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schien, auf diesem Weg nicht weiterzubringen war. anderer- seits aber die Verhältnisse nach einer Festigung der Regie- rungsgrundlage drängten, kam der Görlitzer   Beschluß zustande. Man kann diesen Beschluß billigen oder bedauern. Aber jedenfalls wäre es das Törichtste, was die IISP. jetzt machen könnte, wenn sie sich etwa hinstellen und sagen wollte: �Lor Görlitz hätten wir über dos Angebot der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion mit uns reden lassen» weil ihr aber in- zwischen den Görtitzer Beschluß gefaßt habt, lehnen wir alles ab. Mit einer solchen Taktik würde sich die HSP. selber auf das schwerste ins Unrecht fetzen. Wenn sie die Sozial- demokratie durch den Beschluß alsbelastet" erklären wollte, so wäre darauf zu sagen, daß es selbst im Sinne der USP. keineBelastung sein kann, wenn der Partei größere Hand- lungsfreiheit auch gegenüber der Deutschen Volkspartei  theoretisch eingeräumt wird, sondern daß dieseBe- lastung" doch frühe st ens dann als vorhanden angesehen werden könnte, wenn von dieser Freiheit durch eine Koalition mit der Deutschen Volkspartei   praktisch Gebrauch ge- macht wird. Aber wir sehen erfreullcherweise das Gegenteil. Die Reichstagsfraktion macht von ihrer Vollmacht nicht in der Rechtung nach rechts, sondern in der Richtung nach links den ersten praktischen Gebrauch. Die Unabhängigen, die den Görlitzer Beschluß auf das schärfste kritisiert haben, würden ihrer Kritik jedes Fundament nehmen, wenn sich herausstellen sollte, daß eine Erweiterung der Regierungskoalition nach links bereits an ihnen selber scheitert. Denn so liegt die Sache doch nicht, daß man einfach auf ein Zusammen- gehen mit der Deutschen Volkspartei   schmähen darf, auf die Frage aber, wie es sonst gemacht werden könnte, mit einem bedauernden Achselzucken antwortet.- Aus unabhängigem Munde habe ich auch den Einwand gehört, das jetzige Angebot sei doch nur ein taktischer Schach- zug und nicht ernst gemeint. Run, solche mißtrauischen Geister wird mtm auch mit den ernstesten Versicherungen nicht leicht vom Gegenteil überzeugen. Aber wenn die Führer der USP. wirklich meinen, die Sozialdemokratie habe ähnlich gehandelt wie Herr Simons in London  , als er sein letztes Repa- rationsangebot machte und dann vor Angst zitterte, daß die Gegner es annehmen könnten, nun dann gäbe es ja von ihrem Standpunkt aus gar nichts Gescheiteres, als resolut mit beiden Händen zuzugreifen! Damit wäre die Sozialdemokratie, wenn sie wirklich ihr An- gebot nicht ernsthaft gemacht hätte, sofort in die allergrößte Verlegenheit gesetzt! Aber die Sozialdemokratie wird nicht in Verlegenheit ge- raten, sondern sich sehr freuen, wenn die Unabhängigen einschlagen. Und nur in diesem Falle könnten die Unabhängigen mit ehrlichem Gewissen sagen, daß sie a l l e s, was in ihren Kräften stand, getan haben, um eine Verbreiterung der Koalition nach rechts zu verhindern. Mit leeren Lobsprüchen, die man den Mitgliedern, der Sozialdemokratie spendet, die am entschieden» sten gegen die Koalition von Stresemann   bis Scheidemann  austreten, bannt man die Gefahr dieser Koalition nicht. Man bannt sie nur durch einsichtsvolles und charakter- festes Handeln im Augenblick der Entschei- d u n g, durch ein Handeln, das einen anderen, posl- t i v e n W e g aus der jetzigen Situation eröffnet. Der Äugen- blick ist da, mögen ihn die Unabhängigen nicht wie im Juni 1320 verpassen., » Die Politisch-Parlamentarischen Nachrichten melden: Bekanntlich hatte die Reichstagsfraktion der USP. einen Aus- fchuß eingesetzt, der den Text der Antwort der USP. auf die An- frage der SPD  . über den Eintritt der USP. in eine Koalition-. regierung formulieren sollte. Wie die PPN. hören, hat dieser Aus- schuß am Sonnabend nachmittag seine Arbeiten beendet, aber vor Absendung seiner Antwort zunächst an die SPD.   die An frag« ge- richtet, ob denn Zentrum und Demokraten damit«in»
»erstanden seien, daß die USP. in dt« Relchsregtrrung et«- trete. Eine solche Anfrage, wie sie die PPN. ankündigen, war bis gestem in später Abendstunde dem sozialdemokratischen Fraktionsvorstand nicht zugegangen.
