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2. Hinzu kommt, ba& die Spruchrichter auch für gröbste s? a h r l ä ss i g k e i t nicht haften!.! Ein Richter, sogar Vor- sitzender eines Richtervereins, hat z. B. im chauvinistischen Gedankengang entgegen der klaren Strafprozeßordnung mir verboten, in der Sitzung den Beweisantritt für die Nicht- schuld des angeblichen Kriegsbetrügers vorzutragen, und dann ein den Unschuldigen entehrendes Urteil gefällt, so daß erst die zweite Instanz diese Beweise erheben und die Unschuld des Mannes feststellen konnte. Dies ist theoretisch nichts anderes, als wenn in Paris der Mörder von Iaurds freigesprochen ist. Der Vorsitzende eines Jugendgerichts nahm, als die beiden Schöffen freisprechen wollten, entgegen den klaren Vorschriften der Prozeßordnung den Schöffen ihr Recht auf Urteil und dem Angeklagten sein Recht auf Freisprechung. Beide Fälle sind dem Justizminister unterbreitet, der nichts dagegen machen kann. In einem Arrestprozeß verwirft ein Zivilgericht den Widerspruch gegen einen Arrest, indem es aus beigefügten Strafakten die Angeklagten verwechselt, obwohl klar auf das Erforderliche hingewiesen war. Die Rechtsverwaltung, also der Justizminister, ist völlig machtlos. Er darf vor Rechtskraft des Urteils sich in die richterliche Tätigkeit nicht einmischen. Nachher aber ist es natürlich zu spät. Der Justizminister müßte deshalb gegen- über Rechtsrügen im Parlament sagen:Ich habe kein Recht, irgendeinen Fall vorher oder nachher zu beeinflussen. Ich bin ein Minister, der die Verwaltung juristischer Angelegenheiten hat, ich habe aber mit der Urteilstätigkeit der Richter nichts zu tun." Es fehlt also auch hier jede Kontrolle. Gegenüber den Anwälten haben die Richter die Fahr- lässigkeitsverantwortnng derartig gestaltet, daß die Versiche- r'mgsgesellschaft die Versicherung der Anwälte etwa der der Chauffeure gleichgestellt hat. Die Unabsetzbarkeit und NichtVerantwortlichkeit des Rich- lurs ist eine der Ursachen der Uebelstände, unter denen das Volk leidet. Sic rührt daher, daß die Juristen meist die Ge­setze machten, so als ob-die Chauffeure bestimmen könnten, wie weit für zu schnelles Fahren jemand verantwortlich zu machen ist. Hier muß sofort, und zwar wegen der Haftung durch einfaches Gesetz abgeholfen werden. 3. Der Obrigkeitsstaat hat durch das Reserve- leutnantstum in äußerst geschickter Weise versucht, auch in die Beamten- und richterlichen Kreise das Gefühl, daß Ge­malt vor Recht gehe, und den Gedanken der obrigkeitlichen Ab- hängigkeit hineinzutragen. Mit dem militaristischen Geiste sollte der herrschende Teil des Volkes mit dem Gedanken der Ungleichheit der Kasten, dem Dünkel gegen die Arbeiter und Soldaten durchsetzt werden, um wie die Syphilis im Körper korrumpierend zu wirken. Die Republik muß Richtergrsmien schaffen, welche treue republikanisch gesinnte Volksrichter find, sich dem Arbeiter gleich fühlen und den Kastenunterschied der Geburt und des Erbrechts innerlich überwunden haben. Hier kann die Ber- waltung sofort wirksam helfen.. 4. Durch Gesetz ober kann und muß sofort bestimmt wer- den, daß in Strafsachen nur e i n juristischer Richter und mindeltens-z w e i Laien in. jeder Sitzung mitwirken muffen. Das Schwurgericht ist unverändert zu lasten. Es ist ferner durch Gesetz zu bestimmen, daß es nur Reich srichter gibt. 5. Den U n i v e r f i t ä t e n ist jedes Vorrecht zu nehmen, das sie von den Fortbildungsschulen des ganzen Landes Unter- lckeidet. Dies kann im Verwaltungswege geschehen, und zwar sofort. Durch das Tragen der früheren militärischen Uniform wird absichtlich das Volk verhöhns, der arbeitende Teil auf- gereizt und gegen die Republik demonstriert. Es muß durch Gesetz das ostentative Tragen der Offiziersuniform verboten und jeder gesetzliche Schutz der früheren Uniform aufgehoben werden.(Ist inzwischen geschehen. Red. d.V.".) 6. Die Republik ist schutzlos. Die Hochverratsbestimmun-

