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Sie weitere Verteuerung dieses wichtigsten Nahrungsmittels ist neben der Geldentwertung mit die wesentlichste Ursache für die nun eingetretene allgemeine Verteuerung aller Bedarfs- artikci des täglichen Lebens. Dadurch wurde die Lebenshaltung der ArbeitSr, Angestellten, Beamten und Rentenempfänger erheb- llch verschlechtert. Die bürgerliche Mehrheit des Reichstages hat alle Vorschläge der sozialdemokratischen Fraktion, zum Schuhe des Reallohnes gesetzliche Maßnahmen zu treffen, abgelehnt. Ebenso die Anträge, die Mehrgewinne der industriellen Unternehmer und der Landwirte der Allgemeinheit nutzbar zu machen. Die Verantwortung für die nun kdtsächlich eingetretenen Folgen tragen die bürgerlichen Parteien. Der Parteitag fordert die Regierung auf, alle Bestrebungen der breiten Masse des Volkes auf Erhöhung ihres Einkommen» katkräftig zu unterflühen, um einen Ausgleich herbeizuführen, ferner den zügellosen Bestrebungen des Finanzkapitals, der in» dustriellen Unternehmer und der Landwirte, in Zeiten der bitteren Not des Volkes sich mit ungeheuren Gewinnen zu be- reichern, durch wirksame Maßnahmen entgegenzutreten, und den Handel mit Getreide und mit anderen wichtigen Nah» rungsmitteln nach dem Auslande, schon beim Erzeuger beginnend, zu unterbinden." Der Referent begründet die Forderungen dieser Entschließung im einzelnen. Er richtet an die Parteipresse das Ersuchen, den Ver- öffentlichungen des Landbundes größere Aufmerksamkeit zu schenken und etwas mehr Selbstkritik zu üben bei der Haltung der Porteiorgane gegenüber landwirtschaftlichen Dingen. Man sollte nicht immer nur von der wucherischen Landwirtschaft sprechen, denn es gibt auch einen Wucher in Eisen, Textilwaren und im Zwischen- Handel. Wir müssen die Bauern gewinnen und den Ein- fluß des Landbundes zurückdrängen, nicht zuletzt auch unter dem Gesichtspunkt, daß die Führer des Landbundes die schärfsten Feinde der Republik   sind.(Allseitige Zustimmung.) Zur Skeuerfrage liegt eine Resolution des Referenten Keil vor: Das deutsche Finanzelend ist heraufbeschworen worden durch den Krieg und die leichtfertige Kriegsfinanzpolitit. Es ist verschärft worden durch die dem deutschen   Volte von der Entente gewaltsam auferlegten, allen Voraussetzungen der wirtschaftlichen Entwicklung hohnsprechenden Verpflichtungen. Dem Finanzelend kann nur erfolgreich gesteuert werden durch Ver- Minderung des Notenumlaufs, Festigung de» Mark- kurses und Herstellung des Gleichgewichts im Reichs- Haushalt. Die bisherige Steuergesetzgebung konnte diesem Ziele nicht näherkommen, weil sie den Wertverschiebungen» die die Geldentwertung in den Einkommens- und Vermögens- Verhältnissen herbeiführte, nicht Rechnung getragen, die Lohn- und Gehaltseinkommen und die Rentenerträge aus den entwerteten festverzinslichen Kapitalien überlastet, die großen Vermögen und Einkommen in Industrie. Landwirtschast und Handel geschont und damit nicht nur die Kluft zwischen der Lebenshaltung der breiten Mast« und der im Ueberfluß lebenden Oberschicht verbreitert hat, sondern auch zur Vermehrung der Kosten der öffentlichen Der» waltung, zur Steigerung der Papiergeldflut und zur weiteren Entwertung der Mark beigetragen hat. Sie hat die von dem Heer der Spekulanten und Wucherer zusammengerafften Ver» mögen nur zum kleinen Teil, die ins Ausland verbrachten über» Haupt nicht zu erfassen vermocht. Mit steuerlichen Maßnahmen allein, auch mit den neuen 'Steuervorschlägen der Reichsregierung, ist die Gesundung der Reichsfinanzen nicht herbeizuführen. Neben der Weiterbildung der Besitzsteuergesetzgebung, die den Werwerschiebun- gen Rechnung tragen, und insbesondere auch