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Nr. 429 38. Jahrgang

Groß- Berlin

2. Beilage des Vorwärts

Gonntag, 11. September 1921

Josef Blätter, Kaufmann, geboren 1. Mai 1895, Staatsangehörigkeit Preis für elektrisches Licht auf 3,50 M. und für Waffer auf 1 M. zu Schweiz , Wohnort Hanau , Markt 4, in das Fremdenbuch einge- erhöhen, und außerdem die Säße der Gewerbesteuer für 1921 nach­tragen. Er hat eine etwa ½ Meter lange, braunlederne Handtasche träglich in den vier Steuerklaffen auf 300, 500, 700 und 1000 m. zu zurückgelassen, in der sich u. a. ein Gebetbuch in hebräischer Sprache steigern. Eine Tariferhöhung bei der Straßenbahn ist einstweilen befand. Dieses Gebetbuch gehört einem Kaufmann Wolf F. aus abgelehnt worden, da dieselbe hofft, die ihr erwachsenden Mehr­der Dragonerstraße, bei dem vor einigen Monaten eine ihm un- ausgaben infolge der geftiegenen Bchnbenuhung einstweilen selbst bekannte Frauensperson erschien, um sich das Gebetbuch für eine decken zu können. Die Mehrausgaben für den Rest des Rechnungs­ebenfalls in der Dragonerstraße wohnhafte Familie Ch. zu erbitten. jahres betragen für Gehälter und Löhne 176 Millionen Mark. Die Zu den Personen, die aus Anteilnahme an dem Schicksal des Kindes nen Mart bleibt die Deckung offen. Es soll versucht werden, diesen In der betreffenden Familie war ein Kind lebensgefährlich erfrantt. Mehreinnahmen 147 Millionen Mart. Für den Rest von 29 Millio­fich für dieses bemühten, gehörte auch jene Frau. Die Eltern des Betrag durch Ersparnisse bei den Gaswerfen, Verminderung der Zahl der Arbeiter unter Gewährung von Abfehrgeld wenigstens teilweise aufzubringen.

Große öffentliche Wählerversammlungen schandelung des Straßenbildes durch Plakate.

Montag, den 12. September, abends 7% Uhr:

Thema: Die Bezirks- u. Stadtverordnetenwahlen". Referent: Dr. Richard Lohmann. Dienstag, den 13. September, abends 7% Uhr: Kreis 12( Steglik): Aula der Oberrealschule Clisenstr. 4. Referent: Stadtverordneter L. Leimbach.

