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Die schwarzweißrote Provokation.

Die Geburtstagsfeier" in Stralau.

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Schwarz- weiß- rote plakate.

Republif vorzugehen, monarchistische Demonstrationen aber durch| Büsche geschlagen und die Verantwortung dem Zivilisten auf. Massenaufgebot von Polizei zu schützen. gehängt. Wir erwarten, daß die Regierungsmaßnahmen durch Repu= Admiral Scheer wendet sich wieder der Mordfrage zu. Er Ju Stralau ist es am Freitagabend zu sehr bedauerlichen Vor- blitaner ausgeführt werden, da sonst im Lande das Gegenteil bekämpft jene Feindseligkeit der Gesinnung, in deren fällen gekommen. Von einem Augenzeugen wird uns darüber folgen- dessen erreicht wird, was die Verordnung der Reichsregierung be- Innersten immer noch der Wunsch lebt, den politischen des mitgeteilt: zweckt. Gegner förperlich zu erschlagen. Er nennt den Jn Stralau, das faft ausschließlich Urbeiterbevölkerung hat, Zusatz der Redaktion: Der Preußische Minister des Innern wird politischen Mord ein größeres Verbrechen, als den machte fich beim Bekanntwerden der frok Berbotes stattfinden- die Pflicht haben, sich diesen Polizeidirektor genau anzusehen. feigen und hinterlistigen Ueberfall aus sonstigen Gelüften, weil den Sedanfeier der Deutschen Volkspartei  " eine große Erregung Während in Berlin   Sedanfeiern verboten werden, wird in Osnabrüd er immer wieder die Gefundung unserer inneren Verhältnisse bemerkbar. Als einige Urbelter den Wirt des Restaurants Schwanen­bera fragten, was für eine Feier hier stattfinden solle, bemerkte diejer, die ganze Polizei für sie aufgeboten. Es geht nicht an, daß ein ein- zerstört. Eine besondere Warnung richtet Admiral Scheer daft die Leute bei ihm eine Geburtstagsfeier angemeldet hätten. zelner Polizeidirektor in dieser Weise die Regierung und die Repu- an die Jugend Deutschlands  , ihre Hoffnung Unter den Geburtstag Feiernden" bemerkte man den in Stralau blik blamiert. nicht auf Brutalität und Gewalt zu sehen, allbetannten Teppichfabrikanten Probe, Mitglied der denn sonst treiben wir mit Sicherheit in den Abgrund. Der Deutschen Volkspartei  . Bon draußen hörte man Reden, die in dem Rufe ausflangen: Nieder mit der roten Republik  !, was den Magdeburg  , 3. September. Ueber die vom Borwärts" bereits Artifel schließt mit einem Appell, daß die Verfassung unpar­draußen Stehenden als eine Geburtstagsfeier" fehr fonderbar vor- erwähnten Vorfälle in Neuhaldensleben   schreibt die Magdeburger teiisch vom ganzen Wolf verteidigt werden fam. 3hr Mikirauen wurde noch erhöht durch eine große Zahl junger" müsse, ganz gleichgültig, wie der einzelne zu der Form der Bolfsstimme": Burschen, die mit Abzeichen des Berliner   Selbstschuhes Blatatsäulen schwarzweißrot beränderte Platate an= In Neuhaldensleben   hatte die Stinnes- Partei an allen Verfassung zu Deutschland   steht. versehen waren. Als nun die Urbeiter den Saal betreten wollten und Wenn es in