Um die erste Golömilliaröe. Zwischen Frankreich und den übrigen Ententemächten ist ein Konflikt entstanden deshalb, weil Frankreich von der ersten Goldmilliarde nichts bekommen soll, chavas teilt in einem amtlichen Bericht mit, daß die französische Re- gierung einen interalliierten Ministerrat zur Lösung dieser Frage beantragen will. Der Streit ist insofern für Deutsch- land ohne Belang, als es uns natürlich gleichgültig sein kann, wem die Wiedergutmachungssumme zugeteilt wird. Glück- licherweise sind ja durch das Londoner Ultimatum die Zah- lungen nach oben hin begrenzt, wenn auch darüber kein Zwei- fel besteht, was sogar von englischer Seite bestätigt wurde, daß auf die Dauer eine Erfüllung der hohen Zahlungsfrist un- denkbar ist. In einer chinsicht aber kann dieser interne Streit der Entente für Deutschland noch von Bedeutung werden. Bekanntlich steht eine ganz« Reihe von Forderungen der Entente aus dem Friedensvertrag noch nicht endgültig fest. Man ist sich noch nicht einig, wie hoch die abgelieferten Schiffe für die Wiedergutmachung anzurechnen sind, und das Wichtigst« ill, daß eine Entscheidung über die oberschlesische Frage bisher noch aussteht. Nachdem Frankreich früher, allerdings unter Vorbehalten auf die erste Goldmilliarde zu- gunsten Belgiens verzichtet hat, wäre es unbegreiflich, warum es jetzt den Gekränkten spielt, wollte es mit dieser Haltung nicht anderweitige Konzessionen erwirken. Es liegen noch keine Anzeichen dafür vor, daß diese Konzessionen unbedingt auf Kosten Deutschlands gehen müssen. Aber es ist doch zu vermuten, daß dies der Fall fein wird, da andere Streit- objekte zwischen der Entente nicht mehr da sind. Auch aus einem anderen Grunde ist nicht unwahrscheinlich, daß man auf diese Weise für ein polnisch-französisches Oberschlesien Stim- mung machen will. Wie wäre es sonst zu erklären, daß man aus diesem Rechtsstreit, der eigentlich keiner ist, bei- nahe eine Ministerkris« gemacht hätte? Man hat das Gefühl. als ob die Spannung innerhalb der Entente von Frankreich künstlich aufrechterhalten wird, um die angebliche Benachteili- gung Frankreichs vor dem Völkerbundrat, der über Ober- fchlesien zu entscheiden hat, in ein recht drastisches Licht zu stellen. Es bedarf keines Wortes, um die UnHaltbarkeit eines solchen Standpunktes zu beweisen. Die gefälschten Kar- ten, die man dem Obersten Rat zur Beurteilung des Ab- stimmungsergebnisses vorgelegt hat, wichen zu deutlich für sich, als daß sie noch durch diplomatische Kunststückchen zu bs- schönigen sind.. • Berlin , 3. September. (WTB.) Don zuständiger Stelle wird uns mitgeteilt: Die„Wünchen-Augsburger Abendzet- t u n g" vom 2. September bringt in einem„Enttäuscht" über- schriebenen Artikel u. a. die Behauptung, die Zahlung der A u g u st- Milliarde habe die llicichsregierung nicht weniger als ö 3 M i l- l i ar den Papiermark gekostet. Sie verbindet damit in be- dingte? Form beleidigende Angriff« gegen den Reichskanzler und spricht von einem Bankerott der„nichtswür- d i g e n" Erfüllungspolitik. Die Meldung trägt den Stempel der Erfindung in den Augen jedes Urteilsfähigen an sich. Es sei jedoch noch ausdrücklich fMgcstellt� daß die für die Zahlung d« ersten Milliard» tatsächlich aMgcwendete Summe nur einen Bruchteil de? angegebenen Ziffer beträgt. Die Nachricht ist»in Beispiel dafür, daß«in« ge- wisse Presse vor nichts zurückschreckt, auch nicht vor der Diskreditie» rung des eigenen Lande«, um Verwirrung zu stiften und da» An- sehen der Reichsregierung zu untergraben. Frankreichs Protest. Paris , 3. September. (WTB.) Einige Zeitungen veröffentllchen außerhalb der amtlichen Bekanntmachungen der Regierung Nach- ruhten, nach denen der Ministerrat in seiner Gesamtheit die finanziellen Abmachungen vom 13. August zurückgewiesen habe. In Wirklichkeit war der Ministerrat mit allen Stimmen seiner Mit- glieder, den Finanzminister einbegriffen, der Meinung, daß eine Anzahl dieser Beschlüsse in E.inklong gebracht werden mühten mit dem Friedensvertrag von Versailles und mit dem Stande der von der Reparatlonskommission festgesetzten Zahlungen, deren Borrechte man andererseits aufrechterhallen müsse. Der Ministerrat beabsichtigt also, den Finanzminister und den Ministerpräsidenten zu veranlassen, Verhandlungen mit den AllI- ierten einzuleiten, um von ihnen die nötigen Zahlungen zu bekommen.
