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Der Wassenstillstandskommisfion Negt ledigkich die Regelung der den Waffenstillstand betreffenden militärischen Fragen ob. Politische Fragen werden bei den Friedensverhandlungen geregelt und er- örtert. Sollte wider Erwarte« bei Waffenstillstandsverhandlungen Material erforderlich fein, das das politische Gebiet berührt, so wird dasselbe dem Vertreter des Auswärtigen Amtes zur Verfügung ge- stellt werden und von diesem zu verwerten sein. Vitt« OHL. entsprechend zu informieren." Es nimmt kein wunder, daß die OHL., und daß besonders der General v. Gündell über diesen kalten Wasserstrahl höchst entsetzt waren. Das waren Töne, di« die OHL. in diesem Kriege von einer Zivilregierung noch nicht gehört hatte. Seit jener Zeit war die Gündcllsche Waffenstillstandskommission auf das Berliner Kriegskabinett nicht gut zu sprechen. Wie schief die Militärs damals die Lage beurteilten, geht auch aus den umfangreichen Personalvorbereitungen hervor, die sie zur Reise nach dem Orte des Waffenstillstandes trafen. Hohe Militärs und Diplomaten, Adjutanten und Hofräte, Stenographen und Burschen, alles in doppelter und dreifacher Garnitur, ja sogar einen Journalisten hatte man darauf vor- bereitet, an den Verhandlungen persönlich teilzunehmen. Jeder Tag zeigte deutlicher, daß es zu ausführlichen Verhandlungen gar nicht kommen würde. Die OHL. blieb bei ihren Vor- bereitungen. Man hätte meinen sollen, daß es schwer war, Männer zu finden, die den harten Gang nach Compihgne an- traten. Das war nicht der Fall. Was wir später in Deutsch - land erlebten, sobald eine Ententekommission mit deutscher Be- gleitung zu versehen war, spielte sich schon damals ab: die Offiziere drängten sich geradezu, an der Expedition teilzu- nehmen. Um so heftigeren Unwillen erregte es, als der von dem Reichskanzler ernannte und vom Kabinett einstimmig dele- gierte Staatssekretär Erzberger eines Tages in Spa eintraf. Er scheint zunächst mit General von Gündell, dem bisherigen Leiter, zusammengearbeitet zu haben. Denn in einem Tele- gramm vom 6: November, das Erzberger von Spa aus an das Auswärtige Amt sandte, ist der General unter den Teil- nehmern der Delegation noch mit aufgeführt. Dann ist General von Gündell plötzlich ausgeschieden. Was an der Nachricht wahr ist, daß die französische OHL. selber für den von Spa aus geplanten Massenbesuch gedankt hat, weiß ich nicht. Es ist sehr wahrscheinlich, daß General von Gündell die Reduzierung der Kommission auf das Allernotwendigste und die Führung der Kommission durch Erzberger , zu der dieser durch das Kabinett verpflichtet war, auf die Dauer und inner- lich nicht hat anerkennen wollen und deshalb auf die weitere Mitarbeit verzichtete. Auf jeden Fall ist General von Gündell, wie ans einem Telegramm Hintzes vom 7. November ans Auswärtige Amt hervorgeht, zurückgetreten und Erzberger am gleichen Tage 12 Uhr mittags, lediglich begleitet von Graf Oberndorff (Auswärtiges Amt ), von Winterfeldt(Heer), und Vanfelow(Marine) in Richtung Chimay-Fourmies-La Capelle abgereist. Was die übrigen Herren anbetrifft, deren Mitreise als inopportun angesehen wurde, so gaben sie ihre Hoffnung, mit- reisen zu können, noch nicht auf, sondern blieben als sogenannte zweite Staffel" zunächst im damaligen Hauptquartier der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz wartend liegen. Sie sind niemals weiter gekommen. Unter ihnen befand sich neben anderen Majoren auch jener Major Düsterberg, der sich heute in derDeutschen Tageszeitung" darüber beklagt, daß nicht die geeigneten Männer an den Verhandlungen teilgenommen haben. Ich kenne Herrn Düsterbergs Fähigkeiten nicht. Aber