangel an gelernten Bauarbeitern, insbesondere Maurern, bemerkbar. Die Debatte war fast ausschließlich von diesen Erscheinungen im Baugewerbe beherrscht, wobei die Vertreter des Baugewerbes ihre Mitarbeit zur Behebung dieser Mängel zusagten. Der Tätigkeit des Bundesvorstandes wurde zugestimmt. Sodann nahm der Bundesvorstand nach einem ausführlichen Referat von Leipart Stellung zu den neuen Preis st«ige- r u n g e n und zu den vom Bundesvorstand vorgelegten Kund» gedungen. Der Redner erinnerte an die Verhandlungen in der Zentral-Arbeitsgemeinschaft, bei welcher die Vertreter der Arbeit- geber bereits zugesagt hätten» für einen Lohnausgleich, falls nicht durch Senkung anderer Lebensmittelpreise ein Ausgleich von selbst einträte, einzutreten. Die letztere Erwartung habe sich nicht erfüllt. denn die Indexziffer der Lebensmittelpreise sei von 924 im Januar d. I. auf 983 im Juli gestiegen. Auch zu den ganz erheb» lichen E t e u e r v e r m e h r u n g e n, die den Haushall des Ar- beiters belasten, müsse dabei zugleich Stellung genommen werden. Im weiteren könnten sich die Gewerkschaften der Aufgabe nicht länger entziehen, an einer Umstellung der DirkschafkspollM mitzuwirken, denn mit der gegenwärtigen Wirtschastsverfassung würde das deutsche Volk niemals aus der Not und Verelendung herauskommen. Ein fertiges Wirtschaftsprogramm könne heute noch nicht vorgelegt werden. Vielleicht empfehle sich die Einsetzung eines besonderen Sachverständigenausschusses zur Vorbereitung eine« solchen Programms. In der Aussprache wurde verschiedentlich Kritik an dem Verhalten mancher Arbeitnehmervertreter in Ge- meinwirtschaftskörpern und sonstigen Verttetungen geübt, die ihre Berufsintcressen über die allgemeinen Volksinteressen stellten und geneigt wären, Preiserhöhungen zuzustimmen, falls damit ihre Ähnbewegungen erleichtert, oder dem Beruf mehr Leschäfttgung zugeführt werden könne. Der Bundesausschuh stimmte den vor- gelegten Resolutionen zu, die bereits im.Vorwärts"' veröffentlicht wurden. Außerdem wurde ein Protest gegen die Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände beschlossen. Danach nahm der Bundesausschuß Stellung zu den Gesetz- entwürfen einer Schlichtungsordnung, eines Arbeits- nachweis-Gesetzes und eines T a r i f v er tr a g»- G e- setz es.' Der Referent Um breit berichtete zunächst über die leitenden Prinzipien des in Ausarbeitung befindlichen einheitlichen Arbeitsrechtes. dos vor allem den wirtschaftlichen Organisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer einen weitgehenden Einfluß auf die Weiterent- wicklung und Verwaltung des Arbeitsrechtes Übertragen soll. Daraus ergibt sich nicht nur die Pflicht zu posittver Mitarbeit, sondern auch ein höheres Maß von Verantwortung und Selbstbeschränkung, um die Selbstverwaltung möglichst reibungslos durchzuführen. Er behandelte dann die wichtigsten Bestimmungen der Schlich- tungsordnung. Der Verhandlungszwang sei in Ge- werkschaftskreisen kaum jemals bekämpft worden, um so mehr mußte man sich gegen die Ausnahmestellung wenden, die der Entwurf den Arbeitnehmern in gemeinnötigen Betrieben zuerkannte. Auch die siebentägige Schutzfrist vor Streiks und Aussverrungen war für die Gewerkschaften von Nachteil.