Mit Dolch, Chloroform und Maste. Ein an Raubmordversuch grenzendes Verbrechen, bei dessen Ausführung einer der beteiligten Berbrecher von Kriminalbeamten in der Notwehr erschossen worden war, lag einer Anklage zugrunde, welche gestern die Ferienftraffammer des Landgerichts II beschäftigte. Angeflagt wegen schweren Einbruchsdiebstahls unter Mitfüh rung von Waffen waren der Schlosser Rudolf Seyer und der Schloffer Wedig Krause, während sich die Masseuse Elisabeth Scholz geb. Trod wegen Beihilfe zu verantworten hatte. Die Beweisaufnahme zeigte, wie vorsichtig man Fremden gegenüber mit Gesprächen über Gelt oder Wertsachen sein muß. Die in der Meierottoftraße in Wilmersdorf wohnhafte Witwe. hatte an­fangs dieses Jahres ihr Gut verkauft und sprach darüber mit der bei ihr als Masseuse tätigen Mitangeklagten Scholz; insbesondere Kreis 15( Treptow ): Bittoriagarten am Treptower Park. teilte sie dieser mit, daß sie das Geld noch im Hause habe. Schon am nächsten Tage wurde dem Kriminalfommissar Werneburg ver­traulich mitgeteilt ,, daß in der folgenden Nacht von drei Leuten bie Frau W. überfallen, betäubt und beraubt werden solle. Kommiffar Berneburg befehte hierauf mit drei Beamten die Wohnung. Gegen 12 Uhr nachts brang ein Mann mit einer schwarzen Maske vor dem Geficht und einem scharfgeschliffenen Dolch in der Hand in die Woh­nung ein. Der Kommissar rief plöglich: Hände hoch, hier Kriminal polizei! Als der Mann mit der Maste fich auf ihn stürzen wollte, gab M. Feuer und der Unbekannte brach zu Tode getroffen zu fammen. Es war dies, wie sich später herausstellte, der Eisenbahn­Schaffner Hermann Seyer, der Bruder des jetzigen Angeklagten Rudolf Sener. Dieser und der Mitangeflagte Krause wurden im Garten des Grundstücks versteckt aufgefunden. Der erschossene Gener hatte neben dem Dolch eine Flasche Chloroform bei sich, wäh rend bei Rudolf Seyer ebenfalls ein Dolch und ein Bund Dietriche gefunden wurden. Die Ermittlungen ergaben, daß der Plan zu der Lat von der Angeklagten Scholz ausgegangen war. Der Staats­anwalt beantragte, da es fich um eine außerordentlich gefährliche, nahe an versuchten Raubmord grenzende Tat handle, gegen jeden der Angeklagten 4% Jahre Zuchthaus, während Rechtsanwalt Dr. Erich Triebel um eine mildere Strafe bat, da der erschossene Sener der Haupttäter und Berführer der drei bisher unbescholtenen Angeklagten gewesen sei. Das Gericht erfannte auf je 2% Jahre Zuchthaus unter Anrechnung von 6 Monaten der erlittenen Untersuchungshaft.

Raubüberfall auf einen Chauffeur.

Die Täter festgenommen.

Gestern nachmittag mieteten zwei Männer eine Kraftdroschke zu einer Fahrt nach Potsdam . Unweit des Lofals von Mutter Mochow" auf der Potsdamer Chauffee hinter Zehlendorf fielen die beiden Fahrgäste plöglich über den Chauffeur Solkowski her und perfekten ihm mit einem harten Gegenstand einen Schlag über den Kopf, so daß er fofort die Besinnung verlor, Das führerlose Auto rafte gegen einen Baum, wobei Golkowski auf das Chausseepflaster geschleudert wurde. In demselben Augenblic tam er wieder zum Bewußtsein, raffte sich troß feiner Berlegung auf und lief unter lauten Hilferufen davon, verfolgt von einem der Täter, der ihn offenbar aufs neue niederschlagen wollte. Zum Glüd nahte in diesem Augenblid der Geschäftsführer des Restaurants" Beelighof", morauf der Räuber schleunigst verschwand. Man alarmierte sogleich das Ueberfallkommando Zehlendorf , deffen Beamte auch nach wenigen Minuten zur Stelle waren. Während einige Beamte den Chauffeur, der erhebliche Verlegungen der Schädeldecke erlitten hatte, nach dem Sanatorium in der Kurstraße schafften, nahmen die andern die Ver­folgung der Täter auf. Bereits 20 Minuten nach der Tat waren beibe Räuber ergriffen, und zwar der eine auf dem Bahnhof Wann­fee, ber andere auf der Chauffee zwischen Wannsee und Nitolassee. Auf der Wache wurden sie festgestellt als der wohnungslose 21jährige Maschinist Wilhelm Hübner und der 22jährige wohnungslose Arbeiter Ernst Laucher. Beide wurden der Kriminalpolizei übergeben.

Der Millionendieb mit dem Gebetbuch.

Kreis 13( Tempelhof ): Aula des Realgymnasiums Kaiserstr. reis 19( Niederschönhausen ): Schloß Schönhausen , Linden­Referent: Dr. Mag Bendiner, M. d. L. straße 11. Referent: Hermann Lüdemann , Finanz­minifier a. D.

