Von der Armenspeisungs- Anstalt schreibt die„ Voss. 3tg.", Pension nicht stattfinden kann. Wenn dieselben nicht dienst- ein im Schalterraum anwesender Stationsaffifient erklärte dem sie sei ein von der Kommunalverwaltung völlig getrenntes und unfähig, würde denselben sogar ein Anspruch auf Zahlung ihres K., er könne eine Arbeiterkarte nicht erhalten, denn er sei ja für sich bestehendes unabhängiges Institut". Hinterher giebt sie bisherigen Gehalts zustehen. Dagegen können die Bestimmungen nicht Arbeiter, sondern Malergehilfe. Und dabei blieb es, aber zu, es bestehe indessen doch ein gewiffer Zusammenhang des Reichsgefeßes vom 15. März 1886 auf die Wächter keine An- troy aller Gegenerklärungen des K. Zum Glück für ihn liegt zwischen der Anstalt und den städtischen Behörden, infofern die wendung finden; dies sich auf Reichsbeamte beziehende Gesetz ist Friedenau auch noch an der Ringbahn. Und bei dieser erhielt Armendirektion alljährlich eine erhebliche Zahl von Suppen- allerdings in seinen wesentlichen Bestimmungen auf die preußischen er auf Station Wilmersdorf anstandslos die Arbeiter- Wochen. marken abnimmt und durch die Armenkommissionen vertheilen unmittelbaren Staatsbeamten, indessen nur auf solche übertragen tarte ausgefolgt.
läßt". Der Zusammenhang ist ein so inniger, daß weder der worden, die in reichsgefeßlicher Unfallversicherung unterliegenden
von Kommunal
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Armenspeisungs- Anstalt noch der Kommunalverwaltung ein Betrieben beschäftigt find, was bei den Hilfswächtern nicht der Zentralausschuß hiesiger faufmännischer, gewerblicher und Der Polizeipräsident Herr von Richthofen hat an den allzu großes Unrecht geschieht, wenn man die Anstalt, in Fall ist. Indeffen muß die Frage zu 3 doch dahin beantwortet industrieller Vereine, der wegen Freigabe des Ladengeschäftsformeller Hinsicht allerdings irrthümlich, als eine städtische werden, daß den Hilfswächtern ein Anspruch auf Rückzahlung Betriebes an den letzten Sonntagen vor Weihnachten und vor behandelt. Auf alle Fälle aber bleibt der Vorwurf auf der Invaliditätsbeiträge zusteht, da nach§ 4 des Gesetzes vom der Stadtverwaltung baften, daß fie fich alljährlich, formell 22. Mai 1889 der Reichs- und der Bundesstaaten, die mit Sylvester dieses Jahres bis 10 Uhr Abends vorstellig geworden zu gunsten dieser Anstalt, faktisch aber zu gunsten der Pensionsberechtigung angestellten Beamten war, unter dem 24. c. nachfolgendes Schreiben gerichtet: Berlin , kommunalen Armenpflege, die durch die Anstalt entlastet verbänden der Versicherungspflicht nicht unterliegen. Dadurch, das Gesuch vom 13. Oftober dieses Jahres ergebenst mit, daß den 24. November 1894. Dem Zentralausschuß theile ich auf wird mit einem Aufruf an den stets bewährten Wohlthätig- daß der Staat die Wächter und Hilfswächter übernommen hat, demnächst eine Bekanntmachung, betreffend die erweiterte Beteit sinn unserer Mitbürger" wendet und um milde Gaben bittet. kann in den Rechtsverhältnissen nichts geändert sein." Der Kommunalzuschuß, der für die von der Armendirektion ent- Inzwischen hat Rechtsanwalt M. an das Polizei- Präsidium 23. und 30. Dezember dieses Jahres, erlassen wird, in welcher schäftigungszeit im Handelsgewerbe an den Sonntagen den 16., nommenen Marken