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potenzierte FustizkomSöke. Die französische Regierung wird nicht müde, die Geschäfte der DeuLschnationalen zu besorgen. Es gibt fast keine Frage, in der sie nicht im Gegensatz zu den anderen Hauptmächten der Entente jenen scharfmacherischen Standpunkt gegen Deutschland einnimmt, der unseren Reaktionären den wert- vollsten und unerschöpflichen Stoff für ihre nationalistische Agitation gegen die Erfüllungspolitik der jetzigen Reichsregie- rung liefert. Sie kann nicht einmal mehr zu ihrer Entschuldi- gung anführen, daß sie sich dabei der Folgen chrer Haltung nicht bewußt sei: hätte sie schon früher den unaushörlich'-n Mahnungen, die ihr von republikanischer deutscher Seite zu- gingen, Gehör schenken sollen, so doch erst recht, wo nun ihre eigenen Bundesgenossen ihr zur Mäßigung im Interesse der demokratischen Entwicklung in Deutschland zureden, wie es noch kürzlich auf der Pariser Konferenz des Obersten Rates Lloyd George uird Eurzon getan haben. Umsonst; soeben hat der französische Iustizminister Bon- nevay feierlich verkündet, daß die Kriegsverbrecher- Prozesse, nachdem die Leipziger Probeungenügend" aus- gefallen sei, auf f r i n z ö s i> ch e m Boden stattfinden wür- den, denn es gebe wenigstensRichter in Frankreich ". Die angeklagten deutschen Militärpersonen werden der Form halber vorgeladen, und da sich vermutlich keine? freiwillig in die Höhle des Löwen begeben wird was auch wir ihnen nicht zumuten wollen> werden sie in contumaciam Zu hohen Zuchthausstrafen von den ftanzösischen Kriegsgerich- ten verurteilt werden. Auf ftanzösischer Seite, sogar aus dem Munde des �Ministerpräsidenten Briand » ist zur Zeit der Leipziger Prozeffe das Wort3 u st i z k 0 m o d i e" ge­fallen. Run um was wird es sich bei d i e f e n Pro- zessen vor ftanzösischen Gerichten, gar ohne Vollstreckungs- Möglichkeit, handeln? Was wird damit erreicht werden? Höchstens, daß einzelne Angeklagte, die wirtliche Kriegs- verbreche? sind, als solche in Leipzig einer harten Strafe nicht entgangen sein würden und vor allem der Verachtung von Millionen gerecht und menschlich denkender deutscher Proletarier preisgegeben worden wären, nicht nur ftei herum- laufen, sondern auch als Märtyrer ftanzösischer Racheinstinkte von der Wulle-Clique gefeiert werden, ohne daß uns die Möglichkeit geboten wird, diesem Rummel entgegenzutreten. Alles in allem wird dadurch, wie immer, ftanzäsischerseits die beste Werbearbeit für die deutsche Reaktion geleistet. Diese Politik wirkt auf uns um so widerwärtiger, als fast täglich neue Beweise dafür geliefert werden, daß Frankreich am Allerwenigsten Anlaß hätte, über die eigene Justiz und über die eigene Kriegführung stolze Töne zu reden. Die von ftanzösischen Kriegsgerichten an eigenen Soldaten vollzogenen Scheußlichkeiten werden erst nach und nach durch die Arbeiterpresie bekannt und erregen in Kreisen des französischen Volkes die stärkste Entrüstung. Aber auch Schandtaten französischer Offiziere ge» gen deutsche Verwundete kommen ebenfalls durch französische Zeugen allmählich ans Tageslicht. So berichtet ein ehemaliger Kriegsteilnehmer namens P l a n ch 0 n in der Humanit6" vom 11. d. M. über das Verbrechen des Haupt- manns Vincent, genannt R i b 0 r, jetzt in der Stadt Ehaumont ansässig, der Ende März 1917 als Führer der 14. Kompagnie des 217. Jnf.