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Der Äntersuchungsauskhuß. 5m Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtages wurde am Donnerstag unter dem Vorsitz des Slbg. K u t t n e r(Soz.) die Vernehmung der Generalzeugen fortgesetzt. Er- schienen sind zunächst Regierungspräsident v. Gers - d orff und Regierungsrat Silhorn von der Regierung in Merseburg . Regierungspräsident v. Gersdorff erNärt zur A u s l ä nd e r- krage, die polizeiliche Kontrolle habe in den letzten Jahren stark gelitten, weil viele neue Amtsvorsteher noch nicht ge- nugend eingearbeitet waren. Namentlich den Ausländern in Leipzig und den Vororten ivar es leicht gemacht, unterzutauchen und wieder zu erscheinen, wie sie wollten. Beim Mansfelder Streik tauchten auch sofort Russen auf. Polizeilicher Nachweis sei aller- dings nicht möglich. Auf Fragen der Abog. Kilian(KPD .) und Dr. Liebknecht (U.Soz.) gibt der Zeug« an, daß die Ausländer zum Teil ch a n d e l s- leute, zum Teil aber russische Emissäre waren, die auch Ver- sammlungen abhielten. An der Zugehörigkeit dieser Rusien zur Kommunistischen Partei könne kein Zweifel bestehen, da sie von Holz. Josef Schneider und anderen bekannten Kommunisten ein- geführt waren. Der Zeuge ist der festen Ueberzeugung, daß schon vor dem Kapv-Putsch eine organisierte Rote Armee bestanden habe. Schon 43 Stunden nach dem Ausbruch des Kapp-Putsches seien militärisch straff organisierte Kompagnien durch Merseburg marschiert. Die Entwaffnung sei leider nicht in dem nötigen Maße durchgeführt wor- den. Viel Waffen hatte die Einwohnerwehr, die bei den Un- ruhen fast restlos in die Hände der Aufständischen fielen. Schließlich waren die Waffen auf der rechten Seite fast ganz erfaßt, auf der linken fast gar nicht. Die Polizei war zu schwach, um in die ge- führdeten Gebiete hineinzugehen. Es wurden nur kleine Trupps geschickt, die aber nicht annähernd soviel Waffen fanden, als nach Ueberzeugung der Polizei vorhanden waren. Er selbst dabe als Organ des Entwaffnungskommisiars sogar Straffreiheit ver- sprechen, wenn die Waffen nur abgeliefert würden. Trotzdem seien noch zahlreiche Waffen in den Händen radikaler Elemente geblieben. Ueber das Vorhandensein einer Roten Armee im Aufruhrgebiet be- fragt, erklärt der Zeuge: Sveziell in Leuna waren 16 K ö m p a g» nien vollständig militärisch aufgestellt mit In- santerie-Artillerie-Abteilung, mit Funker- und Panzerzügen. Die Aushebungen wurden in den Dörfern mit Billigung der Ge- meindevorsteher vorgenommen, die Einwohnerschaft wurde zusarnmengeblasen und aufgefordert, den Aufftändischen beizutreten. Radfahrerkolonnen waren ständig unterwegs, so daß sich das Bild einer unter der Oberfläche fest organisierten Masse ergab. Darüber, daß diese Truppenbildung langer Hand vorbereitet ge- wesen oder beim Aufftand ad hoc entstanden seien, hätten be- stimmte Nachrichten nicht' vorgelegen, sonst hätte er zu- gegriffen. Abg. Heidenreich(D. Dp.) fragt, ob dem Zeugen in amt- licher Eigenschaft von nachgeordneten Organen oder sonstwie Mel- düngen zugegangen feien über das Bestehen einer Roten Armee, unter