darauf eingestellt wäre, besinnungslos alles zu glauben, was sich gegen die Sozialdemokratie ausschlachten läßt. Unsere Stellung gegenüber der Deutschen Volkspartei haben wir gestern bereits so klar gekennzeichnet, daß wir es hier nicht noch einmal zu wiederholen brauchen.
presse und Pressefreiheit. Ter Reichsverband der deutschen Presse protestiert. Der Vorstand des Vezirksverbands Berlin des Reichsver- bandcs hat einen Beschluß gesaßt,„getreu der Stellungnahme, die die Organisationen der deutschen Presse st c t s eingenommen haben", scharf Einspruch gegen die neue Verordnung des Reichspräsidenten zu erheben. Besonders das Verbot des „Berliner Lokal�Anzeigcrs" hat es den Herren angetan. * In diesem Zusammenhang ist es beachtenswert, daß eben der Schriftsteller Robert Breuer aus dem Reichsverband ausgetreten ist. Er schreibt dazu: Ich begründe meinen Austritt mit dem journalistischen Ver- halten des derzeitigen ersten Dorfitzenden de» Derbande», des Herrn Dr. R i p p l e r, anläßlich der Ermordung Erzbergers. Der Reichsverband ist ein« Dcrufsorganisation, deren Wirk- samkeit jedermann, unbekümmert um dessen politische Stellung, zu- gute kommen soll. Das setzt voraus, daß die Mitglieder, welcher Partei sie auch angehören mögen, gleichermaßen Achtung und Für- sorge im besonderen durch den ersten Dorsttzenden erfahren, und daß sie solcher Wirksamkeit auch gewiß sein können. Nachdem Herr Dr. R i p p l e r in einem in der„Täglichen Rund- schau" veröffentlichten Artilet eine ganze Gattung von Mitgliedern und nicht nur die Angehörigen einer Partei, sondern die Bekenner einer Gesinnung allgemeingültig als„Pressedemokraten" i n f a- m i e r t hat, kann ich solcher Gewißheit nicht mehr sein. Herr R i p p l e r hat ganz gewiß, wie sedes Mitglied des Per- bandes das uneinschränkbare Recht politischer Meinungsfreiheit; es steht ihm als dem Inhaber des höchsten von der Kollegenschaft zu vergebenden Ehrenamtes aber nicht zu, einer ganzen Gruppe von Mitgliedern bewußt das Stigma einer Berufsauffassung zweiten Grades aufzudrücken und solch« Aussonderung durch einen rohen Hinweis auf die hinlänglich bekannte„Blutsverwandtschaft" noch zu verschärfen. Solch Verfahren des Herrn Dr. R i p p l e r verstößt überdies so sehr gegen den journalistischen Anstand, dessen Wahrung zu den Hauptaufgaben des Reichsoerdandes gehört, daß mir auch insofern die Vorstandschaft des Herrn Dr. Rippler keine genügend« Gewähr für die Durchführung der Grundsätze des Reichsver- bandes gibt." Wir können dazu nur noch bemerken, daß es uns nicht erinnerlich ist, daß der Reichsverband der deutschen Presse „stets" gegen die Unterdrückung der Pressefreiheit eingetreten fei. Dazu war wohl das Verbot des„Lokal-Anzeigers" ein größerer Anreiz, als andere Gelegenheiten.
Der„Lokd-�tozeiger� erscheint wieder? Berlin , 2. September. (MTB.) Wie wir hören, ist das Verbot des„Berliner Lokalanzeigers" und des„Tag" aufgehoben worden. Ein neues Leitung Sv erbot. Die„Hallrsche Zeitung" ist gestern nachmittag für die Dauer von 14 Tagen verboten worden, well sie einen Auszug eines Ar- tikels aus dem widerrechtlich erschienenen„Miesbacher Anzeiger" gebracht hatte.
Eine Erläuterung zur Uniform-verorönung. Das Wolffsche Telegraphenbureau meldet amtlich: Bis zum Er- laß der Ausfiihrungsbestimmungen gemäß Z S der Verordnung des Reichspräsidenten vom 20. August 1921 über das Berbot des Uni- formtragens hat der Reichskanzler mit sofortiger Wirkung die Er» laubni, zum Tragen der Uniform bei LeichenbegSng- nissen von Kameraden erteilt.
