längst einsehen sollen. Aber siailich Mten sie Alch erkennen, daß der b e st e Schutz tjegen reckst� m der V»14 erlassung der Angriffe auf d ie p Ä bli4 limks bs- steht. Erst durch diese AngrÄe hat. sich- Mchtsgesghr zu ihrer jetzigen Größe entwickeln können.
Pazifist Luöenöorff. Ludendorff , der e« für notwendig zu halten scheint, als Ersatz für den nach Holland abgegangenen Schwadroneur durch Reden und Projekte die Welt zuZerschüttern, hat schon wieder einem ausländischen Zeiwn.Kimann eins Unterredung gegeben, nämlich dem Münchener MitarkMiter des„Oeuvre" Das Monarchistenorgan„Der Aufrechte hat denn auch unlängst festgestellt, ein nationaler MannHürfe sich zwar nicht mit Ausländern der Entente eivlaffen, aber wenn es 2 u d e n- d o r f f tue, so sei das eben ganz was anderes. Während Ludendorff in seiner letzten Unterredung, die hier veröffentlicht wurde, sehr kriegerisch war und den sseldzug gegen Sowjetrußland an der Spitze der europäischen Armee führen wollte, gebärdet er sich diesmal frledHch und wünscht die Versöhnung zwischen Deutschlaich und Frank reich . Was er in dieser Hinsicht sagt, ist im allgemeinen zu- treffend, wenn es auch alldeutschen OhreN' reMPst pWffsiffch klingen dürfte. Auf die Frage, ob er an die Notwendigkeit einer unüberwindlichen Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich glaube, antwpvtete Ludendorff: Ich glaube im Gegenteil, daß die beiden benachbarten Dolkcr vollkommen voneinander abhängen, insbesondere vom Standpunkt des industriellen Lebens aus, und daß sie schon jetzt in mehreren wirtschaftlichen Fragen parallel laufende Interessen besitzen. Cts ist kein Anla ß dazu gelben, daß«ine grundlegend«" Feindschaft Deutschland und Frankreich voneinander trennen sollte. Das ist sehr schön gesagt. Wir wssnMten nur, daß Herr Ludendorff in.den.Jahren 1914/13 seine tatsächlichen Handlungen nach dieser vxberzeugttng eingerichtet hätte-, wir wünschten ferner, daß die Ludendorff ergebene Presse heute in diesem Sinne wirkte, anstatt unsinnige Haßgesästge' anzustimmen. Mit aller Deutlichkeit muß aber betont werden, daß Ludendorff sicher nicht die geeignete Persönlich- keit ist, um bessere Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich anzuknüpfen: er, der einst nach dem Besitz der M a a s l i n i e für Deutschland gestrebt und Kriegsmaß- regeln ergriffen bat..die wie nichts sonst den Haß Frank- reichs gegen Deutschland geschürt haben und deren Folgen noch 1 heute dos beste Propagandamittel der franzöfi- schenChauvinisten sind.,
Ein verspäteter Steckbrief. Der enthaftete Rüge unter Mordverdacht. Breslau , 6. Oktober,(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) Der Staatsanwalt am Landgericht Breslau erläßt heute in den schlesischen Blättern einen Steckbrief gegen den früheren Priöat- dozenjen. Dr. R u g'e aus Heidelberg , der eine deutschoölkische Putschorganisation in Obcrschlesien leitete, die im Zu- sammenhang mit ähnlichen Organisationen in München arbeitete. Dr. Rüg« war vor einigen Wochen, nachdem unsere Parteipresse schwere Anschuldigungen gegen dies« Geheimorganisation wieder- holt gebrocht hatte, bereits verhaftet worden, wurde aber damals merkwürdigerweise sofort wieder steigelassen. Jetzt