gezahlt wird, richtet sich nicht nach der Zahl das Ersuchen um Weiterzahlung des Gehalies für die entlassenen den berechtigten Interessen der Arbeitgeber, Arbeitnehmer und dieser Marken oder nach den der Anstalt daraus erwachsenden Wächter gerichtet, das abschlägig beschieden wurde. Auch der des Publikums nach Möglichkeit Rechnung getragen wird. Eine Kosten( pro Portion etwas über 10 Pfennig), sondern nach dem Oberpräsident hat ablehnend geantwortet mit dem Bemerken, daß Ausdehnung der Beschäftigungszeit an diesen Tagen über Abends Ausfall der Haustollette. Da die Kollekte in den legten Jahren es den Wächtern überlassen sei, den Rechtsweg zu beschreiten. Ausdehnung der Beschäftigungszeit an diesen Tagen über Abends 7 Uhr ist unzulässig. Der Polizeipräsident. v. Richthofen ." immer weniger gebracht hat, so hat der Bufchuß immer mehr er- Gine größere Anzahl der Wächter( alte Soldaten) beabsichtigt, 7 Uhr ist unzulässig. Der Polizeipräsident. v. Nichthofen." höht werden müssen. Im Winter 1888/89 3. B. wurde für jede inzwischen bei dem Kaiser vorstellig zu werden. Eine egyptische Finsterniß lagerte den ganzen gestrigen Portion 41/2 Pfennig zugezahlt, welcher Betrag bis 1892/93 rasch auf 8 Pf. stieg. Die Kommunalverwaltung hat also thatsächlich Der Ausschuß des Gewerbegerichts setzt sich nach den Tag über Berlin und veranlaßte, daß die meisten Geschäftslotale am 26. und 27. November im Bürgerſaal des Rathhauses volländig beleuchtet werden mußten. Vom meteorologischen Institut wird die seltsame Erscheinung dahin erklärt, daß durch einen zogenen Wahlen wie folgt zusammen: Arbeitgeber: Tiefbau- Unternehmer E. Bernhardt, Baulftr. 10. während gleichzeitig eine Erfaltung und Nebelbildung in den hohen gleichmäßigen Luftdruck eine Windstille bedingt wird, Techniker E. Ebert, Grenadierstr. 26. Wäschefabrikant& reyer, unteren Lutschichten eintritt. Die außergewöhnliche Dunkelheit Georgenkirchstr. 24. Fabrikant Hugo Gerschel, Marien- unteren Lutschichten eintritt. Die außergewöhnliche Dunkelheit ftraße 19/21. Steppanstalt- Besizer Lenz, Weberstr. 17. Gast- dieses Nebels führt man auf die zahlreichen Rauchpartikel zurück, welche bei der herrschenden Windstille nicht fortgeführt werden wirth Theodor Müller, Hegelplaz 1. Tischlermeister und über Berlin schweben bleiben. Schilowsky, Weidenweg 13. Fabrikant D. Weigert, Anflamerfir. 38. Verlags- Buchhändler H. Worms, Wilhelm straße 129. Obermeister Wollschläger, Niederwallstr. 24. Arbeitnehmer: Schneider Pfeiffer, Hutmacher Lund, Töpfer Thieme, Tischler Koblenzer, Former Körsten, Kellner Wegner, Hausdiener Arndt, Buchdrucker Stößel, Einseker Millarg und Buzer Dietrich.
ein Interesse an dem Ausfall der Kollekte und wird schon wissen, warum sie sie so warm empfiehlt.
Die ersten Zehn vom Schultheiß - Regiment. Ein Freund des Ringes hat sich der Mühe unterzogen, die Blessuren festzustellen, welche die einzelnen Glieder( soweit die Bilancen vorliegen) erlitten haben. Wir wollen sie auch noch einmal an unseren Lesern vorbeidefiliren lassen: Dividenden in Prozenten gewährten: 1892/93 1893/94
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Schultheiß
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Spandauerberg. 7
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Unionsbrauerei.