auch er wird nicht bestreiten können, daß der Generalmajor von Winterfeldt zum mindesten� das Sachverständnis und die Verhandlungsfähigkeiten des Generals von Gündell befaß. Es würde sich nicht lohnen, auf die Klagen derDeutschen Tageszeitung" näher einzugehen, wenn nicht aus ihnen wiederum jener nachgerade komisch anmutende Glaube herausleuchtete, daß wir durch größere Gerissenheit in den Verhandlungen den militärischen Siegern irgendwelche wichtige Zugeständnisse hätten entreißen können. Es wird 1. Internationaie Tagung für Sexualreform Der 1. Verhandlungstag war theoretischen Fragen gewidmet: b«- sonders der Bedeutung der inneren S e t r« t i o n für die mensch- liche Sexualität.?n zwei großen Rejeratsn wurde der gegenwärtige Stand der Forschung, welche ja durch die Experimente Steinnchs die breitere veffentlichleit bewegt hat. dargelegt. Prof. L i p s ch ü tz- Dorpat erörterte, gestützt auf eigene Experimente, die von den Keim- drüsen ausgehende Absonderung spezifischer Stoffe ins Blut: er zeigte ihre geschlechtsspezifische Verschiedenheit bei der männlichen und weiblichen Keimdrüse und verfolgte die gestaltbildenden und die geschlechtsmerkmalbildenden Wirkungen dieser inneren Setretion. Er verteidigte sein? und Steinachs These, daß der Ort, wo die inneren geschlechtsbestimmenden Sekrete sich bilden, das Zwischen- gewcbe der Keimdrüsen, die sogenannte Pubertätsdrüse, sei, an Hand zahlreicher Demonstrationen. Prof. Bicdl-Prag , der größte Kenner der inneren Sekretion, ergänzte nicht ohne mancherlei Kritik die Ausführungen. Er zeigte, daß die geschlechtsbestimmenden Fak- toren nicht nur von den Keimdrüsen ausgehen, sondern von dem gesamten Apparat der Blutdrüsen, dem eigentlichen Träger der Gesamtkonstitution. Die Gcschlechtsbestimmung eines Menschen darf nicht ausschließlich nach seinen Keimdrüsen erfolgen, sondern nach dem Ueberwiegen körperlicher Merkmale, die als Geschlechts- kennzeichen gelten und nach seiner seelischen Beschaffenheit. Schärfer ablehnend gegenüber der Pubertätsdrüse äußert sich der Hallenser Anatom Stieoe. Die Zwischenzellen des Hodens seien nur Träger von Ernährungsfunktionen: die innere Sekretion lieg« bei den Keimzellen. Steinachs berühmt«-Zellen kämen überall vor. Die Lurche haben überhaupt kein Zwischengewebe in den Keim« drüsen, und doch ausgesprochen« Gcschlechisdifferenzen. Geheimrat Benda, der Berliner Anatom, schließt sich aus morphologischen Er- waqungcn den Bedenken theoretischer Art an. Aber auch Stieves Lösung der Frage nach dem Ort der inneren Sekretion erklärt keineswegs alle Befunde. In mehrmaligen Ausführungen vcr- t-idigt L i p s ch ü tz seine angegriffenen Positionen. Wenn auch die Erörterung der Probleme nicht gelöst ist, so hat sie sie doch in um- fangreicher Weise in der Fülle ihxr Schwierigkeiten beleuchtet. Privatdozent Weil berichtet über die Körperpropor- tionen von normalgeschlechtlichen und von homosexuellen und osexuellcn Männern, über die er umsnngreiche Erhebungen an 400 Fällen angestellt hat. Es ergaben sich erhebliche Abweichungen, insbesondere in dem Verhältnis der Oberlänge de» Körper» zur Ilnterlänge. Da die Wachstumsverhaltnisse ein Ausdruck der inneren Sekretion des Bliitdrüsensystem», besonders der Keimdrüsen, sind, so zeigt sich ein bemerkenswerter Parallelismus körperlicher und psychischer Beschaffenheiten. Freiherr von Reitze« st ein regt als Anthropologe an. auch die morphologische Rassen bildung ein- mal unter dem Gesichtspunkt der innersekretorischen Konstitution zu erforschen. Dann kommen die klinischen Erfahrungen zur Sprache, di? sich aus der Anwendung der Steinachschen Ope- rationen auf den Menschen bis jetzt ergeben haben. Peter