Schutzpolizei und Entente. T Der amtliche preußische Pressedienst teilt mit: Am Mttwoch fand im preußischen Ministerium des Innern eine Besprechung mit den Vertretern sämtlicher Polizeioerbände des Reiches und Preu- ßens über die letzte Note des Vielocrbandes statt, die ein Gegen- stand schmerer Beunruhigung der beteiligten Beamtenschaft bildet. Diese hat sich einmütig auf den Standpunkt gestellt, das Reich und Staat einer starken Polizei bedürfen zur Aufrechterhal- tung der Ruhe und Ordnung, zugunsten des Wiederaufbaus des Landes und zur Erfüllung der übernommenen Verpflichtungen des Friedensvertrages. Rur diesen nicht militärischen Zie- len ist die jetzige Polizei zu dienen bestimmt. Jeder Eingriff in ihre Organisation würde ihre Zerschlagung bedeuten, die Beamtenschaft aufs Schwerste schädigen und Reich und Staat ihrer festen Stützen berauben. Zu der gleichen Sache meldet TU.: Es werden voraussichtlich Verschiebungen in der Zentralleitung der Schutz- polizei notwendig sein und es verlautet bereits, daß in den näch- sten Tagen Versetzungen einiger Ressortchefs erfolgen werden. Bei den heutigen Besprechungen dürfte auch das Verhältnis der preu- ßischen zur bayerischen Polizei erörtert werden.
Erhöhung üer Eifenbahntarife. Versin, 28. September. (MTB. Amtlich.) Durch die am 1. August erfolgte Erhöhung der Gehälter und Löhne der Beamten und Arbeiter sowie durch die Steigerung der Preise aller Materia- lien erwächst der Reichseisenbahnvcrwaltung eine jährliche Mehrausgabe von rund sieben Milliarden Mark. Der vor- läufige Reichseisenbahnrat hat heute dem Vorschlage der Reichseisen- bahnverwaltung zugestimmt, zur Deckung dieser Kosten eine Tarif- erhöhung von Z0 Proz. vorzunehmen. Die Erhöhung wird für den Güter- und Tierverkehr zum 1. November, für den Expreß- gut- und Personenverkehr zum 1. Dezember durchgeführt werden. Auf eine Reihe von Sonderwünschen erwiderte das Reichs- Verkehrsministerium, daß die vorbereitenden Arbeiten zu deren Prüfung' bereits eingeleitet seien.
Arbeiterbewegung in<dbersch!esien. Aus Kattowitz wird uns geschrieben: Die Teuerung, die durch den blutigen Polenaufstand im Mai-Iuni noch besonders verschärft wurde, hat eine starke Erregung in der oberschlesischen Arbeiter- bevölkerung erzeugt. Große Demonstrationsumzüge lassen den Er- regungszustand deutlich erkennen. Die fieberhafte Spannung vor dem Entscheid des Völkerbundes über das Schicksal Oberschlesicns begünstigt die Elemente, die aus der Bolksnot politisches Kapital münzen wollen. Die kommunistische„Rote Fahne" läßt es an un- verantwortlicher Beschimpfung der gewerkschaftlichen Arbeiterführer nicht fehlen, llm diesen„den Willen der Massen" kundzutun, war von den kommunistischen Drahtziehern am 18. d. M. in Gleiwitz ein wilder Bctriebsrätckongreß arrangiert worden. Der Betriebsräte- kongreß beschloß 12 Forderungen, deren Durchführung er ultimativ binnen zehn Tagen von den— Gewerkschaften verlangte. Dabei war die Zusammensetzung des„Betriebsrätekongresses" so un- kontrollierbar, wie es eben moskowitische Kongresse in der Regel zu fein pflegen. Daß eine solche Veranstaltung in der gegenwärtigen Zeit der positischen Hochspannung in Oberschlesien schwerwiegende Folgen für die Arbeiterbewegung haben kann, darum kümmern sich die Drahtzieher nicht. Die aufgeregte Arbeiterschaft ist In etlichen Werken bereits aggressiv vorgegangen: aus der„Kontordia-Grube" wurde die Direktion gezwungen, die Belegschaftsforderung„fchrift- flch anzuerkennen". Andern Tages wurde die so erzwungene Unter- schrift widerrufen: der Unternehmerverband verbot ausdrücklich die Anerkennung der„Abmachung". Die Interalliierte Kam- Mission untersagte alle Demonstrationen, schränkte auch wieder das Versammlungsrecht bedeutend ein. Die interalliierten Maschinen- gewehre sind so von den Kommunisten wieder mobil gemacht worden gegen die Arbeiterbewegung. Diese Lage wurde eingehend erörtert auf einer zum 2Z. d. M. nach Königshütte vom Berband der Bergarbeiter Deutschlands einberufenen Konferenz seiner oberschlesischen Funktionäre und Vertreter der Betriebsräte. 