Nennung der Vertrauensleute und Angabe der Zahl der vor- handenen Gewehre. Dem Zeugen sind diese Nachrichten nur von privater Seite zugegangen, die Organisatton selbst sei nicht ange- geben gewesen, so daß ein Zugreisen unmöglich gewesen sei. Diese Nachrichten waren teils Tatarennachrichten, zum Teil zuverlässig. Sobald nach den Gewehren. Maschinengewehren und sonstigen Waffen auf Grund solcher Meldungen nachgeforscht wurde, waren die Waffen schon längst wieder beiseitegeschafft. Abg. Heidenreich fragt weiter, ob diese Meldungen besonders auch hinsichttich der Führer sich nicht später doch bewahrheiten hätten, so sei doch einer dieser Führer, Otto H e n n i g, im Aufstande gefallen. Zeuge v. Gersdorff bestätigt, daß vorher Bezeichnete tat- sächlich später aktiv aufgetteten seien. Auf eine weitere Frage des Abg. Hekdenreich erklärte der Zeug«, es fei anzunehmen, daß die Waffenlager, die in rechtsorientierten Kreisen gefunden worden seien, aus den Beständen herrühren, die von der Regierung den Gütern und den Einwohnerwehren zum Selbstschutz zur Verfügung gestellt gewesen seien, weil andere Waffen nicht da waren. Die Waffen der Einwohnerwehr seien fast restlos nach dem Kapp-Putsch in die Hände der Kom- m u n i st e n gefallen. Später seien große Waffenfunde auf rechts- gerichteter Seite nicht gemacht worden. Abg. Kilian fragt, ob dem Zeugen bekannt sei, daß auf dem Bahnhof Bergra-Kclbra ein Waggon Handfeuerwaffen, die für die Für st l. Stolbergsche Verwaltung gewesen seien. angehalten worden sei. Der Zeuge verneint dies. Eine Waffen- Verschiebungsangelegenheit, an der der kommunistische Stadt- rat Osterburg in Halle beteiligt gewesen sei und nach der der Abg. Heidenreich fragt, ist nach Aussage des Zeugen noch nicht abge- schlössen. Tatsächlich sind städtische Kraftlastwagen in Hall« zu Waffentrans portep mißbraucht worden. Bei der freiwilligen Waffenabgabe seien überhaupt keine großen Mengen Waffen erfaßt worden, in dem großen Merseburger Bezirk im ganzen etwa 1606 Waffen, diese seien zum größten Teil von rechts gekommen. Bei den Streifen durch die Dörfer in Gruppen von sechs bis acht Mann feien im wesentlichen bei Linksorientierten Waffen beschlagnahmt. Abg. v. Dryander: Es ist namentlich in den kommunisti- fchen Berfammlungen stark mtt der Gefahr eines Rechtsput- s ch e s operiert worden. Hat nach Ihrer Auffassung im Regierungs- bezirk Merseburg eine solche Gefahr bestanden? Zeuge: Im Merseburger Bezirk hat dies« Gefahr überhaupt nicht bestanden, denn die linksradikalen Elemente sind dort sehr stark vertreten und auch die ländlichen Distrikte sind fast überall bei uns von so sinksstehenden Elementen durchsetzt, daß man einen Rechtspuffch für unmöglich hält, die Orgesch- und sonstige Oraanisattonen sind restlos aufgelöst und wir haben keinen Zweifel darüber gelassen, daß wir gegen illegale Organifottonen von rechts wie von sinks scharf vorgehen. Bon den USVD. und SPD. hat auch nicht ein positiver Fall gemeldet werden können. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)