Offizierskreisen mehr Scheers und we die Tür öffneten, fielen fofort von drinnen Schüsse. Die gebracht mit dem Hinweis auf den Parteitag der Deutschen   niger   Berings gäbe, würden sich die Offiziere nicht so Arbeiter, die vollständig unbewaffnet waren, holten sich aus dem Boltspartei. Den durch ständige Provokationen der Reaktio­Garten Zaunlatten, Gartenstühle und drangen auf die Schießenden näre bis zum äußersten gereizten Arbeitern war das unmittelbar oft über feindselige Haltung der Bevölkerung zu beklagen brauchen. Die Arbeiter versuchten die Revolverhelden zu ent- nach der Kundgebung für die Republik   zu viel. Das Maß war voll waffnen, wobei sich eine wüste Schlägerei entspann. Nach halb- und lief bei diesem Anlaß über. Die Arbeiter perließen die ftündigem Kampfe, wobei von den Geburtstag Feiernden" minde- Betriebe und holten aus den Häusern die schwarzweiß­ftens 300 Schüffe abgegeben wurden, ergriff der größte Teil der Helden roten Fahnen heraus. Der vermutliche Anstifter der neuen panitartiq die Flucht. Einzelne sprangen ins Wasser, andere Aufreizung der Arbeiterschaft, der Prorettor Gebler, wurde aus machten Boote los, um zu entfommen. Ein Teil wurde von den einem Weinlokal herausgeholt und mußte mit dem Redakteur des Arbeitern eniwaffnet, Die Geburtstagshelben hatten etwa 10 Ber- Stadt- und Landboten  ", der schon seit einiger Zeit durch seine wundete, die nur von Schlägen herrührten, während drei Arbeiter arbeiterfeindliche Schreibweise provokatorisch gewirkt hatte, im Zuge Schuhverlegungen davontrugen, davon einer schwere. Den voranmarschieren. Die beiden wurden von der erregten Menge Helden wurden drei Gummiknüppel, neun Revolver, darunter gezwungen, die Platate wieder abzureißen. mehrere große, drei Kunze- knüppel, zwei Schlagringe Auf dem Marktplan wurden dann die schwarzweißroten Provo­und eine Menge Munition abgenommen. Nachdem die Ar- fationsflaggen verbrannt. Daß es so weit gekommen ist, haben beiter die Entwaffnung vorgenommen hatten, erichien die telephonisch fich die reaktionären Unruheftifter selbst zuzuschreiben. Die an Wird der Unterrichtsminister diesen Jugendbildner" herbeigerufene Schupo, die alle an der Schießerei beteiligten Re- dauernde Verhöhnung der Arbeiterschaft hat den Ausbruch volverhelden verhaftete und mittels Auto nach der Pioniertajerne, des Boltszorns herbeigeführt. Es ist ein Standal, daß der Pro- von seinem Boften entfernen, auf den ein Mann von derartiger Köpenider Straße, brachte. rettor Gebler und der Seminardirettor Schreiner als Herzensroheit sicher nicht gehört? Wir könnten ihm leicht nachweisen, bezahlte Beamte der Republik   gegen die Republit auftreten. Die daß Herr Lohse sein Amt auch sonst in ähnlichem nationalistischen Beruhigung der Arbeiterschaft wird nicht eher eintreten, bis diese Sinne ausübt. hervorragenden" Beamten der Republit aus Neuhaldensleben ent­fernt werden, da sie die Schuldigen an den Unruhen sind, welche jezt die sonst so ruhige Stadt erleben muß.

