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Nr. 403 38. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Die reaktionäre Masse" im Roten Hause.

Nur eine Politik sozialistischer Zuverlässigkeit ist möglich.

Sonnabend, 27. August 1921

Landesversammlung entschieden gegen die Zerschlagung der einheit­lichen Schulverwaltung ausgesprochen.

Am besten wäre es, wenn aus den Bezirfsämtern 1-6 durch ein Ortsgefez eine besondere Körperschaft gebildet würde, welche in Alt­Berlin die Lehrer und Schulleiter wählt und für die Schulen die Be­fugnisse hat, welche in den übrigen Berwaltungsbezirken( 17-20) den Bezirksämtern übertragen sind. Es würde genügen, wenn jedes

die

Der Bürgerblock" für die kommenden Stadtverordnetenwahlen anderen zurust: Trag du's gefälligst allein! Eine solche Politi! Bezirksamt 3 Mitglieder in diese Körperschaft entfenden würde, so fcheint auf Schwierigkeiten zu stoßen, so sehr man sich auch auf fozialistischer Unzuverlässigkeit muß den Einfluß daß sie dann aus 18 Personen bestände. Dann wäre die einheitliche Seiten der Rechtsparteien um sein Zustandekommen gemüht hat. der Reaktion stärken. Schulverwaltung gewährleistet. Der Oberstadtschulrat oder beiden Dezernenten für die höheren Schulen und für die Volksschulen tönnten dann die Anträge des Schulausschusses und der Schuldepu­tation selbst begründen. Erich Witte .

Kein Wunder also, daß er erst recht in allen Fragen, die Arbeiterinteressen oder die Interessen der ärmeren Bevölkerung an gingen, in erster Linie in Lohn- und Steuerfragen Arm in Arm init der Realtion gegangen ist.

Er wird also im Wahlkampfe vermutlich äußerlich nicht in die Der Bürgerblock geht in diesem Stampf auf's Ganze. Gelingt Erscheinung treten. Um so nachdrücklicher muß darauf hingewiefen es der reaktionären Masse jetzt im Rathause die Mehrheit zu er werden, daß er innerlich längst besteht, daß eine Ideen- langen, so ist es mit dem begonnenen neuen Kurs in der Berliner und Interessengemeinschaft zum Schuge der heiligsten Güter der Stommunalpolitik vorbei. Wir haben jetzt icon in der Steuer­besitzenden und bevorrechtigten Streise in Groß- Berlin längst ge- politik wie in der Schulpolitif gefeben, wie die alten Verbindungen" schlossen worden ist. Der kommunalfreifinn unter Merten- und der alte Einfluß der kommunalen Neaktion bei den geistes­scher Führung hat sich selbst in fulturellen Fragen als so reaktionär verwandten Stellen in der preußischen Staatsregierung erwiesen, daß er den Wettbewerb mit den Deutschnationalen getrost noch ungeschwächt fortbestehen, wie die bereinigten Real aufnehmen tonnte. tionäre alles daran segen, um der sozialistischen Kommunal politit Knippel zwischen die Beine zu werfen. Nur eine Bartei, die diese Schwierigkeiten und Mitstände flar erkennt, wird sie besiegen. Dazu trägt aber weder Iommu nistische Weitsichtigfeit, die vor lauter Zufunfis. Der Kampf geht also in Groß- Berlin in der Tat gegen eine hoffnung nicht die Not des Augenblicke sieht, noch unab einheitliche, realtionäre Maffe", die sich mit Händen und Füßen, hängige" Kurziichtigkeit, die die Wirkungen der eigenen mit allen ihren reichen Macht- und Geldmitteln gegen eine fortschritt Schaufelpolitik nicht zu erkennen vermag, sondern nur der flare lide und arbeiterfreundliche Stommunalpolitik sträubt. Der Kampf Blick für das mögliche und Grreichbare, der dabei wäre schon während der furzen Lebensdauer der bisherigen Stadt- bas Biel nicht aus den Augen läßt. Die teaktionäre verordnetenversammlung leicht geweien, er wäre auch in Zukunft Masse" kann nur niedergerungen werden durch eine wirklich sozia­leicht, wenn diesem Bürgerblod" eine Einbeitsfront littiche Mehrheit, in der die Sozialdemokratische Partei nach ihrer der Berliner Arbeiterschaft entgegenstünde, wenn eine Bahl und ihrem politischen Einfluß den entscheidenden Ausschlag gibt. vom Verantwortungsbewußtsein getragene, geschlossene sozialistische Mehrheit eine zielfichere Realpolitit im Rahmen des zurzeit Erreich­baren zu betreiben bereit wäre.

