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Kann der Minister dke Aufhebung des Ausnahmezufkan- des, die längst eine politische Notwendigkeit ist, beim Reichs- Präsidenten und im Kabinett nicht durchsetzen, dann muß er und die Partei die Konsequenzen daraus ziehen. Die Fortwurstelet muß ein Ende haben. Sie sührt uns unrettbar in einen Sumpf, m den die Partei nicht mitgerissen werden darf. Bis zum Parteitag sind noch drei volle Wochen. Es er- scheint mir daher dringend geboten, daß schnellstens Partei- ausschuß und Reichstagsfraktion zusammentreten, um unter Hinzuziehung von Vertretern der einzesnen Landesparlamente zu der kritischen Lage Stellung zu nehmen. Die Schulüigen lügen. Der schwerindustrielleB e r l i n e r L o k a l a n z e i g e r" nennt die Mordsucht ganz rechtsgerichteter Kreise eine Krankheit, die eine Folge des Krieges und des Zusam- menbruchs sei. DieK r e u z z e i t u n g" sieht sich und ihre Freunde IM zu deutlich gekennzeichnet. Sie signalisiert deswegen rote Morde und ruft nach dem Staatsanwalt. Die Parteileitung der Deutschnationalen Volks- Partei hat gegen die Schriftleitung derFreiheit" ein Strafversahren anhängig gemacht wegen der Behauptung, daß in der Leitung der Deutschnationalen Volkspartei   die An- stifter des Mordes an Erzberger   säßen. DieDeutsche Tageszeitung" nennt den Mord ein Revolutionsgewächs. Sie behauptet, daß die Ermordung Liebknechts, Eisners, der Genossin Luxemburg   nicht den Rechts-, sondern den Linksparteien genützt habe. DieDeutsche Zeitung" meint, die Ermordung sei die Tat eines Geisteskranken! ' st_ DieTägliche Rundschau" behauptet, dp Ent­rüstung über den Mord ginge mit dem Echo des feindlichen AuslandesHand in Hand"! Da war gestern doch der deutschnationale Reichstags- abgeordnete Wulle in seinem Blatt ehrlicher. Er ließ schreiben: Wenn die staatliche Rechtspflege versagt, wo doch das Volk idr Eingreifen fordert, ersteht automatisch Richter Lynch. Das ist nun einmal, so, wird immer so sein, solange die Menschen Menschen sind, und kein Gesetz der Welt wird es aus der Welt schaffen. Dieser Mann war ein aufgelegter Hochverräter, als Mit- schuldiger des Dolchstoßes von 1918 wie seither. Es war persön- lich ein unsauberer Mensch. Die staatliche Rechtspflege hat ihm gegenüber versagt. Es ist nicht zu entschuldigen, aber es ist ge- schlchtlich gesehen überaus'natürlich, dag Richter Lynch da auf dem Plan erschien. Er hat noch allemal in solchen Fällen seines Amtes gewaltet." Gewiß: Wer Menschenblut vergießet, desi' Blut soll wieder vergossen werden! Des werden die jungen Leute, unter deren Revolver nach der Aussage des Abgeordneten Diez der Ermordete , geblieben ist falls sie nicht einfach bolschewistische Mord- buben waren, sich vonvornherein bewußt gewesen sein. Und sie werden, ihr Los, wenn das Schicksal es will, mi. Anstand auf sich nehmen. Aber bei all dem denkt man an das alte: Es lebt ein Gott, zu st rasen und zu rächen!" Das ist die richtige Mördersprache. Man kühlt am po- litischen Gegner mit.Revolverkugeln sein Mütchen und be- zeichnet das dann als göttliche Gerechtigkeit. Die Sesinnungs- freunde, über deren Tat man iubelt, nennt man aber zur Bor  - ficht..bolschewistische M o r d b u b e n." Wir bleiben Gegner des politischen Mordes, so sehr man auck) versucht wird, zu wünschen, daßRichter Lynch" die Schreiber des Wulle-Blattes in eine Kaltwasserheilanstalt stecken möge. Es genügt vielleicht auch schon ein Erziehungs- heim für sittlich Verwahrloste. Hilfeschrei üer Gelüschränbe. DieMünchcner Neuesten Nachrichten" sind unvorsichtig genug, auszusprechen, welche Gefahr das Leben Erzbergers &m Zukunft für sie und ihre Anhänger bedeutet hätte. Sie
