Die Entente unö üas Surgenlanö. Meu, 10. September. (Eigener Drohtbericht des„Sormürt»'.) Die österreichische Gendarmerie hat heute nacht sich befehlsgemäß aus dem B u rgenland zurückgezogen. Ungarische Banden, die das Gebiet besetzt haben, haben in Grenzorten des Burgenlandes Kontributionen erhoben. Infolge der Besetzung durch die Ungarn fehlen Nachrichten aus dem Burgenland . Innerhalb der Entente sind Verhandlungen im Gange, die darauf hinzielen, vor- läufig Italien ein Mandat auf das Durgenland zu erteilen. Heute morgen ist in Wiener Neustadt ein Italienisches Halbbataillon angekommen, das angeblich nach Oberschlesien bestimmt sein soll. Der Transportkommandeur erklärte aber, daß er bis zum Eintreffen weiterer Befehle in Wien-Neustadt verbleibe. Italien greift ei«. Paris , 10. September. (BXB.) Nach einer Haoasmeldung aus Rom hat die italienische Regierung in Mev wisien lassen, daß sie bereit ist, in dein österreichisch -ungarischen Konflikt in West ungaru einzugreifen. Nach einer weiteren IRel- dung sollen die ersten italienischen Sonsingenke bereits abgegangen sein.
Ein Tag üer internationalen Verbrüderung. Wir brachten im gewerkschaftlichen Teil unserer Freitagabend- ausgäbe eine Meldung der Telegraphen-Union aus Brüssel über Zu- sammenstöße zwischen belgischen Soziali st en und Ratio- nalisten anläßlich der Gewerkschaftswoche in La Louviör«. Die Gegenkundgebung der Nationalisten hätte sich danach in der Hauptsache gegen den Genossen Sassenbach gerichtet. Aus dem nunmehr vorliegenden Brüsseler„Peuple " vom 9. d. M. geht indessen hervor, daß die Versuche der Radaupatrioten, die Arbeiterdemonstra- tionen zu stören, kläglich mißlungen sind und daß im Gegen- teil unser Genosse Sassenbach Gegen st and von Aufmert- samkeiten und Ovationen seitens der belgischen Arbeiter- schaft gewesen ist, die als ein erfreuliches Zeichen dafür registriert werden können, daß ein ganz neuer Geist in der sozialistischen Ar- beiterschaft Belgiens herrscht. Als die Absicht der bürgerlichen Nationalisten bekannt wurde, Sassenbach am Sprechen zu verhindern, beschlossen die Führer der Organisation von La Souvicre einstimmig, Sassenbach ausdrücklich darum zu ersuchen, das Wort zu ergreifen. Es wurde dem beut- schen Genossen eine besondere Threngarde beigegeben, bestehend ans ehemaligen Kriegskeilnehmern und Deportierten . Als nach einer mit stürmischem Beifall aufgenommenen Rede De Drouckere», in der das Zusammenwirken der englischen Arbeiterklasse mit der deutschen als die Grundlage des Friedens gepriesen wurde, erhielt S a s s e n b a ch das Wort zu einer Rede, die er in französischer Sprach« hielt. Die 1S00 Anwesenden sangen ihm zu Ehren die»Znter- nationale" und dankten ihm durch stürmischen Beifall für seine Aus- führungen. Sodann fand noch ein Demonstrationszug von 12 000 Teilnehmern durch die Stadt statt, wobei es zu einem schwachen Gsgendemonstrationsversuch der Nationalisten kam, die durch die Masse der Arbeiter buchstäblich weggefegt wurden. In einem Schluß- wort auf offenem Platze schilderte noch der Führer der sozialistischen Bildungszentrale in Belgien Henri de Man seine Eindrücke ge- legentlich einer Informationsreise in Deutschland und insbesondere auf der Bielefelder Tagung der deutschen Arbeiterjugend, deren Gelöbnis„Nie wieder Krieg!' von den belgischen Proletariern stürmisch begrüßt wurde._ Englisther Gewerksthastskongreß und Generalftreik. Coudon, 10. September. (XOXB.) Der Gewerkschaftskongreß in Cordiff hat mit