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Man muß öer Seftie öen Zaum anlegen!' DieKreuzzeitung  "' fühlt sich einigermaßen be- drückt durch die Tatsache, daß derVorwärts  " zur Begrün- dung der notwendig gewordenen Maßnahmen gegen die reaktionäre Gewalthetze auch ein Zitat aus ihren Spalten mitherangezogen hat. Ihre Verteidigungsversuche zeigen den großen Wandel der Zeit, denn Jahrzehnte hindurch war es gerade dieKreuzzeitung  ", die im Chor der reaktionären Presse am lautesten alle möglichen Unterdrücknngsmaß- pahmen gegen sozialdemokratische und demokratische Bestre- bungen gefordert hatte. Dafür seien aus der langen Geschichte des reaktionären Hauptorgans einige Beispiele heraus- gegriffen. Im Winter 1M2 versuchte die Sozialdemokratie unter Anwendung vollkommen gesetzlicher Mittel die Vornahme von Neuwahlen vor Erledigung des hochagrarischen Zolltarifs durch den Reichstag durchzusetzen. Es war kein Putsch ä la Kapp, kein Mord wie der an Erz- beiger passiert, die bloße Tatsache, daß die sozialdemokratische Fraktion mit geschäftsordnungsmäßigen Mitteln für eine spätere Verabschiedung des Zolltarifs kämpfte, gab der Kreuzzeitung  " Anlaß, am 1. Dezember 1902 folgendes zu schreiben: Was wir gegenwärtig Im Reichstag   erleben, ist nur ein kleines Vorspiel von dem, was kommen müßte, wenn wir es geschehen ließen, daß sich die sozialdemokratischen Banden mit ihrem frei- sinnigen Anhängsel mit der zerfetzten Zolltarifvorlage in der Hand laut johlend in den Wahlkampf stürzten. Nein, tiein, i> laut museler la bete, man mnß der Bestie den Zanm anlegen, solange es noch Zeil ist. Am 23. Oktober 1919 las man in derKreuzzeitung  " aus Anlaß eines unbedeutenden Polizeikrawalls am Wedding  das folgende: Wir bedilrfen scharfer, bis zur Vernichtung gehender Ausnahme- maßregeln, wie wir sie ähnlich schon gehabt und in einer unheil- vollen Stund« leider zu früh wieder aufgegeben haben; und wir bedürfen zu ihrer Durchführung einer nervenstarkcn, unerschütler- lich festen, zielbewußten Regierung, wie sie unser großer Kaiser in der Konfliktszeit in Männern wie Bismarck   und Roon zur Seite hatte. Von besonders aktuellem Reiz ist auch, sich dessen zu er- innern, wie das heute um die Pressefreiheit lebhast besorgte Blatt Attentatsgeschickiten zu seinen Zwecken aus- zubeuten verstand. Am 4. Mai 1913 geschah es in Mann- heim, daß ein abgewiesener Bittsteller namens Jung auf den Wagen des badischen Großherzogs sprang und daß im Besitze dieses Mannes, der keiner politischen Partei angehörte(im Besitze, d. h. zugeklappt in der Tasche), ein gewöhnliches Taschenmesser gefunden wurde. Jung wurde als unheilbar geisteskrank erkannt und einer Irrenanstalt überwiesen. Aber am 5. Mai 1913 schrieb dieKreuzzeitung  ": Wieder ist durch die göttliche Vorsehung ein verbreche- rischer Anschlag auf ein gekröntes Haupt verhütet worden. Jedem Monarchisten gibt dieser neue Fall aber Grund zum Nachdenken. Auch diesmal, wie bei den Attentaten auf den König von Griechen- land und König Alfonso von Spanien  , beeilt sich die demokratische Presse, den Täter als geisteskrank hinzustellen. Gewiß zeugt die Art des Angriffs des Tapezierers Jung nicht von Intelligenz. Finden jedoch in dem Hirn eines geistig Minderwertigen die Ver- nichtungsideen der Propaganda der Tat einmal Eingang, so wirken sie erst recht gefährlich. Der Täter ist Anarchist, das steht bereits fest. Die Verantwortung für derartige Verbrechen fällt aber nicht nur dem internationalen Anarchismus zu, die Sozial- demokralie und die Demokratie bereitet ihm den Boden vor. Die heharbeit gegen König, Staat und Gesellschaft, gegen die Religion und alles, was Autorität heißt, erzeugt diesen haß. der schließlich zum Fanatismus wird. In der heutigen Nummer derKreuzzeitung  " finden wir nun die Worte:Wir denunzieren ungern." Das zeigt, daß die Erziehungsmethoden, die dieKreuz- zeitung  " stets aus den nichtigsten Ursachen für andere emp-
fohlen hat. bei ihr selbst den fruchtbarsten Boden sinden. Denn vordem hat es keine Zeitung in Deutschland   gegeben, die so oft, so gern, so bösartig und so verlogen denunzierte wie gerade dieKreuzzeitung  ". Man muß der Bestie den Zaum anlegen!"