Schmidt, Berlin , und Littouer, Berlin , haben die sogenannt« Der- immer eine der seltsamsten Erscheinungen ln der Politik dieser eit bleiben, daß dieselbe OHL. und dieselben nationalistischen reise, die dem deutschen Volke jahrelang jede Hoffnung auf einen Frieden der mittleren Linie als unmännliche Schwäche und phantastische Friedensduselei verekelt haben, uns heute weismachen wollen, daß wir durch anderes Verhalten während der Waffenstillstandsverhandlungen den Vernichtungswillen des Siegers, von dem sie uns immer predigten, irgendwie hätten beeinflussen oder bezwingen können. Denn was ist jener Friede ohne entehrende Bedingungen, den wir nach der Theorie der Dolchstoßlegende durch Weiterkämpfen im Herbst 1918 unbedingt hätten erreichen können, anders als jener Friede der Verständigung und Versöhnung, den die deutsche Demokratie von Anfang des Krieges an für die einzig er- strebenswerte Lösung des Friedensproblems erklärt hat. Nur hat sie ihn klug und nüchtern zu einer Zeit gefordert, wo Deutschland militärisch und wirtschaftlich noch einen drohen- den Machtfaktor darstellte. Als die OHL. sich zu dem Glau- den an einen Verständigungsfrieden endlich bequemte, war es, wie immer in der deutschen Politik, zu spät. Der Glaube an einen Frieden ohne die sogenannten entehrenden Bedingungen im Herbst 1918 nach dem Wafkenstillstandsangebot war phan- tastisch und konnte nur von Leuten geteilt werden, die ent- weder haltlos oder böswillig waren. Im Oktober-November 1918 waren wir nicht nur militärisch geschlagen, sondern stan- den durch die Ereignisse im Westen und im Südosten dicht vor dem vollkommenen strategischen und wirtschaftlichen Zu- sammenbruck). Zu behaupten, daß den harten Tassachen der militärischen Lage und dem überschäumenden Siegerwillen der alliierten Militärs Herr von Gündell oder irgendein an- deres Genie auch nur eine geringste wesentliche Verbesserung zugunsten des deutschen Volkes abgetrotzt hätte, ist entweder geschichtsschreiberischer Leichtsinn oder parteipolitisches Ver- brechen._ Graönauers Befürchtungen.. Reichsminister des Innern Dr. Gradnauer empfing den Berliner Korrespondenten desMatin" und erklärte ihm: Ich will nicht verhehlen, daß mir die innerpolitische Lage des Reiches düster erscheint. Die Verteuerung der Lebenshaltung, die sich noch in den ersten Wintermonaten bei der Durchführung unseres Steuer- Programms steigern wird, muß unter der Arbeiterklasse Aufregung hervorrufen, die die äußerste Rechte und die äußerste Linke auszu- beuten versuchen werden. Die deutsche Republik muß sich Haupt- sächlich um die b o l s ch e w i st i s ch e und um die m o n a r ch i- stischr Gefahr kümmern. Die bolschewistische Gefahr ist nicht mehr bedeutungsvoll, das bolschewistische Ideal verblaßt immer mehr. Die Spaltung, die der Kongreß von Halle vornahm, stärkte die Un- abhängige sozialistische Partei, indem sie von unruhigen Elementen befreit wurde, die die Partei in Abhängigkeit von Moskau bringen wollten. Zwischen Sozialdemokraten und Unabhängigen sind die grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten stark gemildert, seit die Unabhängigen dieDiktatur des Proletariats " von ihrem Programm gestrichen hoben. Der gefährlich st e Feind der Republik sind jeneOffiziereund Beamten und Universität s- Professoren, die die Republik ihrer privilegierten Stellung beraubte. Sie können sich mit dem gegenwärtigen Zustand nicht abfinden und verachten die Arbeiterklasse, deren wundervoller Widerstand gelegentlich des Kapp-Putfches den Plan, di« Monarchie wiederherzustellen, vernichtete. Es ist möglich, daß unter ihnen eines Tages wieder ein. Catilina erstünde. Zu dieser gefährlichen