Einzelbild herunterladen
 

Nr. 46138. Jahrgang

In

2. Beilage des Vorwärts

Antisemitenkrakeel im Rathaus.

Wohnungsluxusstener Polizei und Arbeitslose Orgeschgefahr.

ber

Stadtverordnetenversammlung

der Hilfe der Polizei zu bedienen, trugen gestern hauptsächlich Kommunist en und um so mehr, als tags vorher in Lichtenberg ein ähnlicher Auftritt Deutsch nationale die Kosten der Unterhaltung. Dies- stattgefunden hätte, wobei Räume des Rathauses demoliert worden mal marschierten sie nicht Arm in Arm, wie man es im Rat- feien. Nach dem amtlichen Bericht( den Redner verliest) sind 21 haus mitunter schon bei ihnen erlebt hat, sondern zogen voll Mann sistiert worden, weil sie sich durch Heyreden gegen die Be­But gegeneinander los. Eine Anfrage der Kommunisten amten auflehnten. Die Siftierten feien zu ihrem Schutz auf den wegen des Vorgehens der Polizei gegen die Ar- of des Rathauses geführt und dort von 5 Beamten bewacht( 3u­ruf links: Berprügelt!) worden. Dann hätten sich 25-30 Herren beitslosen, die am 25. August vor dem Rathaus demon- bort angesammelt, die sich als Stadtverordnete auswiesen und den strierten, brachte einen Zusammenstoß mit dem deutschnatio- Beamten große Schwierigkeiten in den Weg legten, sich mit den nalen Stadtrat Wege. Ein Antrag der Deutschnationalen, Sistierten unterhielten, fie gegen die Beamten aufheizten und letztere jer Maßnahmen gegen den Zuzug aus dem Aus- belästigten und ihre Tätigkeit lächerlich machten. Dadurch hätten die and e, besonders gegen die Ostju den, verlangte, führte Sistierten den Mut zu neuen Widersezlichkeiten gefunden, und nur u einer Judendebatte, wie die Deutschnationalen sie sich längst das ruhige Verhalten der Beamten habe neue Zwischenfälle ver­in der Stadtverordnetenversammlung gewünscht hatten. Den mieden. Der Stadtrat schließt mit der Erklärung, daß er nur seiner Antragstellern hielt der Redner der sozialdemokratischen Frat- Pflicht, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, genügt habe und ihr auch weiter nachkommen werde. tion vor, daß es ihnen nur darum zu tun war, eine agitato­rische Wirkung zu erreichen. Bei diesem Bemühen tam es zwischen ihnen und den Kommunisten samt Unabhängigen zum Austausch etlicher Liebenswürdigkeiten, die feinem Kom­plimentierbuch entlehnt waren. Ueber einen Antrag der Kom munisten, der scharfes Borgehen gegen die etwa noch bestehen den Orgeschformationen forderte, wurde vor fast leeren Bänken verhandelt, weil die rechtsstehenden Fraktionen größtenteils aus dem Saal auszogen. Der kommunistische Redner schlug starte Töne an, machte aber wenig Eindruck. Erst als der Unabhängige in dieselbe Kerbe hieb, fam Leben in die Bude. Das Vergnügen endete in Beschlußunfähigkeit.

Sihungsbericht.

Eröffnung 5 Uhr 20 Minuten. Zu Ehren des am Dienstag ver­storbenen Stadtv. Krause( D. Bp.) erhebt sich die Bersammlung von den Blägen. Vorsitzender Dr. Wen I schlägt vor, über die gestrigen Ausschuß beschlüsse betreffs der Deckung der neuerlich beschlossenen Lohn- und Gehaltszulagen( Erhöhung der Tarife der städtischen Werke, Er­höhung der Gewerbesteuer usw.) sofort zu beraten. Es entsteht hier­über eine mehr als halbstündige