dm Seebaöe. Von Alexander Seidel. O ja, Travemünde ist schön, wenn man die Kraft hat, einen Mit rührender Geschäftigkeit zur Schau getragenen Hurrapatriotismus nur als Requisit der Belustigung auszufasjen, wie sie das Seebad außerdem in Gestalt von Llumentorsos, Schönhcitskonkurrenzen, Jazz-Vands und anderen Kulturerrungenschoften bietet. Ich z. D. finde ein unbeschreibliches Vergnügen darin, zuzusehen, wie ein Trupp teutonischer Hcldensöhne in kindlicher Freude Sandfestungen auftürmt und im Spiel mit solchen Miniatur-Zwingburgen seinen militärischen Instinkten Befriedigung schafft. Und wie erheiternd wirkt ein schwarzweißrotes Fähnchen als Krönung der Strandburg, zumal wenn Wilhelms des Fluchtgewandten Heldenantlitz mit ge< sträubten Schnurrbartspitzen auf ihm prangt. Erfrischend für Leib und Seele kränklicher Stadtkinder wirkt ein Ferienaufenthalt an der See. Freund der Kinder, nicht Züchtiger, ist der moderne Lehrer, und es ist wohl auch so gedacht, daß sich bei solchem Ferienaufenthalt der Pädagoge eingehend mit ihnen abgibt, sie z. B. anleitet, wie man im Sande einen. Schützengraben mit Brust» wehr und allen sonstigen Raffinements anlegt, ihnen monarchistische Banner in die Händchen drückt, stramme Soldatenlieder einübt und die-vom Bade heimkehrende geschlostene Kompagnieformativn das militärischeWögtreten" wiederholen läßt, wenn es nicht klappte. Auch ich bin sehr dafür, daß die Kleinen von unserem unvergeßlichen lsiehe Unterschriften auf den Gedenkblättern) Kaiser erfahren. Man lasse sie den alten Singsang in zeitgemäßer Form ruhig weiter singen: Der Kaiser ist ein lieber Mann, er wohnet jetzt in Doorn; kein Ort war ihm zu weit von hier, als er den Krieg verlor'n. Oder man spiele mit den Knaben das Rcigenfpiel:.Das ist die Garde, die unser Kaiser liebt", wobei der Kommandierende die Jungens mit einem Gewehrkolben bearbeite und zum Schlüsse dem ein Eisernes Kreuz aus Pappe anhefte, der bis zur Ohnmacht mit einem frifch-fröhlichenZu Befehl, Herr Leutnant" zu antwotten vermag. Wie herrlich klang uns in früheren Zeiten dos melodische Klirren der Sporen! Welch ein Genuß war es für das Auge der Untertanen, das forsche Zusammenklappen zweier Leutnantsabsätze zu sehen! Wir mußten auf viele Genüsse verzichten. Doppelt groß meine Freude, im Familienbad einen sehnigen Hünen, er trug zum schwarzen Bodetrikot ein stilvoll schwarzgerandetes Monokel, bei der Begrüßung einer Strandfee die nackten Hacken untadelig zusammen- kloppen zu sehen. l.' Im Hafen liegt unser einst so berühmtes Schiffchen Panther. Zwar macht es keine Sprünge mehr nach Agadir . leistet sich aber im nunmehrigen kleinen Maßstab allerhand Hegatzliches: Läuft da er»

gen pasten nicht. Gegenwärtig- kann Regierung und Derwal- tung die Hochverräter nicht fasten, weil die Bestimmungen auf die Monarchie zugeschnitten waren- und die Staatsform nur gegen Gewaltanwendung schützen. Die umge Republik muß wirksam durch das Strafgesetz so wie früher die monarchische Staatsform geschützt werden. Es muß bestimmt werden: Jedes Unternehmen, die Republik durch öffentliche Verächtlichmachung zu gefährden, wird mit Freiheitsstrafe bestraft, insbesondere der verdeckte Erwerb von Zeitungen zu diesem Zwecke. Die vorstehenden Anforderungen beschränken sich auf das Allernotwendigfte. Dies kann in den nächsten Tagen ge- fchehen. Es hat dann Erzberger nicht umsonst sein Leben dem Vaterland geopfert. An dem Tode ist nichts mehr zu ändern. Die Bestrafung seiner Mörder ist für die Ursachen, welche den Mord veranlaßt, haben und welche weiter besteben, gleich- gültig, wenn das Notwendige nicht geschieht:Mann über Bord, Volldampf voraus!" Die Verbrecher selbst sind schon