Da» Recht der deutschen Revolution. Unter diesem Titel ist eine Schrift de« au» den Revolutionstagen rühmlichst bekannten Genossen Dr. Walter Lamp'l, jetzt Senator in Altona , er- schienen, die neben ihrem wissenschaftlichen Werte auch große volitische Bedeutung besitzt. Der Verfasser gibt eine reichhaltige Zusammenstellung und feine Würdigung weitverstreuter Aeußerungen der Wissenschaft über die Frage, wie auS Rechtsbruch neues Recht hervorgeben könne, wie Macht zu Recht werde, wie die vollendete Tatsache Rechtsverbindlichkeit erlange. Der politische Kampf nötigt uns immer wieder Gegnern entgegenzutreten, die entweder die Revolution vom 0. November als einen Rechtsbruch, unfähig Recht zu schaffen, brandmarken oder umgekehrt für den Kapp-Putsch dasselbe Recht beanspruchen wie für die November-Revowtion. Auf den ersten Einwand ist zu erwidern, daß Macht-- nicht etwa vor Recht geht, aber selber Recht wird, wenn sie von Erfolg begleitet ist auf den zweiten, daß Rovember-Revolution und Kapv-Putsch sich unterscheiden wie Macht und Gewalt, daß Gewalt nicht« ist al« Drohung auf der einen und Furcht auf der anderen Seite. Da Macht aber nichts andere« als die Anerkennung durch die Macht- unterworfenen, die sich teils freudig, teils in dem Bewußtsein einer historischen Notwendigkeit.auf den Boden der Tatsachen stellen. Lampl bezeichnet die Revolution von 1S18 sehr hübsch al« Art de» allerdings unorganisierten Volksentscheides". Und so läßt sich seinem wohlbestellien wissenschaftlichen Arsenal noch manche geschliffene Waffe für den politischen Kampf entnehmen. Die Reparasionskommissiau hat ein« amtliche Mitteilung der- öffentlicht, daß die am 31. August fällige«ine Milliarde S o l d m a r k von Deutschland voll bezahlt wurde.

GrofrBLrM Die Versammlungsfreiheit. Der Polizeipräsidenk an die politischen Parteien. Der Polizeipräsident von Berlin hat den politischen Parteien eine Einladung zu einer Aussprache zugehen lassen, die folgenden Wortlaut hat: Die gegenwärtigen politischen Vcrhälknisse. die Zweifelles auf die Wahlbeweguug zur Berliner Stadloerord- nelenversamtnlung einwirken werden, haben in Berlin Zu­stande gezeitigt, die die vccsassungsmähig garantierte Verfamm- lungsfreiheit bedrohen. Ich habe bisher davon abgesehen, ans Grund der Verordnung der Re-chsregierung. besonders einschnei- dende Alaßnahmen zu treffen, die iu ihrer Auswirkung schließlich alle Parteien in ihrer Betätigung behindern würden, verschiedene vorkommuisse der letzten Zeit zwingen mich seht, die angedeuteten Maßnehmen erneut in Erwägung zu ziehen. Bor der endgültigen Anordnung lade ich die Vertreter aller Parteien zn einer Aussprache ein. Bei der politischen Reise der Berliner Bevölkerung und ihrer gut durchgebildeten Organisationen nehme ich an. daß die Aussprache eine Verständigung bringt, die ein behördliches Eingreifeu möglichst vermeiden." Wir können diesem sehr vernünftigen Gedanken des Berliner Polizeipräsidenten durchaus zustimmen. Es werden sich bei der an- gekündigten Aussprache Zwischen den Parteien dann hoffentlich leicht Mittel und Wege finden lasten, die verfassungsmäßig garantierte P-rfammlungsfteiheit in vollem Umfange zu wahren.