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Richard Lohmann.

Die Wahl der Berliner Schulleiter.

Wo die Reiher horsten.

Einer unserer Genossen, der vor einiger Zeit mit dem Boot bei ber langgestreckten zauberstillen Smölde zwischen den dichtbelaubten Hochwaldufern der herrlichen Dubrowforst hinter Königswusterhausen anlegte, hatte das zweifelhafte Glück, einen halbverhungerten jungen Fischreiher, der immerhin schon die respektable Größe eines Huhnes hatte, zu finden. Das ist in Gegenden, wo der Reiher horstet, nichts fo Seltenes, da die alten Reiher richtige Rabeneltern sind und ein aus dem Nefte gefallenes oder auch gestoßenes, noch nicht flügges Junges einfach seinem Schicksal überlassen. Gern holen sich Füchse oder Marder die Beute. Sie sind feine Kostverächter, wenn ihnen auch der fischige Geschmack des Reiherfleisches nicht als Delikatesse gilt. Der Finder nahm das junge Lier mit auf sein Boot und ver forgte es reichlich mit schnell gefangenen Fischen. Dann machte ,, Wil­helm", da er ja noch nicht die Fähigkeit zum Austneifen besaß, wochen. lang die ganze Ferienreise im Boot über märkische Flüsse und Seen mit, überall von Wanderern, Ruberern und Seglern nicht schlecht Wir wissen, daß das leider bisher nicht der Fall war, daß angeftaunt. Munter hodte er meist auf dem äußersten Bootsrand die kommunistische Fraktion alles darauf angelegt hat, um und äugte nach seiner im Wasser schwimmenden Lieblingsspeise, die Ein Verfuch zur Sabotierung der Einheitsgemeinde. durch rein agitatorische Anträge und Forderungen, an deren Erfüll­ihm noch so unerreichbar war. Bald aber zeigte sich, daß es doch barkeit fie felber am allerwenigsten glaubte, die sogenannte sozia Das Bezirksamt Tiergarten hat gegen die Wahl nicht so ganz harmlos ist, fidh se einen angehenden Seeräuber als listische Mehrheit zu sprengen. Wir baben es mit Beschämen er der Direttoren der höheren Schulen durch den Hausfreund zu halten. Als die Bootsreise zu Ende gegangen war leben müssen, wie ihre Mitglieder das Stadtparlament zur Schway- Magistrat Einspruch erhoben und für sich das Recht be- und die Fische nicht mehr so reichlich wie bisher auf der Reihertafel und Radaubude und zuletzt gar zum Raufbsden gemacht ansprucht, die Wahl für die in seinem Bezirk liegenden Schulen vor- pranften, hadte ,, Wilhelm" mit seinem schon recht ansehnlichen scharfen und dadurch jener reaktionären Masse das willkommene Wasser zunehmen. Wird dieser Einspruch als berechtigt anerkannt, so Schnabel nach jedem in feine Nähe kommenden nackten Menschlein auf ihre Mühlen geleitet haben. Die Kommunisten haben sich müssen sämtliche Schulleiter und Lehrperfonen, welche in der bis- und brachte einmal einem Rinde eine starkblutende Bunde im Gesicht ein billiges Vergnügen daraus gemacht, in Fällen, wo unsere herigen Stadt Berlin angestellt werden sollen( den Verwaltungs­Fraktion im Interesse der arbeitenden Bevölkerung einmal bezirken 1-6), durch die Bezirksämter gewählt werden. Denn das bei. Wegen dieser allzufleischlichen Gelüfte fand Wilhelm" einen init ben bürgerlichen Parteien stimmte, den böhnenden Gesetz kennt in dieser Beziehung feinen Unterschied zwischen höheren unrühmlichen Tod. Er wurde geschlachtet