Die verführten. jL. Von Friedrich Ratteret h. Wenn es Sonntag ist und der Himmel klar über den Häusern blaut, dann steigt Konzleirat Strümmelmann hinauf aufs Dach des fünfstöckigen Mietshauses, um feine Tauben fliegen zu lassen. Der dienstfreie Sonntag, der heitere blaue Himmel und die schönen rassegezüchtcten Brieftauben, die weite Kreise durch die Luft ziehen, es genügt, ja, es genügt fürwahr als Glück für dieses Leben. Strömmelmann liegt auf seiner Wolldecke hier hoch oben ausge- streckt und badet sich allen Aerger und Verdruß von seiner Seele. Und die Glocken in der Runde heben zu läuten an... Wenn es Sonntag ist und der Himmel klar über den Häusern blaut, dann schleicht der arbeitslose Metallschlcifer Schulz hinauf ; aufs Doch des fünfstöckigen Mietshauses, um auch seine Tauben fliegen zu lassen. Eigentlich macht er es alle Tage, denn er ist arbeitslos und hat Zeit dazu, aber Sonntags macht es ihm mehr Vergnügen. Und heute oergißt er die Misere seiner Wirtschaft- lichcn Lage, er möchte mit den Tauben dort in der blauen Luft fliegen, er möchtefrei" fein wie sie und die Brust kühn in der Sonne   baden. Da wird er erinnert an die keifende Stimme seiner Frau, die schilt, daß nicht einmal Sonntggs Fleisch auf den Tisch kommt, und er kann es sich doch nicht aus den Rippen schneiden... Die fliegenden Gedanken ins Große sind fort, und besorgt holt Schulz einen roten Lappen, den bindet er an eine lange Stange. Er öffnet weit den Fangschlag und winkt mit dem roten Tuch seinen Tauben, damit sie sich nicht zu weit entfernen. Aber die Tauben erfreuen sich der Freiheit aus der Hand ihres Herrn, des arbeits- losen Metollschleifers Schulz. Sie wissen sie zu nützen und schrauben sich immer höher der Sonne entgegen, bis sie die Peripherie der Kreise von den Tauben des anderen Häuserblocks berühren. Es ist- wie ein Zusammenschlagen der Flügel, ein Liebes- bachanal hoch oben in der Luft zwischen den beiden Parteien. Der schöne starke Strasser von Schulz fragt das zierliche Brief- taubenfräulein von Strömmelmann, ob sie nicht mitkommen will. Das Wetter ist so schön, und es ist die rechte Zeit zu einem Aus- flug. Die anderen Tauben warnen, aber da sind noch zwei der Unerfahrenen, die auch noch nie einen so schönen starken Täuberich gesehen haben. Und der Bursche weiß so gut zu erzählen von dem heimischen hellen Schlag, wo zwischen Dachsparren versteckt die heimlichsten Wunder blühen. Und weit ist es auch nicht, dort unten ist's, wo das rote Tuch winkt. Und Kanzleirat Strömmelmann sieht's mit Besorgnis und muß sich von seiner Decke erheben und winkt nun mit den Farben seiner Fahne. Und winkt und winkt und ahnt das Verhängnis-- Sie fallen ein in den Schlag. Schulz braucht nur das Fang- netz zuzuziehen. Die fremden Tauben unter das Jackett geknöpft. geht er nun pfeifend die Treppe hinunter zu seiner Frau in die Küche. Run ist Fleisch da zu Mittag---