-Regt. einen fchwerver- mündeten deutschen Gefangenen stundenlang ohne Pflege liegen ließ. Nach einigen Stunden erwartete man einen deutschen Gegenangriff, und der Hauptmann erklärte wieder- holt, er befürchte, daß wenn die Deutschen in die Stellung eindringen würden, sie sick über diese Behandlung des Verwun- beten empören und an den Franzosen Rache nehmen könn- ten. Aus diesem Grunde gab der Hauptmann den Befehl, der eigenen Sicherheit halber" den schwer- verwundeten Gefangenen zu erschießen. Alle Soldaten waren darüber empört und keiner wollte den Mordbefehl ausführen, schließlich fand sich ein Kr a n k e n- träger mit dem Abzeichen des Genfer Roten Kreuzes dazu bereit, mit dem Dienstrevolver des Haupt- mannes den um Gnade schreienden Deutschen niederzu» machenl Der Kriegsteilnehmer Planchon erklärt sich bereit, noch andere Zeugen der geschilderten Barbarei namhaft zu machen. Wir sind gespannt, ob der Iustizminister Bonnevay auch in diesem und in ähnlichen bereits bekannt gewordenen Fällen sein stolzes Wort, daß es wenigstens in Frankreich noch Richter gebe, praktisch anwenden wird.

Verhanülungen mit üer Garantiekommission. Varl», 20. September. (SS.) Das Garanliekomitee wird sich bekanntlich am Donnerstag nach Berlin begeben. Es wird insbesondere die Kontrolle über die deutsche Au»- fuhr zu prüfen und mit den deutschen Vertretern die IN od all- täten für die Zahlung der festen und der veränderlichen Annuitäten zu besprechen haben. Vekauntsich hat Deutschland am IS. November drei Monatsraten der 2bprozeutigen Aussuhrabgabe zu bezahlen. Nimmt man die Ausfuhr Deutschlands zu S Milliar­den an. so hätte Deutschland Z00 Millionen Goldmark zu zahlen. Am 15. Januar ist die zweite Monatsrale der festen Zahre»- rate von 500 Millionen Goldmark fällig.

Gin Geheimvertrag Glemenceaus. Paris , 20. September. (EE.) DerMölln " veröffentlicht heute morgen einen Geheimvertrag, den Clemenceou am IS. Dezember 1919, also fünf Wochen vor der sranzösischen Präsidentenwahl, für die er als Kandidat aufgestellt war, abschloß. Dieser Vertrag lautet: Den IS. Dezember 1919. Es wird abgemacht: 1. Daß die französische und dte englische Regierung keinen Mi- nister in der Reparationskommission ernennen werden. 2. Daß die Roll« und die Aufgab« des Präsidenten dieser Kam- Mission durch eine Not« im Anhang a umschrieben werden sollen. 3. Daß der Generalsekretär der Reparallonskommission ein Engländer sein muß. 4. Daß die Zahlungen Deutschlands tu erster Linie zur Deckung der Defahungskostcu sowie solcher Lieferungen von Lebensmitteln und Rohstoffen dienen müssen, die Deutschlands unter den vom Friedensvertrag vorgesehenen Bedingungen bewilligt werden können. In zweiter Linie sollen die Zahlungen Deullchlands zur Deckung der belgischen Priorität dienen. Sobald diese Zahlungen einmal erfolgt sind, wird zu einer proportionalen Verteilung oller Zahlungen Deullchlands geschritten werden, die Naturalleistungen Deutschlands einbegriffen mit Ausnahm« derjenigen Gegenstände, von denen festgestellt wurde, daß sie in den Ländern entnommen waren; die nunmehr die Zurückerstattung des Entnommenen»er- langen.(Artikel 238 des Friedensvertrages, Bestimmungen, dl« der Zustimmung der englischen Dominions unterliegen.) Es wird ver» einbart, daß der proportionelle Teil, der Frankreich und dem eng- tischen.Weltreich zu Reparationszwecken zugewiesen wstd. zwischen

