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Nr. 467+ 38.Jahrgang

Groß- Berlin

Bürgerliche Mißwirtschaft.

Beilage des Vorwärts

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Dienstag, 4. Oktober 1921

Einen schweren Verlust hat ein Vertrauensmann der Bolls­

Die Organisation der Volkshochschule Groß- Berlin. dings ausschließlich aus Berliner Stadträten und Stadtverordneten In kaum zwei Jahren ihres Bestehens hat sich die Volkshochs besteht, hat soeben ihre vierte Filiale in der Müüerftr. 181 schule Groß- Berlin nach innen mie nach außen mit erstaunlicher eröffnet. Sie will damit entsprechend ihrem Gründungsprinzip auch Schnelligkeit entwickelt. Mit 6 Lehrstätten eröffnete die Bolks: den Minderbemittelten des hohen Nordens Ge egen­hochschule im Januar 1920 thre Tätigkeit, heute unterhält sie nicht heit zu billigem und bequemem Einkauf geben. Die neuen Räume weniger als 45 Arbeitsstätten in allen Teilen von Groß- Berlin. zeichnen sich durch eine gediegen- cinfache Anlage aus, die ganz in Ueber 250 Kurse und Arbeitsgemeinschaften aus allen Gebieten Weiß gehalten ist. Das Unternehmen wird nach streng faufmänni Die Bürgerlichen reden in allen Tonarten von der Mißwirt- der Wissenschaft, Techni, Kunst, Musik und Litera schen Grundsäken geführt. Zum Leiter iſt endgültig Direktor Felix schaft" des sozialistischen Berlin . Sie rechnen dabei auf die Ber- tur werden hier abgehalten. Daneben finden Kunstveranstaltun- Rie bura berufen worden, der ein erprobter Fachmann ist. Dzer geßlichkeit der Bevölkerung. Nun find fürzlich in der Bezirksver: gen, Museumsführungen und Lehrausflüge statt. Endlich sind nent beim Magiftrat für die KVG. ist Stadtrat Ko hl. Die ale sammlung des Bezirks IX( Wilmersdorf ), in dem das Bürger Borbereitungsturse zur Förderung von Hörern, die die bleibt unverändert in der Kommandantenstr. 81. tum uneingeschränkt herrscht, Mißstände aufgebedt wor- Kenntnisse der Boltsschule nicht in genügerbem Maße befizen, vor­Die Badeanstalt Bärwaldstraße ist nunmehr vom Bezirksamt VI den, die ein Must er beispiel dafür sind, wie sich das Bürgertum gesehen. ( Kreuzberg ) übernommen worden. Nachdem es gelungen ist, eine eine fachgemäße" Berwaltung denkt. Es ist festgestellt worden, Charakteristisch für die Volkshochschule Groß- Berlin sind zwei ausgiebigere Bersorgung der städtischen Boltsbadeanstalt mit Brenn daß eine kleine Zahl von Unternehmern bei der Bergebung von Umstände, die sie vor allen ähnlichen Instituten auszeichnen, an ftoff zugefaat zu erhalten, wird die große Schwimmhalle in der Aufträgen einseitig und zum Schaden der Allgemeinheit öffentliche Charakter, den das Institut dank seiner sehr gemacht werden. Die Benukuna iſt einstweilen auf die Zeit von denen Berlin ja feinen Mangel leidet. Es ist dies einerseits der Bärwaldstraße mit dem 5. Oktober der Bevölkerung wieder zugänglich berücksichtigt worden ist. Es muß noch hervorgehoben werden, daß glücklichen Anlehnung an die Kommune Groß- Berlin trägt, 10-7 Uhr vorgesehen. Damen Montags und Dienstags von 10-1, die folgenden Angaben von den Vertretern des Bezirksamts Wilmers andererseits der wissenschaftliche Ernst, Ernst, den der dorf nicht bestritten werden konnten. Aufbau des vielverzweigten Lehrplans sowohl im ganzen wie im Mittwochs von 10-7. Preise für Erwachsene 1,50 M., Kinder 1 m. Der Umbau des Stadthauses war ursprünglich mit 4 millio. die Bolkshochschule Groß- Berin mit der Universität und den fürsorge" zu belagen, er hat am 28. September d. I. beim Verlassen einzelnen atmet. Hier erweist