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LanStag und Gbersthlesien. Su Beginn der Donnerstagsitzung des Preußischen Land- t a g e s brachte Präsident L e i n e r t im Auftrage aller Parteien mit Ausnahme der Unabhängigen und Kommunisten, die auch im Gegensatz zu allen anderen sitzen blieben, folgende Erklärung über GberHlesien zur Kenntnis: Aus Genf   ist zu uns die erschütternde Nachricht gedrungen, daß der Völkerbundrat einen Vorschlag unterbreiten will, der eine Zer- reißung des schwer leidenden Volkes und Landes beabsichtigt. Ein solcher Vorschlag würde den Grundsätzen, die in den Versailler Friedensverhandlungen festgelegt worden sind, vollständig wider- sprechen. Danach sollte die Entscheidung der Frage, ob Obcrschlesien beim Deutschen Reiche verbleiben oder Polen   zufallen sollte,den- jenigen überlasien werden, die sie besonders angeht", nämlich der in Oberschlesien   geborenen Bevölkerung. Diese hat mit großer Mehrheit am 20. März d. I. entschieden, daß ihr Land beim deut- schen Volke verbleiben soll, mit dem sie mehr als 750 Jahre ver­bunden ist und dem sie den wirtschaftlichen und kulturellen Aufftieg allein verdankt. Polen   kann keinerlei Rechtsansprüche an Ober- schlesien geltend machen. Trot-dem soll ein erheblicher Teil des oberschlesischen Industrie« gebiets Polen   überwiesen werden: obgleich Industrie, Handel und Gewerbe allein durch Deutsche aufgebaut wurden, auch die Arbeiterschaft in den Gewerkschaften allein deutschen   Führern den Aufstieg zu geistiger und wirtschaftlicher Blüte oerdankt(Lärm bei den Komm, und U. Soz.) und sich alle maßgebenden Sachverständigen des In- und Auslandes für die Unteilbarkeit Oberschlesiens   als unbedingte Voraussetzung des wirtschaftlichen Gedeihens des Landes ausgesprochen haben. Die Abstimmung am 20. März d. I. wurde unter schlimmstem Terror polnischer Nationalisten mit schweren Bedrohungen der deutsch   stimmenden Bevölkerung vorgenommen.(Große Unruhe auf der äußersten Linken. Rufe rechts: Ruhe!) Wenn bei dieser Sachlage nur eine Minderheit der Abstimmenden sich für Polen  entschieden hat, so beweist gerade diese Tatsache den deutschen Charakter des oberschlesischen Voltes. Aber auch die Minderheit, die für Polen   stimmte, hat nicht gewollt, daß Oberschlesien   auf- geteilt und seine wirtschaftliche Susammengehörigkeit zerstört werden soll.(Zurufe der Komm.) Das ist namentllch in den letzten Monaten durch Kundgebungen der polnischsprechenden Minderheit unzweideutig zum Ausdruck gebracht worden. Die von den alliierten und assoziierten Regierungen in den Friedensbedingungen von Versailles   zugestandene Volksabstimmung hat also das niemals wegzuleugnende Ergebnis gehabt, daß Ober- schlesien   nicht nur deutsch, sondern ungeteilt deutsch   bleiben will. Die Zerreißung dieses Landes in einen deutschen und einen polni- schen Teil würde daher ein Gewaltakt sein, der gegen den Willen der gesamten oberschlesischen Bevölkerung vorgenommen wird und damit zugleich den Grundsatz der Selbstbe- stimmung des Volkes vernichtet. Der Völkerbundrat kann das Mandat, über die Zugehörigkeit des oberschlesischen Voltes zu Deutschland  oder Polen   zu bestimmen, niemals herleiten aus der Zustimmung derjenigen, die diesem Diktat unterworfen sind. Der oberschlesischen Bevölkerung gegenüber bekundet der Landtag die untrennbare Zusammengehörigkeit des deutschen Volkes mit ihr. (Bravo  !) Sie hat unter der Fremdherrschaft der Alliierten mit großem Mute sich zum Deutschtum bekannt, und wir drücken ihr hierfür das Gelöbnis unwandelbarer Treue aus.(Erneutes Bravo!) Die furchtbaren Leiden, Vergewalti- gungen der Freiheit, Gefahren für Leib und Leben, die die Ober- schlesier(Unruhe und Zurufe der Komm.) in den Aufständen er- dulden mußten, haben unser Mitgefühl mit den Oberschlesiern so gestärkt, daß eine Trennung des deutschen Volkes von ihnen ausgc- schloffen ist.(Sehr richtig! und Bravo!) Wir müssen mit ihnen die Ausführung der in Genf   vorbereiteten Lösung des Schicksals von Oberschlesien   als eine brutale Vergewaltigung des Volkswillens empfinden, und wir müssen uns auf das entschiedenste weigern, einen solchen Gewaltakt als Recht anzuerkennen.