a n g e h o r i g e n der Reichswehr ausgingen. Die Reichswehr genießt jetzt vollen Schutz gegen Mißbrauch ihres Gewandes. Dafür trägt sie freilich für die Zukunft auch die volle Verantwortung dafür, daß nationalistische Provokationen Uniformierter nicht mehr vorkommen. Der /lusnahmezuftanü in Mittelüeutschlanü aufgehoben. Berlin ,?0. August.(UJIB.) Durch Verordnung de» Reich». Präsidenten vom heutigen Tage ist der Ausnahmezustand in Mittel- deutschlqnd, soweit er zurzeit noch besteht, mit Wirkung ab l. September aufgehoben worden. Wann folgt die Aufhebung de» Ausnahmezustandes in Bayern ? Zehn nationalistische ölätter verboten. Berlin , Z0. August.(WTB.) Auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten vom 29. August 1921 hat der Reichsminister des Innern das Erscheinen folgender Zeitungen aus die Dauer von 14 Tagen verboten: da»„Deutsche Abendblatt" lS-Ahr- Ausgabe des„Deutschen Tageblattes"), Berlin , das„Deutsche Tageblatt". Berlin , die„Deutsche Z e l t u n g". Berlin , da» „Deutsche Wochenblatt". Berlin -Ariedenau, da»„Span- dauer Tageblatt", Spandau , das„vSlkische Tageblatt". Spandau , den„Miebabacher Aazelger", Mies- dach(Oberbayern ),„Völkischer Beobachter"(„Mllnchener Beobachter"), München. „Süddeutsche Zeitung", Stuttgart und„Hamburger Warte". Hamburg .
wir stnö gonz klein! Die„Kreuz-Zeitung " behauptet, daß die Verordnung des Reichspräsidenten gegen die Hetzpress» lediglich mit„Entgleisungen kleinerer Blätter" motiviert werde. Da wir erhebliche Entgleisungen der„Kreuz-Zeitung " festgenagelt haben, so müssen wir annehmen, daß die„Kreuz-Zeitung " sich selber zu den kleinen Blättern rechnet. Welch rührende Bescheidenheit!-» In erregtem Tone beschuldigt uns die„Kreuz-Zeitung " der Fälschung ihres Zitate«. In Wirklichteit waren beim Zitieren aus dem Gedächlnis nur ein paar Worte geändert, nicht das Mindeste i m Sinne. Zum Beweis« setzen wir das Zitat hierher, wie es di«„Kreuz-Zeitung " selber gibt. Sie schrieb in Nr. 313 vom 12. Luli 1321 in einer Besprechung über den Reichstag : Aber leider ist daraus kein Verlaß, auch keine Aussicht. daß sich, wie an einem anderen V. November vor 120 Jahren in St. Cloud, ein kleiner General findet, der die 500 schmerzlos «nd radikal aufhebt, zum Segen von Land und Volk. Unser Verbrechen besteht darin, daß wir für den kleinen General seinen Nomen, Napoleon ,«ingesetzt haben. Auch die Fastung der„Kreuz-Zeitung " ergibt den unzweideutigen und durch nichts wegzudebottterenden Sinn, daß sich heute ein General finden möchte, der wie weiland Napoleon den Konvent, heute den Reichstag auseinanderjagt. Wenn die„Kreuz-Zeitung " es heute so hinstellen will, als sei nur der prügelnde Herr Remmele von ihr gemeint gewesen, s o fälscht sie sich selber. Denn Herr Remmele mit allen seinen Partei-- � genossen zusammen ergibt noch lange keine MW. Der Satz war, wie i auch der vorhergehend« Satz und die Ueberschrift de» Artikels b«. � «eisen, auf den Reichstag al» Ganze« bezogen. Der vor-! hergehende Satz lautete: DI« erste Prügelszene im Reichstag. Wenn wir hoffen � könnten, daß sich diese Volksvertreter gegenseitig zum Tempel hinausprügeln. Und dann ging es welter: Aber leider ist darauf kein Verlaß usw. Wir begreifen, daß die„Kreuz-Zeitung " setzt krampfhaft be- müht ist, ihre damalige Ami;;mg als harmlos hinzustellen. Wir begreifen es, daß der am 12. Juli hochgeschwellte Mut des Ber- fasters inzwischen in die unteren Partien gesunken ist, aber deswegen ändert sich an dem eindeutigen Sinne des damaligen
