Neichskoalitio« durch die Unabhängige« sei dach eine so unsichere Aussicht, daß man auf sie nicht bauen könne. Bei aller Skepsis möchten w i r aber doch lieber auf die wachsende Einsicht der USP. als auf die Früchte des republikanischen Patriotismus der Deutschen Volkspartei warten.
die tzohenzotlernfche Steuerschiebung. Der schwerindustrielle„Verllner Lokalanzeiger" nebst Ablegern ist bisher die einzige reaktionäre Zeitung, die gegen unsere öffentliche Anklage das Wort zu nehmen wagt; die übrige monarchistische Presse hält es für klüger, ihren Lesern von unseren Feststellungen nichts mitzuteilen. Die Sache ist ihr augenscheinlich zu peinlich. Das, was der„Berliner Lokal- anzeiger" und der„Tag" in ihren gestrigen Morgen- und Abendausgaben sagen, ist dennoch tödlichste Verlegenheit und komisches Gestottere. Morgens meint man,„zustöndigerseits" habe man erfahren,„die ganze Angelegenheit ist derartig verwickelt, daß es unmöglich war, schon die Morgenpreste über den Fragenkomplex zu unterrichten". Am Abend hat man die Angelegenheit doch noch nicht auseinandergewickelt, da wird mitgeteilt, daß„das königliche Hausministerium mit dem preußischen Finanzministerium in Besprechungen einge- treten" sei. Weiter heißt es dazu: „Man glaubt zu der Annahme berechtigt zu fein, daß es sich um nichts anderes als eine Hetze von sozialdemokratischer Seite handelt, und die„Enthüllungen" dürften sich als großer Bluff herausstellen." Wir sind etwas anderer Meinung. Einstweilen wollen wir die Besprechungen zwischen dem„königlichen" Haus- Ministerium und dem preußischen Finanzministerium dadurch etwas fördern, daß wir die Spur, auf der Man suchen muß, etwas deutlicher aufzeigen. Klagte doch der„Berliner Lokal- anzeiger" oder richtiger das preußische Finanzministerium im „Berliner Lokalanzeiger" darüber, daß unsere erstmaligen Mitteilungen so mysteriös gewesen seien, so„ohne greifbaren positiven Gehalt", daß es den zuständigen Stellen u n m ö g- l i ch war, darauf einzugehen. Also man beginne einmal von der Verfügung des Ministeriums des vormaligen königlichen Hauses II 144 15. Mai 1921 an etwas rückwärts zu gehen. Das Konzept dieser Verfügung ist noch im vormaligen könig- lichen Hausministerium zu finden, so hoffen wir wenigstens. Man möge aber dabei von der üblichen Praxis des im ollgemeinen recht verfügunasfreudigsn Finanzministeriums ab- gehen. Bisher wurden dw„Feststellungen" dieser Aufsichts- instanz in der Regel so vorgenommen, daß das königliche Haus- Ministerium schriftlich ersucht wurde, bis zum so- undsovielten Auskunft über dasunddas zu geben. Die ganze Vorgesetztenenergie verwandte man meist darauf, die Berichts- frist so kurz wie möglich zu machen, statt selbst die Rase in die Sache zu stecken. Uns kommt es außerdem weniger darauf an, daß die Hohenzollern einer Steuerhinterziehung überführt werden, das tun ja ebenso wie Kapitalverschieben die„Besten im Lande". Uns kommt es darauf an, daß die Hohenzollern endlich einmal anfangen, Steuern zu zahlen. Wo steht denn eigentlich geschrieben, daß sie vorläufig keine zahlen sollen? Der Entwurf, der diesen Passus enthielt, well man an eine rasche Auseinandersetzung zwischen Staat und vormaliger Krone glaubte, ist vom Parlament an die Regierung zurück- oerwiesen. Das Kabinett Stegerwald ist also in seinen Maß- nahmen völlig frei und kann verfügen, daß die Hohen- zallernfamilie ebenso anfängt Steuern zu zahlen, vorbehaltlich späterer endgültiger Verrechnung, wie jeder andere Staats- bürger, ja sogar wie der einfachste Arbeiter, den man meist heute noch nicht einmal für 1920 endgültig veranlagt hat, ob- wohl er längst reichlich und fortlaufend seine Steuern für jenes Jahr längst gezahlt hat. Hier ist überdies auch für die R e i ch s r e g i e r u n g eine Gelegenheit, sich von einigen reichlich wohlhabenden Leuten nicht unerhebliche Steuerbeträge nachzahlen zu lassen. Wer die Million nicht ehrt, ist die Milliarde nicht wert!