347 Delegierte nahmen an den manchmal sehr lebhaften, im allgemeinen ober sehr fach- -!-- l», Entschädigung angeboten hatte. Polemische Schriften, die in der Sache nicht Immer unberechtigt, im Ton aber meist hanebüchen waren, zogen ihm eine Rüge der vorgesetzten akademischen Behörde zu. Im Jahre 1877 wurde Dühring seiner Stellung als Privatdozent enthoben und zog sich grollend in die Einsamkeit von Nowawes Zurück, um ein Leben des Kompfes gegen wirkliche und vermeintliche Gegner zu führen und wissenschaftliche Größen zu verteidigen, die seiner Ansicht nach nicht genügend gewürdigt wurden. Er hat eine warme Verteidigungsschrift für Robert Mayer , dem Entdecker des Gesetzes von der Erhaltung der Kraft, geschrieben und ist als be- geisterter Apostel des amerikanischen Bodenreformers Carey auf- getreten. Er hat Persönlichkeiten wie die Mathematiker Gaus und Riemann, Dichter wie Goethe (wegen seiner„lockeren Belletristik"!) und Schiller in maßlosen Worten angegriffen und dem Nachweis der Ueberschätzung Lefsings ein ganzes Buch gewidmet. Als Vor- kämpfer des Rassenantisemitismus hat er in den neunziger Jahren namentlich durch eine von ihm inspirierte Zeitschrift„Der Antikrat" auf gewisse Kreise der Berliner Studentenschaft Einfluß ausgeübt. Aeltere Akademiker werden sich noch des stereotyp lächelnden Kol- porteurs erinnern, der diese Blätter am Hauptportal der Universi- tät feilbot und gegen die Anariffe der„Juden und Iudengenossen" stets mit einem Gummiknüppel bewaffnet war. Im vorigen Jahre wurde nach langer Zeit Dührings Name noch einmal in der breitesten Ocffcntlichkeit genannt. Es war gelegcnt- sich eines Preisausschreibens über den Fcrmatschen Lehrsatz, dessen lange vergeblich gesuchten Beweis er gefunden zu haben meinte. Das wäre freilich eine schöpferische Tat, die ihm in der Geschichte der Mathematik die Unsterblichkeit sichern würde, die er sich durch sein übriges, arbeitsreiches und zweifellos ehrliches, aber im Grunde un- fruchtbares Lebenswerk nicht hat erringen können.
TaS Möreische Wandertheater, das von der(Melllchast zur Volks- bildung unierhalten wird, soll vom Oktober ab wieder Iplelen, und zwar in Brandenburg , Pommern , der Grenzmark Posen-De'tpreuhcn. den Regierungsbezirken Liegnitz , Magdeburg , Merseburg , sowie in nnbaltiscken, braunschweigischen und mecklenburgischen Städten. Auch im Tienite der Jugendpflege will cS tätig sein. Das verflossene Jahr hatte einen Verlust von 46 0<X> M. gebracht. Für das neue Spieljahr tvird Unterstützung zu- gesagt. Anfragen an die Gesellschaft für Volksbildung, Berlin 27W 52, Lllneburger Str. 21. Ein Kompositionskonzert von drei Schrcker-Schülern wird der Konzcrtabcnd sein, densdcr Pianist Felir P c t y r c k?1!ontag. den 3. Oktob -r. 8 Uhr, im Bcchsteinsaalc gibt. Petyrek spielt: Alois Hab a: Varialionen und Fuge über einen Canon von Schumann, O-clur op. 1. Ernst K r» n e t: Sonate Es-ckur op. 3. Alois H a b a: Sonate(tmoll, op. 3. Felix P e t p r e k: Slächll. Zug, 3 Grotesken, 3 Etüden. Vom Urmenschen znm Kulturmenschen betitelt sich eine Reihe von Vorträgen, die Dr. Adolf H e i l b o r n am 21. Oktober in der » Urania " beginnt. Die sechs von Lichtbildern und Demonstrationen begleiteten Vorträge wollen eine kurze, allgemeinverständliche E n t- wickln ngsgcschichte der menschlichen Intelligenz geben. Die Juritireie Kuuftichau im Moabiler Glgspalast wird wie die des Vorjahres im groben Saale grotze delorative und monumentale Eni- würfe zeigen. Ein Saal soll den modernen Holzschnitt vorjühren, ein anderer ist für Aquarelle bestimmt,
