Str. 457 38.Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Um den Oberstadtschulrat.
100 000 Mark für Oppan.
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Erhöhung der Krankenhauskurkosten.
Die gestrige Stadtverordnetenfißung begann für die Stadtgemeinde Berlin beschlossen. Dieser Stadtschulrat sollte, mit einer Rundgebung für die Opfer von Oppau. um feiner zentralen Bedeutung für das Schulwesen der gesamten Der vom Oberbürgermeister mitgeteilte Magistratsbeschluß, Stadtgemeinde gerecht zu werden, den zur Linderung der Not 100 000 m. beizusteuern, fand ein
Mittwoch, 28. September 1921
Anträge, die die Krantenpflege völlig unentgeltlich gewähren wollen, gegen die Stimmen der Antragsteller. Ang en ommen werden der Antrag Wygodzinski( Soz.), auch die tuberkulösen Kinder unter 14 Jahren zum ermäßigten Saße von 6 M. aufzunehmen, ferner der Antrag der U. Soz., daß die Aufnahme nicht von der Zahlung eines Borschuffes abhängig gemacht werden darf, sowie derjenige, daß die Neuregelung am 1. Ottober in Kraft tritt und als Provis u. Soz., Nichtversicherte, deren Einkommen unter 20 000 m. bleibt, forium bis Ende 1921 in Kraft bleibt. Der weitere Antrag der nur die Hälfte der Säße zahlen zu lassen, wird mit 77 gegen 61 Stimmen abgelehnt und dafür ein Antrag Wygodzinffi angenommen, wonach diese Ermäßigung Blaz greift, wenn das Einfom mütige Annahme. Bei dem Antrag der sozialdemokratischen führen, wie aus der Einführung durch die Herren Stadtverordneten men der Ehegatten 20 000 art nicht erreicht. Die Fraktion, dem leitenden Stadtschulrat Paulsen den bereits vorsteher und Oberbürgermeister eindeutig bevorgeht. Neuerdings Erhöhung des Berpflegungsfages von 18 auf 25 m. wird mit 81 in der Deffentlichkeit auf ihn angewendeten Titel„ Oberscheint der Magistrat bem Herrn Oberstadtschulrat diefen Titel ab- gegen 60 Stimmen genehmigt. stadtschulrat" zu geben, tam es zu einer Attade der erkannt zu haben. Dieses Vorgehen mürde die Stellung des Ober- Zu dem Statut der Erwerbslofen fürsorge der vereinigten Bürgerlichen gegen Baulsen. Beson- ftadtschulrats erheblich schwächen. Wir verlangen Auskunft dar- Stadtgemeinde Berlin wird die Zustimmung nach den Ausschußvorders der Demokrat Merten erging fich in heftigen Ausfällen, was den Magistrat veranlaßt hat, einseitig und ohne Zustimmung Ostrowiti begründet, werden bei der Abstimmung übersehen über, ob eine derartige Berfügung erfolgt ist und im bejahenden Falle, schlägen erteilt; weitergehende Anträge der Kommunisten, die die offenbar als Agitationsrede für die Stadtverordnetenwahlen der Bersammlung eine derartig einfchneidende Maßnahme zu treffen." und die nachträgliche Vornahme einer Rorreftur scheitert am Widergedacht waren, aber Genosse Paulsen blieb den Angreifern die Zu derselben Angelegenheit liegt der Antrag Heimann( S03.) fpruch der Rechten.
