fluchbeladenen Hohenzoklern die rote Fahne gehißt wurde, als die Träger des alten Regimes sich angstvoll verkrochen, ahnte wohl niemand von uns, daß wir drei Jahre später gegen dieselben Tröger des abgewirtschafteten Systems, die Ludendorsss und chelfferiche, demonstrieren müßten. Wir demonstrieren heute gegen die, welche bei Ausbruch der Revolution ins Ausland flüchteten oder sich hier zitternd verbargen. Aber als jene Leute sahen, daß das deutsche Volk seine Gutmütig' keit nicht verloren hatte, da kamen sie wieder hervor. Erst Herr chelfserich, dann chergt, und schließlich Graf Westarp, der während des Krieges in seiner Johanniteruniform hier umherstolzierte und die politischen Schiebergeschäfte zwischen dem Hauptquartier und Berlin vermittelte. Sie suchten dem deutschen Volk einzureden, daß nicht ihre Tätigkeit, sondern die Politik der neuen Träger der Nepu- blik das deutsche Volk in den Abgrund gestürzt habe. Und die Mili- tärs vom Schlage eines Ludendorff, die verpflichtet gewesen wären, den Waffenstillstand zu schließen, aber zu feige waren, die letzten Konsequenzen zu ziehen, überließen diese furchtbare Aufgabe der Re- gierung. Und diese neue Regierung entsandte Erzberger zu Ver- Handlungen, den Mann, der den Mut der Unpopularität hatte, der an die Stelle der Militärs treten mußte. Man hat Erzberger das Schlimmste nachgesagt, man hat ihn in beispielloser Weise mit Schmutz beworfen, als er an die Geldschränke der Kriegsgewinnler zu rühren wagte. Die Hetze gegen ihn wurde immer mehr ge- steigert durch die reaktionären Verbände, die Stahlhelmleute, deren Presse schließlich offen und unoerhüllt zum Morde derer aufforderte, welche die Geschicke des Reiches zu lenken auf sich genommen hatten. Und die maßlose Verhetzung bewirkte es, daß verwirrte Menschen sich fanden, welche die Waffe gegen die Vertreter der neuen Richtung in die Hand nahmen. Die Schüsse in Griesbach waren grgen die Republik und gegen die Demokratie gerichtet. Deshalb erhebt sich das deutsche Volk und protestiert gegen die maßlose Hetze chauvinistischer, nationalistischer Elemente, die keine Verantwortung kennen. Das muß aufhören. Es darf nicht sein, daß Rcichswehrkapellen bei reaktionären Kundgebungen Heil Dir im Siegerkranz spielen, wir dürfen keine Wühlereien von Schupooffi- zieren mehr dulden. Die Justiz darf nicht mehr der letzte Schlupf- winkel der Reaktion bleiben. Die Mitglieder der Mordparteicn müssen setzt aus den einflußreichen Stellen verschwinden, es muß ein großes Reinemachen angehen. Die Regierung in Preußen muß endgültig unabhängig von den Mörderparteien werden. Es ist ein unhalt- barer Zustand, daß der Reichskanzler Wirth im Reiche mit den So- zialdemokraten und daß in Preußen der Ministerpräsident Steger- wald zusammen mit den Mörderparteien regiert. Wenn die Herren von rechts die freie Luft der Republik nicht vertragen können, so müssen sie die Faust der Republik verspüren.(Stürmischer Beifall.) Von der Granitschale am Museum herab sprach Genosse Graß- mann. Es waren markige Worte, die der Redner an die dicht- gedrängten Massen richtete. In allem Leid der letzten Jahre habe das arbeitende Volk den Glauben an die Zukunft nicht verloren. Dieser Glaube könne auch nicht dadurch erschüttert werden, daß die Reaktion es wieder wage, offen oder im Geheimen das Haupt zu erheben und sogar den Meuchelmord für ihre Zwecke anwende, nach- dem sie seit Monaten schon stetig frecher ihr Haupt erhoben habe. Die Republik ist ihr ein Dorn im Auge. Vor wenigen Wochen erst wurde Gareis, jetzt ist Erzberger ermordet worden. Wenn wir hier und in ganz Deui'chland heute unsere Stimme zum Protest erheben, o geschieht es nicht bloß der Vernichtung eines Menschenlebens wegen, sondern hauptsächlich deshalb, weil es sich um einen Mord handelt, der im pokkifchen Gewände ausgeführt worden ist. Nicht genug, daß die Republik schon lange i i der bösesten Weise beschimpft wird, ihre Farben öffentlich verhöhnt ijtb die Träger des republikanischen Staatsgedankens ständig mit Schmutz beworfen werden, auch der politische Mord wird von den reaktionären Elementen zur Erreichung ihrer Zwecke propagiert. .