beschuldigt ihn der Steckbrief des Oberstaatsanwalts nicht nur der Geheim» b ü n d e l e i und des unerlaubten Waffenbesitzes, son- dern auch der Urkundenfälschung und des versuchten Zftor- des. Rüge ist natürlich inzwischen verschwunden. Wir stehen hier wieder einmal vor einer außerordentlich seit- samen Gerichtipraxis. Ein aufs schwerste belasteter Putschist be» findet sich in den Händen der Justiz, man läßt ihn laufen, und nachdem er glücklich verschwunden ist. wird ein Steckbrief hinter ihm erlassen. Im„B. T." wurde vor einiger Zeit die Be- hauptung aufgestellt, daß die Richter, die Rüge aus der Haft enk- ließen, es nicht einmal für nötig gehalten haben, sich mit dem
Staatskommissar für öffentliche Ordnung und dem Ministerium des Innern in Derbindung zu setzen, die schwer belastendes Material gegen Rüge hinter sich hatten. Außer» dem wurde Rüge bereits damals in einer anderen Sache steckbrieflich gesucht. In welcher Weise gedenkt der Herr Justiz- minister gegen die richterlichen Beamten einzuschreiten, die in dieser leichtfertigen Weise die Unschädlichmachung eines staatsgefährlichen Verbrechers vereitelt haben? SO 000 Mark auf Ergreifung der Kapp-Berbrecher. " Der Oberreicheanwalt erneuert den Steckbrief gegen die Führer des Kavp-Putsches. Im ganzen sind 8 Personen steckbrieflich ver- folgt, und zwar Generallandschoftsdirektor Kapp, Major a. D. Pabst, Oberst a. D. Bauer, Arzt und Loltewirt Georg Wilhelm Schiele . Schriftsteller Karl Schnitzler, Schriftsteller Trebitsch-Lincoln . Gene- ral o. D. Freiherr v. Lüttwitz , Korvettenkapitän a. D. Ehrhardt. Die Reichsregierung hat auf ihre Ergreifung eine Belohnung bis -zu SO ovo Mark ausgesetzt. Den Wortlaut des Steckbriefes finden unsere Leser im Anzeigenteil._ Domimcus unö Liebermann. Breslau . 6. Oktober. (Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) Äsr ehemalige Dreslauer Polizeipräsident Lieber Mann ver- teidigt jetzt seinen früheren Vorgesetzten D o m i n i c u s in der Brsslauer bürgerlichen Presse gegen den Vorwurf, die Orgesch g e- warnt zu haben. Er hat dies mit denselben Argumenten getan, mit denen er sich selber in dieser Angelegenheit seit ihrer Aufdeckung durch die sozialdemokratische Presse ständig verteidigt hat. Er betont insbesondere, daß tiJ fchlesische Provinzialorgani- sation der Orgesch, der Heimatschutzvcrband verfassungstreuer Schle. ster, durch die Löschung der Mitgliedschaft bei der Orgesch, die be- zcichnenderweise er st nach Erlaß der Verordnung des Reichspräsidenten gegen die Sclbstschutzverbände erfolgte, ihren verbotenen Charakter verloren hatte. Das einzige Bemerkenswerte an dieser Berteidigung ist, daß dieselben Argumente, wie sie Herr Liebermonn für seine eigene Person anführte, nicht genügt haben, um ihn bor der Versetzung w den cinslwc'iigen Ruhestand durch denselben Minister Dominieus zu schützen. Es wird nicht ohne Interesse sein zu erfahren, ob Herr Dominicas dieselben Argumente, die er bei seinen nachgeordneten Beamten nicht gelten ließ, sondern zum Grund der Entfernung vom Amte nahm, jetzt für sich selbst anführen wird. Seme Verteidigung durch den von ihm zur Disposition gestellten Geheim- rat ist an sich allerdings schon kompromittierend genug.