Die oberschlejlsche ßrage. Paris , 3. Sepkember.((ES.) Reuter meldet aus Genf : Die Kommission, die das oberschlesische Problem zu prüfen hat, hielt gestern ihre erste Sitzung ab. Andererseits wird dem„Temps" aus (Benf gedrahtet: Die Besprechungen über das oberschlesische Problem scheinen noch nicht sehr vorgerückt zu fein. Der Seneral- sekrctär befchäfligl sich mit dieser Frage sehr eingehend. Plan er> klärt, daß die Beratungen zwischen den Vertretern Belgien », Bro- sllien», Spaniens und Chinas unter dem Vorsitz de» Präsidenten Hymans begonnen hätten, doch weiß man darüber nichts Genaues, denn die plitglleder de» VSlkerbnndes scheinen in dieser Hinsicht Stillschweigen beobachten zu wolle».
polnische ßälschungsmanöver. Kallowih. 8. September.(WTB.) In den polnischen Zeitungen Oberschlesiens , voran in der„(B r» n z z e i t u n g", wird In der Nummer vom 3. September ein Bericht über die Ergebnisse der Petriebsratswahlen auf den obersthlesjjchen Indu- striewerken veröffentlicht. Der Bericht soll den Eindruck erwecken, als zähle er die Betnebsratswahlen dieses Jahres in sämtlichen Werten auf und kommt natürlich zu der Feststellung, daß die pol» nische Arbtiterichaft einen gewaltigen Sieg errungen habe. Die Rechnung, die in den polnischen Blättern aufgemacht wird, Ist in ihrer Zusammenfassung und in allen Einzel- Helten falsch. Eine Nachprüfung im einzelnen ist nicht möglich, weil die Werke nicht einzeln aufgeführt, sondern die Zählungen kreisweise zusammengestellt sind. Wenn ober die Ge» samtzahl der Betriebsratsmitglieder, die in den polnischen Blättern aufgeführt wird, richtig wäre, so wüßte es in Oberschlesien nahezu dreimal soviel Betrieb« geben, als In Wirklichkeit vor« Händen sind. Di« hohen Zahlen sind offenbar dadurch zustand« ge- kommen, daß nicht nur die gewählten polnischen Betnebsratsmit- glieder, sondern auch die Ersatzmänner mitgezählt sind. Di« Feststellung des Gesamtergebnisses ist aber schon deshalb nicht mög« lich, weil in einer großen Anzahl von Beirieben die diesjährigen Wahlen infolge de» Ausstand«» und der noch nachwirkenden Fol. gen noch gar nicht stattgefunden haben. Für alle dies» Betricbswahlen sind in dem polnischen Bericht die Ergebnist« der vorjährigen Wahlen eingesetzt. Ferner sind ein« große Anzahl deutsch « Arbeiter»och nicht an ihre Arbeitsstätte zurückgekehrt, well|
die polnisch gesinnten Arbeiter sie nicht zuließen. Allein«ms den Werken der Kreise Pleß und Rybnik sehlen etwa noch 12 000 in deutschen Gewerkschaften organisierte Arbeiter, die sich noch als l Flüchtlinge in anderen Teilen Oberschlesiens oder auch im Reiche| aufhallen müssen und nicht zurückkehren können. Soweit sie den Versuch gemacht haben, sind sie von der polnisch gesinnten Arbeiter- schoft wieder verjagt worden. Tatsache ist, daß bei sehr vielen Be- triebsratswahlen dieses Jahres die bisherige Mehrheit der Betriebsräte entweder sehr stark abgenommen hat oder in eine Minderheit verwandelt wurde. Die Einzelergebniste der Be- triebsratswahlen, die mitgetellt werden, sobald sie vorliegen, werden das noch in größerem Umfange bestätigen als die schon bekannt- gegebenen Ergebnisse. Daß ein so schwindelhaft zurechtgemachtes Wahlergebnis in den polnischen Blattern als neuer Beweis dafür verzeichnet wird, daß da» ganze Industriegebiet polnisch ist, ist selbstverständlich. Dieses Berfahren ist von jeher üblich gewesen und hat sich auch im Zeichen der von deutscher Seite durchaus ehrlich aufgefaßten Der- ständigung nicht geändert. vor öen Toren �ngoras. London . 3. September. (EP.)