überwältigender Mehrheit einen An- trag abgelehnt, daß im Falle eines industriellen Sonfllkts der Einfluß der Arbeiterschaft zusammengefaßt werden soll, um einen erfolgreichen Ausgang de» Konflikts sicherzustellen. Der Beschluß des Gewerkschaftskongresses von Cardiff ist für die englische Arbeiterbewegung von großer Tragweite. Wie er- innerllch, stand die englische Arbeiterschaft bei dem letzten großen V e r g a r b e i t e r st r e i k, der ein volles Vierteljahr dauerte, wiederholt vor die Frage, ob die Arbeiterschaft der anderen In- dustrien in den Streik eingreifen sollte, um durch den Generalstreik einen Druck auf die Vergwerksbesitzer und die Regierung auszu- üben. Während die Gewerkschaftsführer davon abrieten und auf eine möglichst rasche und rein wirtschaftliche Lösung des Konflikts drangen, versuchte eine Reihe sogenannter„wilder' Räte, die unter den englischen Arbeitern eine nicht zu unterschätzendes Ansehen ge- nicßen, die politischen Forderungen in den Vordergrund des Kampfes zu schieben und für einen Generalstreik Stimmung zu machen. Die Entschließung von Cardiff läßt vermuten, daß nunmehr eine gewisse Ernüchterung eingetreten ist und die gemähigte Richtung die Oberhand gewonnen hat._
Englisch -französische Zmanzbesprechungen. London , 10. September. (WTB.) Einer amllichen Mitteilung zufolge wurde bei den Besprechungen Doumers mit Sir Robert 5) o r n e die sich aus dem Pariser Finanzabkommen ergebenden Fragen im Geiste vollkommener Freundschaft und Herzlichkeit ge- prüft. Es wurde vereinbart, daß die Ergebnisse der Besprechung in einer Beratung mit den anderen Alliierten noch- maliger Erwägung unterzogen werden sollen. E» fanden zwei Besprechungen statt, bei denen Sir Robert Hörne von Finanz- sachverständigen und Doumer von Tannery unterstützt war. Der Gedankenaustausch beschäftigte sich in der Hauptsache mit der Der- teilung der von Deutschland gezahlten«rüen Goldmilliarde. Stel- lungnahme und Anschauungen der britischen und französischen Re- gierung in dieser Frage wurden gründlich durchgesprochen. Wie ver- lautet, bleibt Doumer bis Sonntag in London : es wird jedoch gegen- wärtig eine weitere Besprechung nicht stattfinden. Paris , 10. September. (EE.) Zu den Besprechungen zwischen Robert Hörne und Doumer macht der Londoner „Temps'-Korre- spondent einige bemerkenswerte Mitteilungen. Danach verwies der englische Finanzminister Robert Hörne darauf, daß die sinan- ziellen Abmachungen vom 13. August Frankreich gewisse Dorteile gebracht hätten. Die deutschen Kohlenlieferungen, die über Rotterdam und Antwerpen gingen, werden Frankreich zum deutschen Inlandkohlenpreis angerechnet und nicht zum Exportpreise, wie es der Vertrag von Versailles und da» Spa- Abkommen enlsäsiedev hallen. Dadurch gewinne Frankreich 7 Mil- lionen Pfund Sterling, womit seine gesamten Besatzungskosten bis zum 1. Mai 1921 gedeckt seien, wobei nicht einmal der Wert der Saargruben berechnet ist. Die„Times' schreibt, daß Doumer namentlich darauf verwiesen habe, daß Deutschland Bankrott machen würde und daß, solange Deutschland etwas zahlen könne, alle Alliierten an diesen Zahlungen Teil haben sollten. Die..Times' schließt ihren Artikel: Da es sich gezeigt hat, daß die B e s o tz u n g s k o jt e n für die Alliierten mit Verlusten verbunden sind und daß sie«ine Last phn« jede« xroduttiven«harattsr bedeute», wäre e»
gut, die Besatzungskosten möglichst herabzumindern und namentlich die im Herbst beschlossenen Sanktionen aufzu- heben.
