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ftarfe, c're'a!ynn SHuZ Jier Republik zusmnmenzustchen. Wie'n der Fahne der Republik des Rot in der Mitte stÄ>t, so wird auch die sozialistische Arbeiterschaft das Rückgrat und die Stärke der Republik  sein, wenn sie einig ist. Mit dem Gesang der Internationale sand die Kundgebung ihr Ende. Prenilau, 31. August.(Eigener Drahtbericht desVorwärts".) Die von beiden sozialistischen   Parteien und den Gewerkschaften ver- anstaltete Kundgebung verlief glänzend. Die Zahl der Teil- nehmer wird auf 2SS0 geschätzt. Schwerin  . Mecklenburg  , 31. August.(Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Hier fand ein gemeinsamer Dcmonstrationszug der drei Arbeiterparteien unter massenhafter, aufsehen- erregender Beteiligung, sodann eine Riesen ver- s a m m l u n g im Marstall statt. Die Ansprachen, die alle in dem Wunsch zur Einheitsfront gegen die Reaktion ausklangen, fanden begeisterte Aufnahme. Die Kundgebungen nahmen einen mustergültigen Verlauf. ** * lkngUjche SpmpathiekunSgebung- Während das Berliner   Proletariat in noch nie dagewese- ner Stärke geschlossen für die Republik   demonstrierte, lief bei uns das folgende Telegramm aus London   ein: ,, Vorwärts", Verlin. Das Exekutivkomitee der Social Demokratie Federalion entsendet den Genosten beider Parteien der deutschen   SozialdemokraNe an diesem Tage des großen einheitlichen Protestes gegen die milita- ristische Reaktion, die setzt die deutsche Republik schwer bedroht, seine herzlichen brüderlichen Grütze.
Der Selageruugszuftanü in Ostpreußen  aufgehoben. Wie die PPR. hären, hat der Reichspräsident unter dem heutigen Tage den Ausnahmezustand für O st p r e u tz e u durch eine Verordnung mit iWrkung vom 1. September ausgehoben. Da auch der Ausnahmezustand in Mitteldeutschland   inzwischen ausge- hoben ist. bleibt nunmehr nur noch der Velagerungszustand über Bayern   verhängt. Bayern   hält hartnäckig den Belagerungszustand aufrecht. Irgendeine sachliche Begründung dieser Tatsache außer der reaktionären Regierungsmethoden der Regierung Kahr  besteht nicht. Wenn die Regierung Kahr   in ihrem Bestreben verharrt, Bayern   zu einer Monarch irischen Enklave im republikanischen Deutschland   zu machen, so muß das Reich über den Kopf dieser Regierung hinweg den Belagerungszustand in Bayern   aufheben. Erst jetzt wird wieder gemeldet, daß das Landgericht München   die Beschwerde derMünchener Morgcnpost" gegen das über sie«»erhängte Dauerverbot abgelehnt hat. Wir haben nicht ge- merkt, daß sich irgendeiner der neugebackenen reaktionären Bs- schütze? demokratischer Freiheitsrechte je über die Preßknebe- lung der Regierung Kahr   entrüstet hätte! Jedenfalls ist der Zustand nicht langer erträglich, daß in Bayern  gegen das Reich regiert wird. Bayern   gegen das Reich! München  , 31. August. Wie die TU. erfährt, Hot sich der heutige bayerische   Ministerrat, nachdem er sich zunächst mit den notwendigen Vorkehrungen gegen eventuelle Straßendemon- st r a t i o n e n(!!) befaßt hatte, auch mit dem letzten E rl a s s e der Reichsregierung, betreffend das Verbot von Zeitun- gen der Rechtsparteien und das Verbot des Uniform. t r a g e n s beschäftigt. Gutem Vernehmen nach beabsichtigt die baye- rische Regierung, in Berlin   gegen diesen Erlaß der Reichsregierung Schritte zu unternehmen. Das fehlte noch, um das Maß der Kahr-Regierung vollzumachen. Ganz offen bekennt sich die Kahr-Regierung durch dies Vorgehen als Verbündete des Nationalismus!