der Beschränkung des verschwenderischen Ueberverbrauchs gerecht werden muß, und ihrer scharfen Durchführung müssen die SachvermSgen für die Beseitigung der Finanznot in Anspruch genommen werden. Zur Befreiung von der zügellosen Devisenspekulation, zur Hebung der deutschen   Ausländskredite, zur Stabilisierung der deutschen  Währung und zur Balancierung des Reichshaushalts ist dem ' Reiche das gesetzliche Verfngungsrecht über einen ausreichenden Teil des privaten Sachvermögens und seinen Ertrag unter Schonpng des kleingewerblichen und kleinbäuerlichen Besitzes ein- zurävmen. Zur Erfüllung der Reparationsverpflichtungen mußte die Einfuhr aller nicht unbedingt notwendigen Gebrauchs- und Genuß- artikel möglichst gehindert, die Ausfuhr durch Steigerung der Pro- duktion unter Ausschließung des Auslandsmarktes gefördert, der Valutagewinn an Aussuhrgewinnen vom Reiche er- faßt werden. Die Vorschriften der Reichsabgabenordnung, die der wahrheitsgemäßen Feststellung der Vermögen und Einkommen dienen, müssen weiter ausgebaut, alle Versuche, eine zu- verlässige Veranlagung zu erschweren, zurückgewiesen werden. Die Arbeiterschaft wird sich bereit halten, jeden Widerstand gegen die zur Gesundung der Reichssinanzen. erforderlichen Maß- nahmen mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu unter- binden." Die Steuerfrage soll als erster Punkt vom Parteitag behandelt werden. Schluß S Uhr._ Wirtsthast Holömark-Mtken. papiermark-Zlnfen! Durch den Handelsteil der Tageszeitungen läuft nachstehende unscheinbare und fast alltäglich geworden« Notiz: Wotan-Werte A.-G., Leipzig  : �0 Proz.(in den Vorjahren: 40, ZO, 40, 40). Ferner soll das Kapital von IVi auf 15 Millionen Mark erhöht werden. Die jungen Aktien werden den Aktionären, zu pan im Verhältnis von 1 zu 1 zum Bezüge angeboten werden. Die Unternehmer wollen stets den Anschein erwecken, als er- Zielten sie nur eine recht geringe Papiermarkrente auf ihr Goldkapital. In der Generaloersammlung der Disconto-Gesellschaft führte der älteste Geschäftsinhaber, Dr. Arthur Salomonsohn  , u. a. folgende» aus: Der Abschluß, den wir Ihnen vorlegen, weicht in seinen Ziffern, wie in seinem Ergebnis, außerordenllich ab von dem Ab- schluß vergangener Jahre. Wenn wir Ihnen einen solchen Ab- schluß in Friedenzzeiten vorzulegen imstande gewesen wären, so würde eitel Freude Ihr und unser Herz erfüllt haben. Heute können wir dies Ergebnis, wie wir schon in unserem Bericht ge- sagt haben, nicht mit Freuden begrüßen, denn es ist kein Wider- schein blühenden Lebens, sondern ein Symptom des Niederganges, in dem wir uns befinden, und ein Zeichen der Zerstörung. Wir können keine dauernde Freude an der Erhabenheit dieser Ziffern und der erzielten Gewinne haben, denn sie sind Produkte des Zer­störungsprozesses, in dem sich Deutschland   befindet, nicht Früchte freudigen Schaffens. Sie werden auch nicht einmal den berechtigten Ansprüchen des Anteilseigners ge- recht, der sein Kapital in Gold eingezahlt hat und nun trotz der hohen Dividendenziffer nur eine bescheiden« Rente erzielt." Selbst wenn diese Ausführungen der objektiven Wahrheit entsprechen würden, bekämen immer noch die Unternehmer auf ihre Goldmarkaktien hohe Papiermarkrenten, im obigen Falle der Wotan- Werke 40 Prozent, dagegen erhalten die kleinen Sparer, die Sechferrentner auf ihre effektiven Goldmarrersparnisse doch nur 3 bis 3 lh Prozent Papiermarkzinsen, also noch nicht den zehnten Teil de» Gewinnes der Unternehmer»»» Vor dem