Königstadt
SfPfefferberg. Norddeutsche
Viktoria
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Verlust
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Die Ringgenossen find fast sämmtlich empfindlich getroffen; packen wir noch etwas fester zu, bis sie Vernunft annehmen!
Die erste Aufführung von Hildegard Scholl", des neuen Schauspiels von Westenberger und Croissant , wird der Verein Freie Boltsbühne" am Sonntag den 9. Dezember im National- Theater veranstalten.
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1600 Mark hat nach der„ Staatsbürger Zeitung" der Wohlthäter Saloschin dem unglücklichen Droschkentutscher Obst zur Begründung eines Geschäfts gegeben.
Durch einen erdichteten Neberfall hat ein junger Mann cinen Selbsimordversuch zu verdecken versucht. Am Dienstag Mittag erschien in einem hiesigen Krankenhause der zwanzig jährige Krantenwärter Karl Rösecke, der blutüberströmt war und eine Schußwunde oberhalb der rechten Schläfe zeigte. Das rechte Auge war infolge des eindringenden Geschosses aus der Höhle herausgetreten. Er gab an, daß er furz vorher im Thiergarten Immer unliebenswürdiger wird das Verhalten der von einem ihm unbekannten Manne plöglich angeschossen und Großen Berliner Pferdebahn gegenüber ihren Fahrgästen. Auf bewußtlos geworden sei. Später fei der Fremde verschwunden gewissen Linien find an jedem Morgen die Wagen überfüllt; die gewesen. Da man der märchenhaften Darstellung in dem KrankenFahrgäste sind zu einem recht erheblichen Theil Abonnenten, die hause wenig Glauben schenkte und weiter in Rösecke drang, ge" Nothleidende" Hausbesitzer von Groß Lichterfelde zu einer bestimmten Zeit an dem Orte ihrer Berufsthätigkeit sein stand dieser endlich, daß er sich die Verlegung in felbstmörderischer Die näheren haben, wie es heißt, gegen die Umtaufe der dortigen Wilhelm- müffen; in strömendem Regen müssen die Leute auf dem Verdeck Absicht im Thiergarten selbst beigebracht habe. Wie festgestellt ist, war der Straße und des Wilhelmplates in Carstennstraße und Carstenn- Blaz nehmen, um überhaupt nur mitzukommen. Die Verkehrs- Gründe dazu verweigert Röjecke. play protestirt, weil sie ihre Gegend dadurch beeinträchtigt Inspektoren, von deren Thätigteit man sich seiner Zeit so viel Wärter bis zum 24. d. M. in der Nervenheilanstalt des Proglauben". Sie fürchten, daß, da das geplante Kaiser Wilhelm versprach, haben hier noch nichts von sich hören lassen. Recht feffors Mendel zu Pankow angestellt, wurde an diefem Tage Denkmal naturgemäß" auf einem Wilhelmplatz errichtet werden streng verfährt dagegen die Bahn gegenüber ihren Abonnenten; beurlaubt und ist auf seinen Posten nicht wieder zurückgekehrt. müffe, die Umtaufe den Zweck habe, ihnen das Denkmal, nach wiederholt find in letterer Zeit solche Beitkarten den Inhabern Auch in der Arstalt fann das räthselhafte Verhalten Röfecte's dem man einen anderen Platz zum Wilhelmplatz„ erhoben" habe, von den Schaffnern abgenommen worden, weil jene an einer nicht aufgeklärt werden. vegzuesfamotiren. Der Protest hat Erfolg gehabt: die Umtaufe Stelle aufstiegen, wo die Karte noch keine Giltigkeit hatte. So Ju große Aufregung wurden gestern in der achten ift rückgängig gemacht worden, wurde kürzlich einem jungen Manne die noch einen halben Monat Morgenstunde Wirth und Gäste des G.'ichen Raffeelofals in der Sausbesiger haben ihren Wilhelmplay sammt dem au- giltige Beufarte ohne jede Entschädigung entzogen, weil er an Invalidenftr. 