Gruppe kann man noch alle Unzufriedenen hinzurechnen, die die deutsch « Republik für die Verteuerung der Lebensführung und des Wirtschaftslebens verantwortlich machen. Sie glauben, daß die Rückkehr der Monarchie die Heilung der wirtschaftlichen Lage Deutsch - lands herbeiführen könnte. Die großen Schwierigkeiten der auswärtigen Lage liefern diesen Gegnern wertvolle Argument«. Sie werfen der deutschen Re- publik vor, daß sie auf außenpolitischem Gebiete keinen Erfolg hatte.' Die Presse der Rechten schürt den Haß nicht nur gegen Frankreich , sondern auch gegen die deutsche Demokratie. Es war ein Irrtum Frankreichs , die Zwangsmaß- jüngungsoperation, die Unterblndung des Samenstranges, im ganzen 37 mal ausgeführt. Die Nachuntersuchungen eistrecken sich über mehr als ein Lahr . Die Erfolge waren, von wenigen Ver- sagern ausgenommen, überaus günstig«. Weniger Günstiges be- richtet der Berliner Chirurg S t a b e l über die Erfolge der Hoden- Überpflanzung. Bei Homosexualität hat der Redner in sechs Fällen nur Mißerfolge gehabt. Die Debatte ergibt, daß beim Menschen überpflanzte Organe fast stets ihre Lebenstätiakeit einbüßen. Prof. von Ehrenfels-Prag , der Philosoph und Ethiker, spricht über das ThemaKulturelle und eugenische Sexualmora l". Die Dauer°Ein«l)e ist keineswegs ein natur- gewollter Zustand. Sie hat dahin geführt, daß die konstituioen Kräfte der Kulturvölker sich erschöpft haben. Dem eugenilchen Ziel genügt diese sexuell« Ordnung nicht. Die gleichzeitige Anpassung der Sexual- ordnung an«in kulturelles und ein eugenisches Ziel ist im Höchstmaß nicht möglich. Aber auch die Polygymie, wie sie etwa die mehrtausend- jähriae Erhaltung der volkskroft und� Kultur Chinas gewährleistet hat, ist nicht das«ugenische Ideal der Sexualordnung. Wie die neu« Sexualordnung aussallen wird, hängt von dem Entwicklungsgange ab. den Kultur und Wirtschast der Gegenwart zu nehmen bestimmt sind. Einstweilen frommt uns sexuelle Erkenntnis, Kampf gegen Ver- hüllung, Lüge und falsche Scham, Lockerung der monogamen Sitten un� Duldung aus Prinzip und aus Wahrhaftigkeit. Helen« Stöcker widersprichi dieser kalten Prophetie in gemütvollen Aus- führungen über Erotik und Altruismus. Monogame Veredelung und Vergeistigung des Geschlechtlichen ist ihr Ziel. Ueber das Thema Geschlecht im Recht" äußern sich di« Juristen Werthauer, Berlin , und D e h n o w, Homburg . Erster«? spricht die geltenden geschlechtlichen Sitten als das bloße Produkt der kapitalistischen Wirt- schastsordnung an und sieht in der sexuellen Gesetzgebung nur eines »der Mittel, um diese Wirtschaftsordnung mit Gewalt zu einer dauern- den zu machen. Ihr gegenüber stellt er das Raturrscht der sexuellen Freiheit auf: Dehnow unierzieht den neuen Strofgesetzentwurf einer eingehenden konkreten Kritik. kammerspiele:.Die Zungiern vom Bischofsberg von Hauptmann. Aus welchen Gründen die Leitung dieser Bühne, die über das Auf- führuugsrecht der Hauptmannschen Werke in Berlin verfügt, darauf verfiel, just dieses Lustspiel neu zu inszenieren, ist nicht recht ver» ständlich. In keinem seiner Stücke ist der Dichter weniger er selbst als hier. Der Eindruck, den man vor vi«len Iahren bei der Erstauf- führung erhielt, bestätigte sich nur beim Wiedersehen. Um die kleine Anekdote des düpierten Oberlehrers, den übermütiges Jungvolk im Garten vergrabene Altertümer vorspiegelt, und der dann vor den versammelten Gästen nichts anderes als ein wohlgefülltes Kofferchen mit leckerem Picknickinhalt« zu Tags fördert, gruppieren sich üinf ganz« Akt«. Sie entschädigen für das Feblen jeder Lustspielhandlung auch nicht durch farbig stimmungsvolle Beleuchtung von Menschen und Milieu. Der Dioloa. in dessen