am Werk, um die Besierungsbestrebungen zu sabotieren. Andere beschäftigen sich angeblich eifrig mit der Eni- deckung der Mörder, als. ob dies die Hauptsache sei, nur um das Volk abzulenken. Sic wissen, daß die Mörder- und Verleumderzentralen ebeiffo wie bei Liebknecht . Gareis und anderen die Täter schon schützen werden, deren Entdeckung infolge der gegenwärtigen Berhältnisse insbesondere auch in Bayern unmöglich ist. Durch diese Bestrebungen darf das Volk sich nicht ab- halten- lassen, das Notwendige zu tun, um künftig die durch Rechtsmängel möglich gewordene Gefährdung der Republik und der republikanischen Staatsmänner zu beseitigen. Wenn der Reichstag , der in feiner jetzigen Zusammensetzung zum Teil, ein Ergebnis der Irreführung des Volkes durch gekaufte Zeitungen ist, dem nicht beistimmt, muß er aufgelöst werden. Entscheiden die Wählen dann nicht für die Republik und deren Sicherung, sondem für Absolutismus , Militarismus und kapi- talistischen. Steuerbetrug, so können die in Deutschland vor- handenen besseren Elemente eben den Untergang Deutschlands nicht hindern:, sie. haben dann aber ebenso wie Erzberger ihre Pflicht bis zum Aeußersten getan.

Stegerwalüs Stanöpunkt. Verbreiterung nur nach rechts und links. Die..Deutsche Allgemeine Zeitung" weiß zur Regierungs- frage in Preußen folgendes zu melden: Die Frage der Regierungsumbildung in Preußen ist, wie wir aus parlamentarischen Kreisen hören, in den letzten Tagen über das Stadium der Vorverhandlungen noch nicht hinaus- gekommen. Nach wie vor oertritt Ministerpräsident Stegerwald seinen bekannten Standpunkt, daß es sich empfehle, ein Kabinett von der Deutschen Volksparlei bis zur Sozialdemokratie zustandezu» bringen.. Ihm erscheint eine Erweiterung seines augenblicklichen Kabinetts nUch b'ei'dön Seiten als das einzig Ge- geben e. Herr Stegerwald ist von seiner einmal gefaßten Idee so durchdrungen, daß ihn auch neue politische Ereignisse be- deutungsvollster. Art davon nicht abbringen können. Im all- - gemeinen kein.gutes�Zeichen für einen Politiker. Doch kann uns bei der ganzen Ängelegenheit die persönliche Auffassung Stegerwalds ziemlich gleichgültig sein. Wir haben schon oin- mal betont, daß die Sozialdemokratie nicht als Bitt- stelle rin vor der Tür des. Kabinetts Stegerwalds erscheint und um Aufnahme bettelt, am allerwenigsten um Aufnahme zu Bedingungen, die ihr schon zwanzigmal an- geboten worden sind, und die sie schon z w a n z i g m a l abgelehnt hat. Die Frage ist vielmehr, wie lange das Zentrum selber und. daneben die bürgerlichen Demokraten es vertragen werden, im Reiche mit Herrn Wirth an der Spitze gegen die Deutschnatio- n a l e n und in Preußen mit Herrn Stegerwald an der Spitze, gestützt uu f. die Deutschnationalen, zu

Personendampfer mit schwedischer Flagge in den Hafen ein. Ich hatte mir gerade von dem Matrosen, der mich auf dem Schiff herum- führte, sagen lassen,daß die schwarzweißrote Fahne der Mannschaft größter Stolz sei," da klingen von dem schwedischen Dampfer die Töne des LiedesDeutschland , Deutschland über alles" herüber. Alles springt an Deck, Begeisterung für den wackeren Schweden in aller Mund! Stürmisches Hurra! Mir wollte der solchermaßen für Deutschland blasende Schwede nicht recht in den Kopf hinein, und richtig, wie das Schiff anlegt, entsteigt ihm eine Kapelle der biederen Reichswehr und ein ehemaliger General, wohlempfangen von einem Kriegerverein mit Regenschirmen und Heimtriegerbäuchen. Man hatte den Dampfer gemietet für eine festliche Propagandafahrt. Seid nicht zu optimistisch, liebe Matrosen des Panther, solange euer Kommandant abgetakelte Generale bei ihren Geschäftsreisen für die Firma Hohenzollern u. Co. in großer Uniform empfängt, wird euch kein ausländischer Dampfer Deutschland , Deutschland über alles" entgegenjubeln!