An den Magistrat sind verschiedene Zuschriften gerichtet worden, worin der Wunsch zum Ausdrud tommt, es möge bei dem fommenden Wahlkampf darauf gefehen werden, daß das Straßenbild nicht wieder wie bei den vorangegangenen Wahlen durch Belleben mit Plakaten aller Art allzusehr verunziert werde. In einer Zuschrift wird empfohlen, die Parteien möchten eine Vereinbarung dahingehend treffen, Bäume, Käften, Pfosten und solche Wände, von denen die Plakate und Aufschriften fich schwer wieder entfernen lassen, oder Formen der Wahlreklame, bei denen die Entfernung nur schwierig und mit erheblichen Kosten oder mit Beschädigung verknüpft ist, au unterlassen. Der Magistrat ist mit dem Grundgedanken dieser Zu ziehung Verbote zu erlassen. Er fann sich nur dem Verlangen an schrift wohl einverstanden, ist aber nicht in der Lage, in dieser Be fchließen, die Parteien möchten diesen Wünschen möglichst nach­

temmen.

5000 leere Betten in Berliner Krankenhäusern?

Die Kur und Pflegekosten in den Berliner Krantenanstalten follen auf 25 m. bzw. 60 und 100 m. pro Tag erhöht werben, weil erfrankten Kindes betreiben eine Speisewirtschaft, die besonders von Mark Mehreinnahmen, obwohl schon, wie eine Berliner Lokal­Osteinwanderern besucht wird. Es ist anzunehmen, daß der Täter die Ausgaben enorm gestiegen sind. Man rechnet mit 10 Millionen Weise in den Besitz des Buches gefegt hat.- Der Täter war etwa weiteren Rückgang der Belegungsziffer gerechnet werden muß. Auf zu den Besuchern dieser Wirtschaft gehört und sich auf irgendeine Korrespondenz berichtet, 5000 Betten leer stehen und mit einem Mitte der zwanziger Jahre, 1,60 bis 1,62 Meter groß, hatte blondes, einen Kranten tommen heute in manchen Anstalten zwei Pfleger fpärliches, furz gehaltenes Haar( gefcheitelt), gedrungene Gestalt bzw. Berwaltungsangestellte. Raum ein anderer Umstand als dieser und war gut gefleidet. Die entwendeten Gegenstände bestanden aus kann dem Ausland beweisen, wie groß die Not der mittleren und über 100 verschiedenen Briffantringen, 188 Brillantringfaffungen, unteren Klassen ist. Selbst für das höchste menschliche Gut, die 14 goldenen Armbändern und 4 grüngoldenen Handtaschen. Sämt. Gesundheit, fönnen wir nichts mehr tun. liche Gegenstände tragen neben dem Feingoldstempel auch den Firmenstempel G. 5). Auf die Herbeischaffung der Juwelen find 100 000 M. Belohnung bzw. 10 Broz. bei nur teilweiser Beschaffung ausgelobt. Mitteilungen werden an Kriminalkommissar Gennat , Zimmer 105, unter Zusicherung vertraulicher Behandlung erbeten.

Eine Erhöhung der Krankenhausverpflegungsgebühren muß auch der Kreis Teltow für die Kreistrantenhäuser vornehmen. Nach einem Beschluß des Kreisausschuffes betragen die Kur- und Ber. pflegungsfoften in allen Krantenhäusern des Kreises Teltom vom 21. September d. J. ab: für Erwachsene: Klaffe III 25 M., Klaffe 11 60 M., Klaffe I 80 M. Für Kinder unter 14 Jahren: zahlen die doppelten Säge; für Ausländer: Klasse III 80 wt., Klasse III 10 M., Klaffe II und I wie für Erwachsene; Auswärtige Klasse II 120 m., Klaffe I 180 m. Diejenigen Kranken, die vor dem 1. September 1921 aufgenommen worden sind, bleiben bis zum 30. September 1921 von der Erhöhung befreit.