Die Ausführung üer neuen Verordnung. DasReichsgcsetzblatt" Nr. 92 veröffentlicht die Ausführungs­bestimmungen des Reichsministers des Innern zur Verordnung des Reichspräsidenten   vom 29. August 1921. Für das Verbot der perio- difchen Druckschriften und für die Beschlagnahme von Druckschriften, ferner für das Verbot von Versammlungen, Vereinigungen, Auf- zügen und Kundgebungen werden außer dem Reichsminister des Innern auch die Ortspolizeibehörden und die ihnen vor- gesetzten Polizeibehörden für zuständig erklärt. Das Verbot oder die Beschlagnahme ist spätestens binnen 24 Stunden zu begründen und mit der Begründung sofort dem Verleger der Druck- schrift, bei Veranstaltungen dem Veranstalter mitzuteilen. Von jedem Verbot und jeder Beschlagnahme ist sofort dem Reichsminister des Innern Anzeige zu erstatten. Ferner enthalten die Ausfüh- rungsbestimmungen weitere Richtlinien für das prozessuale Vor- gehen, den Beschwerdeweg usw. Wie dieTU." wissen will, soll die Handhabung der neuen Ver- ordnung in der Hand einer Einzelpersönlichkeit zentralisiert werden. Die Korrespondenz nennt in diesem Zusammenhang den Namen des Genossen S e o e r i n g, doch ist bis jetzt von einer Er- ncnnung Severings nichts bekannt. Der preußische Mini st er des Innern hat, wie die PPN. erfahren, die Ausführungsbeftimmungen zugleich mit ent- sprechenden Anweisungen zum Einschreiten den Landes- und Orts- Polizeibehörden zugehen lassen. Ein VerfammluugZverbot auf Grund der Verordnung. Die vomBund der Aufrechten  ", einer extrem monarchistischen Gruppe, in Breslau   für Donnerstag geplante Tannenberg  - f e i e r ist auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten ver- boten worden.
Wilhelm zur Ruhe verwiesen. London  , 31. August.  (WTV.)Svening Standard" erfährt von maßgebender Stelle, daß das britische   Foreign officc die augen­blickliche Krise in Deutschland   mit der ernstesten Sorge ver- folgt, da es im Interesse der Alliierten liegt, daß die Regierung D i r t h. die loyal versuche, ihre Verpflichtungen aus dem Friedens- verlrag von Versailles   zu ersüllen. an der Rlachl bleibe. Ans diesem Grunde stellte Downing Street   lm Haag   dar. daß die vor kurzem van dem ehemaligen Kaiser an seine Anhänger in Deutschland   gerichteten aufreizenden Telegramme nach Ansicht der beiden Regierungen einen Bruch der Bedin- g un gen. unter denen dein ehemaligen Kaiser Asyl recht ge­geben wurde, bedeuten. Die holländische Regierung hat Evening Standard" zufolge dem vormaligen Kaiser eine energische Dornung erteilt. Er macht von sich reden. Herr Kirchner, der wegen Beleidigung des Genossen Haenisclz zu einer Woche Gefängnis verurteilte Herausgeber eines Essener nationalistischen Blattes, verkündet, daß er uns wegen unseres Prozeßberichts verklogm will. Er wünscht an- scheinend eine öffentliche Beleuchtung seiner Perjhnlichkeit. Er soll sie haben.