Kriege erhielten st« im Durchschnitt etwa die Hälfte der Aktiendivi- denden als festen Zins. Wie ist es bei den Wotan-Werken? Es gibt nun schon regel- mäßig 40 Prozent Dividende, also wenn auch in Papiermark, so doch 12mal mehr als der kleine Sparer an Zinsen erhält. Run wird das Aktienkapital verdoppelt und die Aktionäre erhalten die neuen Aktien zum Nennwert, also zum reinen Papiermarkpreis. Diese Aktien lasten sich natürlich mit sehr hohem Aufgeld weiter ver- kaufen. Wenn die Firma selbst im nächsten Jahrnur" 30 Prozent Dividende verteilen sollte, dann wären dies 30 Prozent auf Papier  - markaktien. Man würde dann jedenfalls viel über schlechten Ge- schäftsgang jammern, ebenso darüber, daß Goldmarkkapital so nied- rigen Zins bringt und nur Arbeit und Abbau der Löhne uns retten kann. Dabei hat man durch Kapitalverwästerung absichtlich diese Zu- stände herbeigeführt. Auf den Kurs drücken solche Maßnahmen heute aber längst nicht mehr. Als in diesem Jahre die Reichelt-Metallschrauben- fabrik A.-G. in Finsterwalde   ihr Kapital verdoppelte, um neue Unterbringungsmöglichkeiten für zu erwartende Gewinne zu schaffen, und diese neuen Aktien ebenfalls zum Nennwert den alten Aktiv- nären zur Verfügung standen, war der Kurs 870; jetzt ist der Kurs trotz Verdoppelung des Kapitals 800; also für den zu 1000 M. aus- gegebenen Aktien kann der Aktionär jetzt 8000 M., mithin 7000 M. oder 700 Prozent Gewinn, erzielen. Die Berkin- Gubener Hutfabrik hat ebenfalls ihr Kapital erhöht und die Aktien zum Nennwert ausgegeben. Der Kurs betrug damals 838, heute stehen diese Aktien 17 SO, also doppelt so hoch und wer ein« solche 1000-Mart-Aktie zum Nenn- wert kaufen konnte, kann dieselbe jetzt fär 17 500 M. veräußern. Der Gewinn ist 1SS0 Prozent. Das ist das Märchen von der niederen Papier  - markrente auf den Goldmarkaktien. Deshalb ist es so dringend erforderlich, endlich die Sach- werte durch das Reich zu erfassen, damit nicht die einen alle Folgen de» Krieges tragen und die andern zwar jammern, aber auf Kosten der Gesamtheit unsinnige Gewinne scheffeln. npl.
Reue Zunahme des Nokenumlauf». In der zweiten September- woche hat die Reichsbank wieder für 7,4 Milliarden Mark neue Banknoten ausgegeben, dagegen nur für 71 Millionen Mark Dar- lehnskastenscheine dem Verkehr entzogen. Danach beträgt das um- laufende Papiergeld zurzeit 8S,1 Milliarden Mark. Ausstellung voa Erfindungen und Neuheiten. Der Deutsche  Erfinder-Schutzoerband e. V. München  , gegründet 1912, veranstaltet während der.Internationalen Messe in Frank- f u r t a. M. eine große Spezial-Ausstellung von Erfindungen und Neuheiten, die allen Erfindern günstige Gelegenheit bieten sqll, ihre Schutzrechte ohne große Kosten zu verwerten. Mittellose und arbeits- lose Erfinder, sowie Kriegsbeschädigte erhalten gegen entsprechende Bescheinigung F r e i p l ä tz e. Die Anmeldungen müßten sofort erfolgen, da andernfalls die ausgestellten Gegenstände nicht mehr im Ausstellungskatalog aufgenommen werden können. Näheres durch die Geschäftsstelle des Verbandes, München  , Iahnstraße 20. Gegen die Devisenspekulation. Die Konsumentenkam- mex Hamburg hat folgende Entschließung angenommen: Die unverantwortlichen spekulativen Ausschreitungen im Devisen- Handel erschweren auch unsere ausreichende Versorgung mit unentbehrlichen ausländischen Nahrungsmitteln und Roh- st offen. Diese werden durch die Schwankungen und den hohen Stand der Devisenkurse nur zu steigenden Preisen im Inland« ab- gesetzt werden können. Weitere Lohnsteigerunaen. werden das Wirtschaftsleben ständig in Unruhe halten. Im Intereste der von ihr vertretenen Verbraucherkreise fordert deshalb die Konsumenten- kammer unverzügliche Maßnahmeu gegen die milde Speku- lation. Die Preisreoolution. Die Großhandelsindexziffer des Statistischen Reichsamts ist von 1425 im Durchschnitt des Monats Juli auf 1909 im Durchschnitt des Monats August ge- stiegen. An