>ir verlangen, daß endlich gegen dieses gefährliche Treiben ein- geschritten und daß mindestens der Staatsanwalt sich seiner Pflicht bewußt wird, gegen die offenen Gegner unseres Staatswesens vor- zugehen, wo diese an dessen Vernichtung arbeiten, und daß ferner sowohl die offenen als auch die geheimen Gegner. die das Brot der Republik essen, aus ihren Wirkungskreisen entfernt werden. Es sind erfahrenen Männer aus dem arbeitenden Volte uüt festen politischen Grundsätzen einzustellen. Wir haben die Re- gierung ersucht, energische durchgreifende Maßregeln zur Unter- dcückung der Treibereien gegen die Republik zu ergreifen und unser Verlangen ist auch als berechtigt anerkannt worden. Wir werden darüber wachen, daß die hierauf gerichteten neuen Verordnungen auch völlig zur Anwendung gelangen. Aber auch die tatkräftigste Regierung kann nicht durchgreifen ohne die Unterstützung der Volks- massen. Wir haben dafür einzutreten, daß ihr diese zuteil wird. Dazu ist vor allem notwendig, daß der Druderstrcit begraben wird. der heute noch das Proletariat an der vollen Auswirkung seiner (traft hindert. Die Reaktion hätte nicht gewagt, das Haupt so frech zu erheben, wenn das Proletariat geschlossen so zusammengestanden hätte, wie es heute hier vereinigt ist. Der alte Streit muß aufhören, das hat uns diese Stunde der Gefahren deutlich vor Augen geführt. Diese Gefühle unseres Herzens wollen wir von hier mitnehmen und dafür eintreten, in Einigkeit geschlossen zu handeln, dann wird es uns bald gelingen, unsere Ziele zu erreichen. Der Redner schloß mit einem dreifachen Hoch auf die Einigkeit des deutschen Proletariats, das donnernden Widerhall fand. Genosse Franz Krüger führte unter großem Beifall folgendes aus: Wieder wie vor IVs Jahren gegen Kap? hat sich in diesen Tagen die Arbeiterschaft zum Schutz der Republik erhoben, die den beste Boden für die Durchsetzung der sozialistischen Ziele darstellt. Blitzartig haben die Schüsse auf Erzberger die Frechheit der er- stärkten Reaktion und die Gefahr, in der die Freiheit unseres Volkes schwebt, gezeigt. Die Kreise, die das deutsche Volk früher beherrsch- c�n, und die den Gedanken nicht ertragen können, auch angemessene Steuern zu zahlen, führen in Presse und Agitation einen wütenden Kampf gegen Republik und Demokratie. Generale, die im Kriege versagten, reisen als deutschnationale Agitatoren im Lande herum und lügen von der„erdolchten Front". Die Derwallung sabotiert jeden Fortschritt. Die Justiz ist brutal gegen Arbeiter und milde gegen reaktionäre Mörder. Diese so zu weiteren Taten ermunternd. Täglich prooo- ziert man die große Masse des Volkes mit Hakenkreuzen, schwarz- weiß-roten Fahnen, mit der unflätigsten Beschimpfung der Republik und ihrer Führer. Mit Regimentsoppellen, Frontkämpfertagen usw. will man den alten preußisch-militaristischen Geist wieder großziehen und neuen Völkerhaß säen. Jetzt ist dag Maß zum Ueberlausen. Heute steht die gesamte arbeitende Bevölkerung, stehen alle ehr- sichen Republikaner und Demokraten einig im Kampf gegen die Reaktion. Es muß mit diesen Umtrieben endgültig Schluß gemacht werden. Die Maßnahmen der Regierung sind erst ein bescheidener "infang. Geht sie diesen Weg weiter, so hat sie uns hinter sich. Bleibt sie auf halbem Wege stehen, so müsien wir uns selbst die nötigen Sicherungen für die Republik schaffen. Seid für jede Skunde bereit. An der Schloßrampe sprach Genosse Heiuig: In jenem Schlosse, so führte er aus, saß der Vertreter der Mächte, die Deutschland zum Krieg geführt haben. Durch alle Städte und Gassen läuft der Ruf: Die Republik ist in Gefahr! Unsere Demonstration, die Verordnungen des Reichspräsidenten , ''ns gewaltige Bekenntnis zur Republik, wie wir es vor uns sehen, ist--est ein Anfang! Jetzt, da zugepackt wird, steckt der ganze reaktionäre 5?iüngel jm Mauiewchl und schweigt, feige, aber hoch
