ist, aufgegeben. Es wäre aber töricht von uns, wenn wirlediglich wegen dieser papiernen Festlegung ein Zusammen-gehen und Zusammenregieren mit den Umabhängigen ob-lehnen wollten, wenn uns ihre praktische Politik die Möglich-keit dazu bietet. Es ist ja eben das Unglück der sozialistischenLlrbeiterschast Deutschk-nds, daß die Unabhängige Partei sichbisher noch nicht dazu entschließen konnte, die von den meistenihrer Führer und dem größten Teil ihrer Anhänger innerlichbereits als unhaltbar erkannten Leitsätze ihres Leipziger Pro-gramms aufzugehen und osfen auf den Boden einer tatkräfti-gen praktischen Politik zur wirksamen Ausnutzung der voliti-schen Macht der Arbeiterklasse zu treten, die allein die Repu-blik, das freie Selbstbestimmungsrecht des Volkes, die Eiche-rung des Achtstundentages und der Sozialgesetzgebung undden wirtschaftlichen Wiederaufbau bringen kann. Der Gör-litzer Beschluß bedeutet daher in erster Linie auch eine Auffor-derung an die Unabhängigen zu einer solchen Politik und erbedeutet weiter, daß wir auch mit den Kommunisten eineKampfes- oder Regierungskoalition eingehen können, wenn siesich verpflichten, während dieses gemeinsamen Vorgehens ihreabweichenden Anschauungen zurückzustellen und an der Durch-ftthrung unseres Mindestprogramms ehrlich mitzuarbeiten.Wir haben also nicht umgelernt und wollennicht umlernen. Der Görlitzer Beschluß ist vielmehr die konsequente Fortsetzung der bisbsr nach dem Kasseler Parteilagverfolgten Politik. Mit größerer Schärfe als bisher ist nurdiesmal hervorgehoben worden, daß wir Politik nicht nach dengegen eine Partei bestehenden Stimmungen, sondern nur ausGrund de? realpolitischen Tatsachen machen können. Jetzthaben die Parteien das Wort, mit denen wir bisher in einerKoalition nicht zusammen arbeiten konnten, teils weil sie, teilswell wir es ablehnten. Mögen Unabhängige Sizialde.no-kratie und Deutsche Dolkspartei zeigen, daß sie gewillt sind,die bisherige Basis ihrer Politik zu verlassen und rückhaltlosauf den Boden unseres Görlitzer Mindestprogramms zu treten.Ein kslte? Wafferftrsb!.Die„Nationalliberale Korrespondenz"— so heißt immernoch die parteioffizielle Korrespondenz der Deutschen Volks-partei— berichtet heute über die schon in Stresemanns Redeerwähnte Sitzung der volksparteilichen Reichstagsfraktion inHeidelberg. Sie sogt, daß die Fraktion nach ausführlichen Er-.örterungen dem Berichte Stresemanns über die politische Lagezugestimmt habe und einstimmig der Ansicht war, daß zurMilderung der außerordentlichen Schwierigkeiten Deutschlandsnach innen und außen eine zusammenfassende undvermitteln de Politik notwendig sei.Mit dieser„zusammenfassenden und vermittelnden" Politiksteht allerdings das Verhalten Stresemanns in ver»schiedenen Versammlungen de? letzten Zeit in unlösbaremWiderspruch. Wie schon hervorgehoben, läßt Stressmann per-sönlich es sich angelegen sein, die von der Presse seiner Parteiin Szene gesetzte Hetze gegen W i r t h auf das lebhaftestezu unterstützen ohne Rücksicht auf die Wirkung, die diese Hetzebei den Parteien auslösen muß mit denen die Deutsche Volks-partei so gern eine Regierungskoalition bilden möchte. DiesesTreiben, das lebhaft an die systematische Hetze gegen Erzbergererinnert, veranlaßt sogar die im allgemeinen überaus ruhige„Germania", das Zentralorgan der Zentrumspartei, HerrnStresemann und seinen Trabanten einen wohlgezieltenkalten Wasserstrahl zu verabreichen. Sie schreibt:Kaum ist die Idee einer Verbreiterung der Regierungsbasis imReich wie in