Geschäftsordnungsdebatte,

in der von Dörr( Komm.) und von Mieliz und Dr. Her ( U. Soz.) Bertagung bzm. Zurückverweisung an den Ausschuß be­fürwortet wird, ba die gestrigen amtlichen Auskünfte über die Finanz­lage der Werte unzureichend gewefen seien. Obwohl sich der Käm merer Dr. Harding alle Mühe gibt, den Wunsch des Magistrats bei der Versammlung durchzuseßen, damit selbst der Anschein ver­mieden werde, als ob hier doch entgegen dem Programm der städti­schen Körperschaften eine Mehrausgabe ohne Dedung genehmigt sei, und troßdem er bei sämtlichen bürgerlichen Barteien Unterstüßung findet, wird mit den Stimmen der drei Linksparteien die Zurück verweisung beschlossen.

Die Ordnung betreffend die

Wohnungslurussteuer wird in der von der Aufsichtsbehörde verlangten abgeänderten Form nach kurzer Erörterung verabschiedet.

Am 25. Auguft haben Dorr( Komm.), Dr. Kölitz( U. Soz.) u. a. folgende Anfrage eingereicht: Was gedenkt der Magistrat zu tun, um in Zukunft zu verhindern, daß die Schupo in brutaler Weise außerhalb und innerhalb des Rathauses Bürger und ihre Bertreter mißhandelt und in Aus­übung ihrer Pflichten behindert?"

Stadtrat Wege beantwortet die Anfrage dahin, daß der Ma­gistrat nie Mißhandlungen eines Berliner Bürgers dulden wird. Am 25. August sei ihm gemeldet worden, daß große Massen von de monstrierenden Erwerbslosen von der Gormannstraße und vom Friedrichshain im Anzuge seien, die durch hetzerische Reden aufge­fordert wurden, ins Innere des Rathauses zu dringen. Es sei somit feine Pflicht gewesen, alle Borsichtsmaßregeln zu ergreifen, sich auch

16]

Fräulein.

Bon Paul Enderling . Copyright, 1820, by J. G. Cottasche Buchhandlung Nachf. Stuttgart u. Berlin Wie gut war es nur, daß er beim Anhalten auf jede Mit­gift verzichtet hatte! Ich will nur Thea," hatte er gesagt. * Nur Thea, sonst nichts.'

Nein, es war ein ungeheuerlicher Gedanke seiner Kollegen, die ihn mit der hohen Mitgift nedten und mit schlecht ver­hehlter Mißgunft davon sprachen, daß ihnen ihre Frauen außer einer Kaffeemühle nichts mitgebracht hätten. Es war ungeheuerlich prosaisch und erbärmlich dazu. Ich will nur Thea, sonst nichts." Aber er hatte in seinem Bürgerinstinkt doch geschwiegen und sie in dem Glauben gelassen, daß er einen Goldfisch gefapert habe.

So versuchte er wenigftens, fich nützlich zu machen, schlug Hotels Dor, die folche Feste zu billigerem Preise veranstalteten, oder riet, die Zahl der Gäste einzuschränken. Das tat er aber nur in Theas Abwesenheit. War sie da, hatte er nur für sie Augen und Sinn. War sonst noch jemand da? Sprach sonst noch jemand? Gab es überhaupt sonst noch jemanden auf der Welt? Thea, bist du nicht auch meiner Meinung?" Thea sagte Ja und tat, was sie wollte.

Frau Görfe sprach nie zu anderen über Henning. Nur zu Fräulein sagte sie einmal mit trostlosem Gesicht: Meinen Sie, daß die beiden glücklich werden?"

Sicher," sagte Fräulein, er hat sie ja so lieb." " Das ist es gerade, Fräulein! Wenn er das nur weniger zeigen würde, wäre es besser für Thea. Aber keiner kann aus feiner Haut."