„Daily Expreß " erfährt aus Konstantinopel : Die griechischen Truppen stehen nunmehr vor den Toren Angora». Doch bleibt da» kemalistische Heer, wenn auch durch Derlust« geschwächt, unversehrt stehen und zieht sich nach Südosten zurück. Angora ist geräumt worden. Der Sitz der kemalistischen Regierung wurde nach Caesarea verlegt. Da« französtsch-türkische Abkommen wird baldigst unterzeichnet werden. 60 französische Gefangene, die freigelassen worden waren, begaben sich nach den nächsten Seehäfen, um nach Frankreich zurückgeschickt zu werden. Die Voltspartei gegen links. Zur politischen Lage schreibt die.Nationalliberale Korrespon- dmz": Ueber Konswenzen der Parteivorsitzenden mit dem Reiche- kanzler und über spezielle Verhandlungen der Deutschen Dolkspartei mit den Regierungsparteien sind in den letzten Togen irreführende Meldungen durch dl« Presse gegangen. Tatsächlich handelt e» sich um folgendes: Auf Grund einer Besprechung de» Vorstandes der Reichstags- und preußischen Landtagefraktion der Deutschen Volts- oartsi haben die Abgeordneten Dr. Stresemann und Dr. von Kraus« in einer Besprechung mit dem Reichspräsidenten sowie Dr. Strese- mann nach Rückkehr des Reichskanzlers in einer Besprechung mit diesem die Stellungnahme der Deutschen Dolkspartei zu der Der- ordnung des Reichspräsidenten wegen de« Ausnahmezustande» in folgendem dargelegt: Di« Deutsche Dolkspartei steht auf dem Boden der verfassungsmäßigen Grundlag» de» Reiches und erhebt deshalb auch grundsätzlich keinen Einspruch dagegen, daß in Zeiten außergewöhnlicher Erregung die verfassungsmäßig dem Reichspräsidenten zustehenden Rechte zur Verhängung des Aus- nahmezustandes Anwendung finden. Die Partei verwahrt sich aber dagegen, daß die Anwendung dieses Ausnahmezustandes eine ein- feitige, von parteipolitischen Rücksichten diktierte wird. Sie lenkt die Aufmerksamkeit der Reichsregierung insbesondere auch auf die dem Reich und der Verfassung durch die systematisch« Arbeit der Kam- munisten drohende Gefahr, zumal die Kommunistische Partei auch nicht den geringsten Zweifel daran läßt, daß ihr Ziel die BeseitI- gung der Verfassung ourch Gewalt sei. Die Partei verwahrt sich deshalb auch dagegen, daß etwa der von der Mehrheit des Reichs- tage» gefaßte Beschluß wegen der Begnadigung der bei den Rom - mumstenausständen Beteiligten hazu führe, kommunistische Rädel»- führ« wieder in Freiheit zu setzen und damit für dt« Agitation frei- zumachen. Schließtich betont die Partei, daß sie allen Bestrebungen auf Durchbrechung d« Verfassung durch ein» nicht versassungi- mäßig, Nebenregierung wirtschaftlicher Organisationen entgegen. treten wird. Di« Deutsch « Bolkepartel wird sich gemäß ihrem ganzen Cha- rakter gegen jeden versuch wehren, durch Gewalttaten gegen Per- sonen oder gegen die Perfassung die ohnehin unsäglich schwierige Lage unseres Vaterlandes weiter zu erschweren. Sie erwartet des- halb auch von ihren Parteifreunden, daß sie ihrerseits trotz aller Schärfen, wie sie der Ausnahmezustand an sich mit sich bringt und wie sie in dem Verhalten linksstehender Organe zum Ausdruck kommen, die Parteileitung in ihrem Bestreben unterstützen, uns wieder geordneten Verhältnissen zuzuführen. Gerade in Zeiten, in denen radikale Kreise die öffentliche Meinung aufzupeitschen und zu verwirren suchen, ist es um so notwendiger, daß diejenigen weiten Kreise des deutschen Bolkes sich zusammenfinden, die in bewußter Bekämpfung jeder Gewalt nur von einer organischen Entwicklung Im Innern und von der Sammlung aller oufbaufreubigen fträste die Möglichkeit einer Gesundung unserer Lage erwarten.