Der Zauberer Siemens. Ein hübsches Erlebnis von Werner Siemens wird von Dr. Arndt>n derDeutschen Revue" in Erinns- rung. gebracht. Bei der Kabellegung durch das Rote Meer bestieg Siemens eines Tages mit mehreren Ingenieuren die Eheops- Pyramide. Es herrschte ein starker Sandsturm, der auch die Spitze oer Pyramide in Wüstenstaub hüllte. Oben oernahm Siemens ein merkwürdiges Zischen in der Luft und beim Aufheben des ousge- streckten Fingers über- dem Kopf verspürte er ein« seltsam prickelnde Empfindung. Es war sich sofort klar, daß es sich um einen elek- irischen Borgang handelte, hüllte-ine� gefüllte Sektflasche mit metallisch belegtem Kopf in feuchtes Papier und verwandelte sie dadurch in eine Leydener Flasche, die stark geladen wurde, wenn man sie hoch über den Kopf hielt. Man konnte aus ihr laut klatschende Funken von etwa ein Zentimeter Schlagweite ziehen. Diese Blitze aus der Weinflasche erfüllten die arabischen Führer mit größtem Mißtrauen. Um noch Schlimmerem vorzubeugen, packten sie plötzlich die Begleiter Siemens, um sie gewaltsam hinabzube- fördern. Als der Anführer mit derselben Aufforderung an Siemens herantrat und dessen linke Hand schon erfaßt hatte, hob Siemens die Flasche empor und senkte den Flaschenkopf langsam der Rase des Arabers zu. Siemens selbst erhielt dabei eine heftige Er- schütterung, der Anführer mußte also einen noch stärkeren Schlag verspürt haben. Er war auch lautlos zu Boden gefallen, erholte sich aber bald wieder und stürzte schreiend in Riesensprüngen die Pyramide hinab. Die Sardinen kommen! Die großen Heereszüge der Sardinen, die olljährlich im englischen Cornwall und in der französischen Vre- tangne auftreten, sind wieder erschienen. Die Sardinen-Saison nimmt ihren Anfang. In den letzten Augustwochen halten die so- genannten Wächter Tag und Nacht an der Küste Ausschau, um sofort mit dtm uralten RufHeva!", dergefunden" bedeuten soll, dav Herannahen der silbrig schimmernden Fischmaffen zu ver- künden..Wenn diese Kunde in die Fischerdörfer von Cornwall dringt, dann entfaltet, sich sofortdas aufgeregteste Leben und Treibe». Auf ihr» Schulter« schleppe« die Lisch«: die gewoltige«

regieren. Wir warten diese Entwicklung in Ruhe ab, mld in» sofern dürfte dieD. A. Z." recht haben, wenn sie weiter schreibt, daß vorerst in der preußischen Regierungsfrage Eni- scheidungen von besonderer Bedeutung nicht fallen werden.