(Lebhafte Zu- stimmung.) Eine solche Lösung kann auch unmöglich zur Stärkung des Weltsriedens und zur Völkeroersöhnung beitragen.(Sehr richtig!) Sie würde den wirtschaftlichen Frieden nicht fördern und vor allem den Frieden des so schwergeprüften oberschlesischen Volkes nicht herbeiführen. Der Preußische Landtag   erhebt feierlichen Einspruch gegen eine solche durch keinerlei Recht begründete Vergewaltigung und weiß sich hierin einig mit der erdrückenden Mehrheit des ge- samten deutschen Volkes.(Langanhaltender lebhafter Beifall.   Lärm und Zurufe bei den Unabhängigen und Kommunisten: Stinnes- bände!) Abg. Dr. Zlleyer-Ostpreußen(Komm.): Wir stimmen diesen Darlegungen nicht zu.(Zustimmung bei den Kommunisten, die mit Entrüstungskundgebungen beantwortet wird.) Abg. Leid(U. Soz.) erklärt dasselbe.(Große Unruhe.) Er werde nächstens die Stellung seiner Partei zur oberschlesischen Frage darlegen.(Großer Lärm und Schlußrufe.) In der fortgesetzten Besprechung der Großen Anfrage Hofs über den Entwurf des Reichsschulgesetzes zur Ausführung de« Ar- tikels 146 Abs. 2 der Reichsoerfassung, betreffend Bekenntnis- und tveltanjchauungsjchulen ergreift das Wort Abg. König-Swinemünde(Soz.): Artikel 146 der Verfassung sieht die Gemeinschaftsschule als Normalschule vor und ge- stattet sowohl die konfessionelle al» auch die weltliche Schule nur als Ausnaymeschulen unter ganz bestimmten Voraussetzungen, u. a., daß«ine genügende Zahl von Erziehungsberechtigten die Aus- nahmefchule verlangt und der regelmäßige Schulbetrieb dadurch nicht gestört wird. Der Reichsschulgesetzentwurs will aber alle be- stehenden Konfessionsschulen zulassen und die Konfessionsschule als Regel hinstellen. Somit ist der Entwurf verfassungswidrig, und wir fordern seine Umänderung. Noch 1316 haben die Rechte und das Zentruin in der Difsidentenfrage das Elternrecht mit Füßen ge- treten, daher glauben wir ihnen jetzt ihre Begeisterung für die Frei- heit der Eltern nicht. Das Privatschulwesen darf nicht zu sehr in die Höhe schießen, denn dadurch wird die Gemeinschaftsschule durch- löchert. Abg. Meyer-Ostpreußen  (Komm.) fordert Abschaffung des Re- ligionsuntcrrichts. Abg. hoff(Dem.): Der Reichsschulgesetzentwurf bedeutet einen Bruch nicht nur der Verfassung, sondern auch des Weimarer   Schul- komvromisscs. Wir verlangen loyale Durchführung der Verfassung. Abg. Schwarzhaupt(D. Vp.): Auf der konfessionellen Schule müssen wir bestehen. Der Kampf heißt nicht: Hier Simultan-, bier Bekenntnisschule, sondern: Hier weltliche, hier religiöse Schule! (Schr richtig! rechts.) Der Antrag, die Große Anfrage und den Antrag Kunert (U. Soz.), dem Unlercichtsausschuß zu überweisen, wird gegen die sozialistischen   Parteien und Demokraten abqelebnt. Der Antrag Kuner: selbst wird gegen die sozialistischen   Parteien abgelehnt. Der deutschmonarchistische Antrag aus Unterstützung der Prioatschulen geht an den Unterrichtsausschuß. Es folgen die Großen Anftagen Lehmann(Dnat.), Otto(Dem.) und Braun(Soz.) über Sie Vorgänge an üer �ürstin-Slsmarck-Schule in Eharlottenburg... Abg. Pflug(Dnat.): Der Kultusminister hat im Mai 1820 wegenpolitischer Drangsalierung" einer Minderheit, nämlich der beiden im Kollegium vorhandenen entschiedenen Schul- xeformer, eine Untersuchung angeordnet. Der Direktor und
drei Damen des Kollegiums wurden im Interesie des Dienstes ver- setzt. Diese Verfügung Haenisch' ist erst von Dr. Becker zurück- e n o m m e n worden. Eltern und Schülerschaft wollen Direktor urg der Schule erhalten. Die Schulreformer weichen von den Eltern abgelehnt. Der Ton in Haenisch' Verfügung entbehrte jedes politischen Taktes. Der Ministerialdirektor, der m so gehässiger und einseitiger Weise die Untersuchung geführt hat, darf nicht länger an leitender Stelle im Schulwesen stehen. Darauf wird die Aussprache abgebrochen. Freitag 11 Uhr: Kleine Ansragen, Strafverfahren gegen Abgeordnete, Große An- fragen: Braun(Soz.) wegen der Personalpolitik des Ministers Dominicus, wegen des Vorgehens des Statistischen Landesamts gegen Angestellte, welche die schwarzrotgoldene Fahne gehißt hatten, und wegen des Verhaltens des gewesenen Breslaucr Polizeipräsidenten Liebermann. Schluß gegen 7 Uhr.
