Um so mehr hat die Partei die Pflicht, diesen Auswüchsen der kapitalistischen Wirtschaft entgegenzuwirken. Man wird die Kartelle und Konventionen nicht verbieten können, aber man muß sie kontrollieren. Man muh ein Gesetz schaffen, welches dem Reiche das Recht gibt, diese Kontrolle auszuüben. Sie kann ausgeübt werden durch Teilnahme von Regierungskommissaren an allen Sitzungen und durch den Zwang, die gefaßten Beschlüsse zu veröffentlichen, oder zum mindesten zur Ge- nehmigung vorzulegen. Rur auf diese Weise kann dem Unheil der neuen Zwangs- Wirtschaft gesteuert werden. Denn die Regierung muh natür- lich das Recht haben, Beschlüsse, welche die Allge- meinheit schädigen, zu annullieren.
Paii! Reißhaus gestorben. Wie uns aus Erfurt gemeldet wird, ist der langjährige Reichs- tagsabgeordnete Genosse Paul Reißhaus am Montag in Schwarzburg (Thüringen ), wo er zur Erholung weilte, einem G e- Hirnschlage erlegen. Reißhaus, der ein Alter von KS Jahren erreicht hat, gehörte zu den bekanntesten Parteigenossen des Thürin- gcr Landes. Schon feit 1874 gehörte er der Sozialdemokratischen Partei an, wurde im Jahre 1880 auf Grund des Sozialistengesetzes aus Berlin ausgewiesen und machte sich dann in Erfurt ansässig. Er war Mitbegründer des Deutschen Schneider- und Schneidcrinnenverbandes und in der Gewerkschaft lang Zeit als Aertrauensmann und Geschäftsführer tätig. In der Sozialdemo. kratifchen Parteiorganisation des Bezirks Erfurt nahm er eine küh- rende Stellung ein Dem Reichstag gehörte er von 1893 bis 1906 und dann wieder von 1912 ob für den Wahlkreis Sonneberg-Saal- feld an. Nach der Revolution war er Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates für Erfurt und wurde für den Thüringischen Bezirk sowohl in die Nationalversammlung als in den neuen Reichstag gewählt. Innerhalb der Partei stand Reißhaus zumeist auf dem linkesten Flügel. Als jedoch die große Spaltung im Jahre 1916 vor sich ging, blieb er unbeirrt auf dem Boden der Sozialdemokrati- schen Partei und alle Lockungen konnten ihn nicht veranlassen, der Partei den Rücken zu kehren. Nach dem Wahlvorschlag vom Juni 1920 würde die Genossin Wilbelmine E i ch l e r, Etuisarbeiterin aus Eisenberg (Altcnburg) als Nachfolgerin von Reißhaus in den Reichstag eintreten.
Zufammenstö'ste in �erforü. Aus Herford in Westfalen wird uns geschrieben: Zu Zusammenstößen kam es hier am letzten Sonntag aus Anlaß der Demonstration der Kriegsbeschädigten und der Ge- werkschaften und der Fahnenweihe der soldatischen Vereine. Der Zusammenstoß hätte vermieden werden können, wenn die Krieger- vereine die Verordnung des Reichspräsidenten , die das Tragen von Uniformen sowie Waffen bei öffentlichen Umzügen ver- bietet, befolgt hätten. Die Reichs wehrkapelle von Minden hat ober mittags in voller Uniform auf dem Marktplatz sog. oater- ländische Weisen gespielt, also offen provoziert, und Zug- teilnehmer trugen gezogene Säbel! Auf dem Lübberbruch hatten sich ungefähr 12 000 Demonstranten versammelt. Nachdem diesen bekanntgeworden war, daß die solda- tischen Vereine die uniformierte Kapelle, Waffen und schwarz- meißrote Fahnen mitführten, wurde eine Abordnung zum Polizeiinspektor Hoppe geschickt, die verlangte, daß die Provokationen unterbleiben sollten. Hoppe lehnte es aber ab, der Verordnung des Reichspräsidenten Gel- tung zu verschaffen: er könne die Uniformen nicht entfernen! Darauf beschlossen die auf dem Lübberbruch oersammelten Masten, jetzt nicht mehr den vorgeschriebenen Weg um die innere Stadt herum, sondern auf dem kürzesten Wege zum Rathause zu mar- schieren. Die am Lübber Tor stehenden Polizisten versuchten ver- geblich, die Masten in die Werrastraße abzudrängen. Die Spitze des Zuges war dann, abgesehen von Anrempelcien und Zurufen durch Kriegeroereinler, bis zum Neuen Markt gekommen. Da versuchten die Wagen mit den Ehrendamen und das Dürkoppfche Auto�
Ssginn öer Saison. Von Michael Charol. Die Wintersaison hat offiziell eingesetzt. Was sie im einzelnen auf den verschiedenen Gebieten des Kulturlebens uns bringen wird, kann kein Mensch voraussagen, jedenfalls tut man gut, auf keinem Gebiete allzuviel zu erwarten. Die Theater zeigen eine Reihe von Erst- und Uraufführungen an, aber sowohl aus ihren Programmen wie aus der Kenntnis der Werke kann man mit Bestimmtheit sagen, daß der Messias des Dramas nicht in Sicht ist. Uebrigens wird er auch gar nicht mehr erwartet. Was die neuen Theater und auch die Mehrzahl der alten wünschen, sind leichte Stücke, Plauderton, Gescllschaftsdramen mit Effektszenen. Dementsprechend sehen wir auch nirgends Stamm- enfembles. Unsere Bühnen richten sich durchweg nach dem Star- system ein. Der Schauspieler wird für die Rolle engagiert, das Stück ist für den engagierten Schauspieler ausgesucht. Die En- sembles, wie das Brahms', wie das Reinhardts zu Anfang seiner Karriere, die die Dichter spielten und die die deuffche Theaterkunst zu einem plötzlichen Auffchwung brachten, sind jetzt von der Bild- fläche verschwunden. Wir werden bald die Folgen spüren, wir spürten sie schon im letzten Winter. Der letzte Winter brachte noch ziemlich kraß die Gegensätze zwischen der alten und der neuen Richtung. In dem kommenden Winter werden wir ein Abflauen des Kampfes erwarten können. Die Neuen find anerkannt worden, noch bevor sie ein Genie her- vorgebracht haben, und werden nun zahmer werden, well die All- gemeinheit sich an den stürmischen Gebärden des Expressionismus fattgefehen hat. Die Alten werden sich den Jungen etwas nähern, weil auch sie gelernt haben, daß in diesem Lager neue Ausdrucks- Möglichkeiten zu finden sind. Wie in der Dichtung, so in der bilden- den Kunst. Schon die große Sommerausstellung hatte gezeigt, daß es Brücken von einem zum anderen gibt. Nun wird vorausfichttich der Kampf nicht mehr ausgefochten: hie Ex-, hie Impressionismus!, sondern: hie Qualität, dort Nachahmung! Wie der Schlachtruf jedoch auch klingen wird, ein« Verschiebung ist bestimmt vollzogen worden: Berlin ist nicht mehr da- ausschließ- liche Kulturzentrum. In der bildenden Kunst haben sich die Rhein - lande als einen mächtig aufstrebenden Faktor in dem Kunstleben Deutschlands erwiesen. Im Theaterleben haben sich eine ganze Reihe neuer Zentren gebildet, die den Ehrgeiz haben, neben und vor Berlin Kunst zu bringen. Ja, vor Berlin , das sich zu leichter Be- lustigung hingezogen fühlt. Aber auch ohne diesen Drang stände die Provinz insofern günstiger ol» die Hauptstadt, weil sie mit billigeren Mitteln arbeiten kann. Hier sind die Theaterpreise, die Vortrags- und Konzertbillett» so teuer geworden, daß nur wenige ihren Kulturdrang befriedigen können. Die Provinz bietet alles billiger, die Fahrkosten fallen weg