Gegen öle Reaktion in öer Schule. Die von uns für Mittwoch angekündigte Elternoersamm- lung in Moabit beschäftigte sich mit Dingen, die in der 231. Gemeindeschule vorgekommen sind und Beachtung ver- dienen als kennzeichnende Probe der reaktionären Stimmung vieler Lehrerkollegien. Am 31. August, dem Tag« der großen Lustgartendemon» st r a t i o n zum Schutze der Republik , wünschte der zum Kollegium der 231. Schule gehörende sozialistische Lehrer Schoene, vom Nachmittagsunterricht teilweise dispensiert zu werden, um an der Kundgebung teilnehmen zu können. Rettor Timm lehnte ab, weildie Schularbeit viel wichtiger als die Demonstration" sei, Schoene aber erklärte, er werde gemäß seiner Ueberzeugung dennoch gehen, und er tat das auch. Den Unterricht gab an seiner Stelle eine ständige Vertreterin, so daß kein Ausfall nöttg wurde, aber das Lehrerkollegium antwortete dem Demonstranten mit einer fast ein- wütigen Mißfallenskundaebung, weil erParteiarbeit über Schul- arbeit gestellt" habe. Als Schoene von dem Schuldezernenten Nydahl auf seine Bitte um Schutz und Genugtuung die Antwort erhielt, ihm fehle das Disziplinarrecht, wandte er sich an das Pro- vinzialschulkollegium, dessen Entscheidung jetzt noch aussteht. In der Versammlung berichtete Schoene nicht nur über diesen Konflikt, sondern teilte auch noch einige andere Vorkommnisse mit, die den an der 231. Schule herrschenden reaftionären Geist beleuchten. Beim Tode der früheren Kaiserin habe Rektor Timm in der Lehrerkonferenz offizielle Worte der Trauer gesprochen und habe ge­beten, zur Ehrung sich von den Plätzen zu erheben. Schoene sei sitzen geblieben, worauf dann Timm in der nächsten Konferenz ihn« Mißfallenserregung vorgeworfen habe. Schoene schilderte in seinem Referat auch die Widerstände, die dem sozialdemokratischen Ober- stadtschulrat Paulsen von reaktionären Lehrern bereitet werden. Diese lehnen eine Stellungnahme zu Paulsens bekanntem Programm ab, und auch in der 231. Schule tat man das mit der Erklärung, jenes Programm sei eine Privatangelegenheit. Schoene richtet« an die Versammlung die sehr beherzigenswerte Mahnung, die Ar- beiterbevölkerung möLe sich hinter die fozia- listische Lehrerschaft stellen, damit diese ihren schweren Kampf gegen die Reaktion erfolgreich durchfechten könne. Der frühere Lehrer M e n z empfahl in seinem Referat, nötigenfalls auch dos Mittel des S ch u l st r e i k s anzuwenden. Als dritter Referent sprach Krampe, Vorsitzender der Moabiter Arbeitsgemeinschaft fozia- listtscher Elternbeiräte, der betonte, daß in der Unterstützung Paulsens die Arbeiterschaft völlig versagt habe. Rektor Timm und einige der zu ihm stehenden Lehrer nahmen in der Diskussion das Wort zu ihrer Verteidigung, wobei Timm unter anderem die sonderbare Erklärung abgab, beim Tode der früheren Kaiserin habe er nicht in der Konferenz, sondern vor ihrem Beginn gesprochen imd nicht offiziell, sondern offiziös. Ein paar Eiternbeiratsmitglieder beklagten, daß in dem Kampf gegen die Reaktion die Elternschaft nicht ihre Pflicht tut. Eine Resolutton wendet sich an die Schulverwaltung, besonders an das Provinzialfchulkollegium. Sie fordert auch für Paulsen das Difzi- plinarrecht sowie Sitz und Stimm« im Provinzialschulkollegium. In der von der Arbeitsgemeinschaft der SPD. - Elternbeiräte Charlottenburgs einberufenen Eltern- Versammlung, die kürzlich in der Aula der Siemens-Oberrealfchule tagte, referierte Genosse Dr. Rich. L o h m a n n über den vorliegen- den Reichsschulgesetzentwurf und die künftige kommunale Schul- Politik in Groß-Berlin. Die Stellungnahme der Berfamittlungsteil- nehmer zu den mit lebhaftem Beifall aufgenommenen kritischen Aus- führungen des Referenten fand ihren beredten Ausdruck in der vom Genossen Dr. K a w e r a u gestellten, einstimmig angenommenen Entschließung, der wir folgendes entnehmen:'.Die heute versam­melten Eltern, Elternbeiräte und Schulinteressenten verlangen, daß die drohende Konfesssonierung im vorliegenden Reichsschulgesetzent- wurf mit allen Mitteln bekämpft wird unter Berufung auf die Ar- tikel der Reichsverfassung, die die Einheitsschule ohne Rücksicht auf Konfession, Stand und Vermögen fordern, und die eine Schwächung und Zersplitterung leistungsfähiger Schulorganisation ablehnen. Wir fordern ferner, daß ein Gesetzentwurf vorgelegt wird, der das ge- iamte Groß-Berliner Schulwesen auch innerlich einheitlich kommunalisiert, um dem Hin und Her zwischen den streiten- den Instanzen der Potsdamer Regierung, de« Provinziaifchul- kollegiums und des Magistrats ein Ende zu machen.