Rätselhaftes Verschwinden eines Knaben. worden, der seit zwei Jahren verschwunden ist. In Neuenhagen bei Das Opfer eines Verbrechens ist wahrscheinlich ein Knabe ge­Hoppegarten wohnt in der Hohen Allee der Arbeiter Wide, der zum zweiten Male verheiratet ist. Aus der ersten Ehe, die geschieden wurde, waren zwei Kinder vorhanden, ein Mädchen Ida und ein 14 Jahre alter Sohn Walter. Die geschiedene Frau holte im Juni 1919 das Mädchen zu sich. Den Sohn wollte fie später nachholen. Als sie zu diesem 3wed im Frühjahr 1920 wiederfam, war der Knabe nicht mehr da. Das rätselhafte Verschwinden des Knaben fam jekt zur Kenntnis der Behörden, weil sich das Gericht mit den Ver- E. hältnissen der Familie zu beschäftigen hatte. Nunmehr verfucht die Kriminalpolizei, es aufzuflären, um fo mehr, als der Berdacht be­steht, daß der Vermißte durch ein Berbrechen beiseite geschafft wor­ben ist. Wide, über das Verschwinden feines Sohnes zur Rede ge­ftellt, gibt an, daß er über dessen Verbleib nichts wiffe. Seine Angaben sind unbestimmt und enthalten Widersprüche, die der Aufklärung bedürfen. Wer über das Schicksal und den Aufenthalt des vers mißten Rnaben irgend etwas weiß, wird ersucht, sich auf dem Be zirksamt Hallesches Tor, am Belle- Alliance- Blah 5, bei Kriminal­fommissar Müller zu melden.

Keine Erhöhung der Straßenbahn- Fahrpreise! Nachdem der Magistrat beschlossen hat, den Schiedsspruch be­Bu interessanten Ergebnissen haben die Ermittlungen hinsichtlich treffend die Erhöhung der Einkommen der städtischen Arbeiter und des am 29. v. Mts. in einem Hotel der Friedrichstadt verübten nichtständigen Angestellten anzunehmen, worüber an anderer Stelle Millionendiebstahls geführt, wo dem dort wohnhaften Vertreter berichtet wird, ist der Magistrat entschlossen, die Erhöhung der Ge­einer Pforzheimer Juwelenfirma Waren im Werte von etwa einer hälter und Löhne untrennbar mit der Deckungsfrage zu beantragen Million Mart entwendet worden waren. Der Täter hat sich als und für die Deckung vorzuschlagen, den Gaspreis auf 1,75 m., den Haus, das ohne jeden Komfort sein dürfe. Man verwies ihn zur Frau Sanitätsrat Körting, der Witwe eines vor Jahren verstorbenen Landarztes, die einen Teil ihres Hauses zu ver mieten pflegte.

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Die Rächer.

Roman von Hermann Wagner. ( Schluß.)

Die nenen Lehrkurse der Arbeiter- Samariter. V. auch in diesem Jahre nachstehende Lehrkurse: Wie immer veranstaltet die Arbeiter- Samariter- Kolonne Berlin

1. Mitte, Stallschreiberstr. 54a, Schule, Beginn am 16.Sept., jeb. Freitag 2. Tiergart., Bremerstr.13/ 17, 3. Wedding , Bernauerstr.88/ 90 5. Charlottbg., Schillerstr.125/ 27 4. Lichtenberg , Kronprinzenstr.10 6. Schöneberg , Feurigstraße, 8. Adlershof , Bismardstraße 7. Tempelh., Mariend., Aurfürstenstr. ,,

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9. Cöpenid. A. d. Freiheit, Dorothenfchule, Beginn 3.Oftbr., jed.Montag 10. Weif en ee, Langhansstr., Schule, Beginn am 15. Sept., jed. Donnerst. 11. Hohenschönhausen, Rödernstr. Nach bestandener Prüfung fann ein Zeugnis gegen eine mäßige Gebühr beonfprucht werden. Die Lehrabende beginnen pünktlich 7 Uhr abends. Der Besuch des ersten Abends steht jedermann frei. Der Spätverkehr auf der Eisenbahn wird in den nächsten Tagen nody einige weitere Veränderungen erfahren. Schon vom Montag, den 12. b. M. ab, wird der letzte Zug auf der Vorortstrecke Görlitzer zum unaufdringlichen Bertrauten der Witwe, die ihren sonder­baren Mieter mit herber Butraulichkeit in ihr Herz schloß.