durch die Masse hindurchzufahren. Die Fahrzeuge wurden festgehalten. Ein Autoinsaste sprang auf und schlug mit einer Reitpeitsche um sich. Jetzt fuhren Stöcke durch die Luft, Kriegeroereinsmützen und Abzeichen wurden in die Werra geworfen. Die Chrendamen wurden gezwungen, auszusteigen, und mußten zu Fuß gehen, und die Wagen wurden in die Werrastraße gelenkt. Der Kutscher eines Wagens, dem es gelungen war, nach dem Schlltzenberge durchzufahren, schlug mit einer Peitsche auf die Menge ein. Der Polizeiinspektor ließ nun, statt beruhigend auf die Menge nach beiden Seiten einzuwirken, d i e Polizisten blankziehe n! Einem Arbeiter, der einen „Krieger" daran hindern wollte, mit einem Knüppel auf seine Kol- legen einzuschlagen, wurde von einem Polizisten eine zum Glück leichte Kopfverletzung mit einem Säbel beigebracht. Der deutsch - nationale Fabrikant Menkhoff fuchtelle mtt seinem Revolver herum: er wurde ihm von der Menge abgenommen und der„Held" erhielt eine Tracht Prügel.„Ehrendamen" riefen den Arbeitern zu, sie verdienten zuviel Geld, 2,60 M. die Stunde wäre genug. Hier hätte die Polizei eingreifen sollen, stattdessen stand sie nachher stundenlang mit blanker Waffe hinter dem Zaun des Schützenhofes und provozierte dadurch die Massen immer aufs neue. Hätten nicht Bürgermeister Genoste O s m e r und die Gewerkschaftsführer immer wieder zur Ruhe und Besonnenheit gemahnt, es wäre zu noch schwereren Znsammenstößen gekommen. Daß es überhaupt so weit kommen konnte, daran ist schuld die Hetze der Rechten. Fast jeden Sonntag fand im Bezirk eine natio- nalistische Provokation statt. Hinzu kam, daß unverantwort- liche Elemente am Sonnabend mittag durch ein Flugblatt die Masten aufzupeitschen suchten und so erst den Zündstoff ins Pulver- faß warfen. Schwarz-Weist-Not i« Lübeck . Lübeck , 6. September. (DA.) Aus Anlaß der Nordischen Woche hatten in Lübeck Prioathäuscr s ch w a r z w e i ß r o t ge- flaggt. Die Betriebsräte stellten deshalb an den Senat ein Ulti- matum, die Fahnen aus den Straßen zu entfernen, widrigenfalls trotz der Nordischen Woche der General st reik proklamiert werden würde. Das Polizeiamt forderte nun die Einziehung aller Fahnen. Trotzdem blieben fchwarzweißrote Fahnen draußen. Das veranlaßte die Arbeiter» und Ange- stelltcnschaft zu einer Demonstration. Eine Flagge, die von einer Reederei gehißt war, wurde heruntergeholt. Nach Mitteilungen Berliner Morgenblätter sind noch eine Reihe weiterer schwarzweiß roter Fahnen, soweit sie nicht freiwillig entfernt worden waren, von der Arbeiterschaft heruntergeholt worden, so daß schruarzwer'-�e Fahnen in Lübeck nicht mehr zu sehen sind.
8ür öie Republik ! Am letzten Sonntag tagte eine von zirka 4000 Vertrauens- männern des Afa-Bundes beschickte Konferenz der Bergbau- angestellten in Esten. Der Vorsitzende des Zcntraloerbandes der Angestellten, Genosse Giebel, sprach über die Stellung der Bergbau- angestellten zu den letzten politischen Ereignissen. Er trat ganz eindeutig für die unbedingte Verteidigung der repu- blikanischen Rechte gegen jeden Angriff ein. Der tosende Beifall zeugte von der Entschlossenheit dieser wichtigen Angestellten- gruppe, sich hinter die Regierung und die Republik zu stellen. Einstimmig wurde folgende Entschließung angenommen: „Die� Konferenz der Bergbauangestellten für das Ruhrrevier ist durchdrungen von der hohen Bedeutung einer ungeschmälerten Er- Haltung aller Arbeitnehmer- und Volksrechte für den freigewerk- schaftlichen Kampf und für seine Ziele. Sie erblickt in dem bis zum politischen Mord entarteten Kampf der verfafsungsfeind- lichen Elemente gegen die Republik die höchste Gefahr für die Arbeitnehmerschaft und ist überzeugt, daß jene Grundrechte mit der Republik stehen und fallen. Daher begrüßt die Konferenz das ent- fchiedene Vorgehen der Reichsregierung gegen die untirepublikani- fchen Verleumder und Hetzer und stellt sich mit allen übrigen frei- gewerkschaftlichen Arbeitnehmern der Reichsregierung zum Schutze der Republik fest und enffchlosten zur Verfügung."