heimtückisch. Man wartet, daß der Sturm vorübergehe, und daß dann der Spaß von neuem losgehen kann. Aber diesmal müssen die Mauselöcher ausgeräuchert werden! Die Staatsbeamten, die Richter, die das Volk und die Republik oerhöhnen, müssen weggejagt werden. Wir müssen unseren Mann stehen, auf jeden Einzelnen kommt es an. Wir haben den 9. November erlebt, wir erlebten den Kapp- Putsch. Wir wallen die Enttäuschungen von damals nicht noch einmal erleben! Heute braucken wir die Sicherheit der Republik . Jetzt beginnt der Kampf, der mit Bekennermut und unermüdlich gc. führt werden muß. Seien wir eingedenk der Worte des Liedes: Und wenn der Mann auch fällt, das Danner steht! Don der Rampe des Museums sprach ferner Genosse Erwin Barth über die letzten Ereignisse und über die Notwendigkeit, alle Kräfte zur Sicherung der republikanischen Verfassung allzeit bereit zu halten. Er schloß, die Reichsregicrung sei nicht ganz frei von der Mitverantwortung für das gefährliche Treiben wildgewordener Nationalisten, weil sie nicht mit Nachdruck die ihr zu Gebote stehen- den gesetzlichen Handhaben gegen die Störenfriede angewandt hatte. Die heutige Kundgebung sei nicht nur eine Demonstration des Willens der republikanischen Bataillone gegen jeden Feind der republikanisch-dcmokratischen Entwicklung in den Kampf zu treten, sondern auch eine dringliche Mahnung an die Regierung, ihr vom Volke empfangenes Mandat zur Staatsführung mit rücksichtsloser Energie auszuüben. Der Schluß seiner Rede war ein begeistert aufgenommenes Hoch auf die republikanische Verfassung. Am Denkmal im Lustgarten, der Schloßfront zugewandt, sprach Genosse ficinrich Slröbel.„Der scheußliche Mord am volkstüm- lichstcn Führer des Zentrums, hat wie ein blendender Blitz den Abgrund beleuchtet, vor dem die Republik steht. Kleinmütig und verzagt war die Reaktion am 9. November 1918. Bald erhob sie aber wieder ihr Haupt und als 5)euchelel erwies sich die von den Deutschnationalen, den Kriegstreibern, nach der Revolution abgegebene Erklärung, daß man sich auf den Boden der Verhältnisse stellen wolle. Die Nationalisten haben gewaltige Mittel in ihren Dienst gestellt. Sie haben einen Teil der Presse ausgekauft, um die öffentliche Meinung zu vergiften. Will die Arbeiterschaft den Fortbestand der Republik sichern, dann gilt es vor allen Dingen Selbsterziehung zu größerer politischer Reife. Gerade heute, wo vor 57 Jahren Ferdinand L a s s a l l e starb, mag man sich das Wort des großen Vorkämpfers vor Augen halten:„Ihr, die Ar- heiter, seid der Fels, auf dem die Kirche der Zukunft gebaut werden soll!" Redner schloß unter stürmischem Beifall mit den Worten: Nur in der Ge- schlossenheit des Proletariats liegt das Heil. Ihr Proletarier aller Parteien schließt euch zusam- mcn zur Erhaltung der Republik und zur Befreiung der Mensch- heit durch den Sozialismus! Genosse Dr. Bendincr führte aus: Die heutige Demonstration ist ein kraftvoller Schlag gegen den ins Unzemessene gestiegenen Ucbermut der Reaktion, die aus dem Marsch der Arbeiterbataillone das Aussichtslose ihrer gegen den Bestand der Republik gerichteten Bestrebungen herauhören könne. Aber sie darf nur der Auftakt sein für eine weitere 2lktion, die unsere Volksfreiheiten sichern und ausbauen soll. Die wichtigsten Grunolagen dieser Freiheiten liegen in der Rechtsprechung