der Erhöhung sind ausnahmslos alle Gruppen be- teiligt, und zwar stiegen: Getreide und Kartoffeln von 1096 auf 2033,- Fleisch, Fisch und Fette von 1633 auf 1762: Kolonialwaren von 1447 auf 1731; landwirtschaftliche Erzeugnisse und Lebens- mittel zusammen von 1245 auf 1949: ferner: Häute und Leder von 1729 auf 1791: Textilien von 1991 auf 2193: Metalle von 1581 auf 1673: Kohle und Esten von 1740 auf 1774: Industriestoffe zusammen von 1763 auf 1834. Dazu wird amtlich mitgeteilt: Die auherordent- liche Steigerung der Großhandelsindexziffcr gegenüber dem Vor- monat ist zunächst hervorgerufen durch die geldwirtschaft­lichen Vorgänge, die im Anschluß an die dem Feindbunde ge- leistete I-Milliarde-Goldmark-Zahlung«ingetreten sind und die gleichzeitig eine gewisse Wiederbelebung der industriellen Erzeugung uijd damit der Nachfrage nach Rohstoffen nach sich zogen. Vor allem aber ist die Ziffer beeinflußt durch die freien Getreide- preise, die erstmalig im August neben den Umlagepreisen an Stelle der bisher künstlich niedriggehaltenen Getreidepreise zu berück- sichtigen waren. Der Jnleresienkampf um das Petroleum. In der Entwicklung der Stanoard Oil Company, des großen amerikanischen  Petroleumtrusts, macht sich ein großer Zug zur Ausbreitung seines Herrschaftsgebietes bemerkbar. Auf dem Petroleummarkt herrscht gegenwärtig durch Ueberangebote ein Preisdruck, der von dem amerikanischen   Trust dahin ausgenutzt wurde, durch weiter« Unter- bietung im Preise die Konkurrenz schwer zu schädigen. Darauf folgten die holländischen und englischen Unternehmungen dem Preis- druck und gingen mit ihren Angeboten unter die Standard Oil Com- vany. An der Börse in Amsterdam   und London   wurde diese gegen- seitige Konkurrenz damit beantwortet, daß die Papiere der Unter- nehmungen sehr schnell abwärt» glitten und nun von dem amerika- nifchen Trust aufgekauft wurden. Man nimmt an, daß auf diese Art die Standard Oil Company erheblichen Einfluß auf die Konkurrenz gewinnen wird. Wie mächtig der Einfluß dieser Kapitalistengruppe ist, erkennt man daraus, daß sie da« Lochaben der mexikanischen Re- gicrung, die Ausfuhrabgabe für das au» Mexiko   herausgehende Pe- ttoleum zu erhöhen, verhindert«. Das geschah in der Weise, daß die Standard Oil Company, die große Besitztümer in Mexiko   hat, der mexikanischen Regierung erklärte, daß sie ihr« Betriebe in Mexiko  gänzlich stillegen werde.' Die mexikanische Regierung wiederum suchte sich diesem Druck dadurch zu entziehen, daß sie jetzt den Ja- p a n e r n Anerbietungen auf den Erwerb der Petroleumquellen unterbreitet. Es wird berichtet, daß eine sehr kapitalkräftige japanisch« Finanzgruppe, hinter der auch Mitglieder der dortigen Re- gierung stehen, aus dieses Anerbieten eingehen werde. Politisch wird es der nordamerikanischen   Regierung nicht gerade angenebm sein, wenn sich Japaner in Mexiko   festsetzen.
Soziales. Achlung, Patentinhaber! Zur Vermeidung von Rechtsnachleilen werden die Beteiligten darauf aufmerksam gemarbt, daß 1. die im Art. 2 de» Berner Abkommen» vom 80. Juni 1920 über die Erhaltung oder Wiederberstellung der durch den Weltkrieg betroffenen gewerblichen Eigentumsrechte und im§ 2 de» Gesetze» betreffend diese» Abkommen mm 3. August 1920 lRGBl. 1920 S. 1557) festgesetzte einjährige Frift zur Nachholung ver­säumter Handlungen(insbesondere Gebührenzahlungen), 2. die Frist zur Zahlung der ohne genauer« Zeitbestimmung bis nach Beendigung des Krieges gemäß de» Verordnungen vom
10. September 1914(RGBl.   1914 S. 408) und vom 81, März 1915 (RGBl.   1915 S. 212) gestundeten Gebühre» mit dem Ablauf des 30. September 1921 endet. Nachfristen laufen bei Versäumnis dieser Fristen nicht.