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Titel Oberstadtschulrat
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Ebenso erhält die Sagung über das Berwaltungssemi nar der Stadtgemeinde Berlin nach kurzer Debatte die Zustim mung der Bersammlung. Bon den weiteren Magistratsvorlagen wird auch diejenige ohne Erörterung zum Beschluß erhoben, die den 20
Antwort nicht schuldig. Er schilderte die Hindernisse, die ihm vom 23. Auauft vor:„ Durch die Schaffung der drei Dezernentenstellen Auch die Sagung des Ausschusses für das Woh= andauernd in den Weg gelegt werden und ihm die Arbeit er- für das Boltsschulwesen, das höhere Schul- und das Fachichulwesen nungswesen der Stadtgemeinde Berlin gelangt mit der Aendeschweren. In seinen eindrucksvollen Ausführungen machte ist eine besondere Amtsbezeichnung für den leitenden Stadtfchulrat rung zur Annahme, daß die Vorsitzenden der MieteinigungsamtsBaulsen seinerseits der früheren Berliner Schulverwaltung son Berlin unumgänglich geworden. Wir beantragen daher dem abteilungen in den Berwaltungsbezirken vom Magistrat ernannt den Vorwurf, daß sie eine feineswegs glänzende Erbschaft Inhaber dieser Stelle die bereits in der Deffentlichkeit gebräuchliche werden sollen. hinterlassen hat. Der Antrag, der mehr als einen Streit um Amtsbezeichnung Oberstadtschulrat" und den drei Dezer einen Titel bedeutet, wurde von den drei Frattionen der Linken nenten die Amtsbezeichnung Stadtschulrat" zu geben." Heute angenommen. Die leider notwendig gewordene neue gernenten als Masi tratsschulräte" zu bezeichnen. geht von der D. Bp. v. Eynern u. Gen. der Antrag ein, die drei DeErhöhung der Krantenhausturkosten wurde beIn der ausgedehnten Berhandlung, die sich an die Begründung schlossen. Sie fann gemildert werden durch den gleichfalls an der Anfrage durch Dr. Löwenstein( UEP.) und des Antrages genommenen Antrag der sozialdemokratischen Fraktion, bei Heimann durch Dr. Lohmann( Soz.) anschließt, erklärt der einem 20 000 m. nicht übersteigenden Jahreseinkommen des Oberbürgermeister, daß über die Rechtslage fein Zweifel Ehepaares den Kurkostensatz auf die Hälfte zu ermäßigen. sein könne, da das Protokoll und die Bestallung lediglich vom Die Vorlage wegen Berkaufs einer Baustelle an der Partstraße Stadtschulrat" sprechen. Eine Aenderung von Titeln stehe der in Berlin- Treptow und der Antrag Weyl wegen Neuordnung der Stadt nicht zu, es sei denn, daß die neue Bezeichnung in den Haus- Taubstummenschule gehen an Ausschüsse. haltsplan aufgenommen werde.
Sizungsbericht.
Sofort zu Beginn der heutigen außerordentlichen Sigung ergreift der Oberbürgermeister Böß das Wort, um des furchtbaren Explosionsunglücks zu gebenten, das die Stadt Ludwigs hafen und den Ort Oppau betroffen hat, und die Bersammlung zu bitten, die in Erfüllung der auch den deutschen Städten obliegenden Pflicht der Hilfeleistung vom Magistrat eingebrachte Dringlichkeitsvorlage ungefäumt ohne Diskussion anzunehmen. Diese Vorlage stellt dem Reichshilfskomitee
100 000 m. zur Verfügung.
Er knüpft daran den herzlichen und tief empfundenen Ausdruck der Teilnahme der Stadt Berlin und einen Aufruf an die Bürgerschaft, nach Kräften helfend einzutreten. Borsteher Dr. Ben 1: Die Vertretung der Bürgerschaft teilt die Auffassung des Oberbürgermeisters. Wir bezeugen den Hinterbliebenen dieser Katastrophe und den
Schwerverletzter unsere Sympathie und unser Beileid. Die Serge für die Opfer solcher Statostrophen ist eine Pflicht des Ganzen. Es handelt sich hier um eine Tragödie der Arbeit, die Unterstützung muß ein Rechtsanspruch, fein 2lmosen sein, fie muß gefeßlich geregelt und dabei auch die Stichstoffindustrie in erster Linie herangezogen werden. Darüber hinaus haben gewiß die Städte in erster Reihe die Pflicht, sich der Rotleidenden anzunehmen; Berlin geht auch hier wie immer Die Versammlung gibt hierauf ohne Debatte der Magistratsvorlage einmütig die Zustimmung.