Rot weh'n unsre Zahnen. Mr schreite«, zur Sonne aus Zlnfternisien— Wir streuen die Liebe in» Alenschheitsland— Die roten Banner der Zukunft wir hisieu— vo« Geiste der Wahrhett sind wir entsaudti Wir ebnen der Freiheit die steinigen Wege.— Wir werben für Schönheit, Freude und Licht,— Mr fluchen den Hirnen, die feige und träge Wcht fordern ihr Recht und nicht tun ihre Pflicht! Die Heimat, verbluieud an lausend Wunden. Soll wieder erstehen zur Kraft und zur Macht! Wir wollen erstarken, wir wollen gesunden Und überwinden die lasiende Rocht! Wir flnd gerüstet, wir stehen gefchlosien: Was unser an Dunkelheiten auch harrt! Wir kennen einander als Freund und Genosien Für Zukunft. Vergangenheit. Gegenwart! Wir rufen alle! Mr brauchen jeden! wer chrlich kommt, soll willkommen fein! Die Zeit will Taten sehn und nicht Reden! Der Ruf ist erklungen: wir schließen die Reih'n! Mr schließen die Reihen und stürmen weiter! Wlr dulden kein Joch mehr, wir bleiben frei:' Bekenner der Wahrhett und Zuknnfisftreiter! Kot weh'n unsre Fahnen... hoch die Partei! L. L.
Sörlktzer SÜmnmngsbilöer. Daß sozialdemokratischer Parteitag ist, merkt der Reisende nicht erst in Görlitz . Schon in Dresden sind die Eisenbahnwagen zu Hein. Freilich ist daran auch ein klein wenig die Breslquer Messe schuld. Die Schnellzüge sind überfüllt. In allen Abtellen siehst du bekannte Gesichter mit dem„Vorwärts", der„Chemnitzer Volks- stimme", der„Dresdener Loltszeitung" in der Hand. Jeder Äun- dige merkt: es liegt was in der Luft. Die erste Ueberraschung erlebte ich schon m Dresden , als ich bekannte preußische Abgeordnete in der dritten Klasse finde. Nanp? Es stellt sich heraus, daß sie in Sachsen mit ihrer Abgeordnetenkä'rte nicht fahren dürfen. Das ist sehr nett, man kommt sofort in ein politisches Gesprach, ehe sich's jemand versieht, ruft's draußen „Görlitz ". Role Armbinden„SPD. ", schwarzrotgoldene Fahnen, großes Transparent:„Willkommen zum Parteitag der SPD ." empfängt uns. Görlitzer Neugierige schauen sich die„Roten " an. Hier ist wirkluj) all« für den Parteitag«bgestmuA, ZLojp,
Die PPN. schreibe«: Der.vorwärts" beschäftigte sich in verschiedenen Aufsätzen mit einer angeblichen Steuerflucht der Hohenzollern und behauptete, daß aus den 23 Millionen Mark betragenden Ueberschüsien der Hof- kammer für 1920 10 Millionen Mark durch unzulässige Umbuchungen dem Zugriff der Steuerbehörden entzogen seien. Hierzu teilt der Preußische Pressedienst den PPN. mit: Die vom„vorwärts" wiedergegeben« Angaben war« dem preußischen Finanzministerium bisher nicht bekannt und konnten auchnachdenimunmittelbarenAnschlutznndieBe» schlagnohme im November 1918 für die Ueder- wachung der Hosverwaltung aufgestellten und erst neuerdings geänderten Grundsätzep nicht bekannt sein. Infolge der Veröffentlichung im.Borwärt»" hat das preußische Finanzministerium sofort«ine Prüfung der ganzen An- gelegenheit angeordnet, deren Ergebnis demnächst der Presse mit- geteilt werden wird. Wir freuen uns, daß man die Sache prüfen will. Te- merken müssen wir aber, daß auf Grund der im November 1918 für die Ueberwachung der Hofverwaltung aufgestellten Grundsätze die Maßnahmen des königlichen Hausministeriums im Finanzministerium eigentlich bekannt sein müssen. Seit wann darf denn das Hausministerium, das doch unter Aufsicht de» Finanzministeriums steht, selbständig