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Treue zum Reich uud seines sesien Willens, in lebendiger Fühlung- l nähme mit uns die großen Probleme der Rcichspolitik fördern zu helfen, dem Vaterland« und dem ganzen deutschen   Volke einen großen Dienst enniesem sLebhafte Zustimmung.) Mir war nicht die Hauptsache, daß wir der bayerischen   Regierung Schwierigkeiten bereiten, sondern daß wir gewisse Quellen polittscher Drunnenvcrgistung in Deutschland  allmählich zum Versiegen bringen.(Sehr richtig!) Ich habe von der bayerischen   Regierung, wie von Vertretern der Regierungs- Parteien das Versprechen bekommen, daß gebrochen werden soll mit dem, was bisher teilweise üblich gewesen ist. Ganz andere alz wir haben den Rückzug angetreten,(«ehr richtig!) Ueberlassen wir den Gesiindungsprozeß, der im Süden des Reiches begonnen hat, der Bevölkerung selbst, ohne Ausnahmebestimmungen. Ge- meinsam zusammen zu arbeiten, gemeinsam zu wirken für des Vaterlandes Wohl ist ein schönes Wort. Auf dem Münchener  deutschnationalen Parteitag war man aber von solchen Gedanken sehr weit entfernt.?ch muß meinem Erstaunen Ausdruck geben über die Art und Weise, wie der Abg. cherqt hier über eine v e r- trauliche Besprechung der Reichskanzlei gesprochen und seine ganze Rede darauf aufgebaut Hot.(chört! hört!) Danach müßte ja jede solche Aussprache stenographisch festgelegt werden! In allen Städten Deutschlands  , insbesondere in Berlin  , setzten sich große Arbeitermassen in Bewegung zu den größten Demonstrolioncu, die unser Volk je gesehen hak. Blind müßte da jeder sein, der nicht merkte, baß aus psnchologlschen Stimmungen heraus eine große Bewegung einsetzte.(Widersvruch rechts.) Eine solche Bewegung mußte in ruhiges politisches Fahr- wasser geleitet werden, zu einer friedlichen Demonstration gestaltet werden. Wo im deutschen   Lande ilt an diesem Tage eine Gewalt- tat erfolgt? Für die nationalen Feiern habe ich volles Berltänd- nis. Wer die Geschichte eines Volkes nicht ehrt, nicht die Groß- taten von Generation zu Generation weiterträgt,.der ist nicht wert, zu einem Volke zu gehören. Sind aber die Gedenktage, sind die Kundgebungen an diesen Gedenktagen s o geleitet worden von Ihnen, daß sie unsere außenpolitische Lage nicht gefährden? Was sollte in'Tagen, in denen wir m schweren außenpolitischen Nöten stehen, gerade die Münchener   Sedonfeier bedeuten? General Krafft von Delmenfingen sagte dort:Die Männer, die heute an der Spitze des Reiches stehen, find nur die Gerichtsvoll- ziehen des Königs Mammon. Der Reichstag   ist für viele heute nyr die Versorgung mit Arbeitsloseneinkommen geworden. Was wir heute führen als da» Reichsbanner, ist uns verhaßt, weil es in sich birgt den qelben Iudenstreifen!"(Stürmische Entrüstung bei der Mehrheit.) Die gemeinsame Arbeit ist gewiß schwer, gefahrvoll nach der Katastrophe des Krieges, die das ganze Volk getroffen hat. Wir müssen eine Politik ehrlicher, aufrichtiger Leistungen machen, bis an die Grenze dessen, was ein Volk über- Haupt tragen kann, ohne wirtschaftlich zusammenzubrechen, chier scheiden sich die Geister, jjergt hat in München   ausgeführt:Für uns gibt es keine Erfüllung, keinen Versuch der Erfüllung!"(�ört! bört!) Ein anderer führte aus:Die Abficht, den Beweis der Unerfüllbarkeit zu erbringen, ist verbrecherischer Wahnsinn."