Salfour über öen Völkerbund. Genf , 10. September. (MTB.) Auf der heutigen Sitzung der VAkerbundversammlung ergriff B a ls o u r- England zu einer großen politischen Red« das Wort, die von der Versammlung mit gespannter Aufmerksamkeit aufgenommen wurde. Er begrüßte in sehr herzlichen Worten die bewundernswerte Tätigkeit des General- sekretariats und wies mit großer Entschiedenheit die Kritik zurück, die Branting an der Tätigkeit de» Rats geübt habe. Es bekümmere ihn tief, daß«in so allgemein geschätzter und hochgeachteter Mann wie Branting dem Rate vorwerfe, daß er den Eindruck mache, has Organ einer Mächtegruppe zu fein. Der Rede Lord Cecils stimmte Balfour zu und sagte, daß die Mandatssrage schwie- riger sei, als Cecil glaub«. Die Enttäuschung Eecils über die ge- ringen Fortschritte der Abrüstung sei berechtigt. Die Welt trage weiter an dem mühsamen Gewicht ihrer Rüstungen, aber doch seien Fortschritte zu verzeichnen, doch hätten die Länder Mittel- europas ihre Abrüstung begonnen und auch andere Läner(?) be- gännen damit. Man müsse bedenken, daß der Völkerbund mit aller- Hand Schwierigkeiten zu kämpfen habe. Wer könne behaupten, daß die Abrüstung weiter leicht möglich sei, wer dürfe erklären, daß e» keinen Krieg mehr gebe? Daher sei es schwer, entscheidende Arbeit zu verrichten. Auch habe man bei der Gründung des Völkerbundes auf den Leitritt aller Staaten gerechnet. Dadurch, daß verschiedene Staaten dem Völkerbund nicht angehören, entbehre man nicht nur der Ratschläge dieser Staaten, sondern auch der Autorität, die ihre Mitarbeit im Völkerbund verlangen dürfe. ver Völkerbund könne auch nicht abrüsten, wenn Slaolm, die ihm nicht angehören, die Abrüstung nicht vornehmen. Dasselbe gelte auch für die Fabrikation und den Verkauf von Munition. Nach dieser Anspielung auf Amerika , dessen Name allerdings nicht genannt wurde, machte Balfour die Kritiker am Völkerbund darauf aufmerk- sam, daß doch«ine bedeutende Arbeit vollendet sei. Der Völkerbund Hab« viele Konflikte geregelt, er regiere über Gebiete,«r Hobe den internationalen Gerichtshof gegründet, er bekämpfe die Geißeln der Krankheiten, a'beite an dem Wohle der Menschheit usw. Mit großem Nachdruck warf Balfour die Frage auf, wenn morgen der Völkerbund abgeschafft würde, wer würde sich mit all den Werten beschäftigen, die er in Genf vollbracht habe? Er schloß unter starkem Beifall mit einem Appell zum Wiederaufbau der Welt. » Das Völkerbundssekretariat machte heute Mitteilung über die gestrige erste Beratung der Unterkommissionen 1 und 2 der ersten Kommisston(Verfassungs- und Rechtskommission). Die Beratungen galten der Vertretung der kleinen Staaten im Völkerbund und Art. S Absatz 1 des Paktes. Er bezieht sich auf die E i n st i m m i g k e i t i m R a t und in der Versammlung. Di« zweite llnterkommission hat diese Frage bearbeitet und ist für die Beibehaltung der einstimmigen Beschlußfassung. Amerika und der Völkerbund . Washington . 