Doran.
Gin von den U. Soz. eingebrachter Dringlichkeitsantrag betr. eine Attion gegen die Schundliteratur findet auf der Rechten Widerspruch.( Stürmisches Hört, hört! links.) Die Beratung des Antrags muß vertagt werden. Ohne Widerspruch dagegen bleibt ein Antrag Gäbel( Komm.), der darauf hinausgeht, den
Alllpensionären und Ruhegeldempfängern
angesichts der steigenden Teuerung auf die bereits am 15. September beschlossene Erhöhung bzw. Nachzahlung ab 1. April einen sofort zahlbaren Vorschuß von mindestens 3000 M. zu gewähren. Der Antrag findet einstimmige Annahme.
Dhne Diskussion faßt die Versaminlung ferner den Beschluk, sämtliche in der Stadtverordnetenversammlung am 4. Auguft d. I. gefaßten Befchlüsse zu bestätigen. Die Beschlußfaffung ist notwendig geworden, um jede Möglichkeit einer Anfechtung auszuschließen. Der Vorsteher verwahrt sich hierbei gegen den in der Deffentlichkeit erhobenen Vorwurf, als sei damals die Geschäftsordnung verletzt worden.
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Mit
auch diefe Gelegenheit, ihrer Abneiguma gegen das Enftem Baulfen Troll( D.- Nat.) und Kröpelin ( DVB.) benutzen natürlich unverblümten Ausdruck zu geben. Während Goß( Komm.) dahin mit Dr. Lohmann übereinstimmt, daß es sich hier an sich nicht um ein Brinzip handelt, stimmt er doch auch dem Antrag Heimann zu, da sich der Streit zu einem politischen ausgewachsen habe. besonderer Schärfe zieht Merten( Dem.) aegen Paulsen zu Felde; er hält ihm vor, daß er in fieben Monaten nichts für die Herbeiführung der Einheitlichkeit des Schulwesens getan habe, daß er nichts getan habe, um die Schulstreifs zu verhüten, daß man weltliche Schulen eingerichtet habe, ohne das Reichsschulgesetz abzus Stadtschulrat Paulsen
warten usw.
beilegt.
Verwaltungsbezirken offizielle Namen
Der am 1. Oktober in Kraft tretenden Erhöhung der Ausgleichswird zugestimmt. und Teuerungszuschläge an die Arbeiter, Angestellten und Beamten Gegen 9 Uhr Bertagung auf Donnerstag.
Küchen/
Spielzeug Kleider.
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Ein bißchen viel auf einmal, und ziemlich verwegen, all diese verschiedenartigen Dinge unter einen Hut zu bringen, d. h. fie in einer Ausstellung zu vereinigen, wie es die gemeinnützige ausrat" G. m. b. 5. in der Königin Augusta Straße 21 tut. Mit Genugtuung fann man aber feststellen, daß nicht nur neue Wege gesucht, sondern auch gefunden wurden.
