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Mwkster so blamiert. Was das sogenannte Verschwörerschloß bei Neubeuren betreffe, so habe noch kürzlich ein aktiver Reichsminister aus der Partei des Herrn Dr. Wirch dort geweilt.(Zurufe: Hermes.) Mit aller Entschiedenheit sprach sich Dr. Heim für ein« Politik der Mitte aus und schüttelte alle extremen Elemente, auch die der Rechten ab. Namentlich von den Nationalsozialisten will Dr. Heim nichts wissen. Er erklärte, von Leuten von rechts, besonders wenn sie keine Bodenständigkeit haben und sich nur an einer Macht bereichern, die sie nicht besitzen, lasse sich Bayern nicht seine Politik verderben. Auch dieser Strömung müsse der Kampf bis aufs Messer gelten. Was wir brauchten, sei nicht eine Politik der Krawalle, sondern der Geduld. Die Versammlung sprach dem Ministerpräsidenten Kohr den Dank für die bisher dem Vaterlande geleisteten Dienste aus. Wie Stimmung gemacht wurde. Alsbald nach Kohrs Rücktritt setzte der große Depeschen- stürm ein, der alsspontane" Kundgebung der Bevölkerung Kohr zum Bleiben veranlassen sollte. In Wirklichkeit war es ein insze» nierter Rummel. Unser Münchener Parteiblatt ist in der Lage, folgendes Telegramm zu veröffentlichen: München , IS. September 1921. Sofort In Stadt und Land Telegramme der Treue an Hahr und des Protestes an den Landtag organisieren, abschicken, verössentlichen. Bayerischer Ordnungsblock." Dies Telegramm wurde nach allen Richtungen ausgeschickt, und die Wirkung war dann der Depcschensturm. Es geht doch nichts über eins schöne Regie! Nur ist die Wirkung aus, wen� während des Spiels plötzlich der Regisseur sichtbar wird. Einstweilen noch Kurs Kahr. München , 19. September. (TU.) Vor dem Dolksgericht Mün» chen fand heute die Verhandlung gegen den Abg. Fischer- Nürn- berg von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei statt, der sich wegen Hochverrats zu verantworten hatte. Es handelt sich um die von Fischer in München am 8. September gehaltene Versamm- lungsrede zugunsten einer selbständigen nordbayerischen Re» publik. Das Urteil lautete wegen öffentlicher Aufforderung zum Hochverrat auf 1 Jahr 3 Monate Festungshaft unter Anrechnung einer Woche der Untersuchungshaft. Das geschieht in dem gleichen Lande, dessen bisherige Mnister mit Hochverrätern von rechts persönliche Fühlung hatten! Im übrigen ist es lächerlich, derartige Abtrennungsbestrebungen innerhalb des Reichs zum Hochverrat" zu stempeln, da ja die Reichsverfassung ausdrücklich die Möglichkeit gibt, auf legalem Wege eine Um- gruppierungderLänder nach dem Wunsche der Bevölkerung vorzunehmen. Gegen denRechiSbolschewismuS". Das in Würzburg erscheinende Organ der Christlichsozialen Partei BayernsDas Neue Volk" veröffentlicht unter der Ueber- fchriftDer Rechtsbolschewismus ein« Warnung" einen Artikel, in dem es sich in scharfer Weife gegen das Treiben der Rechtsradi- kalen in Bayern wendet. Zusammenfassend charakterisiert es hierin die Zustände folgendermaßen: Eine bezahlte Press« im Süden Bayerns -leistet systematisch Verhetzungsarbeit. Aus ganz Preußen zogen alle Reaktionäre und Umstürzler nach München , ein Tylander und Ludendorff arbeiteten im stillen uud offen, Leute, die sich schämen sollten, heute vor das Volk zu treten, nachdem Ihre Politik unser Volk zerschlagen und ins Elend aestoßen hat. Die Ermordung Gareis war der kleine Auftakt. Den Mörder fand die Poehnersche Polizei nicht. Erst der Mord an Erzberger bringt Licht in das Dunkel und legt Fäden offen, die Ungeheures oerstricken wollten. Die Mörder sind frühere Offiziere, Angehörige der Brigarde Ehrhardt, die Müller- FrankenDie Schande Deutschlands " nannte, deren Desehlshaber in München sich wohlbefindet. Die Mörder waren vorher bei Dr. Heim Volontäre, sind Anhänger der Richtung, die nicht genug auftrumpfen kann, und Hintes der ganzen Geschichte barg sich der Plan einer kleinen Clique, in München und im Lande ein« kleine Revolutton zu machen und Rupprecht zum König auszurufen, Die Mördersuche. München , 19. September. (U.) Die Untersuchung in der llftordfache Erzberger ist vorläufig in München abgeschlossen worden. Außer den bereits namentlich gemeldeten 11 Personen wurde nie­mand mehr verhaftet. Die hier aus Baden weilende Untersuchungs- kommisston hat München verlassen. In Baden sollen nun die Er- Hebungen fortgesetzt werden. Bon den in München festgenommenen 11 Personen bleiben fünf weniger belastete Personen in München In Pollzelhaft, während die anderen sechs Personen, darunter von Killinger, nach Offenburg geschafft werden. Cfs besteht nicht mehr der geringste Zweifel an der Täterschaft der flüchtigen Personen Heinrich Schulz und Heinrich Tillessen , von denen immer noch jede Spur fehlt. Attentat oder grober Unfug? Lüdenscheid . 19. September. (TU.) Gestern abend wurde wäh- rend der Sitzung des Parteitages der Deutschen Volkspartei in der großen Schützenhalle ein Schuß von außen durch das Fenster der Halle gegeben, der glücklicherweise keine Folgen hatte. Man nimmt an, daß der Schuß gegen Dr. Sttesemann gerichtet war, da er in der Richtung auf das Rednerpult abgefeuert wurde. Stresemann hatte aber kurz vorher seine Rede beendet und Abg. Hugo war an sein« Stelle getreten. Der Täter ist unerkannt entkommen. Der Schuß ist, wie später festgestellt wurde, aus einer Pistole abgegeben worden.

Neue Erklärung üer preußischen Regierung. Die preußische Regierung veröffentlicht folgende Erklärung: In einer Aeußerung des preußischen Ministerpräsidenten vom letzten Sonntag in Sachen des Streitfalles zwischen dem Reich und Bayern ist am Schluß ausgesprochen worden, daß die Angelegenheit nicht durch die Parteibrille, sondern ruhig und sachlich betrachtet und be- handett werden müsse. Wie berechtigt dieser Hinweis war, geht aus mehreren Presseäußerungen im Anschluß an die am gleichen Tage veröffentlichte Erklärung der preußischen Regierung hervor Preußen hat mit diesen beiden Schritten überhaupt nicht Partei er- griffen, weder gegen das Reich, noch für Bayern . Aufgabe der preußischen Regierung bei der Gesamtlage am letzten Sonnabend war es vielmehr, zu verhindern, daß neben dem Streit zwischen dem Reich und Bayern sich nicht noch ein weiterer Streit zwischen P reichen und Bayern ohne das Zutun Preußens herausbilden werde, womit die politische Gesamllage nur verschärft worden wäre. Das war der allgemeine Zweck der Erklärung der preußischen Regierung. In der eingangs erwähnten Aeußerung des preußischen Minister- Präsidenten ist ausgesprochen worden, daß die jetzige Zeit bei der außerordentlich ernsten außenpolitischen und finanziellen Lage des Reiches und bei der Erregung im Innern aus Anlaß der Er- mordung Erzbergers nicht geeignet ist, die Frage der staatlichen Zu- ständlgkeit zwischen Reich und den Ländern auf die Spitze zu treiben und zur endgültigen Klärung zu bringen." Daraus geht deutlich hervor, daß es die preußische Regierung nicht für angebracht hält, jetzt den Streit um die Weimarer Verfassung , d. h. um die Frage, ob Zentralismus oder Föderalismus , worauf verschiedene Kreise in München und Berlin hindringen, zum Austrag zu bringen.

Sowjetgrößen in Berlln. Der Volkskommissar für den Außen­handel Krafsin und der Volkskommissar für das Bildungswesen Zunakschawski sind, laut Oft-Expreß, in Berlin eingetroffen.