Bring«! nämlich die Mitteilung, daß für den Winter eine Kern- lition Erzberger-Scheidemann-Breitscheid-Parvus ausgearbeitet und vorbereitet worden sei, daß die Möglichkeit des neuen Kabinetts mit Erzberger und Scheide- mann erörtert wurde und daß sich die Erör- terung schon zu einem festen Plan verdichtet hatte. Dabei sei zum Glück Bayern   ein Hindernis gewesen.Erzberger  wußte, daß seinem Eintritt in die Reichsregierung von der bayerischen   Regierung Widerstand bis zum äußersten ent- 'gegengesetzt würde. Er war wohl ganz folgerichtig in seinem Plan, wenn er gegen diese Regierung, vor allem gegen Herrn v. Kohr und den Iustizminister Roth Minen legte, die aller- dings, trotz Unterstützung durch die äußerste Linke keinen Schaden anrichteten, wohl aber das Gute hatten, daß sie die Sachen aufdeckten, die Außenstehende schon oermuteten. Mit Hilfe der Radikalen sollte eine Regierung geschaffen werden mit einer Spitze, die einem Reichskanzler Erzberger   keinen Widerstand entgegensetzen würde. Dazu sollten die Radikalen in Bayern   helfen, wie andererseits im Reiche Erzberger   die christlichen Arbeiter für sich einzufongen dachte." Diese demagogische Geschichte ist nicht die Erfindung be- liebiger Redakteure. Man vergesse nicht, sie steht in den Münchener Neuesten Nachrichten  ". Der eine Leiter der Münchener Neuesten Nachrichten  " ist Gerschel(Direktor der deutschnationalen, schwerindustriell ernährten BerlinerPost"). der andere ist Seitz(deutschnationaler Kommerzienrat), und beide sind zugleich leitende Personen des deutschnationalen Konkurrenzblattes derMünchener Neuesten Nachrichten  ", derMünchen-Augsburger Abendzeitung". Diese gehört zu jenen Blättern, die von dem bekannten Geldschatz gespeist werden, dernicht parteiischen, sondern nationalen Zwecken dienen soll". Es handelt sich hier um die Gelder, die an die fünfzigprozentig deutschnationalen und fünfzig- prozentig deutschvolksparteilichen Zeitungen bei genügendem Wohloerhalten abfließen. Auf den Unsinn der Meldung derMünchener Neuesten Nachrichten  " brauchen wir nicht besonders einzugehen. Nur ein Punkt sei etwas erörtert. Ist es nicht merkwürdig, daß die mit der Kahr  -Regierung innig befreundetenMünchener Neuesten Nachrichten  " so deutlich darauf hinweisen, daß Erz- berger in Bayern   mit Unterstützung deräußersten Linken" bestrebt gewesen sei, Minen zu legen? Ist das nicht auf- fällig, wenn man weiß, daß in München   die beiden großen sozialistischen   Parteien und ihre Blätter dauernd drangsaliert werden, daß erst jetzt wieder die Zeitung der USPD.   ver- boten worden ist, während das kommunistische Blatt unge- hindert erscheinen darf? Für den politisch seiner Fühlenden ist es unzweifelhaft, daß dieGermania  " auf dem richtigen Wege ist, wenn sie von einer Mörderzentrale spricht. Man darf den Begriff nur nicht zu wörtlich nehmen. Es ist eine Geld- und Jnter- essenverfippung aller Feinde der Republik   und aller Gegner von ernsthaften Besitzsteuern, die von langer Hand vorbereitet wurde. Sie ist längst vollendet. In Auswirkung der Propaganda dieser Kreise mußte Erzberger sterben. Darüber mögen sich aber die Reaktionäre aller Schattie­rungen klar sein: Wenn Erzberger auch gefallen ist. der Ge- danke der ernsthaften Erfassung des Besitzes durch Gold- und Sacbwertbesteuerung, die Notwendigkeit, die vermögenden Klassen Deutschlands   an den Lasten des Staates teilnehmen zu lassen, ist damit nicht getötet.