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Die Kleider sind wieder saubere, liebevolle Arbeiten, die der
repliziert, er fei mit seiner ganzen Kraft für die Einheitsschule des Zweckmäßigkeit bei auserlesenem Geschmack dienen. Das Spielzeug Schulwesens eingetreten, aber überall, im Provinzialichulkollegium macht auch den Großen die Augen leuchten, denn hier findet man und im Ministerium, auf den Widerstand der Juristen gestoßen. macht auch den Großen die Augen leuchten, denn hier findet man ein Versuch, den Magistrat von der Richtigkeit feiner Auffaffung endlich gute Sachen, die man dem Kinde in die Hand geben kann. überzeugen, habe zwar die Mehrheit des Magistrats auf feine Das Spielzeug ist hauptsächlich aus Holz, gefertigt in den bekannten befchluß beanstandet. Seit Februar fämpfe er allein, noch immer unentwegten Vorfämpfer, der durch sein können Wege zeigt, um in Seite gebracht, ober der Oberbürgermeister habe den Magistrats- Werkstätten in Hellerau und von Staudinger( Sonneberg ), dent habe er feine Schulräte zur Seite. Es wäre kein Wunder, dem Bereiche der Spielwaren die notwendigen Reformen durchwenn das Schulwefen auf diesem Wege in Unordnuna geriet: aber zuführen. Sein Können ist aus dem Grunde schon so beachtenswert, es ftebe auf feiner alten Söhe. Die weltlichen Schulen weil ihm die Bedingungen der Massenfabrikation bekannt sind. Alle Heiterfeit links.) Damit erledige sich auch der Punkt der Schulstreiks. dem Tiere entsprechend angebracht. Die Tierbeobachtung ist eine habe richt er eingeführt, sondern die Potsdamer Regierung.( Grohe Seiterfeit links.) Damit erledige sich auch der Punkt der Schulstreits. Mittel find vernünftig ausgenutzt, und die Geräuschinstrumente sind
Durch
faufend Hemmungen
sei er davon abgehalten worden, überhaupt an die Arbeit zu kommen. aefchweige denn, fein Schulprogramm in die Tat umzulegen. Ein Schlußentra wird angenommen. Die Versuche des Dr. Salgeber, seiner Fraktion, dem Zentrum, noch das Wort D. Ennern abgelehnt, der Antrag heimann mit den Stimmen zu verschaffen, schlagen fehl. In der Abstimmung wird der Antrag der drei Linksparteien angenommen.
Mit den Ausschußbeschlüssen zur Vorlage betr. die Anwendung des Sperrgefehes
auf die Beamten und Angestellten der Groß- Berliner Gemeinden erklärt sich die Versammlung einverstanden.
In der zweiten Lesung der Vorlage wegen Erhöhung der Kur- und Verpflegungsfoflen
wirklich liebevolle, und das Tier ist immer in der ihm charakteristifchen Bewegung festgehalten. Dabei sind die Mittel ganz einfache. So watschelt z. B. ein Pelikan naturecht, nur weil bei dem Räderbrettchen die Stellung des Achsen schief ist. Wesentlich aber ist, dieses haltbare Spielzeug ist auch preiswert.
Die eine zeigt insonderheit, was aus einem an sich schlechten Raume Uneingeschränktes Intereffe beanspruchen überdies die Küchen. zu machen ist, in beiden aber ist die Anordnung der Geräte nach den Gesetzen der rationellen Arbeit vorgenommen. Da kann man aus Kleinigkeiten Bedeutsames lernen.
Das Unglück im Nord- Südbahn - Tunnel. Ueber das schwere Unglück, das sich in der gestrigen Nacht beim Bau der Nord- Südbahn ereignete und wobei, wie berichtet, zwei Arbeiter getötet wurden, veröffentlicht der Berliner Magistrat
Auf der Tagesordnung steht weiter die folgende am 15. Juni von den U. Soz. eingereichte Anfrage: Die Bersammlung hat in den städtischen Krankenhäusern erhebt sich eine wesentliche Dis seinerzeit mit Mehrheit die Schaffung nur eines Stadtbulrats fuffion nicht mehr. In der Abstimmung fallen die kommunistischen | eine Darstellung, der wir folgendes entnehmen:
Fräulein.
Nun bog der Dampfer in die Weichsel ein. Links war die Kaiserliche Werft. Graue Eisenfästen lagen dort, ohrenbe täubendes Hämmern auf Stahlplatten dröhnte herüber. Im Schwimmdod lag ein Kriegsschiff. Daneben Torpedoboote, grau, hager, wie böse Wölfe. Weichselmünde!" Ein schmutzigweißer runder Turm reckte sich über grüne Wälle. Baffagiere stiegen aus und ein. Der Dampfer war voll fein Blaz mehr unbefeht. Man stand in den Gängen und an der Treppe, die zur Stajüte führte.