und wanderte zum Aus­Ruf von der reaktionären Masse" zu erheben. Sie haben von Schulen und Bolksschulen, zwischen Lehrern, Lehrerinnen und Schul- stopfer. uns die Quittung dafür erhalten, als sie so manchesmal leitern. Das Provinzial- Schultollegium teilt diese Anficht des Be- Wer bei einer Wanderung durch die Dubrow hinter Brieros und namentlich in Steuerfragen gegen die wirklich fozialistischen zirksamtes Tiergarten und will sich wegen der Wahl von 36 Rettoren vor dem nach den Forsthäusern Dubrow und Sauberg führenden Barteien mit den Deuticnationalen aufammen gestimmt haben. an die 6 Bezirksämter wenden. Der Magiftrat hat fich dagegen für breiten Waldfahrweg die unweit vom Ufer gelegenen berühmten o es ihrem Agitationsbedürfnis entsprach, baben sie strupellos die zuständig erklärt, die Wahl selbst vorzunehmen. Dazu ist folgendes Reiherhorste aufsucht, ist stert enttäuscht. So ein Horst von hundert augenblickliche Not der Arbeiterschaft beiseite geichoben und find zu sagen. Arm in Arm mit der Reaktion gegangen. Wir werden es der Bekanntlich ist auf einstimmigen Beschluß der, Stadtver- und mehr Reihern auf beschränkter Fläche ist ein großer Abort mitten Berliner Arbeiterschaft in aller Deutlichkeit zu sagen haben, daß ordnetenversammlung der bisherigen Stadt Berlin in dem Gesetz im Walde. Der ganze Boden ist gedüngt mit faulenden Fischresten, die Kommunisten im Noten Hause nicht nur Schrittmacher Dom 27. April 1920 beſtimmt worden, daß für diese ein einheitlicher und auch an zahlreichen Baumstämmen sieht man unter den Nestern, der Realtion geweien find, fondern daß ihre Agitationspoliti! Bezirksschulbeputation für die Boifsschulen und die Mittelschulen wandlungsprozeß übrigblieb. Das hat früher die anderen Wilhelme Bezirksschulausschuß für. die höheren Schulen und eine einheitliche was von den geräuberten Fischen nach natürlichem chemischen Um­felbst im letzten Grunde jo reaktionär wie möglich ge- gebildet werden soll. Da diese Körperschaften aber für die Wahl und ihre Nachkommen nicht gehindert, hier alljährlich einmal im Dreck wefen ist. Denn wer bei feinen politischen Forderungen und Anträgen von Lehrpersonen und Schulleiter nur Borschläge machen zu waten und Duhende der stolzen Luftfegler herunterzufnallen. die bestehenden Gesetze mit demselben Saltomortale überspringt wie fönnen, ist nicht flar im Gesetz zum Ausdrud gebracht worden, wer Heute besorgen den Abschuß nur die Förster in notwendigen Grenzen, die wirtschaftlichen Möglichkeiten, der hindert gerade da durcbie eigentliche Wahl vorzunehmen hat. Die Bezirksämter da die einstigen Herren der Wälder weit vem Schuß sind. Ein levera eine wirkliche Realpolitik im Interesse der minderbemittelten Be tommen für die Wahl nicht in Frage. Denn weder der Oberstadt­bölferung. Die Afles- oder nichts- Politik der Kommunisten fand schulrat noch seine Dezernenten haben in ihnen Sik und Stimme. muchern des überaus gefräßigen Fischreiher könnte die Nutzfischerer ibre selbstverständliche Krönung in der Ablehnung des er soll dann aber die Anträge des Bezirksschulausschusses und der in den Wusterhausen- Teupiter Gewässern empfindlich schädigen. Etats, über deren geradezu verheerenbe Folgen für die Arbeiter