Rachenau über ö> In München hielt der Wicderaufbauminister Dr. Rathenau eine groß angelegte politische Rede, in der er zunächst auf die Bei- legung des Konfliktes zwischen Bayern und dem Reich einging und dann zur Frage oes Wiederaufbaues folgendes ausführte: Es ist gesagt worden, ich hätte ausgesprochen: wir können zahlen, wenn wir nur wollen. Wenn Sie meine Reichstagsrede nach- lesen, auf die diese Worte gemünzt sind, so werden Sie finden, daß ich für unsere Leistungsfähigkeit eine sehr ernste Grenze gesetzt habe, nämlich neben der physischen vor allem die sittliche Notwendigkeit. Ich habe gesagt, es ist entscheidend, wiewelt man das Recht hat, ein Volk in Not geraten zu lassen. Das ist die Grenze einer jeden Leistungsfähigkeit, und das habe ich bewnt. Darüber hinaus habe ich gesagt, daß gerade darin die Schwierigkeit der Er- füllung besteht, daß ein ungerechter, schlecht aufgebauter Index uns zu Leistungen verurteill, die im voraus nicht zu übersehen sind und die ins Ungemesiene steigen können. Sie werden selbst empfinden, daß das scharf in Widerspruch steht gegenüber einem solchen kallen Worte, wie es mir in den Mund gelegt wird. Diejenigen, die uns beständig wiederholen: Wir können nichts leisicn, wir müssen jetzt zusammenbrechen, was wollen sie denn damit bezwecken? Wollen sie damit bezwecken, daß wir jetzt sofort in diesem Augenblicke alle unsere Leistungen einstellen und ein „Ron possumus" aussprechen? Sind sich denn diejenigen, die an- geblich im Namen der Wahrheit solcke Erklärungen abgeben, bewußt, was es bedeutet, wenn in diesem Augenblick das deutsche Volk sagt: „Wir leisten nichts!"? Sind sie sich darüber klar, daß dieses be- ständige Wiederholen des Wortes:„Wir können nicht", von der an- deren Seite gar nicht anders gedeutet werden kann als:„Wir wollen nicht? Deshalb darf diese Diskussiou überhaupt nicht geführt werden. Von anderer Seite ist im Volt ausgesprochen worden: wir müssen zur Nestauration und Restitution der Welt bei- tragen, wir müssen den ernsten Willen haben, dazu beizutragen. Es wird in bedeutendem Umfange möglich sein, und diesen Punkt müssen wir erreichen. Die restlose Erfüllung dessen, was der Verlrag von Versailles und das Ultimatum von London verlangen, würden die Weltwirt- schaft noch liefer schädigen als uns. Die Weltwirtschast wird eines Tages das„Ron possumus" aussprechen, und diesen Moment werden wir erleben.(Beifall.) Wie siegen denn die Dinge draußen? Sie liegen so, daß Eng- l a n d augenblicklich mehr als zwei Millionen Arbeits- l o f e hat. Amerika hat in diesem Augenblick etwa sechs Millionen Arbeitslose. Kompetente Amerikaner haben mir gesagt, es sei wahr- scheinlich, daß die Zahl in diesem Winter bis auf acht Millionen steigt. Rehmen Sie zu diesen Ziffern hinzu, was noch in anderen Ländern an Arbeitslosen existiert, so werden Sie zu dem Ergebnis kommen: die Zahl der Arbeitslosen aus jener Seile ist fast so groß wie einst die Zahl ihrer Kämpfer gewesen ist. Mit der Notwendig- keit, die für Deutschland gelassen wird, in diesem unerhörtem Maße Waren zu produzieren und auf den Weltmarkt zu werfen, mit dieser Notwendigkeit werden aber die Mengen der Arbeitslosen draußen im Auslande sich nicht vermindern, sondern vermehren. Es gibt Völker, die das Rentnertum ins Herz geschlossen haben. Das R