Frankreich und dem engll'chen Weltreich im Verhältnis von 11: S aufgestellt werden soll. S. Di« englisch « Regierung wird die Wahl eines Franzose« zum Präsidenten der Reparationskommission unterstützen. Die franzö- fische Regierung stimmt dem bereits von den Vertretern Englands, Italiens und Belgiens angenommenen Vorschlag zu, daß die Schiffahrtsabteilung(sbipping-zection) ihren Sitz in London haben wird. Für diese Organisation wird Frankreich die Wahl eines englischen Präsidenten unterstützen. 6. Die englische Regierung stimmt der Ausgabe einer franzö- fischen Anleih« in London zu. Deren Höhe wird dann festgesetzt werden, wenn der Zustand des englischen Marktes die?« An- leihe im Augenblick ihrer Emission gestattet. Man kann annehmen, daß diese Anleihe etwa im März 1920 aufgelegt wird, doch bleibt die Festsetzung des genauen Zeitpunktes sowie die Höhe der Anleihe sväteren Abmachungen zwischen beiden Ländern überlasten. Das Ergebnis dieser Anleihe wird ausschließlich in dem Bereinigten Königreich verwendet. 7.(Gehe! m.): Die französtsche Regierung wird nicht die Rückerstattung des Goldes verlangen, das in Durchführung der Abmachungen von Calais in England zurückbehalten wird, bis zu dem Augenblick, wo die oanze Schuld Frankreichs gegenüber der englischen Regierung zurückgezahlt sein wird. DerMatin" behauptet fest, daß diese Abmachungen bisher geheimgehalten wurden und daß sie unglücklich und verbrecherisch zugleich wären, namentlich sei es ungeheuerlich, daß beschlossen wurde, daß zunächst die englischen Besatzungskosten und dann die belgisch« Priorität bezahlt werden müßten. Da dieses Abkommen bestand, war möglich, andere Abmachungen durchzusetzen, weil Clemenceau Frank- reiche Hände bereits vorher gebunden hatte. Man habe daher jetzt kein Recht, über die Abmachungen der Finanzministerkonferenz vom 13. August 1921 zu seufzen._ vor der Aufhebung der Sanktionen? Befriedigende Verhandlungen. London . 20. September. (WTB.) Reuter meldet: Dem Der- nehmen nach schreiten die die Sanktionen und die Auslegung der im August getroffenen Entscheidung des Obersten Rates be- treffenden Lerhandlungen zwischen der brillschen und der ftanzösischen Regierung und zwischen den Alliierten und Deuffchland sehr befriedigend fort. Der ftanzösische Botschafter sprach heute nachmittag im Forreigne ofsice vor und erörterte die Frage mit dem ständigen Unterstaatssekretär. Nach einer Information aus französischer Quelle war der Botschafter der Meinung, daß der britisch« Gesichtspunkt über die Frage der Modalitäten taffächlich derselbe ist wie der französische Gesichtspunkt, nur Einzelheiten seien noch zu erörtern. Socialdemokrateu" gegen Frankreich ? Haltung. Stockholm , 20. September. (WTB.) Anläßlich der von Frankreich neu erhobenen Einwände gegen die vom Obersten Rat beschlostene Aufhebung der wirtschaftlichen Sanktionen schreibtSocialdemokraten": Man muß sich ftagen, ob e» wirklich Frankreichs würdig ist, immer wieder mtt seinem hinter noch lo kümmerlichen Vorwänden maskierten unversöhnlichen Haß gegen Deuffchland auf dem Plan zu erscheinen. Seine Politik im Völkerbund und seine sonderbaren Maßnahmen im Saargebiet verringern die Sym- pathi« für Frankreich und isolieren es. Nicht genug damit, daß man den Franken als Münzeinhett im besetzten Gebiet einge- führt hat, sucht man auch einen neuen völkerrechtlichen Begriff zu schaffen: den Saareinwohner, das ist jeder, der im Saargebiet wohnt, dadurch werden Deutsche aus anderen Teilen der Republik Ausländer im Saargebiet. Ist der Lerfailler Vertrag wirtlich so«lastisch?