182 versetzt. Eine etwa 24 jährige anständig ge fünftigen Denkmal und der Wilhelmstraße wiederbekommen. Der Friedrichstraße auf einen noch der Lindenstraße zu fahrenden fleidete Dame trat in den Laden, ließ sich eike Taffe Staffee Die Sache ist von einer Bedeutung, die weit über den Wilhelm- Wagen stieg, während feine Karte erst von der Charlottenstraße ab ihn geben und erbat sich von dem Tinte und Papier, Platz von Groß- Lichterfelde hinausreicht. Die Lichterfelder Haus zur Fahrt berechtigte. Die betr. Bestimmungen kennen nur wenige um einen Brief zu schreiben. Als sie damit fertig war, besitzer haben den„ mitnothleidenden" Hausbesitzern von Berlin Fahrkarten- Juhaber; früher waren diese Bestimmungen den Zeit- nahm sie ihren Hut ab, serris denselben und begann sich vor und überall, wo sonst noch Byzantiner wohnen, den Weg gezeigt, farten aufgedruckt; jest nicht mehr. Aendert die Verwaltung die den erstaunten Gästen blizschnell völlig zu entkleiden. Darauf auf dem sie ihre Gegend verschönern, ihre Häufer füllen und Tour einer Linie, so kann der Abonnent nicht etwa die neue sank sie zu Boden und verfiel in eine Art Weinkrampf, aus dem ihre Miethen steigern können. Man braucht nur noch einen Strecke mitfahren, sondern er muß an der Stelle, wo der Wagen sie erst erwachte, als man ihr Milch eingeflößt hatte. Aus dem Schritt weiter zu gehen und um Aenderung häßlicher Straßen- von der bisherigen Tour abweicht, aussteigen und kann nun zu auf dem Tische vorgefundenen Brief ging hervor, daß der Mann namen in solche mit patriotischem Klang zu petitioniren. Für sehen, wie er auf anderen Linien zu feinem Ziele kommt. In dieser Frau sich auf der Festung Spandau befindet, welche Petitionsluftige sei hiermit zunächst als Allerneuestes und neuerer Zeit ist auch mehrfach für Kinder unter sechs Jahren, Strafe er sich als Reservist bei der letzten Uebung zugezogen hat. Feudalstes eine" Megirstraße" in Vorschlag gebracht. Man be- die bisher in Begleitung Erwachsener frei befördert wurden, das Nachdem ein hinzugerufener Arzt den Ausbruch von Verwas auf diese Weise z. B. aus der Mulachstraße gemacht volle Fahrgeld gefordert worden, wenn die Kinder auf dem folgungswahnsinn bei der Unglücklichen, die am Morgen aus Border oder Hinterperron getroffen wurden, weil sie dort ihrer Heimath in Pommern nach Berlin gekommen war, um einen besonderen Platz einnehmen! ihren in Spandau internirten Ehemann zu besuchen, tonstatirt batte, ist die Aermite nach der Jrrenstation der Charitee gebracht GUI 3 1922
werden könnte!
und die geängstigten
Behördliche Sozialpolitik. Dreihundert Nachtwächter prozeffiren gegen die Stadt Berlin wegen Anspruch auf ihr bis heriges Gehalt und Rückzahlung der bisher geleisteten Invaliditätsbeiträge. Den Riesenprozeß für die Wächter, von denen jetzt wiederum eine große Zahl, namentlich in der 3. und 7. Polizeihauptmannschaft, zum 1. Januar gekündigt sind, führt der Rechtsanwalt Mundel. Bei den letzten Kündigungen von Nachtwächtern hat man bis auf die vor 14 Jahren eingetretenen Beamten zurück gegriffen. Ueber den Fortgang des Prozesses wird uns berichtet, daß bereits zu Anfang Zezember der erste gerichtliche Termin angefeht ift. Rechtsanwalt M. hat vor kurzem an die an dem Prozeß betheiligten Wächter ein Rundschreiben gerichtet, in dem es heißt: Meines Erachtens tönnen allerdings Gemeindebeamte in der Weise, wie es bei den Hilfswächtern Berlins geschehen ist, mit Rückficht auf§ 56 der Städte- Ordnung nicht angestellt werden, viel mehr muß die Anstellung auf Lebenszeit erfolgen. Wenn, wie es meines Grachtens geschehen muß, zu 1 gestellte Frage bejaht wird. so ergiebt sich daraus, daß eine Entlassung der Hilfswächter ohne
Eine Weltbibel.