10. September. (Reuter.) Auf Anfragen im Weißen Haus «, ob die Möglichkeit besteh«, daß«in neuer Völkerbund sich aus der bevorstehenden Washingtoner Konfe- renz entwickelt, wurd« mit der Feststellung geantwortet, daß die Washingtdner Konserenz selbst„Nationen in Gemeinschaft' darstelle. Es wurde hinzugefügt, Präsident Harding wünsche nicht, auf der bevorstehenden Konferenz durch zu viel« außerhalb stehend« Fragen Verwirrung hervorzurufen. Bei der amtlichen Bekanntgabe der Namen der amerikanischen Delegierten wurde betont, daß die Rüstungsfragen lediglich der Fünfmächtegrupp« Großbritannien , den Vereinigten Staaten , Frankreich , Italien und Japan überlassen würden. Es wurde auch festgestellt, daß die chinesische Delegation an der Hauptkonferenz nur bei Beratung von Fragen des fernen Ostens teilnehmen werde. In ähnlicher Weise sollen die Delegierten Bel- giene, Hollands und anderer Nationen Sitze auf der Konferenz er- hallen, wenn ihre Interessen im fernen Osten berührt werden. Es wurde klargestellt, daß die Konferenz nicht Delegierten aller Nationen offen stehen werde, da, wie erklärt wurde, die» die Arbeit der Konserenz hindern und nach Washington Ver- treter von Ländern bringen würde, die bei Entscheidungen über die Begrenzung der Kriegsrüstungen nicht lebenswichtige Fak- toren fein könnten. Die amerikanischen Delegierten werden keine Vollmachten haben. Bei jeder Vereinbarung, die sie eingehen, werden sie die G e n e h m i- gung der Regierung nachsuchen. Die amerikanischen b e- ratenden Körperschaften werden Vertreter der amerikani - schen Frauenwelt, der Arbeiterschaft und anderer amerikani- scher Gruppen umfassen, die cm den Rüstungsproblemen besonders interessiert sind.__ Entrüstete Gewaltmenschen. Durch die deutschnationale Press« läuft eine Zusammenstellung angeblicher sozialistischer Gewalttaten, verbrämt mit Zitaten aus sozialistischen Organen, durch die Aufforderugen zur Gewalttätigkeit nachgewiesen werden sollen. Nach gewohnter Manier schreckt man dabei vor groben Fälschungen nicht zurück. So soll in einem Artikel des Genossen Schiff aufgefordert worden fein, Helfferich, Ludendorff, Westarp und Tirpitz an die Laterne zu hängen. In Wirklichkeit war in dem Artikel ausgeführt, daß am 9. November 1918 Helfferich, Ludendorff usw. nicht die Bekanntschaft der Laterne gemacht hätten und es hieß dann ausdrücklich, daß die Arbeiterschaft, wenn sie auch unter den Folgen litte, ihre Auständig- keil in den Tagen der Revolutionsstürme nicht bereue, denn um fo anständiger stehe sie heute da. Die heute notwendige Säuberung»- arbeit, heißt es in dem Artikel weiter, läßt sich ohne Gewalt- tätigkeit und mit rein verfassungsmäßigen Mit- teln durchführen.— Hieraus«ine Aufforderung zum Mord zu machen, bedarf es der ganzen deutschnationalen Zitatenentstellungs- kunst. Die Deutschnationalen haben aber überhaupt den Zeitpunkt ihrer Entrüstung schlecht gewählt. Gerade dieser Tage beginnt in Memmingen im Allgäu ein Laudfriedeusbruchprozeh wegen schwerer ansisemilischer Ausschreitungen. Als Führer des Pogroms ist der praktische Arzt Dr. Sirius an- geklagt, Führer des deutschvölkischcn Schutz- und Trutzbundes. Dieser hat planmäßig zum Sturm auf die Wohnungen jüdi- scherHSndler aufgehetzt, erst die christlichen Gewerkschaften hier- für gewinnen wollen und als ihm dies nicht gelang, mit besserem Erfolg bei den K o m m u n i st e n(!) Unterstützung gesucht und ge- funden. Am 6. August stürmten Deutschvölkisch« und Kommunisten in holder Gemeinschaft die Villa des 5)ändlers Rosenbaum, wobei außer Sicius auch noch ein gewisser H a i l, gleichfalls Führer der Deulschvölkijchen, die Rolle des Hetzer» spielt«. Di« Anklag« gegen Dr, Sirius Kellt fest, daß er