Satzes doch nichts. Als wir ihn in seinem wirklichen Sinne gleich darauf im„Vorwärts" festnagelten, hat die„Kreuz-Zeitung " damals nicht protestiert. Ihr jetziger Protest ist mehr als durch- sichtig. Kunügebung öer Demokraten. Die Leitung der Deutschen Demokratischen Partei veröffentlicht folgende Kundgebung: Die verbrecherische Hetze, die seit IM Jahren gegen die deutsch « Republik und die deutsche Demokratie von rechts und links getrieben wurde, hat zu den furchtbaren Folgen geführt, die jeder veranr- wortungsbewußte Politiker voraussah. Die politische Kurzsichtigkeit. mit der weite Kreise der Wähler- schaft die Radikalen rechts und links unterstützt haben, hat diesen Desperado-Politikern ihre Geschäfte erleichtert. Jetzt hängt die ruhige Entwicklung, die Ordnung und die Freiheit der Staatsbürger von der politischen Kraft und Ueberzeugungstreue aller derjenigen ab, die Deutschland nicht zum Schauplatz eines Bürgerkrieges werden lasten wollen. Di« Deustche Demokratisch» Partei ist berufen, alle Volksgenossen in der Treue zur Re» publik, zur Demokratie und zur Verfassung zu- sammenzuführen. Daß das gelingt, davon hängt die Gesundung Deutschlands ob. Bildet im ganze« Lande eine geschlostene Front aller Der- fassungssreunde, siodel Euch zusammen mit deu beiden anderen Re- gierungsparleien. Wendet Euch gegen den Wahn, daß Gewalt eine Erleichterung schaffen könnte. Der neue Aufruf der Reichsregierung gibt die notwendigen Mittel zum Schutze der deutschen Reichsverfassung und zur Siche- rung von Ruhe und Ordnung. Wir treten mit voller Kraft hinter die verfassungsmäßige Regierung. Die Beoölkerungsschichten, die in der Deutschen Demokratischen Partei ihre Vertretung haben, sind besonders berufen, dem gesamten deutschen Volk« ein Beispiel treuer Staatsgesinnung und aufopfern- der Pflichterfüllung zu geben._ Der Republikanische Reichsbunü. Der Republikanische Reichsbund teilt uns telegraphisch mit: Die Mitglieder des Republikanischen Reichsbundes werden auf- gefordert, sich an den Mittwoch-Demonstrationen der deutschen Ar- beiterschaft für die deutsch « Republik gegen ruchlosen politischen Meuchelmord und die dreisten Umtriebe der Anhänger einer Wieder- Herstellung des alten Obrigteitsstaates und der Monarchie in allen deutschen Gauen vollzählig zu beteiligen. Insbesondere werden die dem freiheitlichen Bürgertum angehörenden Mitglieder des Reichs- bundes gebeten, Schulter an Schulter mit der deutschen Arbeiter- schaft die Solidarität im Eintreten für die republikanische Derfas- sung zu bekunden. Der provisorische Vorsitzende des Republikanischen Reichsbundes. Karl Freiherr von Brandenstein, thüringischer Staatsminister a. D. Die Wenn,unü-aber-partei. Die Deutsche Volkspartei Sachsens verbreitet eine Erklärung, In der es u. a. heißt: Der Vorsiand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands hat in einem Aufruf zu den Straßendemonstrationen der Deutschen Volkspartei vorgeworfen, daß sie durch maßlose Hetze gegen die Verfassung das Treiben politischer Meuchelmörder be- günstige. Die Deutsche Volkspartei Sachsens weist diesen völlig haltlosen Vorwurf entschieden zurück. Sie hat sich bereit erklärt, im Rahmen der geltenden Verfassung am Wiederaufbau Deutschlands mitzuarbeiten. Die Verordnung der Reichsregierung enthält aber■ nicht nur