44

Deputationen der Erwerbslosenfürsorgestellen

unabhängigen dem Stadtrat Wege scharf zu Leibe. Dörr( Komm.): In der Besprechung gehen die Redner der Kommunisten und Es hat sich keineswegs um demonstrierende Massen, sondern um gehandelt, die dem Magistrat ihre Wünsche vortragen wollten. Stadt rat Beise habe auch mit ihnen verhandelt, während Herr Wege sie durch die Polizei wegbringen lassen wollte, auch das Rathaus in Verteidigungszustand hatte sezen lassen. Der Bericht enthalte fast nur Falsches. Er( Redner) sei von einem Polizeibeamten am Kragen genommen, einer der Gistierten sei gewürgt, gegen die Mauer ge­Stoßen und mißhandelt worden. Dr. Röli( l. Soz.): Der Bes richt ist erstunten und erlogen.

Aufgepeitscht worden ist von Provokateuren. Ein Mann wie Herr ege, der aus übertriebener Aengstlichkeit die Polizei holt, der seinem Posten so wenig gewachsen ist, muß weg von seinem Play! Auch Clajus( 1. Soz.) bestätigt als Augenzeuge die Darstellung der beiden Borrebner. Stadtrat Wege wiederholt, daß er nach wie vor seine Pflicht zu tun gebenfe. Es feien tatsächlich Tausende Don Demonstranten erschienen. Ihm traten 2eupold( Komm.), der sich ganz besonders über die grünen Bestien" entrüstet, und Frau Wengels( U. Soz.) entgegen. Eine Aeußerung des Stadtv. Eynern, von der Rechten, der auch den Namen des Stadtrats Stolt erwähnt, gibt letterem zu einer persönlichen Bemerkung Anlaß, die an den Stadtv. Cuner oder so ähnlich" richtet. Gin Buruf von Dörr: E mie Efel!" ruft aus der Mitte des Saales den Gegenruf D wie Duffel!" hervor, der mit anhaltender stürmischer Seiterkeit aufgenommen wird.

"

Freitag, 30. September 1921

( 1. Goz.) bringt zur Sprache, daß Stadtv. Pastor Koch einen Zwischenruf Die Juden sind eine Seuche!" getan hat und spricht dem Vorsteher Dank dafür aus, daß er den Zwischenrufer nicht zur Ordnung gerufen und damit bekundet hat, daß niemand diesen Pre­diger der christlichen Nächstenliebe ernst nimmt. ( Borsteher

Dr. We y 1: Wenn dieser Zwischenruf gefallen ist, muß ich den Stadtv. Roch megen einer solchen schweren Kränkung und Beleidigung unferer Mitbürger zur Ordnung rufen.) Für den Ausdruck Schuft", den Dr. Weinberg in einem Schlußfah gegen Koch ge braucht, wird er ebenfalls zur Ordnung gerufen.

Lewin( Dem.): Wir erkennen die bestehenden Uebelstände auch, sehen aber fein Mittel dagegen, am allerwenigsten in der beantragten Statistif. v. Lindeiner( Dnat. Bp.): Mein Parteifreund Koch hat während der Rede des Dr. Rölik zwischengerufen: Die Ostjuden find allerdings eine Seuche".

Nachdem noch Manaffe( U. Soz.) fich gegen den Antrag ausgesprochen und Koch zugegeben hat, den zwischenruf in der jetzt angeführten Form getan zu haben, wird der Antrag Lüdicke mit den Stimmen der brei Linksparteien und der Demokraten abgelehnt.

Ueber den Antrag der Deutschnationalen betr. die Beteiligung von Schuffindern an einer fommunistischen Versammlung geht die Bersammlung auf Antrag der Frau Riedger( Soz.), da er längst überholt sei, zur Tagesordnung über.