saures Caillaux Erzberger. Die Deutschnationalen können sich nicht genug darüber entrüsten", daß die gesamte republikanische Presse vom Vorwärts" und von derFreiheit" bis zumBerliner   Tage- blatt" und zurGermania  " sie als die intellektuellen Mörder Erzbergers bezeichnet. Haben sie aber jemals dagegen protestiert, als wir behaupteten, daß die französische nationalistische Presse die geistige Schuld an der Ermordung von Jean I a u r h s am Vorabend des Kriegsausbruches trägt? Nun, die beiden Fällen liegen ganz ähnlich, nur mit dem Unterschied, daß die Hetze der deutschen  Nationalisten gegen Erzberaer jene ihrer französischen   Ge- sinnungsgcnossen an Gemeinheit. Rohheit und Eindeutigkeit in der Aufforderung zum Meuchelmord weit übertraf. Die gleiche Mordhctze, die eine gewisse Pariser Journaille gegen Jaurds führte, richtete sie auch gegen C a i l l a u x. Während aber in Jaurds der Anwalt des proletarischen Jnter- Nationalismus getroffen werden sollte, war der Zweck der Hetze gegen Eaillaux die Beseitigung der bürgerlichen Pazifisten und vor allem die Unschädlichmachung des Ver- fechters der demokratischen und sozialen Steuergesetzgebung. Und es ist sogar festgestellt worden, daß Jaurds Mörder Raoul Villain es a u ch auf Eaillaux abgesehen und ihn zwei volle Tage vor der Mordtat an Iaurds vergebens gesucht hatte. Ueber die Beweggründe dieses wilden Hasses der besitzen- den Klassen gegen ihn gibt Eaillaux in seinem Memoirenbuch Meine Gefangenschaft" folgende Erklärungen, die wir im Vorwärts" vom 1. Juni dieses Jahres abdruckten: Ich bereitete die Neugestaltung der Zuckersteuer vor, und schon damit schuf ich die Umrisse einer Politik fiskalischer Erneuerung, die ich unaufhörlich fortentwickeln mußt« und deren charakteristische Merkmale waren: Herabminderung der Steuern auf die Artikel des unmittelbaren Bedarfs, erhöhte Besteuerung der oermögenden Klassen. Seitdem ist mir der Krieg erklärt worden von allen, die nicht begreifen wollen, daß man die Forste nur unter der Bedingung gesund halten kann, daß man das morsche Holz herausschlägt, selbst von allen, die dunkel die Notwendigkeit von Reformen einsehen und sich dennoch mit einem verzweifelten Egoismus an die Vorteile klammern, die sie in Händen halten.... Um der Umgestaltung vorzubeugen, um zum mindesten ihre Fälligkeitstermine hinauszu- zögern, Ist der Verwegene niederzuschlagen, der einen Neubau des alten fiskalischen Hauses im Schilde führt, das so bequem für die Ruhe der Eroß-Bourgeoisle eingerichtet war. Alle Hebel sollen in Bewegung gesetzt werden zu diesem Ziel und Ende." Und damals, am 1. Juni d. I., schrieben wir im Anschluß an dieses Zitat: Unwillkürlich drängt sich bei dieser Schilderung, deren historische Wahrheit unanfechtbar ist, der Vergleich mit einem Manne, der bei uns ebenfalls zur Zielscheibe der konzentrischen Angriffe des reaktionären, st euer- scheuen Großkapitalismus wurde: Erzbcrgert Gewiß steht der französische   Staatsmann, den man vielleicht als den gründ- lichsten Finanz- und Steuerfochmann der