sich die dauernde enge Fühlung, die nen mart angesetzt und hat schließlich 12 Millionen Mart anderen Berliner Hochschulen unterhält, als außerordentlicher des Stadtbahnzuges auf dem Schlesischen Bahnhof seine Tasche mit gekostet. An Maurerlöhnen waren 3,2 Millionen erforderlich, wähert. rend der Arbeitgeber 1,8 Millionen schludte! Der juristischen Form nach ist die Bolkshochschule Groß- Berlin einem Inhalt von 8000 M. Versicherungsbeitragstarten und-marken Materialien wurden extra geliefert! Das ist ein Zu ein Verein, beffen Mitglieder zum größten Teil Körperschaf und über 1000 m. bares Geld im Gepäckney eines Wagens 3. Klasse schlag von 55-83 Proz. zum Tariflohn der Arbeitnehmer. Ein ten sind. Es sind das die Stadtgemeinde Groß- Berlin und ihre liegen gelaffen. Der Zug fuhr in der Richtung Jannowißbrücke. Stuffateurunternehmer hat für 300 000 m. Arbeiten erhalten. Hier. 8manzig Berwaltungsbezirke, die großen Verbände der Arbeiter, Da der Kollege verpflichtet ist, das bare Geld zu ersetzen, sowie auch von hatte er 60 000 m. Löhne zu zahlen. 50 000 m.= 83 Pro tenden Bevölkerung und die Berliner Hochschulen. Außerdem ge- Werte zu tragen, bitten wir den ehrlichen Finder, die Tasche nebst Angestellten und Beamten, die Bildungsorganisationen der arbei- die großen Unkosten für die Neuausfertigung der verlorengegangenen ftedte er in feine Tasche. Die Zentralheizungsanlage war hören der Mitgliedschaft eine Anzahl von Hörern und Lehrern fo- Inhalt bei der Rechnungsstelle 1 der Boltsfürsorge", erst mit 400 000 m. veranschlagt, gezahlt wurde wie einzelne Persönlichkeiten der Wissenschaft und des freien Bolks- Berlin ED. 16, Engelufer 28, gegen evil. Belohnung abzu­schließlich das fache= 1 Million Mart. Um die elet- bildungswesens an. trischen Beleuchtungsanlagen bewarben sich 4 Unternehmer mit Ange- Die Bertreter einzelner Interessengruppen bilden gemeinsam geben. boten von 81 674 m., 68 690 m., 54 355 m. 62 612 M. Der Höchst= die Mitgliederversammlung. Diese übt die ständige Arbeiter Samariter- Rolonne Berlin E. V. Abt. Neukölln . Wie bietende, ein Wilmersdorfer, betam den Zuschlag; Kontrolle über die Tätigkeit der verantwortlichen Organe aus. immer beranſtaltet die Abteilung einen Kurius für erste Hilfe, der 15 bis ausgeführt hat er die Arbeit für.... 540 000 m.!!! Diefer Ueberblickt man die gesamte Organisation der Volkshochschule 20 Lebrabende umfaßt und mit praktischen lebungen verbunden ist. Der Unternehmer, ein gelernter Handlungsgehilfe, Groß- Berlin, so gewinnt man den Eindruck eines zwar fomplizier erite Lebrabend findet am Mittwoch, den 5. d. M., abends 7 Uhr, in der ten, aber gleichwohl stabil und elastisch gebauten Apparates. Die Schule Neukölln , Thomasstraße, statt. Die Leitung liegt in den Händen hat feit November 1918 fast fämtliche elettrischen hohen fulturellen Bestrebungen, denen er zu dienen bestimmt ist, eines Neuköüner Arztes, der sich in hochherziger Weiſe, koſtenlos zur Vers Installationsarbeiten ausgeführt( in Höhe von verdienen die regste Anteilnahme der breitesten Deffentlichkeit. Un fügung gestellt bat. Die Betriebsräte feien bierauf besonders hingewiefen. % Million Marf), obwohl er stets der Höchst for sere Parteigenossen und Freunde wird es interessieren, schließlich erste Lehrobend findet Mittwoch, den 5. d. M., abends 7 Uhr, in der Schule Auch die Abteilung Bantom veranstaltet 15-20 Qehrabende. Der dernde ma r. zu hören, daß auch eine Anzahl jozialistischer Dozenten an der Ber - Pankow , Schulstraße, statt. liner Volkshochchsule tätig sind.