Versammlungsverbot für potsöam. Gestern vormittag wurde das Verbot der Tannenberg- feier bekannt: es fand am Nachmittag in der folgenden Be- kanntmachung des Polizeipräsidenten seine Bestätigung: Ber- sommlungen unter freiem Himmel sind am Sonntag, den 28. A u g u st im Polizeibezirk Potsdam untersagt. Gegen Zuwiderhandelnde wird behördlich eingeschritten werden. Ich ersuche daher dringend, den diesbezüglichen Weisungen der Derweilen flucht Kanzleirat Strömmelmann dem Sport und seiner Leidenschaft, von der er nicht frei kann. Sein Gesicht ist grau und faltig, wie er so die Treppe langsam hinabsteigt. Er schimpft auf Polizei und Justiz, deren Arm zu kurz ist, um seine Tauben in der Lust zu schützen. Die Braut des Lurullus". Das Theater des Westen- hat airsgesorgt. Mit der neuen Oper von Jean Gilbert   wird es volle Häuser haben. Schanzer und Welisch   haben eine antike, im Liixus-Rom   spielende Liebes- und Kriegsgeschichte aus lustigem Aermel geschüttelt. Der drohende Kamps zwischen Rom   und Jl- lyrien weckt Vorahnungen aus dem Weltkrieg des 20. Jahrhunderts, ohne daß die Parallelen aufdringlich werden. Die Römerin Melissa. des Konsul- Tochter, oerliebt sich in Abron, den illyrischen Sonder- gesandten, der zudem noch ein lyrischer Tenor ist. Somit wird Ge- fahr abgewandt, und Lucullus, der feiste Lebemann, schwitzt stch durch Aengste. Entfettrmg und Dummheiten bis zur Rückkehr in den ollemseligmachenden Fraß. Die Schwankdichter haben ein gutes Gericht bereitet und werfen es blockweise dem Komponisten zu. Er ist in bester Geberlaune. Der erste Akt sprudelt von paradiesischen, aparten, glänzend geschriebenen Einzelheiten in rhythmischer Ab- wechslung und mit sehr koketten, fein verhüllten harmonischen Fi- nessen. Der zweite Akt entgleitet zur großen Oper mit allem Pomp der Instrumente und Duette, ein ägyptischer Tanz wirbelt die Laune wieder hoch, die im letzten Bild Mit einem Kußlied aufgenommen und gesteigert wird. Bei einer so ausgezeichneten Partitur hoben die Sänger Ungewöhnliches zu leisten. Auch diese Ausgabe wurde über Erwarten gut gelöst. Den Namen Louis Illing wollen wir uns ankreiden: er hat eine seltene, noble, weiche Tenorstimme und gibt der Parsifalrolle eine harmonische Gestaltung. Seine Kundry, die Hetäre Floramyi, ist Emmy Sturm: das köstlichste, tollste, ge- sündeste Operettentemperament unserer Tage. Man inuß sie sehen und nochmals sehen, wenn sie. die Nymphe, dem behäbigen, humorig glänzenden Bacchus T i e d t k e einen Tanz beibringt: oder wenn sie den sympathischen Sipo-Mann Franz Felix am Schöpfe faßt und aus oller Ordnung bringt. Köstlich und ansteckend ist dies« Laune! Margit Suchy mit den weichen Kinderaugen und den kräftigen Borerhändchen. Josefine D o r a s runde Drolligkeit soll nicht vergessen sein, desgleichen nicht die bunte, reich überladene Ueppigkeit der Dekoration. Dem glücklichen Komponisten war Ernst Hauke ein gewissenhafter, energischer und geschickter Helfer am Pult. K. S. Neues Theater am Ivo. So hätten wir denn nocki ein neues Theater. Der Saal des ehemaligen Landwehrkasinos ist in einen Kommerspielraum»mgewandtlt worden. Der Eindruck ist ruhig: die Architekten arbeiteten modern, ohne schrcierisch zu werden. Ge- dömpftheit scheint die Hausnote zu sein, die Direktor Rabe hier anstrebt. Das erste Stück, das doch wohl Richtung geben soll, hatte des Gedämpften fast zu viel. Dem Verfasser, Rudolf Eger, der diesen SchwankDie kleine Lecossot" etwas onfpruchs- voll ein.Spiel" nennt, fei immerbin geglaubt, daß er die Theater- Maschinerie mit vornehmer Freude am Harmlosen in Bewegung setzt. Eine junge Komtesse, die durchaus beim schönen und inter  - essanten Henri Jerome gemalt sein will, kommt als Modell zu ihm