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worden.
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Arbeiter Wochenkarten auf der Wannseebahn . Die erst kürzlich von uns gekennzeichnete Art, Arbeitern, welche die Wannseebahn benutzen wollen, die Verabreichung von Wochen- Wegen Vergehen8 gegen ein einjähriges Mädchen wurde tarten unter den furiofesten Vorwänden zu verweigern, wird am Montag der verheirathete 32 jährige Buchhalter Röder verdurch den folgenden Fall aufs neue drastisch beleuchtet: Gin in haftet, welcher bei dem Baumeister E. auf dem Gesundbrunnen Friedenau , Handjeryfir. 29, wohnender Malergehile Karl Kähue, fich in Stellung befindet. Die Wüstling wurde in tlagranti welcher in Berlin bei dem Malermeister Klausenberg, Bethanien- durch einen Schuhmann erwischt und verhaftet. Ufer 2, beschäftigt ist, wollte für die Wannseebahnstrecke Friedenau - Berlin auf der Station Friedenau genannter Bahn Polizeibericht. Am 27. d. M. Morgens wurde ein Mann eine Arbeiter- Wod, entarte lösen. Am Billetschalter wurde nun in seiner Wohnung, in der Usedomstraße, erhängt vorgefunden. verlangt, R. solle erst eine Bescheinigung darüber beibringen, daß Auf dem Felde, gegenüber der Werkstatt der Onbahn, wurde er auch Arbeiter fei, worauf er sich von seinem Meister be- Nachmittags eine obdachlose Frau mit einer schweren Verlegung ftätigen ließ, daß er bei demselben als Malergehilfe in Arbeit am Kopfe fait erstarrt aufgefunden und nach dem Krankenftehe. Tiefe Bescheinigung wurde vom 25. Polizeirevier Berlin hause gebracht. In der Königstraße gerieth eine Frau beglaubigt. Und dann begab sich R. mit derselben wieder zur unter die Räder eines Brauerwagens und wurde so Wannseebahn - Station Friedenau und bat unter Vorzeigung des schwer verlegt, daß sie bald darauf im Krankenhause starb. Scheines um eine Arbeiterkarte. Jezt aber geschah das Un- In einem Hause in der Lüßowstraße stürzte eine Frau von der glauliche: nicht nur die Fahrkarten- Verkäuferin, sondern auch Treppe eines Geschäftstellers und zerschlug die Scheibe der Ein
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folgende Jahr verehelichte er sich mit Elisabeth Burg, die ihm sieben Kinder gebar. 1489 erwarb Brant den Doktorgrad und entfaltete von nun ab eine reiche literarische Thätigkeit als Verfasser und Herausgeber fanonischer Rechtsbücher, firchlicher Schriftsteller und lateinischer Gedichte, viele davon zum Preise der Himmelstönigin und Gottgebärerin Maria.*)
Der politischen Dichtung wandte sich Brant seit der Wahl Maximilians zum römischen König zu. Von diesem, dem legten Ritter und ersten Landsknecht , erwarteten Brant und sein Freundeskreis gar Großes, nichts Geringeres, als daß er in seiner Hand beide weltliche der Gewalt, das und das geistliche wester Regiment vereinigen und Deutsch land groß, mächtig und einig zur Weltvormacht gemeiner Christenheit machen werde. Ein schöner patriotischer Traum das! Mag ihn Maximilian auch selbst geträumt haben, mag er eine und angebahnt haben: derselbe Herr war eines schönen Tages drauf und dran, für ein gut Stück Geld, die Verweserschaft des heiligen römischen Reiches deutscher Nation an den König von England zu verschachern. Und seine Reiormversuche führten zum Gegentheil dessen, was; der Brant'sche Kreis von Reichsfreunden erwarteten und wozu fie unablässig mahnten: die Maximilianschen Reformen erhöhten gerade die Machtfülle der einzelnen Landesfürsten nur noch mehr.