Erhöhung der UnierstützuugShSchstsätze. Der Magistrat ist dem Besä-Iuß der Stadtverordnetenversamm­lung b.etr. die Erhöhung der UnterstützungShöchstsätze beigetreten. Al« Unterstützungsböchstsötze, die von den Lrmenkommisfionen be- willigt werden dürfen, gelten nunmehr: I. Laufende Unterstützungen: einzelne Personen..... bis zu 140 M. kinderlose Ehepaar«......, 200, Famili-n mit unerwachs. Kindern bei 1 Kind......, 240, bei 2 Kindern....., 280, für jede« weitere Kind.., 40, Mehr II. Pfleg egeld für 1 Kind..., 80. HI. Zusatzunterstützungen an laufend unterstützte Pei- sonen innerhalb drei Monaten einmal bis zu ö0M. über die Säge zu I hinaus. IV. Einmalige Unterstützungen an andere Personen bis zu 180 M. Für Alt-Berlin waren bisher folgende AuSführungSbestimmung-n; maßgebend: Zu I bis Hl: Unfall-, Invaliden-, Altersrente, Rente au« d-r Angestelltenverstcherung oder sonstige au« Reichs-, Staat«- oder Gemeindemitteln gewährte dauernde Bezüge find zur Hälfte an- zurechnen(wegen Pensionen f. jedoch§ 80,4 der Alt- Berliner An- Weisung betr. die Verwaltung der offenen Armenpflege).

Zu 1 bis IV: Neben Erwerbslosenunterstützung dürfen laufende Unterstützungen überhaupt nicht. Sonderunter- ftützungen nur in ganz besonder« gearteten Fällen mit Genehmigung der Kreisversammlung gewährt werden. Zu I, III und IV: Der Ehrensold wird in keinem Falle mit- berechnet.(§ 50,4 der Anweisung.) Zu Hl und IV: Die von der Kommission bewilligten Natu- ralien sind in den Betrag einzurechnen, nicht aber die vom Arzt verordneten diätetischen Heilmittel, Milch und Fleisch. Zu I bis IV: Die Genehmigung zur Ueberschreitung oder zur Wiederholung innerhalb vier Monaten sieht der Kreis- Versammlung, in dringenden Fällen dem Kreisvorstehcr zu. Voraus- sichtlich werden in der nächsten Sitzung des UnlerstützungsausschusseS der Wohlfahrtsdeputation diese AiissührungSbestiminungen zum Teil abgeändert und ihr Geltungsbereich auf Groß-Berlin aus- gedehnt werden. Die eingangs erwähnten Unterstützungshöchstsätze gelten je: och schon jetzt für den Gesamlbezirk Groß-Borlin. Die Krcisvorsieher und Armenkommissionen der Bezirke 3, 4 und 8 sind benachrichtigt. Sorgt für Licht auf den Treppenaufgängen! Dom Bezirksamt 17 wirb uns gcjchrieben�Die Bezirksvorsteher und Wohlfahrtspfleger haben im vergangenei�Winter mehrfach dar­über geklagt, daß die Treppenaufgänge der Prioathäuier entweder gar nicht oder sehr unzureichend beleuchtet waren. Die Ehrenbeamten sind infolge ihrer Berufstätigkeit gezwungen, ihre Feststellungen währendder Abendstunden vorzunehmen. Die Arbeit wird jedoch außerordentlich erschwert, zum Teil geradezu unmöglich ge- macht, wenn die Treppenflure gar