Die Saperifche Volkspartei in Gppofition. München , 6. Oktober. (TU.) Das„Bayernblatt", das offizielle Organ der Deutschen Volkspartei in Bayern , schreibt über die Stellung der Deutschen Voltspartei zur neuen Regierung: Die Fraktion ist aus der Koalition ausgetreten. Die Befürchtung aber, die aus manchen Kreisen uns zu Ohren kommt, daß der rechte Flügel des Landtag » künftig grundsätzliche Oppositionspolitit treiben wird, ist unberechtigt. Wir sind gewiß, daß unsere Fraktion sich in ihrer Hallung zur neuen Regierung lediglich von sachlichen Erwagun- gen leiten lassen und die Taten des neuen Mannes abwarten wird. Auch der erweiterte geichäftsführende Landesausschuß der Deutschen Voltspartei hat, wie der„Fränkische Kurier" mttteilt, in seiner letzten Sitzung die nunmehr geschaffene Lage lang« erörtert und einstimmig erklärt, daß die Deutsche Volkspartei in Bayern nicht bereit ist, gegen- über der neuen Regierung von vornherein eine Opposition einzu- nehmen, sondern daß sie vielmehr willens ist, auch außerhalb der Koalition stehend, cm allen Fragen posiiw mitzuarbelten. Tie Bayerische Voltspartei«nd daS ReichSzentrum. Die Bayerisch« Dolkspartei-Korrespondenz schreibt zur Frag« der Wiederherstellung der Arbeitsgemeinschaft mit dem Reichszen- trmn u. a.:„Die Bayerische Volkspartei erhebt mit wachsender Dringlichkeit die Forderung auf Revision der Weimarer Verfassung im föderativen Sinne. Gerade jetzt bat der Führer der Rsichstags- fraktion des Zentrums davon gesprochen, daß die Weimarer Verfm- sung in absehbarer Zeit nicht geändert werden soll. Damit ist gesagt. daß im Kampf um die föderative Staatsidee das Zentrum auf feiten unserer Gegner stehen wird. In der Bayerischen Volkspartei ist keine Aenderung der Gesinnung zu erwarten, so lange es sich um die födr- ratio« Staatsidee handell."
fall« können wir für die nächsten Jahre ziemliche harte Aus- einandersetzungen zwischen der alten föderalistischen oder liberal-individnälistischen und der modernen zentralistischen Richtung in der englischen Gewerkschaftsbewegung erwarten. Nachdem erst allerlei Differenzen eine Neuwahl der Mit- glieder des Allgemeinen Gewerkschaftsrates nötig � gemacht hatten, sind jetzt von bekannten Gewerkschaftsführern u. a. folgende Persönlichkeiten hineingewählt worden: Smillie, R. T. Jones, Thomas von den Eisenbahnern, Gosling. Ben Tillet, Findlay, Ogden, I. Beard, Poulton und Margaret Bandst eld für die Frauen. Als erste Tat bat der Rat einen Ausschuß ge- meinsam mit oer Labour Party eingesetzt, der einen Plan zur Behebung der Arbeitslosig- keit ausgearbeitet und dem Unterhaus und Lloyd George eingereicht hat. Die Frage der Arbeitslosigkeit hat den Kon- greß überhaupt sehr lebhast beschäftigt. Ferner wurde Vis Stellung zum Krieg und prak- tische Maßnahmen zu seiner Verhütung diskutiert. Und wie sich auch schon auf dem Parteitag der Labour Party die Abneigung, auf dem Wege des General st reiks politische Ziele durchzusetzen bemerkbar gemacht hatte, so wurde auch hier schließlich anerkannt, daß ein internationaler Streik des Proletariats bei Kriegserklärungen nichts fruchten würde. Man begnügte sich mit der resignierenden Erklärung, daß die Arbeiterschaft sich mit allen ihr zu Gebote stehenden fried- lichen Mitteln für Abrüstung einsetzen müsse, im Augenblick aber könne sich die englische Arbeiterschaft Nicht mächtig genug suhlen, durch einen Generalstreik etwas gegen den internationalen Imperialismus und Militarismus auszurich- ten. Dagegen verlangte der Kongreß Teilnahme einer Ar- beiterdelegatio» an der Washingtoner-Abrüstungskonferenz, Ih die u. a. der Führer der Bergarbeiter, Herbert Smith, ge- wählt wurde So endete denn schließlich dieser Kongreß da, wo heute alle Diskussionen und Entschließungen über das soziale und politische Leben enden müssen: bei der Erkenntnis, daß es das System des Kapitalismus ist, dem der Kampf gelten muß/das man aber nicht mit kleinlichem Flickwerk, mit Re- den, Versprechungen und Selbstüberschätzung, freilich auch nicht mit schwächlicher Unterschätzung von heute auf morgen „zerschmettern" kann.
