deS leider verstorbenen Bracke, als er lS7S im Reichstag denMackern des Sozialistengesetzes das Hohnwort ins Angesichtschleuderte:„Wir pfeifen auf Euer Gesetz."Und die Tragik dieses Vollmar'schen Vorwurfs wirdwiederum zur Komik, wenn ich daran erinnere, daß die„Nordd.Allg. Ztg." und eine ganze Reih« ähnlicher Prehorgane die An-schauung kolportiren:„Der Streit zwischen Volkmar und Bebel istein abgekartetes Spiel, um die drohende Ver-schärfung der Gesetze gegen die Sozialdemo-kratre zu verhinder n."Wahrlich, so oft Vollmar tragisch wird, hat er Pech, unddaß er auch mit seiner übrigen Beweisführung Pech hat, werde'ch ihm weiter zeigen. A. Bebel.VolitilÄze UebevNlfct.Berlin, den 27. November.Vom Zickzackkurs. Die„Norddeutsche AllgemeineZeitung" schreibt in ihrer bekannten Schrift:„Unsere neuliche Mittheilung, daß die Absicht bestehe, demReichstage bei seinem Zusammentritt nur die Umsturz-vorläge zugehen zu lassen, war, wie nähere Erkundigungenergeben haben, eine i r r t h ü m l i ch e. Wir haben vielmehr allenGrund, anzunehmen, daß man an maßgebender Stelle nach wievor gesonnen ist, an der bisherigen Praxis festzuhalten, wonachdem Reichstage bei Beginn der Session sämmtliche bis da-hin fertig ge st ellte Vorlagen, also auch namentlichder Etat, sogleich überwiesen werden.Der„Reicksanzeiger" bestätigt heute Abend die Mit-theilung der„Nordd. Allg. Ztg."—Für die Vermehrung der Marine macht die„Kreuz-Zeitung" heute Stimmung. Sie schreibt:Die Schwierigkeiten, die neuerdings wieder in Samoa auf-tauchen, und die Kette der Revolutionen, welche sich von Mittel-amerika durch ganz Südamerika zieht, die Nolhwendigkeit, unsereInteressen in Afrika und in Ost- Asien zu wahren, hat die Un-zulänglichkeit unserer Streitmittel zur See. namentlich unsererKreuzer» Flottille, so deutlich zu Tage treten lassen, daß eineRemedur wohl unerläßlich erscheint.Die Konservativen, welche während der letzten Reichs-tagssession für die Zollpolitik des Reichskanzlers mit derAblehnung militärischer Mehrerfordernisse Revanche nahmen,wollen wohl jetzt zeigen, daß die Ernennung des Herrnv. Hammerstein-Loxten zum preußischen Landwirthschafts-minister von ihnen in der Form der Zustimmung zu allenForderungen des Kriegsministers und des Staatssekretärsder Marine quittirt wird. Das deutsche Volk soll wiedereinmal die Zeche bezahlen.—Der Gesetzentwurf, betr. die Tabak-Fabrikatsteuer,soll soweit vorl ercitet sein, daß er in nächster Zeit wird anden Bundesrath gebracht werden können.—Das Strafgesetz gegen den Sklavcnraub und denSklavenhandel, welches am Donnerstag den Bundesrathbeschäftigte, ist nach einer offiziösen Mittheilung eine nurwenig veränderte Wiederholung des Gesetzentwurfs, derbereits im Jahre 1891 dem Reichstag zuging, damals abernur in einer Kommission, die ihm in allen seinen Theilenzustimmte, nicht aber mehr im Plenum des Reichstags zurErledigung gelangte. Ter gegenwärtig dem Bundesrathvorliegende Entwurf enthält gegenüber dem früheren eineVerschärfung der Strafbestimmungen gegen die Veranstalterund Anführer von Sklavenraubzügen für den Fall, daß beidem Unternehmen der Tod einer der Personen, gegen diees gerichtet war, verursacht worden ist. Auch die ent-sprechenden Strasbestimmungen gegen den Sklavenraub gc-richteter Gesetze des Auslandes sind wesentlich schärfer alsin dem Gesetzentwurf von 1891.