Lefitz verpsiichtet. In der Deutschen Lolkspartei macht sich neuerdings ein Hang zurRealpolitik" geltend. Nach den Abgeordneten Dr. o. Campe und Kahl ist es jetzt Dr. Strefemann selbst, der in einer öffentlichen Versammlung in Magdeburg erklärt hat, die Partei müsse aus der negativen Opposition zur demo- kratischen Regierung heraustreten und eine gewaltsame Aenderung der Verfassung ablehnen. Seine Rede, die eine positive Mitarbeit der Deutschen Volkspartei bei den Steuersragen in Aussicht stellt, erfährt eine eigenartige Beleuchtung durch einen Artikel derKöln . Ztg.", die schreibt: Die Tat muß folgen. Die Partei des Besitzes muß anerkennen, das der Besitz verpflichtet, sie muß in Gegenvorschlägen zu dem Wirthschen Steuerprogramm, das sie wegen seiner Ordnung?- lofigkeit verwirft, aufs klar st e den Beweis erbringen, daß der Besitz bereit ist, zu opfern und zu steuern bis zu eiuer Grenze, die lediglich von der Noiwendigkeit gezogen wird, die natio- nale Produktion bis zum höchstmöglichen Maße zu steigern. Es ist nicht zu bestreiten, daß auch bei der uns allen obliegenden Steuer. Pflicht zwischen Worten und Wirklichkeit ein Wider- sinn klafft, der schon aus Gründen der öffentlichen Moral beseitigt werden muß, daß Lohn- und Gehaltsempfänger mit Recht darauf hinweisen, wie ihre Steuerpflicht einer u n e n t r i n n» baren Kontrcklle unterliegt, die bei den produzierenden Stän- den und den freien Berufen fehlt, daß zwischen dem verschwende- rischen Aufwand weiter Kreise und der kümmerlichen Lebenshaltung anderer, besonders des verarmten Mittelstandes, ein Gegensatz sich ausgetan hat. der unerträglich ist. Die Spekulations- und Spielwut, die im Volte eingerissen ist, macht vms zum Gespött des Auslände-., und trotz der reichlich im Lande umfließenden Geldmittel fordert die Regierung vergeblich zur Ablieferung von Auslanddeoisen aus, deren sie zur Bezahlung der Kriegsschuld so dringend benötigt. Wir sind durch den Krieg arm geworden und werden unsere Schuld nicht bezahlen können, ohne unser Nationalvermögen dazu in An- spruch zu nehmen: wieweit das durch Erfassung des Gewinns aus den Gold» und Sachwerten, die die Sozialdemokratie for- dert, möglich ist, ohne diese Werte dem Zugriff des Auslandes preis- zugeben, wird ernstlich ins Auge zu fassen sein. Daß alle Schichten des Volkes nach dem Verhältnis ihrer Kraft an der Last, die auf uns ljegt, in gleichem Maße zu tragen haben, ist selbstverständlich: zu warnen aber wäre vor einem Verfahren, das etwa den Verzicht der Arbeiterschaft auf verfassungsrechlliche Zu­geständnisse wie den Achtstundentag in die Rechnung einsetzen möchte." Ungewöhnlich verständige Worte! DieKöln . Ztg." ist nach derDeutschen Allgemeinen" des Herrn Stinnes das zweite Organ der Deutschen Volkspartei , das in eindeutiger Weife zugibt, daß mit den bisherigen Besitzsteuern eine tai- sächliche Erfassung des Besitzes nicht erreicht wurde. Und zum ersten Male vernimmt man, daß auch der Großindustrie her Gedanke einer Belastung der Gold- und Sachwerte nicht undiskutabel ist. Wir würden nicht anstehen, diese Erkenntnis zu begrüßen und Schlüsse daraus zu ziehen, hatten wir die Gewißheit, daß es der Deutschen Bolkspartei mit dem Kurswechsel ernst ist. Bisher aber haben wir dafür keinerlei Anhaltspunkte. Den Idealismus einzelner bürgerlicher Redakteure in allen Ehren. Aber wie sollen wir an eine Bereitwilligkeit der Großindustrie in der Besitzsteuerfrage glauben, nachdem am Sonntag der Reichskanzler erneut bestätigen mußte, daß die Großbanken, deren Bertreter bei den Demokraten sitzen, die Ultimatums- ersilllung durch eine von kläglichem Eigennutz getragene Devisenpolitik sabotieren? Müht sich nicht ein Teil der demo- kratischen Presse fett Jahr und Tag, dem Kapital seine Verpflichtungen gegen das deutsche Volk klarzumachen? Und hat nicht trotzdem Herr G o t h e i n, der im Vorstand der