Schwarzert, Löffler u. f. w. sich hochtrabend nannten und schrieben Agricola, Neander, Melanchthon, Cochläus u. f. w. Zu den verbreitetsten Büchern der Welt, wie Bibel, Struwel- Derselbe Trieb, welcher den Wilden" dazu führt, fich zu tätopeter, Robinson Crusoe und Gellert's Fabeln, gehört auch wiren, waltete da auch bei den zivilisirten Europäern der Sebastian Brant's Narrenschiff. Es ist immer interessant, den Reformationszeit: der Trieb sich zu schmücken, etwas Besonderes Gründen für die großartige Verbreitung solcher Erzeugnisse des aus sich zu machen. Gewiß haben sich die altgläubigen Gelehrten menschlichen Dichtens und Dentens nachzuspüren. Die Literatur jener age auch etwas darauf eingebildet, daß sie für den Gottder Reformationszeit verdient solche Beachtung ganz besonders vater des gemeinen Volfes schöne gelehrte Namen aus der wegen der Aehnlichkeit jener Epoche voll Dampf und Gährung heidnischen Theologie der Griechen und Römer wußten und sich mit den gegenwärtigen Zeitläuften. Wie damals, so stehen auch so abhoben vom gewöhnlichen" Bolte. heute wieder zwei Welten gegen einander unter Waffen, eine Andererseits thun wir der ganzen alten Partei der Katholischen untergehende alte und eine sich emporringende neue Welt. jener Tage Unrecht, wenn wir meinen, sie hätten von einer UmEs giebt nun in Zeiten gewaltiger Umgestaltung der wirthschaft: gestaltung der Dinge zum Besseren in Kirche und Staat garnichts lichen und politischen Verhältnisse oft ehrenwerthe alte Herren, wissen wollen. Viele von ihnen, Brant unter ihnen, waren gegen welche ihre Zeit zuletzt nicht mehr verstehen und ihren neuen die Schäden der Zeit durchaus nicht blind, nur wünschten sie, Anforderungen nicht gewachsen find. So geftand uns einmal ein daß reformirt würde durch den heiligen Vater in Rom , durch Heeresreorganisation und eine allgemeine Reichssteuer geplant alter ehrenwerther Achtundvierziger mit Thränen im Auge:„ Ja, den Papft. Hat doch nachmals der Nachfolger Leo X. ( † 1521) ich ahne wohl, Ihr Sozialdemokraten mögt Recht haben, aber Papst Adrian, ein eifriger Reformer nach seiner eigenen Ansicht, ich bin zu alt geworden! Ich verstehe Euch und all das Neue nicht mehr! Solch ein Mann der alten Schule", dem es nicht am Blick für deren Mängel, wohl aber an Thatkraft umzulernen und Kampfmuth, für Neugestaltungen mit seiner ganzen Person einzutreten, fehlte, Am nächsten berührt sich Brant's ganzes Temperament mit scheint uns Sebaftian Brant gewesen zu sein, obwohl wir den dem von vielen protestantischen Historifern arg verunglimpften aftenmäßigen Beweis dafür nicht in der Hand haben. Brant vorsichtigen Erasmus von Rotterdam, der mit seiner feinen Nase hat ja mit einer ganzen Reihe von Anhängern der neuen hinter der Reformation recht wohl das revolutionäre Element Richtung, den Befürwortern einer Reformation des heiligen heraußwitterte und allerdings nicht von dem Vorwurf freizuhalten römischen Reiches an Haupt und Gliedern, nicht nur der Kirche, ift, ein großer Vorsichtskommissarius gewesen zu sein. Beide eng Fühlung, Bekanntschaft oder sogar Freundschaft gehabt, wie zum Beispiel mit Reuchlin( der seinen tapferen Strauß mit dem israelitischen Antisemiten jener Tage, dem Juden Pfefferkorn ausfocht) der doch in seinen Meinungen sehr stark von Brant's ganzem Wesen und Tenten abwich.