Ein Zltig ins hungernöe Rußland . Während die Hilfsaktion für Rußland durch die Sowjetregierung selbst in Frag« gestellt wird, steigt das Elend in Rußland von Tag zu Tag. Erschütternde Bilder von diesen grausigen Zuständen«nt- wirft der Flugberichterstatter der„Daily News" Major W. T. Blake. der nach einer aufregenden Flugreise die Gebiete an der nissisch-pol» nischen Grenze besucht hat, wo sich die Ströme der nach Westen flutenden hungernden Vauernmassen anstauen. „Meine Reise noch Rußland ", schreibt er,„hat mir unauslöjch- bare Eindrücke von dem Grauen dieser hungernden Millionen ver- mittelt. Hunderte von tragischen Bildern zucken durch mein Hirn, eine unendliche Zahl, von Gefühlen des Schauders, des Mitleids, der Verzweiflung haben mich beim Anblick diese» gigantischen Schreckgespenstes durchwühlt. Ich will nur einige charakteristische Einzelheiten mitteilen, die eine schwache Ahnung von der ungeheuren Tragödie geben. Die Flüchtlinge fluten in einem mächtigen Strom von Osten nach Westen: es ist ein herzzerschneidendes Wogen einer sterbenden Menschheit, die vor den Geißeln de» Hunger» und des Todes flieht und auf dem Wege zusammenbricht, um sich niemals wieder zu erheben. Nur den Obdachlosen ist gestattet, Ruhland zu verlassen. Dieser strenge Befehl hat seltsame und furchtbar» Folgen. Die Bauern verbrennen absichtlich ihre Häuser, um dadurch zu Obdachlosen zu werden. Züge von Minsk in Rußland bringen Tau- sende von hungernden Flüchtlingen über die Grenze. Es ist ein rührender Anblick, dies« Waggonladungen von abgemagerten Skeletten und zerlumpten Unglücklichen zu sehen, die nach Bora- n o w i t s ch i, dem Hauptzufluchtsort in Polen , gelangen. Biele sind geradezu nackt und fo schwach, daß sie aus den Zügen herausstürzen und zusammenbrechen. Gruppen stehen zusammen, um sich gegen- seitig das Ungeziefer abzusuchen Viele Kinder sind nur noch eine Mass« von Schmutz und Lumpen. Die Augen sind verklebt, und Fliegen sitzen in Schwärmen auf ihnen. Der ganze Ort ist erfüllt von dem Gestank verfaulender Menschen. Irgendwelche Hygiene ist nicht vorhanden. Niemals habe ich einen so unbeschreiblichen Schmutz gesehen. niemals Menschen, die auf einer so tiefen Kulturstufe zu stehen scheinen. Sie erinnerten mich an die Menschen der Steinzeit. Der Zusammenbruch der Zivilisation wirft sie in«ine so ferne Vergangen- heit zurück. Sie haben sich seltsame Hütten aus grünen Zweigen zurechtgemacht, sie leben in den Unterständen der alten Schützen- graben, in denen einst Deutsche und Russen gegeneinander kämpften. In P i n s k, einer der Hauptstädte des„weißen Rußland", fand ich die Verhältnisse nicht besser. Männer und Frauen, von der Ruhr vollkommen entkräftet, lagen unter Haufen von Lumpen, zu schwach, um ihre am lebendigen Leibe faulenden Glieder zu heben. Zur Er- höhung des Unglücks ist der größere TeU der Stadt niedergebrannt,
Die Mörder Erzbergers. Auf der Spur der Verbrecher. Offenburg . 2. September. (MTB.) Die Staatsanwalischaft hat über die Mörder Erzbergers festgestellt, daß st« vom 21. August bis zum Mordtage(26. August) im Gasthause„Zum Hirschen" in Oppcnau unter den offenbar falschen Namen Franz Riese, Stud. jur. aus Düsseldors und Knut Bergen, Stud. phil., aus Jena logiert haben und am 26. August mit dem um 6,46 Uhr abends von Oppenau abgehenden Zug« mit einer Fohrkarte 4. Klasse nach O f f e n b u r g abgereist sind. v. Hirschfeld bleibt in Haft. In der Sache des an dem Reichsminister a. D. Crzberger ver- übten Mordes hat dos Am.sgertcht Oberkirch in Baden auf Antrag der Staatsanwaltschaft in Offenburg Haftbefehl gegen Oltwig von Hirschfeld erlassen. Zugleich hat das Amtsgericht Ober- kirch das Berliner Polizeipräsidium ersucht, den hier in Haft be- findlichen von Hirschfeld dem Amtsgefängnis Oberkirch zuzuführen. Diesem Ersuchen ist am gestrigen Abend entsprochen worden.