Zrankreich ziebt Truppen zurück. Berlin , 19. September. (EiTV.) Die französische Re- 1 g i e r u n g hat der deutschen Regierung am 17. September folgende Note übersandt: Die französische Regierung hat die Z u r ü ck v e r- legung der im Mai d. 3. in die besetzten Gebiete gesandten Truppen nach Frankreich beschlossen. Die Truppenbewegung soll am IS. September beginnen und vor Ende des Monats beendet sein. Es Handell sich wohlgemerkt n i ch t um die Truppen, die in Aus- führung der militärischen Sanktionen die drei Ruhrkohlenhäfen besetzt halten, sondern um jene Kontingente, mit denen Frankreich in diesem Frühjahr das ganze Ruhrgebiet zu besetzen beabsichtigte. Da Frankreich sich nicht einmal dazu entschließen kann, die wirt- schaftlichen Sanktionen zu beseitigen, deren Aufhebung grund- sätzlich vom Obersten Rat für den IS. September beschlossen worden war, ist es leider erst recht nicht anzunehmen, daß es im Zusammen- hang mit dieser Zurückverlegung von Truppen auch eine Räumung Düsseldorfs , Duisburgs und Ruhrorts zu vollziehen beabsichtigt. In- dessen je weniger Besatzungstruppen am Rhein stehen, desto lieber kann es uns im Interesse der dortigen Bevölkerung und der Reichs- finanzen überhaupt fein. verwände gegen die Abrüstung. Genf , 19. September. (MTB.) Den Mitgliedern des Völker- bundrates und der Versammlung ging heute der B e r i ch t der Kommission für Aorüstungsfragen zu, die auf Beschluß der letztjährigen Versammlung eingesetzt wurde. In dem aussühr- lichen Bericht verdienen vor allem die politischen Betrach- t u n g e n über die allgemeine Lage und besonders Deutschlands Interesse. Sie versuchen den Nachweis zu führen, daß die heulige politische Lage eine Abrüstung sehr schwierig macht. Als der Entwurf ausgearbeitet wurde, so heißt es wörtlich, rechnete man damit, daß alle Völker Mitglieder derselben Vereinigung sein würden und daß die gemeinsame Absicht, den Frieden auf dem gesamten Erdball zu erhalten, sie miteinander verbände, daß alle Nationen miteinander in Frieden leben würden und daß nach den Erschütterungen des Krieges die Well zur Ruhe gelangen würde. Diese Bedingungen sind heute nur teilweise erfüllt.(Durch wessen Schuld! Red.) Drei Großmächte, von denen die eine gegenwärtig, die beiden anderen potentiell über große milllärische Machtmittel oerfügen, gehören dem Völkerbunde nicht an. Solange aber die vereinigten Staaten, Deutschland und Rußland am Völkerbund nicht teilnehmen, wird es für seine Mitglieder heute schwierig sein, gemein- sam einen separafiven und so c schreitenden Abrüstungsplan oder einen vollständigen und rückhaltlosen Austausch über militärische Nachrichten vorzunehmen. Der Bericht weist� besonders auf die Befürchtungen der Rußland benachbarten Staaten hin, die noch unsichere Lage der deutschen Re- publik, die ernste Spannung zwischen Litauen und Bolen und die Tatsache, daß die aus der Zerstückelung Oester- rcich-Ungarns hervorg-gangenen Staaten sich noch nicht völlig der durch die Friedensverträge geschaffenen Lage angepaßt haben. Zwischen Griechenland und der Türkei herrsche immer noch Krieg. Der Friede von Sevres sei noch immer nicht ratifiziert worden, und auch die mohammedanische Welt sei voll von Unruhen. Die Antworten, die die verschiedenen Re- gierungen dem Generalsekretär über ihre Heeresausgaben erteil- ten, beweisen hinreichend die Unsicherheit der allgemeinen politischen Lage und zeigen, mit welcher Vorsicht die Völkerbundsmitglieder an die Prüfung konkreter Abrüstungsfragen herantreten. Als ein- Zigen wirklichen Fortschritt auf dem Gebiet« der Ab- rüstung führt der Bericht die durch die Friedensverträge ge- wissen Staaten aufgezwungene Abrüstung an. Es heißt darüber:Die Ausführung dieser Bedingungen ist auf dem Wege guter Verwirklichung. Wir hoffen, daß sie durch die Errich- tung eines festen demokratischen Regimes gekräftigt wird.