— das Ergebnis wird Berlin bald zu spüren kriegen. Und die Volksbühnen allein werden es wohl kaum ändern können. Auch die letzte Hoffnung der nach geistiger Nahrung Strebenden— das Buch— versiegt immer mehr. Die Kosten eines Buches sind derartig ge- stiegen, daß deh Verleger nur noch Bücher herausgibt, die einen Mastenabsatz versprechen oder die durch ihre Luxusausstattung bei einer Berechnung für wenige doch die Kosten einbringen. Der Sturm auf die Bibliotheken wird einsetzen, die Hoffnung des einzelnen, das gewünschte Buch zu bekommen, wird nur zu oft zuschanden werden.
Joseph Mann fft so gestorben, wie es Sehnsucht und Gnade eines jeden Künstlers sein sollte: aus dem Podium. Vor einer bc- aeisterten Menge, siegesbewußt, auf den Bretiern, die ihm die Welt bedeuteten, sang er mit letzter hingebender Kraft und hauchte mit letzter Kraft seinen letzten Seufzer aus. Für die Lebenden, die ihn kannten und liebten, ein erschütterndes romantisches Erlebnis, doppell schmerzhaft, weil der Verstorben« ein immer noch wachsender, sich unerschöpflich opfernder, ohne Schonung lernender und schaffen- der Künstler gewesen ist. Sein Radames, sein Lohengrin, Tristan, lein Betbruder in der„Mona Lisa " und sein Florestan— das waren schon Partien, in denen der große Menschbeitswert sich in jedem Ton seiner ausdrucksstarken, giavzvoll-wehmüttgen Tenorstimm« offenbarte. Aber gerade im modernen Mustkdrama wuchs er zur Eigenort feines stillen, vom matadarhaften Vordrängen so weit entfernten Wesens, zurerft schüchtern, dann durchgeistet, zuletzt«in ganzer Mensch aus der Bühne. Sein Paiästrina überzeugte von der Lauterkeit eines innerlich großen Charakters und sein Aiviano in den„Gezeichneten" war im Hin und Her zwischen unterdrückter Sinnlichkeit und aufflammender Geistigkeit ein tragisches Erlebnis nach Dichters Sinn. Das sind unvergestene Eindrücke, und unver- gesian fall auch bleiben, daß er, der einstige Lemberger Amtsrichter, auch an unserer Oper einer der pslichteisrigften Beamten blieb, stets zur Stelle, immer in Form und dabei bescheiden. Gerade hatte er sich in den Stil des Liedes langsam eingelebt, gerade winkte ihm ausländischer Ruhm und letzte, höchst« Weltanerkennung. Ein großer Besitz, eine größere Hoffnung gingen verloren. Bon der„Toten Stadt " Korngolds , deren Hauptrolle er als erster in Amerika dar- stellen sollte, ist er in das Reich der Toten abberufen worden. K. S. Eine Thealer-Köpenickiade. Seit langem schon war in Bonn keine Oper mehr zur Ausführung gekommen, und es hatte sich dort eine förmliche Sehnsucht festgesetzt, wieder einmal eine gute Opern- Vorstellung zu sehen. Als daher vor einigen Tagen große Plakate verkündigten, daß im Stadttheater die„Charlottenburger Oper" ein dreitägiges Gastspiel mll den Werken„Tannhäufer", ..Fidelis" und.Lohengrin" geben werde, war die Freude groß. Jeder war bestrebt, sich eine Eintrittskarte zu erstehen, um so mehr. als die Preise nicht eben hoch waren. Am ersten Vormittag bereits waren sämtliche drei Vorstellungen ausverkauft. Mittlerweile kam der Tag der ersten Vorstellung heran. Der Sjtn Direktor hatte für seine MUglieder vierzig Zimmer gemietet. Al» ober die Zuschauer am Abend in hellen Scharen zum Theater wallfahrten, gab ein mysteriöser Anschlag an der Theatertür kund, daß die Borstellung