Völkerbundrat und wilnafrage. Tiefer Gegensatz keine Lösung. Genf , 20. September. (WTB.) Der Völkerbundrat schloß heute in öffentticher Sitzung die gestrige Debatte über den litauisch-polnischen Streitfall vorläufig ab. Da eine Uebeveinstimmung zwischen den polnischen und den litauischen Ver- tretern nicht erzielt werden konnte, nahm der Rat ein« E n t- schließung Hymans- Belgien an, wonach der Abkommens- entwurf Hymans vom Rat zur Annahme empfohlen werden soll. Außerdem soll Hymans der Bölkerbundverfamm- l u n g den gegenwärtigen Stand der ganzen Angelegenheit darlegen, so daß sie zur Beilegung des Streitfalles beitragen kann. Der polnisch« Delegierte Askenasy erklärte sich mit großer Heftigkeit gegen das gewählte Bersahren, ging aus die optimistische Darlegung Hymans von der prinzipiellen Uebereinstimmung zwischen den beiden Parteien ein und betonte nochmals die polnischen Rechte auf das strittig« Wilnaer Gebiet. Mit großer Ruhe und Ironie wies der lttauische Vertreter Galvanauskas auf die wahren Absichten der polnischen Politik in der ganzen Frage hin. Polen wolle bis in alle Ewigkeit verhandeln, weil es ja die strittigen Gebiet« durch den Rebellen Zeligowski besetzt habe. In einer groß angelegten Rede vertrat Balfour- England den Standpunkt, daß die polnische Haltung in der Be- setzungsfrage die ganzen Verhandlungen er. schwert habe. Cr ersuchte den polnischen Delegierten, seiner Regierung davon Mitteilung zu machen, welchen Eindruck ihre Stellungnahme in der Angelegenheit des Generals Zeligowski in der Welt machen müsse und sprach seine tiefe Enttäuschung über den Verlauf der polnisch-litouischen Verhandlungen aus. Leon Bourgeois-Frantreich verlas unter lebhafter Liebenswürdig ke it für Polen«ine durchaus opttmisttsche Auffassung, in de? er aussprach, er lege das Schwergewicht vor allem auf die Notwendigkeit eines engeren Zusammenschlusses der beiden Brudervölker, die auf ein« gemeinsam« Zukunft angewiesen seien. Nach Annahme der Enffchließung gaben der polnische und der litauisch« Vi! trete? nochmals kurz« Erklärungen ab, in denen der tiefst« Gegensatz zwischen den beiderseitigen Ausführungen zum Ausdruck kam. Aufnahme Litanens in den Völkerbund. Genf . 20. September. (EE .) Die Kommission, die die Auf- nahmegesuche zu behandeln hat, besprach heute die Auf- nahm« Litauen «. Askenasy beantragte Verschiebung des Aufnahmegesuches, evtl. wollte er an die Aufnahme die Be- dingung knüpfen, daß ein« Untersuchungskommission vom Völkerbund nach Litauen enffandt würde, um die Prüfung der Log« der Polen im Gebiet von Kowno vorzunehmen. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der polnischen Vertreter und der Vertreter Rumäniens abgelehnt und die Aufnahm« Litauens in den Völkerbund beschlossen. Um Deutschlands Eintritt. Pari». 20. September. (EE.) DemJournal de»©ebats" wird aus Genf gemeldet: Wenn man die Stimmung betrachtet, die innerhalb der Dollversammlung und der Kommissionen herrscht, so hat man den Eindruck, daß eine positive Bitte Deutsch » lands, in den Völkerbund aufgenommen zu werden, nicht ab- gelehnt werden würde. Wenn das Kabinett W i r t h an der

Macht bliebe und der versöhnliche Geist, der es beseell, weiter be- stehen bleibt, würde eine Kandidatur Deutschlands günstig auf« genommen werde.?. Die Reaktionäre im Deutschen Reichstag geben allerdings vor, daß Deutschland nicht den Wunsch hätte, ei'.»e Kandidatur anzunehmen, aber der Vertreter desJournal des Debats " glaube zu wissen, daß dies nicht die wahren Ge- fühle des Volkes seien. Man habe vielmehr den Eindruck, als ob sich die öffentliche Meinung Deutschlands immer mehr und mehr für einen Eintritt Deutschlands in den Völkerbund ausspreche.