� Es sei ge- lungcn, die Ausnahmestellung der Arbeiter gemeinnöttger Unter- nehmungen und die siebentägige Schutzfrist auf drei Tage zu verringern. Dagegen soll die im Entwurf für gemeinnottge Be» triebe geforderte Abstimmung vor Streiks und Aussperrungen ver- allgemeinert werden. Die Berbindlicherklärung von Schiedssprüchen dagegen sei ein wirklicher Eingriff in die Koalitionsfreiheit, sobald sie gegen den Willen einer der streitenden Barteien erfolge. Man habe daher im Reichswirtschaftsrat größere Sicherungen dafür verlangt, daß auf jeder Seite wenigstens die Hälfte der Vertreter einer Berbindlicherklärung zustimmt. Beim Arbeitsnachweisgeseß beklagte der Redner, daß der Gedanke der Selbstverwaltung gegen die Herrschaftsansprüche der Gemeindeverwaltungen fast völlig zu» rückgetteten sei und daß weder die Meldepflicht, noch die Be nutzungspflicht allgemein eingeführt worden fei. Der Tarif Vertrags- Gesetzentwurf stelle sich auf den von Prof. Sinzheimer vertretenen Standpunkt, daß nicht künstlich zu schaffende Gebilde von eBrufsgemeisnchaften, sondern nur Berufsvereine der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer t a r i f f ä h i g und geeignete Träger des Tarifwesens sein könnten. Er macht die Tarifverträge unabdingbar für die Mitglieder der Tarifpartoien und die. welche sich ihnen freiwillig unterstellt haben, darüber hinaus auch für unorganisierte Außenseiter, sobald alle tonffähigen Vereine Innerhalb ihres sachlichen und räumlichen Geltungsbereiches an einem Tarif beteiligt sind. Die Allgemein- verbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen schließt sich an die gegenwärtige gesetzliche Regelung an. Endlich ver- tritt der Entwurf den Grundsatz, daß die Durchführung der Tarif- vertrage nicht durch Strafen und unbegrenzte Schadenersatzpflicht, sondern höchstens durch abdingbare begrenzteGeldbußenge- sichert werden dürfe, da die Gewerkschaften gesellschaftliche Verwal- tungskörper und notwendige Faktoren des sozialen Lebens geworden seien, deren Bestand man nicht dem Zufall eines Tarifprozesses über die Höhe eines Tarifschadens aussetzen dürfe. Der Redner unterbreitet zwei Resolutionen zur Schlichtung?- ordnung und zum Arbeitsnachweis-Gesetzentwurf. während eine abschließende Stellungnahme zum Tarifverttagsgesetz noch nicht beabsichtigt war. In der Debatte wurden vielfach schwere Bedenken gegen die einschränkenden Bestimmungen der Schlichtungsordnung geltend gemacht und an deren Stellungnahme der Gewerkschafts- oertteter im Reichswirtschaftsrat Kritik geübt. Es wurde denn auch von einer endgültigen Stellungnahme des Bundesausschusses zur Scblichtungsordnung noch abgesehen und«in Ausschuß von sieben Vertretern zur weiteren Durchprüfung dieses Gefetzemwunes eine gesetzt, dem auch zugleich der Tarifvcrtrags-Gesetzentwurf zur näher« Prüfung überwies» wurde. Die vorgelegte Entfchltetzung
zum Arbeitsnachwelsgefetz wurde einstimmig onge-' nommen. Der Bundesausschuß bedauert, daß in dem vorliegenden Eni- wurf der Grundsatz der Selbstoerwaltung der Arbeitsnachweise gegenüber den Herrschaftsansprüchen der Gemeindeverwaltungen so wenig Anerkennung gefunden hat. Um so mehr, als die Inter- essenten der Arbeitsvermittlung zwei Drittel der gesamten Kosten im Wege der Arbeitslosenversicherung aufbringen sollen. Er warnt dringend vor jeder Bureaukratisierung der Ar- beitsvermittlung, weil sie die letztere ihrer eigentlichen Aufgabe entfremdet und schwere