- Das wäre eine wesentliche Gewähr für die Aufrechterhaltung des.Friedens. Tatsächlich wurde im Laufe der Geschichte niemals eine so wesentliche Maßnahme von so großer Tragweite getroffen, wie die Abschaffung der Dienstpflicht in Deutsch . land und die Herabsetzung der regelrechten Streitkräfte dieses Landes auf ein freiwilliges Heer, das nicht die notwendigen Bedürfnisse der inneren Verteidigung über- schreitet. Die strenge Aufrechterhaltung dieser Lage wird nicht nur die Rüstungsbeschränkungen in anderen Ländern erleichtern, sondern die Aufrechterhaltung des Friedens in Westeuropa zur Folge haben." Der Bericht befaßt sich an verschiedenen Stellen mit der Entwaff- nung Deutschlands . So heißt es in dem Bericht der zweiten Unter- kommission über das Untersuchungsrecht des Völkerbundes:Man kann praktisch an das Abrüstungsproblem kaum herantreten, wenn man sich nicht erst darüber versichert, baß alle in den Verträgen vor- geschriebenen Maßnahmen vollständig und loyal durchgeführt wer- den. E r st wenn auf diese Weise Sicherheit geschaffen ist, kann die allgemeine Abrüstung ins Auge gefaßt und allmählich gelöst werden. Das Studium dieses Untersuchungsrechts, das die Aus- führung dieser Maßnahmen kontrollieren soll, ist also eine der wesentlichsten Vorbedingungen für die Lösung dieses Problems." Diese Auffassung, die auch in dem französischen Abänderungs- anttag zu Artikel 9 zum Ausdruck kommt, zeigt von neuem, daß das Abrüstungsproblcm für den Völkerbund sich im wesentlichen auf die Durchführung der Friedensverträge beschränkt und bestätigt die Krittk, die der norwegische Gesandte L a n g e in der vergangenen Woche an der einseitigen und ungenügenden BeHand- lung der Abrüstungsfrage übte. » Der Schlußbemerkung dieses WTB.-Berichtes müssen wir leider restlos zustimmen. Es ist einfach ein schlechter Witz, wenn jene, offen- bar unter ftanzösischem Einfluß stehende Kommission sich jetzb auf dasFernbleiben" Deutschlands vom Völkerbund beruft, um die Abrüstung der alliierten Staaten denn es kann sich nur noch um diese handeln zu verschleppen. Wer hat denn in Versailles den Ausschluß Deutschlands vom Völker- bund durchgesetzt? Clemenceau ! Wer war es denn, der dann auf der ersten Vollversammlung, als die Frage der Zulassung Deutschlands vom Schweizer Motta schüchtern erwähnt wurde, ent- rüstete Töne dagegen geredet? L i v i a n i! Und wenn sich das waffenstarrende Frankreich heute auf die Abwesenheit des nieder- geworfenen Deutschlands , des hungernden Rußlands und der Der- einigten Staaten(I) beruft, um seine Millionenhecre weiter im Mutterlands und auf Kosten Deutschlands am Rhein unter­halten zu können, so ist dies nur ein neuer Beweis dafür, daß in Paris drei Jahre nach dem Kriege die Militärs das entscheidende Wort führen. Gerade wir, die als Sozialdemokratische Partei und als Mit- glicd der Zweiten Internationale überzeugte Anhänger der Idee des Völkerbundes sind, müssen das, was sich gegenwärtig in Genf ab- spiett, als eine widerwärtige Heuchelei bezeichnen. De« Genfer Herrschaften ins Stammbuch. Madrid , 19. September. (WTB.)Libertad" bringt einen Artikel von Linare» über die Stärke der deutschen Regie. r u n g und den Sieg der Demokratie, versin sei die wenigst misikärische und am meisten demokrasische Hauptstadt Europas. _ Ein Nekrolog. Zum Tode Philipp Eulenburgs bringt dieKreuz- zeitung " eine Lebensbeschreibung, die mit dem Jahre 190 2 schließt. Daß der Name de» Fürsten noch in späteren Iahren recht erheblich in der Oesfentlichkeit genannt wurde, ist der Aufmerksamkeit der Kreuzzeiwng" entgangen. Immerhin berichtet dieKreuzzeilung", daß im Jahre 1887 ein Theaterstück Eulenburgs im Schauspielhause aufgeführt wurde. Offenbar ist dies der Grund, weshalb man sich heute noch seines Namens erinnert.