Zur Sie Reöaktionen öer partsipresse. Der.Sozialdemokratische parlamentsdienst» hat seine Vureouräume seit dem t. Oktober im.vorwörls'hans, Lindenfiraße Z. Mr bitten die Redaktionen in Zukunft sämtliche Zuschriften nach Berlin   Sw KS. Lindenftratze Z t. vorwärts"- Redaktion) zu adressieren und sich bei Fernrufen der Leitungen Morihplatz 16092 und 1.6135 zu bedienen. S»zia löemo kratifch er Parlaments ökeast.
Zentrum für breite Mitte. Die Zentrumsfraktion des Reichstags hat einstimmig einen Beschluß gefaßt, der in seinem Kern besagt: Die Zentrumsfraktion billigt die Politik des Reichskanzlers und spricht ihm erneut ihr Vertrauen aus. Sie ist entschlosien, die Reichsverfassung und die durch sie festgelegte Staatsform gegen Be- drohungen, von welcher Seite sie kommen mögen, nachdrücklich zu schützen. In der Ueberzeugung, daß nur ehrlicher Erfüllungswille unser Vaterland vor dem schlimmsten Unheil retten kann, unterstützt sie die Reichsregierung in ihrem Bestreben, die durch den Dersailler Ge- waltfrieden und das Ultimatum dem deutschen   Volke aufgezwunge- nen Verpflichtungen bis zur Grenze des Möglichen zu erfüllen. Als unerläßliche Voraussetzung der Gesundung unserer inner» und außen» politischen Derhältnisie betrachtet sie eine starke und zielbewußte Politik der Mitte auf breitester Grundlage. Die Zentrums-Parlaments-Korrespondenz teilt dazu wei» ter mit, daß auch der Reichskanzler Dr. W i r t h, ebenso wie Stegerwald, eine solche«Politik der Mitte" anstrebe.
Der Sankrott üer KPD  . Der ehemalige Führer der KPD.  , Dr. Paul L e v i, be» stätigt in seiner ZeitschristUnser Weg" dem deutschen Kom» munismus seinen Bankerott, indem er zu einem Artikel in der Roten Fahne", der die Entwicklung in der Metallarbeiter- bewegung als eineKlärung" bezeichnet, bitter bemerkt: Ja, eine verteufelte Klärung! Wo die, die unsere besten Freunde waren, die unsere Hoffnung und unsere Kommenden waren, zurück- gegangen sind dahin, von wo sie kamen: Wir denken, das ist Klärung. Das ist Klarheit, daß der Märzkommunlsmus, der wir können das ja heute offen sagen Bakunlsmus und Belakunis- mu» Bankrott gm acht haben: sich und die S?v. Das ist klar ge» worden! Allerdings!" Der Alenfchensthknöer als Gefangenaufseher Durch die Presie ist kürzlich die Mitteilung gegangen, daß zwei der wegen Gefangenenmißhandlung verurteilten früheren Angehörigen des Freikorps  Aulock" namens Walter und B i s k u p als Aufseher im Gefängnis zu Schweidnitz   angestellt wor- den feien. Tatsächlich ist, wie der amtliche Preußische Presiedienst mitteilt, vor einigen Monaten der Offiziersstellvertreter Walter als Arbeitsaufseher in der Strafanstalt in Schweidnitz   angestellt worden, weil der Vorsteher nicht wußte, daß er mit einem der oerurteillen Angehörigen des Freikorps  Aulock" identisch war. Walter scheidet nunmehr nach Ablauf der Kündigung»- frist am I. September d. 3. au» seinem Dienst aus. lieber eine Beschäftigung des Biskup im Gefängnisdienst hat sich nichts ermitteln lasten.