Verfügungen über einkommenoe Kapitalerträge machen? Seit wann wird es dabei nicht mehr beaufsichtigt? Aus Grund der Beschlag- nahmeverordnungen vom November 1918 und der dazu er- lassenen Ausführungsbestimmungen darf es derlei Berfü- gungen nur im Einvernehmen und nach Genehmigung des Finanzministeriums geben._ Golöwerterfassung oöee was sonst? Zu den wichtigsten Fragen, die für die Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik der Sozialdemokratie im nächsten Jahre entscheidend sein werden, gehört zweifellos dieAusbringungderWteder- gutmachungsschuld. Das Votum, das der Parteiiag darüber zu fällen hat, ist eines der verantwortlichsten, das eine Arbeiter- partei überhaupt fällen kann. Der Kampf um die Erfüllung der Neparatlonspftlchten begann unter scharfem Widerstand der besitzenden Kreise mit der Forderung maßgebender Parteigenosien, die Steuern für diesen Zweck durch eine Beteiligung de» Reichs am Produktions, und Handelskapital sowie am Grundbesitz auf eine gänzlich neue Basis zu stellen, sie von den Schwankungen des Geldwertes unab- hängig zu machen und zugleich einen Teil der.Substanz des deutschen Volksoermögens für die Zahlungen in der schwierigsten llebergangs- zeit zu oerflüssigen. Lange hat der Besitz gezögert, sich überhaupt dazu kritisch zu äußern. Erst in letzter Stunde hat die Industrie im Verein mit den Banken und der Landwirtschaft der Regierung angeboten, selbst eine Goldanleih» aufzunehmen und gegen groß» politische und steuerliche Zugeständnisse dem Reich zur ver- fügung zu stellen. Man sprach zunächst von mehreren Milliarden, ging dann auf eine bis anderthalb Milliarden zurück und gestern erklärten die Banken ziemlich unzweideutig, daß man kaum erheblich mehr als eine Milliarde Goldmark erwarten dürste. Wir warnen vpr einer Ueberschätzung dieser Zugeständnisse. Niemand weiß noch, wie hoch sich die Industrie und Danken die Devisen bezahlen lassen wollen. Niemand hat sich auf eine untere Grenze der Leistungspslicht festgelegt Aus gut unter- richtet« Quelle wurde uns sogar die Mitteilung, daß im engen Kreise von Industriellen schon damit gerechnet wWd, es könnte nur eine halbe Milliarde Gold aufgebracht werden. Ganz gleich, ob das zu- trifft oder nicht, muß man sich vergegenwärtigen, daß jede solche freiwillige Hilfeleistung erkauft wird mit einer Bergrößerung des Loches im Reichshaushalt, also mit einer verschärften Tätigkeit bei Notenprefse und mit einer erhöhten Belastung der besitzlosen Massen, mit einem weiteren Verzicht auf sozialpolitische Maßnahmen und mit einer Verzögerung all« Arbeiten, die auf die Ueberführung d« kapitalistischen in die Semeinwirtschaft abzielen. Man kann Parteiprogramme fassen, wie man will. An diesen Tatsachen kommt man in d« praktischen Politik nicht vorbei. Der
man horcht, reden die Sörlitzer vom Parteitag. Seit Mittwoch kamen schon die Delegierten an, die zur Wohlfahrtstagung, zum Frauentag Mandate hatten. Die Görlitz « erwarten rund 1200 Menschen. I m H o t e l. Die übrigen Gäste sind unglücklich.„Was ist denn los?"—„Ja, wissen Sie es denn nicht, es ist doch roter Parteitag hier!"