—Das klägliche Wirrsal der deutschen Reichs-Politik hat in Frankreich zur Folge gehabt, daß dieZeitungen von den deutschen Angelegenheiten unter der wenigschmeichelhaften Ueberschrist„Chosvs d'Allemagne" sprechen,d. h. wörtlich:„Tinge von Deutschland"— nach Art derCbosss d'Espagne— Cosas d'Espana der„SpanischenDinge", welcher Ausdruck auf französisch ungefähr so vielheißt als aus deutsch: polnische Wirthschaft.—Steginüller hat die Konsequenz ans den Beschlüssendes Frankfurter Parteitages gezogen, er hat denPräsidenten der badischen Kammer benachrichtigt, daß ersein Mandat niederlege. Herr Dr. Rüdt hat es bisherunterlassen, seinem Austritte ans der Partei den aus dembadischen Landtage folgen zu lassen.—Begnadigt. In den Zeitungen lesen wir:Baron v. Zedlitz, der vor etwa LVa Jahren als Student inLeipzig die P r o st i t u i r t e Meißner in deren in der Brüder-Als Herr von Marnand mit Frau Roveray allein ge-blieben war— die Kinder waren zum Spielen in denGarten hinausaeschickt worden— entlud sich seine übleLaune in abgerissenen Sätzen. Eine nette Gesell-schast, diese Messants: Wie seine Schwester nurden unverzeihlichen Leichtsinn begehen konnte, sie beisich zu empfangen! Ihm zuzumuthen, daß er sich mitsolchen Leuten abgeben sollte! Leute. die zu allemfähig waren, die von der Polizei überwacht und eingesperrtwerden sollten! Wer konnte denn wissen, ob sie nichtRaub, Mord und Brandstiftung aus dem Gewissen hatten?Und nun daran zu denken, daß der Sohn, ein unverschämterBursche, ein Gelbschnabel ohne Grundsätze, ohne MoralKindern der Stadt Unterricht im Französischen geben sollte!Es sei eine Schande...Frau Roveray war ganz bestürzt und jammerte. Werhätte das gedacht? Wer hätte das sagen können? DieseMessants hätten so hochgestellte Verwandte! Wem solle manjetzt noch trauen. Die widerstrebendsten Gefühle stritten inihr. Als Hausbesitzerin war sie froh, das zweite Stock-werk ihres Hauses aus zwei Jahre vermiethet zu haben.Als Angehörige der Bourgeoisie, als eine geborene vonMarnand war sie empört, ausgebracht. Sie konntesie doch nicht auf die Straße hinauswerfen. Sie mußtesie fortan zu ertragen versuchen, da Abhilfe nicht möglichwar. Wenigstens aber wollte sie die gesammte„gute Ge-stllschaft" von Vcvey warnen, damit sie die Messant's inQuarantäne hielten.Im oberen Stockwerk schalt Frau Messant ihren Sohn,weil er es an Nachgiebigkeit und Klugheit hätte fehlenlassen. Sie sah ihn schon im ganzen Lande in Acht undBann erklärt, seines AmteS entsetzt, ausgewiesen. Mitvieler Mühe nur konnte ihr Gatte sie beruhigen. Am Endeseiner Auseinandersetzungen rief er endlich:Zum Teufel, Dein Sohn hat recht gethan. WolltestDu denn, daß er sich von diesem Einfaltspinsel ruhig be-jchiinpjcn lasten sollte?straße gelegenen Wohnung erschoß und hierfür wegen Tobt-s ch l a g s vom Schwurgericht zu Leipzig zu vier Jahren Ge-fängniß und Ehrverlust verurtheilt worden war, ist begnadigtund aus der Strafanstalt Zwickau entlasten worden, v. Zedlitz.der also den größeren Theil der Strafe verbüßt hat, soll sehrelend aussehen.Ein würdiges Objekt der„Gnade"— dieser„Edelste"!—In dem Bericht über den Hans Blum-Prozeß istvon einem Fall L i e bk n e ch t- Geiser die Rede. Genosse Lieb-knecht hatte mit der Sache nichts zu thun. Es muß heißenF r o h m e- Geiser. Der Prozeß war bekanntlich einer derskandalösesten Auswüchse des Sozialistengesetzes.