Die»repvblikantsche� poftverwaltung. Aus dem Reich« der Beschwerden, die uns von Arbeitnehmer- feite über die Verhinderung an der Demonstration zugehen, seien noch folgend« erwähnt: Beim Postscheckamt verhandelt« der Bctrieberat mit dem Amtsleiter über den Wunsch des Personals, den Betrieb am Mittwoch von 4 bis 6 Uhr ruhen zu lassen. Der Betriebsrat wurde zunächst befragt, um was für«ine Demonstration es sich denn eigentlich handle. Der Betriebsrat gab die nötige Aufklärung, worauf ihm gesagt wurde, das sei ja e i n e p o l i t i s ch e S a ch«. Er als Amtsleiter fei zur Ueberwachung des Dienstes da und mit Politik befasse er sich nicht. Er gebe sein« Einwilligung zu dem Verlangen auf keinen Fall. Auf. den Einwand, daß es sich um«ine Kundgebung zugunsten der republikanischen Regierung handle, entgegnete der Herr, das fei ihm ganz gleich. Er wurde nun daran erinnert, daß B e- urlaubungen bei der Beerdigung der Exkaiserin erfolgten, worauf der Herr Amtsleiter sagte:„Das ist doch etwas anderes, ob man zur Beerdigung eines Menschen geht oder zu einer politischen Demonstration." Ueberdies heb« der Amtsleiter von den damaligen Beurlaubungen kein« Kenntnis gehabt, sondern die Stellen« Vorsteher hätten die Erlaubnis dazu gegeben. Di« Frage des B«- trlebsrat», ob heut« die Stellenoorsteher dioselbe Befugnis hätten, Urlaub zu«rieilen. wurde bejaht— mit der Einschränkung, daß in jeder Stelle drei bis vier Mann beurlaubt werden könnten. Trotz alledem fanden sich 200 Mann zur Demonstration ein, während von den 600 Sekretären und Direktoren kew einziger dabei war. Auch der famose Beamtenausschuß, der sich stets„auf den Boden der Tallachen" stellt, blieb unsichtbar. Den Angestellten und Arbeitern aber, dle jederzeit für die Re- publik«intreten, drohen Entlastungen.
Die llohnfrage in de? Stadt Derlm. Die Funktionär« der am Lohnkartell beteiligten Verbände der vereinigten städtischen Arbeiter und Angestellten nahmen gestern in übervoller Versammlung zu den letzten Zugeständnissen des Ma- gistrats Stellung, die Stundenzulagen von 80 Pfennig für die männlichen Personen und von 60 Pfenn iq für die weiblichen Personen zusicherten. Auf Empfehlung von Lohnkartell und Tarifkommission wurde von der Versammlung einstimmig das Zugeständnis für ungenügend erklärt und deshalb abgelehnt und mit überwältigender Majorität beschlos- sen, die Organisationen zu ersuchen, schnellstens den S ck l i ch- tungsaueschuh Groß-Verlin anzurufen. Ferner wurde einstimmig einer von der Vollversammlung der Elektrizität»- arbciter angenommenen Resolutton zugestimmt, in welcher e» unter anderem heißt:„Tarifkommission und die in Frage kommenden Ge- werkschaiten sollen an den Forderungen festhalten. Sollte sich der Magistrat weigern, den berechtigten Forderungen zuzustim- wen, sind die Kollegen gezwungen, zu den äußersten Mitteln zu greifen, damit die Verhandlungen nicht unnötig verschleppt werden. Vi» zur endgültigen Entscheidung wird ein« Frist bis zum 8. September gestellt. Inzwischen soll der Schlich- tungsausschuß seinen Spruch fällen. Ferner werden die sozialistl- scheu Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung ersucht, jedweder Tariferhöhung für Gas, Elektrizität, Wasser und Straß-nbahn nicht zuzustimmen.' Ee muß die besitzende Klasse schärfer belastet werden."