ganzen Welt ansehen kann, in vielen Beziehungen weit über dem deutschen   Zentrumsführer. Indessen ist eine Analogie zwischen den beiden Fällen Eaillaux und Erzberger unoerkennbar. Diese Aehnlichkeit wird nun durch den Umstand vervollständigt, daß die Reaktion in den beiden Ländern den Deckmantel des Palrio- kismus benutzte, um sich ihres jeweiligen Gegners zu entledigen. Das eigentliche Kesseltreiben der Reaktionäre gegen Erzberger   datiert von der Zeit der Friedensresolution und der Bekämpfung des U-Boot- Wahnwitzes und verstärkte sich nach der Einbringung der demokratischen Steuergesetze, die eine unvermeid- liche Folge des Zusammenbruches waren. Die im Sommer 1317
vorwärts! Zum Zt. A u zu st 1021. SSbne der Hrniut, Väter der Zuftunft, Debet dl« Stirnen furchtlos zum Licht. Oeifter der Coten find euressubrer, rufen xur Cat, zun» crnlten Gericht. flieht loll der Stahl des feigen Barbaren morden mit Röhn den ftrieden der Welt; Berren und Diebe werft von den Chronen, die sie gebaut mit blutigem Geld. Wachset zu treuen Wächtern der Wahrheit, starken Hrmes löset den Knecht; lallt eure Kraft in Gbren bereiten freibeit und Weg dem neuen Geschlecht. eherner Will««ine die Scharen, gründe auf-fela des Rechts Republik. Piteder die Beuchter, nieder die Lüge, aufwärts und vorwärts zeigt das Geschick. Söhne der Hrmut, Väter der Zukunft, Zwietracht zertretet, Brüdern die Band Morgenrot leuchtet, einft flammt die Sonne ob allem Volke, ob allem Landl
Das 6crüncr Schtoßnmseum. Es trifft sich gut, daß am gleichen Tage, da Berlin   für die Republik   gegen die Rückwärtser demonstriert und sein feierliches Ge- löbnis zur Freiheit und zum Sozialismus erneuert, das Schloß der Hohenzollern   volkstümlichen und kulturellen Zwecken geweiht wird. Am Mittwoch wurde die Presse zur Vorbesichtigung geladen; am Donnerstag wird das Museum dem allgemeinen Besuche geöffnet. Der Schöpfer dieses Museums, O. o. Falke, hat die Ausstellung und die Anordnung des Museums nach, folgenden Grundsätzen vor- genommen: Der Plan, in das Schloß ein Museum zu oerlegen, entsprang dem Wunsch, dieses glänzendste Denkmal preußischer Raumkunst unversehrt zu erhalten und zugleich öffentlich zu­gänglich zu machen. Da das Berliner   Schloß nicht, wie etwa die Mllnchener Residenz, ein sehr vollzähliges Mobiliar aus dem 16. bis 18. Jahrhundert besitzt, so erschien es am vorteilhaftesten, zur Er- gänzung»er vorhandenen kostbaren Wandteppiche, Siluer- und Por- zellansachen, Bilder, Skulpturen usw. die Sammlungen des Kunst- gewerbemuseums heranzuziehen. Die Teile des Schlosses, die nach der künstlerischen Bedeutung ihrer Innendekoration für das Schlosimufeum in Betracht kommen, sind nun so umfangreich, daß es möglich war, alle' Sammlungen des Kunstgewerbemuseums in das