(Abg. Helffcrich: Wer hat denn das gesagt?) Der Zlbg. Edler v o n B r a u n! Seit Annahme des Ultimatums sind wir mit Be- sorgnis der Verhetzung gefolgt, die alle diejenigen, die in jener schweren Bedrängnis die Verantwortung übernommen haben, ver- nnglimpfte, verhöhnte und verspottete, nicht nur in ihrer Arbeit als Politiker und Minister, sondern auch in einer persönlichen Weise, die notwendigerweise die Almosphäre herbelführea mußte, der der politische Mord nicht fernlag.(Sehr richiigl bei der Mehrheit.) Ein derartiger Artikel derDeutschen Tageszeitung" ist eingeleitet:Aus katholischen Kreisen Bayerns   wird uns ge- schrieben": ich habe mich dessen als Katholik und als Ehrist geschämt. Ich stehe zu meinen Worten über Bürgertum und Prole- tcriat, die ich im Ueberwachungsausschuh gesprochen habe. Ehe ich jene Rede hielt, Hot auf dem Parteitag cherr chergt gesagt, jetzt sei die Kriegserklärung des gesamten Proletariat, an seine Partei erfolgt. Haben Sie auch eine Kriegserklärung der christlichen Ar- heiter erhalten?(Abg. Hergt: Ich habe doch vom marxistischen  Proletariat gesprochen!) Rein, von dem gesamten Proletariat. Sie haben gesagt, jetzt sei die große Stunde der Entscheidung zwischen rechte und links da. Ist es nicht gerade der Sinn unserer Politik gewesen, dieses Auseinanderfallen in zwei gegeneinander unver- söhnliche Hälften, dieses größte aller Unglücks für unser Volk zu vrhüten?(Lebhafter Beifall bei der Mehrheit.) Die Verordnung vom 29. August ist nicht etwa von heut« auf morgen gekommen. Seit Wochen hatten uns die Besorgnisse
erfüllt. Ich hatte gestern Gelegenheit, einem Referat eines be- rufenen Mannes beizuwohnen über das Material, das Staats- Präsident Trunk- Baden bekanntgegeben hat. Es zeigt sich, daß die Jädea der Gchämorganisation auch nach Oderjchiejieu führten.(Hört! hört!) Wir danken denen, die ihre oberschlesische Heimat auch mit der Waffe in der Hand verteidigt haben.(Beifall.) Aber so sehr die Taten des Selbstschutzes anzuerkennen sind, so schmerzlich ist es, daß sich nun an die Reihen der edlen Kämpfer gerade die Geheimorganisatinnen mit ihren verbrecherischen Plänen herangemacht haben. Es handelt sich um eine größere Geheim- Organisation zum Sturze der Verfassung.(Hört! hört! bei der Mehrheit.   Lärm rechts.) Es ist der badischen Staatsanwaltschaft geglückt, die Fäden und di? Zentrale dieser Geheimorqanisation zu lähmen und einige Hauptsührer dingfest zu machen. Von Schlesien  wie von Bayern   her ist der versuch vorbereitet gewesen, einen neuen Kapp-Putsch in Deutschland   herbeizuführen.(Lebhaftes Hört! hört! bei der Mehrheit.) Das Weitere überlassen wir der Justiz.(Lachen. rechts.) Sie lachen die Sie sonst immer für die Justiz eintreten? Es ist unrecht, wenn man unserer Reichswehr vorwerfen wolle, sie hätis die Entwast'nung sabatirn. Wir haben die Termine der Entwaffnung pünktlich cingehalren, ober die Alliierten haben bei der Erfüllung ihrer Termine bedenkliche Berzögerun» gen eintreten lassen.(Sehr wahrl) Die Stunde ist gekommen, wo wir für die mittleren Schichten und für diejenigen, die nicht! mehr im Produktionsprozeß stehen und nur über ein bescheidenes j Einkommen verfügen, eine größere Aktion unternehmen müssen.(Beifall) Dazu gehören auch die Arbeitslosen. Das bedeutet eine Ausgabe von Milliarden, aber es ist nötig, um in diesem Winter unser Vaterland vor den schwersten Schädigungen sozialer Art zu bewahren. Im Namen der ganzen Rcichsregierung erkläre ich: Wenn wir die Arbeit überblicken, die seit dem Tage des Zusammenbruches geleistet worden ist, so haben wir allen An- laß, der deutschen   Beamtenschaft für ihre Leistungen Worte warmer Anerkennung auszuspreafen.