Preußen mit ernsthafter Aussicht auf Erfolg zur Dis-kussion gestellt, da beginnt in ber nationallibcrileb Politik sofortwieder die alte verhängnisvolle Kulissenschieberei.Man möchte fast zweifeln, daß man in diesen Kreisen auch in Jahr-zehnten etwas vergessen und hinzulernen werde. So aufdring-l i ch und aufgeblasen, wie man es bei ernsthaften Politikernwahrlich nicht vermuten sollte, geht die vvlksparteiliche Presse dazuüber, sofort einen intensiven Kampf um Personen undSitze zu beginnen... Es hat eine Verhetzungsarbeit vonvokkspartellichen«llerw-ltswissern eingesetzt, der unseremGefühl nach unbedingt ein schnelles Ende bereitet werden muß, sollnicht die ganze verheißungsvoll begonnene Entwick-lungder letzten Wochen jähzerstört werden. Wenn dieDeutsche Volkspartei gewillt ist, ernstlich und sachlich an den großenProblemen mitzuarbeiten, die die nächste Zukunft in unserem Vater-lande aufwirft, gut, dann wird man stach der Lösung �.md Klärungsachlicher Fragen rasch zu einem guten Ende kommen. Sind aber derBolkspartei nun, da der Erfolg zu winken scheint, ihre guten Vor-stitze wieder leid, will sie lieber einen persönlichen Kamps beginnen,will sie insbesondere nicht darauf verzichten, heute den Reichskanzlerzu verunglimpfen, fo kann aus der ganzen Angelegenheit nichts weiterherauskommen, als eine neue Blamage dieser Allerwelts-Politiker, ähnlich wie sie sich aus der Stellung der DeutschenVolkspartei am 10. Mai ergeben hat..Die„Germania" erklärt, daß sie über die Vorgängeinnerhalb der Deutschen Volkspartei mehr alsgut unterrichtet und in der Lage sei, mit gewissenRund-schreiben aufzuwarten, die aus ihren Redaktionstisch ge-flogen kamen. Zum Schluß erklärt das Zentrumsblatt:Nein, Herr Stresemann, so wie Sie die„praktische Mitarbeit inder Regierung" jetzt begonnen haben, geht es wirklich nicht!So sind Sie nicht Sammler, sondern Zerstörer! Wenn Siees nicht besser verstehen, die positiven Kräfte im Volke, die wir zurLösung der großen Probleme unseres Vaterlandes zusammenbringenmüssen und zusammenbringen wollen, zu oereinigen, dann werfenSie einen Blick in die Presse der gegenwärtigen Negierungskoalition,und Sie werden erkennen muffen, daß es besser ist, Sie ver-z i ch t e n auf die politische Führung und widmen sich lieber anderengeschäftlichen Angelegenheiten! Das sagen nicht nur wir, das wirdman Ihnen, unserer festen Ilcbcrzeugung nach, wie inderPresseder übrigen Koalitionsparteisn, so einmütig in derganzen Zentrumspartei sagen.Wir denken, das ist deutlich genug! Es war notwendig,daß der deutsch-volksparteilichen Arroganz gegenüber aucheinmal von bürgerlicher Seite Fraktur geredet wurde.Es geht wirklich nicht an, daß die Partei, die mit ihren„Fach-ministern" im Kabinett Fehrenbach wirklich keine besondereEhre eingelegt hat, jetzt sich den Anschein gibt, als wenn sieallein über das Geschick des Reiches zu entscheiden hätte. Alsmildernder Umstand mag allerdings gelten, daß ihr dieseGroßmannssucht durch die' geschäftige bürgerliche, hauptsächlichdie demokratische Presse langsam suggeriert wor-den ist. Das kann aber nicht hindern, die Bedeutung der Deut-schen Volkspartei rechtzeitig wieder auf das gebotene Maßherabzuschrauben.