—„Ach, du lieber Gott, gibt's da vielleicht was?" Ja, es gibt was. Ahnungsvolle Hotelengel. Was es gibt, wird die nächste Woche zeigen. Die Görlitz « Einwohner gehören dem niederschlesischen Volksstamm an, der sich durch Familiensinn, großen Fleiß und Sparsamkeit auszeichnet, durch sinnige Ruhe und Vor- antwortungsgefühl. Das macht sich auf Schritt und Tritt bem«k- bar: es heimelt einen hier alles an, vom Dialekt bis zur Sauber- keit, die aus den Wohnungen grüßt, dem schönen Stadtpart, den freundlichen Straßen. Die S t a d t h a l l e in Görlitz ist ein schöner, mitten im Stadt- park liegender Bau, herrlich im Herbstschmuck präsentiert sie sich mit dem fein abgetönten großen Festsaal, den von keiner Säule und Galerie beschwerten Raum, in dem am Sonntag die Orgel und Montag die Reden ertönen werden. Der anschließende Garten mit seinen lieblichen Ecken macht in d« lachenden Httbstsonne einen fröhlichen Eindruck. Die Pfosten find, Mr Bretter aufgeschlagen, Und jedermann«wartet sich ein Fest. D« Parteitag wirft sein» Schatten voran». Auch die Friseure „machen in Politik". Während sie«inen unter dem Messu haben, «fährt man, daß der Präsident Ebttt zum Parteitag kommen wird, sein geheimster Geheimsekretär und ein Dutzend Berlin « Sherlock Holmes sind schon da. Armer Genosse Präsident, was üb« dich nicht alles gelogen wird.— Ab« ein„Eberle" ist da— nämlich d« Gör litz « Bezirksparteisekretär.— Na also! Es kommen immer neue Delegierte an; als ich a« nächsten Morgen zum Friseur komm«, hör« ich, daß auch eine russische Re° gierungsvertretung von den„Bolschewiti" da wäre. Ich habe so gelacht, daß mich der Märchenontel geschnitten hat. Ab« ich kann dem Mann nicht böse sein._ Th. Th. Prinzesfin Olala. Da» Berliner Theater war hurttger als die Staateop«. So mußte die große Sehnsucht nach der einzig großen Flamme der heiligen Barbara abgelenkt werden zur nicht kleineren Sehnsucht nach der Massari). Aufgeschoben ist nicht auf- gehoben. Im zweiten Akt der neuen Operette aus der Firma Ber- nau«. Schanz«, Gilbert u. Co. hält die M a s s a r y einen Monolog. Di« verslellung eines romanhaften Tete-a-tete beim Sekt berausch! sie, und nun spictt sie mit all« Dez-nz, allem lebendigen Trieb, aller Koketterie und allem weiblichen Reiz die Szene ein« sanft Berauschten. Man sollte mehr solcher Szenen oder Sketchs schreiben,«finderisch sein für dies« Frau, der auch das Klischee alt abgestempelter Tänzchen immer neue Bewegungseinfälle, musikantisch durchzittert« Schritt«,»«jührerisch ausgenutztes S&nenfelei zu fr*
Preis ist ungeheuer hoch. Und die Gegenleistung, soweit st« überhaupt als gesich«t gelten kann, ist noch nicht einmal in ihr« unteren Grenze festgelegt. Niemand kann garantieren, daß der Er« folg des Unt«nehmens größer fein wird, wie d« d« Sparprämien, anleihe, die auch zur Gesundung d« Reichssinanzen beitragen sollte und von den Banken mit großem Tamtam propagiert wurde. Darum, well die Unternehmerverbände ihr« Stellungnähme bi» zum letzten Augenblick»«zögert und dann von Tag zu Tag ge- wechsett haben, steht der Parteitag heute erst am Anfang der Ausgabe. Und er muh unzweideutig zum Ausdruck bringen, daß die Sozialdemokratie keinesfalls gewillt ist, von ihr« Forde- rung nach Erfasiung der Goldwerte abzugehen, es sei denn, daß die Eegensette die ErMung der Reparationspflichten auf Jahre hinaus sicherstellen und gleichzeitig ohne einseitige Belastung des Verbrauches das Gleichgewicht im Reichshaushcllt wiederherstellen helfen will und für eine entsprechende gesetzliche Regelung bin« dende Erklärungen abgibt._.