tagelang aufdles«»Bogrom hingearbeitet hat. Daß es nicht zu weiteren Krawallen und Plünderungen kam, liegt nur daran, daß Dr. Sicius sich mit feinen kommunistischen Bunde«- genossen überwarf, die gleichmäßig gegen jüdische und christliche Ge- schäfte vorgehen wollten, während es Dr. Sirius nur um die Juden zu tun war. Allein dieser Fall sollte die deutschnationale Presse zur Borstcht mahnen. Wenn ste aber außerdem wissen wollen, wie eine wirkliche Ausforderung zum Mord in der Presse aussieht, nicht ein« gefälschte, so verweisen wir sie auf Nr. lüZ der deutschnatio- nalen„Mecklenburger Rachrichten', wo es in bezug auf Maximilian Horden heißt; wann wird man diesem poülische» Schuft und Schwindl« endlich den Garaus macheu? . Solche Mordausforderungen stehen keineswegs»ereinzelt da, wir erinnern nur an den Fall L e b i u». Sollten die Deutschnatio» nalen auch ihr schönes Kampflied vergessen haben, in dem es heißt: Laßt uns froh und munter fein, Schlagt dem Mrth den Schädel ein, hängt den Walter Rathenau Di« gottverdammte Iudensaul Haben die Deutschnationalen ganz vergesse», daß ihr offizielles pommersches Organ die Kunde von der Ermordung Crzber» g e r » mit einem„Aufatmender Befreiung' begrüßte, mck» daß bei dem ersten mißlungenen Attentat dos deutschnationale Blatt in Arnswalde fein Bedauern aussprach, daß der Schuß nicht tödlich gewesen sei?! Haben ste all die anderen unzähligen Roheltsausbrüch« der Presse vergessen, die wir anläßlich der Tat registrieren mußten? Wir wollen ihnen sonst noch da» folgende„Gedichf aus Nr. 202 der.Donauwörther Zeitung' vom 3. September(im Auszug) vor- setzen: DasMarterlimSchwarzwald. Es ging ein Mann hier einst spazier'«, Weil er Minister war a. D. Mit Iudengeld ließ er sich schmier'n, Drum war er Kanzler auch in sp«. Am Gelbe hing er wie Satan, Die Juden hielt er hoch, Und war er auch ein Zentrumemann, Ein Erzlump war er doch. Und falls das nicht genügt» so wollen wir daran«rinnern, was die„Ostpreußische Zeitung', das offizielle Organ der Deuffchnationalen, am 19. Mai 1919 anläßlich der Anwesenheit der Minister Hirsch, Heine und Braun als„Begrüßungsartikel' schrieb: „Sehr geehrte Herren! Sie wollen mit der Bevölkerung Füh- lung nehmen. Es muß ein köstlicher Gedanke für Sie sein, daß der gutmütige Ostpreuße politisch« Morde oder irgendeinen Ge» waltakt verabscheut. Sonst würde er Sie und, um das halb« Dutzend voll zu machen, Ihre Genossen Ebert und Scheidemann und Ihren Kollegen Erzberger an den festesten hanfftricken, die wir trotz aller Rohstoffnot in Ostpreußen noch haben, an de« Kandelabern vor der Börse aufknüpfen. Da» ist die Stimmung der ostpreußischeu Bevölkerung!' Das ist nur so einiges, gerade Herausgegriffenes. Wenn uns die deutfchnattonale Presse das nötige Papier zur Berfügung stellt, wollen wir ihr gern einen zehnfach umfangreicheren Deweis er» bringen, mit welcher Berechtigung gerade sie über Mordhetze klagt.