ein.

Wie ein anderer Augenzeubge befundete, foll auch der Fabrikant

Prohe im Besitz einer Waffe gewesen sein.

Schüler schießen auf Arbeiter. Chemnih, 3. September.  ( WEB.) Nach dem Bolizeibericht fam es hier geffern abend zu Unruhen, denen ein Menschen­leben zum Opfer fiel. Um Festaffe aus Unlah des Sedantages zu verhindern, 30gen große Trupps von Demonstranten vor die Cofale, in denen solche Feiern vermutet wurden. Diese waren aber, um Zusammenstöße zu verhülen, abgesagt worden. In der Reformschule wurde eine Versammlung von etwa 30 Schülern zur Abgabe etwaiger Waffen und zum Verlassen der Schule aufgefordert. Bei dem entstandenen Handgemenge fiel ein Schuh, durch den der Bauarbeiter Gareis so unglücklich getroffen wurde, daß er auf dem Transport nach dem Krankenhaus verftar b. Mehrere Schüler wurden mikhandelt und einer derart verlegt, daß er ins frankenhaus gebracht werden mußte. Un anderen Stellen verliefen die Zusammenftöße ohne schwerere Folgen. Die Polizei nahm eine Anzahl Berhaftungen vor.

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Monarchie. Mit schwarzweißroten Fahnen wurde pro­Hoziert. Die Arbeiterschaft, die gewarnt worden war, fiel auf die Provokation nicht herein. Drei junge Leute, die neugierig stehen geblieben waren, wurden von der Polizei gefesselt abgeführt.

sie

Eine Stimme des Anstands. Admiral v. Scheer zur Ermordung Erzbergers. Im erfreulichen Gegensatz zu Roheitsausbrüchen, wie wir bei der Ermordung Erzbergers vielfach fonstatieren mußten, in erfreulichem Gegensatz namentlich zu militärischen Kollegen vom Schlage des Generals Bering, der sich seine beste Bulle" aus dem Keller holte, um auf den Tot des Schweins" zu trinken, steht ein Artikel des Admirals Scheer in der Bossischen Zeitung".

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Ein Mann, der den Artikel des Admirals Scheer mit Erfolg lesen fönnte, scheint der Oberlehrer Lohse zu sein, der in der Charlottenburger Realschule II den Religionsunterricht erteilt. Nach übereinstimmender Aussage der Schüler hat Herr Lohse in der Serta M- Klasse(!!) zur Ermordung Erzbergers im Religionsunterricht(!!) gefagt:

Es schadet gar nichts, daß Erzberger erschossen ist, benn er ist es gewesen, der beim Abschluß des Waffenstillstandes das deutsche   Volk an die Entente staaten verraten hat, indem er die Waffenstillstandsbedingungen unterzeichnete.

Der Hirschfeld in Oberkirch  .

Der verhaftete Oltwig v. Hirschfeld hat gestern vor der Kriminalpolizei mehrfache Handschriftenproben ablegen müssen, nach denen festgestellt werden soll, ob er als der Student der. Rechte Franz Riese" oder als Knut Bergen, stud. phil.", die fich bis zum Mordtage in dem Gasthause Bum Hirschen" in Oppenau   aufgehalten haben, identisch ist.

nach Oberkirch   in Baden   transportiert und in das dortige Am gestrigen Lage ist v. Hirschfeld von zwei Kriminalbeamten 2 mtsgericht eingeliefert worden. Dieses Gericht beschäf tigt sich in erster Linie damit, einen von Rechtsanwalt Bahn. Berlin   für Hirschfeld gestellten Alibibeweis auf das genaueste nach­zuprüfen. Hirschfeld behauptet nämlich, daß er sich am Vormittage des 26. August, dem Mordtage, 35 Kilometer vom Tatorte entfernt, bei dem Mühlenbesizer Friedrich Kepler in Calmbach   a. d. Ens auf­gehalten habe. Er habe hier ständig mit den zwei Söhnen, den Töchtern und den Eheleuten Kepler   zusammengesessen. Am Nach mittag habe er mit den Söhnen einen Ausflug nach dem Kloster Hirsau   geplant, der aber aufgegeben werden mußte, weil es regnete. Falsche Karten Oberschlesiens  .