Bestimmungen, die durch ihre Dehnbarkeit und Unklarheit Anlaß zu größten Bedenken geben, sondern soll nach den Erklä- rungen der Linkspresse einseitig gegen die sogenannten Rechtspar- teien angewendet werden. Aeußerst bedenklich und eine Gefahr für den Frieden ist e», wenn die neue Periode des Verfastungssturzcs eingeleitet wird durch ein« Flut von Demonstrationen, die von Berlin aus einheitlich geleitet werden und bei denen an der Seite der Mehrheitssozialisten die noch immer auf dem Boden der Dil- tatur des Proletariats stehenden Unabhängigen und die für die An- wendung des Terrors und die Herbeiführung der Räterepublik ein-
gestandenermaßen kämpfenden Kommunisten mitwirken. Die Deutsche Volkspartei Sachsens muß fordern, daß der jetzt zu- sammengetretene Reichshaushaltungsausschuß sich von der Reichs- regierung bindende Sicherungen geben läßt, daß die Bestimmungen der Verordnung, soweit sie überhaupt durchführbar sind, gleich- mäßig gegen alle Parteien angewandt werden. poehner lenkt ein. Im Anschluß an die Münchener Mastendemonsiraiion war der Vorsitzende des Republikanischen NeichibundcS, Schmalit, ver- haftet und die Bundekakteu beschlagnahmt worden. Beide Maß- nahmen, ebenso wie die Verhaftung deS Vorsitzenden der Betriebs- räte. Gen. Freyberger, sind zurückgenommen worden. Die morgigen Versamminngen unserer Genosten sind für gc- schlossene Säle genehmigt worden. Auer, Gruber und Saeuger werden sprechen. München , 30. August. (Amtlich.) Die bayerische Staatsregie. rung legt Wert darauf, festzustellen, daß sie dem Artikel„Die Er- mordung Erzbergers" in Nr. 198 der„Bayerischen Staatszeitung" vom 26. August 1321 f e r n e st e h t. Er ist ausschließlich eigene Arbeit der Schriflleitung._ Erzbergers Seisetzung. Heute, Mittwoch, wird die Leiche Matthias ErzbergerS in seiner württembergischen Heimat Bieberach beigesetzt. Di« Stadt Bieberach stiftet ein Ehrengrab. Mit dem Reichskanzler und mehreren Reichs- minister» wird anch der ReichSlagspräsident und die wllrttem- bergische Regierung an der Totenfeier teilnehmen. Die ZentrumSfraklion des badii'chcn Landtages beabsichtigt, an der Mordstelle einen Gedenkstein zu errichten. Das bolschewistische Gespenst. Wie immer, wenn es gegen rechts geht, wird von der reaktionären Presse der Bolschewistenschreck aus der Versenkung geholt. Die rechtsstehenden Blätter wimmeln von Hinweisen auf di» kommunistische Gefahr, die doch viel ernster sei als die Revolverschüste„einzelner nationalistischer Fanatiker". Da wollen wir doch bemerken, daß eines der am weitesten rechts stehenden Blätter, die„Deutsche Zeitung", in ihrer Besprechung des kommunistischen Parteitages zu Jena folgendes ausführt: Die Partei ist gegenwärtig unbedingt sehr Nein. Das ließ sich aus den verschiedensten Bemerkungen entnehmen und war wohl auch die Beranlastung, Immer wieder zu betonen, daß von einem Zerfall der Partei keine Rede sein könne. Wer sich an die großen sozialdemokratischen Parteitage in Jena , zumal an die von 1903 und 1311 erinnert und sie mit dieser kommunistischen Musterung oer- gleicht, kann keinen Augenblick darüber im Zweifel sein, daß die KPD. zurzeit nur elnen winzigen Bruchteil der deutschen Lohn- arbeiterschaft vertritt. Die„Deutsche Zeitung" bescheinigt damit ihren Kalle- ginnen von der rechten Fakultät, daß der jetzt entfachte Kam- munistenschreck nur ein künstliches Ablenkungs- manöver ist, an dessen innere Berechtigung