____, t,Preußenfeaktion unö Neg?erungsbZlöung.Zu den letzten Meidungen der Tagespresse über Be-sprechungen, die zwecks Umbildung der preußischen Regierungstattgefunden haben sollen, teilt uns die s o z i a l d e m v k r a-tischeFraktion des preußischen Landtags mit,daß derartige Besprechungen weder in den letzten Tagenstattgesunden haben, noch in den nächsten Tagenstattfinden werden.Die Fraktion erklärt, daß alle derartigen Gerüchte ausderLuft gegriffen sind und glaubt zu der Annahme be-rechtigt zu sein, daß alle verbreiteten Kombinationen nur dazudienen sotten, einer kommenden Regierungsbildung die größt-möglichen Schwierigkeiten in den Weg zu legen.'! llubenkums, der Sozialdemokrakie und der linksradikalen Parkten,Bekämpfung der antinaiiLnale« Weimarer Verfassung m! Wor! und Schrift, Ausklärung weiter Kreise über diese Verfassung.Unterstützung einer für Deutschland allein möglichen Verfassung ausföderalistischer Grundlage; b) materielle Ziele, Sammlung von cnt-' schlossenen nationalen Männern zu dem Zwecke, die ooU-ständige Revolulicmierung Deuischlands zu verhindern, bei grasten- inneren Unruhen deren völlige Ztiederwersung zu erzwinge: und durch Einsetzung einer nationalen Regierung dle W>e-! Verkehr der heutigen Verhältnisse unmöglich zu machen, die durch denVersalller Vertrag angestrebte Entmannung und Entwajv: nung unmöglich zu machen und dem Volke seine Wehrmacht umdie Bewaffnung soweit wie möglich zu erhalten. Die Organ'-> sation charakterisiert sich in weiteren Bestimmungen wie folgt:Die Organifation ist eine Geheimorganisation.verpflichtet die Mitglieder unkereinauder, ein Schuh- und T r u tz-b ü n d n i s zu schliefzen, wodurch Zeder Angehörige der Organifallonder weitestgehenden Hilfe aller anderen Mitglieder sicher sein kann.Die Mitglieder verpflichten sich, ein M a ch t s a k t o r zu sein, iimgeschlossener als starke Einheit dazustehen, wenn die Rot die Ehr�unseres deutschen Vaterlandes und die Erreichung unserer Ziele cserfordern. Zeder verpflichtet sich zu unbedingtem Gehorsam gegenüber der Leitung der Organisation. Die Verpsiichtungssormel lau-tel: Ich erkläre ehrenwörtlich, daß ich deutscher Abstammungbin. llch verpslichle mich ehremvSrllich durch Handschlag, mich denSatzungen zu unterwerfen und nach ihnen zu handeln, llchgelobe, dem obersten Leiter der Organisation unbedingte«Gehorsam z u leisten und über alle Angelegenheiten st r e n g-st e s Stillschweigen zu bewahren.Der Staatspräsident stellte nach Vorlesung dieser ZMtteilungenfest, daß der Mörder T i l l e s s e n einer Kölnischen Zenkrumssawilleangehört, seiner Schwester aber geschrieben habe, sie solle künstiZdeutsch national wählen. Ferner fügte der Staakspräsidenihinzu, daß die beiden Mörder Erzbergers dieser GeheimorgauisatioNangehörten, ebenso k I l l i n g e r und Müller.ZWAerlei Maß!Wie die PPN. hören, ist man in Berliner Regierungskreiselaußerordentlich erstaunt über die Zwiespältigkeit in der Beurteilungzweier politische: Vorfälle der letzten Zeit. Während der Nürnbergerunabhängige Abgeordnete Fischer wegen seiner Ausforderung Z«einer eventuellen Trennung Nordfrankens von Bayern b«1% Jahren Festung verurteilt wurde und der bayerische Landlogsoeben einen Antrag auf sofortige Haftentlassung abgelehnt hauwurde der„Miesbacher'Anzeiger" wegen seiner Aufforderung„Lo»vom Reiche" nur auf 7 Tage verboten. Wurde Fischers Auf-forderung zur staatsrechtlichen Trennung Nordbayerns im Rahrnendes Reiches schon als Hochverrat ausgelegt, so muß die Aufforderungdes„Miesbacher Anzeigers" zur Trennung Bayerns vom Bei»"noch viel mehr als Hochverrat gewertst werden, die ergangenenUrteile stehen allerding» im umgekehrten Verhältnis.Küftungen öer Gegsnrkyolutwn.Karlsruhe, 23. September.