�ngeftelltenftreik in den städtischen Werken. Die Angestellten der städtischen Gas», Elektrizitätswerte und de» Oschofen» hatten seit 1919 einen Tarifvertrag, der zum 31. März d. I. aus Veranlassung des eine kleine Minderheit ver- tretenden Kommunalbeamtenverbandes vom Magistrat gekündigt wurde, obwohl die mitbeteiligten Afa-Organffationen (Zenttalverband der Angestellten, Bund der technischen Angestellten und Beamten, Deutscher Werkmcisterverband) und der Zentralvev» band der Maschinisten und Heizer den Tarifvertrag ohne jed» Aenderung beibehalten wollten. Auf wiederholte» Drängen der Organisationen fanden dann am 14. April und 31. Mai Verhandlungen mit der Tarifdeputation des Magistrats statt mit dem Ergebnis, daß dem Magisttat empfohlen wurde, einen Tarifvertrag abzuschließen. Der Magisttat lehnte den Vorschlag der Tarff» deputatton in zwei Sitzungen ab. Der angerufene Schlichtungsausschuh entschied am 18. August einstimmig» also mit den Stimmen der vom Magisttat selbst benannten Arbettgeberbeisitzer und der des unparteiischen Vorsitzen» den, daß der Magisttat einen Tarifoerttag mit den Organisationen abzuschließen hat. Der Mogistrat lehnt« auch diesen Schiedsspruch in zwei Sitzungen ab. Daraufhin wurde der Demobümachungs- kommissar angerufen, der am 9. September den Schiedsspruch für verbindlich erklärte. In einer außerordentlichen Sitzung be» schloß der Mogisttat gestern, sich auch dem Entscheid des Oberpräsidenten nicht zu fügen. Am 8. September nahm«in« Vollversammlung der Angestellten zu dem Verhalten de» Magistrats Stellung und beschloß«in» st immig, in«inen Streit«inzutreten. Inzwischen wurde«in« Urabstimmung in den städtischen Werken eingeleitet, über deren Ergebnis wir bereits berichteten. Dieses Ergebnis war dem Magisttat in seiner Sitzung am Sonnabendvormittag ganz genau bekannt. Trotzdem hat er es für richtig besunden, dem Entscheid des Oberprästdenten nicht beizutreten und das Reichsarbeitsministerium anzurufen. Die Angestellttnschaft erblickt hierin«ine neue Ver- schleppungsabsicht des Magistrats und ist nicht m der Lage, nachdem bereit» fünf Monat« der tariflose Zustand in den Werken besteht, sich noch länger hinhallen zu lassen. Der Streikausbruch ist also unvermeidlich ge- worden. Di« Bewegung deschränkt sich auf die auch bisher von dem abgelaufenen Tartsverttage erfaßten Angestellten, jedoch werden die übrigen nicht unmittrtbar am Streik beteiligten Arbeitnehmer wohlwollende Neutralität beobachten. Die Angestellten» schaft hat bisher mit unerhörter Langmut dem Treiben des Kommu- nalbeamtenverbandes und des Magistrats zugesehen. Sie ist jedoch jetzt nicht mehr gewillt, die Unsicherheit in ihren Rechtsverhältnissen noch weiter geduldig hinzunehmen, um so mehr es sich hier durchaus nicht um«ine Geholtsforderung Handell, sondern lediglich um die Wiederherstellung rechtlicher Beziehungen, wie ste schon in den vorhergehenden Jahren bestanden haben. » Der von un» bereit» mitgeteilte Schiedsspruch für die städtischen Arbeiter wurde vom Magffttat m der Sonnabendsitzung onge» nommen.
Eine Versammlung Südtiroler Gemeindevorsteher hat eine Reihe ?olittscher Forderungen ausgestellt, um die Südtiroler Eigenart inner- alb des italienischen Staatsverbandes zu schützen. Sie fordern U. a. Wiederherstellung der autonomen Landeseinrichtungen und Befreiung vom Militärdienst, da Italien nicht ver- langen könne, daß die Deutschen Südtirols für Italien Waffendienst« tun, während in Deutschland und Deuffchösterreich Militärfreihell herrscht. Fascistenunkat. Wie dl«„Grazer Tagespost' au» Laibach mel- det, haben in K o j o n o bei Trieft T r i« st e r F a s c i st« n das slowenische Narodni Dom(V o l k s h a u s), in dem olle slowenischen Vereine der Umgebung von Trieft untergebracht sind, in die Luft gesprengt. Do» Gebäude brannte vollständig nieder. In der südslawischen Presse herrscht große Erregung wegen dieses Vorfall«,