3.

Die Wähler mögen erfennen, welche mißwirtschaft, welche Begünstigung einzelner auf Kosten der Gesamtheit in der Verwaltung Berlins einreißen würde, wenn diese Gesellschaft wieder die Macht in der Hand hätte. Blitzlichtartig beleuchten die hier geschilderten Vorgänge die Mißwirtschaft des Bürgertums, das gegen den roten Magistrat hetzt, weil er das Interesse der Allgemeinheit über das Profitintereffe einzel­ner Unternehmer stellt. Nur die Wahl von Sozial demokraten kann eine solche Schädigung der Bevölkerung ver­

hindern.

380

Zum Raubüberfall in Wannsee .

Der am Wannsee überfallene Bostanwärter Gerhardt hatte sich im Krankenhaus so weit erholt, daß er vernommen werden konnte. Nach der Darstellung des Ueberfallenen und den bisherigen Er. mittlungen handelt es sich um einen planmäßigen Raubmordverfuch. Der Bostanmärter hatte sich die Nacht vom Sonnabend zum Sonntag in zwei Tanglokalen aufgehalten und sich gegen Uhr auf den Weg zum Bahnhof Wannsee gemacht. Weil er nicht orts fundig war, fragte er zwei Männer nach dem Wege zum Bahnhof. Sie antworteten ihm, daß sie auch zum Bahnhof gehen wollten, er folle nur mit ihnen tommen. Das tat der Postanwärter dann auch. An der Großen Seestraße bogen die Männer dann mit ihm in einen Waldweg ein. Auf einer Anhöhe erhielt er plöglich einen heftigen Schlag auf den Kopf. Als er zusammenbrach, padten sie ihn und schleppten ihn ins Wasser, das an dieser Stelle fehr flach ist. Da der Ueberfallene um Hilfe schrie, stachen sie mit seinem eigenen Messer, das sie sich vorher von ihm hatten geben lassen, auf ihn ein. Endlich pacten sie ihn wieder und schleppten ihn noch weiter in das Wasser. Nachdem sie dann ihrem Opfer noch die Brieftasche mit 400 m. geraubt, verschwanden fie. Zweddienliche Meldungen über die beiden Räuber, die nach dem Kampf im Waffer vollkommen durchnäßt sein mußten, werden an Kriminalkommiffar Hermann, Polizeiamt Rehlendorf, erbeten. Es stehen 2000 m. Be. lohnung für derartige Mitteilungen zur Verfügung. Man vermutet auch, daß die Räuber sich in einem Boot davongemacht haben.

19].

Fräulein.

Bon Paul Enderling . Copyright, 1820, by J. G. Cottasche Buchhandlung Nacht. Stuttgart u. Berlin Lothar trat lächelnd auf den Freund zu. Als er ihn auf Te Schulter flopfte, blickte Hermann ihn entgeistert, wie aus tiefftem Schlaf aufgeschreckt an.

" Was machst du hier?" Hermann war böse. Du hast einen schönen Gedanken gemordet. Mir ist eben der Plan zu einer wunderfeinen historischen Novelle gekommen, die sich um dieses Haus rantt. Nun ist er fort." Hermann hatte täglich Pläne zu wunder­feinen Novellen, die ihm fortliefen.

,, Wo willst du hin?"

"

" Ich wollte zu dir."

" Duzu mir?" Hermann sah ihn ungläubig an. " Findest du das so sonderbar?" Lothar Franzius hatte Hermann nie zu Hause besucht.