e n t- nertum von Land zu Land ist nicht möglich, und wir werden sehr bald die Erkenntnis auch draußen aufdämmern sehen, daß, wenn man unsere Lasten noch so hoch schrauben könnte, man nichts weiter erreichen würde, als die Ernährung eines jeden fünften Arbeitslosen auf unsere Kosten. Was hat ein Land damit gewonnen, wenn es fünf Millionen Arbeitslose hat und damit sich zu trösten sucht, daß eine Million dieser Arbettslosen von Deutsch - land ernährt wird. Biel besser ist es, wenn an Stelle der Arbeits- losen der Rentnerstaaten und des Generalschuldners, wenn an Stelle dieses verworrenen, ungerechten und unmöglichen Systems eine internationale wirtschastliche Verständigung entsteht. Mit Freuden habe ich von der Rede Churchills Kennwis genommen. Wenn«in Schwerkranker in einer Familie siegt, so hott man die besten Aerzte an das Krankenbett. Wenn die Wirtschaft eines Kontinents, ja eiwrs ganzen Erdballs aber im Verscheiden ist, gibt man sich nicht die Mühe, auch nur die wenigen Wirtschaftskenner, deren man sich versichern kann, zu Rat« zu ziehen. Auch darin wird eine schwere Enttäuschung für das Ausland liegen, daß man erkennen wird, daß die Finanzierungsform, die man glaubte gefunden zu haben, die Her- einnähme der deutschen B o n S, die mit A, B und C bezeichnet worden sind, daß diese Fknanztat ohne Erfolg blieb. Neutrale
lichen Erörterungen teil. Dom Hauptvorstand(Bochum ) war Gen. H u e erschienen. eSine Rede galt der Propagierung des Gedankens der proletarischen Solidarität und der dauernd friedlichen Völkerverständigung. Die Bezirksleiter Gen. Franz und Cichy be- richteten über die Lohnverhandlungen und das unverantworttiche Quertreiben der Moskowiter. Ihr Erfolg wäre, daß die Konferenz nun polizeilich überwacht und den Rednern allerhand Freiheits- beschränkungen auferlegt seien. Obendrein wäre nun die Wieder- einführung des eben aufgehobenen Belagerungszustandes zu be- fürchten. Auf diese Weise arbeiteten die Kommunisten für die Kapitalisten. Die Lohnverhandlungen haben durchschnittlich 6,60 M. Zulage, steigend bis zu 10,50(mit Kinder- und Hausstandsgeld) er- geben. Die Bezirksleitung empfehle die Annahme dieser Abschlags- zahlung. Wegen der Aufstandszulage werde mit der I. K. verbandest werden müssen. In der Diskussion kam die Erregung der Arbeiterschaft über die Teuerung, zu geringe Lohnerhöhung und das Ausbleiben der Aufftandszulage sehr scharf zum Ausdruck. Die Tätigkeit der Bezirksleitung wurde fast durchweg anerkennend ge- würdigt. Zahlreiche Redner berichteten, daß nach dem Polen - putsch eine große Ernüchterung in weiten Kreisen der polnisch sprechenden Arbeiterschaft einge- treten seil Die Uebertritte aus den polnischen Or- ganisationen zum Verband der Bergarbeiter Deutschlands seien außerordentlich zahlreich! Sehr beklagenswert sei die Verzögerung der Entscheidung über Oberschlesien . Alles leide unter diesem Zustand. Nach Ab- schluß der Diskussion wurde ei n st immig eine Entschlie- ß u n g gefaßt, die das Lohnzugeständnis als eine vorläufige Ab- schlagszahlung bezeichnet die Verbandsleitung beauftragt, die Lohn- frage weiter zu verfolgen, auch Schritte zu tun gegen die wucherische Teuerung. Der Bezirksleitung wird volles Ver» trauen ausgesprochen, die kommunistische Hetze gegen die gewerk- schaftlichen Organisationen scharf verurteilt. Ferner wurde gemäß dem Berlangen einer Reihe Diskussionsredner beschlossen, an die I. K. (Interalliierte Kommission),»deren Aufgabe es war, den Aufstand zu verhindern", heranzutreten mit der Forderung einer Wirtschafts- beihilfe zur Änderung der durch den Aufstand erzeugten schweren Rot der oberschlesischen Arbetterschaft.