Erwerbslose und Krankenkassenwahleu. In diesem Jahre finden seit Kriegsausbruch wieder allgemein die Wahlen zu den Ausschüssen der Krankenkassen statt, aus denen dann wieder in weiteren Wahlen die Kassenvorstände, die Ver- sichertenbeisitzer zum Versicherungs-, Oberoersicherungs- und Reichs- oerficherungsamt, Ausschuß- und nichibeamtcte Vorstandsmitglieder der Versicherungsanstalten hervorgehen. Die Ausschußwahlen haben daher für die Versicherten eine recht erhebliche Bedeu- tung. Wählbar und wohlberechtigt sind bei den Ortskrankenkafsen alle volljährigen Kasseumiiglicder, d. h. alle über 21 Jahre alten Zwangs- oder freiwillig Versicherten. Zweifel bestanden bisher dar- über, ob auch die von der Erwerbslosenfürsorge bei den Kranken- kaffen versicherten Erwerbslosen  (§§ 12b und 12c der Verordnung über Erwerbslosenfürsorge vom 26. 1. 20) Wahlrecht und Wählbar- keit zu den Ausschuhwahlen der Krankenkassen haben. Soweit die Erwerbslosen bisher Kassenmitglieder waren und von der Erwerbs- losenfürsorge nur weiterversichert wurden, stand ihr Wahlrecht sowie ihre Wählbarkeit fest. Anders lag es jedoch bei denjenigen Erwerbs- losen, die entweder vorher nicht Kassenmitglieder waren oder von der Erwerbslosenfürsorpe be! einer anderen Krankenkasse versichert wurden. Angesichts der Eigenmtt dieser Versicherung gingen die Ansichten der Dersicherungsbebörden und namhafter Sozialpoliiikcr über die Frage des Wahlrechts und der Wählbarkeit dieser Erwerbslosen auseinander. Erfreulicherweise hat sich der Rcichsarbcitsminister dahin entschieden, daß sämtliche von der Er w erb s l osen rsorg e versicherten Er- werbslosen Wahlrecht und Wählbarkeit zu den Organen der Krankenkassen besitzen, und seine Stellung- nähme wie folgt begründet:' Die 8§ 12b und 12c der Reichsverordnung über Erwerbslosen- fürsorge(Reichsgesetzblatt S. 93) begnügen sich nicht damit, die in ihnen aufgeführten Gruvven Erwerbsleser den Krankenkaffen zur Durchführung gewisier Fürsorgemaßnahmen zu überweisen, viel- mehr gehen die Vereinbarungen der Gemeinden mit den Kranken- kästen dahin, daß bei der Kaste alle von. den Gemeinden zu unter- stützenden Erwerbslosenversichert" werden. Es bandelt sich also in der Tat um eine wirkliche Versicherung, die in ibren Wirkungen einer Versicherung nach den Regeln der Reichsversicherunasordnung insoweit gleichsteht, als die Verordnung nicht ausdrücklich etwas Gegenteiliges bestimmt. Letzteres ist der Fall hinstchtlich des Rechts auf Wciterverflcherung nach fj 313 der Reichsverficherungsordminq. Dagegen enthält die Versicherung nichts über einen Ausschluß dcs aktiven und passiven Wobfrechks.'Ich habe mich dementsprechend bereits gegenüber dem Württembergischen Arbeitsministerium auf Anfrage dahin auspefprochen. daß ich sämtlich« versicherte Erwerbslose für wählbar und wahlberechtigt ��Soweit Ausschußwablen noch nicht stattgefunden haben, wird den Gewerkschaften bei Aufstellung der Delegiertenlisten diese Klar- stellung willkommen sein._ Ein Gesetz über Lohnstatistik. Der Sozialpolittfche Ausschuß des vorläufigen Reichswirifchafis- rates beriet am 1. September den ihm vom Reichswirijchafts- Ministerium zur Begutachtung zugegangenen Entwurf eines Gesetze- betreffend Lobnstaiistik. Das Gesetz soll die Reichsregierung crmäch- tigem Erhebungen über die Lohn- und GeHalisverHSliniste der Ar­beiter und Angestellten anzuordnen und die zu ihrer Durchführung erforderlichen Bestimmungen zu erlassen. Zuwiderhandlungen gegen die auf Grund dieser Befugnisse erlassenen Bestimmungen sollen mit Geldstrafe bis zu 20 000 Mark bestraft werden können. Die Aus- spräche ergab volle Einmütigkeit darüber, daß eine Lohnstatistik u n- bedingt notwendig sei. Indes wurden gegen die vorliegende Fastung des Äcsetzes ernste Einwände erhoben. Eine Kommisston soll das Gesetz weiterberaten.