Schloß zu überführen. Dabei ist der Versuch gemacht worden, zum erstenmal zwischen Schau- und Studiensammlungen zu scheiden, und diese strenge Trennung ergab sich ganz von selbst, da die Prackiträume unmöglich in der üblichen museumsmäßigen Dichtig- keit mit Sammlungsgegenständen besetzt werden konnten. Bei dieser Art der Ausstellung mußte aber auf eine stilgeschichtliche Entwicklung verzichtet werden.Ueber die Frage, in welcher Reihenfolge die Kunstsachen in diese oder jene Räume eingeordnet werden müssen, hat im Schloßmuseum weniger der Direktor zu bestimmen, als viel- mehr die Arä)itekten Schlüter, Eosander, Eontard und Erdmanns- darf, die nicht mehr mit sich reden lassen." Nach diesen Weisungen der Innendekoration beginnt denn auch das Museum im Erdgeschoß mit den Spätstilen des 18. Jahrhunderts, denn die zwei mit wundervollen Deauvais-Teppichen von Boucher bespannten Haupträume zogen unweigerlich das französische   Kunst- gewerbe der Louis XV.  < und Louis XVI.  -Zeit an sich. Die Gruppe wird durch zwei Zimmer mit deutschem und niederländischem Rokoko abgerundet, und danach erst folgt das romanische und gotische Mittelalter, das eigentlich der Zeit nach am Anfang stehen müßte. Daran schließt sich die rheinische und niederländische Renaissance. Im Mittelaesd>ob hat wieder eine durch zwei Säle gehende Folge von französischen   Gobelins das französische   Kunstgewerbe der Re- naissance und des Barocks um sich gesammelt. In die lange Flucht der pon Gontard und Erdmannsdorf ausgestatteten Königstammern sind Möbel des späten Rokoko und de? Berliner   Klassizismus ver- teilt; mit ihnen geht die Sammlung des Berliner   Porzellans zu- sammen. Der neuklassische Säulensaal hat eine Auswahl von Eisen- statuetten und Geräten der Berliner   Eisengießerei aufgenommen, und der anstoßende von Schadow dekorierte Parolesaal ist der Skulptur gewidmet.'> Im zweiten Stockwerk beginnt die Mnseumssammlung in dem nördlichen Endstück der Galerie des Weißen Saales mit Email- Malereien des 16. Jahrhunderts. Die Kunstgegensiände. unter ihnen der berühmte Pommersche Kunstschrank, die in der Barockarchitektur der Paraderäum- aufgestellt sind, gewinnen gerade durch i'iese prunk- rolle Umgebung neues Leben. In der großen, mit sechs M e r c i e r- Teppichen aus der Geschichte des Großen Kurfürsten ausge- statteten Galerie wurde die Schausammlung der dcusschen Gläser untergebracht, und die beiden, noch Süden gelegenen Salons nahmen die alten Kostüme, Schmucksachen usw. auf. In den Festräumen des Schlüterbau-s beschränkte man sich auf die Unterbringung ein- zelncr Sommlungsgrupren, wie Elfenbeinfchritzcreisn, Bernstein  - arbeiten, Daracksilber, Edelzinn usw. Im Rittersaal   wurden die Goldschmiedearbeit.>n aufgestellt. D<e sogenannte Braun- schweiqer Galerie mit ihren Spiegelnischen bot den besten Platz für das deutsche Porzellan, während alle weiteren Zimmer an der Spreeseite der Studicnsammlung vorbehalten blieben. Der Schweizer   Saal nimmt die Oefen und Kacheln auf, und die sich südwärts anreihendeu Räume sind der süddeutschen Renaissance und dem süddeutschen Barock zugeteilt. Eine der Kunst des islamischen  Orients gewidmete Galerie bildet den Uebcrgang zu der. letzten großen Abteilung des Schloßmuseums, die die Werke der italienischen Renaissance umfaßt.