Na, gleichviel." Hermann nahm ihn unter den Arm. Nun aber wollen wir zu Rodenader und einen Schoppen trinken. Das Denken macht durstig."

Lothar ging ohne Widerspruch mit. Im Grunde war er froh, nicht zu Görfes gegangen zu sein, wie er geplant. Wer weiß, was ihn dort erwartet hätte. An der Post bogen sie in die Hundegaffe ein. Drüben stand der wuchtige alte Bau, grau und schwer.

" Du mußt dir die Träumerei abgewöhnen," sagte Lothar beim ersten Glas. " Träumst du nie?" Nie."

" Dann bedauere ich dich."

Eigenunfallversicherung der Stadtgemeinde Berlin . Gemeinden das Recht, die Unfallversicherung für die in ihren Diensten Auf Grund des§ 628 der Reichsversicherungsordnung haben ftehenden Arbeiter und Angestellten selbst in die Hand zu nehmen, fofern sie von der Aufsichtsbehörde für leistungsfähig" erklärt werden. Der Magistrat hat in feiner legten Sigung befchloffen, von diesem Recht Gebrauch zu machen und die Eigenversicherung in die Wege zu leiten. Die Verwaltung wird, gegenüber dem jezigen 3u­ftande, ganz erheblich vereinfacht. Bisher famen für die verschiedenen Verwaltungszweige die verschiedensten Berufsgenossenschaften in Betracht, was zu einer Berzettelung der Arbeitskräfte führen mußte. Durch Zusammenfassung aller dieser Angelegenheiten, auch der aus den ehemaligen Bororten, läßt sich eine besondere Berwaltung mit herbeigeführt wird. diesen Arbeiten beauftragen, wodurch eine wesentliche Verbilligung

Weitere Erhöhung des Brotpreises. Die Steigerung fast fämt­erfordert eine, wenn auch relativ nicht erhebliche( nicht ganz 3prozen­licher Untoften, insbesondere der Gehälter, Löhne und des Fuhriohns tige) Erhöhung des Abgabepreises für Badmehl. Die Deputation für das Ernährungswesen beschloß, wie WTB. berichtet, in ihrer Sizung am 3. d. M., dem Magistrat eine entsprechende Erhöhung des Brotpreises, und zwar um 15 Pf. für das Großbrot, für die Zeit vom 10. Dêtober 1921 ab vorzuschlagen. Der Preis der Schrippe soll un­verändert bleiben.

Einbruch bei der Schauspielerin von Stranz- Führing. Am Sonntag nachmittag in der Zeit von 64 bis Uhr suchten Wohnungsein brecher die Schauspielerin Baronin Anna von Stranz- Führing in der Brandenburgischen Straße 46 zu Wilmersdorf heim, indem sie fich, als die Räume kurze Zeit ohne Aufsicht standen, durch ein Ober­lichtfenster Eingang verschafften. Sie stahlen Schmucksachen, Klei­dungsstücke, Brillanten und Silbersachen, diese mit den Beichen F. F. und A. F. und einer siebenzadigen Krone im Gesamtwerte pon 300000 Mart. Auf die Wiederbeschaffung ist eine hohe Belohnung ausgesetzt.

Ausdehnung des Geschäftsbereichs der KVG. Die Kleider Bertriebs- Gesellschaft, furz KBG. genannt, deren Aufsichtsrat neuer­

Und wenn schon. Auch die böseste ist mir willkommen. Wie schön ist der Gedanke, daß in jeder Wolfe so ein Bliz schläft, der auf mich niederfallen tann."

3u.

Blize wirken mitunter tödlich." Lothar lachte. Hermann trant das Glas aus und schob es dem Kellner Und wenn schon?"

Ja dann! Ich für meinen Teil will leben." Das will ich ja auch." begann Hermann nach einer Weile, es war, als foste ihn dies Zugeständnis eine gewisse Ueberwindung.

und

Siest du wohl? Da mußt du aber klar sehen können." Warum?"

Um deine Ziele nicht aus dem Auge zu verlieren." " Biele? Das ist etwas für die Praktischen." Hermann sprach Praktische" wie" Verbrecher" aus. ,, Es leben die Ideale!"