I RhemlanökommWon gegen Hetzblätter. Paris , 18. September. (WTB.) Nach einer Haoasmeldung aus Koblenz hat die Interalliierte Rheinlandkommission \ beschlossen, die Einführung derjenigen Publikationsorgane ins be- setzte Gebiet endgültig zu untersagen, die schon zwei- mal suspendiert worden sind und dieser doppelten Warnung nicht Rechnung getragen haben. Bei dieser Gelegenheit hat die Kom- Mission den deutschen Reichskommissar gebeten, die Aufmerksamkeit der deutschen Regierung auf die unheilvolle Rolle zu lenken, die die Haltung mehrerer deutscher Blätter für die Wiederherstellung der friedlichen Beziehungen in Europa darstellt. Die deutsche Regie- rung werde wohl alle Anstrengungen machen, daß sowohl im be- setzten als im unbesetzten Deutschland die heftigen 2lngriffe gegen die Besatzungsbehörden und gegen die alliierten Mächte aufhören, mit demselben Rechte wie gegen deutsche Behörden gerichtete Angriffe, die gleichfalls die öffenlliche Ordnung zu stören drohten. » Daß die Rheinlandkommission gegen jene Blätter vorgeht, deren Rolle tatsächlich unheilvoll ist, wäre durchaus verständlich, wenn sie ihre Macht auch gegen die französische Presse gebrauchen würde, die eine mindestens ebenso schwere Gefahr für die Wieder- Herstellung der friedlichen Beziehungen in Europa darstellt. Der Geist der Besatzungstruppen, besonders des französischen Offiziers­korps, wird durch Blätter vom Schlage desEcho de Paris" und des Figaro" in viel gefährlicherer Weise vergiftet, als der Geist der rheinischen Bevölkerung durch die Karikaturen desSimplizisstmus" usw. Es ist ein eigenartiges Ansinnen, das hier zwischen den Zeilen an die Reichsregierung gestellt wird, die Verordnung des Reichs- Präsidenten in dieser Hinsicht anzuwenden, während den Hetzereien der Presse desnationalen Blocks" freier Laus gelassen wird!

Die norwegische Regierung hat die Sowjetregisrung als de facto anerkannt. Räumungsgebot an Ungarn. Daily Expreß " berichtet, daß die Botschaftertonferenz Ungarn auffordern wird, das Burgenland innerhalb 14 Tagen zu räumen.