Mißstimmung in allen Kreisen des Wirtschaftslebens schafft. Er bedauert ferner die Nichtaufnahme der allgemeinen Melde- Pflicht und des Benutzungszwanges und verurteilt es entschieden, daß wiederum die Vertreter der Minderheitsgewerkschaften gegen diese Grundbedingungen jeder öffentlich-rechtlichen Arbeitsvermitt- lung aufgetteten sind. Der Bundesausschuß ersucht die Gewerkschaftsvertreter im Reichswirtschaftsrat in ihrem Bestreben, den Entwurf gewerkschaft- lichen Forderungen entsprenchend umzugestalten, nicht zu erlahmen, und erwartet schließlich von den Arbeiterparteien des Reichstages, daß auch sie jeder Bureaukratisierung des Arbeitsnachweis- Wesens energisch Widerstand leisten." Eine sehr energische Erörterung widmete der Bundesausschuß den Organisattonsbeziehungen zum Deutschen Beamten- bund, über deren Stand Leipart referierte. Infolge der jüngsten gemeinsamen Lohnbewegung der Arbeiter, Angestellten und Be- amten öffentlicher Unternehmungen sei eine Uneinigkeit eingetreten, welche nicht nur das Zusammengehen bei dieser Lohnbewegung ver- hinderte, sondern auch den Abschluß des Kartellvertrages mit dem Deuffchen Beamtenbuad verzögert habe. Wenn im Deutschen Ver- kehrsbund Bestrebungen zutage treten, die diesem Abkommen ent- gegemvirken möchten, so dürfe sich der Allgemeine Deutsche Ge- werkschastsbund nicht beirren lassen, da eine Einheilsftout der Arbeiter, Angestellten und Beamten Im Interesse der gesamten deutschen Arbeiterschaft läge. In der Aussprache hierüber zeigte es sich, daß die Vertreter der am Deutschen Verkehrsbund beteiligten Gewerkschaften mit ihrer gegen den Beamtenbund gerichteten Auffassung völlig allein standen und daß der Bundesausschuß an seiner ftüheren Stellung in dieser Frage festhielt. Es wurde denn auch die bereits in Nr. 391 des„Vorwärts" am Sonnabend veröffentlichte Resolutton gegen zwei Stimmen angenommen. Die Satzung des Allgemeinen Deuffchen Gewerkschaftsbundes steht zwischen dem Bundesvorstand und den Ortsausschüssen keine Zwifcheninstanzen vor. Solche haben sich aber in den letzten Iahren in steigendem Maße notwendig gemacht. Der Vorstand unter» breuete daher dem Bundesausschuß eine Reihe von Vorschlägen über die Errichtung und Aufgaben von Bezirks- a u s s ch ü f f e n, die in die Satzung des ADGB . aufgenommen werden sollen, zu weiterer Prüfung. Eine Beschlußfassung über diese Vorschläge wird erst auf dem nächsten Gewerkschaftskongreß stattfinden. Namens der für die Prüfung der Frankfurter Akade- m i e eingesetzten Swdienkommission berichtete Graßmann und ernpfahl die weitere Auftechterhaltung und Beschickung der Arbeiter- akademie und eine einheitliche Regelung der Bezüge der Hörer. Der Ausschuß stimmte diesen Vorschlägen zu. Zum'» Znlernaklonalen Gewerkschaftskongreß, der am 28. November d. I. in Mailand stattfinden soll, wurden 7 Vertreter des Bundesausschusses gewählt. Weitere Vertreter wähtt der Bundesvorstand und der Afa-Bund. Mit Rücksicht auf den niederen Valutastand wurde beschlossen, den Beitrag der deutschen Gewerkschaften für das laufende Jahr zu verdreifachen, also ein» doppelten Extrabeitrag nachzuzahlen. Die Kosten von Schiedsgerichten in Grenzstreitigketten sollen in allen Fällen durch die streitenden Parteien, ,und zwar jede für ihren Schiedsrichter und je zur Hälfte für den Vorsitzenden gettagen werden.