Kommunisten unö Republik. In Thüringen haben Verhandlungen zwischen den drei sozialistischen Parteien ücher die Regierungs- bildung stattgefunden. Wie die„Rote Fahne" berichtet, haben die Kommunisten den ihr von der Sozialdemokratie ange- botenen Eintritt in ein rein sozialistisches Kabinett zwar a b- gelehnt, well sie auf dem Boden der Räterepublik stehen, aber sich zu einer U n t e r st ü tz u n g einer aus Sozialdemo- kraten und Unabhängigen bestehenden Regierung bereit erklärt. In einer formulierten Erklärung spricht die kom- munistische Fraktion aus, daß sie bereit ist, für eine sozia- listisch unabhängige Regierung zu st i m m e n. Jbre weitere Stellungnahme macht sie abhängig von der Gesamt- Politik dieser Regierung, und zwar davon, ob die Regie- rung energisch die Interessen der werktätigen Bevölkerung vertritt. Unter dieser Voraussetzung ist die kommunistische Fraktion auch bereit der Regierung die finanziellen Mittel zu bewilligen. Ihre Stellungnahme zur Re- publik präzisierte die kommunistische Fraktion dahsn, daß sie ihre prinzipielle Stellung zur heutigen bürgerlich-bemo- kratischen Republik nicht aufgeben könne, daß sie aber diese Republik gegen alle Angriffe von rechks mik allen Mitteln verteidigen wird. Die Sicherung des demokratischen Selbstbestimmungs- rechts des Volkes in Reich, Staat, Gemeinde, die Demokrati » sierung der Verwaltung und Republikanisierung der Reichswehr und der Polizeiorgane, die Sicherung und den Ausbau der Sozialgesetzgebung bettachtet � die Kommu nistische Partei als Selbstverständlichkeit. Daß es die Aufgabe der Arbeiterklasse ist» die Republik gegen Angriffe von rechts zu schützen, hätten die Kommunisten
Die öeöeutung der Stickstossinöustrie. Die Katastrophe von Oppau hat lebhaftes Interesse an den tech- Nischen Fragen der Fabrikation künstticher Stickstofsverbindungen wachgerusen. Die Stickstoffindusttie ist der bedeutendste Zweig der modernen Kunstdüngerindustrie. Sie gewinnt immer größere Bedeutung für die Landwirtschaft, und die Zeit ist nicht allzu- fern, wo. die Stickstofsindusttie bestimmend sein wird für die Ertrag- nisse der Ernten. Die moderne Agrikulturchemie hat weitgehende Einsichten über die Zusammenhänge zwischen der Zusammensetzung des Bodens und dem Wachstum der Pflanzen gegeben Die Erfahrungstatsache, daß die �Pflanzen ihre Nahrung vornehmlich aus dem Boden ziehen, und daß in dem Maße, wie sie die N ä h r s a l z e des Bodens oer- arbeiten, der Boden an ihnen ärmer wird, ist durch die Wissenschaft bestätigt worden. Man weiß heute nicht nur, welche Stoffe dem Boden von den Pflanzen entzogen werden, sondern man kennt euch die zahlenmäßigen Verhältnisse. Während man, gestützt auf die Er- fahrung, zum Ersatz für die den Boden entzogenen Nährsalze dem Boden Naturdünger zuführt, wenn man empirisch(erfahrungsgemäß) arbeitet, erlaubt die moderne Agrikulturchsmie genau zu sagen, welche Ewffe und in welchen Mengen dem Boden zugeführt werden müssen. Sie lehrt aber noch mehr: daß die im natürlichen, organischen Dünger enthaltenen Äährsalze ebensogut in anorganischer, mineralischer Form zugeführt werden können. Sie hat den Weg gebahnt zu einer nach wissenschaftlichen Grundsätzen geleiteten Landwirtschaft, die um so nötiger wird, je größere Ansprüche an den Boden gestellt werden. Die Erkenntnis der Agrikulturchemie führte zur modernen In- dusttie künstlicher Düngemittel, und in dieser steht die Stickstoff- induftrie obenan. Die Stickstoffverbindvungen gehören zu jenen Nähr. salzen, ohne die unsere Ncihrpfla»zen nur kümmerlich gedeihen. Sie müssen immer wieder ersetzt werden, wenn der Boden nicht ermatten soll. Die natürlichen Dünqermengen reichen in der Landwirtschaft