und außer den Flüchtlingen sind noch weiter« 10 000 Menschen obdach- lo?. Bon der Spitze der Haupttirche, die am Rande de» verbrannten Teiles steht, hat man das Bild eines riesigen Kirchhofs, dessen Trümmer da» Grab Unzähliger werden. Di« amerikanische Hilfs- geselllchaft ist solchem Elend gegenüber machtlos. Die Leute sterben wie die Fliegen, wobei Hunger die Hauptursache ist. Die Bauern, die nach an Ort und Stelle geblieben sind, stehen vor der Mistern Wahl, ob sie ihre gering« Ernte zur Saat verwenden oder den Winter über hungern wollen, oder ob sie das bißchen Getreide auf- essen, um dann einem um so sichereren Hungertod entgegenzugehen. Bon Pinsk bis Wilna und von PInsk südlich bis zum Dnjepr entlang werden dle alten deutschen und russischen Schützengräben pon den hungernden Bauern bewohnt. Skelett« von Pferden liegen vermischt mit denen von Menschen: 5)unde und Vögel fressen die Knochen ab und bleiben in Schwärmen an den Stätten, ein Zeichen, daß sie neue Nahrung erwarten. Je weiter man östlich kommt, desto schlimmer wird die Hungersnot. Im Winter werden die Hungernden nicht mehr die Grenze überschreiten können, dann werden sie in ihren Dörfern erfrieren."
Das jüdische Künstler lhealer in der Kommandantenstraße wurde mit einem Stück„Die puste K r« t s ch m e"(Die verlassen« Schenk«) von Perez Hirsck,b«in«räffnet. Eigentlich eine alte— nicht- jüdische, nur mensckiliche Alltagstragödie mit etwa» Svmbolik und Gcspensterspuk. Dargestellt von wirklich hervorragenden Künstlern, die einer großen europäischen Bühne all« Ehre machen würden. verfehlte das Stück nicht seine Wirkung. Ungewöhnlicher Applaus setzte nach jedem Akstchinh im dichtbesetzten Hause ein. Es Ist eine Ironie des Schicksals, daß gerade auf dieser Bühne, wo der„Berliner Jude" an den lächerlichen Geschmacklosigkeiten der seligen Gebrüder Herrnseld sich zu ergötzen pflegte,«in großes, zum Teil auch„echt germanisches" Publikum wirklich gute jüdische Kunst zu genießen bekommt, Bei dleler Gelegenheit kam es so recht zum Bewußtsein, wie schnell und ausgezeichnet sich dos jüdische Theater entwickelt hat, das schon in Rußland , Zlmerika und England ausgezeichnete schoulpiele- rische und literarische Kräfte besitzt Die Dramatiker Perez, Gordon, Pinski und Kebrin baben Werte oeschcffen, die literarisch» D»dcu- i tunq haben. In dieser„jüdischen Spreche"(die von dem deutschen i Besucher wirklich nicht ganz verstanden werden konnte), die altes dentjches Sprnchgut nus dem Mittelalter mit Hebräisch und Slawisch mischt und für ungefähr acht Millionen Menschen immer noch die Mutter- und Vorzugssprache bildet, sind Werte entstanden, auf die man eigentlich immer wieder aufmerksam machen muß. Es ist in erster Linie da» verdienst des Berliner Rechtsanwalts Gronemann, die jüdisch« Künstlertruppe aus Ruhland hierher ge- bracht zu haben, deren Darbietungen die Leistungen der jüdischen Kammerspiele in Wien weit übertroffen haben. Das Stück: Ein Dorfjude verheiratet feine Tochter mit einem jungen Mann, den er für sie auserkoren hat. Dem Cousin der
volksparteiliche Deamtenfreundlichkeit. Nachdem die mühevollen und ergebnisreichen Verhandlungen der Spitzenorganisationen mit den Regierungsvertretern in der Hauptsache beendet sind, kommt die Deutsche Volkspartei mit ihrer Arbeitsgemeinschaft Grvß-Berlin hinterher, um Stimmung unter den Beamten für sich zu machen. Als Einleitung zu einem Reichs-- beamrentag ihrer Partei am heutigen Tage hatte sie zu gestern eine Versammlung nach der Philharmonie einberufen mit der Tages- ordnung:„Die Rot der Beamte n". Landtagsabgeordneter v. E y n e r n bezog sich auf eine Bemer- kung im„Vorwärts", indem er sagte, er kenne keinen Beamten, der sich so erniedrigte, die Republik öffentlich oder heimlich zu be- schmutzen. Wer e» tue, gehöre nicht in das Beamtentum hinein. („Sehr richtig!" wurde gerufen, und auch wir sagen:„Sehr richtig!" Red. d.