(Beifall.) Wir müssen aber an die Beamtenschaft die bestimmte Forderung richten, daß im Dienste eine Unterhöhlung des republikanischen Staates keinen Platz hat.(Beifall.) Wir geben jedem Beamten die Freiheit der poliiischcn Betätigung. Wir wehren uns nur gegen die Wortführer der Gewalt, die den politischen Mord verherrlicht haben, und gegen die sich die ganz« Wucht derjenigen Parteien richtet, die die Ver- fassung von Weimar   tatsächlich nicht nur als Episode, sondern als ein großes Werk, geboren in der schwersten Stunde unseres Landes, ansehen.(Beifall.) Der Mord in Griesbach mar keine Tells-Tat, sondern die Tat eines seigen Mordbuben.(Sehr richtig!) Unsere Politik soll appellieren an alle Kräfte unseres Volkes, die Willens sind, dem politischen Ideal nachzustreben, die deutsche Republik vor Gewalt und Untergang zu bewahren!(Lebhafter Beifall bei der Mehrheit.) Abg. Scheidemann(Soz): Das stärkste Gefühl im Deutschen   Volke nach den blusigen Tagen in Griesbach war das Gefühl einer tiefen, entsetzlichen Schande.(Sehr wahr! bei den Sog.) Wer den Meuchelmord zur Waffe des politischen Kampfe» in Deutschland   macht, der«nt> ehrt den deutschen   Namen vor der Welt. Nichts liegt dem deutschen  Wesen ferner als Geheimbündelei, Verlchwörertreiben und seiger Mord aus dem Hinterhall.(Sehr richtig! bei den Soz.) Ein Volk, daß zu irgendeinem wesentlichen Teile offen oder versteckt mit solchen Methoden sympatisiert, müßte jedoch den Vorwurf der Minder- Wertigkeit auf sich sitzen lassen. Man begreift daher, was in einer Zeit, in der das deutsch  « Boll in der Welt um den Medergewinn seine» guten Ramens kämpft, di« Serien der politischen Mord«, von denen Deutschland  heimgesucht ist, dedeuten. Für alle unversöhnlichen Feinde unseres? Landes, die uns als Barbarenvolt verleumden, ist sie ein« unverhofft in den Schoß gefallener Gewinn.(Sehr richtig! bei deck Soz.) Gibt es hier jemand im Hause, der dieser Feststellung wider- sprechen wollte? Ich gtaude, das wird nicht der Fall sein. So kann Ich hoffen, noch in einem weiteren Punkte die Zustimmung des ganzen Hanfes zu finden. E» ist aus die Dauer undenkbaar, daß die Führer bestimmter politischer Riilstungcn einer nach dem andern i abgeschossen werden, ohne daß die Anhänger dieser Richiungen. die sich durch diese Schüsse selbst gctrosseu fühlen, in irgendeiner Form zur Abwehr schreiten. In dem Augenblick, in dem der Mord aii Erzberger geschehen war, stand die Reichsregierung vor der En!» scheidung, ob sie Abwehrmaßnahmen gegen die politischen Mörder, die politischen Mordhetzer und- ihre feigen Hintennänner in die Hand nehmen oder ob sie dem instinktiven Abwehr- willen breitester Volksmossen freien Lauf lassen wollte.(Zu-