Wirtschaft England und der Markslurz. Zu der deutschen Börsenkrise bemerkt das englische Finanzorgan Daily Mail": Die ausländischen Valuten sanken gestern(Mitt- woch) neuerdings an der Londoner Börse. Der Frank ist wiederum viel weniger wert, und mit der deutschen Mark ver- hält es sich ähnlich. Mit diesem Kurssturz steht die A r b e i t s l o s i g- k e i t in engem Zusammenhange, die in England herrscht. Denn die kontinentalen Märkte sind dem englischen Außenhandel vollkommen verschlossen, namentlich Deutschland ist nicht mehr imstande, auf eng- tischen Märkten zu kaufen. Dagegen bereitet Deutschland dem englischen Handel in ganz Europa die größte Konkurrenz, denn der Tiefstand der Mark ermöglicht es ihm, zu weit billigeren Preisen zu verkaufen. Die Arbeitslosigkeit ist eine ruinöse B ü r d e für den englischen Steuerzahler, weil dieser für die Arbeits- lofenunterstützung aufkommen muß. Man habe allerlei untaugliche Versuche gemacht, die Arbeitslosenfrage zu lösen, man habe Minister- komitees eingesetzt und Notstandsarbeiten ins Auge gefaßt. Was aber auch die Regierung beschließen möge alles werde vergeblich sein, solange man nicht Mittel und Wege findet, den internationa- len Kredit wiederherzustellen, daß der Handel wieder aufleben kann. DieDaily Mail" beftagte eine Reihe von Industriellen über die Krise. Aus den Antworten fei die von Harald Bowden, dem Präsidenten der Raleigh Eycle Comp, in Nottingham , wieder- gegeben, die ausführt: Wenn die Valuten wieder auf ihren normalen Stand gerieten, könnten die Engländer die deutsche Konkurrenz ertragen. Gegen- wärtig aber sei es unmöglich, diese Konkurrenz aus dem Felde zu schlagen. Die skandinavischen Länder könnten überhaupt keine englischen Fabrikate mehr kaufen. Die Deutschen haben überall in den skandinavischen Ländern ihre Agenten und verkaufen dort ihre Waren. Diese kommen aus den neutralen Ländern nach England, wo man sie für neutrale Fabrikate erklärt. Man müsse von einem Zusammenbruch des englischen Außenhandel« sprechen, durch den die Arbeitslosigkeit in England herbeigeführt würde. Nur wenn es gelänge, die lnternasionaten Kurse wieder in» Gleichgewicht zu bringen, könne sich der englische Außenhandel wieder erheben. Der Präsident der Vereinigung engsischer Industrieller, Peter R y l a n d s, erklärte, daß der Sturz des Markkurses der größte Vor- teil für Deutschland sei. Vieler Vorteil könnte Deutschland nur ge- nommen werden, wenn die Mark wieder ihren normalen Stand ein- nehme, wodurch die gegenwärtigen Schwierigkeiten des englischen Handels überwunden werden könnten. « Wir stehen zwar nicht auf dem Standpunkt, daß der Marksturz segensreich für Deutschland ist, und sehen in der Markentwertung eine große Gefahr für die Leistungsfähigkeit der Staatsfinanzen, der durch verminderte Kaufkraft verelendenden Arbeiterschaft und damit auch für die Industrie, stimmen den englischen Finanzleuten aber durch- aus zu, wenn sie den Schwerpunkt des Problems auf die Stabili- sierung der internationalen Kurse legen. Es war vorauszusehen, daß die Bezahlung der Reparationen In Goldwerten eine Erschütte» rung des Markkurses und damit eine Erschütterung de» Weltmarkte» nach sich ziehen würde. Deutschland und seine Arbeiterschaft wird sich auch weiter durch Arbeit über Wasser halten, aber ohne weitere Erschütterungen und Unsicherheiten aus dem Weltmarkt wird e» auch in Zukunft nicht abgehen. Man kann an da» Problem einer Ge- sundung der internationalen Währung nicht herangehen, ohne die Wechselwirkung zwischen Kursschwankung und Wiedergutmachung zu berücksichtigen. Im übrigen möchten wir davor warnen, die Börse als Wertmesser fiir den Wohlstand Deutschlands anzusehen und au» den Spekulationsgewinnen einiger Börsenjobber und Wiedergut- machungsgewinner Rückschlüsse zu ziehen. Die Industrie hat keinen Nutzen an dem Marksturz, da er wie alle Produkt«, so auch die Roh- stoffe und Arbeitskräste wesentlich verteuert.

Lette Nackrichten.. Raubmord in der Swinemünder Straste. Am Montagabend gegen ßV» Uhr wurde der«rbettslose 60 Jahre alte Klempner Richard R o s s o w in feiner Wohnung im Parterre des Hauses Swinemünder Straße 121 im Bett« liegend tot aufgefunden. Der Mann war nur mit Hemd und Hose bekleidet. Das Gesicht war über und über mit Blut besudelt. Nach- barsleute, die ihn seit Sonnabend nicht gesehen hatten, benachrich« tigten die Kriminalpolizei, die in kurzer Zeit zur Stelle war. Allem Anschein nach siegt ein Raubmord vor, da die Behältnisse im Vorderzimmer sämtlich durchwühlt sind. Was geraubt war- den ist, konnte bisher nicht festgestellt werden, da man darüber erst die Anverwandten des Ermordeten hören muß.