Sie werden elegisch! Der„Deutschen Tageszeitung" ist in diesen Tagen Heil wider- fahren. Al» ihre sachlichen Argument» auf die Neige gingen, hat ihr ein Anonymus»inen unflätigen Lchimpfbrief mit Morddrohungen gegen deutschnationale Führer ins Haus gesandt. Nun endlich hat sie„Material". Das Geschreibsel wird im Wortlaut abgedruckt und dazu bemerkt: Da« ist die Verurteilung des politischen Morde», wie sie bei den Gesinnungsgenossen des„vorwärts" und der.Germania " besteht: das ist die sittliche Höhe der Kreis«, die man unter den besonderen Schutz von Ausnahmeverordnungen stellt. Das sind die Vorkämpfer der deutschen demokra» tischen Republik . Wir wollen hier«ins verraten: Seit der Ermordung Erzbergers bringt uns fede Post ein halbes Dutzend anonymer Drohbrief«, zumeist fürchterlich mit Hakenkreuzen bemalt, in» Haus, in denen Scheidemann, Ebert usw. als die nächsten Todesopfer bezeichnet werden. Wir haben es aber stets für unter unserer Würde gehalten, uns an solchem Unflat die Finger schmutzig zu machen, und werden un« auch von der„Deutschen Tageszeitung" nicht dazu verleiten lassen. Es ist nur bezeichnend für den jetzigen Geisteszustand der deusschnationalen Pressr, daß sie mit Wann« diesen Schmutz als politischen Leckerbissen genießt. Angesichts ihres Heißhungers sind wir gern bercit. ihr unfern Etnlauf auch noch zur Verfügung zu stellen.__ ßolge des Selagerungszustandes. Wer hat geschossen? Koburg. 3. September. (WTB.) Bei der heuttgen Vemonstro- tlon der sozialistischen Parteien wurden 12 Personen aus dem Pudli- kum durch Schüsse und Handgranaten verletzt. Ein Mann ist so schwer verletzt, daß wenig Hoffnung auf Erhaltung seines Leben» besteht. Ein« Anzahl Schaufenster und Wohnungsssnster sind durch Gewehrschüsse und Handgranaten zertrümmert. Ein Pollzeibeamter wurde durch Stockschläge erheblich oerletzt. «- Koburg gehört bekanntlich fett einig« Zeit zu Bayern und muß infolgedessen alle Vorzüge des Kahrschen Regime» auskosttn, namentlich den Belagerungsz.stand. Ein wettere» verbot. Die..Ostpmlßische Zeitntiq" Ist auf drei Tage oerboten worden.— Die Verordnung des Reichspräsidenten sieht nur»in verbot auf 14 Tag» vor. Wird m Königberg da» ver» bot ander» ausgelegt?