Republikamsthe Truppen— NöröerbanAenl Daß Reichswehr und Schutzpolizei von der kommunistischen Presse als Mörderbanden bezeichnet werden, ist nichts Neues. Don Jnteresis dürfte es immerhin fein, daß auch ein führendes k o n- fervatives Organ der staatlichen Truppenmacht diesen Namen anhängt, sobald republikanische Gesinnung bei ihrjwr» ausgesetzt wird. In einem Münchener Telegramm des.Vorwärts" war auf die Aeußerung eines Dortmunder Blattes Bezug genommen worden, daß es vielleicht nötig fein werde, die republikani- schenBataillonemarfchierenzulassen, um den Wider- stand gegen die Anordnungen der Reichsregierung in gewisien Teilen Deutschlands zu brechen. Dazu bemerkt die„Kreuzzeitung ": Also, ein Dortmunder Sozialistenblatt erklärt, man werde rote(!) Bataillone marschieren lassen müssen. Nach dem»Bor- wärts" ist das weder eine kriegerische Maßnahme noch eine aus- reizende Ankündigung. Aber die Festnagelung dieser gemeinge- fährtichen roten Hetze, die Warnung der friedlichen Bürger vor den rokcn ZNordbauden, das ist dem„Vorwärts":.Aufpeitschung einer künstlichen kriegerischen Stimmung". Es ist sehr bezeichnend, daß die monarchistische Presie den kam- munistischen Jargon, über den sie sich sonst nicht genug beschweren kann, sofort selber anwendet, sobald sie eine Verwendung der staatlichen Truppenmacht gegen ihre umstürzlerischen Bestrebungen fürchtet._ Em �erö öer Gegenrevolution. Frankfurt a.d.0„ ö. Sept.(Eig. Drahlber. des..Vorwärts") Die Gegensätze zwischen militaristischer Reaktion und Arbeiterschaft verfchärsen sich im Regierungsbeziik Frankfurt a. d. O. immer mehr. Das tritt besonders in der tmlilaristischen Hochburg küftrin, wie im großagrarifchen Königsberger kreise in die Erscheinung. Die reaktionäre Ve:s!lzung ist soweit vorgeschritten, daß selbst die Maßnahmen der Reichsregierung und die gewaltigen Kundgebungen der Arbeiterschaft keine Kursänderung tu dem Treiben der uationa- 'ist, schen Dunkelmänner hervorzuruscu vermochteu. Nachdem wir erst vor kurzem von der Verschleppung einiger(0 es ch ü tz e Mitteilung machen konnten, können wir heute melden, daß dieselben Kräfte weiter am Merke sind, die gegenrcvolutioären Elemente aus dem Lande mit Massen bzw. Munition zu versorgen. Gestern wurde von Arbeitern beobachtet, daß ein mit Granaten belodenes Anto von Küstrin nach der Domäne Neudamm (Uhr. Vewirtschafter dieser Domäne ift der als reaktionärer Schorf. wacher im Kömgsberger kreise hinlänglich bekannte Herr v. Inland. Die Arbeiterschaft war auf dem Posten und verlangle von Jffland fcfortiae Aufklärung über die Herkunfk der Grana'.en und über den Zweck des Transports. Die benachrichtigte Gendarmerie beschlagnahmte die Granaten, mehrere Hunderl an der Zahl. die in Kiften oerpackt waren. Die Erregung gegen den Rechtsbolsche- wisten Issland und seine Vaterlands- und arbeiterfeindtick�n Absichle« wucks so stark an. daß die Gefahr bestand, daß der Zorn der Arbeiter- schalt sich in einer sofort an Ort und Stelle qeiiblen Vokkssuskiz Lust machte. Iffland wurde deshalb in Schutzhaft ge- nommen. Ecichmerend für die Peurteilunq der ganzen Angelegen- hcit kommt noch hinzu, daß die Küstriner Kommandantur, bei der eine ganze Reihe republikanisch höchst unzuverlässiger Personen sich herum- drücken, in dem dringenden und durch die bisherigen Erfahrungen wohl begründeten Perdacht ficht, diejenige Stelle zu fein, die die Granakeu an Ifflaad abgegeben hat.
Englistber Gewerkstbaftsksnareß. London , ö. September. Der Gewerkschaftskongreß wurde in Cardiff eröffnet.?59 Delegierte, die über 6 900 009 Mitglieder vertreten, nahmen an der Sitzung teil. Der diesjährige Vorsitzende Poulton erklärte in seiner Eröffnungsrede bezüglich des Vorschlags, einen Geueratral der Gewerkschaften zu errichten, die bisherige Methode sei vollkommen unzulänglich. Neue Methoden müßten eingeführt werden, damit die Sewerkschafts- bewcgung sich ernstlich mit den industriellen Lebensfragen befassen könne. Poullon erklärte sich gegen die Revolution durch Gewalt und sagte, die große Mehrheit der Arbeiter sei für eine friedliche Entwicklung. Zur Arbeltslosenfrage erklärte der Vorsitzende, die bestehende Arbeitslosigkeit verurteile schon allein die gegenwärtigen Zuftände. Die Skaalsmänner, Politiker. Dantiers und Unternehmer dürften versichert fein, daß die äugen- bllcklichen Zustände des Handels, der Wirtschast uud der Gesellschaft beseitigt werden.