Vsstzeibeamten am morgigen Tage unverzüglich Folg» za leisten. Die Kreisgruppe Zauch-Belzig   der Deutschnationalen Bolkspartei hatte ihre Tannenbergfeier nach Caputh   ein­berufen: auch sie ist verboten worden. Ebenso hat die Regierung eine etwaige Verlegung der Potsdamer   Tannen- bergfeier nach Bornstedt   oder Bornim   oder irgend einem anderen Ort der Umgebung von Potsdam   unterjagt. Gerüchtweise verlautet, daß die Potsdamer   Schupo um drei Hundertschaften verstärkt worden sein soll. Hofsentttch macht sie keinen Unterschied zwischen links und rechts! DieRote Fahne  " bildet sich ein, daß sie an dem Feuer tieffter Empörung der deutschen   Arbeiter ihr Schmutzsüppchen: kochen kann. Sie bringt ein« Aufforderung an die arbeitende Bevölkerung Groß-Berlins zur Demonstration gegen die heu  - tige Tannenbergfeier in Potsdam   und schreibtFolgt olle unserem Rufe und verhindert gemeinsam mit den Prole- tariern der SPD.   und USPD  . die Demonstration der Konter- revolutionäre in Potsdam  ." Die USPD  . hat ihre Anhänger selbst zur Demonstration in Potsdam   aufgefordert, sie brauchen die Einladung nicht. Das bleibt ihre Aufgabe, sie wäre es auch geblieben, wenn nicht inzwischen die Tannenbergfeier sti Potsdam von der Regierung verboten worden wäre. Unseren Anhängern hätten wir, wäre das Verbot nicht ge- kommen, ebenfalls selbst Bescheid gesagt. Wir müssen es uns verbitten, von den Kommunisten eingeladen zu werden. Wir verzichten dankend darauf. Die sozialistische deutsche Arbeiterbewegung ist eine ernsthafte Angelegenheit und nicht das Spaßvergnügen für politische Kindsköpfe. Es besteht durchaus kein Grund dagegen, daß sich dem sozialisti- schen Kampfe für die Republik   auch Arbeiter anschließen, die im Ziel andere Ideen haben, als wir oder die USPD  . Abev darüber müssen sie sich klar sein: sie haben sich bei dem Streben der beiden sozialistischen   Arbeiterparteien nachderenRicht- linien und Anschauungen zu benehmen.
Nicht auf halbem Wege stehen bleiben! In derB. Z. am Mittag" vom Sonnabend lesen wir: Geheimrat Dr. R i« ß e r, das hervorragende Mitglied der D c u t- scheu Volkspartei, bezeichnete unserem Mitarbeiter gegen- über den Mord als eine Tat, die nur das Entsetzen und den Abscheu der ganzen Welt hervorrufen muß. wenn, wie man sagt, der furchtbare Ion, in dem manche Zeitungen schreiben, dazu bei­getragen hat. die Leidenschaften zu erregen, so ist es höchste Zeit, daß man zur Selbstbesinnung kommt und sachliche Gegnerschaft auf sach­lichem Wege entscheidet. Jeder Appell an die Gewalt, von welcher Seite er auch kommen mag. ist aus das entschiedenste zu verwerfen und zu bekämpfen. Wir halten Herrn Geheimrat Dr. Rießer für einen an­ständigen Menschen und hegen über die Aufrichtigkeik seiner Empörung nicht den leisesten Zweifel. Auch ist seine Mah- nung an die Rechtspresse, obwohl etwas verklausuliert und vorsichtig, besonders wertvoll. Run fragen wir hiermit den Abg. Dr. Rießer und alle anständigen Menschen in der Deut« schen Vottspartei daß es solche gibt, hat z. B. die Abstim­mung über die Annahme des Londoner Ultimatums be- wiesen, ob sie sich überhaupt noch eine Stunde länger in der politischen Gesellschaft von Menschen aufhalten können, wie die, deren Organ dieTägliche Rundschau" ist? Dieses Blatt verdient in allererster Linie unter jenen Zeitungen genannt zu werden, die durch ihren Ton die i n t c l l e!