Kommunistische Verwirrung. Obwohl die französische Presse üb« die Mittwochdemonstratio- nen in Bertin und im Reiche größtenteils nur durch recht dürftige und unrichtige Agenturtelegramme informi«t worden ist. ist es un- verkennbar, daß der Aufmarsch der Republikaner zum Protest gegen die deutschnationale Mordreaktion auf die französische öffentliche Meinung einen oußerordenllich tiefen Eindruck gemacht hat. Da» geht auch au» den Kommentaren der einflußreichsten Pariser Blätt« hervor. Es fällt übrigen» dabei auf, daß es gerade die nationalisti- schen Organ« sind, die bemüht sind, die Bedeutung unserer republi- tonischen Massenkundgebungen herabzusetzen. Daran«kennt man die Besorgnis der französischen Scharfmacher, daß ihnen der beste Agitationsstoff dadurch entzogen werden könnte, daß unseren Scharfmachern das Handwerk gelegt wird. Eigenartig berührt es aber, daß unter den Blättern, die am eifrigsten bemüht sind, die Tragwelle uns«« Abwehrbewegung durch höhnische und giftige Bemerkungen herabzusetzen, die kam- m u n i st i s ch e u m a n i t e" an erst« Stelle steht. Diese« Blatt, da» seit der Spaltung der französischen Sozialistenpartei zum Tum- melplatz einiger Fanatiker und Ignoranten herabgesunken ist, unter- häll In Berlin einen anonymen Korrespondenten, der„Revo"(lies: rrevolutlonärl) zeichnet. Wahrscheinlich wird dieser Mann nicht von der„Humanite" selbst, sondern von Moskau au» direkt unterhalten und er erweist sich auch als getreues und blindes Werkzeug der Si- nowjew-Eliqu«. Einerseits versuchte er schon im voraus den Ein- druck zu erwecken, als ob die Mittwochdemonstrationen unter k o m- m u n i st i s ch e r Führung ständen, und v«spottete dqbei tagelang nicht nur die Mehrhellssozialisten, sondern vor allem die Unabhän- gigen, die einen neuen„Verrat" am Proletariat vorbereiteten. Höhnisch berichtete er über die fühlbare Annäherung zwischen SPD. und USP. und wittert» in der Aufforderung der„Freiheit" an unsere Partei, Wied« in die preußische Regierung einzutreten, einen neuen„Dolchstoß" im Rücken des Proletariat»! Ueber die Demon- stration im Lustgarten meldet„Revo": „Die deutsch » Arbeit«klasse ist offenbar von ihren demokra- tischen Illusionen noch nicht geheilt. Neben den roten Fahnen flatterten die schwarzrotgoldenen Fahnen der Republik über den Köpfen der Demonstranten. Aber die in diesen Versammlungen formulierten Ford«ung»n sind derart, daß ihre Erfiillung im Rahmen de» bürgerlichen Staate, nicht möglich ist. Sie setzt in Wirklichkeit den Sturz der Republik voraus." Das schreibt nicht etwa irgendein bürgerlich« Angstmeier Stinnesscher Richtung, sondern der B«ichterstaUer eines Arbeit«- blatte»! In d« gleichen Nummer der„Humanit�" vom 1. September «zählt irgendein anderer Korrespondent aus Salzburg über eine Unterredung mit der Gräfin Treuberg über die Persönlichkeit des ermordeten Erzb«zeri, und nimmt alle Schmähungen, die diese von niemanden In Deutschland ernst genommene alte Klatschbas» über den toten Zentrumsführer anhäuft, für bare Münze. So wird die französische Arbeiterschaft über deutsche politisch« Fragen unterrichtet! Dl« Stärk» der französischen Arbeiterbewe» gung ist auch dannch: am vorigen Sonntag sollte in Paris nach tags- lang« Propaganda durch die„Humanitt" eine Nlesenvcrsammlung unter freiem Himmel für Sowset-Rußland stattfinden. Es fanden sich aber im ganzen 7000(nach geringeren Schätzungen 5000) Menschen«in. Etwa soviel wie bei uns am vorigen Mittwoch— in Fürstenwald «. Erledigung der 5ahnenflucht,flnklagen. Dem preußischen Justizminist» sind Mitteilungen zugegangen, daß noch Fäll« d« Strafvollstreckung wegen Fahnenflucht oder un- erlaubter Entfernung aus der Zeit vor der Staatsumwälzung vor- kommen sollen. E» kann sich dabei nur um solch« Fälle