Ein preußisches Grunüfteuergefetz. Die preußische Staatsregierung hat den Gesetzentwurf über die Erhebung einer vorläufigen Steuer von Grundvermögen der Oeffenllichkett unterbreitet. Preußen will sich damit eine neue Steu«quell« sichern, die sellh« hauptsächlich 4>en Kommunen überlaflen war. Die Steuer, die 4 vom Tausend des Wertes betragen soll,«faßt das landwirtschaflliche und städtische Grundvermögen. Sowett der landwirtschaflliche Grundbesitz in Frage kommt, kann bei d« auherordenllichen Steigerung der Preise für die landwirtschaftliche Erzeugnisse die Berechtigung einer solchen Steuer nicht bestritten w«den. Anders ab« beim städttfchen Grundbesitz. Hier sehen die Vorschriften des Gesetzentwurfs ganz deutlich vor, daß durch Erhöhung der M i e t e n die Steuer, die im Durchschnitt etwa 10 v. H. d« Friedens- mieten bettagen soll, abgewälzt wird, indem Hauseigentüm« und Mieter als Gesamtschuldner anaesehen w«den und die Steuer unter gewissen Voraussetzungen vom Miet« erhoben werden kann. Nun läßt sich daran nicht rütteln, daß in jedem Falle zur Ge, sundung d« Bautätigkeit eine Anpassung d« bish« zwangsweise niedrig gehaltenen Mieten an die Gestehungskosten neu« Häuser unv«meidlich ist. Mit and«en Worten: Früh« oder spättr muß eine allgemein« Heraufsetzung d« Mieten erfolgen. Bisher hatte man ab« damit gerechnet, daß das Reich die Differenz zwischen Friedensmieten und Baukosten neu« Häuser dazu ausnutzen würde, um d« Wohnungsnot durch Neubauten zu steuttn. Teilweise ist?>as durch das Reichsmietengesetz b«eit» durchgeführt. Preußen fürchtet nun offenbar, daß ihm die Steu«quelle weggeschnappt wird und meldet sich daher beizeiten, um semerseits eine rnkappte Miet« [teuer durchzuführen. Wird die Steuer zum Gesetz«hoben, so wird die Produkttons- abgab« auf die Meten von vornherein schwer geschädigt und ein beirächttich« Teil der Beträge, die für die Zwecke des Wiederauf- baue, d« Wohnungen benöttgt werden, zu fiskalischen Zwecken beschlagnahmt. Daß Preußen die Steuer nicht entbehren kann, ist unter diesem Gesichtspunkt eine durch nicht» begründet« Auffassung. Erhätt nämlich das Reich die Möglichkett, in großem Umfange zu bauen, so wird- die Arbeitslosigkeit gemildert, und die Erträge aus Einkommen- und Umsatzsteuern, an denen die Land« beteiligt sind, steigen. Es wäre also unsinnig, ein« Woh- nrntgssteu« in Preußen zuzustimmen, wenn d«selbe od« gar noch ein besserer Erfolg auf dem Wege üb« die Förderung der Bautätigkeit durch das Reich zu erzielen ist..I.,
Mchk auf Kosten der Steuerzahler. In unserer Rumm« vom 3. September, Morgenausgabe, wurde lriiisiert, daß der deutsch - nationale Kreisarzt des Kreise« Schweinitz, Dr. Geißl«. im amtlichen Teil des dortigen Kreisblattes seine Beurlaubung zum deutschnationalen Parteitag„auf Kosten der Steuerzahler" bekanntgegeben habe. Dr. Geißl« ersucht un«, diese Angabe richtigzustellen und legt un» die von dem Kreisblatt au-Zgestellte JnsertionSguittung vor. wonach er tatsächlich 20 M. Gebühren für da» Inserat selbst bezahlt hat. Daß er den amt« li ch e n Teil de» KreiSblatte» zu ein« Reklame für feine politische P a r t e i benutzte, bestreitet Dr. Geißl« nicht.