Ueber den Antrag Gäbel betr. die

Aufhebung der Orgesch- und Selbstschuhorganisationen Motivierung Uebergang zur Tagesordnung. Der Antrag wird abge­in Berlin beantragt nunmehr Caspari( DBP.) mit der gleichen lehnt. Leupold( Komm.) begründet den Antrag. Er zählt alle Morde auf, die feit Dezember 1918 an den Genossen durch die Reaktion und ihre Handlanger verübt worden sind, und stellt dieser Aufzählung die glimpfliche Behandlung der Kapp- Rebellen durch Noste und Geßler gegenüber. Ludendorff und Hindenburg , die längst an die Laterne gehörten, ständen an der Spitze der Konter revolution. Unter Anführung einer Reihe von Namen und Adressen behauptet Redner sodann das Vorhandensein eines engen 3u­fammenhangs und ein Zusammenwirten zwischen den verschiedenen reaktionären Organisationen und der Reichsmehr. Diese Organisationen verfügten über zahlreiche Organisations- und Werbebureaus und ihre Leitungen hielten regel mäßige Sigungen im Fürstenhof ab. Auch unter den Arbeitern und Arbeitslosen hätten sie ihre Metze ausgeworfen; auch sei behauptet worden, die Berliner Selbstschus genehmigt worden. Auch die Roßbach- und Oberland- Arbeits und Orgesch- Formationen feien vom Bolizeipräsidenten Richter gemeinschaften und ihre Programme und Werbungen beleuchtet der Redner. Die Tannenbergfeier follte zum Aufmarsch der Orgesch in Berlin benutzt werden, auch die Regimentsfeiern und Frontappelle dienten demselben Zwecke. Der Arbeiterschaft bleibe nichts übrig

als zu handeln. Dove( Dem.) kann nicht erkennen, was der ganze

Bortrag mit der einstweiligen" Stadtverordnetenversammlung zu mit einem reichen Material den Bortrag von Leupold zu ergänzen. tun hat. Clajus( 1. Soz.) erhält um 410 Uhr das Wort, um Um 10 Uhr wird ein Antrag auf Schluß der Debatte

Verbotene Lichtstrahlen.

Damit ist die Anfrage erledigt. Am 26. Juni haben Lüdicke und Gen.( Dnat. Bp.) folgenden Antrag gefbeilt: Den Magiftrat zu ersuchen, Erhebungen darüber anzustellen und der Versammlung von Dr. Caspari( DBP.) gestellt und zugleich die Beschlußfähig. mitzuteilen: 1. wieviel Bersonen, die eine deutsche Reichs- oder feit bezweifelt. Da der Saal fast leer ist, hat die Verhandlung fura Staatsangehörigkeit nicht befihen, feit 1. April 1914 in Berlin zu- nach 10 Uhr ein Ende. gezogen sind und Wohnung gefunden haben, 2. wieviel von diesen Personen aus den östlichen Nachbargebieten, besonders aus Galizien und Kongreßpolen stammen, 3. wieviel Reichs- und Staatsangehörige zurzeit in Berlin feine Wohnung finden fönnen und miepiel davon Flüchtlinge aus den verloren gegangenen Landesteilen find. Stadtv. Studienrat Danide( Dnat. Vp.) begründet den Antrag. Czeminski( Soz.): Es kommt den Antragstellern offenbar bloß auf die

St. Bureaufratius ist ein nützlicher Mensch, nicht nur, daß er dafür Sorge trägt, daß alles den Instanzenweg innehält und dabei über tausenderlei papierne Schwierigkeiten stolpert, er ist auch de Siegelbewahrer der Gerechtigkeit.