Nepper und Geneppte. „Wie werde ich fett im allgemeinen Elend?", das ist noch immer der Leitspruch vieler, die sich nicht daran gewöhnen können, daß die Zeit des„glorreichen Krieges" und der ungeheuren Wucherpreise vorüber ist. Ihr erfinderischer Keift— freie Bahn dem Tüchtigen— kommt auf alle möglichen Gründungen und die Geneppten sind stets — die kleinen Leute. Das ist eine traurige, aber auf keinen Fall wegzuleugnende Tatsache. Neugründungen auf Neugründungen folgten in letzter Zeit auf dem Gebiet der Wcttleidenschasten. Auf der Rennbahn ist das schon insofern möglich, weil die Unkenntnis der großen Masse, der glänzende äußere Rahmen und die in letzter Zeit nahezu krankhaft gesteigerte Wettlust die denkbar besten Zu- treibe? sind Schon nach der Hamburger Derbywoche schrie man tz, laut in alle Welt:„Die Sportbanken konsolidieren sich", und dann schassen die Wettkonzerne wie Pilze aus der Erde. Ganz- und halb- seitige Inserate erschienen in den bürgerlichen Zeitungen, hauptsäch- lich den Scherlschen, der„Borwärts" lehnte von vornherein eine jede derartige Ankündigung ab. Prospekte wurden verschickt und die un- glaublichsten Versprechungen gemacht und„garantiert". In ein- geweihten Kreisen sagte man, ach, die kleinen Einzahler werden die Konzerne befticdigen können, denn der Briefträger trägt denen fürs erste ja soviel Geld ins Haus, daß er sich bald einen Bruch daran schleppt. Die großen Wetter halten reinen Mund, weil sie meistens kein« sauberen Gründe haben und die ganz großen Kanonen, na, die kneifen aus, wenn der Kitt schief geht. Sagte man aber öffent- lich etwas, dann drohten die Inhaber der Wettkonzerne mit dem Kadi, und dieses geschah wiederum in den Anzeigen der bürgerlichen Zeitungen. Als das Finanzamt dazwischenkam, wurde die Sache wackelig und es erfolgten die genügjam bekannten Krachs. Inter- essant ist es zwar, sich mit den Inhabern der einzelnen Konzerve zu beschäftigen. Eorl Köhn ist. wie eine demokrattsche Korrespondenz erklärt, ein ehemal-ger Roßschlächter und Herausgeber der„Allgemeinen Roßschlächterzeitnng". Köhn, der wiederhrtt nach den„Mitteilungen zur Abwehr des Antisemitismus" wegen Betruges, Unterschlagungen, Diebstahls und Vergehens gegen Kriegsverordnungen mit Geld- strafen, vieljährigem Gefängnis und fünfjährigem Ehrverlust vor- besttaft ist, hat seine Rqßschlächterzeittmg politisch im antisemitischen Sinne ausgenutzt und in ihr eindringlich zum Eintritt In den„Deutsch - völkischen Bund" in Hamburg geworben. In der Nummer vom 20. Juni 1919 hat er die Völker der Erde zum Kampf gegen die Welt- Herrschaft des Judentums und zu dessen Vernichtting aufgefordert. Es heißt in dem Artikel, daß man einen neuen Völkerbund gründen solle, einen Bund, in dem sich Bolschewismus, Pazifismus, Ehristen- tum, Sozialismus m.d Spartakismus und bestes deutsches und mensch- liches Wesen vereinigen.„Ich bin bereit," so ruft er aus,„das Fundament zu legen! Wer hilft mir bauen? Ich habe gewählt!" Köhn unterhält, als Rennstallbesitzsr gebraucht er ja nur Kapital und keine Lizenz, fett V/z Monaten einen Rennstall. Er kaufte den Stall Federmann auf(Herr Federmann selbst ist auch eine Kriegs- erscheinung auf dem Turf) und später so gute Pferde wie Wackerbart. Der gleichfalls zusammengebrochene Artur Müller ist der Sohn des Rennstailbesitzers Reinhold Müller, der schon seit etlichen Iahren einen Rennstall in geringem Ausmaße besitzt. Seit diesem Jahre wurde der Stall auf eine breitere Grundlage gestellt. Neinhold Müller, der mit seinem Sohne in keinerlei Verbindung stehen will, besitzt zurzeit Obulus, Gnörök, Gyere velem , Gallipoli Ii, Saaras usw. Die Ungarn , die Klassepferde sind, wurden für klotziges Geld getauft. Sie haben sich als Wettanlagen verdient gemacht, da sie ihre ersten Rennen in Deutschland sogleich gewannen. Klonte, der sich einstweilen noch Hütt(wenn er inzwischen nicht schon„innerlich" zusammengebrochen ist), sinn im Spätherbst vorigen Jahres mit Mardonius an.„Hurra, Klante Max ist da," hieß es feit- den, oft bei einem Siege, ob es aber in Zukunft noch oft so heißen wird, mag dahmgesteltt bleiben.
Biedermann hält sich seit 8 Tagen Rennpferde. Rufssc war fein erster Ankauf. Vor Biedermanns Tür, er wohnt am Belleatliance- platz, trafen sich gestern morgen wehklagend schon viele Jammer- gestalten. Sportbonk auf Sportbank wird jetzt zusammenbrechen und ge- schädigt werden viele, namentlich kleine Leute werden, die immer und immer wieder alle Mahnungen in den Wind schlagen, wenn man ihnen rät, doch ein sür allemal die Finger vom Wettgeschäft zu lassen.