und in der Verwaltung, die aus den Fesseln, in die st? die Gejellschaftsordnung des'alten Klassenstaates geschlagen, chefreit werden müssen. Die Arbeiterschaft kann nicht eher sich zufrieden geben, als bis dieses Ziel restlos erreicht, bis ferner eine gerechte Verteilung der finanziellen Lasten durch Heranziehung der Besitzer durchgeführt ist und bis alle mili- taristischen Auswüchse und Bestrebungen für immer beseitigt sind. Dann werden in unserem Bolksstaate die Arbeit und die Arbeiter das Zepter führen zum Heil und zum Glück der ganzen Volts- gemeinschaft. Von den Unabhängigen sprach Dlttmann u. a. von der Freitreppe des Doms und forderte der Redner die Massen auf, allen Parteihader beiseite zu lassen und geschlossen den Kampf gegen die Reaktion aufzunehmen. Es brauche nicht jeder seiner Ueberzeugung untreu werden und jede Partei könnte getrennt marschieren, aber im Kampfe gegen die Reaktion müssen sie vereint kämpfen. Mit der heutigen Demonstration solle nicht der Kampf gegen die Militaristen und Kapitalisten beendet sein, sondern sie soll Zeugnis ablegen, daß die arbeitenden Klassen gewillt sind, den Kampf für die Republik durchzufechten. Der Platz vor dem Schlosse war den Kommunisten mitzu- aestanden worden. Hier sprach u. a. Adolf Hoffmann , der den Willen zur Tat forderte, in gewohnter Manier aus der Reihe tanzte und allen„unfähigen Regierungen und allen Parteien, die nicht den Willen zur Tat haben", den Kampf ansagte. Der oPziöfe öericht. Berlin , 31. August. (WTB.) Eine Kundgebung, wie sie Verlin noch nicht gesehen haben dürfte, fand heute nachmittag auf dem Schloßplatz, am Lustgarten und vor dem Nationaldenkmal sowie in den anschließenden Straßen statt. Der Gewerkschaftsbund, der Gewerkschaftsring, die SPD., USPD. , KPD . und die Deutsche Demokratische Partei hatten ihre Mitglieder und Anhänger dorthin berufen, um ein machtvolles Bekenntnis zur repu- blikanifchen Verfassung abzulegen und gleichzeitig eine Kundgebung gegen den politischen Mord zu veranstalten. Der Zustrom der Massen, die mit raten und schwarzrotgoldenen Fahnen und Bannern, Schildern mit den bekannten Aufschriften und unter den Klängen mehrerer Musikkapellen anrückten, war gewaltig und dauerte etwa zwei Stunden. Man schätzt die Beteiligung auf zirka eine halbe Million Personen. Erst in der siebenten Abendstunde zeigten die Straßen wieder ihr alltägliches Gesicht. Soweit bisher bekannt geworden, sind Ruhestörungen irgendwelcher Art nicht vorgekommen. Ordnung und Selbstzucht waren musterhaft. Mustergültige Ordnung— kein Zwischenfall. Nach dem Abmarsch der Masien, der sich ohne jede Störung voll- zog, hatte ein Mitarbeiter der PPN. eine Unterredung mit dem Polizeipräsidenten über den Verlauf der Demon- stratian. Auch der Präsident betonte die ungeheure Teilnehmerzahl, mit der er selbst ebenso wie die veranstaltenden Parteien und die Gewerkschaften gerechnet hatten, und hob den völlig ruhigen Verlauf der Veranstaltung hervor. Die ganze Demonstration vollzog sich ohne jede Ruhestörung, ja ohne den kleinsten Unfall. Die Anweisungen und die Arbeit der Ordner, die im reichen Maße ihre Tätigkeit ausübten und denen überall willig Ge- horsam geleistet wurde, hatten voll und ganz ihren Zweck erfüllt. Besonders wies der Polizeipräsident auf das ruhige und be- sonnene Verhalten der Beamten der Schutzpolizei hin, die die Bannmeile zu sichern und den Berkehr an den wichtigsten Punkten aufrechtzuerhalten hatten. « In Spandau beteiligten sich zirka 30000 Personen an der Demonstration. Die großen Betriebe marschierten geschlossen auf dem Alten Markt- platz und aus dem Platz vor dem Rathause auf. Redner der drei Parteien sprachen nach Vereinbarungen in unserem Sinne. Viele Fahnen, rote, schwarzrotgoldene und Transparente wurden mit- geführt. Das Siemenswerk war ebenfalls geschlossen in Spandau . Es war seit den Kapp-Tagen die größte Lewonstration, Nach Per-