Wie bekannt, brachte die Kohlenknappheit nicht nur die Ein­proletarischen Schichten der Einwanderung aus dem Offen schränkung der Straßenbeleuchtung, sondern auch das Lichtreklame. an; an denjenigen Elementen, die im Berliner Westen große Woh- verbot mit sich. Das wurde, aus den gebotenen Sparsamkeitsrück. nungen eingenommen haben, nehmen sie feinen Anstoß, die scheinen fichten, auch bis auf den heutigen Tag noch nicht aufgehoben. Das ihnen sehr angenehm zu fein. Außerdem scheinen sie mit dem An- Verkehrsamt in Berlin aber, das sich bemüht, den Verkehr in der trag noch etwas für ihre Wahlagitation herausholen zu fönnen. Die Millionenstadt zu erleichtern( was St. Bureaukratius freilich nicht verlangte Statistik würde auch ein großes Beamtenheer nötig machen. einleuchtet, denn, Herrgott, wie erschwere ich meinen Mitmenschen Tatsächlich wird mit den Wohnungen in Berlin geschleudert; denn das Leben, ist sein Morgen- und Abendgebet), kam auf den Gedanken, Stinnesleuten, die Hunderttausende an Abstandsgeldern" zahlen, in den noch immer mangelhaft beleuchteten Straßen eine neue Art werden ganze Häuser zugeschanzt. Im Sinne der Antragsteller sprechen weiter Müller- Fran- der Kenntlichmachung der Straßenbahnhaltestellen zu schaffen. Eine ten( Wirtsch. Bgg.) und Kröpelin ( D. Vp.)- Dr. Weinberg glückliche Lösung wurde in den erleuchteten Gäulen geschaffen. Die Thea kam dazu.

Was sagst du denn dazu? Wollen wir im Voltsspeise­haus in der Ankerschmiedegasse die Feier begehen?" Thea wußte nicht, was er meinte.

-

Görte dort und sieht uns zu." Und Hermann Görke wandte ihr fein Gesicht mit müd ironischem Lächeln zu und trat zwi­fchen sie und ihn. All dies durchlebte sie in dem Augen­blick, da sie ihre Lider schloß. Dann war alles vorüber. Sie Er lachte. Görfes sind Görtes. Und Hennings find faß wieder ruhig da und stopfte Strümpfe und hörte Frau Hennings. Und Armut tommt von der Powerteh." " Du bist mir rätselhaft, Bater."

""

" Haha, laß es dir nur von Henning lösen, das Rätsel." Thea zuckte die Achseln. Ach, Henning!"

Die Mutter legte sich dazwischen. So dürfe fein junges Mädchen von ihrem Bräutigam sprechen. Denfst du, deine Mutter hat fo von ihrem Bräutigam gesprochen?"

Thea lachte böse: Nein. Dafür ist eure Ehe auch so vor­bildlich."

#

Görfe machte hm" und blickte sie und seine Frau miß­trauisch an. Wie alle Tyrannen witterte er immer Ber­schwörungen.

Wenn solche Szenen famén und sie tamen oft, er­hob sich Fräulein mit ihrer Arbeit und ging ins Nebenzimmer. Sie fühlte sich beschwert; irgendwelche dunklen Gefühle waren durch solche leichtsinnigen Worte beleidigt.

Gern hätte sie dann, wenn Henning erschien, ihm ein paar herzliche Worte gesagt. Aber er faß so steif und ängstlich abwehrend da, daß ihr das Wort im Munde erstickte. Offen­bar wußte er nicht recht, wie er sie behandeln sollte, ob als Theas Freundin oder Theas Bedienstete. Go wandte er die Diplomatie des Schweigens an und atmete auf, wenn ein Dritter dazukam.

Drei Tage vor dem Fest war Theas Kleid fertig. war glücklich. Und in ihrem Glück dachte sie Fräuleins. ziehen Sie eigentlich an?"

M

"

Mein Dunkelblaues."

Sie Was

Görke über die Ansprüche der Schneiderin schelten.

Als Henning heute tam, mußte er zum Abendbrot da­bleiben. Und Tante Tinchen erschien, und er durfte Tante Tinchen heimbegleiten und sich von ihr zum Kaffee einladen lassen.

Er war glücklich.