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Braun und träge unten der Fluß. Da drüben der niedrige| Herlaufen in dem aiten, unbequemen Hause, vom StundenSchwanturm. der letzte Rest der einstigen Ordensburg. Wie geben und vom Strumpfberg. Wie schön konnte das Leben war das doch? Ja, die Ritter bauten ihn aus Aerger und sein! 14] Troß gegen die Stadt und den Bürgermeister Konrad Lehtow, Bon Paul Enderling. der keinen Daumenbreit Recht seiner Stadt preisgeben wollte. Copyright, 1820, by J. G. Cottasche Buchhandlung Nachf. Stuttgart u. Berlin Machher lockten sie ihn in die Burg, knebelten ihn und warfen „ Sie fahren mit dem Dampfer, aber nicht wahr, zweiter ihn in den tiefften Kerker. Und als er nach zwei Tagen noch Klasse?" Erste Klasse fostete zehn Pfennige mehr. nicht mürbe mar, wurde er mit zwei Ratstollegen abgeschlachZweiter Klasse aber war vollbesekt mit Menschen und tet. In der Marienkirche war ja der Stein über ihrer Gruft: Rörben. So legte Fräulein diese gehn Pfennig aus eigener halbgeborsten, mit heute fast verlöschten Zügen die Geschichte Tasche aus. Hier saßen gutgekleidete Menschen, die zum Ber - erzählend, sehr furz, aber sehr verlogen; da stand einfach sie gnügen hinausfuhren an den Außenhafen, an die See. Bär starben" am Balmsonntag 1411. Sie war fo typisch, die chen, die sich aneinanderdrückten: draußen war Stille und fnorrige, bodbeinige Gestalt des Letztomer, der sich bis zum Strandeinsamteit. Familien, die ein Bäckchen mit allerlei bitteren Ende fein Recht nicht nehmen ließ, nur sein Leben. Rahrhaftem bei sich trugen; durch das Zeitungspapier schlugen Der Oberlehrer hatte mit Fräulein oft von diesen Dingen Fettflecte, unschön und verheißungsvoll. Jungens mit grünen gesprochen. Er war mit ihr durch die alten Zeiten gewandert. Setanisiertrommeln, in die alles hineinfam, nur feine Pflanzen. Er fannte ja jeden Stein seiner Baterstadt und wußte alles Kleine Mädchen mit Schmetterlingsneßen, mit denen man zu deuten. fleine Fische am Strande fangen konnte. Und vielleicht gab es die dee gehabt der Oberlehrer hatte ihn davon erzählt- Hermann Görte tam ihr in den Sinn. Er hatte einmal Der Dampfer fuhr langsam und vorsichtig. An der ein Buch zu schreiben, deffen Heldin diese alte Stadt war, auf Langen Brüde begannen sie jest den alten, an hundert Stellen deren Antlik melancholische Träume lagen:" ,, Dann aber las geflicten Holzbelag abzutragen und sie mit Steinplatten zu ich Rodenbachs„ Bruges la morte", und dann ließ ich ab: belegen; und an Stelle des dicken Balkengeländers tamen es wäre doch nur eine Wiederholung geworden." leichte Eisenstangen. Das war so furchtbar praktisch und so furchtbar häßlich.
Dicht an der Brücke, die eigentlich eine Straße ist, lag ein langgestreckter Weichseltahn, auf dem ein fleiner Spig hin und her rannte, gallig dreinschauend und wildwütig blaffend. Am anderen Ufer lag ein großer Dampfer mit rotem Stern im weißen Schornsteinbande. Schiffsstauer luden Getreide ab; sie gingen, die zentnerschweren Säcke auf den massiven Schultern, über schmale, schwankende Bretter, die das Schiff mit dem Bollwert an den Speichern verbanden.