nicht stattfinden könne und daß man„Näheres" au» den Zeitungen erfahren werde. Das„Nähere" aber sah so aus: ein schlauer Kopf hatte sich den Opernhunger der Donner zunutze gemacht, sich von der Stadtver- waltung das Stadttheatergebäude verpachten lasten und sich dann unter Mitnahme des vereinnahmten Geldes in Höhe von 21 000 M. aus dem" Staube gemacht. Unter den„Geleimten" griff eine große Bestürzung um sich, die Theoterangcstevten und-beamten sind außer sich: einzig den Kopf oben und die größte Ruhe behält— die Stadtverwaltung. Warum auch nicht? Ein 22jähriger junger Mann mit Namen Horst Düring meldet sich bei der Stadwerwattung und fordert in Ab- Wesenheit des Intendanten das Theater für ein dreitägiges Gast. spiel. Eine Frage nach der Konzession für sein Unternehmen, eine telephonische Anfrage bei einem Theaterfachmann hätte die ganze Geschichte als Schwindel offenbart, aber man geht seelenruhig auf den Leim, gestattet das Gastspiel und erklärt hinterher— für nichts aufzukommen. Die Stadt als solche ist vor finanziellem Schaden bewahrt worden. Dafür aber hat sie den Spott, und den gründlich: Zum Hauptmann von Köpenick gesellt sich jetzt der„Theater- direktor von Bonn "! Dr. C. Namenswitze. Bon allerlei lustigen Wortspielen mit Namen plaudert Dr. W. Ahrens im„Börsenblatt für den deutschen Buch- Handel". Bon der bekannten Buchhandlungsfirma Perthes, Bester u. Mauke, die vor kurzem ihr 126jähriges Gefchäftsjubiläum feierte, pflegt« der Voltswitz zu sagen:„Perthes ist bester als Mauke. Der Dichter Wilhelm Höring, der sich bekannllich Williball» Alexis nannte, besuchte häufig seinen Verleger Schlesinger, der einäugig war und in seinem Geschäft vier Angestellte hatte, so daß das Wohl und Wehe der Firma auf neun Augen ruhte. Da der Dichter dem Buch- Händler in seinem Laden Unter den Linden immer mit viel Auszeich- nung begrüßte, meldete eines Tages der boshafte Glaßbrenner: „Unter den Linden geschieht täglich ein Naturwunder: ein Höring kommt zu einem Neunauge und macht Bücklinge." Dem bekannten Altphilologen Philipp Buttmann wurde eines Tages erzählt, der Verleger Vieweg wolle fein Geschäft aufgeben und Viehlieferungen für die Armee übernehmen.„So," rief Buttmann schlagfertig, „dann sagen Sie doch dem Buchhändler Vieweg, er solle sich hinfort Viehhändler Buchweg nennen" Ein Zeitungeredakteur schlug seinem Verleger zur Hebung des Blattes vor, einen Roman von Annunzio zu bringen„Ach," sagte der Verleger witzig,„bringen Sie mir lieber mehr Annoncios."
Märckienabend. Ernlt Friedrich ttzricht„Märchen-' ffflr erwachsene Kinder am 8. Septbr., abcndS 7'/, Uhr, in der„Arbeiter-Kunst-AuSstellung-, Petersburger Strohe 33. In der UnlerrichtSanstalt deS KunpgcwerbemufenmS. Prinz- Wbrccht-Slr. 8, beginnt daS Wiiiterjeinefler am 10. Ott. Aiuneldunzen daselbst(Zimmer 55) vom 12. bis 24. Sept. von 19 bi» 2 Uhr. Ein Lehrgang für Obtt- vnd Gsmüfederwertnng findet au d« Höheren Gärtnerlehranstatt Berto-Dahte» vom 3. bis 3. Ott. statt. An» Meldungen beim Drrettor.