London  , 3. September.  ( WTB.) Aus Genf   meldet

Der Führer der deutschen   Flotte in der Stagerafschlacht, der selber durch einen Raubmord seine Gemahlin verloren hat, Sedanfeier unter Polizeischuh. spricht offen aus, daß die eigenartige Nachficht, der politische Morde in gewissen Kreisen begegnen, von einer Verwilde­Osnabrüd, 2, September.( Eigener Drahtbericht des Bor- rung fittlicher Begriffe und großer poli märts".) Hier hatte die Deutsche Volkspartei   heute eine tischer unreife zeugen. Die Vergiftung der Bolts­Sebanfeier im Evangelifchen Bereinshaus veranstaltet. Nur Stimmung, wie sie im Fall Erzberger   in die Erscheinung trat, 300 Befucher waren erschienen. Unser reaktionärer Polizeidirektor bezeichnet Admiral Scheer als ein weitaus größeres Hermann schüßte mit 60 uniformierten Schuhpolizisten und 10 Uebel, als die Unschädlichmachung eines Gegners, wenn weiteren Polizeibeamten in Zivil diefes Demonstratiönchen, so daß man diesen auch für einen noch so großen Schädling halten man dem Daily Telegraph  ", daß Karten, auf die fich der auf je 5 Besucher ein uniformierter Polizist tam. Professor Diet- follte. mann, der die Feftrede hielt, verherrlichte den Strieg und die Nebenbei tritt Admiral Scheer der Geschichtsfälschung Oberste Rat bei der Erörterung der oberschlesischen Frage entgegen, als ob Emberger der Hauptschuldige am Waffen- gefügt und die er dem Bölkerbund unterbreitet habe, in stillstand im Walde pon Compiegne gewesen sei und wirft die in Oberschlesien   mit einer großen deutschen   Mehrheit seien wichtigen Einzelheiten fehlerhaft seien. Einige Bezirke sehr berechtigte Frage auf: auf diesen Karten als überwiegend polnisch bezeichnet ge­Wo blieben die zur Führung der schwierigen Waffenftillstands- wesen und umgekehrt. Das Blatt schreibt, folche Dinge hätten in Das alles hat derselbe Polizeidirektor fertigbekommen, der verhandlungen Sachkundigen und Bejjerbefähigten, als so unerwartet der erhihten Atmosphäre von Cympne, Paris   und London   vor­im vorigen Jahre angeblich nicht im ftande war, die pazifistische der militärische Zusammenbruch zugestanden wurde fommen fönnen; wenn fich China  , Spanien  , Brasilien   und Belgien  Versammlung des Herrn v. Gerlach gegen die Revolpertaten und das Volk aus allen Himmeln stürzte? der Freikorps  - und Baltikumleute zu schüßen. Damals Wir wollen darauf hinweisen, daß Erzberger hohe Offi- an die Arbeit machten, so würden sie zuverläffigere Dokumente vor fich haben. wurde bekanntlich ein Pazifist durch Revolverschüsse eines Freiforps- ziere des Landheeres und der Marine zur Seite hatte, wie soldaten Esser schwer verlegt. Der Polizeidirektor Hermann z. B. den General v. Winterfeld, Admiral Banfelow scheint es für seine Pflicht zu halten, gegen Demonstranten für die und andere. Diese haben sich aber nachher lautlos in die ist. Und dann die Abendstunden. Um zwei Fadeln lagerte sich eine hundertköpfige Menge auf der nächtlichen Wiese, die umgeben ist von den riesenhaften Bäumen des Parkes und überdacht von dem leuchtenden Sternenhimmel. Bolkslieder erklingen, einstimmig und mehrstimmig; einzelne Stimmen heben sich heraus; Rilkes Verse vom Schicksal der Menschen in den großen Städten werden ge­sprochen; Eichendorffs Verse vom Erbauer des schönen Waldes ta droben; und endlich bildet sich zum Abschied ungewollt und un­geleitet ein mächtiger Kreis von all den Menschen, die Hand in Hand stehen und aus dem nächtlichen Walde tönt die Weise: Hört, Ihr Herren und last Euch sagen."

Das lebendige Weimar  .

Bach- Klänge, und man ging auseinander. Aber man versprach sich, daß dieser Winter ganz der Vertiefung der Weimarer   Eindrüde ge­widmet ſein soll, und daß man im Frühjahr zu einer zweiten Woche nach Weimar   zurückkehren will.

Dr. R. Buchwald.

Der türkische   Rüdzug in Kleinafien dauert nach griechischen und englischen Berichten an.

Die Dollardynastien. Henry H. Klein, der Vorsitzende der New Dorfer Steuereinschätzungskommission, hat fürzlich unter dem Titel Amerikanische   Dynastien und ihre Häupter" ein Buch erscheinen lassen, in dem er eine Lifte der 175 reichsten Leute der Vereinigten Staaten   aufstellt. An der Spitze dieser Liste steht mit einem Ber­magnat John D. Rockefeller  , der reichste Mann der Welt, dem als mögen von 2,4 Milliarden Dollars der amerikanische   Petroleum­Standesgenossen, wenn auch in gehörigem Abstand, Carnegie, Frederic Weyerhäuser, William Waldorf- Astor  , Charles W. Harl neß und Oliver H. Bayne folgen, deren Vermögen zwischen 150 und 300 Millionen Dollars schwankt. Carnegie hat sein Vermögen durch Erzeugung von Stahl, Weyerhäuser von Blei, Hartneß und Banne von Betroleum und Astor durch Spekulationen in New Yorker Grundstücken erworben." Wir haben Dynastien von Del, Kupfer, Schiffen, Tabat, Gummi, Buder, Telephonen und von hundert Fleisch, Kohle, Stahl, Eisenbahnen, Gas und elektrischem Licht, anderen Dingen," erklärt der Verfasser des Buches." Rockefeller  aber ist der Koloß, der alle überragt. Die Rotschilds in Europa  , deren Reichtum auf 2 Milliarden Dollars geschätzt wird, und die Guggenheims, die Du Ponts, Vanderbilts und Astors  , deren Fa milienbejiz auf je eine Milliarde Dollars zu berechnen ist, stehen hinter Rockefeller   weit zurüd In den Vereinigten Staaten   gibt es mehr Finanzdynastien als in der ganzen alten Welt. Ihr Reich­tum und ihre Macht sind größer als alle Fürstenmacht zusammen­genommen, und man sagt nicht zu viel, wenn man ihnen nach rühmt, daß sie Gewalt über Leben und Tod und über das ganze Menschengeschlecht befizen." Die Apotheose dieses Reichtums flingt wie eine Schmeichelei, wie sie aufreizender Fürsten auch nicht serviert wurde. Aber leider entspricht sie den Tatsachen. Amerika   ist trog aller papierenen Frei­heiten der Stlave seiner Geloherrscher.