An manchen Abenden saßen sie im Garten in der Laube. Ueber den Tisch war ein weißes Tuch gebreitet, und das Das Haus lag ein Stück abseits vom Dorf, am Rand des warme Licht einer Petroleumlampe gab dem Raum eine Waldes. Behrens mußte über einen fleinen Bach, den Wei- goldige Helle. benbüfche umfäumten. Ein schmaler, wenig ausgetretener Fuß- Sie sprachen tastend von den fleinen Dingen des Lebens, steig führte über eine Heidewiese hin. Hinter zwei uralten die das wahre Leben, das in jedem Menschen ist, wie ein eil­Buchen stand das Haus: braun, mit rotem Ziegeldach, heiter fertig übergeworfenes Kleid verhüllten. Und dann wagten sich mit seinen vielen Blumen, einsam und nicht ohne Stolz und ihre Worte auch an das wahre Leben selbst. Selbstbewußtsein.

Es gab Wurst, Butter, Räse und Schwarzbrot und dazu Bier. Man foupierte hier nicht, aber es gab fein Nachtmahl, Bier. Man foupierte hier nicht, aber es gab fein Nachtmahl, das besser schmecken fonnte als das einfache Abendbrot hier auf dem Dorf. Am runden Stammtisch saßen ältere Leute in festen Joppen. Ihre Gesichter waren gebräunt, ihre Haut schien gegerbt, ihre Bärte glichen einer struppigen Wildnis, etwa fünfundfünzigjährigen Frau, und einer sehr jungen Es war von niemandem bewohnt als der Witwe, einer und ihre Worte waren bedächtig und doch hart und knorrig. Dienstmagd. Die Witwe zeigte Behrens bereitwillig die Zim Ein junges Mädchen bediente, eine Jungfrau des Nor­bens: blond, blauäugig und voll junger Kraft. Sie gab sich mer. Wenn es ihm beliebte, dann stand ihm der ganze obere bens: blond, blauäugig und voll junger Kraft. Sie gab sich Teil des Hauses zur Verfügung: ein großes Wohnzimmer mit mit einem freundlichen Stolz. Es war kaum denkbar, daß es Balton, ein Schlafzimmer und außerdem eine fleine Stube, jemand wagen fonnte, ihr zweideutig zu kommen. ein Schreibtisch darin und ein Schrank, der mit Büchern und und die als Arbeits- oder Lesezimmer gedacht war, denn es war Zeitschriften aller Art gefüllt war.

Behrens schlief bei offenem Fenster. Der Duft des Waldes und der Heide tam bis an sein Bett. Er träumte von leichten und hellen Dingen, so, wie er in seiner frühesten Jugend ge­träumt hatte: forgenfrei, unbekümmert, nur dem Augenblick hingegeben. Als er erwachte, lag sein Kopf schon in dem warmen Bad der Sonne.

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Was war es? War es ein Kampf, eine Hoffnung, eine Enttäuschung, eine Erfüllung oder beides zugleich? fammengehalten und nicht nur erträglich, sondern auch schön ,, Alles zugleich," sagte Behrens, aber durch eins zu­gemacht." ,, Und was ist dieses Eine?" ,, Denten Sie nach."

Auch verpflegt konnte Behrens werden. Und Ruhe würde er haben, gewiß, viel Ruhe. Der Wald hinter dem Haus nie stand wie eine efeuumrankte dicke Mauer eines heiteren mittel­alterlichen Klosters.

treu

sagte: Ja, durch die Liebe." Und da sie schwieg und verlegen schien, nickte er ihr zu

,, Was wissen Sie von ihr?" fragte sie vergrämt. ,, Dies, daß ich sie habe. In mir habe. Und daß ich sie verlieren fann."