- t u e l l e Schuld an der Ermordung Erzbergers(und an- derer) tragen. Chefredakteur derTäglichen Rundschau" ist der Reichstagsabgeordnete der Deutschen   Volkspartei Heinrich R i p p l e r, daher muß dieses Blatt, obwohl es zu 50 Proz. deutschnationale Politik betreibt, als Organ der Partei des Abg. Dr. Ricßer betrachtet werden. Die beiden Artikel, die dieT. R." feit dem Meuchelmord veröffentlicht- hat. unterscheiden sich in keiner Weise von den niederträch- tigsten Auslassungen der übrigen Rechtspresse._
und gerät in die Gefahr eines Skandals, den ihr Bruder zu ver« hindern sucht, indem er sie schicunigft und auf der Stelle mit emein zufällig anwesenden Kunslprofessor verlobt. Roch einmal siegt der Kunstpraktiker beinahe über den 5lunsttheoretiker, aber schließlich nimmt hie Kleine, ach, so naive und doch so kribbelige Komtesse einen soliden Jugendfreund. Diese sinnige und unsinnige Sage aus einem Lande, dos es nirgends gibt außer in der Phantasie von Schwankbildern, entbehrt jeder Schleimigkeit und rollt mit einer, jede Kritik entwaffnenden Harmlosigkeit ab. die um so mehr er- st.'ute, als der größte Teil des Premierenpublikums dieses paprika- lose Gericht mit sichtlichem Wohlgefallen zu sich nahm. Man spielte unter der Leitung Hanns Fischers so zurück« haltend, daß manches ein wenig allzu schwach kam. Doch auch diese Distanziertheit. die Fischer wohl vom ehemalig Königlichen in Dresden   mit bringt, ist eine Angelegenheit, über die man nach dem viclen dicken Spielen diskutieren kann, wenn sie noch ein wenig leichter und eleganter rollt. Rita Burg, die die Komtesse gab. gelang die Modellszene vorerst noch besser als die der Dame: sie mar mehr ein kleiner neugieriger Backfisch als eine Komtesse, welche Art des bomc> sapiens nun auszusterben beginnt. Hans Götz und Ernst Gronau   machten als Liebhaber gute Figur. Eduard Rathäuser zog mit Temverament und Heroismus seinen dicken Pelz aus und an, Ernst R o t m u nd radierte«inen echten Lustspielkunstprofessor zusammen und Albert Kupfer- yh m i d t machte aus einem alten Diener eine recht achtbare Studie. er künstlerische Gewinn de? Abends war Else Oppler  -Seg- band, die einen farbig wundervoll abgetönten und in der Form- gebung reizend originellen Salon gedichtet hatte. O. E. H..
fluf üer Sirecke. Chor der Nationalen. Die Schlacht ist gewonnen, ein Schuß ward getan, Heiko und Hurra! Laßt wehen die Fahnen! Der Feind liegt verendet auf offenem Plan, Die Echten und Rechten packt fröhliches Ahnen. Das fft doch die richtige schwerdeutsche Art So werden mit Dolch und mit scharfem Gewehre Die Ziele, die nationalen, gewahrt, So werben die Braven um Ruhm und um Ehre. Hurra imd Hello! Wie üben sie gern Parademärsche mit Ordensgefunkel, Die Blutschuld verdeckt nicht Krcuzlein noch Stern, Sie brennt auf den Stirnen unlöschbar und dunkel. Das Hakenkreuz schimmert! Hißt schwarz, weiß und rot, Ruft hurtig von neuem zu Frontkämpfertagen. Stürzt nochmals dos Land in Jammer und Rot Wer Rechenschaft fordert, wird meuchlings erschlagen! Schlaraff.