Wer in der letzten Augustwoche durch den alten Park in Liefurt bei Weimar   ging, der fonnte ein merkwürdig schönes Schauspiel er leben. Unter den ehrwürdigen Baumgruppen auf den Wiesen faßen bunte Gruppen von Menschen, in ihrer Mitte ein Lehrer, und sie alle in eine lebhafte Aussprache vertieft. Es waren Menschen jedes Lebensalters, und wenn auch die schlichten Wanderkleider Standes­unterschiede taum ertennen ließen, fo war doch ersichtlich, daß hier der Handarbeiter neben dem Geiftesarbeiter, der Werktägige neben Der letzte Morgen brachte die Abschiedsstunde in der Fürsten  dem Angestellten und Lehrer faß. Die Bolkshochschule Thüringen  , gruft. Kein pathetisches Bort. Eine Bioline spielte eine Bach­der etwa neunzig städtische und dörfliche Bolkshochschulen in Melodie, dann wurden ein paar ganz schlichte zeitgenössische Berichte Thüringen   angeschlossen sind, hatte ihre Mitglieder zu einer Ferien- über Goethes und Schillers Sterbeftunde vorgelesen und endlich woche nach Weimar   eingeladen. Ganz einfach wohnten die Zeil- Goethes Gedicht zu Schillers Gedächtnis gesprochen. Noch ein paar nehmer in alten Militärbaracken, und feldküchenmäßig wurden sie miteinander verpflegt. Ein Teil des Tiefurter Parkes war ihnen für ihr Gemeinschaftsleben zur Verfügung gestellt worden. Das Ziel der Woche war ein doppeltes: jedem einzelnen ein lebendiges Bild des alten Weimar zu geben, dann aber auch die Nöte und Lebensfragen des heutigen Menschen auszusprechen und dabei zu fragen, was für ihre Lösung aus der geistigen Leistung Thalia- Theater: Schäm dich, Coffe". Wer sich zu schämen hat, unserer altweimarischen Großen zu gewinnen ist. So gab es denn ist sehr fraglich. Jebenfalls ist es sehr traurig, daß einem Mass Arbeitsgemeinschaften über Fragen wie: der einzelne und die Ge- cottchen", einem der Höhepunkte der modernen Operette, ein solch meinschaft, Liebe und Ehe, das religiöse Erlebnis, Staat und Bolt. trivialer Schlager wie bieje Lotte" folgen mußte. Nun sind die In anderen Stunden besuchte man in fleinen Gruppen das Goethe- Bäter von Mascottchen und Schäm dich, Lotte" zufällig die Haus, das Wittums- Palais, den Part und andere Erinnerungs- felben. Infolgedeffen können sie noch mit einem Auge stolz blinzeln stätten oder man lagerte fich um einzelne Lehrer, die Stücke aus und das andere schamerfüllt zu Boden fenten. Komisch ist, daß Goethes Briefen oder zeitgenössischen Erinnerungen vorlafen. Textbuch und Mufit immer genau an denselben Fehlern franken. So wuchs in allen Teilnehmern das Bilb einer großen alten Georg Otonkowski und Gesangstertfabrikant Willi Steinberg find Kultur. Nicht nur Schiller und Goethe wurden lebendig, sondern offenbar momentan ausgepumpt gewesen. Sie haben eine Operetten­auch die ganze Zeit, die sie hervorgebracht und getragen hat. Und handlung geschrieben, so öd, inhalt- und geifilos, wie wir es da erhob sich mit Macht die Frage: fann unserer Zeit das gleiche faum noch von Handlung reden. Ein paar Situationswige, Kalauer Schäm dich, Lotte von anderen gewohnt waren. Man kann da oder etwas Aehnliches wieder beschert werden? Ist nicht ein solches und Schlager, die wenigftens fleine Dafen in der dürren Sandwüfte Können und