nicht aus. Man hat deshalb mit stickstoffhaltigem künstlichen Dünger nachgeholfen. Das Material dazu bot der C h i l i s a l p e t e r, der, organischen Ursprungs, in Chile in großen Mengen abgebaut wurde. Aber, einmal machen die Geldverhältnisse jetzt den Chilisalpeter sehr teuer, denn aber und vor allem mußte man mit der baldigen Er- schöpsung der natürlichen Lager rechnen. Die Chemie mußte also auf Ersatz sinnen. Nun ist aber Stickstoff ein Element, das chemisch sehr träge ist, und nur schwer chemische Verbindungen eingeht. Eine Stickstoffverbindung, das Ammoniak, ergab sich als Nebenprodukt der Easbereitung aus Kohle und konnte in brauchbare Verbindungen übergeführt werden. Das vornehmste Ziel aber war, zu schöpfen au, dem großen und unerschöpflichen Sticksioffreservoir, das wir besitzen, aus der Luft, von der das Gas Stickstoff ein wesentlicher Bestandteil ist. Die große chemische Trägheit des Stickstoffes hat den Bemühungen, den Luststickstofs in brauchbare Verbindungen überzuführen, lange gespottet. Der modernen Cemie ist es gelungen, nunmehr drei Methoden auszubilden, die die Gewinnung von Stickstofssalzen aus Luftstickstoff gestatten: die Gewinnung von Kalkstickstoss, indem Stick-
stoff über erhitztes, feinpuloerisiertes Kalziumtarbid geleitet wird, die Gewinnung von Stickoxyd, das wetter verarbeitet werden kann, im«lektrifchen Lichtbogen, und schließlich die Gewinnung von Stick- stosfoerbinduNgen, indem Stictftoff und Wasserstoff bei hoher Tempe» ratur und hohem Druck zur Verbindung gebracht werden. Die letztere Methode wird im größten Maßstab in Oppau wie im Leunowerk angewandt. Die Stoffe, die zum Ausgleich des den Boden durch die Pflanzen entzogenen Stickstoffe dienen, werden von der Industtie gewonnen au» unerschöpflichen Reservoiren: die Luft liefert den Stickstoff, das Wasser den Wasserstoff. Wissenschaftliche Erkenntnis und technische Erfahrung haben gelehrt, die Landwirtschaft von natürlichem Stick- stosfvorkommen unabhängig zu machen. Die Chemie hat die Er» kennMi« gegeben, di- Technik die brauchbare Methode. Die In- dusttie liefert das Produkt zum Wohle der Landwirtschaft, die in nicht allzu longer Zeit völlig auf sie angewiesen sein wird. So ist die Sttckstoffindustrie die Voraussetzung wissenschaftlichen Betriebes der Landwirtschaft, und der Stetgerung ihres Ertrages. Das ist im Lebensinteresse der Allgemeinheit, und gerade die Bettachtung über die Bedeutung der Stickstoffindusttie führt zu gemetnwirtschaftlichen Gedankengängen. Wenn die Katastrophe von Oppau das öffentliche Interesse auf die Stickstoffindusttie gelenkt hat, so soll vor allem daran gedacht werden, daß hier InteressenderAll gemein- heit wahrzunehmen sind.
Russische Tendenzdrmnatik. Lunatscharsty, der Volk«- beauftragte für Wissenschaft und Künste in der Sowjetrepublik, mar von der Deutschen Bühnen genossenschaft eingeladen worden, seine Meinung über die Zukunft des deutschen Theaters zu äußern. Seine Abhandlung ist jetzt eingetroffen und wird im„Reuen Weg", dem Organ der Genossenschaft, veröffentlicht. Sie beschäftigt sich weniger mit der deutschen als mit der russischen Bühne, über deren Gegenwart und Zukunft Lunastcharsky unter anderm folgendes ausführt: Indem wir die Theater auf di« Kosten de» Sräats nahmen, haben wir die Platzpreise auf dem Wege zum vollständig freien Ein- tritt bis zum Maximum von 2S0 Rubeln herabgesetzt, was. infolge des niedrigen Werts des Rubels einigen früheren Kopeken gleich ist. Die Billette werden durch die Gewertschaftsoereme verteilt, zu denen bei uns in Rußland ein seder gehört. In Rußland xsibt es unter den Kommunisten solche, welch« alles Alte verwerfen, da sie?s für bour» geois halten. Mit