Die Beerdigung ErZbergers. Die Leiche des ermordeten Reichsministsrs Erzberger   traf vor- gestern abend, von einer Ehrenwache Bibcracher Bürger begleitet, in Bibcrach ein. Sie wurde in dem Chor der Stadtpfarrkirche aufgebahrt. Gestern früh wurde eine Messe für den Verstorbenen gelesen. Gegen 19 Uhr betrat die Witwe Erzberger   mit den nächsten Verwandten die Kirche. In einem Sonderzuge waren der Reichskanzler, Minister und Abgeordnete aus Berlin   und Stuttgart  eingetroffen. Neben de» Vertretern der Reichsregierung befanden sich u. a, Reichspräsident Loebe und andere Herren in großer Zahl ein. Kaplan Vogt, ein persönlicher Freund Erzbergers, zelebrierte das feierliche Seclenamt. Die Kirche war überfüllt. Der Zug mit den sterblichen Ueberrestsn Erzbergers setzte sich um 1 Uhr in Bewegung. Voraus gingen zahlreiche Verein« mit Musik- kapellen und Fahnen. Hindcr dem Wagen eine nach Tausenden zählende Menge. Nach Gebeten und einem weiteren Chorgesang sprach Reichskanzler Dr. Wirth. Er führte aus: Der Reichspräsident und die Reichsregierung reichen dem großen schwäbischen Volksmann, dem hervorragenden Parlamentarier und Staatsmann, dem Reichsfinanzminister den ver- dienten Kranz der Ehre und sie versichern ihm das treueste Andenken. Heute sind auch die Arbeitermassen in der Hauptstadt des Deutschen Reiches in Bewegung. Die Welle kann auch ganz Deutjchladd durch. ziehen. Mancherlei Gefahren können daraus entstehen. Wehe denen, die noch einen Tropfen in diesen übervollen Kelch schütten. Er kann überlaufen. Aufs neue kann das Chaos über Deutschland  heraufbeschworen werden. Unser großer Freund hat in den vergangenen Jahren den Zu- sammenbruch durch den Krieg lange vorausgesehen; aber seine War- nung blieb ungehört. Er wurde verlacht, verhöhnt. Das erinnert mich an die schweren Stunden, wo«ine Delegation zum Abschluß des Waffenstillstandes in den Wald von Compiegne   entsandt wurde. Erzberger war der Führer. Er hat sich zu dieser Arbeit nicht ge« drängt; er hatte einen anderen vorgeschlagen. Diejenigen, die die Verantwortung zu tragen hatten, sind nicht gegangen. Der Ruf des Reichskanzlers Prinz Max von Baden   erging an Erzberger  . Er traf ihn in schwerer Stunde als einen Mann, der sich in christlichem Patriotismus seiner schweren Pflicht nicht entzieht. Im Walde von Eompiegne, da sah er den ganzen unermeßlichen Umfang des herein- gebrochenen Unheils. Er hatte den Mut, dem Marschall Fach, dem Sieger, unmittelbar entgegenzutreten. Seine Haltung war ritterlich und deutsch  , nicht, wie man gemeint hat, hündisch und feig.(Be- wegung.) Auch ihm hak ln jener Stunde das herz geblutet. Er hat de m B e f e h l der an ihn erging, Folge geleistet, wie ein einfacher Soldat den Befehl ausführt. Er mußte die Waffen- stillstandsbedingungen annehmen, komme was auch kommen mag. Das war der erste folgenschwere Schritt unseres Freundes, und ich sage nicht zuviel, wenn ich es ausspreche, daß schon dieser Gang vielleicht sein Todesgang war. Aber das ist nicht die einzige Stunde, in der Erzberger   seinen Mut zeigte. Die zweite Stunde kam in Weimar  , als der Friede zu unterzeichnen war, als die Folge zu ziehen war aus Krieg und Niederlage. Da waren viele, die sich Patrioten nannten. Die Führer waren das Zentrum und die Sozial- demokratie, die den Gang nach Versailles   auf sich nahmen; jene er- bärmlichen Wichte in Deutschland  , die höhnen, er habe den Gang getan, um das Vaterland zu verraten, sie sollen sich in den letzten Winkel verkriechen. Um die Einheit zu retten, riet Erzberger  , den Frieden zu unterzeichnen. Das waren