—In der Beleidigungsklage, die Hans Blum gegenunseren Redakteur Pötzsch angestellt hat, war von dem Ver-theidiger Rechtsanwalt Heine beantragt worden, Blum solltepersönlich erscheinen, damit er ihm die Unrichtigkeiten seinesberühmten Buchs vorhalten könnte. Blum erklärte, er könntenicht kommen. Außerdem hatte der Vertheidiger gefordert,Blum sollte die„amtlichen stenographischen Protokolle",die er zu besitzen vorgiebt, und aus denen dieVerschwörung deutscher Sozialdemokraten mit Boulangerhervorgehen soll, auf der Gerichtsschreiberei niederlegen.Blum erklärte auch dies für unmöglich, weil die Papierenicht ihm gehörten. Jetzt verlangte Rechtsanwalt Heine,daß Blum die Akten, wenn er sie dem Gericht nicht an-vertrauen könnte, persönlich im Termin vorlegen sollte.Wie wird er sich nun herausziehen?—Die ungarische Ministerkrise ist verschoben. Derhochoffiziösen„Budapester Korrespondenz" zufolge kann esnunmehr als sicher gelten, daß die Sanktion der drei er-ledigtcn kirchenpolitischen Vorlagen demnächst bevorsteht.Darauf würde das Oberhaus neuerdings die übrigen zweiGesetzentwürfe verhandeln.Der Sohn Kossuth's ist in den ungarischen Unterthanen-Verband aufgenommen worden.-~Die Mastregelnng des italienischen ProfessorsFerri, des bedeutendsten Slrafrechtslehrers von Italien, istin einer so gemeinen, hinterlistigen Weise erfolgt, daß siedoppelte Brandmarknng verdient. Es war kein offener Aktder Brutalität, sondern ein seiger Streich aus dem Hinter-halt, indem Herr Crispi die servile Rechtsfakultät derUniversität Pisa bestimmle, Ferri unter dem nichtsnutzigenVorwand, daß er nicht genug Vorlesungen gehaltenhabe, die Lehrberechtigung zu entziehen. Ferri hatallerdings das letzte Jahr blos 42 Mal Kolleg gelesen,während seine Unwersitätskollegen durchschnittlich 50 Mallesen; dafür aber hat er mit seinen Hörern häufig dieIrrenhäuser und Gesängniffe besucht, und ihnen dort prak-tische Lehrkurse ertheilt. In allen Kreisen Italiens, wonoch Gefühl für Ehrlichkeit und Anstand vorhanden ist,wird die Maßregelung Ferri's als einer der niederträchtigstenStreiche Crispi's verurtheilt.—Aus Italien wird uns geschrieben:Giuseppe Sergi, Prosessor der Universität in Rom,einer der bedeutendsten Philosophen Italiens, schrieb an unserenjüngst voni hiesigen Gerichte zu längerer Gefängnißstrafe ver-urtheilten Genossen Rechtsauwalt Turati folgenden Brief, denwir in der„Critica Sociale" abgedruckt finden:„Lieder Turati! Aus den Blättern erfahre ich Ihre undPrampolini's Berurlheilung; das schmerzt mich tief, sehr tief,und— verzeihen Sie— nicht so Ihretwegen, als uni der armenJtalia willen, die gleichsam durch Strychnineinspritznngcn fort-während zu Zuckungen gereizt wird, welche sie schließlich entwedertödten oder heftig reagiren machen werden.Während der letzten Sommerferien lag ich wieder einmalSettembrini's„Denkwürdigkeiten", und als ich so nachdachte,glaubte ich, wieder in Sizilien, meinem Heimathlande, zu sein,zwischen meinem 17. und IS. Lebensjahre, als die Furcht, die inden Adern der Bourbonen zirkulirte, den Polizeischrecken schuf.Die jugendliche Seele wurde damals nur muthiger und stolzer,anstatt zu zittern und das führte uns Studenten zur nationalenSchilderhebung.Ich gehöre keinem