handeln, in denen die militärisch« Amnestie vom 7. Dezember 1918/6. Juni 1920 um deswillen nicht Platz greift, weil der Verurteilte mll Rücksicht auf eine andere Straftat als Fahnenflucht, unerlaubt« Entfernung, Feigheit od« Vergehen gegen die Unterordnung aus dem Militär» dienst entlassen worden ist. Der Justizminister hat nun die Straf» anstalten, in denen DerurtelUe derartige Strafen verbüßen, ange- wiesen, unverzüglich den Vollstreckungsbehörden Anzeig» zu machen. Die Strafvollstreckungsbehörden aber haben alsbald die Akten dieser Strafsachen an den Justizminister einzureichen und in geeigneten Fällen die Vollstreckung der Strafen zu unterbrechen. Die Staats- anwaltschaft hat die Anweisung«hasten, falls wegen Straftaten der In Rede stehenden Art noch jetzt Verfahren anhängig sein sollten, dem Justizminist« wegen Niederschlagung zu berichten. Gleichzeitig wendet sich der preußisch« Justizminister in einem Erlaß gegen die etwa noch vorkommende weitere Erledlaung von Steckbriefen und Fahndungsersuchen gegen ehemalige Wehrpflichtige wegen Kon, trollentziehung und ähnlicher militärischer Vergehen. Soweit Justiz- behörden von dem Fortbestehen von derartigen Strafmaßnahmen Kenntnis«halten, hoben sie unverzüglich die Zurücknahme zu ver- fügen. « Kriegsgefangene und Lähnungsfrage. Auf dem dritten in Leipzig abgehaltenen Dundestag der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegegefangener wurde in ein« Entschließung von den zwischen ihr« Bundesleitung und den Reichsbehörden getroffenen Verein» barungen über den Ausgleich in der Löhnungsfrage Kenntnis ge» nommen. Weit« heißt es dann in der Entschließung: Es ist den Vertretern nicht leicht geworden, sich dies« Vereinbarung z u fügen, weil die in den Reihen der ehemaligen Kriegsgefangenen heriichende Not durch die so späte Rückkehr in die Heimat immer noch eine sehr große ist. Wir wurden an der Front und nicht in der Etappe gefangen genommen. Wir wollen ob« die von der Re- gierung vorgeschlagene Lösung deshalb annehmen, well wir in der Zeit, wo die innere Einheit unserer Heimat aus» schwerste durch Parteihaher gefährdet ist, nicht zu denen gehören wollen, die un- serem Volte Schwi«igkeiten machen. Wir haben in der Not der Gefangenschaft gelernt, daß nur kameradschaftliches Zusammcnhal- ten und opferwilliger Gemeinschaftssinn zum Ziele führen. Das möge auch unserem Volk«»in Leitstern sein. Die aber, die in un- serer Heimat auf unredlichem Wege während de» Krieges und d« Revolution sich unsinnige Gewinne erworben haben, müssen sich ein Beispiel an unseren ehemaligen Kriegsgefangenen nehmen, die willig auf ihre Rechte verzichtet haben, die ihnen eigenllich zustehen. .Leipzig« Volkszeitung"«ls PubNkattonsorgan d« Amt». hauptmannschast Leipzig . Amtshauptmann Ryssel berichtete im Leipzig « Bezirksausschuß, daß Ministerpräsident Duck angeordnet habe, baß neben der.Zwenkau « Zeitung" nicht mehr»in bürg«- ltchr, Leipziger Blatt, sondern die„Leipziger Volkszeitung " von jetzt ab als amtliches Publikationsorgan der Amtshauptmannschaft Leipzig zu bestellen sei. Er, der vmtshauptmann. habe deshalb dar«Leipziger Dolkszeitung" bereit« einen Vertrag zur Unterzeich» nung zugehen lassen. Ein« neue Räumungsaufsordnnng an Ungar«. Die Paris « Lotschasterkonferenz hat unter dem Vorsitz von Jules Cambon eine Sitzung abgehalten. Sie hat den diplomattschen Vertret«n der Alliierten in Budapest Instruktionen«teilt und sie aufgefordert, bei dem Präsidenten der ungarischen Regierung Schritte zur R ä u, MUNgWe st Ungarns zu tun. harding, Hossnungen auf Abrüstung scheinen sehr gesunken zu sein: er hat eine ganz scywarzseherische Rede gehalten. Auch in d« Adrüstungskommission de« Völkerbundes zeigt«« dte Antworten d« Staates«in höchst verworrenes Bild.