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gegen den revolutionären, ihm zu ungestümen Luther erflärt, auch er wolle reformiren, aber Schritt vor Schritt, worüber freilich Luther wieder spöttisch sich äußerte: Ja, Füßlein vor Füßlein, alle hundert Jahr einen Schritt!
Männer, Brant wie Grasmus, hatten große Scheu vor der Theilnahme an Streitigkeiten, bei denen die Persönlichkeiten in den Vordergrund treten mußten."( Gödeke.)
Durch die Schlacht bei Dornach oder Dornek( 22. Juli 1499) ging die Schweiz endgiltig dem Reich verloren und Basel, Stadt und Landschaft, fielen den Eidgenoffen zu. Der hochangesehene Straßburger Domprediger Geiler von Raisersberg, der über Brant's Narrenschiff 1498( lateinisch!) gepredigt hatte, vermittelte diefem 1501 die Stelle eines Advokaten und Syndikus, 1508 die eines Stadtschreibers( hohen juristischen Beamten) der Stadt Straßburg , in welcher Beamtung er seiner Baterstadt mancherlei erfprießliche Dienste leistete. Er starb in ihren Mauern am 10. Mai 1521, erlebte also die Höhezeit des Reformationssturmes nicht, hätte wohl auch sich von seinen fonservativen Bahnen durch denselben nicht ablenten lassen. ( Schluß folgt.)
Brant war eben durchaus keine Kämpfernatur, mehr ein anschaulicher Gelehrter, dem es an politischen Regungen freilich Die humanistischen Etudien, die wissenschaftliche Erforschung auch nicht fehlte, aber dieselben gingen in alttonfervativer, des griechischen und römischen Alterthums hatten auch auf faiserlich- katholisch- patriotischer Richtung. ganz fonservative Naturen Einfluß ausgeübt; tros aller streng- Wir stizziren furz seinen Lebensgang. Dem Besizer des religiösen Auffaffung scheut sich ein Sebastian Brant nicht, den Gasthofs zum goldenen Löwen zu Straßburg , Diebold Brant, chriftlichen Gottvater als den Herrscher des Olymps und die wurde 1457 unser Sebastian geboren, um deffen Erziehung die Jungfrau Maria als Mutter Jupiters zu bezeichnen. Es gehört Mutter, Barbara geborene Picker, besonders sorgsam sich bemühte. eben so zu sagen zum guten Zon unter den Gelehrten, überall Wo Sebastian seine ersten Jugendnudien machte, ist nicht zu zu zeigen, daß man in den alten Autoribus wohl beschlagen sei. ermitteln, 1475 bezog er die Universität Basel und ward 1477 Ueber den Marienkult und seine politische Bedeutung Dieser Zug zeigt sich auch in der Luft der Gelehrten, ihre guten Baccalaureus der schönen Künste, von welchem Studium er sich vergleiche man die überaus geistreichen und anregenden Dardeutschen Namen oft auf die gewaltthätigfte Weise lateinisch oder dann der Jurisprudenz zuwendete und 1484 die Lehrberechtigung stellungen Johannes Wedde's in dem Buche: Das alte Lübeck, griechisch umzumodeln, so daß die Bauer, Neumänner, für kanonisches und bürgerliches Recht erwarb. Das darauf Seite 118 ff.