seine Urheber selbst nicht glauben. Die„Rote Fahne " stellt es in einem Artikel„Die neue Gefahr" als ausgemachte Tatsache hin, daß die Verordnung der Reichsregierung nicht gegen die Rechtsbolschewisten, son- dern allein gegen die Kommunisten angewendet werden wird. Sie versteigt sich sogar zu der Behauptung, die Verordnung schwäche nicht die Reaktion, sondern sie führe ihr neue Kräfte zu. Der„Vorwärts" wird sogar als Kronzeuge genannt, well wir auf die Notwendigkeit hingewiesen haben, die Verordnung wirtlich in dem Sinn« durchzuführen, in dem sie erlassen ist.' So ist die Sache denn doch nicht. Die inzwischen er- schienene Liste der von der Reichsregierung auf Grund der Verordnung verbotenen Zeitungen dürfte selbst die
Hermann Heimholst. Zu seinem 100. Geburtstag. Von Dr. Walter Israel. Produktiver Köpfe gedenkt, man, indem man sich ihrer Schöp- fungen dankbar erinnert. Nicht leicht wird einem dies bei Helmholtz. Nicht nur schwer ist sein umfangreiches Wissen zu überschauen, auch seine eigenen Leistungen, seine Werke, die er der Nachwelt hinter- lassen hat, reichen in fast alle Gebtete de» menschlichen Forschens. Geboren am öl. August 1821 zu Potsdam , besuchte Helmholtz von 1838-�42 die alte Pepiniöre in Berlin und war dann bis 1848 Militärarzt. In diese Zeit fällt seine bedeutendste Leistung, die Auf- stellung des Prinzips der Erhaltung der Energie,«ine Wissenschaft- liche Tat, die allein genügt hätte, seinen Namen unsterblich zu machen. Sein Interesse wandte sich dann mehr und mehr der Physio- logie zu, er wurde der große Schüler Johanne» Müllers, des Be- gründcrs der modernen Physiologie. 1843—33 treffen wir ihn dann in Königsberg , wo er eine Professur für Physiologie Innehatte. Arbeiten dieser Zeit sind unter anderem„Heber die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Nervenreizungen",„Ueder das Wesen des Auges". Seine populärst« Erfindung gelang ihm Ende des Jahre» 1830: die Konstruktion des Augenspiegels.„Der Augenspiegel," so be- richtet Helmholtz an seinen Vater vom 17. Dezember 1830,„ermög- licht den dunklen Hintergrund des Auges durch die Pupille hindurch zu sehen... Bi» jetzt war eine Reihe der wichttgsten Augenkrank- heiten,.. eine Terr» incognita(unbekanntes Land), well man über die Veränderungen im Auge weder im Leben» noch selbst meistens im Tode etwas erfuhr. Durch meine Erfindung wird die speziellste Untersuchung der inneren Gebilde des Auges möglich." Man darf hinzufügen, daß nicht nur für Augenkrankheiten, sondern auch zur Feststellung von Gehirngeschwülsten, die sich durch Hirndruck im Innern des Auges erkennen losten, der Augenspiegel ein notwendiges Instrument darstellt. Sein Weg als Forscher und Lehrer führte Helmholtz nach Bonn (1833), Heidelberg (1838— 71) und Berlin , wo er bis zu seinem Tode (S. September 1894) blieb. Aus der Fülle seines Schaffens als Physiker wie al» Physiologe seien hier nur erwähnt seine Untersuchungen auf. akkiü ischem und elektrischem Gebiet, wie andererseits seine Theorie des Farbcnsehcns. Der Erklärung des Farbensehens legte er das(Besitz der spezifischen Sinnesenergien von Johannes Müller zugrunde. Dieses besagt, daß die großen Fundomentalverschiedenheiten unserer Empfindungen re- lativ unabhängig von den äußeren Reizen sind. Die Empfindungen beruhen hiernach auf„spezifischen Eigentümlichkeiten" jeweilig in Be- tracht kommender menschlicher Organe. Ein Beispiel: Da» Auge empfindet eine Farbe durch„Sehen" wie auch durch Stoß auf das Auge. Entsprechend nun sollen nach Helmholtz an jeder kleinsten Stelle der Netzhaut de« Auges drei verschiedene Fasern vorhanden seien.. Die erste verursach» bei Reizung ein„Rot", die zweit««in