besonderer Heftigkeit geschieht dieses Lossagen vom Alten bei denjenigen Kommunisten, welche mit revolutionärem Geist ein« feurig« Liebe zur sogenannten linken Kunst vereinigen, die in Rußland unter dem Namen„Fuwrismu'tck bekannt ist. Aber es gibt auch kommunistische Illtta-Rsalisten. d. h, Anhänger des reinen propagandistischen Agitationstheaters, die den Futuristen und den Passeisten(Anhängern einer überlebten Kirnst) gleich feindlich gegenüberstehen. Wir erkennen in Rußland die große Wichtigkeit des propaaan- distischen Agitationstheaters, des„PlakatthsatFrs. Natür- ffch können wir nicht von diesen Werken dieselbe künstlerische Boll- kommenheit fordern, die bei wirklich tünsttorifchen Stücken nicht
fehlen darf. Vom Plakat kann man nie die gleiche Qualität wie vom Gemälde verlangen. Wir arbeiten jetzt wirksam an der Veredelung der uns überschwemmenden Masse von Agitationsstücken, welche von Arbeitern, Rotarmisten, jungen Propagandadramatikern und Schau- spielern gedichtet werden. Es gibt nichts Oberflächlicheres als die Gewohnheit, die gesamte Theaterkunst der Vergangenheit als„bourgeois" abzutun. Da» Proletariat braucht sich nicht von Hauptmanns Werken der ersten und der zweiten Periode seines Lebens abzuwenden, auch nicht von Zola, Mirbeau , Ibsen , Bernard Shaw und den ihnen verwandten Schrift- stellern. Trotzdem sind alle diese nicht die Schriftsteller des Prole- tariats. Man fühlt in ihren Werten zuviel zerflossene Träumerei öder einen Ueberfluß von schwarzem Pessimismus und ungezügelter Phantasie. Das Proletariat wird selbst den rechten Weg finden. indem es seine eigene Intelligenz mit sich aus den breiten Weg der freien Schöpfung fortreißt. Wir müssen dort unlere Kultur ansangen, wo der kurze und helle Morgen der revoiutionäken Bourgeoisie endigt. Denn dort stehen Riesen, wie Hegel und Goethe, und sie warten auf ihre echten Nach- folger. Die Hüter dieser klassischen Traditionen haben sich in Epi- gönen verwandelt und sehen wie alte Uhus neben den neuen Ultra- Realisten und den ganz neuen Futuristen aus. Aber die proletarische Wage wird frisches Blut in die alten Adern gießen und ihnen die Möglichkeit geben, mit Macht dem wirklich neuen, dem echt futu- ristischen Theater zu dienen, welches, nicht ohne Qualen, in mehr oder weniger longer Zeit di« sozialistische Revolution gebären wird. Rudolf Skeiner und die Berliner Theologen. Die Schleiermacher . Stiftung an der Berliner Universität stellt für 1S21 folgende Preisaufgabe:„Verhält sich die Anthroposophie Rudolf Stei- ners neutral zur Religion, besonders zur christlichen Religion, oder ist sie selbst eine neu« Religion? Wenn letzteres, aus welchen Quellen Ist diese neue Religion geflossen?" An dem Ausschreiben, das bis 31. Dezember läuft und für das der Preis 900 Mark bettägt, können sich nur Studierende der Berliner theologischen Fakultät beteiligen. Amerikanische Sattre. Kürze ist die Eigenschaft, di« schlechte Zigarren, Liebesgeschichten und Seereisen erträglich macht. Berliebtheit ist der Selbstbettug. daß eine Frau anders sei als die andere. Erfahrung nennt man es, wenn man au» seinen Fehl- schlagen lernt, daß das nächste, was man unternimmt, wahrschein» lich auch ein Fehlschlag fein wird. Idealist ist ein Mann, der entdeckt Hot, daß ein« Rose besser riecht als ein Kohlkopf, und der uns daher empfiehlt, Suppe au» Rosen zu kochen, statt aus Kohl.
Nuturistllche Musik. In Neapel ist bor einigen Tagen vor über» fülltrm HanS die erste futuristische Oper„Die Uebcrrajckiung-,«in vert deS bekannten ftuturistenfübrer» Marin ettt, über die Szene ge- sangen. CS erlebte einen Tbeatafkandal. der die Direktion veranlatzle, di» Oper vom Spielpia« gleich wieder abzufehe«.