,, Die Liebe zu wem?" fragte sie. 3u einer Toten?" Bu einer, die lebt und der ich treu bin, weil sie auch dem ist, den sie liebt."

Er stand auf, frühstückte und wanderte weiter. Es war noch früher Morgen. Und doch hatten die Landleute schon Behrens nahm sofort an. Er hatte in Berlin vielerlei ein­zwei Stunden Arbeit hinter sich, saßen an den Feldrainen getauft, Kleider, Wäsche, Bücher und zahllose Kleinigkeiten, ,, So werden Sie immer sehr einsam sein, in dieser Treue," und nahmen ihr zweites Frühstück ein. Die Sonne heizte mit die ein einfames und beschauliches Leben verschönen. Er gab fagte fie verwundert. Und es ist nicht leicht, einfam zu leben." zunehmender Kraft die Erde. Noch gligerte an den Gräsern nun den Auftrag, daß man ihm alles an seinen neuen Wohn ist nie einsam. Es hat seine eigene Jugend zur Gesellschaft, ,, Nicht für den, der alt wird," erwiderte er. Das Alter Tau. Die Blumen öffneten ihre Kelche und tranfen gierig ort sende. Auch aus seiner Villa in Hamburg wollte er sich das Licht. Der Boden strömte heimlichen Dampf aus. Es roch manches tommen lassen, vor allem sein gutes Klavier. Und über die nachzudenken es nie müde wird. Es lebt seine Jugend allenthalben nach Reife. noch am gleichen Tage taufte er sich einen schönen jungen noch einmal. Aber es lebt nur einen Teil von ihr, den schönen. ein tiefes Bedürfnis nach einem Gesellschafter, der nie sprach. rens in einem Rahmen ein Bild stehen. Er hatte es einmal Wolfshund, den er ganz an sich gewöhnen wollte. Er hatte Der häßliche ist für sie tot." Auf dem Schreibtisch in seiner fleinen Stube hatte Beh­In der Ruhe dieser Tage lebte Behrens nun dahin. Eine entwendet. Es war das Bild der kleinen Lu, die sich vor ihm helle Zufriedenheit tam über ihn und hüllte ihn ein wie ein so sehr gefürchtet hatte. buftiger Schleier, durch den hindurch er das Leben nur in fanften Tönungen fah.

Mehrzahl war zerstreut, hinter Gebüsch versteckt: blanke Fen­Von dem kleinen Ort sah man nur einzelne Häuser. Die sterscheiben blinkten in der Sonne, stiegen sauber und jung aus Wellen bunter Blumen empor. Friedliche Gärten träum­ten, Hühner pidten blinzelnd im Gras, Gänse schnatterten fchläfrig, Spatzen balgten sich wild herum.

Da und dort sah man ein steinernes Landhaus mit grünen Fensterläden und luftigen Baltonen. In einer Hängematte lag eine junge Frau und las in einem Buch. Zu ihren Füßen spielten zwei Rinder.

Behrens ging in den Gasthof und fragte, wo er hier eine Wohnung bekommen fönne, am liebsten allein in einem fleinen

Er brauchte sich nicht den Vorwurf zu machen, daß er sich feig vom Leben abfehre, denn seine Liebe zu den Menschen war in seiner Abgeschiedenheit nicht geringer geworden. Er hatte auch einen spärlichen Verkehr, ben er forgfam pflegte. Er sprach mit Bauern, die sich nach anfänglichem Mißtrauen langsam aufschlossen, war ein Freund der Kinder und wurde

Er dachte, während er es betrachtete: Du bist nicht nur sein Kind, du bist auch ihr Rind. Und da du das bist, so bist du auch das meine. Du wirst wachsen und du sollst werden wie deine Mutter. Und doch anders. Daß du anders wirst, dafür wird sie sorgen. Auch ich werde es. Und eines Tages wirst du dich nicht mehr vor mir fürchten. Du, mein Kind-- füß- traurigen Grübeleien hin. Und er stützte den Kopf mit den Händen und gab sich