„Grün ", die dritte ein„Violett". Die verschiedenen gleichzeitig mög- lichen Reizungen der drei Fasern werden durch Vermitllung des Gc- Hirns dann als eine der anderen bekannten Farben empfunden. Rot und Grün und Violett ergeben als gleichzeitige Empfindung Weiß. Wenn auch manches gegen dies« Theorie spricht, so ist sie doch der Grundstein weiterer Forschung geblieben. 1887 begegnen wir Helmholtz bei der Gründung der„P h y s i- k a l i s ch- T e ch n i sch e n R e i ch s a n st a l t", deren Präsident er im nächsten Jahre wurde. Sein Plan war es. nicht nur für die Technik hier eine Prüfungsstelle ihrer Meßinstrumente zu schaffen, sondern auch die Möglichkeit zu eigener wistenschaftlicher Forschung zu geben. Beides darf al» erreicht festgestellt werden. Ist doch dieses Institut ein« der wichtigsten Ställen der Technik und Wistenschaft geworden. Im Anfang war kurz auf das von Helmholtz aufgestellte Prinzip von der Erhaltung der Energie hingewiesen worden. Ohne auf die Prioritätsstreitigkeiten mit Robert Mayer eingehen zu wollen— m. E sind beide fast gleichzeitig und selbständig zu dem Satz von der Erhaltung der Energie gelangt—, kann gar nicht zu hoch die Bedeutung dieses Satzes eingeschätzt werden. Seit Newton datiert die moderne Physik, die dadurch gekennzeichnet ist, daß der Forscher nicht mehr nach dem Göttlichen sucht, welches den physikalischen Vor- gang bedingt, sondern ans da» Wie des Zusammenhang» der physi- kalischen Erscheinungen allein sein Augenmerk richtet. In diesem Streben nach gesetzlicher Erfassung des Seins ist der Satz von der Erhaltung der Energie ein ungewöhnlicher Fortschritt. Zeigt er doch z. B. den gesetzmäßigen Zusammenhang zwischen den Wärme- erscheinungen und den elektrischen und mechanischen auf. Heute weiß jeder, daß Wärme. Elektrizität nichts sind als Formen der Energie, daß diese selbst aber nichts ist als der Begriff für die„Fähigkeit, Arbeit zu leisten". Das Prinzip von der Erhaltung der Energie enthält in sich zwei wichtige Erkenntnisse Einmal, daß ein„Per- petuum mobile" ein Unding ist. d. h., daß ein« Maschine aus Nichts Arbeit nicht leisten kann. Bis zur Zeit 5ielmholtz'' waren die Der- suche stets wieder und wieder unternommen worden, eine Maschine zu kongruieren, die aus Nichts ewige Arbeit leistet. Für Helm- holtz ist„Bewegung Aenderung der räumlichen Verhältnisse". Das „Geschäft" der theoretischen Naturwissenschaft„wird vollendet sein, wenn einmal die Zurückleitung der Er'ch'inungen auf einfache Kräfte vollendet Tics bedeutet aber: Es ist Aukaabe, den Z sammcn- hang des Geschehens im Denken gemäß elnhell'ichsr Prinz'plen zu erfassen Diele gelten, wenn ber Versuch die Annohme be' ätizt. Dies gelang ihm. Als Zweites stand dem Prinzip die Auffastung entgegen, daß Wärme ein Stoff ist. Durch Helmholtz wird bewiesen. daß Elektrizität und Wärme nichts als Degrisfe für bestimmte physikalische Erscheinungen, für bestimmte Formen der Fähigkeit, Arbeit zu leisten, sind. Interessant ist es, daß dieser große Forscher auf dem Gebiet der exalten Wissenschaften sich philosophisch an dem allzu lang vergessenen Kant orientierte, aus ihn mit aller Deutlichkett hinwies.