Rätselraten um Gberlchlefi«. Die französische   Presse verbreitet mit ein« etwas v«- dächtigen Eile die verschiedenartigsten Gerüchte über die Mei- nungen und Ansichten der B i e r e r k o m m i s s i o n. die in Genf   den Schiedsspruch über Oberschlesiens   Zukunft vorberet- ten. Da heißt es einmal, die Kommission hat sich für die Kor» fanty- oder Sforzalinie ausgesprochen, das anderemal, man habe sich von der Unteilbarkeit Oberschlesiens   überzeugt und empfehle, das Gebiet als Freistaat zu erklären, ein drittes Mal heißt es, die Kommission stehe nicht mehr aus dem Standpunkt des Obersten Rates und habe sich von der Teilbarkeit des In» dustriedreiecks überzeugt. Heute wird in alle Welt hinaustele» graphiert,. die Entscheidung stehe nahe bevor, morgen wieder verschiebt man sie auf den November und weiß schon Tag und Stunde der Veröffentlichung anzugeben. Der neueste Sport der französischen   Berichterstatter be» steht darin, die Meinungenderdeutschen und pol- Nischen Delegierten auszukundschaften. Die Polen  , wird behauptet, begnügen sich mit der Korfantylinie, die Deut- schen beständen auf einer ungeschmälerten Zuteilung Ober- schlesiens an Deutschland  , ließen aber durchblicken, die deutsche  Regierung werde hinsichtlich der Kreise Pleß   und Rybnik   mit sich reden lassen. Für den Fall eines Deutschland   ungünsttgen Entscheides drohe das Kabinett Wirth mit dem Rücktritt. Uns scheint dieses ganze Rätselraten zwecklos und unan- gebracht. Daß eine ungerechte, unsachliche Entscheidung in Deutschland   die schwersten wirtschaftlichen und politischen Folgen haben müßte, weiß man auch aus der anderen Seite längst sehr genau._ �unöertsthast z. b. V. Amtlich wird mitgeteilt, daß der Führer und alle anderen durch Beschuldigungen belasteten Beamten der Hundertschaft z. b. B. v o m Dien st suspendiert sind und mit der Z. b. B. selbst in keiner- lei Berührung Mehr stehen. Die gerichtliche Voruntersuchung werde auf Bitten des Ministers des Innern mit besonderer Beschleunigung geführt, sie sei aber infolge ihres Umfange» bisher noch nicht zum Abschluß gelangt. Ueber 200 Zeugen seien in der Angelegen- heit vernommen worden. Die Hundertschaft selber sei einer Ab- teilung der Schutzpolizei angegliedert worden. Sie sei damit entgegen ihrer bisherigen Sonderstellung eine Formatton wie jede andere geworden. M.m dürfe deshalb mit Sicherheit annehmen, daß sie San derbe st rebungen nicht mehr verfolgen könne. Wir müssen gestchen, daß uns diese Erklärung in keiner Weise befriedigt. Nach unseren Informationen ist das Dunkel, das über der Z. b. V. schwebt, noch keineswegs gelichtet. Im Gegenteil glauben wir annehmen zu dürfen, daß hier noch immer ein Gefahren- Herd besteht, dessen Bedeutung nicht zu unterschätzen ist. Wir glauben sogar nicht fehlzugehen, wenn wir die Vermutung aus- sprechen, daß die Fäden, die die Z. b. V. gesponnen hat, durchaus noch nicht abgebrochen sind und daß ihre Tätigkeit tn Verbindung mit Geheimorganisationen gebracht werden muß, denen man nach der Ermordung Erzbergers auf die Spur gekommen ist und über deren Tätigkeitsfeld man wahrscheinlich in nächster Zeit noch manche« erfahren wird. Politischer Ueberfall eine Woche Gefängnis. München  , 1. Oktober.  (TU.) Vor dem hiesigen Schöffengericht wurde heute der Kaufmann Oskar Körner, der am 2. Juni in der Nacht den Abg. Sänger In Münckzen durch«wen Stockschlag miß- handelt hatte, zu einer Woche Gefängnis verurteilt. Dr. Rasens Nachfolger im Haag. Der bisher im Auswärttgen Amt beschäftigte Gesandte Freiherr   v. Lucius, früherer Gesandter in Stockholm  , ist zum Gesandten im Haag ernannt worden und wird sich in den nächsten Tagen auf seinen Posten begeben. Reue Zeikungsverboie In der Pfalz  . DasFrankenthaler Tage- blatt" und die.Grünstädter Neueste« Nachrichten" sind erneut auf drei Tage oer boten worden.