ssimmung bei den Soz.) Solange sie sich noch als Regierung siihlle, konnte sie nur den ersten Weg gehen. Der zweite war« ihre Abdankung und der Sturz in den Bürgerkrieg gewesen. Kann das irgend jemand bestreiten? Nein! Es ist so klar und selbstver- stänllich, daß sogar der Herr Reichskanzler in einem Anfall von einem mir unverständlichen Optimismus den Versuch gemacht hat, es auch Ihnen, den Deutschnationalen, klarzumachen.(Heiterkeit links.) Die Antwort darauf hat er«in paar Tage später aus dem deutschnationalen Berliner   Parteitag von Herrn Hergt erhalten, als dieler sagte:Mit der zweiten Revolution wären wir schon fertig geworden." Aus diesen Worten des Vorsitzenden des Vorstandes des Deussch- nationalen Partei spricht eine Lürgerkricqsfrcudlgkeik, die wie eine Offenbarung klingt. Also den deutschnasionalen Partei- führern wäre ein« zweite Revolution lieber gewesen als eine gesetzliche Maßnahme der Reichsregierung. Es wurde geradezu gewünscht, daß sich die ausgebrachten Massen in ihrer berechtigten Empörung hinreißen ließen, damit man diej« Be- wegung im Blute ersticken und den deutschnationalen Ord- nungsstaat wenigstens für«ine gewisse Zeit hätte aufrichten können. So war es auch vor zwei Jahren in Bayern  . Die Errichtung der sogenannten Räteherrschaft war nichts anderes als dl« Folgt der Ermordung des Ministerpräsidenten Kurt Eisner   durch den deutsch-völkilchen Grafen Arco. In dem Augenblick, in dem Bayern  im Begriff« war. nach einer blutig verlausenen Umwälzung die Rcchüform einer demokratisch-parlamentarischen Regierung anzu- nehmen, da war es eine reaktionäre Zssörderpissole, die dies« friedliche Entwicklung unterbrach und das Land in blusigen Aufruhr stürzte.(Sehr richtig! bei den Soz.) Auf dem Weg« über diesen Ausruhr wurde dann Bayern   zu einem zeitweiligen Ordnung:- staat der K a h r, Roth   und P o e h n e r. Die Deutschnationalen wurden regierungsfähig und unter ihrem Schutz wurde Südbayern zum Zusluchtsort für die Organisation von immer neuen pol» tischen Meuchelmorden. In diesem Kreislauf hatte Herr Hergt nach feiner von mir zitierten Aeußerung wohrscheintich ganz gern Deutschland   insgesamt hineintreiben sehen. Der Mann mit einer solchen Gesinnung nennt sich Führer einer deutschen  Partei.(Pfui-Rufe bei den Soz.) Wenn die Reichsregierung diestn Weg nicht geht, sondern gesetzliche Maßnahmen ergriff, um die Pest der politischen Meuchelmorde einzudämmen, so billigen wir das als einen unvermeidlich notwendig gewordenen Akt der staatlichen Notwehr, so schwer es auch uns als Sozialdemo- kraten wird, uns mit Mahnahmen einverstanden zu erklären, die eine gewisse Einschränkung der staatsbürgerlichen Freiheit für vorüber. gehende Zeit mit sich bringen. Es bleibt der Regierung gar nichts anderes übrig, solange sie andere Maßnahmen nicht ergreifen toniue. als diese Verordnung zu erlassen. E, ist eine doppelte Heuchele,. wenn die Herren, die selbst st eis diesen Weg gegangen sind(Sehr richtig bei den Soz.) und nun auch uns gezwungen haben, ihn zu betreten, Vorwürfe gegen uns erheben, wir wären damit unseren Grundsätzen untreu geworden. Wo waren denn diese Her» ren, wenn wir gezwungen waren, gegen die linke Seite Ausnahme« zuständen zuzustimmen? Immer schrien sie: Nicht geung! Immer beschuldigten sie uns, gegen jene Seite zu milde und im Einver­ständnis mit ihr zu handeln. Nachdem aber die Mörder und Mord- Hetzer an der äußersten Rechten uns zur Annahme von Aus- nahmemaßnahmen gezwungen haben, die wir niemals anwenden, es sei denn, daß man uns direkt dazu zwingt, erheben sie ein großes Weh- und Wutgeschrei über die verletzten Frei- Helten der Republik  . Das wagen diese Herrschaften in demselben Moment, in dem sie gegen uns für die Austechlerhaltung der bayerischen AusnahmezussÄnde kämpfen, die in die staatsbürgerlichen Freiheiten doch wahrhaftig in ganz anderer Weife und viel tiefer eingreifen als