,, Es leben die Biele!"

Folies Caprices( am Dranienburger Tor) haben sich von den Ein altern einer abendfüllenden Poffe mit Gesang, Nanons Debut von Leonhard zugewandt. Das amüsante Ehepaar Grüneder, vor allem Marie herzhafte Stoft gewöhnt ist, zu amüsieren. Grüneder, bersteht es auch in diesem Rahmen, sein Publikum, das an ſehr In einem aut farifierten Sabarettmilieu wird Anlaß zu den ergözlichsten Szenen gegeben, außerdem wird vom Zuschauerraum in die Szene hineingespielt, was zur Steigerung des Inftigen Trubels cebübrend beiträgt. Die Musik von Edmund Kellner weiß sich, obleich sie nichts Neues bringt, einzuschmeicheln. Grete Dientes als Nanon und Rudolf BergI als Dienstmann hielten tapfer der Kon­furrenz der sonst unbesieglichen Grüneders stand.

Ueber das Gesetz für die Hausangestellten. Waich und Rein machefrauen, feine Vorteile und Nachteile, wird in einer öffentlichen Bera fammlung in den Epidernfälen, Spichernstraße 3, am Donnerstag, den 6. Dfieber, abends 8 1br, gefprochen werden. Jeder Bowärts" leler hat die Pflicht, die Beteiligten darauf aufmerksam zu machen.

Frau Luna im Apollo Theater. Ein großes Wagnis, ein folches bolen. An der Idee felbft ift nicht viel brat. Ein Berliner Mechanilus vor zwei langen Jahrzehnten für die Saison geschriebene Stüd zu wieder­feinen Freunden zum Mond, diefem alten und fallen fosmischen Stnochen­( aber ein richtiger Balina") erfindet ein Quitfahrzeug und gondelt mit gerüit, empor, findet bei den Mondleuten" glänzende Aufnahme und darf zum guten Ende eine Liebesnacht mit der Mondsee , Frau Luna felber verleben. Man hat das alles ein wenig auf neu frisiert ohne großen Biz. Und Paul Linde, der Komponist, nahm fich feine alte Partitur vor und fiche da, fie war auch Anno 1921 noch sehr gut: Schlösser, die im Monde liegen"( beinahe ein geflügeltes Wort), Ach Theophil, ach Theopbiel" und das wirklich gar nicht üble: 2ose munt're Lieder fingt man voller Quit" waren doch eigentlich ganz annehmbar. Dann aber: Kostümschneider, Deko­die Ballettbamen! Alle diese in der Hauptfache schufen den großen Griolo, rationsmaler, Beleuchter heran! Und Meister Blauvalet, der Herr über der am Sonnabend sich einstellte. Dazu als besonderer Effekt das Luit­ballett Brigolatis. Das wurde dann Summa Summarum ein farbenbunter Luna- Park. Von den Darstellern war Elie Berne eine raffige Frau Buna von wunderbarer Körperlichkeit und im Spiel von verhaltener Leiden­fchaftlichkeit. Nur der allzuschwere Perlenbehang thres Kleides fiörte fie in der vollen Entialtung ihrer Reize. Sturt Nieswandt ein Sänger von lente" er nur so bin. Sa bo, der Mechanitus, manchmal ein bißchen zu Können und Geschmad. Das unvergängliche Lied: Lose munt're Lieder laut, hatte die Lacher. Martin Kettner, Friz Steidl und Frißi Arco waren in ihrem Glement. Paul Linde und Direftor Lein durften sich im Beifalls getöse mit allen diesen zeigen.

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Fräulein und seiner Liebe zu ihr und seinen 3weifeln zu sprechen er schwieg. Lothar betrachtete ihn nachdenklich: Sie hatten beide so­viel Gemeinsames gehabt, im Genuß und Haß, sollten sie nun auch das gleiche empfinden, wo es zum Bruche kommen mußte? War Hermann denn ein gefährlicher Gegner? Er war immerhin Hermann Görfe, der Sohn des Millionärs Görfe; und er war der Architekt Lothar Franzius ohne Auf­träge, ohne Bermögen. Aber er war er, und Hermann war der Sohn des Vaters. Er sah wieder Fräulein mit Eva spielen und empfand mit tiefem Glücksgefühl das Mütterliche, das sie in jener Stunde wie ein milder Schein umgeben hatte. Er lächelte.