Der KonzeetVinter unseres Dilöungs- aussthusses. Die allwinterlichen großen Festkonzerte des Bikdungsaussthusies haben sich eine feste Stellung im Leben der musikinteressierten Ar- beiterschaft erobert. Die künstlerische Bedeutung dieser Veranstal- tungen ist von einer großen Zahl erkannt worden, die sich durch Abonnements die Teilnahme rechtzeitig sichert. Das ist zumal in diesem Winter nötig, wo an Stelle der großen(aber aus vielen anderen Gründen nicht zufriedenstellenden)Neuen Wett die Philharmonie" weniger Platzmöglichkeit bietet. Mit dem Wechsel des Orts hat auch das mitwirkenoe Orchester gewechselt: die Philharmoniker spielen diesmal in den S Orchesterkonzerten. Aber unsere Dirigenten von früher sind wieder gewonnen. An der Spitze Generalmusikdirektor Dr. Muck. Dieser Künstler, eine Wcltberuhmtheit, den uns einst nach seiner jahrzehntelangen unvergeßlichen Aufbauarbeit am Berliner  Opernhaus« Amerika   entführt hatte, als er, ein aufrechter Mann, sich der Cliquenwirtschaft unter dem Intendanten Wilhelms II. nicht beugen wollte und feinen Abschied nahm, stellt seine Kraft zum drittenmal� in den Dienst unserer Sache. Muck ist einer der Vor- kämpfer für unsere neue Musik gewesen: mit Recht ist also ihm die hohe Aufgabe überlassen, unsere Hörer zum erstenmal in die Geistes- wett der zeitgenössischen Musik(Strauß, Busoni  , P f i tz n e r u. a.) einzuführen. Das erste Konzert aber bringt Werke der beiden größten Meister der Vergangenheit: die ragenden Gipfel Bach und Beethoven  , deren Bedeutung in ihrer eigenen Zeit nicht erkannt wurde, sind die Eckpfeiler unserer gesamten Musikentwicklung in den letzten Jahr- Hunderten gewesen. Werke für Orchester und Klavierkonzerte(mit Orchester) sollen uns diesmal in diese Wunderwett einführen. Kapell- jmeister Eduard Mörike  , unseren Konzert- und Opernbesuchern wohlbekannt, leitet diese Aulführung: als Solist wirkt ein junger Klavierspieler M. Münz, dessen erstes Auftreten im Vorwinter ihn als eine sehr bemerkenswerte Hoffnung unter dem jüngsten Nach- wuchs erwies und der nun zum erstenmal vor unser Arbeiterpubli- tum tritt. Das dritte Orchesterkonzert soll ein Bild des Genies Mozart  geben, der als dos berühmteste Wunderkind aller Zeiten Europa   mit seinem Ruhm erfüllte. In unbegreiflicher Fülle strömte die Musik auf ihn nieder, in beispielloser Mannigfaltigkeit schrieb er unter dem Sturme der künstlerischen Einfälle seine Werke nieder, bis ein früher Tod ihn der Welt entriß Von seiner Vielseitigkeit soll ein Konzert Zeugnis geben, dessen Lewing Dr. Stiedry, Kapellmeister der Etaatsover, übernommen hat. Frau Felo Roonfeld und Frau Rose Walter, deren ausgezeichneie Leistungen, zumal auf dem Gebiete der Mazartschem Geist verwandten Kunst, aus unseren Kon- zerten bekannt sind, wirken als Solisten mit. Das Konzert in der Garnisonkirche bringt den her- vorragenden Orgelvirtuosen Prof. Walter Fischer wieder vok unser Publikum: der durch seine Gesangskultur unerreicht hochstehende Madrigalchor unter seinem Leiter Prof. Carl Thiel  wird mit Chören, vor ollem solchen>n weihnachtlicher Art erfreuen: Pr vs, Flewm 1« g., berühmter Mtuoj« aus der Oboe, ist Sollst.