zeugen scheint. Dies« Soloszene auf d« Bühne ist ber feinste kammermusikalisch« Ersatz für alles, was sich sonst an guten und kraflen Wirkungen zutrug. Das macht auf der Operettenbühne kein Star der Massary nach. Ihr Witz ist noch ttestend« geworden, und das Auftrtttslied als Jungfer vom Lande hatte einen behaglichen Zustrom Waldorffsch« und Pallenbergsch« Humore . Kein Wund«, daß die kleinen Ungezogenheiten auf Mann und Weib vom ganzen Haus jubelnd quittiert wurden. Sie ist Prinzessin. Prinz Boris, ihr unbekannter verlobt«, d« die Frauen nicht gekannt, wird versandt in fremdes Land.„Dort soll die Unschuld sich entf«nen, sollst bei Lebedamen lernen!" Also sprach in rauhem Ton Papa Fürst zu seinem Sohn. Doch Prim- zeßchen, miß« Rand, will nur Lieb' aus erster Hand. Sie v«- dingt sich mang die Zofen, will sich Doris freundlich kosen, spielt— o hört nur, Gott «. Gotte— mit Geschick die Erz-Kokotte. Doch sie kommt zu nah' den Feuern, bald« ist sie am Entschleiern: und sie kriegt ihn. längst gepackt. sich«lich im drillen Akt.—— Boris ist Herbert Kiper , eim bisse! ungeschickt, aber lieb. Sein Lehrer und moralischer Ab-Erziehcr R. A. Roberts von kautschukartiger Gelenkigkeit und prachtvoll« Laune. Sehr niedlich auch Pepi Zampa als Zofe. Ab« imm« wied«: Abglanz d« Masiary alles, was da singt und spielt und tanzt. Gilbert ist ein Melschreib« geworden, d« sich selbst immee wieder findet, in frohem Zirkeltanz. Seine Musik stört nirgends, aber sie ist es auch nicht, die einmal richttq emporwirbeln macht. Eh« schon ein paar Situationswitze des Stücks: ab« ein elegantes Couplet pfeff«t Gilbert jedesmal so liebevoll hin, als sei's«in Stück von ihm. Hugo Moesgen dirigiert, od« die Masiary dirigiert ihn, wie uns alle. Kurt Singer . Imm« noch 6« Mufeumskrisg. Karl Scheffle? gibt infolge Krankheit erst jetzt Antwort aus dir Feststellungen des Kultusministe» riums. Er behauptet, es wäre Partei, und verlangt eine unabhängige Untersuchungskommissivn. Cr behoiipttt nach wie vor, daß Der» geudung getrieben wird und Messels Pläne pietätlos«rändert sind. Er oerlangt dah« erneut Sparsamkit und Konttoll«. Damit der Knatsch nicht ins endlose weitergeh«, wird der Landtag sich mit der Angelegenheit besasien müssen.
Im erste»»»«,«! der BelkSbSH«« tm Sonntag. SS. Sept., mittag» M18 Uhr, in der Philharmonie, wird Gustav Brecher Gustav Mahl«» 8. Sinfonie aufführen. Karten für Mitglieder 4 M.(sonst 6 M.h bei Tieh, Köpenicker Str. 68, Sinienfir. 227 und an der Kasie. Da» neu« Lbonnement dr» Großen Schaaspielhause» wird mit Schiller » „Kaub e r*" am 26, Sevt, eröffnet. Die Regie führt Karlheinz Martin . Da» Vorlesungsverzeichnis der Humboldt-Sochfchule für da» 4. Viertel- jähr ist erschienen und bietet wieder eine reiche Auswahl von Kursen aus allen Gebieten.• Di« internationale Tagung für Sexaalrefor» wird ihre Sitzungen wegen de» überaus starken Besuche» am Montag im Birchow-Sangenbeck- Hause abhalten. Yin neuer.Neieen".Prozest sieht am Landgericht III Gertrud Eyioldt und einigen Darstellern des Kleinen SchauspielbauseZ bevor. Die Zivilkammer de» gleichen Landgerichts hat zwar ieslge'tcllt, dak die .Reigen'-Aufführung keinen sittlichen Anstoß erregt. Die TtaatSanwaltschast will ab« neuerdings gegen die Aujjühnmg ovrgehvl, hie sie alt Pormtzm» unzüchtig« Handlunge» darstellt.