Arbeitszeit und Sonntagsruhe im Aleischergewerbe. Der Zentralverband der Fleischer und Berufsgenosten Dcut'ch- lands hat Klage darüber geführt, daß die Bestimmungen der Anord- nung über die Regelung der Arbeitszeit gewerblicher Arbeiter vom 23. November bis 17. Dezember 1918 jowie die Bestimmungen der Gewerbeordnung über die Sonntagsruhe in den Fleijchereibettiebcn vielfach nicht beachtet würden. Der preußische Minister für Handel und Gewerbe hat daher die Gewerbeaussichtsbeamten angewiesen, der Frage der Arbeitszeit in den genannten Beirieben ihr besonderes Augenmerk zuzuwenden und bei fesigefdellten Verstößen ge�en die gesetzlichen Bestimmungen nachdrücklichst für Abhilfe zu sorgen.
/ins aller Welt. Raubmord an einem Geldbriefträger. Chemnitz  . 20. September. DieAllgemeine Zeitung  ' meldet aus Frankenberg  : Am Montagvormittag lockte der 30 Jahre alte Fabritarbeiter Jahn in Frankenberg   mit Hilfe einer fingierten Postanweisung den 58 Jahre alten Geld- briefträgerGläferin seine Wohnung und zertrümmerte ihm mit einem Beil den Schädel. Darauf raubte er da» Bar- geld von zirka 5000 W. und f l ü ch t« t«.
Die Unterfchtogungen von Stempekmarken bei dem Görlitz  «? Hauptzollamt haben, wie der neue.Görlitzer Anzeiger" mel- det, ihre AufNärung gefunden. Als Täter ist der Oberzollfe- kretär Semper, ein langjähriger Beamter des Hauptzoll- amtes, ermittelt worden, der in seiner Eigenschaft jederzeit zu den Stempelmarkenschränken Zutritt, hatte. Semper hat bei seiner Der- nehmung ein G e st ä n d n i» abgelegt und angegeben, daß er die Unterschlagungen schon 5 b i» 6 Jahr« betrieben habe. Er sei durch Rot und Krankheit in seiner Familie dazu getrieben worden. Die unterschlagenen Stempelmarken hat er im regelrechten Ge- schäftsoerkehr'vertaust. Der Wert der unterschlagenen Stempel- marken erreicht nahezu die Summe von 800 000 Mark, doch will Semper sich widerrechtlich nur 30 000 M. angeeignet haben. In seiner Wohnung wurden 12 000 M. vorgefunden. Semper befindet sich in Haft. Dail Eiran, da» revolustonäre Parlament Irland  ». In einem Berichte derDaily News" wird festgestellt, daß von 120 Mitgliedern des Sinnfeiner-Parlamenies: 112 einmal eingesperrt, 73 zweimal, 41 dreimal, 18 viermal, 8 fünfmal, 3 siebenmal und 2 Sinnfeiner achtmal eingesperrt waren, 15 waren zum Tode verurteilt worden, 12 Personen haben ihre Häuser eingebüßt, neun find nur«kt Mühe dem Tode entronnen. In jedermann» Hause sind Hausdurch- fuchungen vorgenommen worden, in 30 bis 400 Fällen sind De. schädigungen des Eigentums erfolgt.Daily News" meinen, man müsse dies bei der Beurteilung der Stimmung des Dubliner Paria« mentes berücksichtigen.
Wetter vi  » TanncrStag mittag. Trocken und tN>-rwleg«nd Seiten in den Taaezkumden warm, ü, der Nacht zu TonncrStaa wieder»eör te,»i später im Westen etwa» stärker bewölkt.