die Der- Ordnung des Reichspräsidenten   vom 29. August oder vom 28. Sep- tcmbcr. Der bayerische   Ausnahmezustand gibt der Regierung nicht nur alle die Rechte, die die Verordnung des Reichspräsidenten   fest- gelegt hat, sondern er bevollmächtigt sie auch, S ch u tz h a f t zu ver- hängen und Landesverweisung zu verfügen. Aber diesen Ausnahmezustand verteidigen die Gegner der Verordnung des Reichspräsidenten  . Warum? Etwa, weil er den Mördern voi» Gareis und Erzberger di« Freiheit gelassen Hot. ihre Taten vorzu­bereiten? Versuchen Sie(nach rechts gewandt) es doch nicht mit Eni» ftellungen! Ihre Einkehr kann nur beginnen mit dem GessSndnis. daß Sie die Schuld tragen an Erzbergers Tod. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.   Zuruf bei den Deutsch  »
Das Rohr. Auf dem hellgebeizten, sorgsam gekehlten und gehobelten Tische, nben der schweren kupfernen Urne, liegt ein Stück Rohr. Ein schmutziges, angerostetes und beschmiertes Stück armdicken Rohrs. Liegt inmitten all der Wohlgepflegtheit, Vornehmheit und Ordnung, läßt sich beschauen von den farbenprotzenden Bildern der Decke, von dem schweren Eichgetäfel der Wände, von dem wohlabge- zirkelten Halbrund der Pult«: von stolzer Esstade schauen hochmütig die reichgeschnitzten Magistratssitze zu ihm herab. Unbekümmert um seine grelle Disharmonie zeigt das schmutzige Rohr struppige Honffasern, Mennige und Schmutz verkittete an dem Ende, an dem es losgeschraubt: böse glotzt es am andern End« mit scharfgezahnten, wild gespreizten Zacken. Der Sitzungssaal füllt sich. Die Stadtverordneten. Reden und Widerreden, Pultdeckelklappern, setzen gedämpfter als sonst. Be- klemmung im Saal. Das Rohr mit seinem runden Ende droht, mahnt, sieht an. Ein Kreis bald um das tote, dumme Stück. Ein Fachmann erklärt: Hier drin, das ist Kesselstein. Sie sehen, wie dos ganze Innere zugewachsen. So mußte die Explosion kommen.. Seine Finger deuten auf das zerrissene Ende. Sieben Mann verbrüht, vier von Splittern tödlich ge" Die Zacken, wild gespreizten, ein wildes, grinsendes Schielen. Der weiße, geborstene Stein an den Innenwänden leckt weiß Ich eröffne die Sitzung. Als dringender Punkt steht auf der Tagesordnung die Entschädigung für 11 im Elektrizitätswerk verun- glückte Arbeiter im Betrage von_* Wie eine bösartige, armdicke gedrungene Kralle sieht das Rohr von den Stadtoerordnetenfitzen aus Eine Kralle, die zuschlug, hinterhältig, tobsüchtig. _ P. Haupt. , D�kar panlzza ist in der Bayreuther   Irrenanstalt, deren Insasse er I-rl.Z?"®ar' gestorben. Kein Großer, aber ein Eigener und Ehrlicher und ein tapferer Streiter ist er gewesen, in jenen ZeitenJungstdeutschlands", da ein Kreis jugendlich aufgeregter Lite» raten und Künstler sich gegen die muffige Moral des Bürgertums verschwor und in der München  -Leipziger ZeitschriftDie Gesell- ich oft seine Schlachten schlug. Lauter gute Menschen, aber ver- dämmt schlechte Musikanten. Sie bezeichneten sich �ern als Kunst- revolutionäre, aber sie haben die Kunst nicht revolutioniert, denn sie war ihnen nicht Ziel, sondern nur Mittel zum Zweck. Zweck und Ziel ihrer Aktionen war die Austüttelung und Befreiung der Geister und die Schöpfung einer neuen materialistisch-atheistisch-natura- listischen Welt- und Lebensanschauung. An die Arbeiter kamen sie nicht heran, und so rüttelten sie am deutschen   Spießer- und Philister- tum, mit löblichem Eifer, aber natürlich ohne Erfolg. Ein paar literarische Götzen wurden zertrümmert und einigen kritischen Bonzen wurde der Unfehlbarkeitsnimbus geraubt im übrigen aber blieb alles, wie es war. Die Kräfte, die die Welt und die Menschheit um-