ein solcher Dienst am Kleinen und an der täglichen bilden. Ihnen folgt der Komponist Walter Bromme   auf dem gemischten Thor, großes Drchester und Drgel, betitelt: Bon deutscher Hans Pfinner hat die Kompofition einer Rantate für Soloftimmen, Arbeit die Voraussetzung für eine neue geistige Kultur? Und wie Fuß. Lange Strecken altgewohnter, nichtsfagender Klingflang. Nur Seele, nach Sprüchen und Gedichten von Jol. von Eichendorff vollendet. müßen unsere äußeren wirtschaftlichen Verhältnisse sich umgestalten, an einigen Stellen, z. B. der originellen Leierkastenszene, rafft er Das Wert, dessen Uraufführung in der bevorstehenden Konzertsaison statt. um wieder Aehnliches möglich zu machen? fich auf und bringt wirklich Originelles und Reines. So wenig findet, erscheint im Beilage von Adolf Fürstner. Das Schönste aber waren die Feststunden, in denen die Arbeits- an diesem ganzen Geistesproduft zu loben ist, so glänzend und hoch Die Nürnberger Zeitungen boykottieren ihr Theater. tage ausflangen. Der letzte Tag vereinigte die Teilnehmer mit anerkennenswert war die Aufführung. Trozdem nur ein fett- Nürnberger Stadttheater scheint einen sehr gefchäftstüchtigen Direktor zu Freunden aus Weimar   und anderen Städten zu einem Feste im gedruckter Gast Eduard Lichtenstein der auch sonst viel haben; die bortigen Zeitungen wollen nichts mehr über das städtische Tiefurter Barf, wo die Jenaer Arbeiterjugend ein lebensvolles Fett angesetzt hat, da war, wiesen alle Salbrollen, eine ebenfogute, Theater veröffentlichen, weil ihnen von der Intendantur gemeinsam mit Bolksliederspiel und dann die Weimarer Bolkshochschulgruppe eine beffere Besetzung auf. Else Müller, Dora Hrach, Gusti Beckmann, dem Stadtrat unwürdige Zumutungen gestellt sind. Die Nürnberger Zeitungen scheinen an der veralteten Anschauung festzuhalten, daß die Theaterftitit Aufführung von Goethes Singspiel Jern und Bätely" mit der der junge Karl Grund, auch Wolf Brunner und Erwin Schöngart eigene 3wede verfolge und nicht nur zur Reflame ba set. Musit von Reichardt darboten. Man fonnte da lernen, daß Laien schliehlich ihrer Meisterschaft zu verdanten waren. Auch die Tänze Der Völkerbundsrat für eine Internationale des Geistes. gruppen nicht immer bei Hans- Sachs Spielen zu bleiben haben, fon- von Mangelsdorff und die dekorative Ausstattung übertraf alle Er- Der Böferbundsrat hat fi fit the ampigliedrige Kommiſſion für inter­dern daß das alte Singspiel des 18. Jahrhunderts etwas gleich wartung. Dr. Siegfried Grzyb war ein portrefflicher Bermittler fprochen.. Ferner wird die Errichtung eines Erziehungsbureaus vorges nationale Zusammenarbeit in intellektuellen und Erziehungsfragen ausge Schönes und durch seine Melodienfülle vielleicht noch Wertvolleres zwischen Bühne und Orchester. h. m. fchlagen.

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brachten Stimmungen und Lachsalven hervor, die meist fast aus.

Erstaufführungen der Woche. Donn. Kleines Theater: FrL fetterungen au Josette Frau." Mittw. Komödienhaus: Jonnys Busenfreund.

Urania  - Vorträge. Unser schönes Riefengebirge mit Sonntag nachmittag 4%, Uhr: Die Insel Rügen. Ausnahme von Donnerstag allabendlich. Donnerstag: Der Harz  ".

Das