Julius Görte hatte ihn in seinen närrisch- feierlichen Fas millenstammbaum aufgenommen. Im Nachtrag unter Note 46 standen die Anverwandten Hennings. Es war für Henning wie eine Berewigung und Verherrlichung aller derer, die Henning hießen und nun das Glück hatten, in die Görtesche Familie zu zählen. Die Familie nahm ihn in ihren Schoß auf. Alles maren liebe, reizende Menschen. Er hatte sie alle lieb. Er würde es ihnen allen vergelten. daß sie ihm in ihrem fest­gefügten Familienkreis gewissermaßen eine neue Heimat be schert hatten. Am liebsten häfte er sie alle gefüßt, alle. Aber er wagte es nicht.

Doktor Henning mar glücklich; restlos glücklich...

Ich suche dich.

Als Fräulein sich an den Frühstückstisch sette, faßen Frau Görke und Thea noch daran. Meistens jeder aus der Fa­milie einzeín, der alte Görfe, der früh ins Geschäft ging, zuerst; dann seine Frau, dann Thea und Hermann. Fräulein fam meistens zum Schluß heran; sie mußte ja erst Werners Schul­aufgaben durchsehen und Eva anziehen; und dem Mädchen helfen. Wenn sie sich hinsetzte, war der Kaffee meist falt und der Buttervorrat bis auf einen winzigen Rest- den Anstands­rest verschwunden.

Fräulein begriff nicht, wie man zuviel Liebe zeigen könne." Schade, daß wir nicht daran gedacht haben, sonst hätte Julius Görfe hatte von dem Augenblic an, wo Henning mein Weißes noch für Sie umgearbeitet werden können. Oder zure Familie gehörte, seine Meinung über ihn gründlich ge- hätte Sie das geniert?" Fräulein liebte diese Stunde dennoch. Es war eine der ändert. Er ist ein tüchtiger Mann, mit so jungen Jahren Bewahre." Aber es gab Fräulein doch einen Stich durchs wenigen Gelegenheiten am Tage, wo sie allein war. Dann Doktor und Gymnasiallehrer. Denfen Sie nur! Alle Vorge- Herz. Die Herrlichkeiten ringsun, betäubten und erregten sie. las sie die Morgenzeitung, die inzwischen von Julius Görke setzten sagen ihm eine rasche Laufbahn voraus." Er hatte sich Sacht strich fie über das seidene Kleid Theas. Einen Augen auf den Kurszettel und das Politische, von Frau Görte auf wohl gehütet, mit einem Vorgesetzten Hennings über ihn zu blic schloß fie in unbewußter, unbegründeter Seligkeit ihre die Verlobungen und Auktionsanzeigen, von Thea auf die sprechen. Ein liebenswürdiger, bescheidener Mensch. Wir Augen. Und in diesem Augenblick sah sie sich mit diesem Kleid Romane hin durchflogen war. Das Blatt war dann zerknittert haben ihn alle gern." Er ließ sich nie sehen, wenn Henning angetan und gefeiert. Die Herren sagten zu ihr wieder gnä- und befleckt. diges Fräulein", und sie hatten nicht mehr den bisherigen Fräulein atmete dann auf. Sie war eine Viertelstunde Seine Frau sprach ihm von Hennings Sparsamteitsvor- mokanten, überlegenen Ton, in dem man sonst mit ihr ver- lang sicher, daß niemand sie rief und daß man sie in Ruhe ließ. schlägen. Er lachte. Er ist ja boch nicht bei Hannchen und kehrte, mit dem Fräulein bei Görfes. Und einer einer hielt Heute aber saßen die beiden Damen noch am Tisch, Mannchen. Nein, einen Taler und acht Groschen fann es um sie an. Sie schüttelte den Kopf. Heute fann ich nicht ant- schweigend und ihr entgegenharrend, wie es schien. schon fosten." worten. Morgen. Morgen. Und dann steht ja auch Hermann' ( Forts. folgt.)

fam