die ilSPd. hak sich in der Berliner   Skadkverwalkung häufig nicht von sachlichen Gründen, sondern von der Konkurrenz- furcht gegenüber den Kommunisten leiten lassen. Sie haben dem in der Mehrheit sozialistischen Magistrat üen Etat abgelehnt. Die meisten Unabhängigen erkennen die Unrichtig­keit und Schädlichkeit dieser Taktik selbst an, aber die Partei hat nicht den Mut, es offen aus­zusprechen. Die Unabhängigen haben mit den Kommunisten durch ihre Haltung vielfach Sie sozialistische Mehrheit gespalten und dadurch den Einfluß der bürgerlichen Parteien gestärkt. Die SPD.  weiß, daß sie sozialistische Kommunalpolitik nur in den engen Grenzen der heutigen Perhältnlsse treiben kann. Sie verspricht nicht mehr als durchzuführen möglich ist. Sie allein kann die sozialistische Mehrheit sichern. Deshalb jeöe Stimme öer 1 Sozialdemokratischen Partei
Das Militärtuch üer Sicherbeitswehr. »«.Köln, IS. Oktober. Im weiteren Verlauf der Leweisaufnahme richtet der Vor- sitzende an den Angeklagten T r o b e ck die Frage, ob ihm nicht bei dem zweiten Geschäft mit dem Zuschlag von 2 Schilling der Preis von 136 Schilling zu hoch und der Gewinn übermäßig erscheinen mußte, so daß ein reeller Kaufmann fein« Hände davon lassen mußte? A n g e k l. Tr o b eck: Ich bin Ingenieur und kein Kaufmann, aber der deutsche Jurist, der die Regierung vertrat, hat den Vertrag gebilligt. Wie konnte ich da denken, daß man mich vor ein Gericht stellen würde? Der Angeklagt« Trobeck betont dann, daß er bei dem Geschäft das Risiko getragen habe. Er mußte an Gaunt in London   die Summe von 20 000 Dollar als Garantie auszahlen und bekam selbst auf das Akkreditiv der Re» gierung erst dann Geld, nachdem der entsprechende Teil der Ware verladen und die Dokumente vorgelegt waren. Er trug also vom Tage der Zahlung an das ganze Risiko: wenn es schief gegangen wäre, würde er ein armer Mann geworden sein. Vors.: Schließlich hätten Sie auch die Finger davon lallen können. R.-A. Dr. Alsberg: Und was wäre aus der Sicherheitswehr ge- worden? Dorf,(lächelnd): Na, dann wäre schließlich wohl ganz Preußen zugrunde gegangen. Angekl. Trobeck erklärt, daß dos Bruttoquantum 100 000 Pfund Sterling betragen hätte. Vor f.: Diese Beträge haben Sie im Ausland gelallen? Angekl.: Das Geld wurde ja in London   ausgezahlt. Vors.: Es war aber ein Geschäft, das in Berlin   gemacht war. Der aus London   erschienene Zeuge Gaunt ist der Verkäufer des Tuckes. Von der englischen Negierung habe er über 20 Mil- lionen Pard verschiedene Militärtuche gekauft gehabt. Eleland habe er eine Million Bard zum Preise von 11 Schilling angeboten. Außerdem habe er das Tuch noch verschiedenen anderen Leuten an- geboten, sei auch selbst in Berlin   gewesen und habe versucht, Tuch zu verkaufen. V o r f.: Zu welchen Preisen haben