einzigen Vereine, welcher Art er auch seinmag, a», weil mich ein vielleicht übertriebenes Gefühl persön-licher Unabhängigkeil beseelt; ich bin, wie Sie wissen, nichtSozialist; aber meines Erachtens ist die sozialistischeBewegung nützlich für eine künftige soziale Evolution. DenGedanken unterdrücken, das heißt: die Quellen des Lebens ver-stopsen; und jetzt sehe ich, daß keiner von uns mehr in seinemeigenen Hause sicher ist, weil keine Freiheil respeklirt wird.Die Zuckungen der mit Strychnin gefütterten Jtalia werdenhäufiger, und die Lebensperiode, die die ärmste durchmacht,gleicht dem Todeskampfe eines Vergifteten.Dulden Sie mit Festigkeit!Ihr Giuseppe Sergi."Aus dem Staatsgefängnisse aus Jschia(„Castellod'Jschia") ist hier folgendes Schreiben eingetrosten:„Von denRens empfand eine wirkliche Erleichterung. Es warihm, als hätte er eine Maske abgenommen�, die ihn be-lästigte und am freien Athmen hinderte. Komme, was dakommen mag! sagte er sich. Es ist mir lieber, daß man weiß,wer ich bin.In den nächsten Tagen konnte er an dem Tuschelnhinter seinem Rücken merken, daß Frau Roveraygeplaudert hatte. Einige Personen, begabt mit der Unver-schämtheit, deren Geheimniß die gute Gesellschaft allerLänder besitzt, thaten sogar, als kannten sie ihn nichtmehr. Doch betrachtete man ihn alles im allem mehrmit Neugier als mit Uebelwollen. Keiner seiner Schülererlaubte sich auch nur die leiseste Anspielung darauf, daßReiiö ein Flüchtling war. Keiner seiner Kollegen richteteeine indiskrete Frage an ihn. Selbst derjenige unter ihnen,der die Gewohnheit hatte, die ungezogenen Rangen mitNamen wie„Kommunard" zu belegen, enthielt sich fortandieses rednerischen Mittels.In der Schweiz ist man daran gewöhnt, überall Ge-ächtete zu sehen. Aus allen Ecken und Enden Europaskamen sie ja hierher, um in dem gastlichen Lande ein Asylzu suchen. Viele unter ihnen verwandelte der wechselndeLaus der politischen Ereignisse später in Minister, inGesandte, ja sogar in Könige und Kaiser! Mailnimmt hier die heftigen Anklagen, mit denen diesiegende Partei der besiegten gegenüber niemals kargt, nurmit Vorbehalt auf. Frau Messant selbst, die allmäligruhiger würbe, konnte befriedigt feststellen, daß eS inihrer Umgebung viele Herzen gab, die größer und edlerdachten, als der sehr ehrenwerthe, fromme Herr von Mar-nand.Frau Roveray gehörte nicht zu diesen. Sie wagte esallerdings nicht, ihren Miethern einen kurzen, steifen Gruß zuverweigern, doch hatte sie ihren Kindern streng verboten, jemalswieder einen Fuß in die Meffant'sche Behausung zu setzen.Henri ivnßte sich darüber zu trösten, weil er seinen Lchrqz.-iii der Schule sah und oft avs dem Wege dorthin ilutJIRz-auf grund des Ausnabmegesetzes vom 19. Juli 1894 eingesetztenProvinzausschüssen zu Zwangsdomizil verurtheilt, glaubten wir,daß wir in derselben Weise behandelt werden würden, wie alleanderen Sträflinge, die die Inseln des herrlichen italienische»Landes bevölkern. Aber gerade das Gegentheil geschieht, und esscheint wirklich, als ob man teuflische Mittel ausklügele, um unsunsere Lage noch trostloser erscheinen zu lassen und uns nochweit schlechter zu behandeln, als gemeine Verbrecherder schlimmsten Sorte behandelt werden. Denn währenddie Sträflinge an anderen Orten täglich 50 Centesimi(40 Pf.) erhalten und sich überdies noch in irgend