(Tll.) Zu der heutigen Sitzungdes badischen Landtages machte der S l a a t sp rä f i d e n t aussehen-erregende Mitteilungen über das Bestehen von politischen Ge-Heimorganis aH onen der Rechtsparteien und deren Besiim-mungeu, die von der Staatsanwaltschaft aufgefunden wurden. DieseBestimmungen der Gehelmorganisakion haben folgenden Wortlaut:Die Ziele unserer Partei ergeben sich ans der Lage») geistigeZiele. Pflege und Verbreitung des nationalen Gedankens, Bekamp-fung alles Anliuationalen und llnkernalionalen, Bekämpfung desweitere �Z!fe für Oppau.Neuere Meldungen, die ein ausführlicheres Bild über die Lagein dem Katastrophengebiet geben, liegen zur Stunde nicht vor: da-gegen macht sich auch weiterhin in deutschen und oußerdeutschc«Kreisen eine von Stunde zu Stunde wachsende Hilfsbereitschast be-merkbar. Die Kölner Stadtverordnetenversammlung bewilligegestern den rheinischen Städten Ludwigshafen und Mannheim ausAnlaß des Oppauer Unglücks«inen Betrag von 75 000 Mark. D>�Sarotti A.-G. überwies dem Hilfskomitee 500 000 M. Wie au»Brisbane(Australien) gemeldet wird, faßte der Gewertschaftsrateine Entschließung, in der wegen des Unglücks in Oppau im Namenvon Queensland das lebhafte Bedauern ausgesprochen wird.Der Berliner Oberbürgermeister Boß richtete an den Gemeinde-vorstand von Oppau ein Telegramm, in dem er mitteilte, er habe bcider Stadtverordnetenversammlung zur Linderung der ersten Notdie Bewilligung van 100 000 M. beantragt und hoffe, diesen Betragschon in den nächsten Tagen überweisen zu können.Der bayerische Sozialminister Oswald hat sich bei einersichtigung der Unglücksstätte davon überzeugt, daß 30 Prozent allerZehn?ahre„Stuenf.Die Kunsthandlung„Der Sturm"(Potsdamer Str. 154a)zeigt ihre 100. Ausstellung und begeht zugleich das Jubelfest ihreszehnjährigen Bestehens.Sind wirklich erst zehn Jahre vergangen seit jener denkwürdigencchau in der Tiergartenstraße, wo die im„Blauen Reiter" vereinigten Kimstrevolutionäre Franz Marc, Kandinety,Pechstein, Macke, Paul Klee. Heckel, Kirchner,Eampendonck zum erstenmal an die Berliner Oeffentlichkeittraten und der Kampf um die neue Kunst begann? Diese Künstler,denen sich bald die italienischen„F u t u r i st e n" und— vor allem—Kokoschka, Chagall und Archipenko zugesellten, sind heutedie anerkannten Träger und Führer der deutschen bzw. europäischenKunstentwicklung. Unsere Ealeriedirektoren bemühen sich um denErwerb ihrer Werke und ein Teil von ihnen wirkt als Lehrer anstaatlichen Akademien. Damals, bei ihrem ersten Auftreten, wurdensie vom Publikum und von der Kritik fast einstimmig für Verrückteoder für Schwindler erklärt. Ist es wirklich erst zehn Jahre her?Eine Anzahl Sturm-Künstler hat die Stätte verlassen, an dersie sich ihre Sparen oerdienten, und hat nahrhaftere Weiden gesuchtund gefunden. Der Sturm aber ging seinen Weg weiter und hieltan dem Prinzip fest, den Berlinern stets di? jüngsten Entwicklungs-Phasen der deutschen und ausländischen Kunst vor Augen zu führenund alles Neue zu fördern, das er für aussichtsvoll hielt. Daß nichtalles lautres Gold war, was er im Lauf des Jahrzehnts entdeckt undgezeigt hat, ist selbstverständlich. Wer aber diese 100 Ausstellungenregelmäßig besuchte und das Gebotene vorurteilslos auf sich wirkenließ, der wird dankbar anerkennen, daß ihm hier eine einzigartigeGelegenheit gegeben ward, den Entwicklungsgang der neuen Kunstmitzuerleben.Die 100. Slusftellung ist eine Gesamtschau. Fast alle marschieren sieauf, die Abgesplitterten wie die Treugebliebenen— im ganzen 00 Künstlermit 115 Werken: Deutsche, Russen, Franzosen, Italiener, TschechenSchweden, Ungarn, Schweizer, Belgier