einbarungen, die in Spandau mit der Polizei getroffen worden waren, ließ sich kein Schutzmann auf der Straße sehen. Verkehrs- störungen fanden nicht statt. Nach Schluß der Demonstration wur- den die Züge nach der Peripherie auseinandergeführt. Die Haupt- referate hielten Münsinger und Ernst Tost, denen sämtliche Teilnehmer, einschließlich der Kommunisten, zustimmten. Die zwischen den Parteien getroffenen Vereinbarungen wurden restlos eingehalten. « Riesenöemonstrationen im ganzen Reich. Alle Nachrichten aus dem Reiche lassen erkennen, daß die Kundgebung für die Republik in überwältigender Größe und Geschlossenheit verlaufen ist. Die Teil- nehmerzahl übertraf alles bisher Dagewesene. Zu Ruhestöningen oder Zwischenfällen ist es nach den bisher vorliegenden Berichten nirgends gekommen. Die Demon- stration des 31. August bildet ein Ruhmesblatt in der Geschichte der deutschen Arbeiterschaft. Mögen die Gegner der Republik erkennen, daß hier Geist und Willen eine g r a- nitne Mauer gegen sie auftürmen, an der alle ihre An- griffe abprallen werden. Homburg, 31. August.(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) Hier hatte die Demonstration einen Ilmfang wie noch niemals vor- her irgend eine politische Kundgebung. Man schätzt die Zahl der Teilnehmer auf über 150 030. Hannover . 31. August. (PPN.) UngeheuW Menschenmassen beteiligten sich an der heutigen Demonstration der Links- Parteien und der Gewerkschafden für die Republik . Die Demonstration oerlief in völliger Ruhe ohne jeden Zwischenfall. Nach Meldung der TU. nahmen in Hannooer an der Demon- stration etwa 103 000 Menschen teil. Der Vorbeimarsch an der Villa Hindenburgs gestaltete sich zu einer Demonstration gegen den Militarismus... �„.,.. München . 31. August.(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts.) Die vom Sozialdemokratischen Verein einberufenen Massenprotest- Versammlungen sind bei starkem Besuch ruhig verlaufen. Die Redner, die Landtagsabgeoroneten Auer, Sänger und G r u b e r, stimmten in den Grundzügen ihrer Ausführungen darin überem, daß ein großer Teil der Schuld an der Ermordung Erzdergers der rechtsradikalen Heße in Süddeutschland und nicht zuletzt der bayerischen Regierung selbst, die die A u f f 0 r d e r u n g zum Mord durch die nationalistische Presse Bayerns hat u n b e- a n st a n d e t hinausgehen lassen, zur Last gelegt werden muß. In einem an den Reichskanzler gerichteten Telegramm gaben die Versammelten ihrer Hoffnung Ausdruck, daß die bayerischen Sonder- bcstrebungen über Ausnahmezustand und Volksgerichte, deren Hand- habung die Sache der Republik schädigt, von Reichs wegen beseitigt werden. ha'.berstadk. 31. August.(Eigener Drahtbericht des„Vor- wörts".) Heute nachmittag um 4 Uhr sammelte sich die Arbeiter- schaft Halbcrstadts zu drei imposanten Versammlun- gen im Stadtpark. Es formierte sich daraufhin ein Demonstra- tionszug durch die Stadt, der annähernd 15 000 Menschen umfaßte, was angesichts der Tatsache, daß Halberstadt nur 45 000 Einwohner zählt, wohl zu denken gibt. Einmütig wurde der Mord an Erz- bcrger oerurteill und beschlossen, zur Republik zu stehen, komme was da wolle. Osnabrück , 31. August.(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) Hier halten die beiden sozialdemokratischen Parteien und das Ge- werkschastskartsll gemeinsam die Demonstration einberufen. Min- bestens 20 000 Arbeiler. Beamte und Angestellte demonstrierten in mustergültiger Weise gegen den politischen Meuchelmord und für die Republik . Der unübersehbare Zuq war geschmückt mit vielen roten Fahnen und den Farben der Republik . Die Genossen Vubert (SPD .) und Ruft(USPD .) hielten zündende Ansprachen. Zwischen- fälle sind nicht vorgekommen. Elberfeld , 31. August.