die stürmischen Tage von Weimar  . Nach dem Sturz der Dynastien war die alte Macht dahin, die einst 1871 begründe! wurde. Wir wollen sie nicht verunglimpfen. Das war die glückliche Zeit unserer Jugend. Wir brauchten nicht zu bangen um die Einheit des Volkes. denn sie war lange wohl begründet auf die Macht der Fürsten  . Was aber war nach der Niederlage noch da? Früher haben die Dynastien die Länder zusammengehalten. Sie sind dahin. Es mußte ein neues Band geschaffen werden. Dieses große Wert kommt zum Ausdruck in den Eingangsworten unserer Verfassung:Das deutsche  Volk, einig in seinen Stämmen und von dem Willen beseelt, sein Reich in Freiheit und Gerechtigkeit zu erneuern, hat sich diese Ver- fassung gegeben." Das ist der neue demokratische Staatsgedanke. An seiner Wiege st and unser Freund Erzberger  . Er Hot das neue einheitliche Finanzwesen für das Reich aufgerichtet. Wir müssen Abstand gewinnen, um recht zu erkennen, was Erzberger getan hat. Jetzt sehen wir bereits, daß wir zusammen- gebrochen wären unter der Last unserer finanziellen Verpflichtungen, wenn nicht im Reichstage eine Grundlage und ein Organismus ge- schaffen worden wäre als Träger zur Erfüllung dieser Verpflichtung. Manche schleichen durch die Lande, manche Schieber und Wucherer, die den Teten schmähen und sein Wert verneinen, und doch hat es Früchte getragen. Ihm ist es gelungen, was selbst einem Bismarck nicht gelungen ist, eine einheitliche Post und Eisenbahn   in Deutsch  - land zu schaffen. Es ist eine Lüge, wenn man ihm nachsagt, er sei ein kleiner und erbärmlicher Mensch gewesen. Im Gegenteil, er hat alle begeistert durch den weiten Blick seiner Ideen und durch die Kraft, mit der er sich durchzusetzen vermochte. Er hat manches ge- sehen, was andere zu spät sahen oder auch gar nicht sahen. Alle großen Probleme hat er erfaßt wie ein Staatsmann, der alle feine Projekte nach sachlichen Gesichtspunkten verwirklichen wollte, auch dann, wenn es das Volk zunächst nicht will. So gedenken wir nun in Dankbarkeit der ungeheuren Opfer, die er gebracht hat, in treuer Pflichterfüllung gegen uns, gegen sein Land, nicht zuletzt aber auch der schweren Opfer, die seine Familie tragen mußte. Erzberger hat in seinem Leben viel Tragisches erlebt. In den Tagen seines Glückes, auf den Höhen seines Erfolges, da hatte er viele Freunde. Als aber die Flamme der Lüge, der Verleumdung, des Hasses an ihm heraufzüngelte, da hat sich mancher aus dem Staube ge- macht. Mancher hat sich da nach neuen Herren umgesehen. Nach so großen Taten für das Vaterland bringen es Deutsche   fertig, noch am offenen Grabe den Toten zu schmähen. Ich erinnere nur an eine Zeitung in Süddeutschland  , die sich S t a a t s z e i t u n g nennt. Aber wir wollen zu unserem Freunde stehen. Teurer Freund, dein Name wird in Ehren genannt werden. Der erste Prozeß ist zu Ende. lieber den zweiten, über den Steuerprozeß, kann. ich nicht sprechen. Aber ein Kenner dieser Angelegenheit, mit dem ich gesprochen habe, hat mir erklärt: Erzberger   hat nicht nur die Wahrheit sagen wollen, er hat sie auch gesagt! Wir wollen über den Toten den Schild halten, aber nicht in stummem Schmerze verharren, sondern wir wollen handeln, denn das Vaierland ist in Gefahr. Ich meine nicht die Republik  , ich meine nicht den demokratischen Staat, nein, aus diesem Grunde heraus kann der ganze Staat in Gefahr kommen. Unser Staatwird ein Volks st aat sein, wie unser Freund ihn erstrebt hat, oder er wird nicht sein! Als Kanzler des Deutschen Reiches habe ich dem Toten diese Ab- schiedsworte ins Grab nachgerufen. Es fällt uns sehr schwer, von ihm zu scheiden, die wir mit ihm in den letzten Iahren schwere und große Arbeit gemeinsam teilen durften. Gern erinnern wir uns der Zeit,