Helmholtz ist nicht irgendein Wissenschaftler, er ist die Ver- körperung einer Periode wesentlicher wissenschaftlicher Fortschritte. *« • Wenn Physiologen und Physiker, Mathematiker und Mediziner. Naturwissenschaftler und Philosophen sich an Helmholtz ' Gedächtnis- tage mit seinen Leistungen beschäftigen werden, so darf doch über diesen Sonderstudien die gewaltige Einheit seiner Persönlichkeit nicht vergessen werden, die ihn zu einem Klassiker der Naturwissenschaften macht. In dieser Eigenschaft wird Helmholtz betrachtet in einem Auf- satz, den Dr. G. Mamlock in der„Deutschen Medizinischen Wochen- schrift" veröffentlicht. Helmholtz bildete in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhundert» einen bedeutenden Mittelpunkt für das ganze Geistesleben Berlins , denn er zog die ganze Summe menschlichen Wissens in den Kreis seiner Betrachtungen. Aus feinen Studien über Optik und Akustik ergab sich ganz von selbst seine Be- schäftigung mit Molerei und Musik, und in den schönen Wissenschaften hat er Mustergültiges geschaffen durch seine Reden und Vorträge, die in ebenso formvollendetem Stil wie kunswollem Aufbau die wichtigsten Probleme unserer Gedankenwelt behandelten. Helmholtz � gehörte nicht zu jenen Gelehrten, die in vornehmer Absonderung von der Menge ihre Ideen nur einem kleinen erwählten Kreise mit- teilen wollten, sondern er hielt es für eine wichtige Aufgabe der Wissenschaft, ihre Erkenntnisse zu verbreiten und dem ganzen Volke zugänglich zu machen. In seiner Schrift über die„P o p u l a r i- sierung der Wissenschaft" fordert er, daß die Naturwissen- schaften und das streng naturwissenschaftliche Denken zu einem Teil der allgemeinen Bildung gemacht würden, und er verlangt, daß�die einseitige Beschäftigung mit Physik und Mathematik durch das Stu- dium der Biologie, der Lebenskunde ergänzt werde. Durch diese Hervorhebung des pädagogischen Wertes des Naturstudiums ist Helmholtz zu einem der großen Erzieher unseres Volkes geworden. Die Wirkung des Naturerkennens liegt nach seiner Anschauung nicht nur in der Vermehrung des Wissens, sondern ihr tieferer Einfluß. beruht auf der Förderung des geistigen Fortschritts der Menschheit. Diesem Gedanken gab er in seiner Abhandlung über das Planeten- system den Ausdruck, daß Darwins Lehren uns zu der Erkenntnis gebracht habe, daß unsere Intelligenz, staatliche Ordnung und Gc- sttwng von unseren Vorfahren erworben sind, und daß das, was wir In dem gleichen Sinne erringen, das Leben unserer Nachkommen veredeln soll._ Der krkhilikenlaz zur Zllmfrage. Auf dem Katholikentage in Fra 'klurt a. M. sprachen zu den Anträgen zur Kulturfraqe und zur Frage der Bekämpfung der Schundfilme Montigne-Walterbach für eine schärfere Filmzensur. Es dürfe nicht alles nur nach Berliner Moralbeqriffen beurteilt werden(?). Man habe dem Wesen der Schundfilme mit positiven eigenen einwandfreien Leistungen ent- gegenzutreten. Darauf ermahnte Brauer-Köln als technischer Leiter der Kölner Lichtbllderei zum Zusammenschluß aller auf diesem Gebiete tätigen Organisationen, der alsbald in Frankfurt erjvlgen müsse. Lies« Anträge wurden einstimmig angenommen.