Schuldeputation begründen? Die Bezittsamtsmitglieder sind über und Beamtenicaft Groß- Berlins und für die Selbständigkeit und die vorgeschlagenen Persönlichkeiten nicht unterrichtet und können fie Entschlußfreiheit der Einheitsgemeinde sie sich keine grauen Haare nicht wählen. Da die Bezirksämter politisch ganz verschieden zu­wachien ließen. sammengefeht sind, so würden sie auch oft die vorgeschlagenen Lehrer Leider haben sie ja Bierbei die unabhängige Frattion ablehnen. Die einheitliche Schulverwaltung in der bisherigen Stadt an ihrer Seite gefeben. Auch sie hat nicht erfannt, welchen Berlin wird also auf diese Weise unmöglich gemacht. Ich kenne auch Bärendienst fie mit diesem finnlosen Bei luk ihrem feinen Fall, wo eine Angelegenheit von einer Deputation vor­ſozialistischen Magistrat, der sozialistischen Mehrheit im Rathause beraten und dann von mehreren Körperschaften beschloffen wird und zuletzt dem Sozialismus überhaupt leisten würde. Sie hat es Das ist dirett widersinnig. Da das Fach- und Fortbildungsschul­tro unferer Warnung nicht einsehen wollen oder können, daß gerade da- wesen in der ganzen Stadtgemeinde Berlin einheitlich bleiben soll, durch die Stellung der Realtion gang außerordentlich gestärkt werden ist die Wahl der Lehrpersonen für diese Schulen auch im Gesetz den Rempel hatte im Juli 1920 in der Nürnberger Straße ein mußte. Wir sind gern und freudig ein großes Stück des Dornen Bezirksämtern, nicht aber dem Magistrat zugesprochen worden. Bureau unter der Bezeichnung 3 entrainachweis für oh­weges, der vom Trümmerhaufen der verantwortungslosen Strieges Die ganzen Bestrebungen, die einheitliche Schulverwaltung in nungstausch" eröffnet, ohne der Behörde hiervon Anzeige zu wirtschaft in der Berliner Kommunalpolitik bergan führt, mit den der bisherigen Stadt Berlin zu beseitigen, sind nur daraus zu er- machen. Im großen und ganzen soll seine Tätigkeit darin bestanden Unabhängigen zusammen gewandert. Wir haben oft genug flären, daß man die Einheitsgemeinde Berlin be. haben, die Meldungen von Interessenten des Wohnungstauschs, die eigene berechtigte Intereffen hintangefeßt, oft fämpfen will. Eigenartig ist es, daß gerade das Bezirksamt fich auf Grund feiner Anzeigen an den Anschlagfäulen bzw. auf seine mit ihnen gemeinsam sozialistische Gemeindepolitit Tiergarten , in dem die Deutsche Demokratische Partei das Bünglein Beitungsinserate hin an ihn gewandt hatten, auf einem Formular im Roten Haufe getrieben. Im so mehr sind wir aber jetzt be an der Wage bildet, den Anlaß zum Kampf gegen die einheitliche entgegenzunehmen. Die Intereffenten hatten dann eine Schreibge rechtigt und verpflichtet, ihnen zu sagen, daß es so nicht angeben Schulverwaltung in der bisherigen Stadt Berlin gegeben hat. Denn bühr von 15 M. für das Zimmer zu erlegen und erhielten dafür die fann, daß der eine Weggenosse sein Bündel einfach zur Erde wirft, der in dem Berwaltungsbezirk wohnende Cassel hat sich sowohl in tröstliche Zusage, daß durch seine Bermittlung bald ein passender wenn es ihm ein bißchen schwer auf den Schultern drückt, und dem der Stadtverordnetenversammlung als auch in der Preußischen Wohnungstausch zustande tommen würde. Rempel stellte dann die.