individueller Rüancieruna.Haupt- mann sonst ein Meister ist, versandet hier ins Breite und Bezichungs- lose. Der Reiz, den die Erinnerung an eigenes Erleben um dies« heiter frohe Welt der Dischofsberger Mädel wob, hat sich nicht um« gesetzt««im frei« Schöpfung, die auch di« Phantasie des Zuschauers nahmen nach der Annahme des Ultimatums aufrechterhalten ztt haben. Die brennendste Frage ist die von Oberschlesien . Wenn diese Piovinz, die ihre Entwicklung der Arbeit und der Industrie Deutschlands oerdankt, dem Reich nicht verbleibt, könnte man eine freiwillige Rechtswellc" nicht vermeiden. Das Verbrechen von Griesbach hat die monarchistische Gefahr ein wenig enthüllt. Es hat aber gezeigt, daß die A r b e i t e r k l a s s e i m m e r einig ist, wenn es sich darum handelt, die Verfassung zu verteidigen. Sollten neue Attentate gegen Republikaner oder Sozialisten verübt werden, wäre es nicht mehr möglich, den Unwillen der Arbeiterschaft einzudämmen. Glücklicherweise wünscht niemand, den Bogen allzusehr anzuspannen. Die Vertreter der äußersten Rechten und der äußersten Linken versprachen mir, ihre Presse zur Mäßigung einzuladen. Mit Bayern dürfte man bald zu einem Einvernehmen gelangen. Der Belagerungszustand in Bayern wird aufgehoben werden. Die Reichsregierung kann es nicht länger dulden, daß ein Ausnahmezustand besteht, unter dem die Republikaner verfolgt werden und die monarchistischen Verschwörer alle Freiheit genießen. Se!bst1A)utz oöer Räuberbanöe? In Ziegenhals sind nach einer Meldung desB. T." samt- liche Angehörige einer aus früheren Selbstschutzleuten bestehenden Bande verhaftet worden, die sich schwere Uebergxiffe in jeder Hinsicht zuschulden kommen ließen. Jüdische Bürger in Ziegen- hals sind schwer bedroht worden. Zahlreiche Pserdediebstähle sind vorgekommen. Auch einige Uebergrifse an der tschechoslowa- tischen Grenze sind vorgekommen, und Schießereien aus einen tschechischen Posten haben sich ereignet. Bei der Verhaftung der Bande gelang die Beschlagnahme von 84 Pferden, zahlreichen Last- auios und Personenwagen. Erwähnt wird der Fall des Leutnants Exnsr, des Sohnes eines Generals Exner, der auf frischer Tat verhaftet ist, nachdem er einem pflügenden Bauern das Pferd aus- gespannt hatte und zu oerkauseu suchte. O Wir haben schon früher auf das gemeingefährliche Treiben eine« ähnlichen Bande des Freikorps Oberland aufmerksam ge- macht, die ihren Sitz in Schloß Vielau(Kreis Reitze) hatte und mitdenMünchenerMordbanditenin engster Fühlung stand. Die mit großem Polizeiaufgebot versuchte Aufhebung der Bande ist leider nur zum Teil geglückt, da die Haupt- führer, offenbar rechtzeitig gewarnt, sich in Sicherheit gebracht hatten. Eine Anzahl Verhaftungen wurden vorge» nommen. DasB. T." schiebt den Mißerfolg auf den preußischen Staatskommissar für die öffentliche Ordnung, von dem es sagt, er habe eine unglückliche Hand gehabt. Uns scheint ein be- sonders unglücklicher Griff gewesen zu sein, daß die Durchführung der Aktion dem als besonders reaktionär bekannten Führer der Düsseldorfer Schutzpolizei , dem Grafen v. P o n i n s k i an- vertraut worden ist, der unseres Wissens auch im Kapp-Putsch eine mindestens zweifelhafte Rolle gefpiell hat. Wird,, das Mini­sterium Stegerwald untersuchen, wen die Schuld an dem Entkommen der Haupttäter trifft? « Seit dem Entkommen der Haupttäter spielt auch die Justiz eine besondere Rolle, die den Berhafteten Arnold Rüge, wie wir bereits mitteilten, aus der Untersuchungshaft entlassen hat. Rüge ist jetzt verschwunden. Offenbar ist di« Enllassung erfolgt, ohne daß sich die zuständigen Stellen mlk den Behörden, die im Lefitz umfangreichen Beiasiuugsmaterials gegen Rüge find, iu ver« bludung gesetzt haben. wenn es nur wahr wäre! Paris . 