Sardinennetze herbei, die sie im Boot zu dem Fang mitnehmen. Die Zahl der Fische ist außerordentlich groß, und es kommt vor, daß 12 bis IS Bootladungen mit einem einzigen Fischzug herauf- geholt werden, und nicht selten sinken die Boote unter der Last der Fische, die auf sie ausgeschüttet werden. Die Sardinen, die wie flüssiges Silber aussehen, werden hastig aus den Booten in Schub- karren geschaufelt und zu Wagen gefahren, auf denen sie dann vom Strande abtransportiert werden. Die Sardine ist dem Hering ähnlich, aber kleiner und dicker und von einer viel schöneren Fär- bung, die am Rücken blaugrün und am Bauch silberweiß ist. Wenn diese wimmelnden Fischmengen mit dem Grundnetz aus der Wasser- tiefe herausgezogen werden, dann bietet sich ein wundervolles Farbenspiel dar. Der größte Teil des englischen Sardinenfanges wird eingesalzen und geht als Nahrungsmittel nach dem südlichen Europa . In der Bretagne ist die Sardinenfischerei höher ent- wickelt. Die von Kopf und Eingeweide bestellen Fische werden in Oel gekocht und dann als die bekannten Oelsardinen in den Handel gebracht. Wie alles in der Welt, so ist auch die Sardine nach dem Kriege sehr viel teurer geworden. Eine AusstellungDeutscher Einbandkunst" wurde im Weißen Saal des Schloßmuseums eröffnet. In der Ausstellung, die von dem Iakob-Krausse-Bund, der Vereinigung Deutscher Kunstbuch- binder veranstaltet wird, werden neben etwa 200 künstlerischen Buchbinderorbellen von Mitgliedern des Bundes 40 der seltensten Einbände aus dem Besitz der preußischen Staatsbibliothek gezeigt. Aus der vormals königlich preußischen Hausbibliothek sind 50 Ein- bände ausgewählt, unter denen die aus dem Besitz Friedrichs des Großen hervorragen. Von Jakob Krauste, der im 16. Jahrhundert als Hosbuchbinder des Kurfürsten August von Sachsen wirkte, haben die sächsische Landesbibliothek in Dresden und das sächsische Haupt- staatsarchiv 12 der schönsten Einbände ausgestellt. Joseph Mann aus der Böhne gestorben. Während der gestrigen Aufführung der Verdischen OperAida" in der Staatsoper brach gegen S Uhr abends der Opernsänger Joseph Mann plötzlich t o t zusammen. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Die Vorstellung wurde sofort abgebrochen. Theaterchromk. Im Schauspielhause wird am Dienstag die Darstellung von Schillersfticsco" wieder aufgenommen, mit Ernst Teuisch in der Titelrolle, Dagny Servacs als Imperial! und Fritz Kortner als Verrina. Das Theater i» der Königgrätzer Straß« wird im Laufe der nächsten Monate Carl Sternheims SchauspielManon Lcscaut", F l e r s und C a i l I a v e t s LustspielDie Fahrt ins Blaue", Strindbergs nachgelassene TragödieSokrates", Ferdinand Crommelvnks Werk Ter gewallige Hahnrei". Wilhelm S t ü ck l c n s DramaEinöds Tochter", Frank Wedekinds SchauspielHidalla", Dimitri Mercschkows- kis DramaZar Pauls Tod" zur Darstellung gelangen lassen. Außer- dem stehe» Verhandlungen mit dem Moskauer Künstler- Theater wegen eines Gastspiels vor dem Abschluß. Die Kapellmeistersragc i» der Staatsoper. Entgegen anders lautenden Nachrichten gibt die Intendanz bekannt, daß die Frage der Neubesetzung der Stelle eines zweiten Kapellmeisters noch nicht entschieden ist. Einst-. weilen wurde Herr Gustav Brecher eingeladen, aushilssweise zwei Auf. sührungen des lausenden Spielplans als Gast;u dirigieren. Der Kvlturrwg" heißt eine neue Zeitschrist sVerlog Berlin W. SO, GetSbergstr. 29), die zugleich ei» Bcrcuislaltungsaickmcdiger rnch Nochrichte». Uott tut Knmnwramusationm ist.