einer anderenWeise beschäftigen und etwas hinzuverdienen können, werden wirhier wie Leute behandelt, die jeder menschlichen Rücksicht unwürdigsind, und gezwungen, fortwährend in diesem geschleiften Kastelleingeschlossen zu bleiben, als wären wir zu Gefängniß oder, nochschlimmer, zu Zuchthaus verurtheilt; wir werden wider unserenWillen zu entnervendem Müssiggange gezwungen und mit ver-schimmeltem Brot und miserabler Suppe gefüttert, die für dentäglichen Lebensunterhalt ganz ungenügend ist.Und wenn unsere Familien, unter ungeheueren Opfern, unsetwas Geld schicken, damit wir uns etwas besser nähren können.verschwindet es in dem gierigen Schlund eines Schankwirths. dervon der Regierung für uns als„Lieferant" engagirt wurde, undder uns in der unverschämtesten Weise ausbeulet. Beschwerdenüber Beschwerden sind an die„zuständigen Behörden" gerichtetworden, aber die Herren am grünen Tische haben für uns keineZeit, und, in Ermangelung von Brot und Suppe, sind wir ge-»öthigt, uns mit süßen Versprechungen füttern zu lassen.Da uns also von denen, die dazu verpflichtet wären, keinRecht zu Theil wird, und da man ans unsere gerechten Klagenentweder mit Gleichgiltigkeit oder mit der Slraszelle antwortet.haben wir beschlossen, uns an die unparteiische Presse zu wenden.damit unsere Beschwerden zur Kenntniß der Publikums gebrachtwerden; wir wollen doch sehen, ob es uns mit diesem Mittelgelingt, die Behörden aus ihrer schmachvollen Apathie aufzu-rütteln. Haben sie doch bis heute noch nicht daran gedacht,uns ein menschenwürdiges Nachtlager zu verschassen; man ver-sagt uns selbst jene elende Wollendecke, die sogar den Zucht-hänslern und den zu Galeerenstrafe verurtheilten Verbrechern ge-geben wird.Wir wissen nicht einmal, ob wenigstens eine von unserenan das Ministerium gerichtete» Beschwerden an ihren Bestimmungs-ort gelangt, oder ob das Ministerium plötzlich taub gewordenist. Uns genügt es, daß das Publikum wisse, in welcherschändlichen Weise wir behandelt werden, auf daß Jeder-mann erfahre, daß unter der Diktatur des Herrn Crispidie wegen„Meinungsverschiedenheit" verurtheilten Männerschlimmer behandelt werden als die politischen„Verbrecher" unddie revolutionären Patrioten unter der Regierung der Bourbonenund der Päpste behandelt wurden."—Für die Expedition nach Madagascar hat diefranzösische Depntirtenkammer der Vorlage der Regierung,Ausrüstung eines Expeditionskorps und Bewilligung von65 Millionen Franks zugestimmt. Die sozialdemokratischeFraktion, die aus prinzipiellen Gründen die Vorlage ab-lehnte, hat mit Recht daraus hingewiesen, daß zahlreicheandere Gcldforderungen für Madagascar dem 65 Millionen«Kredit folgen werden.—Zur Eisenbahn-Kontrolle in Frankreich. Manschreibt uns aus Paris unterm 18. November:Wie die Kontrolle beschaffen ist, der die Eisenbahnen inFrankreich unterliegen, das hat Genosse Viviani zum Aerger desArbeitsministers Barthou in der gestrigen Sitzung der Kammergezeigt. Auf eine die Eisenbahn-Kontrolle betreffende Jnter-pellaiion, in der auf die übermäßig lange Arbeitszeit der Eisen-vahn-Bediensteten und der damit zusammenhängenden Unfällehingewiesen wurde, hatte Barthou als Antwort nichts Besseresgewußt, als das Lob der verschiedenen von ihm und seinen Vor-gängern erlassenen Zirkulare zu singen, die den Eisenbahn»Kompagnien dies und jenes