gestalten sollten, gingen ihren eigenen Gang. In jenen Kämpfen ist neben anderen auch Panizza zum Märtyrer geworden. Seine HimmelstragödieDas Llebcskonzil" trug ihm eine einjährige Ge- fängnlsstrafe wegen Gotteslästerung«in. Wegen Majestätsbeleidi- gung war er angeklagt, als die Geisteskrankheit bei ihm zum Aus- bruch kam. Man brachte ihn in die Irrenanstalt Herzoghöh« bei Bayreuth  , in der er jetzt, 08 Jahre alt, gestorben ist. Von seinen zahlreichen poetischen und satirischen Schriften ist nichts lebendiq ge- blieben. Aber die deutsche Kultur- und Sittengeschichte des Jahr- Hundertendes wird mit den übrigen Kämpen Jungstdeutschlands, den Michael Georg Conrad  , Karl Bleibtreu  , Eonrad A l b e r t i usw. auch den Namen Oskar Panizzas an bescheidener Stelle nennen. I. S. Friedensgeist in die Schulen! Der pazifistische Taumel, die Reaktion auf die Kriegsraserei, ist vorbei. Es ist nicht mehr modern, Pazifist zu sein. Die Dummheit der Entente und die wirtschaftlichen Röte haben alle diejenigen, die immer wieder von irgendeinem Er- eignis oder einem Menschen die endgültige Erlösung, da» Herein- brechen des Paradieses, erwarten, wieder auf die Seite der mili» taristischen Kämpfer ums Dasein getrieben, in den Schulen lehren soviel« Lehrer wieder ihren alten Abguß von Monarchismus und Heroentum: es ist so anstrengend, dauernd nachzudenken! So ist es und doch verzagt nicht, wer wahrhast glaubt und will. Und unter allem Pendeln der Zeit steigt doch auch die Empfänglichkeit, im Wackeln zerbricht manch Gefäß und manch Ohr lernt hören. Man muß es den Schwankenden nur leicht machen, sich in die pazifistischen Gedankengänge hineinzufinden, in die Praxis einzuleben. Das ver- sucht E r i ch W i t t e in einem Buch, das gerade noch zur Tagung pazifistischer Lehrer und Erzieher zurechtkommt:Der Unter- richt im Geiste der Völkeroersöhnung", Vorschläge zur Ausführung von Artikel 118, Absatz 1, der Reichsverfassung"(Ver- lag Neues Vaterland, Berlin   W. 62). Witte hat fleißig gesammelt und geordnet, er durchforscht den Geschichts- und den Deutsch- Unterricht auf ihre Umwandelbarkcit und nennt LMratur für bildungswillige Lehrer.Kulturgeschichte statt KrieazgcschWte, die Be- Handlung der Kriege und der großen Persönlichkeiten, der Bölker- bund im Unterricht, völkerrechtliche Fragen in der Schul«, Fern- hallung des Chauvinismus, Reform der fremdsprachlichen Lektüre". das sind Kapitelüberschriften, die über den Inhalt orientieren. Allen Lehrern, Eltern, Jugendlichen sei di« fleißige und inhaltreiche Arbeit zur Einführung in pazifistische Notwendigkeiten bestens empfohlen. p. ö. Ein Krebsmerkblatk. Zur Doltsaufklärung über die Krebs- j krankheit gibt jetzt das deutsche Zentralkomitee zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit ein Merkblatt heraus, das weiteste Verbreitung verdient. Es weist darauf hin, daß der Krebs in seinem Beginn keine bedrohlichen Erscheinungen zeigt, meist ohne Schmerzen ist und daß auch seine Krankheitserscheinungen oft unbestimmter, mehr- deutiger Natur sind. Um so notwendiger ist die frühzeitige Erken- nung, da nur sie erfolgreiche Aussicht auf Bekämpfung des Leidens bietet. Selbst der Arzt kann oft genug nur schwer und erst nach genauester, mit allen wissenschaftlichen Hilfsmitteln vorgenommener Untersuchung die bösartige Natur einer Neubildung erkennen.