Ein Konzert ist diesmal dem Klavier allein gewidmet. Es ist gelungen, hierfür Eduard Erdmann   zu gewinnen. Dieser junge Künstler ist vor ein paar Iahren mcteorgleich aufgetaucht. Sein erstes Konzert war ein Ereignis für das Berliner   Musikleben: Die gesamte Krittk sieht in ihm den kommenden Mann, der die große Tradition der Meister des Klaviers, eines Liszt und eines BusoNi, fortzuführen berufen ist. Auch als Komponist hat der junge Erdmann sofort Aufsehen erregt. Er wird einen Ueberblick über die Entwick- lung der Klaviermusik von den allen Meistern an bl» zur Gegenwart geben. Außerbalb dieser Abonnementskonzerte veranstaltet der Bit- dungsausschuß noch zahlreiche andere, von denen wir hier nur noch auf eins hinweisen, das dem Arbeiterlied gewidmet sein wird. Wie man sieht, ein glänzendes, gediegenes und vielseitiges Pro- gramm, das der Bildungsausschuß für den diesjährigen Konzert- winter unseren musikfreudigen Genossen Darbietet. A.G.
Im Reue« Thealer am Zoo wurden gesternDie ersten Sporen" von Roda Roda   aufyeführt. Leider ein völliger Mißgriff. Bei dem Fehlen jedes lustigen, ja auch nur erträglichen Einfalls dehnte sich der Abend ins Endlose. Ein paar Wendungen am Anfang schienen daraus hinzudeuten, daß es irgendwie auf eine aktuelle Schieberiype abgesehen sei. Ein ehemaliger Theaterstatist, der während des Krieges alsd. u." sein geschäftliches Genie ent- deckte, hat aus dem Ertrag ein Prunkschloß mit richttgem Ahnensaal sich zugelegt. Aber die Karrikatur trägt ihre Farben allzu dick auf. Der Parvenü und seine ganze Gesellschaft aus dem Schlosse macht den Eindruck von Patienten einer Kaltwasserheilanstalt. Beispiels- koeise läuft der Erfinder einer neuen Sorte Milchersatz herum, der zu seinen Präparaten, welche er dem Konsorttum vorlegt, Nacht für Nacht die Milch aus den Kuhställen des Schloßherrn stiehlt usw. Schließlich geht die ganze Affäre aus eine der altbekannten Spuk- geschichten hinaus: Vater und Sohn erscheinen, galanten Abenteuern nachgehend, im Ahnensaale als Gespenster und so. Auch die Auf- führung Uetz mancherlei zu wünschen übrig. är. Arbeiter als Amakeurpholographen. Eine interessante Aus- stellung von Photographien haben die Mitglieder der Verwaltungsstelle Berlin   des Verbandes der Li- thographen, Steindrucker und verwandten Be- rufe zusammengetragen und im Saal Z des Berliner G e w e r k- s ch a s t e h a u s e s der Oeffentlichkeit zugängig gemacht. Die ausgestellten Photographien sind ausnahmslos in Muße- stunden von den Arbeitern dieser Berufe hergestellt und zeigen, daß es der Photographie möglich ist, auch anderes als den üblichen Kittch zu liefern. Photographie ist keine Kunst, aber die handwerkliche Be- herschung ihrer Ausdrucksmitel kann immerhin gepaart sein mit künstlerischem Sehen und mit der Gabe, das Charatteristifche der sichtbaren Welt mit den Darstcllungsmöglichkeiten de» Objektivs glücklich zu treffen. Den Unterschied zwischen Kunst und Kitsch in der Photographie zeigt die Ausstellung besonders deutlich dem. der Vergleiche anstellt zwischen den Ausstellungsobjekten:Wie man es nicht machen soll" und den von künstlerischem Empfinden sprechen- den Aufnahmen. Obwohl nicht alles einwandfrei ist. was hier ge- bot« wird, ist doch der Bejuch der Ausstellung all« Arbeiter» zu