wo wir noch aktiv ihn an unserer Arbeit teilnehm«, sahen, aber es ist eine elende Lüge, daß er noch nach seinem Abgange ia die Mini- sterien sich gedrängt, daß er eine Nebenregierung aufgerichtet habe. Alle, die so sprechen, als ob er die neuen Steuern gemacht habe, sind erbärmlich und unwahr. Unwahr ist, daß er das Heft wieder in die Hand nehmen, die Führung des Zentrums nach Trim- borns Tode übernehmen wollte. Soviel Warle, soviel Lügen! Nichts als Aufpeitschung der Leidenschaft, die in dem Mords von Griesbach   ihre Erfüllung fand. Wir können an diesem wrchtbaren Ereignis nur mit tiefer Trauer und Wehmut lernen, zu welchen un- heiloollen, schauderhaften Taten politische Leidenschaft führt. Wir wollen den Toten nicht rächen, wir beten für alle, auch für die, die ihn gemordet haben. In Liebe wollen wir unserem Volke dienen, nicht in Leidenschaft, das Vaterland ist in Not, und wir rufen es in alle Gaue unserer Heimat: Volk, wache auf! Schüttele die ab, die aufs neue dich in schwere Bedrängnis bringen wollen. Folge den Skerncn des neuen Skaaksgedankeus, der den Weg zur neuen Arbeit finden läßt. Wir ehren den Toten, wenn wir sein Werk ehren, das, so Gott   will, als gesichert er« achtet werden kann. Während wir hier am Grabe stehen, setzen sich in Deutschland  Taufende in Bewegung. Gott   bewahre uns vor neuem Unglück und segne, lieber Freund, Dein Werk. Hierauf legte Präsident Löbe im Namen des Deutschen Reichstags einen Kranz auf den Sarg nieder. Für die gesamte deutsche   Zcntrumspartei sprach Abgeordneter Becker- Arnsberg. Er sagte: Erzberger   war guten Willens voll, gut und hilfreich für den einzelnen und das Baterland. Er war der unsere, wenn auch einzelne an ihm zu zweifeln begannen, wenn auch verschiedene nicht mit ihm einverstanden waren im Lauf« der letzten Jahre seiner politischen Wirksamkeit. Aber auch jene anderen haben es anerkannt, daß an der Lauterkeit seines Charakters nicht zu zweifeln war. Weiter sprachen auch noch Oberregierungsrat B e y e r l e im Namen der württembergischen Zentrumspartei  , Iustizminlster Bolz> für die Zentrumsfraktion des württembergischen Landtages und andere, darunter auch namens der UEPD. Reichstagsabgeordneter Geck- Offcnburg. Ein Posaunenchor und der übliche Fahnengruß beendigten die Feier an dem mit zahllosen Kränzen bedeckten Grabe Erzbergers. Reichskanzler Dr. Wirth ist nachmittag 5 Uhr nach Radolfzell  weitergcreist. Bus der Mordersuche. Weitere Spuren. Außer den durch die Presse bereits bekannt gegebenen Personen sind in der Mordangelegenheit Erzberger von der Abteilung I.A. des Berliner   Polizei-Präsidiums noch einige andere jung« Leute wegen Verdachts der Täterschaft festgenommen, inzwischen aber wie- der entlassen worden, da sich der Tatverdacht als unhaltbar heraus- gestellt hat. Die von der Festnahme Betroffenen waren ein junger Kaufmann, der sich in angetrunkenem Zustande durch Redensarten, als wenn er an dem Mord an Erzberger   beteiligt gewesen war» ver- dächtig gemacht hat, und ferner ein Oberleutnant» a. D., der vorher in Oberschlcsien war. Ob sich der gegen Oltwig von Hirschfeld bestehende Tatverdacht aufrechterhalten läßt, unterliegt eingehender Nachprüfung. Bis zu? völligen Aufklärung bleibt von Hirschseld im Berliner   Polizei-PxA> sidium in Haft. Die Ermittelungen der Berliner   Polizei erstrecken sich, abgesehen vom Falle von Hirschfeld, noch nach den verschieden- sten anderen Richtungen. So werden u. o. zwei Spuren verfolgt, die nach außerhalb führen; die eine nach dem Harz, die andere nach Thüringen.  