Bisher 10 Millionen für Rußland . Amsterdam , 20. September. (Eigener Drahlbe- richt des.vorwärt s".) Nach den Mitteilungen, die eln großer Teil der gewerkschaftlichen Laudeszenlralen bisher an den Jnlernakionaleu Gewerischafksbund über das Ergcb- nis der Sammlungen für das leidende Rußland gemacht haben, stehen dem Jnkernationalen Gewerkfchaftsbnnd bis zur Stunde 9X Millionen Mark zur Verfügung. Die er Belrag dürfte aber nur die Hälfte der bisher gesammelten Gelder darstellen, da zurzeit eine große Zahl von Ländern noch nicht berichtet hat. Ilm den Ankauf von Medikamenten für die zur Verfügung stehenden Gelder vorzunehmen, um den Transport nach Rußlayd zu organisieren uud eine wirksame Kontrolle und Verkeilung sichcrzu- stellen, wird Genosse Alm wen. einer der beiden Sekretäre des Jnlerualionalen Gewerkschaflsbundes, sich heute nach Berlin begeben. * Dies« Meldung des Internationalen Gewerffchaftsbundes ist ein erfteulicher Beweis dafür, daß die Solidarität der inter » nationalen Arbeiterschaft nicht durch den Krieg vernichtet werden konnte. Diese Solidarität aller Arbeitenden und Leidenden kommt nicht in tönenden Worten und guten Ratschlägen zum Aus- druck, sie zeigt sich darin, daß die Arbeitenden der ganzen Well kotz der traurigen wirffchaftlichen Lage jedes einzelnen bereit sind, abzugeben von dem wenigen, was sie haben, für diejenigen, die nichts besitzen. Das glänzende Ergebnis dieser Hilfsaktion für Sowjetrußland zeigt, daß die Arbeiter, soweit sie der Amsterdamer Internationale angehören, sich durch keine Beschimpfung der Sowjet- regierung und ihrer Agenten von der Betätigung ihres Gefühls der Brüderlichkett gegenüber den russischen Arbeitern abhalten lassen. Sie verlangen dafür keinen Dank, weil sie etwas Selb st ver- st ä n d l i ch e s taten, aber sie erwarten, daß die Bolfchewisten hieraus lernen und anerkennen, daß sie nicht dieGelben", dieAr- beiterverräter" find, als die sie von Moskau hingestellt werden, fon» dern daß sie klassenbewußte Arbeiter sind und als solche handeln.