entstandene Hetze gipfelte schließlich in dem Bkoabiter Prozeß und Revolverattcntat." Wir sollten leider in unserem Vergleich weit mehr recht behalten, als wir es damals dachten: die Moabiter Revolver- schllsse waren nur eine Etappe der deutschnationalen Mord- Hetze gegen Erzberger  : der wirkliche Gipfel ist erst am Frei» tag in Griesbach   erreicht worden. Indessen stellen wir fest» daß damals, als diese Zeilen imVorwärts" erschienen, kein rechtsstehendes Blatt auch nur mit einem Worte gegen diesen Vergleich Verwahrung einlegte. Es wäre den Herrschaften auch schwer gefallen, die geistige Aehnlichkeit zwischen ihnen und der Pariser Mordjournaille abzuleugnen. Sie protestieren! Die Richter in Essen haben an den Reichskanzler, an das Preußische Ministerium und an den Iustizminister eine Kundgebung gerichtet, in der sie die Angriffe auf die Strafrechts- pflege protestieren, die aus Anlaß der Ermordung Erzbergers neu erhoben werden. Sie behaupten, daß deutsche Richter nie mit zweierlei Maß messen und daß kein deutscher Richter sich anders als von seiner Pflicht leiten lassen werde, die von ihm b e s ch w o- rene neue Verfassung zu schützen, sowohl gegen auf Anarchie hinzielende Bestrebungen als auch gegen Versuche, ein Stück abgelaufener Geschichte wiederherzustellen... Wenn das letztere richtig sein sollte, so wäre das immerhin schon ein bemerkenswerter Erfolg des erwachenden republikanischen Ge- dankens. Bisher allerdings hören wir nur die Botschaft, aber uns fehlt der Glaube... Auch die Offiziere protestieren. DerReichsoffiziersbund 1920", derRationalverband Deusscher Offiziere" und derDeutsche Offizierbund" lassen eine öffentliche Erklärung vom Stapel, in der sie gegen dieneue Welle der Verhetzung gegen a l l es, was früher ds>m Vaterland als Soldat gedient hat", protestieren und die Regierung auffordern, gegen alle, die neue Unruhe und neues Unglück über unser Volk bringen, unnachsichtlich und unpartei- isch einzuschreiten. Zum Schluß heißt es: Don unseren Bolksgenossen erwarten wir, daß sie endlich von den gewissenlosen Hetzern nnd ihrer Presse abrücken und die Achtung vor der ehrlichen Ueberzengung Andersdenkender bewahren." Wenn man annehmen wollte, daß dieser Satz sich gegen die ge- wissenlosen monarchistischen Hetzer und ihre Presse richtete, wäre man allerdings auf dem Holzwege. Die Offiziersbünde meinen selbst- verständlich allein die republikanische Seite, insbesondere richtet sich ihr Zorn gegen die Arbeiterdemonstrationen. Es spricht ein großes Maß von Unehrlichkeit aus der Behauptung, daß die An- griffe gegen reaktionäre Offiziere sichgegen alles" richten, wasfrüher dem Vaterland als Soldat gedient" hat. Die Mil- l i o n e n, die als Soldaten im Felde standen, stehen zu ihrem überwiegenden Teile Im Gegensatz zu der Auffassung der Offiziere, die sich von jeher von der Volksgemeinschost aus- zuschließen bestrebt waren. Diese Tassache zu verwischen, soll den Bünden auch jetzt nicht gelingen.
Ganz nach altem Muster! Aus Potsdam   wird uns geschrieben: Am Montag nachmittag veranstalteten die ehemaligen Offi- ziere des ehemaligen 1. Garderegiments ihr alljährliches Adlerschießen, das mit einer St,-Ouentin»Fe>sr verbunden wurde. Diese Feier wurde ganz nach dem Muster der Vorkriegszeit ausgestaltet. Die erste Kompagnie des Reichswehrregiments Nr. 9 war alsEhrentompagnie" aufgestellt und die Kapelle dieses Negi- ments lieferte die Musik dazu. Alles was an Hohenzollernsprossen noch In Potsdam  aufzutreiben war, nahm an der militärischen Veranstaltung teil: Eitel Friedrich  , Oskar und August Wilhelm   mit ihren Frauen und die Kinder des ehemaligen Kronprinzen. Daß Eitel Friedrich  , der Kapitalverschieber, dieFront der Reichswehrehrenkompagnie ab- schritt", braucht nicht besonders betont zu werden. Eine Frage ist nur, ob das angekündigte Verbot für Reichswehrangehörige, an solchen Demonstrationen teilzunehmen, dem Reichswehrregiment Nr. 9 schon bekannt war. als es diese Ehrenkompagnie samt der Re- gimetskapelle zur Verfügung stellte.