und Holländer. Die Rietenfehlen nicht, namentlich unter dem jüngsten Nachwuchs sind sie zufinden, aber es überwiegen die Treffer und auch ganz große Haupt-treffer sind vorhanden, meist alte Bekannte, die' heute nicht mehrrevolutionär wirken, sondern im Lauf der Jahre klassisch gewordensind:„Die gelbe Kuh" von Franz Marc(71),„Rußland, denEseln und den andern„van Chagall(2A), Vocclonis„Machcder Straße"(14), Delaunays„Saint Severin"(29), Mackes„Wirtshausgarten"(70), Kokoschkas„Porträt Noll Molden"(63),Gemälde von Kandinsky(57— ö9a) und Klee(60—62), Plastikenvon Archipenko(307), dessen einst grell verhöhnte Kunst jüngstihren Einzug in die Nationalgalerie gehalten hat.Ein schön illustrierter, durch ein Borwort von Rudolf Blümnereingeleiteter Katalog ist zur Feier des Jubiläums erschienen. DerBesuch der Ausstellung se» jedem empfohlen, der Interesse für dieneue Kunst hat. Er gewinnt hier einen Ein- und Ueberblick, wie ernicht häufig geboten wird. John Schikowaki.Refidenztheater.(„D er König" von de E a i l l a v e t, deF! e r s und Ä r e n e.) Aus der bunten Reihe der bei der Zlshnlich-keit ihrer Aufmachimg fo physognomielosen Pariser Sckwänke, dieman gleich wieder vergißt, sind einem Szenen dieser Königspojsenoch in lebendiger Erinnerung geblieben. In Berlin erschien sie—schon das hebt sie aus dem Schwärm der anderen hervor— in demdamals noch von Otto Brahms überlegenem Geiste geleiteten Lestsingtheater, inmitten eines vvn künstlerischem Streben zeugendenRepertoire. Die übermütige Verulkung von Majestäten und desservilen, vor ihnen katzenbuckelnden Bürgertums empfand man zuZeiten des grotesken wilhelminischen Gottesgnadentums als einenKernschuß keck zugreifender Satire, als ein Pendant zu den Karikaturen Thomas Theodor Heines im heimischen Simplizissimus. Da-zu kam der ganz eigenartig farbige phlegmatische Humor mit demHans M a r r den sich van seinen nicht eben schweren Monarchen-sorgen auf dem Pariser Pflaster erholenden Beherrscher Cerdaniensmimte. Es war ein seltener Erfolg. Man lachte und hatte dabeidas erquickende Gefühl, auch mit Verstand zu lachen.Das Wiedersehen des Schwanke nach so viel Jahren im Rest-denztheater goß reichlich Wasser in den Wein. Die alte Stimmungließ sich nicht erwecken. Was der Satire einen Reiz der Aktualitätgegeben, war nun verflogen. Und ohne diese Unterstützung unddas Marrsche Spiel blieb wenig übrig, was da» Stückchen von an-deren seines Genres unterschied. Di« Ausspinnung der galantenAbenteuer ging obendrein auch hier und da gar sehr ins Breite.Namentlich im letzten Akt schleppte die Erfindung. Streichungen,welch« die Aufführung auf das normale Schwankmah von zwciein-halb Stunden reduziert hätten, kämen der Wirkung sicherlich zugute.Rur die Hauptszene, der feierliche Empfang der auf ganz andereDinge erpichten Mojellät in dem Palais des radikalen streberischenPolitikasters unter Klängen der Marseillaise— dies« treffende Per-siflage landesüblich offizieller Komödiontereien— schlug eigentlichein. Die feineren Ironien in der Figur des Kronenträgers, derGegensatz gemächlich simpler Vergnügungssucht und der m-fgezmun-genen pompösen Würde kamen in der Darstellung durch Kaiser-Titz nicht zu genügendem Ausdruck. Das Sinnliche war stärkerals dis Drollerien. Die Damen Olga Limburg und LotteK l i n d e r sekundierten ihm geschickt. In der Possenrolls des ge-Heimen Polizeichefs erzielte Oskar Sabo laute Heiterkeit. Eswurde namentlich nach dem Hauptakte stark applaudiert. dtHerr v. Bodo