empfehlen. Sie ist am Sonntag von 10 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags unentgeltlich geöffnet. Um 11 Uhr oormitags spricht der Lichtbildner Oertel   überDie Kunst der Photographie". Heinrich Zille   über sich selbst. Im Almemach der Berliner   Kunst­handlung Fritz Gurlitt  , der unter dem Titel.Da» gra- phisch« Jahr" soeben erscheint, gibt Heinrich Zill», der Schil- derer des dunkelsten Berlins  , folgenden Bericht über seinen Werde- gang. Als Kind darbender Cllern schon früh nach Erwerb gehend, dann Lithographenlehrling, später in allen graphischen Gewerben tätig, versuchte ich immer das aufzuzeichnen, was ich sah und erlebt hatte. 1900 kam ich. als t2jährtger. mit meinen Kritzeleien an die Oeftent- lichkeit. Meist malen arme Kunstjünger dicke Schinkenbrote, und die reichen Maler erbarmen sich der arme Leute in Wort und Bild. Ich war meinemMilljöh" treu geblieben, wenn auch nicht in dem Sinne, wie mir ein reicher Malerjüngiing erzählte, der zufällig ein paar arme Kinder, die ich oft gezeichnet hatte, als Modell be- kam und sich bei der Mutter der Kleinen beklagt habe, daß die Gören so wenig sauber wären, von der entrüsteten Frau zur Ant­wort bekam:For Zillen tönn'o je jarn ich dreckich jenug sind!" Auf den Ausstellungen gefielen mein« Schilderungen jahrelang gar nicht, man sagte, ich verunglimpfe Berlin   und seine Bewohner. Nach und nach lernten die Leute sehen, urteilen und mich verstehen. Im Osten und Norden Berlins   verstanden ste mich gleich, als meine Gestalten imSimplicissimus" und derJugend", den ersten Zeit- schriften, die mir gnädig waren, auftauchten. Meine erste eigen« Wohnung war im Osten Berlins   im Keller, nun sitz« ich schon seit Iahren im Berlmer Westen, vier Treppen hoch, alsogestiegen". Einige meiner Radierungen haben sich sogar in- Kupserstichkabinett verstiegen. Und wenn ich noch lange nicht das Leben so gebannt habe, wie ich es tnöchte, so ist nur doch wenigstens gelungen, daß mein Hinweis ein Ansporn an Jüngere und Kräftigere sei. diese soziale Rote auszubauen. Was ich als Kind sah. mitfühlte, im Laufe der Jahre Miterlebte und festzuhalten versuchte, sollte denen helfen, die füÄÄ ÄÄ*» m'" i" m»<"»"""" lm Sehersaal. Beim Umbruch einer Tages- Zeitung wird bekanntlich durch Bqcheben des Satzes manchmal Un> heil angerichtet. So kommt es vor. daß Uebcrschriften verwechselt werden oder gar Zwei Beitrage ineinander geraten. Das Schlimmste auf diesem Gebiete leistete sich unftelwillig ein New Yorker Metteur ktIx m J» liner �Weszeltung. Untereinander sollten zwei Nein- Berichte stehen: der eine handette von der Abschiedspredigt m.anöer< von einem tollwütigen Hunde. l"L Metteur, der den Umbruch vornahm, da, Mißgeschick, daß der Bericht(wörtlich übersetzt) lautete:.Pastor Iohnston hiell gestern eme Abschiedspedigt in der St. Paulskirche  oor der Zahlreich oersamm-'t-n Gemeinde, die zu Tränen gerührt war, als der geliebte Seelfl... �richtete, daß die Aerzte ihm einen längeren Aufenthalt m einem milden Klima verordneten. Er dantt» dann der Gemeinde in rührenden Worten und erfleht« des