Wirtschaft produktive Erwerbslosensiirsorge. Ebenso wie das Reichssiedlungs- und Heimstättengesetz Halb- heilen sind, so sind die Bestimmungen über die produktive E r- werbslosenfürsorge nicht viel besser. Auch die Bekannt- gab: des Herrn Reichsarbeitsministers vom Februar d. I., der die Mittel der produktiven Erwerbslosenfürsorge für den Bau von Siedlungshäusern, zur Hebung des gemeinnützigen Woh- nungswesens zusagte und die Hoffnungen der Bauarbeiter auf Arbeit durch die Bereitstellung der Mittel gestiegen war, so ver- sagte die Praxis auf dem Gebiete dieser Fürsorge. Verschiedene Berliner Baugenossenschaften waren so optimistisch, diesen papier - nen Zusagen restlos zu vertrauen und fingen an zu bauen. Mit den Einlagen der Genossen dieser Siedlungsvereine wurde nun frisch ans Werk gegangen, und die einzelnen Häuser hochgeführt. Man erwartete immer noch die Zuschüsse, bis die Genossenschafts. lassen allmählich erschöpft waren und die so munter begonnene reg« Bauarbeit zum Stillstand kam. Die vielen Verhandlungen mit den in Frage kommenden Stellen, die zahlreichen Hinweise auf die Dringlichkeit der Angelegenheit, haben dazu geführt, daß bis heute noch kein Pfennig an eine der Berliner Siedlungsgenossen- schaften gezahlt worden fft. Abgesehen davon, daß vom Beschluß bis zur praktischen Ausführung bei den Behörden schon immer viel ungenützte Zeit verstrich, wirkt eine derartige„Zurückhaltung" weder auf die Schaffensfteude der Bauarbeiter, noch auf die Förderung der Arbeitsmöglichkeiten günstig. Beile von den angefangenen Bauten harren noch ihrer Vollendung. Da der Winter auch nicht mehr so fern ist, droht den noch nicht ganz fertiggestellten Häusern große Gefahr. Es ist nunmehr höchste Zeit, daß der schwerfällig« Behördenapparat mit Volldampf an die Auszahlung der seit Februar bewilligten Zuschüsse geht. H. B o l l e n t i n.
Bleh- und Aleischpreise. Während der Zwangswirffchaft klagten die Landwirte, daß der Behärdcnapparat die Waren unangemessen verteuere. Heute ist die Zwangswirtschaft für Fleisch längst aufgehoben. Aber die er- hebliche Spanne zwischen Erzeuger- und Handelspreis besteht weiter. Obwohl die Landwirte infolge Futtermangels durch anhaltende Trockenheit gezwungen waren, ihr Vieh sehr billig zu verkaufen, hat sich weder aus den Viehmärkten noch bei den Fleischern ein nennenswerter Preisrückgang bemerkbar gemacht. Vielmehr haben die Preise für Schweine durchweg weiter angezogen und erreichen auf einzelnen Märkten nahezu wieder ihren höchsten� Stand seit Aufhebung der Zwangswirtschaft. Notierten die Preise auf den Hauptmärkten in den einzelnen Pro- vinzen bisher ziemlich einheitlich, so ist jetzt wieder der Preisunter. schied von Markt zu Markt recht erheblich und außerhalb der Pro- vinzen noch weit größer. So zahlte auf den letzten nachstehenden Märkten für 100 Pfund Lebendgewicht. Rinder Kälber Scbafe Schweine in Mark BerNn.... 250—722 200—1100 800—050 1100—1420 München ... 120—040 200— 700 450—850 900—1250 Zwickau ... 220—025 400— 050 300—020 1200—1400 Chemnitz ... 