nicht oder nicht ausreichend be- leuchtet sind. Die Eigentümer werden daher gebeten, für eine aus- reichende Beleuchtung ihrer Häuser zu sorgen. Es mag noch daran erinnert werden, daß die Besitzer der Häuser gesetzlich ver- pflichtet sind, die Treppen und Flure vom Einttitt der Dunkel- heit an bis zur Schließung der Häuser ausreichend zu beleuchten, andernfalls die Polizeibehörde einschreiten kann. Außerdem trifft bei vorkommenden Unglücksfällen, die durch die Richtbeleuchtung oder nicht ausreichende Beleuchtung entstanden sind, den Hauseigentümer die Haftung. Die Innehalwng der Vorschrift liegt also im eigensten Interesse der Hausbesitzer._ Noch ein Fahrpreisgeheimnis. Wir kritisierten vor einiger Zeit die Erhebung verschiedener Fahr- preise auf ein- und derselben Eisenbohnstrecke. Aus unserem Leser- kreise werden wir nun erneut aus einen ganz ähnlichen Mißstand bei der R o r d b a h n aufmerksam gemacht. Der Einsender schreibt: Am Sonntag, den 28. August, fuhr ich mit meiner Frau und sechs anderen Bekannten von Schmargendorf nach Woidmanns- l u st. Die Fahrt kostete pro Person ILO M. Zurück ko st«te dieselbe Strecke 1,40 M. Als ich den Fahrkartenverkäufer in Waidmannslust darauf aufmerksam machte, bekam ich die Antwort: Diese Karten führen wir hier nicht." Darauf förderte ich eine Fahr- karte bis Gesundbrunnen für 70 Pf. und eine Zuschlagkarte für 50 Pf, Auch das wurde mir verweigert mit dem Bemerken, daß der Preis, wenn ich bis Schmargendorf will, 1,40 M. beträgt. Mir blieb also nichts weiter übrig, als diesen Preis zu zahlen." Wird die Eisen­bahndirektton auch das mit dem Mangel an geeigneten Fahrkorten zu rechtfertigen suchen?__ Die Wärme im Havshalt«nd Kleingewerbe. Die am 20. August unter diesem Namen im Schloß zu Chor- lottenburg eröffnete Ausstellung, die von der preußischen Landes- kohlcnstelle, dem Reichskohlenrat und der Stadtgemcinde Berlin ge- meinsam veranstaltet ist, hat bis Ende des Monats 10 000 Besucher gehabt. Sie gibt Gelegenheit, sich über den sparsamen Be. triebvonHeiz-undKochanlagen.die verschiedenen Arten von Zentralheizungen, Oefen und Herden, ihre häusigsten Mängel und.deren Behebung zu unterrichten. Führer sind ständig zur Erklärung anwesend. In der Hausfrauenabteilung werden Herde für Kohle, Grude und Gas in verschiedenster Ausführung praktisch vorgeführt und ihre beste Ausnutzung gezeigt. Die Ausstellung ist täglich, auch Sonntags, von 10 7 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt 2 M., Sonntags bei Konzert 3 M., für Schulkinder die Hälfte. Die Oberklassen der Schulen werden unter Leitung der Lehr- kräfte nach rechtzeitiger Anmeldung kostenftei durch die Ausstellung geführt.