Hermann sah auf. Worüber bist du so vergnügt?" " Ich verweigere die Auskunft, Herr Staatsanwalt." Lothar lächelte noch immer. Je mehr er Hermann betrachtete, desto weniger nahm er Hermanns Gefühle für ganz voll. Schwaches Licht umfloß die braune Holztäfelung, die Bielleicht, dachte er mird es ihn zum Dichter machen. Es dunkle Ecke, die schweren Tische und Stühle, die man kaum sollte ja folche Fälle geben. Proft, Hermann!" rüden fonnte, und inmitten dieser Sinfonie in Braun die Und sie tranken und lachten einander an, herzlicher als blauen, hohen holländischen Vasen und das matte Gelb der sonst. Beide Freunde hatten das Gefühl, dem anderen ein Messingleuchter. Vom Hofe flang das Stampfen der Ma- ftilles Unrecht abbitten zu müssen... schinen in die alte Zeit, die hier traumschwer schlief. Im 3u gleicher Zeit ging Fräulein in das Franziskaner­Rhythmus der Kolben und Räder rief die neue Zeit:" Ich bin museum. Frau Görfe hatte sie um halb zwölf mit einer Be­da. Ich bin da." stellung nach dem Poggenpfuhl geschickt; sie war sofort in das Museum gegangen. Schnellen Schrittes durcheilte sie die Räume. Scheuen Blicks feitwärts schielend stand sie vor alten Holzfiguren, vor niederländischen Landschaften. Schlittschuh­läufer glitten über graumeißes Eis. Wilde Menschenknäuel balgten sich in Höllenrachen. Bauern tanzten und tranken auf einer Kirmeß

Im Grunde meinen wir beide dasselbe," sagte Lothar Franzius." Nur, daß du es immer so quer ausdrücst. Du bist eben ein oder mehrere Jahrhunderte älter als ich."

Ich bin stolz darauf. Uebrigens- wie gefällt eigentlich unser Fräulein?"

dir

Lothar Franzius studierte eifrig die Buchstaben, die in den Deckel des Krugs eingeschnitten waren. Sie ist sehr sympathisch," sagte er endlich.

"

Sympathisch? Das ist gar fein Bort für sie."

Lothar war nicht da.

Fräulein ging weiter. Ernste, stille Frauen arbeiteten in " Wachen muß man! Die Augen auf bei Tag, und bei fleinen, blizsauberen Stuben. Männer in Allongeperüden Nacht leichten Schlaf. So wird man nicht überrascht." " Welches denn sonst?" Lothar sah Hermann aufmert- blickten steif- geziert wie Opfer einer unbequemen Zeremonie. Hermann schlug mit dem schweren Dedeltrug auf den fam an. Bilder der alten Stadt in früheren Jahrhunderten leuchteten alten dunklen Tisch. Ich will aber überrascht werden, zum Aber der schwieg nun auch. Ihm fiel wieder jener Brief matt aus schweren goldenen Rahmen. Italienische Reiter Teufel! Das ist das einzige, was mich mit dem Leben ver- ein, den Lothar vor ihm versteckt hatte. Hermann wußte selbst rafteten in der Campagna. Silbern grünes Licht floß durch föhnt, daß es vielleicht für mich eine Ertraüberraschung im nicht, durch welche Gedankenverbindung er gerade jeht darauf den Wald von Fontainebleau. Ein Bauernbursche saß auf Hinterhalt hat." tam. Im Grunde dachte er immer daran, so oft er an Lothar lebensgroßem Gaul. Dachauer Mädchen stemmten sich gegen " Das tann leicht eine böse Ueberraschung werden, alter dachte. Es war das erstemal, daß ein Geheimnis zwischen den Wind ihnen stand. Und so sehr es ihm auf der Zunge brannte, von ( Forts. folgt.)

Freund."