200— 680 450— 700 250—650 1050—1400 Frankfurt a. M. 180—700 400— 750 300—500 1072—1422 Köln.... 222—800 270— 920 250—420 1200—1400 und in München bei Schafen je 100 Pfund Schlachtgewicht. Ver- gleicht man nun die Fleisch preise im Großhandel, Köln : Rinder 800—1400 M., Kälber 1000—1400 M., Schafe 1000—110'! M.. Schweine 1050— 1700 M.: München : Rinder 400— 1000 M., Kälber 700—900 M.. Schafe 450—850 M., Schweine 1050—1400 M., so ergibt sich ein ganz außerordentlicher Unterschied zwischen Lebend- und Schlachtgewicht. Für den Durchschnittspreis im Kleinhandel darf aber der höchste erzielte Preis auf den Märkt:n nicht maß- gebend fein, da sich dieser höchste Preis nur auf eine geringe Anzahl Vieh bezieht. Der Hauptauftrieb zu den Märkten noiurt wesentlich geringer. Vergleicht man diese Preise mit den äugen- blicklichen Fleischhandelspreisen, so sieht man, was der Vieh- und Fleischhandel verdient, ohne daß eine Behörde dagegen eiaschreiiet. Der Verbraucher kann's ja zahlen. Es ist schlimm genug, daß die Landwirtschaft ihrerseits sich nicht entschiedener gegen diese Verteuerung eines der wichtigsten Volksnahrungsmittel durch den Zwischenhandel wehrt. Die Pro- teste der Verbraucher werden solange auf dem Papier stehen, als die Agrarier selbst nicht einsehen, daß ihnen der freie Handel wenig hilft und daß durch eine unmittelbare Verbindung von Erzeuger und Verbraucher durch die Genossenschaften anch in der Landwirffchaft beiden Teilen gedient wird. vas Anwachsen der Sohlenförderung Rordscankreichs. Der Wiederaufbau der nordfranzösischen Kohlengruben schreitet lebhaft fort. Die soeben veröffentlichten Zahlen über die Förderung der Kohlenzechen. Nordftankreichs während des ersten Hahlbjahrrs 1921 zeigen eine gewaltige Steigerung im Vergleich zu derselben Zeit des Vorjahres. Cd förderten die Gruben des Nardbezirks und die des Bezirkes Pas de Calais in den ersten sechs Monaten dieses Jahre» 7 344 000 Tonnen gegen 3 810 000 Tonnen im Vorjahre, das sind 3 534 000 Tonnen mehr. Die Vorkriegsproduktion dieser Be- zirke im Jahre 1913, d. h. in den ersten sechs Monaten, 14 948 000 Tonnen, mithin ist die Hälfte dieser Förderung bereits jetzt wieder erreicht. Die unrentablen Sanktion». Im Verhältnis zu dem ungeheuren Schaden, de« die künstliche Zollgrenze am Rhein der deutschen ZahlunaSkraft zugefügt hat. find die Zolleinnabmen der Enlente- kommisfion gering. Das Ein- und AnSfubramt hat, nacv der .Kölnischen Zeitung ", durch die Emnabmen für Ein« und Ausfuhr- bewilligungen einen Neberfchuß von 40 Millionen Mark zu ver- zeichnen. Die Zollerträge au der Rheingrenze haben 420 Millt- onen Mark betragen, von denen aber noch einige Millionen Mark Unkosten abzuziehen sind.__
Griefkasten der Redaktion. Briefliche Auskunft wird«ich» erteilt. M. it. Rudolfplatz. Ja. Trotzdem empfehlen wir, Berufung einzulegen, und zwar zur Begründung auf§ 20 des Preußischen Einkommensteuergesetzes Bezug zu nehmen. Dieser Paragraph besagt, daß besondere, die Ltistungssähigkcit der Steuerpflichtigen wesentliche, beeintriichtigende wirtschaftliche Berhiiltnisse, z. B. außergewöhnliche Belastung durch Unterhalt und Erziehung der Kinder, au» dauernde Sraniheit, Verschuldung u. a. zu berückstchtigen sind. Beantragen Sie Ermäßigung des Eteuers-tz-, um drei Stusen.—«. Jf. Buckow. 1. Tragen Sie bei der Hauptauskunft-stell« des Reichswanderungsanits, Berlin , Luise». straße 31», an. 2. Wenden Et« sich an eine Buchhandlung.— Wolsaang. Der Abzug kann erst vorgenommen werden, nachdem die beziiglichee Bestimmung i»«rast getreten ist.— V. 3». Ersuchen Sie die Kasse um AufklSruilg. Evtl. wenden Sie sich beschwerdeführend an das Bersichcrungsaml.—. S. S. 199. 1. Pein. 2. Niemand. 8. Nichtet sich nach dem Wert des Nachlasses und dem Erad der Verwandtschaft. 4. Nein, tzuschlagssähig sind nur Aeparaturkosten innerhalb des letzten Jahres. S. Wir empfehlen, den„Schlußsatz" zu ftreiche». «.«.». M- sich i» Buer »ri»tk-jten»Oti4»acht»«uitworpe».