Sie das Tuch in Berlin   angeboten?Zeuge: Zu 10 Schilling 6 Pence. Vors.: Weshalb ist man in Berlin   auf dieses Angebot nicht ein» gegangen? Zeuge: Das ist etwas, worüber ich mich selbst wundere. (Heiterkeit.) Bei dem Geschäft mit Eleland war Bedingung, daß das Tuch vorher bezahlt wurde. Das konnte dieser zunächst nicht, bis Trobeck hineinkam. Erst als Trobeck die 20 000 Dollar Kaution gestellt hatte, haben wir Vertrauen zu dem Geschäft bekommen. Der Zeuge, dessen Vernehmung durch Dolmetscher erfolgen muß und sich daher sehr langwierig gestaltet, wird dann ausführlich über die Einzelheiten der Vereinbarungen und vorausgegangenen Verhand- lungen befragt. Vors.: Es wird angenommen, daß ein Risiko für die Angeklagten bestand, weil Schwierigkeiten bei der Ausfuhr ge- macht werden konnten, weil das Tuch für die Sicherheitswehr b«- stimmt war? Zeuge Gaunt: Ich glaube nicht: ich nehme doch an, daß dos anständige Leute find.(Große Heiterkeit.) Vors.: Ist Ihnen nicht bekannt, daß die Entente die Sicherheit?- wehr mit wenig günstigen Augen ansah? Zeuge: Davon weiß ich nichts. Ich tonnte das Tuch verkaufen, an wen ich wollte, auch an die Sowjetregierung und an Deutschland  . Der englische Zeuge L o d g e, der in Köln   Vertreter von Gaunt war, bekundet, das Rcichswirtschaftsministerium habe sich Muster ausgebeten und sollte nach dem Kapp-Putsch   Antwort geben. Sie hätten ober nichts mehr gehört. Zeuge Stern, Gesellschafter des Vorzeugen, bekundet, daß die württembergische Re- g i e r u n g eine Million Bard taufen wollte. Das Geschäft zerschlug sich, weil Geheimrat N e i ch a r d t vom Reichswirtschaftsministerium die Einfuhrgenehmigung versagte. Die Verhandlung wird am Freitag sortgesetzt.
Die neue poftverteuerung. Der dem Reichstag vorzulegende neue Posttarif, der da» Defizit mildern soll, will u. a. folgende Sätze einführen: Brief Ortsverkehr bis 20 Gramm 7S Pf., über 20 bis 250 Gramm 1 M., Fernverkehr bis 20 Gramm 1 M., über 20 bis 100 Gramm 1F0 M., über 100 bis 250 Gramm 2 M. Dienstliche Akten- briefe von Behörden über 250 bis 500 Gramm 3 M.: Postkarte Ortsverkehr 50 Pf.. Fernverkehr 75 Pf.: Druckfachcnkarte 25 Pf.: Drucksachen bis 50 Gramm 30 Pf.. 60 bis 100 Gramm 50 Pf.. 100 bis 250 Gramm 1 M.. 250 bis 250 Gramm 2 M.. 500 Gramm bis 1 Kilogramm 3 M.: Päckchen(bis 1 Kilogramm) 3 M.: Pakete Nahzone bis 5 Kilogramm 4 M., 6 bi» 10 Kilogramm 8 M., 10 bis 15 Kilogramm 14 M 15 bis 20 Kilogramm 20 M., Fernzone 6. 12, 22, 30 M. E i n f ch r e i b g e b ü h r 2 M.: P o st a n w e i f u n- gen bis 50 M. 1 M.. 60 bis 250 M. 2 M.. 250 bi» 500 M. 3 M.. 500 bis 1000 M. 4 M., 1000 bis 1500 M. 5 M., 1600 bi» 2000 M. 6M. Auslandsgebühren: Briefe bi» 20 Gramm 2 M., jede weiteren 20 Gramm 1 M.: Postkarten 1,20 M. und Druckfachen 40 Pf. für jede 60 Gramm.