(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) In den beiden Schwcsterstädten Elberfeld und Barmen protestierten heute nachmittag gegen 5 Uhr 50 000 bis 00 000 Per- sonen für den Schutz und die Sicherheit der deutschen Republik. Die Demonstration war einberufen von der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokratischen und der Unabhängigen Par. tei, jedoch beteiligten sich auch Bürgerliche an der Veran- staltung. Jm Zuge wurden schwarz-rot-goldene und rote Banner mitgeführt. Straßen- und Schwebebahnen fuhren nicht. Die Läden waren ausnahmslos geschlossen. Nach den mächtigen Ver- sammlungen formierten sich Zehntausende zum Zuge durch die Städte. An den Reichskanzler wurde ein Telegramm abgeschickt, in dem betont wurde, daß die Demonstranten hinter den Maßnahmen der Regierung zum Schutze der Republik und hinter der Regierung stehen und von der Reichsregierung erwarten, daß die Verordnun- gen nicht auf dem Papier stehen bleiben, sondern in die Tat umgesetzt werden. Die Veranstaltunoen verliefen ohne Störung und hinter- ließen den tiefsten Eindruck auf die Bevölkerung. Essen, 31. August.(MTB.) Gemäß dem Aufruf der drei sozio- Mischen Parteien und der freien Gewerkschaften hatten sich auf den Straßen T a u i e n d e ihrer Anhänger eingefunden. Redner aller drei Parteien verurteilten die Mordtat an Erzberger aufs schärfste und mahnten zur Einigkeit der arbeitenden Klasse. Nach einem Hoch aus die Einigkeit der arbeitenden Klasse setzte sich ein über eine Stunde währender Demonstrationszug in Bewegung. Zwischenfälle ereigneten sich n i ch t. Hägen, Westfalen . 31. August.(MTB.) Aus der Springe ver- sammelten sich heute nachmittag die Gewerkschaften von Hagen und Umgebung zu einer machtoollenKundgebung gegen die Re- aktion und für eine einheitliche Front der drei sozialistischen Parteien. Nach der Versammlung, die mit einem Hoch auf das inter - nationale Proletariat schloß, bewegte sich ein D e m 0 n st r a t i 0 n s- z u g durch die Hauptstraßen der Stadt. Die Kundgebung verlies völlig ruhig und ohne Zwischenfälle. Frankfurt a. M... 31. August.(WTB.) Hier fanden auf dem Opernptatz Massenkundgebungen der sozialdemokratischen Parteien statt, die ohne Zwischenfall oerliefen. Leipzig . 31. August.(TU.) Die heutige Demonstration der d r e i sozialistischen Parteien Groß-Leipzigs fand auf dem Augustusplatz statt. Die Redner forderten eine Einheitsfront der Arbeiterschaft gegen die Rechtsparteien. Di« Kundgebung ver- lief ohne Zwischenfall. Magdeburg . 31. August. (WTB.) Die hiesige Kundgebung für die Republik , die unter überaus großer Teilnahme statt- fand, hielt sich im üblichen Rahmen und oerlief in bester Ord- n un q. Breslau . 31. August. (WTB.) Auf dem Schloßplatz fand eine Demonstrationsversammlung der Sozialdemokralischen Partei unter Teilnahme des Allgemeinen Deutsch>:n Gewerkschaftsbundes statt. Nach der Versammlung bewegt« sich ein Dcmonstrationszug zu der Redaktion der„S ch l e s i s ch e n Tagespost"(deutschnatio- nal. Red.) und zur Wohnung des Prof. v. Freytag-Loring- Hoven(Führer der schlesischen Rcchtsnationalisten. Red.) Später gingen die Demonstranten ruhig auseinander.» Fürstenwalde. 31. August.(Eigener Drahtbericht des„Vor- wärts".) Taufende von Arbeitern und Angestellten hatten dem Rufe des Gewerkschaftskartells und der drei sozialistischen Parteien Folge geleistet und nahmen an dem eindrucksvollen Demonstrationszug vom Wilhelmsplatz nach dem Markte teil. Dort stauten sich die Massen vor dem Rathaus, von dem die Fahne der Republik flatterte. Ge- nasse K l ü h s- Berlin hielt vom Rathaus aus eine Ansprache, In der er aus die reaktionären Umtriebe hinwies und tue RotwendiAkeit be-