Die Zentralstelle für Srankeuernährung ist gänzlich aufgelöst. Die letzten Abrechnungsarbeiten werden ab 10. September 1921 von der Deputation für das Gesundheitswesen unter der FirmaDepu- tation für das Gesundheitswesen, Abrechnungsstelle der Zentralstelle für Krankenernährung" übernommen. Kein Slraßenobsthandel an Sonntagen. Die Handels» kämm er zu Berlin hatte an den Polizeipräsidenten unter Bezug auf 8 55a, Absatz 2, der Gewerbeordnung, der die unteren Derwal- tungsbehörden zu Ausnahmen von dem allgemeinen Verbot des Straßenhandels an Sonn- und Feiertagen ermächtigt, den Antrag gerichtet, den Stroßenhandel mit f r i s ch e m O b st mindestens für die Monate Mai bis September an Sonn- und Feiertagen freizu- geben. Der Polizeipräsident hat darauf erwidert, daß bereits zahl- reiche Ausnahmegenehmigungen gemäß 8 55a der Gewerbeordnung erteilt worden feien. Ein Anttag des Reichsoerbandes Deutscher Obst- und Gemüsehändler, den namentlich für die Außenbezirke in Frage kommenden Sonntagshandel, der zur Dertsuerung der Ware Anlaß gäbe,' fei von ihm kürzlich abgelehnt worden. Anderer- feits vermöge er der allgemeinen Freigabe des Obststraßenhandels an Sonntagen nichtzuzu stimmen: eine solche wäre auch mit den gesetzsichen Bestimmungen nicht vereinbar. Die Tauchcrarbeilen im Engelbecken, die, wie wir berichteten, gestern vorgenommen wurden, um den Wassergrund nach Leichen- teilen abzusuchen, waren erfo'lglos. Dem ungewöhnlichen Schauspiel wohnte eine große Menschenmenge bei, die erregt die ent- setzlichcn Verbrechen des Lustmörders Großmann besprach. Groß- mann hatte bekanntlich zugegeben, daß er Pakete in den Luisenstädti- scheu Kanal geworfen habe, die allerdings nur Papier und sonstige Sachen enchalten hatten. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel mehr, daß sie die Leichenteile bargen, die nacheinander geborgen wurden. Die Sedauschießerei in Stralau gibt dem für Stralau, Treptow und Vaumschulenweg erscheinendenSüdost-Anzeiger", der im Dienste der Rechtsparteien steht, erwünschten Anlaß, von einemUeberinll" derOrtsgruppe" Stralauer Tor und Andreasplatz zu sprechen. Was für ein« Ortsgruppe das war, wird wohlweislich verschwiegen. Dem Ueberfall seien Frauen und Kinder zum Opfer gefallen. Am Abend vorher sei in Treptow , wo imParadiesgarten" ein Neuköllner Vcx- ein eine Schanfkier veranstalten wollte, ein ähnlicher Ueberfall ge- plant gewesen. Eine mit Samaritern und Verbandzeug ausgerüstete Störungskolonne sei vor denParadiesgarten" gezogen, habe jedoch nicht gewußt, daß die Sedanseier hier abgesagt war. Dazu ist zu bemerken: Richt ein Ueberfall durch Arbeiter fand statt, sondern es ist gegen die Brüskierung eines Regierungsver- bvtes protestiert worden, worauf sofort Schüsse aus den Reihen der stark bewaffneten Rechtsbolschewisten das Signal zum Angriff gaben. Wenn Frauen und Kinder der Feiernden verletzt sein sollten, wovon bisher nichts bekannt geworden ist, so fällt die Ver- antwortung hierfür auf die Feiernden selbst, da sie mit Zwischenfällen rechnen mußten und trotzdem Frauen und Kinder in eine schwer bewaffnete Versammlung mitgebracht haben. Endlich wäre die Dar- sicht, Samariter nach Treptow mitzunehmen, durchaus berechtigt ge- mefen, da die Rechtsbolichewisten bej Versammlungsprotesten gegen ihre Haltung schon häufiger ohne weiteres Gebrauch von Schuß» woffen gemacht haben._ Hroß-öerlmer partefnachrichtea. #. Niels, tzallffches Tor. Sfaiilcrtc g-c'svsrgendeiitzunz Freitag alend 7 Uhr M Rew>, Utbanftr. 29. 25. Abt. Freltaa,, den s September übende 7'/z Uhr, Fnnltior.ärtonfrrenz bei Richter, Neue König str. Z4.