Deshalb ist möglichst frühzeitige' Befragung de» Arztes ge- boten. Eine planmäßige Verhütung des Krebse» ist, wie das Merkblatt betont, unmöglich, um so notwendiger aber mög- lichste Vermeidung aller Schädlichkeiten, die chronisch e n d Z ü n d» liche Veränderungen hervorrufen können.(Ersricren oder Verbrennen, mechanische oder chemische Reize.) Das gilt be- sonders für die, die beruflich fortdauernd solchen Reizen ausgesetzt sind, z. B. Schmiede und Tcerarbeiter. DasIrland des Mittelmeere«". Eine Insel, die wie Irland unter englischer Herrschaft steht und von einem leidenschaftlichen nationalen Gefühl erfüllt wird, ist Malta  . Deshalb nennt M. T. Hainsselin dieses Land nicht mit Unrecht dasIrland des Mittel- meeres" und führt diesen Vergleich in interessanter Weise durch. Wie die Iren sind auch die Malteser strcngqgläubige Katholiken und wachen eifersüchtig über ihre Rechte und Privilegien. Die nationalistische Partei spielt im politischen Leben der Insel die Hauptrolle. Reine» Malteser Blut findet man nur unter der arbeitenden Klasse. Die oberen Klassen sind stolz darauf, daß sie von den alten Malteser Rittern herstammen, die ja aus allen Weltgegenden zusammenkamen. Sie sprechen italienisch und englisch  , während bei den Bauern die heimische Sprache vorherrscht. Diese Sprache soll noch die der alten Phönizier sein, und überhaupt wird das maltesische Volk von den Pnniern hergeleitet. Auf der Insel befinden sich großartige Trümmer- stätten eines phönizischen   Tempels, und andere Funde des Altertum» kann man überall bei zusälligen Grabungen machen. Die ganze Insel ist so eine noch ungehobene Schatzkammer für den Archäologen. Ob- wohl die Insel kaum mehr als 159 Quadratkilometer groß ist, wird sie doch von einer bedeutenden Anzahl Menschen bewohnt. Es gibt hier zahllose Städtchen und Dörfer, jedes mit einer stattlichen schönen Kirche. Die beiden Hauptorte sind Valetta   und Citta Vecchia. Die Malteser sind ein fleißiges und zöhes Volk. Wer nicht schon um 4 Uhr morgens mit der Arbeit beginnt, gilt für einen Faulpelz. Sie liefern besonders tüchtige Seeleute. Die Frauen der ärmeren Kreise gehen immer in Schwarz gekleidet und hellen diese Düsterheit der Tracht nur durch merkwürdig geformte Schmuckgegenstände auf. Di« Aehnlichkeit, die sie in ihrer Erscheinung mit Nonnen haben, wird durch die seltsame nationale Kopftracht, die sog. Onella, verstärkt, eine Art weißer gestärkter Kapuze oder Haube. Tercse Vagi, dl« berühmte Waancrsängerin, ist geNeru im Alter von 75 Iahren gestorben. Sie gehört« viel« Jahrzehnte zu den Zierden der Münchener   Holoper und wie ihr Gatte Helnri-b Voal zu den gefeiertsten Interpreten Wagnerscher Opern. Heinrichs Tristian und Therefes Isolde galten als gleichwertige, klassische und unübertreffliche Leistungen.___ Neue» Theater am Z«a. Heute. Eonnabenb, Anfang? Uhr, Erst- auffübnina der Roda-Rodo- NovitätDie ersten Spore n". Ab Sonntag Beginn der Vorstellungen wieder 8 Uhr; die Novität bleibt die auf weiteres auf dem Spielplan. Marccll Talzer gibt am 3.. 4., 6.,?.,? Oktober Im Künstler« hause sünfHeitere Abende«. Im»Sturm*, Potsdamer Str. 134a, werden aui der Oktober-Aus- itevung außer einer Gesamtschau Gemälde und Glasbilder von Reil Salden gezeigt.