Kemals Sieg. London , 28. September(WTB.) Ein»on neutraler Seite herrührender Bericht aus Smyrna hebt hervor, daß die griechische Niederlage in Anatolien ernster sei, als bisher zugegeben wurde. Zwei griechische Divisionen wurden gefangen ge- nommen und verloren den größten Teil ihrer Artillerie. Die Ge- samtoerluste werden auf 2S 000 Mann geschätzt. Laut„Daily Telegraph " soll der Minister des Aeußern der Angora-Rcgicrung Jussuf Kemal die Absicht haben, von neuem nach Moskau zu reisen, um einen russisch . anatolischen Wirt» schaftsverband zu schaffen.
m wieöeraufbau. Finanzleute haben gesagt: wir würden sie vielleicht mit SV nehmen, aber nern nicht.,.. Also auch an dieser Stelle wird eine Enttäuschung entstehen, denn diese Wertpapiere sind nicht fundiert. Der einzige Weg, der beschritten werden kann, um aus der euro - päischen Verwirrung herauszukommen, um die Wege der Reparation innerhalb der Grenzen der Möglichkeit zu beschreiten, ist der der verständigen Aussprache und der geschäftlichen Verhandlungen. So abe ich denn versucht, diesen Verhandlungsweg mit Frankreich zu eschreiten, und ich glaube, daß es nicht ganz vergebens gewesen ist. E6s wäre falsch, diese Derhandlunoen mit irgendwelchen poli- tischen Transuktionen zu verquicken. Geschäftliche Dinge müssen gesondert behandelt werden. Frankreich hat für seinen Wiederaufbau vieles getan. Das darf nicht in Abrede gestellt werden, und doch ist ein Wiederaufbau in vielen Punkten weit zurück. Die Schwierigkeit ist nicht sowohl eine technische wie eine finanzielle. Eine große Anzahl von Wiederausbaugesellschasten arbeitet in Frankreich . Aber sie haben sehr schwere finanzielle Lasten zu tragen, und der französische Staat, der vor allem darauf ausgeht, keine Inflattonsvolitik zu betreiben, ist In seinen Mitteln nicht unbeschränkt, um diese Gesellschaften zu fördern. Auf der anderen Seite besteht das berechtigte Interesse der Bewohner jener Gebiete, wieder in ihre Beftonsungen zu kommen, um in geordnete Erwerbsverhältnisse einzutreten._ Diese Bewohner üben heute schon einen gewissen Druck aus die Regierung aus. Die Regierung ihrerseits ist gern bereit, chren Wünschen entgegenzukommen. Das sind die Wünsche auf fran- zösischer Seite. Sie lassen sich aussprechen in dm Worten: B e- scyleunigung des Wiederaufbaues. Aber auch auf unserer Seite besteht dieser Wunsch. Es ist drin- gend nötig, daß nach einem Kriege auch seine Spuren verschwinden. Auf der anderen Seite liegt für uns die Frage so, daß wir von allen Wiederherstcllungsleistungen am schwersten leiden unter der Deschassung der Zahlungsmittel. Wir haben gesehen, daß das, was eine 1 �jährige Inflationswirtschaft nicht durchsetzen konnte, nämlich eine erneute Entwertung der Mark, in wenigen Monaten bewirkt worden ist durch das An- schaffen von Gold und Devisen in einem Umfange, der für unsere Wirtschaft untragbar war. Es handelt sich also um das Problem des Ersatzes von Goldlelstungen durch Sachleistungen. Wir dürfen nicht im Zweifel darüber sein, daß ein einzelner Vertrag mit Frankreich das Problem nicht in seiner ganzen Breite löst,� daß er aber einen Ansang dazu macht. Selbstverständlich wird die fran- zösische Industrie sich selbst einen erheblichen Anteil dabei sichern. Aber ihre Leistungsfähigkeit ist nicht unbegrenzt. Es scheint, daß sie die Absicht hat, uns einen erheblichen Anteil an dem französi schen Wiederaufbau einzuräumen. Im Augenblick haben wir wenig Arbeitslose. Einzelne Fa- briken sind nicht imstande, den Anforderungen zu entsprechen, die man an sie stellt. Aber woher kommt das? Es kommt daher, daß wir gerade ein.Stürzen der Mark hinter uns haben. Ich glaube, daß im Hinblick auf die Friedensoertragsbcstimmungen und auf das Ultimatum die Beschäftigung des Auslandes gering bleiben wird. Um so wesentlicher ist es für uns, auf deren Schul- tern die alleinige Last der Reparation einstwellen ruht und ich glaube, nicht für alle Zeiten ruht, wenigstens das zu erreichen, daß unsere Arbeiter einigermaßen beschäftigt sind, daß aus dieser Beschäftigung die technischen Fortschritte erwachsen, die sich eben nur bei einer zureichenden Beschäftigung der Industrie ergeben können. Das ist einer der Gesichtspunkte, die es für mich wünschenswert erscheinen lassen, daß man auch eine Verständigung auf geschäftlichem Wege mit den Nachbarstaaten anstrebt. Der Gedanke ist der, daß auf dem Gebiete der Spezialwaren, z. V» der Maschinen, Transportanlagen und einigen individuokisierten Gütern ein Anrechnungssystem geschaffen werden soll, das es er- möglicht, daß die französischen Industriellen in freier 55 ej- einbarung von deutschen Industriellen einkaufen und das Produkt, das sie erworben haben, auf die Wiedergutmachungs- forderungen anrechnen lassen. Etwas anderes ist es mit denjenigen Waren, die regelmäßig in großen Mengen und in gleich- artigen Qualitäten gehandelt werden. Da hat es sich darum ge- handelt, ein System zu finden, das rasch und sicher arbettet, da» auf der einen Sette baldige Lieferung, auf der anderen Seite baldige Annahme gewährt und das zu gerechten Preisen führt.