Z a h l k a r t e n g e b ü h r 60 Pf. bei Betrügen bis 60 M.. 1 M. bei 60 bis 600 M.. 1,50 M. bei 600 bis 1000 M., 2 M. bei 1000 bis 2000 M., 3 M. bei 2000 M. Telegramme 60 Pf., mindestens 5 M., Pressetelegramme die Hälfte. Fernsprech» gebühren Erhöhung um 20 v. H.
Eifenbahnunfälle überall. Bamberg  , 13. Oktober. Heute nacht kurz nach 12 Uhr fuhr in der Nähe der Betriebswerkstätte ein Güterzug mit Personenverkehr aus bisher noch unbekannter Ursache auf ein sogenanntes totes Gleis, überfuhr den Prellbock und stürzte mit der Lokomotive in einen Graben. Der dritte Personenwagen wurde in den zweiten hineingeschoben, wodurch unter den Fahrgästen ein großes Blutbad angerichtet wurde. Nach den bisherigen Feststellungen sind 3 Per- fönen kok, 3 schwer verletzt und 12 leicht verletzt. Einer der Getöteten ist der Handelsmann Georg Eichler aus Königsberg   i. Pr. Der Materialschaden ist außerordentlich groß. Von den Schwerverletzten ist einer bei seiner Einlieferung in das Krankenhaus gestorben. Heidelberg  , 13. Oktober. Heute früh überrannte ein Leergüter- zug auf der benachbarten Station Wieblingen das Stellwerk, das er vom Sockel herunterriß. Infolge der dadurch hervor- gerufenen Unterbrechung des Signaldienstes fuhr ein aus Mann- heim kommender Personenzug bei dichtem Nebel auf einen von Mannheim   nach Basel   abgelassenen Schnellzug auf, der auf der Strecke vor der Unfallstelle liegen geblieben war. Die Lokomotive des Personenzugs entgleist«, der Packwagen des Schnellzugs schob sich in den letzten Personenwagen und beschädigte ihn erheblich, wobei mehrere Reifende des Schnellzugs Verletzungen erlitten, darunter der aus dem Haag kommende österreichische Lega- tionsrat Dr. Günther. Mit mehreren Stunden Verspätung konnte der Schnezug die Fahrt nach Basel   fortsetzen. Arnsberg  , 13. Oktober.  (Amtlich.) Vormittags 6,30 Uhr stieß Personenzug 1361 bei Haltestelle Lenne infolge grober Fahr- lässi gleit im Zugmeldedienst mit einer leerfahrenden Loko- motive zusammen. Ein Heizer wurde getötet, andere Beamte wur- den schwer verletzt. Die beiden Lokomotiven und zwei Personen- wagen wurden stark beschädigt. Der Betrieb wurde durch Umsteigen aufrechterhalten. Um 5,30 Uhr nachmittags war die Strecke wieder befahrbar. Bei Merida in Spanien   ist ein Personenzug infolge Unter- spülung des Bahndammes durch anhaltenden Regen entgleist. Ueber die Zahl der Toten und Verletzten liegen Meldungen noch nicht vor.
Volksabstimmung im Surgenlanü. Budapest  , 13. Oktober.  (Ung. Tel.-Korr.-Bund.) Ueber die Ein- zelheiten der Vereinbarungen in Venedig   erfährt unser nach Venedig  entsandter Sonderberichterstatter: Acht Tage nachdem die inter» alliierte Generalskommission die erfolgte Entwaffnung festgestellt hat, wird in Oedenburg   und Umgebung, Agendors und Brennberg   unter Kontrolle der Kommission eine Voltsabstimmung abgehalten. Was die infolge der Uebergabe erhobenen finanziellen Forderungen Ungarns   bettifft, so werden in dieser Frage in vier- zehn Tagen Verhandlungen in Wien   eröffnet werden. Wenn diese Verhandlungen binnen vierzehn Tagen nicht zu einem Ergebnis führen, so wird gemäß den Bestimmungen des Friedens von Trianon ein gemischtes Schiedsgericht über diese Frage entscheiden.