„Vorw.".) Nicht richtig aber sei, die Bevölkerung als Richter über die Be- amten einzusetzen und sie(Wen? Die Bevölkerung oder die Be- amten?) zum Widerstand gegen die Staatsgewalt aufzufordern.— Dunkel ist der Rede Sinn. Reichstagsabgeordneter Beuermann sprach dann über wirtschaftliche Fragen des Beamtentums. Er wandte sich gegen die politische Durchseuchung der Beamtenschaft, gegen das Hineinschieben stellungshungriger Parteisekretäre und gegen die schmähliche Eesinnungsriecherei. Die Dolksbeauftragten hätten den Beamten Versprechungen gemacht, die bis zum Frühjahr 1920 unerfüllt geblieben wären.(Warum und weshalb, das scheint Herr Beuermann dabei zu erwähnen vergessen zu haben.) Durch die erfolgte Desoldungsreform sei die Beamtenschaft zum Unter- Proletariat geworden. Es gäbe keinen Stand im Staatvleben, der in seiner wirtschaftlichen Existenz so sehr gefährdet sei wie die Be- amtenschaft.(Es gibt nach diesen Ausführungen offenbar keine zweite Partei, die die Demagogie so weit treibt, wie die Agitatoren diejer.Volkspartei".) Der Redner klagte dann, daß die jetzige Aktion zur Regelung der Beamtengehälter nicht richtig eingeleitet sei, der Vorstand des Beamtenbundes habe den Beamtenausschuß nicht hinzugezogen, seine Haltung sei derart gewesen, daß man den Beamten die Zweifel an der neutralen Führung dieser Organisation(die Herr Beuermann in die Debatte bringt) nicht verdenken könne.„W e nn der Deutschs Beamtenbuno wirtlich neutral sein wolle, dann hätteerauchzuderErmordungErzbergersschwei. gen müssen. Nach Beendigung der jetzigen Besoldungsvcrhond- lungen muffe ein neues Besoldungsgesetz ausgearbeitet werden, worin dos Friedensgeholt in die jetzige Währung umzurechnen sei al» Grundgehalt. Der„lebhafte Beifall" für diese Glanzleistung ist begreiflich. Meyer- Herford faßte die Forderungen der Beamten dahin zusammen, daß das Staatsintereste die Erhaltung des Berufsluam- tentum» gebiete, daß es Staatspflicht sei, den Beamten die Sicher- heit der Stellung, die Fürsorge für das Alter und die ausreichende Besoldung zu geben. Di« Dolkspartei hat ihr gutes Herz für die Beamten reichlich spät entdeckt, so spät, daß man auch in Beamtenkreisen ihrer Plötz- lich so ausdringlichen Freundschaft ziemlich skeptisch gegenübersteht.
Der StänMqe Ausschuß be» preußllch-n Landkages beschäftigte sich am Freitag mit der Frag« der Zubilligung von Tcuerungszu- schägen an Beamte auf Grund der Vorlage, die dem Rkichsrat zugegangen ist. Danach sollen für die preußischen Beamten 1100 Millio- neu Mark oerwendet werden. Der Ausschuß bedauert, daß Preußen zu den Verhandlungen des Reichs mit den Beamten nicht yinzuge- zogen worden ist. Die Vorlage wird unverändert angenommen unter Ablehnuna eines Zentrumsantrage», die evangeliscken und katholischen Geistlichen in die Borlage miteinzubeziehen.— Allgemein wurde verlangt, daß diese Aufbesierunoen bis zum Zusammentritt des Land- tages ausgezahlt sein sollen, wobei von verschiedenen Rednern Klagen der'Beamten vorgebracht wurden, daß ihnen die Gehaltsausbesie- rungen de? Besoldungsordnung vom 17. Dezember vorigen Jahres immer noch nicht zugute gekommen sind. Aus dem Slarqarder Znlernierunqslager entlassen. Am 8. August war datbamllich mitgeteilt worden, daß der bekannt« russische Musik- Professor Rosebery d'Arguto insolge einer Zuschrift, die er an die„Rote Fahne" gesandt hatte, sestgenommen und, weil er den Meldungsvorschriften für Aus'änder nicht genügt hätte, bis zu seiner Ausweisuno ins Jnternierungslagcr Stargord verbrach! worden sei. Herr Pros. Rosebery d'Arguto bittet mitzutellen, daß die Be- hauptung, c? se! nicht gemeldet gewesen, sich als irrig herausge- stellt uni> daß er aus dem Internierungslager wieder entlassen worden ist. Auch der Ausweisungsbeschs ist zurückgenommen worden» und Prof. Rosebery d'Arguto hat sein« künstlerische Tätig- keit in Berlin wieder aufgenommen.