Die schwedischen Wahlen. Stockholm , 28. September. Die Wahlen zur Ersten Sammer sind beendet. Die Sozialdemokraten haben S0 Sitze bekommen, die konservativen 41, die Liberalen 38. Bauern- bund 18, Linkssozialisten 2. Kommunisten 1. Die Sozialdemokralen haben Ihren früheren Bestand beibehailen, die Kooservaklven haben 4 Sitze gewonnen. Das Ergebnis der Wahlen zur Zweiten K a m m e r ist noch nicht bekannt, es wird jedoch als sicher belrachtck. daß ein sozialdemokratisches AI ini st erium Branting gebildet wird.
WirtfehM Zur Vevisenhaulse. Die Steigerung der Preise für fremde Zahlungsmittel, die noch immer anhält, wird vielfach damit begründet, daß das Reich für seine Deoisenkaufe die Kurse für fremde Wechsel hochtreibe. Dem- gegenüber ist festzustellen, daß in der letzten Zeit die Devisenankäufe des Reiches stark nachgelassen haben und daß z. B. gestern sogar von der Reichsbank holländische Gulden auf den Markt ge- bracht wurden, um die übermäßige Steigerung dieser Kurse zu ver» hindern. Gleichwohl ist der Preis für 100 holländische Gulden auf 4000 Mark hinaufgeschnellt. Man sieht auch daraus, daß die De- visenspekulation es in erster Linie ist, die die Kurse in die Höhe treibt. Es handelt sich dabei nicht nur um die berufsmäßige Börsen- spekulation und den gelegentlich sehr starken Andrang des Privat- Publikums, auch die Industrie, die infolge des Balutarückganges eine Periode der Hochkonjunktur durchmacht, kauft, weil sie mit einem starken Rohstoffbedarf rechnet, fremde Zahlungsmittel, um damit die Rohstoffeintäuse auf lange Frist hinaus decken zu können. Stuf diese Weise treiben einzelne Jnteressentengruppen den Preis in die Höhe und d e n L e tz t e n, d. i. in diesem Falle das Reich mit seiner unge- und den Letzten, d. i. in diesem Falle das Reich mit seiner un- geheuren Gcldmarkschuld, beißen die Hunde. Es müßte alles aufgeboten werden, um in diesen Wirwarr Ordnung hineinzubekommen. Notwendig wäre dazu eine scharfe Besteuerung der Deoisenumsätze, sowett sie nicht bei der Beschaffung von Zahlungsmitteln zu lebenswichttgr Einfuhr benötigt werden, um den Gelcgenheitsspekulanten und der planlosen Devisenhamsterei das Handwerk zu legen. Würde nur derjenige Teil der Devisenankäufe von der Steuer ausgenommen werden, der durch die Reichsbant für einen nachgewiesenen dringenden Einfuhr- bedarf benötigt wird, so würde sich von selbst eine gewisse Zentrali» sation der Beschaffung volkswirtschaftlich notwendiger Devisen er- geben. Aus dem Ertrag der Steuer würde sich auch eine verschärfte Kontrolle des übrigen Devisenhandels, der zunächst in seiner Freiheit nicht beschränkt zu werden brauchte, erträglichen lassen. Jedenfalls ist es notwendig, hier schleunigst Maßnahmen zu treffen, die der Verschleuderung der deutschen Arbeit am Weltmarkt entgegenwirken!