Die neue Irredenka. Am Montag wurden sämtliche Süd- tiroler Tagesblätter wegen eines Artikels betteffend die Stellungnahme der deutschen Südtiroler   Abgeordneten zum Besuch des Königs beschlagnahmt. Nach demAvantt" sind alle Süd- tiroler Zeitungen oerboten worden, weil sie die deutsche Bevölkerung aufforderten, sich beim Besuch des italienischen Königs jeder Kundgebung zu enthalten. Der König wird auf feiner Reife noch Tirol keinen Aufentbalt nehmen, sondern nur kurz Meran  besuchen und dann nach dem Brenner fahren, um der Einweihung der Grenzsteine beizuwohnen. Die 20 Stadkverordnelen von Poplar. die wegen Steuerver- Weigerungsbeschluß unter Hinweis auf die große Zahl Arbeitsloser in diesem Londoner Vorort verhaftet worden waren, sind auf Wei- fung des Oberhauses als höchsten Gerichts fr e i g el af f en.worden.
Wirtfdyafi Die Black sinkt weiter. Der SturzderdeutschenValuta nimmt immer bedroh. lichere Formen an. Nachdem schon vorgestern die höchsten bisher erzielten Preise ausländischer Zahlungsmittel an der Berliner Börse  überschritten waren, setzte sich die Bewegung gestern fort und ließ den Dollar auf 141,35(vorgestern 131,86), den Preis von 100 hollän- difchen Gulden auf 4845,15(vorgestern 4395,60), den von 100 Schweizer   Fronten auf 2597,40(vorgestern 2437,55) hinaufschwellen. Die amtlichen Notierungen der Berliner Börse, die im Freivertehr noch überboten wurden, ergeben also, daß die Mark im Ausland weniger als 3 Pfennige der Währung vor dem Kriege gilt. Die Gewaltköfung der oberschlesischen Frage hat die Panikstimmung ausgelöst. Ob die Entwertung der deutschen Mark  in diesem Umfange innerlich berechtigt ist, läßt sich ohne Kenntnis der Einzelheiten des Bölkerbundbefchlufses nicht beurteilen. In Zahlen vermag heute niemand auszudrücken, welche Mengen wirt- schaftlicher Energien durch den Genfer   Spruch mit einer Teilung Oberschlesiens   der deutschen   Volkswirtschaft sofort, welche Mengen ihr allmäblich verloren gehen. Jeder fühlt nur, daß hier der deutschen   Wirtschast und den deutschen   Finanzen ein ungeheuer schwerer Schlag versetzt worden ist, daß die zukunftsreichsten Gebiete an Polen   fallen, damit vielleicht auch wirtschaftlich schwer gefährdet werden sollen. Daher die schlechte Beurteilung der deutschen Mark   mit allen ihren unheilvollen Folgen für die deutsche Kaufkraft am Weltmarkt, für die Verteuerung fremder Rohstoffe und der meisten Lebensmittel für die Verschleuderung der deutschen   Waren am Weltmarkt und für die finanzielle Leistungsfähigkeit des Reiches sowohl im Inland wie gegenüber der Entente. Ein Ende dieser Entwicklung ist vorläufig nicht abzusehen: die Entente wird sich erst durch die zu erwartenden neuen Störungen Ihrer eigenen Wirtschaft davon überzeugen müsien, welcher Fehl- s p r u ch das Urteil des Völkerbunds im Hinblick auf die Wirtschaft- lichen Zusammenhänge der oberschlesischen Industrie gewesen ist. Dem Reich aber, das seinen wachsenden Goldmarkverpslich- t u n g e n nur mit Papiermarksteuern gegenübersteht, das jetzt von dem Valutasturz am schwersten bettoffen wird, erwächst die Frage, wie es der Gefährdung feiner Finanzen entgegenwirken fall. Die letzte Woche hat wieder 1 Milliarde neuerBanknoten gebracht; der gesamte Papiergeldumlauf ist auf 95 Milliarden angewachsen. Die ersten jährlichen WIederautmachunpsraten, ursprünglich auf rund 50 Milliarden geschützt, sind durch den Kurzsturz der Mark auf rund 120 Milliarden' gestiegen. Keine Finanzreform, die sich auf Panier- marksteuern aufbaut, ist auf die Dauer diesem Ansturm gewachsen. Wird man daraus die entscheidenden Schlüsse ziehen? Deutsch  -Oesierreichs Außenhandel. Nach der vorläufigen Hau. delsstatiftik über Oesterreichs   Außenhandel im ersten Halbjahre 1921 erreichte die Einfuhr eine Menge von 3,8 Millionen Tonnen, die Aussuhr ein« Menge von 700 000 Tonnen. Der Anteil Deutschlands  daran geht ans folgenden Zahlen hervor: Die Einfubr von dort betrug 1 222 000 Tonnen, also fast ein Drittel, die Ausfuhr dorthin 106000 Tonnen.