ill nichk in der Lage. Zu seinem auch von unsveröffentlichten� Brief in Sachen des„Museumskrieges" sendet fjerrBebe der„Boss. Ztg." folgende Erklärung:„In einer Zuschrift vom21. September nimmt der Herr Geheime Baurat Dr. Ludwig Hoff-mann selbst Stellung zu der Schrift des Herrn Karl Schesfler überden„Berliner Museumskrieg" und druckt dabei einen Brief vonmir aus dem Jahr« 1S12 ab. Ich bin in msiner Stellungzurzeit nicht in der Lage, mich zu der Angelegen-heitzu äußern:«in« Klärung über die Frage unserer Museum�bauten darf aber durch ein« Aussprache im Landtag erwartet wcr-den, die das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildungkürzlich in Slussicht gestellt hat."Wenn der Gewährsmann des Herrn Schesfler nicht selber da»Bedürfnis fühlt, sich so rasch wie möglich aus der schiefen Stellungzu befreien, in die ihn die Veröffentlichung seines Briefes gebrachthat, so wird man eben abwarten müssen, was die Landtagsdebat!«auch nach dieser Richtung zutage fördert.Eine Kritik der Skeinachschen verjüngunasoperation. In derBerliner Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenkrankheiten gabDr. Kurt Mendel eine beachtenswerte Beurteilung der Ber-jüngungsoperation Steinachs.Er kam dabei zu folgenden Schlußfolgerungen: Es ist noch nichterwiesen, daß die Operation Steinachs neu belebt und die samen-spendenden Zellen zur Rückbildung bringt. Die Experimente anRatten sind nicht auf den.Menschen übertragbar, denn das Alternder Ratte und des Menschen ist etwas ganz anderes; dort ein?lltcrnim g a n z e n, hier ein st ü ck w e i s e s Altern, bei dem die Alters-Veränderung in den Geschlechtsdrüsen nur eine begleitende, nicht dievorherrschende Rolle spielen.Die bisher veröffentlichten Fälle von Verjüngung nach Steinach-scher Operation halten einer strengen Kritik nicht stand, insbesonderekönnen suggestive Einflüsse nicht ausgeschaltet werden. Besondersschwer liegt folgender von Mendel berichteter Fall: Ein gesunder,aber vorzeitig gealterter Mann läßt sich zwecks Verjüngung nachSteinnch operieren und verfällt nach der Operation in eine schwere,zum Tode führende Psychose mit Erregungszuständen, mit starkausgeprägter sexueller Färbung und aufs sexuelle gerichteten Wahn-Vorstellungen und Gedanken, wie sie seinem früheren Wesen durch-aus fremd waren. Dieser Fall von mißglückter Dersiingung sowieandere zeigen, daß der Eingriff doch nicht so harmlos ist, wie rrhingestellt wird.Kn-Klux-Klatt-Parade in Kanada. Die berüchtigte Ku-Klux-Klan-Sekte, die während des amerikanischen Bürgerkrieges von denWeißen der Südstaaten gegen die Neger gegründet wurde und di«jetzt in Nordamerika wieder aufgelebt ist, erregt auch in Kanadagroße Beunruhigung. Es ist hier ein Zweigoerein der Sekte ge-gründet worden, der zu London in Ontario eine große Parade mitAutomobilen abhielt, in denen sich zahlreiche maskierte Mitgliederbefanden, gekleidet in lange weiße Roben mit einem roten St. E--orgs-Kreuz auf der Brust und hohe spitze Mützen.Die Sekte, die unter Anwendung aller Mittel die Befreiung2l m c r i k a s von den Fremden erstrebt, soll in Kanada vonStaats wegen unterdrückt werden.Neues VoikStbeater. Bei der für Sonnabend angesetzten Erttank'sulnung der Ben Jrnijon Komödie„Der Schrei nach N übe" bear"bellet von Beneditt Lachmann, sind in größeren Rollen beschäsligt': Rol«Lieck tenslem Fränze Roloff. Fritz Lwn. Peter Jble. Einst Laskowski.Friedrich Lobe, Erich Otto. Armin Schweizer und Ernit Raden. Regie;Heinz Goldberg. Bühnenbilder: Maxim Frey. Beginn- 7 Uhr