SowjetruPsche Kulturpläne in Berlin . Der in Berlin eingetroffene stellvertretende russische Volks- kommissar für Bildungswesen Grünberg teilt demOst-Expreß" mit, daß er an der Spitze einer Kommission von mehreren Professoren gekommen sei, um die Tätigkeit des r u s f i- schen Staatsverlages ins Ausland zu verlegen, da in Rußland nicht genügend Bücher gedruckt werden könnten. In Berlin wird in engster Fühlung mit der russischen Außenhandels- Vertretung ein großer Verlag eröffnet. Der Kommission sind große Summen zur Verfügung gestellt. Sie hat euch die Aufgabe, die Beziehungen zu den westeuropäischen Wissenschaft- lichen und pädagogischen Kreisen nach siebenjährigem Kriege wiederherzustellen. Mit der deutschen Regierung wird über die Eröffnung einer großen russischen Kunstausstellung in Berlin verhandelt, wo alle Künste vertreten sein sollen: die deutsche Regierung verhält sich entgegenkommend zu diesem Gedanken. Wir find die letzten, die an diese» kulturellen Bestrebungen und Beziehungen etwa» auszusetzen hätten. Wogegen wir aber schärf- sten Einspruch erheben müssen, das ist, daß in einer Zeit, wo die Arbeiter ganz Europas ihre Notgroschen freiwillig zugunsten des hungernden russischen Volkes opfern, die Sowjetregierung kost» spielige Missionen entsendet und Einrichtungen ins Leben ruft, die übrigens zweifellos in erster Linie der politischen Propaganda für Sowjetrußland und den Kommunismus dienen sollen. Nicht, daß wir die Gefahr dieser Propaganda besonders hoch einschätzen, obwohl sie schon Unheil genug in den Reihen des internationalen Proletariats angerichtet hat. Aber wir müssen gegen diesen un- moralischen Widerspruch protestieren, der darin liegt, daß die Sowjetregierung angeblich nicht genug Geld hat, um im Aus- lande Lebensmittel einzukaufen und daher an die Sammelfreudig- keit auch jener Arbeiterorganisation« 1.» ie sie sonst so kräftig be- kämpft, appelliert, und auf der anderen Seite Millionen dafür aus- gibt, kommunistische Blätter zu unterhalten. Bücher und Broschüren unter dem Selbstkostenpreis zu verlegen, unzählige Missionen vor- übergehend oder dauernd im Auslande zu unterhallen usw.

Scharfer englijcher Protest in Moskau . London . 20. September. (WTB.) Reuters Bureau verbreitet folgende Mitteilung: Seit Abschluß des englisch -russischen Handels­abkommens enthielt sich die britische Regierung loyal jeder feind- seligen Handlung gegen die russische Regierung. Dagegen hat die Sowjetregierung ihren Feldzug der tlnwahrhaftigkeit und Feindseligkeit gegen die britische Regierung in ganz Mittel- asien und Afghanistan verschärft. Die britische Regierung ist entschlossen,«in solches Vorgehen nicht zu dulden. Sie Hot dem» gemäß nach Moskau eine in scharfen Worten abgefaßte Rote ge- richtet, in der sie die Aufmerksamkeit auf diesen schweren Bruch des Vertrauens lenkt und Aufklärung verlangt.

Deutstbe und französische Freimaurer. Pari», 20. September. (WTB.) Die Generalversammlung der Abgeordneten der Freimaurerlogen des Grand Orient de France ist gestern zusammengetreten. Der Vizepräsident Court sprach dabei von dem demnächstigen Zusammentritt einer inter - nationalen Freimourerkonsereuz in Genf und be- tonte die pazifistischen Wünsche des Grand Orient . Trotzdem, erklärte er, werden wir dieser Konferenz an der Seite der Ver­treter der deutschen Logen nur beiwohnen können, wenn diese laut die Verletzungen desavouieren, die während des Krieges gegen die Grundsätze der Gerechtigkett und Menschlichkeit, die allen Freimaurern hellig sind, begangen worden sind. Wir wollen sehen, ob die deuffchen Logen fähig sind, gegen den Kaiser und die Imperialisten die Geste zu machen, welche das französisch« Freimaurertum gegen Napoleon III. gemacht hat.

Herabsetzung der Dienstzeik In Frankreich 7 Der ftanzösikSe Kolonialminifter S a r r a u t erklärte dem Mitarbeiter de«Fntran- sigeanl", Frankreich werde in ollernäckisier Zeit die M i l i t ä r vss I i cb t herabsetzen können und zwar dank keiner Kolonien, dtirch die Frankreich ein« neue Militär-Organisation erhalte, die aus einer Eingedorenen-Arm« von 300000 Mann begründet sein werde.