Kleine, grasgrüne Dampfer famen von den Badeorten. Helle Sommerkleider, bunte Sonnenschirme, Strohhüte, Blumensträuße leuchteten in der Sonne. Nun bog ein mäch Higer Dampfer mit norwegischer Flagge nach der Schäferei zu ein, wo der Backhof war. Einige Augenblide war die ganze Luft erfüllt von dem gellenden Heulen der Schiffspfeife; dann war es wieder still, und nur das asthmatische Schnaufen der Maschinen war zu hören, das Lachen der Passagiere und das Bellen des fleinen Hundes.
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Was hatte Hermann Görfe gestern abend nur mit der Sibylle" gemeint? Sie hatte lange darüber nachgedacht. Wie blaß Sie sind!" Sie hörte den Ton seiner Stimme noch immer. Warum war fie nicht freundlicher zu ihm gewesen? Er war der Sohn des Hauses. Sie durfte fich nichts vergeben. Ach, sie hätte doch freundlicher zu ihm sein sollen; er war gewiß einsam, troß seiner Freundschaft zu Lothar Franzius.
Als Fräulein bei Lothar Franzius war, zwang sie ihre Gedanken zur Umkehr. Warum hing Hermann nicht mehr mit feinen Eltern und seinen Schwestern zusammen? Barum waren sie eigentlich alle einsam im Görfeschen Hause? Der Bater, die Mutter, die Schwestern, jede für sich, der Bruder? Ach, sie hatten alle die Liebe nicht. Und der Oberlehrer, der sie hatte, verschloß sich vor ihnen und saß einsamer als sie alle da.
Auf diesem Waffer, an diesen Speichern und Türmen vorüber waren die Benezianer eingefahren die Caravellen der Spanier, die Holländer, die die Müchternheit der Seele und daneben die wundervollen Schnapsrezepte eingeführt hatten. Sie waren so reich und wußten sich doch nicht ihr Leben Hier war auch Baul Benede, een hart Seevogel", ange su formen. Fräulein dachte:„ Wenn ich so reich wäre--" fommen. Paul Benecke , der dem englischen Schiff eine SteinHandelsschiffe lagen nebeneinander, an einigen Stellen fugel in den hölzernen Bauch schoß und ihm das Wunderbild mehrere. Getreide und Holz wurde ein- und ausgeladen. Und des Hans Memling abnahm das Jüngste Gericht ", das für eines stant nach Petroleum . einen Rebici eben gemalt war. as der wohl für Augen gemacht hatte, als er das Kunstwert fah? Bielleicht hatte er die Achsen gezuckt. Vielleicht hatte er den Eisenhelm vom sonnenverbrannten Schädel genommen und ein Ave- Maria gebrummt...
Nun tamen sie aus der Stadt heraus. Biefen, eine fleine Brücke, die fich rechts über einen Kanal wölbte Stroh deich!" rief der Mann am Ausgang.
Fräulein lachte vor sich hin. Sie wußte es gar nicht. Sie empfand ein wohligwarmes, glückliches Gefühl. Sie war frei. Sie war für ein paar Stunden frei von Görtes, vom Hin- und
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Flaggen fremder Länder wehten im Winde. Fräulein tannie sie nicht; aber fifie wußte, daß es Holländer oder Standi navier waren, vielleicht auch Engländer. Neufahrwasser!" Fräulein erhob sich und drängte zum Ausgang. Als sie fich einmal umblickte fie glaubte einen Blick auf sich gerichtet-, fah fie Hermann. Er fam aus der Kajüte heraus und grüßte sie ernst und ehrerbietig. Sie ging zu ihm und gab ihm die Hand. Ste hier? Also darum habe ich auf der Fahrt so oft an Sie denten müssen."
( Forts. folgt.)