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Die Rächer.

Roman von Hermann Wagner.

Reisner winkte müde mit der Hand. Gut, ich gönne es Ihnen. Und denken Sie nicht allzu schlecht von mir." Ich werde gar nicht über Sie nachdenken, ich wüßte nicht, weshalb ich das tun sollte. Ich werde leben und für den Rest meiner Tage Herr sein... Leben Sie so gut, als Sie es fönnen, mir ist es gleich! Adieu!"

Einträglicher Wohnungstauschy".

IDIN

Wie man die Wohnungsnot geschäftlich ausbeutet. Die Brottiten gewisser Winkelbureaus, die sich mit dem Woh nungstausch" beschäftigen, wurden in einer Berhandlung vor der Ferienstrafkammer des Landgerichts schonungslos enthüllt. Der Agent Ernst Rempel und der Raufmann Billi Grün waren des Betrugs in mehreren Fällen beschuldigt.

bewußtsein, dämmernd, faum wahrnehmbar? Jauchzt das| Das Glück unzähliger Chen ist an der Kälte der Ein­Glück und tritt es stolz und breit auf? Oder ist es ein in sich famfeit gestorben, unzählige Frauen frieren, - auch die, versunkenes Schweigen, das scheu vor jedem Tageslicht zittert? von denen man sagt, daß sie glücklich feien. Die Liebe ist eine Blüte, aber eine jede Blüte entfaltet Wer die Ehe fennt, zudt schmerzlich auf, wenn er hört, daß man von ihrem Glück spricht. Wer darf überhaupt vom fich, prangt eine Zeitlang, um dann zu sterben. Blumen find Glück der Ehe sprechen? Ein Junger? Er fennt nur einen für die Feste da, aber Feste feiert man nur einmal, der Rest Teil jenes Weges zu zweien, der ein langfames Kriechen auf ist Alltag. eine Höhe hinauf und dann wieder ein mühsamer Abstieg ins Der Alltag trennt die Gatten, treibt sie voneinander Tal hinunter ist. Vielleicht ein Reifer? In ihm erstickt der weg, weist jedem seinen Weg, den fie oft gehen, ohne sich wieder Bollbesig aller Kräfte den leis und zaghaft schweifenden Ge- zu begegnen. Und doch feffelt beide ein Band, an dem sie Ein Alter? Er ist müde und liebt es nicht, zu um so stärter zerren, je weiter sie voneinander abkommen. Reisner öffnete ein Fenster. Ein warmer Auguftabend reden, denn er will vergessen. Ein Ehemann? Er ist be- Sie sind allein, einsam und müssen doch zu zweien gehen. wehte ihm entgegen. Die Straße hinauf und hinab eilten fangen. Ein Junggeselle? Er ist ahnungslos... Aber Das ist ihr Fluch. vereinzelte Fußgänger, zwischendurch auch Kinder, vornehm vielleicht ein Dichter? Er sieht die Zusammenhänge zwar Die Liebe, die an Enttäuschungen erfriert, erstarrt, und angezogen, sauber und gesund, mit Bonnen, die sie behüteten. nicht, doch er fühlt sie. Durch die Wirrnisse der Welt und der die starre Kälte ist der Boden, auf dem langsam und hart der Eine heitere Sicherheit lag auf allen ihren Gesichtern, und Seele führt ihn, der äußerlich blinder ist als alle anderen zu Haß aufwächst. es gab nichts, das diese trüben konnte, denn man war in sammen, der sichere Instinkt des Unaussprechlichen und Ewigen, Und in der Ehe ist selbst der Haß gebunden, ist von tau­dieser Gegend sehr reich. des Geistes. Und der Dichter sieht auch das Glück der Ehe send Fesseln umschlungen, die ihm den Atem nehmen, so daß nur als eine Sehnsucht, die blau und froh hinausflattert und er feucht und stöhnt und doch keine Möglichkeit findet, sich zu die doch eines Tages wiederkehrt und weiß, daß sie nie ge- entladen. stillt wird.