17. September. (EE.) Aus dem Haag wird derChi­cago Tribüne" berichtet: Die Mitglieder des Hohenzollern - Hauses, die sich noch in Deutschland befinden, bereiten allgemein ihre Abreise nach Holland und der Schweiz vor. Die Nachrichten aus D o o r n besagen: Diese Flucht erklärt sich aus der unsteten politischen Lage in Deutschland . Der Herzog und die Herzogin von Braunschweig mit ihrer Famille und Prinz Adalbert kamen letzte Nacht in Haus Door» an, ob» wohl man sie erst für den Oktober erwartete. mit in ihren Bann zieht. Je höher man den Dichter schätzt, um so peinlicher empfindet man die Annäherung an konventionelle Blässe. Wo das Poetische aufhört, aus dem Gebiet der mit bloßen Augenblicks- und Unterhaltungswirkungen arbeitenden Mache sind ihm gor viel« überlegen. Von den im Stücke kor« bedachten Jungfern, gewann im Spiels die jüngste der Backfische, Roma Bahn , noch am ehesten bestimmter« Physiognomie. Hermann T h i m i« gab den aus der Fremde heim- gekehrten Werber Züge eines kernig sympathischen Naturburfchentums. D i ege lm ann repräsentierte behaglich humoristisch den Onkel und Schutzpatron der munteren Schar. Träger und Mittelpunkt der Auf- führung, dem auch der lebhafte Applaus in erster Reihe galt, war Max G ü l st o r f f s selbstgefälliger pedantischer Oberlehrer. Ein Kabinettstück drolliger Karikatur, das sich doch überall in den Grenzen des Möglichen hielt. ckt. Scherz, Sasire, Ironieoder" liefere Bedeutung.Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung " nannte Grabbe fem tolles Lustspiel, das von merkwürdigsten Genieeinfällen strotzt: der Vorfall aus dem Leben, das sonderbarer als die Dichterphantasie arbeitet, zwingt zu einemoder". Aber dafür kann man ihn auchFeind- schaft und Geschäft" oderWeltgeschichtlicher Ulk" nennen. Der entthronte Kaiser Wilhelm flieht nach Holland , das hol- ländische Ministerium weiß nicht, wohin mit ihm, und drängt den Besitzer von Amerongen, ein Glied der weitverzweigten Familie Dentinck, deren eine wichtige Linie englisch ist. ihn aufzunehmen. Nachdem dies nun geschehen ist, kommt die englische Seitenlinie noch Amerongen, und während Lloyd George die Auslieferung des Er- Kaisers verlangt, oder mindestens ein. Gericht über ihn, erreicht es die hochadlige englische Lady Norah Bentinck, ihn kennen zu lernen, und weiß nichts wichtigeres zu ttm. als ein Buch über sein Leben in Amerongen zu schreiben wohl für ihre englischen adligen Freunde und Freundinnen. Das ist ja ja interessant für den Spleen: Exkaiser im Exil.> Aber un kommt das Ulkigste: der Verlag für leichte Unter» hakwngslettüre Ullstein in Berlin , der die sogen, spannenden Bücher herausgibt für Reife, für Bureaus»nd st) weiter, sichert sich das Ge- schäft und liefert dem deutschen Volk auch dieses unterhaltende Buch. Er ahnt schon die bohe Auflageziffcr. Dieser nämliche Verlag aber verlegt eine Reihe streng demokratischer, republikanischer Zeitungen. Es geht jedoch um das Geld des Verlages, und so drucken die demo- kratischen Zeitungen von derB. Z. " bis zu der ganz links schielen- den.Berliner Allaemeinen" Kapitel aus diesem spannenden Roman: Der Kaiser im Exil! Scherz, Satire, Ironie oder tiefere Bedeutung?! Grktanfführnngen der Wock?«. Moni. Deulicke« Tfitaters ..Herodez und Woriarnnt.* TienSt.$ub. Künklertbeater: . 5} c to e j l e." Mittw. Residenzlbelüer:. D e r König' �rcit» Cchiller-Thcnter:.Der Richter von ist ola inen.' Luslsvielbnuz: Dre Schauspieler' Tonn. NeucS Volle-TherUcr:»Der Schrei nach Ruhe.' Metropol- Tf cater:.Die Strahen» s ä n g e r i n.' UraniavortrSge. Jeden Abend?»Unser schSneZ Riesengebirge '.