Braut gelingt e», die Braut, die er liebt und von der er geliebt wird, während eines extatlschen Tanzes am Hochzeitstage unbemerkt in einen Wald zu entführen, wo ein Kampf starker Leidenschaften an- hebt und alle starten urwüchsigen Gefühle zweier Unglücklichen zum Ausdruck kommen. Unter den Darstellern zeichneten sich besonders Herr S ch n e i e r, der den Dotcr gab, Frau V l u m e n t h a l(die Frau) und die Herren Z e l l a s s o imd A s r o aus, die alle stärkste schauspielerische Wucht bewiesen. S. D e m b i tz e r. Die Königin der Rachi im Reuen Operckkenkheaker. Alle gegen- wärtigen Operetten tragen weibliche Namen als Motto:„American Girl",„Braut des Lucnllus",„Nixchen",„Strohwitwe",„Frau im Hermelin" usm. Da» Ift recht so: denn nur aus dem Temperament der Frau, aus ihren Kostümen und ihrer Tanzleidcnschost wächst dem Komponisten seine Kunst leicht zu. Die„Strohwitwe ist jetzt an die Komische Oper übergesiedelt und weist sich auch mit der reizenden Eili Leux als beste, zugkräftigfte tomische Oper au». Zur„Königin der Nacht", dje ihr Licht im Neuen Operetten- theater leuchten läßt, haben Arnold und Bach, die lustigen Väter der„Spanischen Fliege", einen sehr amüsanten Text geschrieben. Man denke sich mit allem Trum und Dran eine Situation, wo im Hans« des Sicherheitskommisiars von Berlin während seiner Ur- laubszeit ein Nachtlokal etabliert wird und wo die rührige Polizei den nächtlich zurfickgckchrten Regierungsrat und die ganz« Gesell- schaft noch dem Alexanderplatz entführt. Wirklich sehr komisch und luftig. Wo der Schwant Platz läßt, fängt Kollo an die Leier zu schlagen. Er macht das glänzend und geschickt, bald spaniscß, bald im Jimmy, bald mit einem Kabarettstück, ein bißchen sehr im Klischee stecken bleibend, aber blitzsauber und wirksam. Die ungezählten Spitzen- und Seidenroben der Alice.Hcchy sind ebenso kostbar, wie sie mit Eleaanz auf einem schönen Körper getrogen werden. Sie selber begeistert, graziös, volloergnügt ugd Laune aufwirbelnd. Sherry Sikla, In ollen Resid-niztheatersitilatioven der Provinz voll draller Komik, desgleichen Wenck und Paul Müller. Den Lebe- männern rmd Liebhabern leiben Bsrron und Untertircher ihr frisches Spieltalent. Cläre Grünberg sah verlübreriich genug aus, um alles glauben zu machen. Unter den tobend Gerufenen hätte man oerne alle Dekorotionskün'''ler und Schneider gelehen, denn es mar ein restloser Erfolg auch im äußeren Bild, das ein Fest für die Augen wurde._ K. S.
Ilm M, ästen?estan'vlel' an? beginnt t>gs neue?>öonn-ine"t nrn Montag, den•>«. T-vIemder mit der mg der.Nüuöer' in riter völigrn Kteinfzenirrung Karl Hein; Martins. Im Tentlehen tIvernhan« gastiert am Sonntaz Zrair Szkrönyl von der Wiener SlaalSoper als ToSca. Als zwei, e» russisches Kastsvlel lm Theater de ? Westen« wird am Sonnlag, nachmittag« 2 Ndr, da« Drama von S. Potavento ge- geben, wobei da? Mitglied de« Moskauer Kistrstler-Tbralcr« Slcsan KuSnczofj in der Houpirollc zum ersten Mal in Berlin austritt. TaS Konzert des berliner Sebrergesangvercin» am Sonnabend, I. September, abend» 7V, Uhr, findet nicht im Garten, sondern im grotzeu«aale de« Reit«« Welt statt.