vorschreiben. Was nützen aber alleVorschriften, wenn für deren Durchführung nicht gehöriggesorgt, wenn seitens der mit der Kontrolle betrautenBeainlen alles Mögliche gethan wird, um nichts An-stößiges vorzufinden. So fragte Viviani etwas boshaft, obetwa eine Tienstverordnung bestehe, die es den Kontrollbeamtenerlaubt, die Eisenbahn-Kompagnien im vorhinein von ihrer An-kunst zu verständigen, und legte der Kammer gleichzeitig einSchriftstück vor, das seine Auschuldigung vollans bestätigt. Esist' dies ein vollständiges Verzeichniß der Reiseroute eines In-spektionsbeamten sammt Angabe der Zeit seiner Abreise wieseines Eintreffens. Daß unter solchen Umständen von einerernsten Kontrolle keine Rede sein kann, ist selbstverständlich.Dazu kommt noch, daß die Kompagnien ihre Bediensteten dazuanhalten, den Konlrollbeamtcn ausweichende Antworten zu geben.wie dies aus einem gleichfalls von Viviani vorgebrachten Zikularder Nord- Eisenbahn— Direktor: A.Rothschild, Vizedirektor:Leon Say— erhellt, das unterm Datum des 27. März 1894 dieBahn- und Stationschefs von der Inspektionsreise der Kontroll-beamtet, verständigt und ihnen gleichzeitig in Erinnerung bringt,daß sie sich bei Ertheilung von Auskünften der größten Rück-Haltung zu befleißigen haben. Nur so seien Unfälle wie dervon Appilly möglich und Viviani verlangte darum, daß die Rc-gierung diesbezüglich beauftragt werde, gegen die Direktion undzusammentras. Annette konnte sich nur stumm gegen denmütterlichen Willen empören. Aus aufgefangenen Brockender Unterhaltung hatte sie entnommen, daß Rens ausGründen, die sie sich nur schlecht erklären konnte, sein Vater-land nicht betreten durfte. Das war für sie einGrund, ihn noch nicbr zu lieben. War das nicht gerecht,da er doch unglückluy war? Auch verging kaum einTag, ohne daß sie ihm zufällig auf der Treppe oder imGarten begegnete, und hier bot sid) stets Gelegenheit zueinem verstohlenen Gruß, einem Lächeln oder einem freund-lichen Wort.Wenn ihre Mutter ausging, dann stieg sie schnell, dietände voll Blumen, hinauf in die Wohnung ihrer Freunde.ie erschien und verschwand wieder. Einmal jedoch wurdesie von ihrer Mutter auf der Rückkehr von einem dieserheimlichm Ausflüge überrascht. Ein schreckliches Haus-gewitler folgte dann. Ungehorsam gegen ausdrückliche Be-fehle, das war der Weg zu allen Verbrechen! Dazu kamnoch, daß Annette ihrer Mutter tapfer gegenübcrtrat. Siewagte es, zu erklären, daß das Verbot ihrer Mutter un-gerecht, lächerlich, schimpflich sei, daß die Familie Messantsehr gut, sehr liebenswürdig wäre.... Da faßte FrauRoveray, die der Zorn fast erstickte, einen großen Entschluß.Dieser rebellische Charakter mußte gebeugt werden.Sie bestimmte, daß ihre Tochter auf mehrere Jahre in einemPensionat der deutschen Schweiz untergebracht werden sollte.Die arme Kleine weinte heftig beim Abschied, vor allem deshalb, weil sie nicht, wie sie so gern wollte, denen Lebewohlsagen konnte, von denen man sie trennte. Traurig dachtesie daran, daß sie nun bald vergessen sein würde, und dochgeschah es zum ersten Male, daß Rens, als er das reizendeLächeln und das kluge Gesichtchen seiner kleinen, blondenFreundin nicht mehr sah, mit einem mit Verwunderunggemischten Bedauern empfand, daß seinem Leben plötzlichetwas wie ein frischer Frühlingshauch fehle.(Fortsetzung folgt.)