Reisner schloß das Fenster wieder und zog alle Bor­hänge zu. In diesem Halbdunkel saß er dann und brütete vor sich hin.

Rein; es war ausgemacht: sein Kind sollte es gut haberi und auch seine Frau sollte es gut haben!

danken.

Er wird scheu und schielend und leis und hämisch, er Die bleu und froh hinausflattert und refigniert zurück- lernt die Kunst der Nadelstiche, von denen tausend sicherer fehrt, um einen geborgenen Winkel aufzusuchen und dort zu töten als ein Sieb, die halben Worte und verhaltenen Gesten. Ein Gefühl der Freude durchströmte ihn. Er hätte nicht warten... Worauf? Sie weiß es nicht. Bielleicht auf das die den anderen erzittern machen, den stummen, passiven geglaubt, daß es so leicht war, sich selbst zu vergessen und Bergessen. Widerstand, an dem jede Bemühung scheitert. nur an andere zu denken. Und er seufzte lang auf. Viel zu überschwänglich hat jie gehofft, als daß es mög. Eine solche Ehe ist eine Gruft. Moder umweht fie. Dann machte er Licht und setzte sich an den Schreibtisch. lich wäre, daß ihre Hoffnung sich erfülle. Enttäuschungen Allein es kann ein Tag kommen, an dem das Band, das Noch viel war in Ordnung zu bringen. Vor allem wollte er aber will man vergeffen. Die Zeit hat ein großes, graues die Konvention geschmiedet hat, zerreißt. Alles Gift, das fich an Behrens schreiben, der seine Adresse auf dem Schreibtisch Tuch, das alle Enttäuschungen sanft bedeckt. Niemand stirbt durch Jahre angesammelt hat, sprigt dann empor, der Haz zurückgelaffen hatte. Und dann wollte er mit Lucie reden. glüht nicht mehr, er flammt auf, wird groß und übermächtig Es war ja alles so einfach. und befreit sich selbst.

25.

unter dieser sanften, grauen Decke. Nur dämpft sie das helle Licht seiner Zuversicht und Wünsche.

Es ist der Tag der Abrechnung. Schulden werden zu Schulden gesetzt, die Soll- Seite schwillt an und wird schwarz, während die Haben- Seite leer bleibt, ein dürftiges Blättchen. das der Sturm blinden Zornes hinwegfegt.

Die Einsicht fommt, sie ist schon ein halbes Bergessen, Wieviele Chen gibt es, von denen man vorbehaltlos be- Und doch bringt sie sofort eine neue Sehnsucht mit, denn es Haupten tann, fie feien glücklich? Und wenn sie es find, wo lebt kein Mensch, dessen Niederlagen so groß wären, daß er durch find fie es? Durch Harmonie? Durch die Liebe? Durch nicht immer wieder von neuem hoffte. Die Kinder? Durch Resignation? Durch die Betätigung des Indem man das Gestern vergißt, glaubt man an das Es ist ein Kampf, in dem es feine Gnade gibt und in dem Billens , die Pflicht zu tun? Durch jenes Bedürfnis, das Morgen. Und wer dem einen falt oder mit Haß gegenüber dennoch feines fiegt, weil beide von vornherein schon verloren nach Rube verlangt und das Fügfamfeit und Unterwerfung steht, hat den Wunsch, den anderen lieben zu können. Der waren. Man trennt sich und bleibt einander trotzdem nahe. ermöglicht? Und liegt dem Glüd völlige Bewußtheit zu Mensch, der einsam ist, friert. Der Mensch will und braucht nur der Tod löst den Patt Zweier, die sich einmal dem 3wang grunde? Oder schwebt das Glück nur unbestimmt im Unterwärme, gebeugt hatten, der Ehe heißt. ( Fortsetzung folgt.)