v. Hirschseld bleibt vorläufig in Haft. Berlin  , 31. August.  (WTB.) Im Anschluß an die Festnahme des ehemaligen Fähnrichs v. Hirschseld ist bei der Abteilung 1a des Berliner   Polizeipräsidiums eine ausführliche Mitteilung des württembergischen Landespolizeiamtes vom 30. d. M. eingegangen, nach welcher v. Hirschfeld als Mörder Erzbergers nicht in Frage kommt. Die württembergische Kriminalpolizei hat festgestellt, daß sich v. Hirschfeld am Tage der Tat ununterbrochen in Calmbach   also 35 Kilometer vom Tatort entfernt aufgehalten habe. Beim Berliner   Polizeipräsidium ist demgegenüber ein vom 31. August dotiertes Telegramm der Staatsanwaltschaft Offenbyrg eingegangen, mit der Bitte, v. Hirschfeld weiter in Haft zu behalten, mit dem Bemerken, daß die Staatsanwaltschaft beim zuständigen bodischen Amtsgericht Haftbefehl gegen v. Hirschseld beantragen wird. Bei dieser ungeklärten Lage wird o. Hirschfeld vorläufig im Berliner   Polizeipräsidium weiter festgehalten. Ausroden. DerDena" wird von amtlicher preußischer Seite mitgeteilt: Einige Berliner   Blätter haben sich mit der Haftentlassung des ehe- moligen Fähnrichs Oltwig von Hirschfeld beschäftigt und an den preußischen Iustizminister die Frage gerichtet, ob die Haftentlassung vom Justizministerium angeordnet sei. Hierzu ist festzustellen: Hirschfeld hatte bis Ende April d. I. die gegen ihn erkannte Gefäng- nisstrafe von 1 Jahr ö Monaten bis auf einen Rest van etwa 5 Monaten verbüßt. Gnadengesuche sind wiederholt abgelehnt worden, zuletzt durch Entscheidung des Iustizministers vom 4. August dieses Jahres. Ende April wurde durch Verfügung der �ständigen Staatsanwaltschaft die weitere Strafvollstreckuyg aus 4 Monate un- terbrochen. Die Unterbrechung erfolgte auf Antrag der Direktion der Strafanstalt in Tegel  , weil Hirschseld nach dem Gutachten des Anstaltsarztes damals nicht haftfähig war und unter der Strafhaft derartig gelitten hatte, daß bei Fortsetzung der Strafvoll- streckung der Ausbruch einer Geisteskrankheit zu besorgen war. Vor Ablauf des gewährten Urlaubs wurde Mitte August bei der zu- ständigen Staatsanwaltschaft durch den Verteidiger ein Anttag auf Verlängerung des Urlaubs wegen des immer noch bedenklichen Ge- sundhettszustandes des Verurteilten gestellt. Die Staatsanwaltschaft verlangte die Beibringung eines amtsärztlichen Zeugnisses und ge- währt hierfür Frist bis zum 1. September.
Einigung über die Brotzulage. Für all« der im Reichsdienst stehenden Arbeiter, Ange- stellten und Beamten ist der heiße Kampf um die Brotzulage, den die Spitzenorganisationen im Reichsfinanzministerium zu führen hatten, glücklich beendet. In der Hauptsache wenigsten?. So ganz zufrieden ist wohl keine der beteiligten Gruppen, und am wenigsten werden es die auf den unteren Sprossen der Bcsoldungsleiter stehen- den Lohn- und Gehaltsgruppen fein. Jedoch mit Rücksicht auf dse Notlage der Beamten, Angestellten und Arbeiter, die eine sofortige Versorgung mit Geldmitteln notwendig macht, sahen sich die Or- ganisationen trotz schwerwiegender Bedenken und harten Ausein- andersctzungen gezwungen, das jetzt erzielte Ergebnis hinzunehmen. Vereinbart wurde aber, daß die noch offenstehenden Einzel- fragen der jetzigen Regelung durch sofortige Aufnahme von Spezial- Verhandlungen geklärt und erledigt werden sollen. Hoffentlich nehmen nun auch im Handel, in der Industrie und im Handwerk die Verhandlungen über die Brotzulage einen glatten Verlauf.