Das Schloßmuseum wird am Donnerstag, den 1. Sep- tember, dem allgemeinen Besuch geöffnet und ist weiterhin täglich von 9 bis 3 Uhr zugänglich, wobei von Tag zu Tag wechselnd die eine Hälfte des Museums gezeigt wird. Am Sonntag, Montag, Mittwoch und Freitag ist das Obergeschoß mit 37 Räumen geöffnet, am Diene- tag, Donneretag und Sonnabend das Erdgeschoß und der 1. Stock mit 33 Räumen. Mittwoch ist der Eintritt frei: am Sonntag bc- trägt das Eintrittsgeld 1 M., Montag 5 M., an den anderen Tagen 2 M. Durch die jeweils geschlosienen Räume finden Führungen statt, zu denen Zusatzkarten zu 1 M. ausgegeben werden.
Der Kniebis. Es ist eines der lieblichsten und reizvollsten Ge- biete des Schwarzwalbes, das durch die Bluttat von Gries- b a ch zu so trauriger Berühmtheit gelangt ist. Seit altersher sind die Kniebisbüdcr wegen ihrer heilkräftigen Quellen bekannt; freilich ist ihnen der große Strom der Touristen und Sommerfrischler stets ferngeblieben; aber wer Erholung inmitten einer herrlichen Land­schaft und in tiesstem Waldessneden sucht, der wird kaum ein schöneres Fleckchen Erbe finden können, als es die kleinen Bäder an den Abhängen des Kniebis sind. Der Kniebis selbst ist nächst der Nornisgrinde die höchste Er- Hebung im nördlichen Schwarzwald  , ein Gebirgsstock mit kahler und öder Hochebene, die mit Sümpfen bedeckt oder mit Heidekraut be- wachsen ist. Aber die einzelnen Berge und Hänge sind mit wunder- vollem Tannenwald dicht bestanden: die kleinen, am Kniebis ent- springenden Bergwässer schneiden tiefe Täler in das Bcrgmassiv und machen es von verschiedenen Seiten aus leicht zugänglich. Trotz- dem bildet der Kniebisstock seit altersher einen natürlichen Wald, um den im Laufe der Jahrhundert« oft gerungen worden ist. Sanft steigt aus der Rheinebene das Vorgebirge an; von Appen  - weier, dem bekannten Eisenbahnknotenpunkt gegenüber von Straß- bürg, steigt die Straße nach Oberkirch   on, einem reizenden Städt- chen, da»" den Mittelpunkt des Renchtalcs bildet. Drei Burgen schauen bei Oberkirch   ins Land: im Nordosten die Schauenburg, weiter nördlich die Ullenburg und sdlließlich im Südwesten am linken Ufer der Rench Fürsteneck, das 1689 von den Franzosen zerstört worden ist. Inmitten lieblicher grüner Hänge führt die auszezeich- nete Staatsstraße südostwörts weiter nach dem 286 Meter hoch- gelegenen Städtchen Oppenau  . Hier endet die Nebenbahn, die von Appenweier   an den Fuß des Schwarzwaloes führt. Folgt man von Oppenau   der nach Süden gebenden, eigentlichen Kniebisssraße, so überschreitet man auf zahlreichen Windungen in steilem Anstieg den westlichen Teil de? Veramassivs und a-langt zum Roßbühl, der mit 965 Meter die höchste Erhebuno des Kniebisstocks darstellt. Aber der Weg zu den Kniebisbädern führt, eine begneme, gut erhaltene Fohrstraße, weit sanfter emvor. Es Ist dies die Rench- tasstraße. die vom Bahnhof in Oppenau   die Rench entlang aufwärts führt und diese häufig überschreitet. Von den Kniebisbädern ist das niedrigst gelegene, 38.1 Meter hoch. Bad Frelersbach am Eingang des büb'ch und romantisch peleaenen Dorfes Pet-rstal. Darüber lient Bad Peterstal  . Dann folgt, 808 Meter hoch, Griesbach, ein liebliches Dorf an der-Mündung des Griesbache» in die Rench. Friedlich ist's hier oben; kein Kurpiatztrubel, kein Bäderluxus,